gezeichnetes Gedächtnis und eine lebendige Erzählergabe waren ihm eigen. Sein Kopf war die reinste Registratur — ein wahres „Lagerbuch", wie sich der amtierende Geistliche ausdrückte. Es war Lust und Lehre zugleich, seinem ungemein lebendigen Erzählen aus vergangenen Tagen zu lauschen. Bis in die Schulzeit treu war sein Gedächtnis und bis vor kurzem noch konnte er die langen Uhlandschen Balladen vom „lleber- sall im Wildbad" und der „Döffinger Schlacht" ohne jeden Fehler vortragen. Leider hat ihm ein Gehörleiden in den letzten Jahren den Umgang mit der Außenwelt erschwert. 35 Jahre lang von 1877—1913 war der Verstorbene Schultheiß. In einer sür die Gemeinde schweren Zeit beries ihn das Vertrauen seiner Mitbürger in sein Amt, am Tage, nachdem er als ausführender Zimmermann für die Gemeinde das Fürsterhaus ausgeschlagen und den Richtspruch getan hatte. Nach ihm hat er unter viel Versuchungen treu seines Amtes gewaltet, was von der alten Regierung durch Verleihung der Württ. Verdienstmedaille anerkannt wurde. Noch öfter hat er in seiner Amtszeit als Schultheiß für die sich stark entwickelnde Gemeinde bauen müssen: Das Schulhaus wurde erweitert, ein neues Rathaus erstellt und als letzte und schönste Tat unsere prächtige Kirche errichtet. Der Lorbeer der Gemeinde und der herzliche Machruf durch Schultheiß Langenstein waren wohl verdient. Wahrhaft Patriach war Schultheiß Gaun auch im Familienkreise: 12 lebende Kinder, 13 Enkel und 19 Urenkel betrauern den Stammvater. Was für eine Tat, was für ein Heldentum spricht sich in diesen Zahlen aus! Es ist größer als manches heut so vielbejubelte, besonders wenn man bedenkt. daß Schultheiß Gaun aus bescheidenen Verhältnissen kam, daß er jene armen Zeiten miterlebt hat, wo man hierzulande oft nicht satt zu essen hatte und wo man aus Armut sich Holzschuhe und Zwilchhose selber machte, wie er erzählte. Ein mächtiger Leichenzug gab Zeugnis, welche Achtung und Wertschätzung der Verstorbene im amtlichen und bürgerlichen Leben gleichermaßen sich erworben hatte. Nun ist der Greis Mit dem Silberhaar nicht mehr. Das Bänklein vor seinem Hause, aui den: er so gern gesessen, ist leer. Seine freundliche Patriarchengestalt aber bleibt unvergessen und lebt in gesegnetem Andenken.
Grüfenhausen, 1 l. Sept. Durch eine Anzeige beim Landjägerstationskommando kam der Verdacht auf, daß die ledige Anna Her m a n n, Tochter der Friedrich Hermann, Stein- Hauers Witwe, sich der Abtreibung schuldig gemacht habe und die Spuren vergraben hätte. Die angestellten Nachforschungen ergaben, daß ein Kind im Garten beim Haus vergraben war. Im Laufe der Vernehmungen machte das Mädchen das Geständnis, daß es das Kind schon vor einiger Zeit lebend zur Welt gebracht habe und dasselbe von ihrer Mutter getötet und im Garten vergraben wurde. Mutter und Tochter wurden verhaftet und an das Amtsgericht eingeliefert.-
Wildbad, 11. Sept. Ein wegen Garderobediebstahl inhaftierter, erst vor kurzem aus dem Landesgefängnis entlassener Fremder hat sich im hiesigen Arrestlokal entleibt. Beim Abschiedsball der Hotelangestellten hatte er einen Mantel gestohlen und war bei einem weiteren Diebstahlsversuch entlarvt worden. Wahrscheinlich hatte der Alaun noch mehr auf dem Kerbholz.
Informationsreise der Lloyd-Vertreter der Generalagcntur- Bezirke Württemberg und Hessen am «r. u. 7. September 1828.
Am 6. und 7. September 1928 hatten sich die Vertreter des Norddeutschen Lloyd aus den Generalagentur-Bczirken Württemberg und Hessen in Bremen versammelt, um mit den leitenden Persönlichkeiten des Norddeutschen Lloyd Fühlung zu nehmen und vor allem einen Einblick in die weitverzweigte technische und wirtschaftliche Organisation der Bremer Schiffahrtsgesellschaft zu gewinnen. Die Teilnehmer an dieser Informationsreise versammelten sich am Donnerstag, den 6. September, im Verwaltungsgebäude des Norddeutschen Lloyd, wo sie von Herrn Geheimrat Stimming auf das herzlichste begrüßt wurden. Im weiteren Verlauf dieser Begrüßungsansprache gab Herr Geh.-Rat Stimming einen umfassenden Ueberblick über die Gesamtflotte des Norddeutschen Lloyd, sowie über das sich von Europa nach den übrigen Erdteilen erstreckende Liniennetz. Im Anschluß an den Vortrag fanden eine Besichtigung des Hauptverwaltungsgebäudes des Lloyd und eine gemeinsame Rundfahrt durch Bremen statt. Auf der Rundfahrt hatten die Teilnehmer Gelegenheit, die Gepäck- Abteilung und die Sanierungs-Anlagen kennen zu lernen. In die Vormittagsstunden fiel auch die Besichtigung der Weser- Werit. Den Höhepunkt dieser Rundfahrt bildete entschieden der Besuch des neuen, am 19. August vom Stapel gelaufenen Vierschrauben-Turbinen-Schnelldampfers „Bremen". Der Eindruck. den die Besucher von diesem neuen deutschen Ozeanriesen empfingen, war außerordentlich groß und nachhaltig. — Das Programm des Donnerstages wurde vervollständigt durch die Besichtigung Bremerhavens, wo die Gäste an Bord des Lloyd- dampfers „Berlin" gastfreundlich ausgenommen wurden. Besondere Aufmerksamkeit erweckte im Verlauf der dortigen Hafenrundfahrt die Columbuskoje mit dem Columbusbahnhof, die es selbst den größten Ueberseedampfern ermöglicht, unmittelbar im Wesersluß festzumachen, um von dort den Ueber- gang der Passagiere auf das Festland zu bewerkstelligen. Da die Teilnehmer an Bord der „Berlin" übernachteten, war ihnen Gelegenheit gegeben, den Schiffsbetrieb und die Einrichtungen nach jeder Richtung hin kennen zu lernen und sich von der mustergültigen und weltbekannten Fürsorge, mit welcher der Norddeutsche Lloyd seine Fahrgäste betreut, persönlich zu überzeugen. Am Freitag morgen brachte der Seebäderdampfer „Roland" die Lloyd-Vertreter bei herrlichem Wetter nach Helgoland, von wo aus um X7 Uhr abends die Rückfahrt nach Bremerhaven angetreten wurde. Kurz vor Mitternacht trafen die Teilnehmer wiederum in Bremen ein, wo die lehrreiche und eindrucksvolle Informationsreise zur vollen Befriedigung aller Teilnehmer ihren Abschluß fand. Aus dem hiesigen Bezirk ^ahm an dieser Informationsreise Herr Martin Lutz, Fa. Theodor Weiß, Neuenbürg, teil.
Baden.
Vom Schwarzwald, 11. Sept. Dieser Tage wurde berichtet, daß bei Schluchsee ein schwerer Stein auf das Gleis der Drei-Seen-Bahn gelegt wurde. Jetzt meldet man, daß der Stein von dem Bahnarbeiter Ketterer aus Bärental dorthin gerollt wurde, um sich für die Entdeckung eines geplanten Attentats eine Belohnung zu sichern. Ketterer wurde sofort aus dem Staatsdienst entlassen.
Handel, Verkehr und Volkswirtschaft.
Wirtschaftliche Wochenrmrdschau.
Börse. Die abgelaufene Börsenwoche hatte wieder unregelmäßige Tendenz. Besonderen Einfluß hatten auf das Geschäft die außenpolitischen Verhandlungen bei der gegenwärtigen Vülkerbundstagung in Genf. Die Stimmungskomplikation infolge der brüsken Rede Briands gegenüber dem deutschen Abrüstungsverlangen, ferner die geringen Aussichten einer raschen Förderung der Rheinlandräumung belasten die Haltung des Marktes und legten allenthalben Reserve auf. Auf die neuesten Erklärungen des Reichskanzlers Müller fühlte sich dann die Börse über den Weitergang der internationalen
Verhandlungen beruhigter. Aber von einem Optimismus ist nirgends die Rede. Das Geschäft stockte, da das Publikum sich in völliger Teilnahmslosigkeit verhielt. Trotzdem zeigte die Börse eine bemerkenswerte Widerstandskraft und als im Lauf der Woche am Geldmarkt sich eine Entspannung zeigte und auch einige Kaufaufträge aus dem Ausland Vorlagen, war die Tendenz sogar freundlich. Das Geschäft hielt sich aber in engen Grenzen. Immerhin genügten die wenigen Anregungen, um die Kurse, wenigstens die einiger Spezialwerte, etwas zu steigern. Im Vordergrund standen wieder Reichsbankanteile, die auf ausländische Käufe etwas anzogen. Fester waren auch Montanwerke in Erwartung einer schließlichen Preiserhöhung.
Geldmarkt. Nach der Ueberwindung der Medioligui- dation, die diesmal zum letztenmal stattfindet, trat am Geldmarkt rasch wieder eine Entspannung ein. Vor allem Tagesgeld war sehr leicht, was auch mit der sehr frühzeitigen Vorversorgung zum Quartalsultimotermin zusammenhängt, der Ende September erfahrungsgemäß besondere Ansprüche stellt, hauptsächlich wegen der in vollem Gang befindlichen Erntefinanzierung. Die Sätze für Tagesgeld sind auf 5—7 Prozent gesunken. In diesem Zusammenhang waren Privatdiskonte noch stärker als bisher gesucht. Für Monatsgeld bestand starke Nachfrage. Selbst für erste Adressen war Monatsgeld nicht unter 8,5 Prozent zu haben. Von Amerika hat der deutsche Geldmarkt wegen der dortigen hohen Geldsätze und der Verstopfung des Marktes mit deutschen Emmisstonspapieren kaum Unterstützung zu erwarten. Erst nach der Ernteregulierung wird wieder mit normalen Geldsätzen gerechnet werden können.
P r o d u k t e n m a r k t. An den Produktenmärkten setzte sich der Preisdruck mit ziemlicher Heftigkeit fort. Die inländischen Märkte zeigten bei verstärktem Angebot andauernd nachgiebige Tendenz. Dazu kam der Preisdruck, der von den günstigen Ernteschätzungen Nordamerikas ausging. Die Kraftfuttermittel blieben im Preis hoch. An der Stuttgarter Landesprodnktenbörsc blieben Heu und Stroh mit 8,5 bezw. 5,5 Mark pro Dz. unverändert. An der Berliner Produktenbörse notierten Weizen 206 (— 1t), Roggen 208 (—13), Wintergerste 208 (—15), Hafer 191 ((—17) Mark je pro Tonne und Weizenmehl 28X (—IX) Mark pro Dztr.
Warenmarkt. Die Großhandelsindexziffer ist mit 110,1 gegenüber der Vorwoche mit 110,7 um 0,3 Prozent gesunken. Auf den Häuteauktiouen zeigte sich keine wesentliche Veränderung. Der Ledermarkt war ruhig. In der Baumwoll-'wie in der Wollindustrie herrscht anhaltende Depression und schleppendes Geschäft. Absatz und Auftragsbestände gingen weiter zurück. Im Zusammenhang mit der Erhöhung der Frachttarife der Reichsbahn hört man schon von der Absicht der Erhöhung der Jnlandeiscnpreise. Ferner werden alle Baustoffpreise, die frachtfrei geliefert wurden, infolge der Tariferhöhung bei der Reichsbahn ab 7. Oktober eine Preiserhöhung im Rahmen der Tariferhöhung erfahren. Das trifft besonders auf Zement zu.
Viehmarkt. Die Schlachtviehmärkte hatten in allen Gattungen genügenden Zutrieb. Die Notierungen waren Lei Großvieh^fester, bei Kälbern teils behauptet, teils abgeschwächt. Auf den Schweinemärkten war die Preislage leicht gedrückt.
Holz markt. Die Holzmärkte zeigten keine Veränderung. Rundholz hat zu den gegenwärtigen Preisen nur geringe Absatzmöglichkeit. Die Abschlüsse hielten sich in ganz engen Grenzen.
IV 31 mit 1000 Kg. Nutzlast den bisherigen Rekord von 6805 Meter um rund 1000 Meter in die Höhe zu schrauben vermochte.
Berlin, 14. Septbr. Das Mitglied des Reichsbankdirektorium-- Geh. Oberfinanzrat Dr. Karl Grimm ist heute im 72. Lebensjahre gestorben. — Der russische Außenminister Tschitscherin, den eine Erkrankung mehrere Tage in Stettin sestgehalten hatte, ist gestern abend in Berlin eingetrofsen und hat in der Sowjetbotschaft Wohnung ge. nommen.
Görlitz, 14. Sept. Zu den gestern von der hiesigen Kriminal- Polizei bei Mitgliedern der K. P. D. vorgenommenen Hausdurchsuchungen wird ergänzend mitgeteilt, daß außer bei Dengler bei keinem anderen Mitglied«: der Partei Sprengstoffe gefunden wurden. Insgesamt tvurden beschlagnahmt: 28 Dvppelladungen Dynamit, 4 Gist- gnsbomben (sogenanntes flüssiges Gas in Flaschen), 12 Sprengkapseln mit dazu gehörigen Zündschnüren und ferner eine große Menge Infanteriemunition. Eine weiter erfolgte Verhaftung konnte nicht äusrech, erhalten iverden, sodas; nur Dengler wegen Vergehens gegen das Sprengstoffgesetz in Hast bleibt.
Hannover, 14. Septbr. Am 12. ds. Mts. wurde in Dortmund ein Mann verhaftet, bei dem eine größere Anzahl falscher Zweimarkstücke gefunden wurde. Bei seiner Vernehmung gab er an, die Geldstücke in Hannover von einem Unbekannten gekauft zu haben. Die Ermittlungen der sofort verständigten hannoverischen Kriminalpolizei haben jetzt ergeben, daß der Festgenommene hier in Hannover ein elektrotechnisches Geschäft betreibt, in dem er mit seinem Bruder und drei weiteren Helfern mit vorzüglichen Hilfsmitteln seit Frühjahr 1927 derartige Falschstllcke herstellte und anderwärts vertrieb. Sämtliche Falschmünzer sind verhaftet worden und haben ein Geständnis abgelegt. Desgleichen wurden sämtliche zur Falschgeldherstellung dienenden Materialien, darunter wertvolle Maschinen, beschlagnahmt.
Waldenburg i. Schlesien, 14. Sept. Gestern nachmittag ersolgie aus der Glückhilf-Friedens-tzoffnungsgrube in Biedcrhermsdorf ein schwerer Kohlensäureausbruch, von dem 26 Arbeiter betroffen wurden. Mit ungeheurer Gewalt erfolgte die Explosion, wodurch etwa W Wagen Kohlen gelöst wurden. Die im Vorort arbeitenden drej Leute wurden verschüttet und konnten bisher nicht geborgen iverden. Die Kohlensäure verbreitete sich schnell i» den benachbarten Arbeitsorten, wobei weitere 23 Mann in Mitleidenschaft gezogen tvurden. Die Rettungsmannschaften wurden sofort eingesetzt. 23 Mann konnten nach kurzer Zeit zutage gefördert werden, van denen zwei in das Knappschastslazarett iibergeführt werden mutzten.
Genf, 14. Sept. Die Abwesenheit Briands von Genf benutzt die französische Delegation, ohne aus die Schweigepflicht Rücksicht zn nehmen, dazu, die internationale Presse einseitig im Sinne Frankreichs zu beeinflusseu.
Paris, 14. Sept. Heute um 12 Uhr 15 traf die Melduiij, m, daß das vermißte französische Seeflugzeug des Leutnant DemoriWi aufgefunden wurde. 28 Meilen südwestlich von Bichop und M wurde es von einem Dampfer ausgenommen. Der Pilot und s« beiden Begleiter sind unversehrt.
Paris, 14. Sept. Aus der Statistik über die Bevölkerungsbewegung im zweiten Vierteljahr 1928 ergibt sich, daß der Geburtenüberschuß 22001 betrug. Die Sterbefälle beliefen sich 168 4SI, dir Lebendgeburten auf 190437.
Gibraltar, 14. Sept. Auf Befehl aus Madrid wurden die N Personen, die gestern in La Lina und Umgebung verhaftet worden sind, wieder auf freien Fuß gesetzt.
Dublin. 14. Sept. Drei Bewaffnete haben den Morgenpostzug Dublin—Galway durch Umstellung der Signale zum Halten gezwungen und eine Sendung englischer Zeitungen, die sortiert wurden, geraubt.
Der Württ. Städtetag zur Gemeindeordnung.
Neueste Nachrichten.
Stuttgart, 14. Sept. Der Abg. Dr. Strobel (B.B.) hat im Landtag eine Kleine Anfrage eingebracht, in der er die Regierung nach ihren Maßnahmen, die Versumpfung des Ufergeländes der Brenz zu verhindern, frügt.
Friedrichshafen, 15. Sept. , Die Verhandlungen zwischen Luftschiffbau Zeppelin und der spanischen Lustfahrtgesellschaft Colon sind zum Abschluß gekommen. Es werden in Sevilla und in Buenos Aires sofort Riesenlustschiffhallen für den regelmäßigen transatlantischen Verkehr gebaut.
Friedrichshafen, 14. Sept. Wie der Sonderberichterstatter des WTB. von der Leitung der Zeppelinwerke erfährt, ist der „Graf Zeppelin" nunmehr zum Aufstieg bereit, sodaß er morgen früh aus der Halle gezogen werden Kanu. Es wird allerdings betont, daß sich die Windverhältnisse nicht so gebessert haben, wie inan es heute erwartet hatte. Die endgültige Entscheidung über den Aufstieg konnte deshalb noch nicht heute abend gefällt, sondern muß morgen früh getroffen werden. Jedenfalls sind die Besatzung und sonstiges Personal für morgen früh 7 Uhr bestellt. Wenn die Windverhältnisse es gestatten, das Lustschiff ohne Gefahr aus der Halle zu holen, so darf damit gerechnet werden, daß der Ausstieg etwa zwischen 8 und 10 Uhr vormittags erfolgt.
Baden-Baden, 4 Sept. Der Botschafter der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken Dr. Krestinski, der sich aus der Rückreise von Kissingen zurzeit in Baden-Baden befindet, stattete heute dem Reicksaußenmimiter einen freundschaftlichen Besuch ob.
Augsburg, 15. September. Gestern nachmittag ereignete sich eine furchtbare Bluttat. Die 32jährige Schneiderin Schiele wurde von ihrem Ehemann, der von ihr getrennt lebt, auf der Treppe ihres Wohnhauses nieücrgestochen. Der entmenschte Gatte stach dann auf die am Boden liegende Frau ein, bis Hausbewohner hinzueilten. Die Schneiderin hat io schwere Verletzungen erlitten, daß sie hoffnungslos darniederliegt. Der Mann, der über und über mit Blut bespritzt ivar, konnte trotzdem entfliehen. Es ist noch nicht gelungen, seiner habhaft zu werden.
Frankfurt a. M-, 15. September. Beim Magistrat ist durch ein anonymes Schreiben eine Betrugsaffüre größten Stils aufgcdeckt worden. Eine Tiefbau-Firma hatte für die Stadt die Lieferung von Kies, Saud und Steinen übernommen. Die Firma soll nun von der Stadt viel größere Summen ausgezahlt erhalten haben, als ihr eigentlich auf Grund ihrer Lieferungen zugestanden hätten. An den Betrügereien sollen sich auch städtische Beamte und Angestellte beteiligt haben. Der Magistrat hat die Angelegenheit der Staatsanwaltschaft übergeben. Die beschuldigten Angestellten wurden einstweilen dispensiert. Der Inhaber der angeschuldigten Gesellschaft hat bereits zugegeben, im Jahre 1927 durch die Betrügereien 30000 Mark so verdient zu haben.
Berlin, 14. Sept. Die Meldung einiger Blätter im Reich, wonach ein Vertrauensmann der französischen Banken am Montag in Berlin geweilt und Verhandlungen gepflogen habe wegen Beteiligung der deutschen Banken an einer französischen Anleihe zwecks Ausbauunternehmungen in den zerstörten Gebieten ist vollkommen aus der Lust gegriffen. Derartige Verhandlungen haben nicht stattgefunden.
Berlin, 14. Sept. Der Harburger Landeskriminalpolizei ist es gelungen, die Persönlichkeit des mutmaßlichen Mörders des Direktors Nordmann sestzustellen. Es handelt sich bei dem Verdächtigen um einen 30jährigen Emil Hop, der sich seit einigen Wochen bei entfernten Verwandten in Harburg aufgehalten hat, dort aber seit Dienstag verschwunden ist. Hop, aus den die Personalbeschreibung genau paßt, ist wegen schweren Diebstahls und Raubes bereits mehrfach und auch mit Zuchthaus vorbestraft. Am Dienstag hatten seine Verwandten bei ihm eine Zigarrentasche gesehen, die nach der Beschreibung mit der des Ermordeten identisch zu sein scheint.
Berlin, 14. Sept. Wie die „B. Z." erfährt, wird zu der morgigen Sitzung des Reichskabinetts kein besonderer Berichterstatter aus Genf erwartet. Dem Blatt zufolge genüge es offenbar, daß das Kabinett zu einzelnen Fragen Stellung nimmt, die der Reichskanzler im Einvernehmen mit der deutschen Delegation nach Berlin gerichtet hat.
Berlin, 14. Sept. Die Funkerswerke haben beim Deutschen Luftrat einen neuen Höhenweltrekord zur Anerkennung durch F. A. I. (Federation Aeronautique Internationale) angemeldet, da Diplom- Ingenieur Schinzinger heute mit einem Iunkecsflugzcug der Type
Stuttgart, 1-t. Sept. Der hier versammelte Württ. Städtetag nahm nach einem Referat von Oberbürgermeister Dr. Schmidt-Ludwigsburg folgende Entschließung an: 1. Das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden verlangt angesichts der Eingriffe in den letzten Jahren einen gesteigerten Schutz und seine grundsätzliche Anerkennung in der Gemeindeordnung. Es hat insbesondere der Ausbau der Rechtsbeschwerde gegen höcüstinstanzliche Verwaltungsverfügungen zu erfolgen. L Tie Zeit der Verwaltungsvereinfachung verlangt daneben den Ausbau der Selbstverwaltung, besonders durch Befreiung von entbehrlich gewordenen Fesseln der Staatsaufsicht und der staatlichen Genehmigungspflicht. 3, Gegen die geplante Verminderung der Gemeinderatsmitglieder werden Bedenken erhoben. Die notwendige Vereinfachung liegt nicht in der Verkleinerung der Zahl der Gemeindevertreter mit ihren völlig unerheblichen finanziellen Einsparungswirkung, sondern in der Ausgestaltung einer größtmöglichsten Freiheit der Verwaltungsführung der städt. Organe und in der Entlastung der GemeinLerats- vollversammlung. 4. Die Ausdehnung des Panaschierrechtes wird begrüßt, die Stellenwahl ist abzulehnen. 5. Die Erweiterung der Zuständigkeitsgrenze der städt. Verwaltung durch Einräumung der Verwaltungszuständigkeit der Oberämter und die Wiederherstellung der finanziellen Freiheit der Städte nn Rahmen ihres Voranschlagsrechtes ist ein dringendes Gebot. 6. Die Beibehaltung des Einkörpersystems und der Gc- meinderatsverfassung ist zu begrüßen. 7. Die Vorschriften über die vermögensrechtliche Sicherung nicht wiedergewählter Ortsvorsteher sind völlig unzureichend. 8. Im Interesse der Verwaltungsvereinfachung ist dringend zu wünschen, daß die Teilgemeinde im Weg der Gesetzgebung beseitigt und kleine und leistungsunfähige Gemeinden zusammengelegt werden, nötigenfalls zwangsweise. 9. Gegen die gesetzliche Mitgliedschaft von Vertretern der Kirchen in der Ortsfürsorgebehörde ist Widerspruch zu erheben, nachdem die Trennung von Kirche und Staat durchgeführt ist.
Wieder ein Ueberfall im besetzten Gebiet.
Mannheim, 14. Sept. 2(ach heute hierher gelangten Meldungen wurde gestern vormittag ein in der Gemarkung des Zweibrücker Vororts Jxheim mit Feldarbeiten beschäftigte» Mädchen aus Jxheim von einem französischen Soldaten angefallen. Um das Mädchen einzuschüchtern, feuerte der Soldat mehrere Revolverschüsse ab und suchte es zu vergewaltigen. Auf die Hilferufe der Ueberfallenen eilten aus dem nahest Steinbruck) Männer herbei, worauf der Soldat flüchtete. Die Staatsanwaltschaft und das Gericht von Zweibrücken begaben sich zur Inaugenscheinnahme an den Tatort. Bei dieser Gtt legenheit wurde ein in verdächtiger Weise in der Nähe M herumtreibender Soldat bemerkt, der einen Revolver in der Hand hatte. Aus Zureden von Zivilpersonen, die die gerichtliche Ortsbesichtigung angelockt hatte, gab der Soldat den Revolver ab und lieferte gleichzeitig 2 Operngläser aus, die ist der Nacht vorher aus dem Laden eines Optikers in Zweibrücken nach Zertrümmerung des Schaufensters gestohlen worden waren. Den französischen Dienststellen gelang es mit Huse der deutschen Behörden, welche die französischen Stellen sofort von dem Vorfall verständigt hatten, den Täter, der auch eine französische Kasse um 1200 Franken bestohlen hatte, festzunehmen.
Schiebungen im besetzten Gebiet.
bnn^n*E;»?bü«' Sech, lieber die bereits gemeldeten Schie- die Go6v!i8°^ ^biet mit Spirituosen, bei denen auck von Franzosen, beteiligt sind, erfährt man
30 Ete folgendes: Louis Vion, ein etwa im
balb kurier Mann, gehört zu denen, die sich inner-
^ Bejetzung des Rheinlands ein Vermögen
arm^ U" konnten, er kam 1918 mit der Besatzungs- wo er war zuerst auf dem Paßbüro tätig,
duno „Ötscher mit der Zivilbevölkerung in Verbin- 9 am und sich anscheinend durch Gefälligkeiten seine ge-