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Neueste Nachrichten.

t-andau 10. Septbr. Im Zusammenhang mit den Schiebungen Neianungsgut hat die französische Gendarmerie eine Anzahl a-ree Verhaftungen vorgenommen. So wurden ein Angestellter ' dandauer Hauptpoperative und ein französischer Unteroffizier eines ^ Regiments verhaftet. Ferner wurden drei Deutsche,

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^ZMeldors, lO. Sept. 5)eute nachmittag gegen vier Uhr entstand . k» Westdeutschen Mühle (Krastutter-Werk) am 5)asen, wahrschein- durch Mehlstaub-Erplosion ein größerer Brand, zu dessen Be- ^nwna zwei Hasenlöschboote und drei Hafenbrandwachen ausge- ickt waren. Ein großer Teil der Elevator-Anlagen und Mahlgänge durch das Feuer vernichtet, ebenso ein Teil der Vorräie an .Mlimaterialicn. Menscheuleben kamen nicht in Gefahr. Der Qualm mar so dicht, daß er sich iiber das ganze Hafengebiet legte und die g-oerwehr mit Gasmasken Vorgehen mußte. Der Schaden, der er- Uckich sein diirste, ist durch Versicherung gedeckt. Das Werk sollte dmmichst wegen Vergrößerung und Modernisierung verlegt werden. ° Mn, 10. Sept. Der 19. 'Genossenschaftstag des Reichsverbandes Mischer Konsumvereine e. B. zu Köln hat einstimmig am Montag eine Entschließung angenommen, in der das Zugabewesen als Vor- tiiMunq eines günstigen Warenangebots und damit eine Unlauter- n-j, w der Bedarfsdeckung der breiten Schichten gegeißelt wird und unter Hinweis darauf, daß es eine Bedrohung des ehrlichen Handels und eine Schädigung der gesaniten Berbraucherschast darstellt, gesetz­geberische Maßnahmen dagegen gefordert werden.

^ Lauscha (Thür.). 10. Sept. Am Samstag abend stürzte der mit WM 20 Personen besetzte Lastkraftwagen eines Lauschaer Dachdecker- «sms kurz vor einer scharfen Kurve die steile Straßenböschung hinab. Der Wagenbesitzer war sosort tot: sein 20jähriger Sohn, der das Auto lenkte, und ein iveiterer Insasse erlitten schwere Verletzungen. Mt Insassen wurden leicht verletzt. Der Sturz hätte noch schwerere Kgen haben können, märe nicht der Wagen gegen wahren und dadurch im Fall aufgehalteu worden.

Schleiz, 10. Sept. Ueber der Gegend von Schleiz ging gestern nachmittag 4 Uhr ei» schweres Gewitter nieder. Ms gegen 1-7 Uhr zwei junge Mädchen, die sich aus dem Heimwege von Neundorf »ach Hberbichmdors befanden, vor dem Regen umer einer Esche Schutz suchten, schlug der Blitz ein und traf beide tödlich.

Zwickau, 10. Sept. Eine furchtbare Bluttat ereignete sich gestern in Penig. Der 69 Jahre alte Rentner Ebersbach aus Naunhos bei Leipzig erschoß seine Cousine, die 67 Jahre alte Frau Olga Halpych und deren Tochter, die 33 Jahre alte geschiedene Frau Ackermann. Rach der Tat brachte sich der Mörder einen Kopfschuß bei, der ihn auf der Stelle tötete. Ebersbach, der zu der Tochter seiner Cousine in einem Liebesverhältnis stand, hat die Tat aus Eifersucht begangen.

Berlin, 10. September. Gestern abend gegen 11 Uhr ist auf der Chaussee zwischen Blankenfelde und Wünsdorf auf de» Kraft­wagen eines Berliner Großhändlers durch drei Leute, die mit Ge­wehren bewaffnet waren, ein Raubiiberfail verübt worden. Trotzdem die Räuber aus den Kaufmann ein wahres Schnellfeuer eröffneten, gelang es diesem zu entkommen, indem er mit Vollgas in einen Sommerweg cinfuhr. Von den Tätern fehlt jede Spur.

Berlin, !0. Sept. Die Staatsanwaltschaft hat nunmehr gegen den Abiturienten Karl Hußmann aus Gladbeck die öffentliche Anklage auf Mord erhoben. Die Schwurgerichtsverhandlung wird in der ersten Hälfte des Monats Oktober stattfinden. Dem Angeklagten wird zur Last gelegt, den Abiturienten Daube nach einer Kneiperei ermordet zu haben.

Berlin, 10. Sept. Der Rechtsanwalt und Notar Meyer II, der in der vergangenen Woche den Behörden freiwillig gestellt hatte, ist vom Untersuchungsrichter beim Landgericht III eingehend vernommen worden. Im Laufe der Ermittlungen hatte sich herausgcstellt, daß der Anwalt nicht nur sich in dem einen bereits bekannten Falle der Unterschlagung schuldig gemacht hatte, sondern daß auch ein zweiter Fall hinzugekommen war, sodaß sich der Gesamtbetrag der von Meyer veruntreuten Gelder auf etwa 8000 Mark erhöht hat. Rechts­anwalt Meyer hat bei seiner verantwortlichen Vernehmung die gegen ihn erhobenen Beschuldigungett bestätigt.

Berlin, 11. Sept. Der sozialdemokratische Parteiausschuß ist zu einer Sitzung auf Dienstag, 11. September in Berlin eingerufen worden. Der Parteiausschuß soll darüber entscheiden, ob die Sozial­demokratische Partei sich an dem kommunistischen Volksbegehren, das sich ^egen den Bau von Panzerschiffen richtet, beteiligen soll.

Berlin, 10. Sept. Wie von unterrichteter Seite mitgetcilt wird, wird das Zweiklassensystem bei der Reichsbahn bestimmt am 7. Okt. eingeführt, gleichzeitig mit dem Uebergang vom Sommer- zum Winter- sahrplan. Von diesem Zeitpunkt gibt es also bei der Reichsbahn im allgemeinen nur noch eine Polsterklasse mit der Bezeichnung 2. Klasse Md eine Holzklasse mit der Bezeichnung 3. Klasse. Die' bisherige IpKMe wird nur in den besonders wichtigen Schnellzügen, in den rv-Zugen, in den LLO-Ziigen und in den Schlafwagen beibehalten.

Berlin, 10. Sept. Im Verlaufe des späteren Abends wird aus Gens bekannt, daß der Reichskanzler inzwischen auch eine Unterre­dung mit dem belgischen Außenminister Hymans gehabt hat, sodaß die Reihe der Einzelbesprechungen über die Räumungsfrage abgeschlossen ist und Briand nun voraussichtlich für morgen die ge­meinsame Konferenz einberufen wird. Die Unterredung zwischen viaatssekretär v. Schubert mit dem französischen Außenminister dürfte auch aus diese Frage bezogen haben.

Hannover, 10. Sept. In Uetze konnten zwei Oberlandjäger nachts A.E 31. August aus dem Gefängnis in Lüneburg entwichenen die sich inzwischen durch Einbruch einen Adlerwagen, Klci- uWiuchx und Lebensmittel verschafft hatten, nach aufregender Jagd Men. Zwei der Meuterer konnten verhaftet werden, die beiden au- ^ ^ Schutze der Dunkelheit entkommen.

- - .""MM, 10. Sept. Wie von polizeilicher Seite mitgeteilt wird, r heute mittag von den bei der Dampferkollision vor st am Sonntag verletzten Personen noch sechs mit leichteren .M Blankeneser Krankenhaus. Eine Person wird noch . ^lltttermeldungen zufolge hat die noch am Sonntag vor- derKönigin Luise" durch einen Taucher .3 Schiff auch am Boden einen Riß erhalten hatte, "enx auf Strand gesetzt werden wußte.

?E»burg in Holstein, 10. Sept. Heute früh gegen neun Uhr Pütz in die Stallungen des Gutes Lübbersdorf ein. Fünf ßnd niedergebrannt, ferner fielen 12 Kälber, große Futter- zahlreiche Schweine den Flammen zum Opfer.

>,,.,^01», 10. Septbr. Der russische Außenkommissar Tschitscherln an der Beisetzung Brockdorff-Rantzaus teilzunehmen. Moiurt, 10. Sept. Auf dem Tagebau der Jakob-Grube in Pörnecke stürzte der 28 Jahre alte Bergmann Sobritz aus M k» Neiner Revision des Wafferschachtes in den Schacht hinab den Erstickungstod durch giftige Gase. Der 22 Jahre alte «den T Staßfurt fand bei dem Versuch, ihn zu retten, eben-

lliegnitz, io. Sept._... _ .___,.

«... ""6 über große Waffenfunde bei einem Liegnitzer Stadtoerord- iikm, «fahren wir an zuständiger Stelle, daß diese Meldung maßlos iör d//« ^1- Eb sind lediglich geringfügige Waffensunde, die knapp ^ ^waffnung voii- drei Mann ausreichen, entdeckt worden.

«Mn».. ' , Sept. Die Bölkerbundsoersammlung vollzog heute Tick? wkd " geheimer Abstimmung die Neuwahl in den Rat. An Tom-«» Kolumbiens und Hollands, deren Mandate am letzten ii>n>?^rloschen sind, sind Spanien mit 46 Stimmen, Persien mit dreli3i,«i E 35 als neue nichtständige Ratsmttglieder mit

di-Mandat gewählt worden. Von den übrigen Kandida- vlimmen erhielten, konnte Norwegen die meisten, nämlich 11,

auf sich vereinigen. Sämtliche 50 Delegationen haben an der Wahl­handlung teilgenommen.

Genf, II. Sept. Die Saardelegation, die gestern hier eingetroffen ist, beabsichtigt, die Volksabstimmung iiber die Rückkehr des Saar- gebieis zugleich mit der Räumung des Rheinlandes zu beantworten.

Monza, 9. Sept. Die Zahl der Todesopfer bei der Katastrophe aus der hiesigen Autorennbahn hat sich auf 21 erhöht.

Paris, 10. Sept. Unter den gestern im Verlause der kommu­nistischen Kundgebung in St. Denis verhafteten Personen befinden sich 160 Ausländer. Zwei von ihnen ivurden ins Gefängnis eingeliesert, vier über die Grenze geschoben, 45 wegen Verstoßes gegen die Aufent- haltsvorschristen mit Geldstrafen belegt. Die Untersuchung gegen die übrigen ist noch nicht abgeschlossen.

Paris, 10 Sepi. Der Bericht über die yerichtsärztliche Unter­suchung der Leiche des Brüsseler Bankiers Löwenstein ist beim Unter­suchungsrichter vvn Boulogne sur Mer eingegangen. Die beiden untersuchenden Aerztc sprechen sich formell dahin aus, daß der Tod Löwensieins aus den Sturz aus großer Höhe zurückzusühren sei. Die Untersuchung der Eingeweide hat das Fehlen jeglicher Vergiftungs­erscheinung einwandfrei ergeben.

Kopenhagen, 10. Sept. Nach einem Telegramm des Landvogts in Südgrönland ist am 6. ds. Ms. ein Motorboot 4 Meilen von der Mündung des Simimtak Fjords auf ein Riff gelaufen und gesunken. An Bord befand sich Professor Hobbs mit seinen Begleitern, darunter die Grönlandtticger Hassell und Cramer, die das Boot gemietet hatten. Beide konnten sich an Land retten. Zwei zur Besatzung gehörende Grönländer begaben sich in der Bootsjolle nach Kanganiut. um Hilfe zu holen. Eine Hilsserpedition mit Lebensmitteln und Geräten ist abqeqangen, um die Geretteten abzuholen und eventuell das gesunkene Boot zu heben.

Die Umstellung bei der Reichsbahn.

Berlin, 10. Sept. Zu der, wie bereits gemeldet, mit Be­ginn des Winterfahrplcms eintretenden Umstellung im Reichs­bahnbetrieb weiß dasBerliner Tageblatt" noch ergänzend zu berichten: Nachdem im Laufe des Vormittags das Reichs­verkehrsministerium seine Genehmigung zur geplanten Um­stellung auf das Zweiklassensystem gegeben hat, hat die Reichs­bahn am Nachmittag beschlossen, diese Umstellung gleichzeitig mit dem Uebergang vom Sommer- auf den Winterfahrplan am 7. Oktober vorzunehmen. Die Gepäck- und Expreßguttarife bleiben, wie nunmehr beschlossen wurde, unverändert, dagegen werden, wie bereits berichtet, die Gütertarife um 11 Prozent erhöht. Ausgenommen von dieser elfprozentigen Erhöhung sind allerdings die Lebensmittel, die zu den bisher üblichen Sätzen und die Massenartikel, wie Kohle, Eisen und Stroh, die zu zwar neuen, aber ermäßigten Sätzen befördert werden. Die beschleunigten Personenzüge fallen ab 7. Oktober als Zug­gattung fort. Ein Teil von ihnen, etwa 25 Prozent, wird als zuschlagpflichtige Eilzüge geführt werden, die anderen werden nominell als gewöhnliche Personenzüge, tatsächlich aber als zuschlagfreie Eilzüge verkehren. Die Reichsbahn rechnet damit, daß die neue Einteilung in O-Züge, Eilzüge und Personen- zügc eine starke Abwanderung des Verkehrs in die O-Züge, also eine Verbesserung des allgemeinen Reiseniveaus zur Folge haben wird. Die Umwandlung in das Zweiklassensystem dürfte reibungslos vonstatten gehen. Die Abteilungen 1. Klasse würden ab 7. Oktober für Fahrgäste 2. Klasse freigegeben, die Wagen 1. Klasse allmählich zu Wagen 3. Klasse umgebaut.

Schweres Eisenbahnunglück. 18 Tote.

Prag, 10- Sept. Das tschechoslowakische Pressebürg meldet aus Brünn: In der Station Saitz bei Lindenburg ist heute nachmittag um 2 Uhr. ein Schnellzug in voller Fahrt auf einen Güterzug aufgefahren. Beide Maschinen wurden schwer beschädigt. Drei Personenwagen des Schnellzugs wurden zer­trümmert, ein weiterer Wagen stellte sich quer über die Gleise. Die Zahl der Opfer läßt sich zur Stunde noch nicht genau feststellen. Der Lokomotivführer und der Heizer des Schnell­zugs und der Heizer des Güterzugs sind tot. Der Lokomotiv­führer des Güterzugs konnte im letzten Augenblick von der Maschine abspringen und wurde schwer verletzt. Die Identi­fizierung der Toten ist sehr schwierig, da sie teils stark ver­brannt sind und bei vielen keine Personaldokumente vorhan­den sind.

Prag, 10. Sept. Nach einer Mitteilung der Staatsbahn- direktion wurde bis 23 Nhr aus den Trümern der bei dem Eisenbahnunglück in Saitz zerstörten Wagen im ganzen 16 Tote geborgen, von denen 8 bisher nicht identifiziert werden konnten. Von den Toten sind'4 Elsenbahnangestellte. In die Brünner Krankenhäuser wurden 31 Verletzte, von denen 15 schwere Verletzungen erlitten haben, eingeliefert. Unter ihnen befinden sich auch der Jngenieuer Josef Zemann aus Neuwied, und Anna Otto aus Kolberg in Pommern. Das Unglück wurde durch unrichtige Stellung der Einfahrtsweiche verur- sacht.^die der Weichensteller Matthias Bartosic aus Saitz be­diente und für die der Weichenaufseher Albreäft Fibich ans Lundenburg verantwortlich ist. Beide wurden sofort vom Dienst suspendiert. Die Weiche wird von 7 Uhr früh für die Schnellzüge wieder frei werden.

Wien, 10. Sept. Aus Brünn wird gemeldet: Nach den in später Nachtstunde von der Unglücksstätte eingetroffenen Nachrichten ist ein Schwerverletzter auf dem Transport nach Brünn gestorben, so daß sich die Zähl der Todesopfer auf 18 erhöht hat.

Schwerer Schlag gegen die Verständigungspolitik.

Scharfe Antwort Briands an Müller.

Der französische Außenminister Briand hat den zweiten Jahrestag des (Antritts Deutschlands in den Völkerbund zu einer Rede an die Adresse des Reichskanzlers Hermann Müller ausersehen, in der er in einem unbegreiflich rechthaberischen und zynischen Ton den Schlußstrich zog unter eine Politik, als deren Hauptvertreter er sich selbst gern hinstellte und die ohne ihn niemals überhaupt nur hätte eingeleitet, werden können: Die deutsch-französische Verständigungspolitik, die in den Verträgen von Locarno ihre Verankerung fand. Es hält nur schwer, als Anhänger einer Politik, wie sie durch Locarno ihre Prägung erhielt, zu glauben, daß Briand mit seiner Rede, in der er sich selbst verleugnete, seiner eigenen Politik der letzten Jahre abgeschworen hat. Aber der Wortlaut der Rede läßt keinen Zweifel daran, daß Briand sich in einen zweiten Poincare verwandelt und daß er sich Gedankengänge zu eigen gemacht hat, die ebenso gut in der Giftküche des französischen Generalstabs und in der des Parfümfabrikanten Coth das Licht der Welt hätten erblickt haben können. Wenn Locarno nach dieser Rede nicht endgültig zu Grabe getragen werden muß, so hat doch die deutsch-französische Verständigungspolitik einen schweren Schlag erlitten, und es gehört schon ein seltener Optimismus dazu, annehmen zu wollen, daß das Vertrauen in die Ehrlichkeit der Politik Briands, von der jedermann in Deutschland überzeugt war, sich wiederherstellen läßt.

Briand legte in seiner Rede zunächst ein starkes persön­liches Bekenntnis zum Völkerbund ab, den erdie einzige Zu­fluchtsstätte gegen den Krieg" nannte, und fügte drohend hinzu, Laß jede Verringerung des Vertrauens in de» Völkerbund ein Werk sei, das gegen den Frieden gerichtet sei. Man würde diesen Worten Briands vorbehaltlos seine Zustimmung haben geben können, wenn nicht ihr Sinn das gerade Gegenteil von dem wäre, was man vom deutschen Standpunkt hätte erwarten müssen. Heißt es das Vertrauen in den Völkerbund stärken, wenn Briand der Abrüstungsfordernng Deutschlands, wie

schon sein belgischer Kollege Hymans ein unzweideutiges Nein entgegensetzt und wiederum mit derselben Phrase aufwartet: Die Atmosphäre der Sicherheit und des Friedens darf, wenn aus diesem Wege (so wie der Völkerbund bisher das Ab­rüstungsproblem behandelt hat) weitere Fortschritte gemacht werden sollen, nicht durch irgendwelche unbedachten propagan­distischen Aktionen gestört werden." Worin dieseunbedachten propagandistischen Aktionen" bestehen, ist unschwer zu erkennen. Hermann Müller kleidete sie in die Worte:Ich richte dem­gemäß an die Bundesversammlung das dringende Ersuchen, sich endgültig über die Einberufung einer ersten Entwaff- »ungskonfcrenz schlüssig zu werden und dafür zu sorgen, daß die technischen Arbeiten des vorbereitenden Abrüstungsaus­schusses nunmehr endgültig zum Abschluß gebracht werden." Sckwn vor der Rede Müllers hatte Hymans in Erwartung des deutschen Vorstoßes seinen Widerstand gegen die Abrüstung auf die Formel gebracht, Abrüstung sei bis zur sichtbaren Klä­rung der gesamteuropäischen Lage schlechthin unmöglich, und Politis, der Meister des Verdrehungskunststücks, hatte ihm da­rin assistiert mit Hilfe der Minister der Kleinen Entente, deren unheilvolles Kriegserbe darin besteht, vom Gespenst der Angst unter jeden und allen Bedingungen verfolgt zu sein. Briand setzte dem allen heute die Krone auf mit seiner Feststellung, daß, was im gegenwärtigen Augenblick zu regeln sei, geschehen könne und müsse", und indem er der deutschen Abrüstungsfor­dernng die Behauptung, entgegenschleuderte:Es gibt kein Volk, das völlig abgerüstet ist." Und dann folgten als Antwort auf die Ausführungen des Reichskanzlers, daß Deutschland durch seine völlige Abrüstung eine Leistung ganz außerordent­licher Art vollbracht habe, die grotesken Sätze, die auch ein Poincare hätte gesprochen haben können:Auch von Deutsch­land, mit einer so vorzüglichen Kadre als Heer, mit einer so kräftigen Menschcnreserve, mit einer solchen Organisations- fähigkeit kann man nicht sagen, daß es vollkommen abgerüstct sei. Ein so machtvolles Land mit einer solchen Industrie, mit solchen Möglichkeiten, mit dem erfinderischen Geist einer Rasse, die fähig war, durch ihr konstruktives Genie bereits heute wie­der eine Handelsmarine zu haben, die zu den ersten der Welt zählt, kann schnell wieder ihr Erfinderwerk für Rüstungszwecke umstellen."

Von ebenso großer Gehässigkeit diktiert waren Briands Ausführungen zur Räumungsfrage. Ohne die Rheinlandräu­mung zu nennen, wandte sich Briand direkt an Reichskanzler Müller, um auszuführen, daß die in gewissen Ländern vor­handene Ungeduld durchaus verständlich sei. Hiergegen sei aber nicht die Internationale einer Partei, sondern die Internatio­nale der Nationen und Völker an der Arbeit, und wenn sich Schwierigkeiten und Hindernisse einstellen, so sei das we­sentliche, daß man das gemeinsame Ziel vor Augen habe." Wenn Worte einen Sinn haben, dann ist aus diesen Worten nichts anderes herauszulesen als eine glatte Absage an Her­mann Müller.

Der dritte Punkt, mit dem sich Briand beschäftigte, ist das Minderheitenproblem. Briand glaubt durch die Gegenüber­stellung der Zahlen: 100 Millionen Minderheiten vor dem Kriege, um die sich niemand gekümmert habe 20 Millionen heute,mit denen sich der Völkerbund gewissenhaft beschäftige", den Beweis erbracht zu haben, daß die Minderheitenfrage in besten Händen sei. Daß er zu dieser Beweisführung von den 10 Millionen Minderheiten, die es in Europa gibt, die Hälfkd verschweigen muß, ist bezeichnend. Dann aber verstieg er sich zu der Drohung an die Minderheiten, daß er auch ihren be­rechtigten Forderungen Schweigen gebieten würde, sobald sie den Frieden zu erschüttern geeignet wären". Auf keinen Fall dürfe dieses heikle Problem zu Erschütterungen der Regierun­gen führen und die Arbeiten des Völkerbundes bedrohen. Es dürfte sich auch nicht zu einem neuen Faktor der Unsicherheit auswachsen, denn der Friede müsse alle beherrschen."

Wenn Reichskanzler Müller in seiner Rede von dem doppelten Gesicht der internationalen Politik" sprach, so hat Briand mit' geradezu brutaler Offenheit die Berechtigung dieses Wortes zugegeben und sich mit schärfsten Worten auf eine Politik fcstgelegt, aus der das Vertrauen, das Hermann Müller als die wichtigste Voraussetzung für die Erzielung glücklicher Erfolge bezeichnete, niemals entspringen kann. Briand hätte ohne Frage niemals eine solche Rede gehalten, wenn er noch ein Interesse an einer wirklichen Verständigung mit Deutschland hätte. Die grundlegende Aenderung der poli­tischen Konstellation, die Folge des englisch-französischen Flottenaükommens, beginnt sich auszuwirken. England ist aus einem Locarnopartner zu einem Verbündeten Frankreichs ge­worden und Briand kann es wagen, Deutschland wieder bei­seite zu schieben. Mit geradezu ungezügeltem Zynismus hat er den Schleier zerrissen, der bisher über Genf lag und nicht nur die deutsch-französische Verständigungspolitik aufs Spiel gesetzt, sondern auch das Vertrauen in den Völkerbund aufs schwerste erschüttert. Auf eine erfolgreiche Fortsetzung der Räumungsverhandlungen wagen wir kaum noch zu glauben.

Befremden in Berlin.

Berlin, 10. Sepi. Wie bei der deutschen Delegation in Genf, so hat auch in den hiesigen politischen Kreisen die Rede Briands Erstaunen und Befremden ausgelöst. Man nimmt

Karte PforzheimHohlohCalwNagold 1:75 000. Die dreifarbige Karte, die in handlicher Größe einen Teil des nörd­lichen Schwarzwalds zur Darstellung bringt, herausgegeben vom W. Statist. Landesamt, Kartenverkaussstelle, ist durch Ver­größerung der Karte 1:100 000 entstanden. Die Wälder und Wegbezeichnungen sind durch besondere Farbe hervorgehoben. Ladenpreis 90 Pfg.

Der Schimmel ist der Feind Ihres Eingemachten, deshalb versäumen Sie nicht, zur Haltbarmachung von Obst, Mar­melade, Gelee, Fruchtsäften, Gurken usw. Dr. Oetker's Ein­machehülfe zu verwenden. Die gebräuchlichsten Einmache- Rezepte sind in allen Geschäften, die Dr. Oekter's Fabrikate führen, kostenlos zu haben. Wenn zufällig vergriffen, schreiben Sie eine Postkarte an die bekannte Firma Dr. August Oetker, Bielefeld, die Ihnen dann die Einmache-Rezepte gebührenfrei zusenden wird.

40 Milliarden Mark gehen alljährlich durch die Hände der deutschen Hausfrauen. Nicht weniger als die HÄste des Volks­vermögens wird Jahr für Jahr von den deutschen Hausfrauen verausgabt.^ An ihnen ist es, diese Riesenbeträge so auszu­geben, daß sie ihnen größtmöglichen Nutzen bringen. Es gibt so zahlreiche Möglichkeiten, zu sparen, z. B. dadurch, daß man unter den Lebensmitteln dasjenige wählt, welches wohlfeil und trotzdem nahrhaft ist. Noch immer wissen zahlreiche Haus­frauen nicht, daß eine gute Margarine den gleichen Nährwert hat wie Butter, daß sie in hygienisch mustergültigen Groß­betrieben hergestelli wird und daß jedermann, auch der Ver­wöhnteste, sie mit Appetit verzehren kann. Neuerdings steht den Hausfrauen eine Margarine zur Verfügung, die dank rationellster Großfabrikation alle Vorzüge eines guten Nah­rungsmittels zu wirklich niedrigem Preise bietet. Sie wird unter Berücksichtigung neuester wissenschaftlicher Methoden in den größten und leistungsfähigsten Margarinewerken des Kon­tinents hergestellt. Es handelt sich um die Margarine Vera Dienst am Haushalt", die ihrer Vorzüge halber viel Beach­tung findet und, wie man hört, allgemein gelobt wird.