Auch die Nachricht, daß in Friedrichshafen ein Ankermast für dieJla" auf der Zeppelinwerft hergestellt wird, ist unrichtig. Lediglich die Konstruktivnspläne für diesen Ankermast, der von einer Maschinenbaugesellschaft hergesrellt wird, stammen von der Friedrichshafener Werft. Wie man hört, soll auch in Friev- richshafen selbst ein kleiner Ankermast errichtet werden.

Baden.

Freiburg i. B-, 22. Aug. Als vor etwa einem halben Jahr der bei einer Weinhandlung in Schallstadt angestellte Buch­halter und Weinreisende Bernhard Lobek aus Bottrop ver­haftet wurde, schien es anfänglich, als habe er in riesigem Um­fang in die eigene Tasche gewirtschaftet. Eine genaue Nach­prüfung während der lange dauernden Untersuchungshaft führte zu dem Ergebnis, daß Lobek, der in Schaüstadt seit 1919 angestellt war, sich mehr strafbare Eigenmächtigkeiten als verbrecherische Dinge zuschulden kommen ließ. Um Bargeld für seine Firma zu beschaffen, betrieb er eine Wechselreiterei großen Stils: er setzte auf eine Unmenge Wechsel 174 Stück in einem ungefähren Wert von rund 100 000 Mark beliebige Akzepte vielfach mit Namen von Gastwirten, und gab die gefälschten Wechsel in Umlauf. Bon den aus diese Weise be­schafften Geldern sind vorläufig 16 000 Mark noch ungedeckt, die Geschädigten sind eine Freiburger Bank und eine auswär­tige Sparkasse. Ohne Wissen seiner Prinzipale gewährte Lobek den Weinabnehmern auf eigene Faust Preisnachlässe von zu­sammen 26 000 Mark. Tie Kassen- und Buchführung, die Lobek fast allein besorgte, wuchs ihm allmählich über den Kopf, so daß nicht festzustellen ist, wo der Fehlbetrag, den Bücherrevisor Waldmann auf 10 624 Mark «rechnete, hingekommen ist. Weit unter dem Antrag des Staatsanwalts bleibend, verurteilte das Schöffengericht den Angeschuldigten wegen fortgesetzter Urkun­denfälschung und Untreue zu 9 Monaten Gefängnis, davon geht die Untersuchungshaft ab. Dem Antrag des Verteidigers, den Verurteilten einstweilen in Freiheit zu setzen, gab der Gerichtshof nicht statt.

Wertheim, 21. Aug. Beim Transport einer Dreschmaschine ereignete sich im benachbarten Uettingen ein schweres Unglück. Der Maschinenbesitzer Meckelein wollte mit der Zugmaschine zum Abfahren des Treschkastens zurückfahren. Dabei wollte es das Unglück, daß der 29 Jahre alte Landwirtssohn Georg Weimer von Uettingen zwischen Dreschkasten und Zugmaschine gepreßt wurde. Der Bedauernswerte war aus der Stelle tot. Beim Anblick des entsetzlich Verstümmelten erlitt der Führer Meckelein einen Nervenschock. Er mußte sofort in eine Heil­anstalt eingeliefert werden. Ter Vater des tödlich verunglück­ten Weimer verlor in seinem Sohn eine tatkräftige Stütze, da er selbst im Weltkriege ein Bein eingebüßt hat.

Handel, Verkehr und Volkswirtschaft.

Stuttgart, 23^ Aug. Dem Donnerrtagmackt am städt. Bieh- und Schlachthof wurden zugefiihrt: 11 Ochsen (unverkauft II), 5 Bullen, 50 (10) Iungbullen, 49 (19) Iungrinder, 23 Kühe, 349 Kälber, 1171 (200) Schweine. Erlös aus je I Ztr. Lebendgewicht: Ochsen, Bullen a 4345 (4446), t> 3842 (4043), Iungrinder a 5356 (54-57), b 4650 (47-52), e 4044 (40-45), Kühe b 3036 (3037), c 2028 (unv), ck 1519 (uno.), Kälber b 6972 (unv.), c 6367 (64-67), ck 5862 (5562), Schweine a fette Schweine über 300 Pfd. 7678 (7981), b vollfleischiqe Schweine von 240 bis 300 Pfd. 7678 (80-82), c von 200240 Pfd. 7778 (83), cl von 160 bis 200 Pfd. 7476 (7982), e fleischige Schweine von 120160 Pfd. 7073 (75-78), Sauen 6068 (6271) Mark. Marktverlauf: Großvieh und Schweine langsani, Kälber mäßig belebt.

Neueste Nachrichten.

München, 23. Aug. Nach einem in der Neuen Zeitung veröffent­lichten Schreibe» des ersten Staatsanwaltes beim Landgericht I ist das auf Grund einer Anzeige des Kaufmannes Werner Abel gegen den Polizeiobersten von Seisser, den Oberregierungsrat bei der Polizel- direktion München, Bernreuther, und den Kriminalkommissar Wenzel wegen angeblichen Paßvergehens eingeleitete Verfahren eingestellt, da die Anzeige politische Vorgänge des Jahres 1923 zum Gegenstand habe, auf die das Gesetz über Straffreiheit vom 14. Juli 1928 An­wendung finde.

Dietramszell, 23. Aug. Reichspräsident von Hindenburg hat sich heute zur Jagd nach Fall an der Fsar begeben.

Landau, 23. August. In der Zeit vom 1. Januar bis 31. Juli wurden vor dem französischen Militärpolizeigericht und Kriegsgericht in Landau insgesamt 37 Deutsche, darunter 31 Männer und 5 Frauen,

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zur Verantwortung gezogen. Es wurden Strafen von insgesamt 15 Jahren Zuchthaus, 15 Jahren Aufenthaltsverbot, 6 Jahren und neun Monaten Gefängnis, 2463 RM. und 565 Frcs. Geldstrafe ausge­sprochen.

Kaiserslautern. 23. Aug. Die französischen Besatzungstruppen sind zur Zeit auf dem Marsche von und zu den Ilebungsplatzen und in die Manöver. Beim Durchziehen verlangen sie von den einzelnen Einwohnern Wohlverhaltenszeugnisse, nachdem die Bürgermeister das zuerst an sie gestellte Ansinnen, die Wohloerhaltenszeuge für die ganze Gemeinde auszustellen, abgelehnt haben. Die Ausstellung von Wohl­verhaltenszeugnissen bedeutet den Verzicht auf Vergütung der durch die Einguartierunq angerichteten Schäden.

Münster, 23. Aug. Der Arbeiter Hermann Klemens aus Reck­linghausen, der in der letzten Zeit das Miinsterland durch Uebersülle aus Pfarrhäuser unsicher machte und zum Teil erhebliche Beträge er­beutete, wurde vom Schöffengericht zu 17 Jahren Zuchthaus verur­teilt. Sein Helfershelfer ist seinerzeit auf der Flucht erschossen worden.

Berlin, 23. Aug. Nachdem der im Juli d. I. gefällte Schieds­spruch für die deutsche Herrenbekleidungsindustrie vom Reichsarbeits­minister als für die Branche untragbar nicht für verbindlich erklärt worden ist, haben die beteiligten Gewerkschaften, ohne eine Urabstim­mung vornehmen zu lassen, und ohne nochmals in Verhandlungen mit dem Arbeitgeberverband zu treten, den Streik über eine Anzahl Betriebe verhängt. Infolgedessen wurde heute vom Arbeitgeberver­band der Herren- und Knabenkleiderfabrikanten Deutschlands die Aussperrung über das ganze Reich mit Wirkung vom 27. August ab beschlossen. '

Berlin, 23. August. Die erste Plenarsitzung der Interparlamen­tarischen Union, zu der Parlamentarier aus 37 Staaten erschiene» sind, hat im Reichstagsgebäude unter dein Vorsitz Prof. Schückings stattgefunden. Der interparlamentarische Rat wählte auf Vorschlag Professor Schückings Ferdinand Bouisson zum Ratspräsidenten.

Warnemünde, 23, Aug. Der Gesandschastsattachee Ignazo Lago, der der Gesandtschaft des Freistaates Columbien in Rom angehörte, ist hier heute nachmittag beim Baden vor den Augen seiner Freunde verschwunden und hat vermutlich den Tod in den Wellen erlitten. Der Attachee hatte sich, obgleich er nicht schwimmen konnte, etwa 150 Meter weit ins Meer hineinqeivagt. Der Ertrunkene befand sich zur Zeit auf einer Weltreise. Die Leiche konnte noch nicht geborgen werden.

Hamburg, 23. Aug. Ermittlungen, die im Anschluß an die in Hamburg vorgenommene Beschlagnahme eines mit Sprit unbekannter Herkunft beladenen Lastkraftwagens eingeleitet wurden, haben nach Mitteilung der Zollsahndungsstclle zur Aufdeckung einer umfangreichen Geheimbrennerei in Wandsbek geführt. Es muß angenommen wer­den, daß die Reichskasse durch den Vertrieb des dort hergestellten Branntweins in beträchtlichem Umfang geschädigt worden ist. Der Hauvtbeteiligtc ist der Staatsanwaltschaft zugeführt worden.

Hamburg, 23. August. Die SegeljachtKleeblatt" mit der drei etwa 18 Jahre alte Schüler aus Bremen sich auf der Rückfahrt von Homburg nach Bremen befanden, wurde von Curhavener Fischern in der Elbmündung bei der Robbenplatte gesunken aufgefunden. Das Schicksal der drei Insassen ist ungewiß, man befürchtet jedoch, daß sie ertrunken sind. Eine Untersuchung ist eingeleitet.

Helsingfors, 23. Aug. Das Ministerium für Auswärtige Ange­legenheiten teilt mit, daß die Sowjetregierung die Abberufung des finnländischen Militärattaches in Moskau, Oberst Aejmelaeus Äeimä, sordert. Dieser wurde im Juni von der Polizei in Leningrad fest­genommen, als er Flugzeugübungen photographierte, aber bald darauf wieder auf freien Fuß gesetzt.

Paris, 23 Aug. Die bevollmächtigten Delegierten für die Unter­zeichnung des Antikriegspaktes treffen in Paris wie folgt ein: Am Freitag: Uchida-Iapan, Kellog-Vereinigte Staaten, Mackenzie-King- Kanada, Smith-Südafrika: am Samstag: Benfch-Tschechoslowakei, Hymans-Belgien, Mac Lachlan-Australien, Parr-Neusecland: am Sonntag: Cosgrave-Irland, Zaleski-Polen, Dr. Stresemann-Deutsch- land, Lord Cushendun-England.

Paris, 23. Aug. DerTemps" berichtet aus Nizza, daß gestern gegen 10 Uhr abeuds gegen den italienischen Konsul in St. Raphael, Di Muro, in dem Augenblick, als er sich von seiner Wohnung in die Garage begeben wollte, ein Attentat verübt worden ist. Der Konsul und ein ihn begleitendes Dienstmädchen wurden durch Schüsse leicht verletzt. Der Täter, der hinter einem Baum gestanden hatte, ist flüchtig.

St. Nazaire, 23. Aug. Der aus Las Palmas kommende, nach Nantes bestimmte französische DampferCourcelles" hat 13 Mann seiner Besatzung, die an Sumpffieber erkrankt sind, in St. Nazaire landen und ins Krankenhaus verbringen lassen müssen. Einer der Erkrankten, ein Steuermann, ist bereits gestorben.

London, 23. Aug. Die Armee der registrierten Arbeitslosen wächst

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noch beständig an. In den 14 Tagen vom 30. Juli bis m s, stieg sie um weitere 9229 Personen aus 1314200, was 292gZg ist, als am gleichen Tag im Vorjahre. Seit dem 21. Mai z g ^ die Zahl der Arbeitslosen um 213000 zugenommen. Von Appell an die 150000 Arbeitgeber sie sollten mehr Arbeit-a»!-""^ stellen, wird nicht viel Wirkung erwartet. ^ ein-

Schanghai, 23. August. Bei den Ueberschwemmunaen m Provinz Schantung sind 1800 Personen ertrunken. ^ ^

Der Mordfall Gareis.

München, 23. Aug. lieber die Bemühungen zur Auikln ruug des Mordes an dem Abgeordneten Gareis wird ick, gestellt: Sofort nach Erscheinen des Artikels in der Fw, ' furter Zeitung", der die Behauptung des Kaufmanns Abc, wiedergab, der Münchener Oberleutnant Braun habe ihm sc standen, er sei der Mörder des Abgeordneten Gareis, wurd- ein Ermittlungsverfahren gegen Braun eingeleitet und der zuständige Ermittlungsrichter ersucht, den Anzeiger Abel ab Zeugen zur Sache zu Pernehmen. Die Ladung des Abel zum Ermittlungsrichter kam als unbestellbar zurück. Nunmebr werden Erhebungen über den derzeitigen Aufenthalt des 2 gepflogen. Es ist selbstverständlich, daß die nach der Sachlam sonst noch gebotenen Ermittlungen zur Aufklärung des Mor­des au dem Abgeordneten Gareis veranlaßt werden.

Aufklärung der Brandkatastrophe in Luhe.

München, 23. Aug Die Brandkatastrophe in Luhe (Lber- Pfalz) am 9 und 10. August, ist, wie erinnerlich, durch eine« Kurzschluß der elektrischen Leitung hervorgerufen worden Dieser Kurzschluß ist nach den bisherigen Feststellungen durch die Fahrlässigkeit eines Monteurs, bei der Instandsetzung ei,U Dreschgarnitur infolge unzulässigen Eingriffs an der Siche­rung entstanden. Strafanzeige ist erstattet. Nach den Aus­nahmen der Persicherungskammer wurden zahlreiche Anwesen ganz zerstört oder stark beschädigt. Die Zahl der zerstörten Gebäude beträgt über 100. Menschenleben sind nicht zu be­klagen. Das Vieh konnte gerettet werden, dagegen sind die übrige bewegliche Habe und die Erntevorräte in den betreffen­den Anwesen völlig vernichtet worden. 64 Familien wurden obdachlos. Die Versicherungskammer berechnet die Brandem- schädignng auf etwa 350 000 Mark. Der Gesamtschaden wich annähernd eine Million Mark betragen. Zur Linderung der Notlage in Luhe sind umfangreiche Hilfsmaßnahmen in, Gange. Für Beschleunigung des Wiederaufbaues ist eine Bau- beratungsstelle in Luhe unter Leitung des Landbauamts Wei­den eingerichtet. Ter Fortgang des Wiederaufbaus wird mit allen Mitteln gefördert und überwacht werden.

Die Verluste der Stadt St. Ingbert.

St. Ingbert, 23. Ang. Der Bürgermeister von St. Ing­bert hat inzwischen eine amtliche Mitteilung herausgegeben. Darnach betragen die ohne genügende Sicherheit gewahrten Kredite 6,8 Millionen Mark. Ein erheblicher Teil dieser Summe, dessen Höhe jedoch noch nicht angegeben wird, gilt als verloren. In der heutigen Sitzung der Finanzkommission wurde dem Bürgermeister Dr. Kempf vorgeworsen, daß er zwei Millionen Mark noch hätte retten können, wenn er als Vorsitzender des Aufsichtsrats eiugegrifsen hätte, als man ihn vor Monaten auf die unerlaubten Geschäfte der Kaffe auf­merksam machte. In der Stadtverordnetenversammlung soll ein Disziplinarverfahren gegen den Bürgermeister beantragt werden.

Der deutsche Handwerks- und Gewerbekammertag.

Köln, 23. Aug. In einer vom 28. deutschen Handwerks­und Gewerbekammertag veranstalteten öffentlichen Vertreter­versammlung im Kongreßsaal der Kölner Messe begrüßte Präsident Plate die in großer Zahl erschienenen Ehrengäste. Generalsekretär Dr. Mensch vom Deutschen Handwerks- und Gewerbekarpmertag Hannover hielt sodann ein Referat über Das Handwerk zur Wirtschafts-, finanz- und sozialpolitischen Gesetzgebung Deutschlands". Der Redner betonte dabei die Notwendigkeit einer einheitlichen kraftvollen Wirtschaftspolitik Er warnste vor einer zuweit gehenden Ueberschätzung der kol­lektivistischen Wirtschaftsführung 'und vor einer Vernachlässi­gung der gewerblichen Mittelschichten. Zur Erreichung eine, geschlossenen Ordnung des mittelständischen Kreditwestns bleibe das Ziel ein gemeinschaftlicher Giroverkehr zwischen

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^Ocrisii vori Lc4i<->eicIsr'-fäc-sN.

41. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

Hengstenberg sprang auf die Füße.Wenn ich ein Weib wäre, möchte ich die harte Matratze mit dir teilen. Auf Ehrenwort! Die darf dir die Hände küssen, die sich ein­mal in deinen Armen rekelt Aber gewiß? So! Nim

llMN'M'

Er umfaßte Hartmann mit einem langen Blick

Wer würde das Weib sein, dem er sich einrss.' mit sein-:.' ganze« Mannestum schenkte?

Ruth hat mich abgewiesen," sagte er unwrrmiifslt ,-2ch bin fast zugrund« gegangen daran Ab« ick, olsoeb§, daß ich es verwinde "

HaMraim biß die Zähn» aufeinander

Ich Hab« den Eindruck," fuhr HengsbenberZ fort,dsH sie seit dem unglücklichen Zwischenfall eine ga«z «Aden geworden ist, als hätten diese Schreckenstage sie gereift. So ruhig, fast frauenhaft mutet sie mich an. Das hat viel beigrtragen, daß ich mich so gut in ihr Nein ergeben konnte. Und zu dir gesagt Esther Davidsohn hat auch das ihre dazu getan, mich zu trösten. Ich glaube, daß wir nicht schlecht zueinander passen?"

Hactmanr fand keine Zeit mehr, etwa» zv erwidern. Drr Diener kam und fragte nach ihres Bleibe«

llnv-rrMglick schlossen ft» sich ihm a«.

X.

Der Oktober näherte sich seiner Mitte. Lisa spürte seit Wochen eine unerklärliche Müdigkeit in den Gliedern. Ihre Wangen waren blaß, ihre Augen lagen tief, ein un­bestimmtes Etwas, ein nie gekanntes körperliches Un­behagen machte sie unruhig und gereizt. Sie bezwang sich mir wahrem Heldenmut. Sie rieb sich, ehe sie zu Tisch oder zu ihrem Mann ins Zimmer trat, die Wangen mit dem

Handrücken rot. Nachts setzte sie sich, wenn er schlief, im Bette auf und drückte die Hände gegen das Herz. Das hämmerte und klopfte. Ein dumpfes, wirres Gefühl nahm ihr den Schlaf von den Lidern. Alle Vorbereitungen zur Reise nach Indien waren getroffen. In vierzehn Tagen war die Fahrt geplant.

Wenn sie nur erst fort wäre! Die Meerfahrt würde ihr gut tun, würde alles Unbehagen wegwaschen. Sie freute sich auf all das Neue, dem sie entgegenging, und konnte doch ihrer Freude nicht ganz froh werden. Und heute morgen, als sie neben dem Gatten an dessen Schreib­tisch stand, mußte sie sich plötzlich an ihn klammern, um nicht zu stürzen, so hatte ein Schwindel sie befallen.

Er war äußerst bestürzt gewesen und gab den Auf­regungen mit den Vorbereitungen für die Reise die Schuld. Er duldete nicht mehr, daß sie im Garten und im Hause viel hin- und widerlief Sie mußte stillesitzen und sich Ruhe gönnen.

Einige Tage vor der Abfahrt befahl er, sie müsse sich noch einmal von Hofrat Penzl untersuchen lassen. Ihr Zustand machte ihm Sorge. Sie sträubte sich, bat rührend, ihr di« Untersuchung zu schenken, aber er bestand darauf.

Penzls Ausspruch war vernichtend.Sie werden hübsch zu Hause bleiben, Frau Professor," sagte er.Es wäre ja rein« Mord, den Sie an sich und Ihrem Kinde beginnen!"

Lisa sah ihn mit w-sttgeöffneten Augen an.

An meinem Kind!"

Ja! Sie haben das wohl nicht gewußt, oder sagen wir geglaubt? Aber nun wissen Sie's. Das könnte Ihr Mann gar nicht verantworten, wenn er Sie unter solchen Umständen mit nach Indien nehmen würde!"

Sie war wie betäubt und wußte nicht, wie sie nach Hause gekommen war. Kelling hob sie fast ohnmächtig aus dem Wagen und trug sie ins Haus. Er bettete sie in das Schlafzimmer. Sie weinte lautlos in die Kissen. Er be­wies eine rührende Geduld, bis er endlich den Grund ihrer Tränen erfuhr.

Ich darf nicht mit!" schluchzte sie.

Nicht, meine kleine Frau? Hat er dir nicht gesagt, warum?"

Sie schüttelte den Kops und schwieg.

Und diese eine Lüge ward ihr zum Fluch.

Kelling telephonierte etwas später an Dr. Penzl. D» war im Fortgehen und hatte Eile. .

Ich habe Ihrer Frau Gemahlin bereits gesagt, W es bei ihrem derzeitigen Gesundheitszustand eine Un»w antwortlichkeit von Ihnen wäre, sie Mitzunehmen. DM muß ich bleiben! Ich empfehle mich Ihnen, Herr Pr» fessor!"

Und Lisa blieb!

Sie war nicht bei Bewußtsein, als Kelling sich M Abschied über, sie beugte. ^ ..

Mutter! Du wirst sie mir behüten!" bat er.Von dir verlange ich sie wieder zurück!"

Seine Augen lagen tief und waren rot gerändert.

Solange ich lebe, mein Sohn, werde ich immer um ff sein

,Du wirst leben, Mutter! Ich kann nicht gehen, wenn

Di/alte Dame entfernte sich schweigend. Sie konnte sein Leid nicht mehr mitanseben. ^ ^

Kelling hob sein Weib in die Arme und bedeckte deff ^ Gesicht mit Küssen.

Lisa, sieh mich an! Nur einmal noch, Lisa!" "

Sie hörte ihn nicht. Ihre Augen blieben geschlossen.,

Mutter, ich lasse mein Liebstes in deinen Halden z - rück!" sagte er noch einmal, als er im Wagen saß.

Le'f rnd das ihre ist eins!"

Sie nickte. Die Tränen liefen ihr über die Wangen.

. Von Hamburg kam die erste Nachricht an Lisa. Sie a seinen Sehnsuchtsschrei mit feuchten Augen-

Kellings Mutter wunderte sich im stillen, wie ruhig," ergeben ihre Schwiegertochter war. Hin und wied l diese sogar ein Lächeln. .

Lisa ging offenen Auges wie im Traum. »S"N r Niemand wußte darum als sie. Wenn er kam, n ch 6 oder vielleicht nach drei Jahren, würde das Kt ^ entgegenjauchzen und ihn mit dem Vaternamen g

(Fortsetzung folg"