der Erzeuger gelegen wäre. Die Ueberlegungen iin landw. Bezirksverein haben den Gedanken reifen lassen, eine Sammelmolkerei ins Leben zu rufen mit dem Zweck, die Milch einer- sachgemäßen Behandlung, Pasteurisierung und Haltbarmachung zu unterziehen und dem Verbraucher die Gewähr für eine absolut einwandfreie Trink- und Frischmilch zu geben. Auch soll dadurch dem Milcherzeuger der Absatz der Milch erleichtert und ihm ein angemessener Preis gesichert werden.
Zur Besprechung der Frage hat der Landw. Bezirksverein eine Versammlung der Interessenten veranlaßt, an der sich Vertreter der Heilstätten, Gemeinden und der landw. Bezirksund Ortsvereine beteiligten. In dieser Versammlung referierte der Vorstand des landw. Bezirksvereins, Oberamtspfleger Kübler, über die Frage und legte Gründe dar, die eine Behandlung der Milchfrage sowohl vom gesundheitlichen wie wirtschaftlichen Standpunkt aus notwendig erscheinen lasse. Eine einwandfreie Lösung der Frage, die Verbraucher und Erzeuger gleich befriedigt, könne nur in einer sach- und fachgemäßen Behandlung und Konservierung der Milch in einer auch den hygienischen Anforderungen entsprechenden, neuzeitlich eingerichteten Sammelmolkerei gefunden werden, wie das auch in vielen anderen Bezirken zurzeit angestrebt werde. Die neue Einrichtung sei so gedacht, daß in jeder Erzeugergemeinde eine Sammelstelle mit Kühlanlage eingerichtet wird, die die Milch zu erfassen und der Molkerei zuzuführen hat. In der Molkerei wird die Milch gereinigt, pasteurisiert und tiefgekühlt und geht dann als durchaus einwandfreie Trink- und Frischmilch in den Verbrauch über, wobei die seitherigen Verbrauchergemeinden in erster Linie berücksichtigt werden sollten. Dabei wäre auch die Abfüllung und Abgabe der Milch in verschlossenen Literflaschen speziell für Kranke und Kinder ins Auge zu fassen. Eine Verarbeitung der Milch in der Molkerei wäre nur insoweit in Aussicht zu nehmen, als Reste übrig bleiben. Der seitherige Milchhandel kann bei der Erfassung und dem Absatz der Milch beteiligt werden. Die beste Lösung der Frage sei in einem Zusammenschluß der Erzeuger, Großverbraucher und teilweise auch der Gemeinden auf genossenschaftlicher Grundlage zu suck>en, weil durch den Zusammenschluß die Interessen und Bedürfnisse der Verbraucher und Erzeuger am besten ausgeglichen werden und die Finanzierung leichter ermöglicht werde. Das vom Vorsitzenden eingeholte und bekanntgegebene Sachverständigen-Gutachten gab näheren Aufschluß über die Einrichtungskosten und die Möglichkeit der Rentabilität der Anlage. An Hand einer Planskizze wurde die beabsichtigte Anlage näher erläutert. Bei gutem Willen aller interessierten Kreise sei das Projekt durchführbar und finanziell tragbar.
In der lebhaften Aussprache wurden Bedenken über die Spanne zwischen Erzeuger- und Handelspreis geäußert und erörtert. Bedenken grundsätzlicher Art wurden jedoch nicht geäußert, lieber die Zweckmäßigkeit und das Bedürfnis einer solchen Einrichtung konnte im allgemeinen die Zustimmung der Versammlung festgcstellt werden. Vor Weiterbehandlung der Frage soll zunächst eine Besichtigung von neu eingerichteten Molkereien usw. stattfinden.
Neuenbürg, 13. Aug. (Mittel gegen Insektenstiche.) Gegen den Stich der Bienen, Wespen und dergl. ist Zwiebelsaft ein einfaches und wirksames Mittel. Eine Zwiebel wird mit dem Messer zerschnitten und die Wunde, nachdem der Stachel herausgezogen ist, mit der Schnittfläche eingerieben, worauf der Schmerz sofort schwindet und keine Geschwulst entsteht. Hauswurz in ähnlicher Weise angewandt, lindert fast augenblicklich den Schmerz. Grüne Schmierseife empfiehlt sich gleichfalls als einfaches linderndes Mittel.
Neuenbürg, 13. Aug. (Wie das Rauchen zugenommen hat.) Das Rauchen hat bei uns durch den Krieg ungeahnte Dimensionen angenommen. Der Zigarettenkonsum ist gegen die Vorkriegsjahre um fast 100 Prozent gestiegen. Zum Teil kommt das dadurch, daß in das Heer der Zigarettenraucher auch die Damen in großen Mengen eingetreten sind, zum Teil durch die Abwanderung vieler Raucher von der Zigarre zur Zigarette. Nach den Beobachtungen werden 70 Prozent Zigaretten, 20 Prozent Zigarren und 10 Prozent Tabak geraucht. Tie Hauptpreislagen, die gekauft werden, sind bei der Zigarette die zu 5 Psg., bei der Zigarre die zu 15 Pfg. In der Vorkriegszeit waren es die 2)4-Pfennig-Zigarette und die Zigarre zwischen 7 und 10 Pfg. Bei der Zigarette sind 8 Pfg. Wohl die Grenze für einen Konsumraucher. Die Zigarette zu 10 Pfg. und darüber kinaus bildet für den Tagesverkauf eine Ausnahme. Wieviel jeder Mensch täglich konsumiert, läßt sich im einzelnen schwer sagen; der Durchschnitt ist für Zigarettenraucher 10 Stück, für Zigarrenraucher 1—6 Stück im Tage. Man kann damit rechnen, daß durchschnittlich jedes Zigarrengeschäft 80 Prozent Zigarren-Stammkunden hat, während die Zigarettengeschäfte mehL auf die Laufkundschaft angewiesen sind.
(Wetterbericht.) Unter dem Einfluß des mitteleuropäischen Hochdrucks ist für Dienstag und Mittwoch vielfach heiteres und vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten.
Birkenfeld, 13. Aug. Am gestrigen Sonntag hielt Richard Jordan aus Stuttgart in der hiesigen Kirche eine Meister- bilder-An dacht. Diese Veranstaltung war wirklich ein wertvolles inneres Erlebnis, das auf jeden Besucher einen sichtlichen Eindruck machte. Bewundernswert war die schöne Auswahl der wirkungsvollen Meisterwerke religiöser Kunst. Die Bilder sind mit feinem künstlerischem und religiösem Geschmack und Verständnis ausgewählt und ganz überraschend originell gemalt. Der religiöse und künstlerische Wert derselben und die von Herrn Jordan gesprochenen Schriftworte gaben zusammen mit der musikalischen Umrahmung eine Veranstaltung von ergreifender Wirkung, die bei jedem Besucher einen bleibenden Eindruck hinterließ. Am Samstag wurde eine besondere Feier für Schüler veranstaltet, zu der auch Erwachsene Zutritt hatten.
Württemberg.
Calw, ll. August. (Eröffnung der Landwirtschaftsschulen.) Sämtliche Landwirtschaftsschulen des Landes werden in diesem Jahr am 5. November eröffnet. Die Tagesstunde für die Schuleröffnuug wird vom Schulvorstand bestimmt und von diesem gleichzeitig den aufzunehmenden Schülern bekaimtgegebcn. Die Anmeldung zur Aufnahme hat bis spätestens 15. Oktober zu geschehen und zwar für den Bezirk der Schule in Calw, umfassend die Oberamtsbezirke Calw und Neuenbürg, bei Landw.-Lehrer Pfetsch in Calw.
Freudenstadt, 12. Aug. (Ein weißes Reh.) In Friedrichstal ist zurzeit ein schönes, junges, weißes Reh zu sehen, das oberhalb des Königehammers in Gesellschaft anderer Rehe öfters aus dem Wald kommt.
Bieringen, OA. Horb, 10. Aug. (Verbrannt.) Frau Ba- bette Deutschle kam auf schreckliche Weise ums Leben. Sie schürte das Feuer im Waschkessel nud blies in die Flammen hinein. Diese schlugen plötzlich zurück und steckten die Kleider der Frau in Brand. Frau Deutschle erlitt dabei so schwere Verbrennungen, daß sie daran in der Tübinger Klinik gestern gestorben ist. »
Stuttgart, 10. Aug. (Teure Volksfestplätze.) Die am Donnerstag nachmittag aus dem Cannstatter Wasen gehaltene Versteigerung der Plätze für Wirtschaften anläßlich des nächsten Volksfestes erbrachte recht hohe Preise. Während im Vorjahre rund 50 000 Mk. erlöst wurden, stieg jetzt der Ertrag auf über 71000 Mark und zwar für 7 Wirtschaftsbuden, ein Cafö und 2 Weinwirtschaften. Noch so viele Wirtschaftszelte hätte die Stadt leicht vergeben können, so stark waren der Andrang und das Gebot bei der Versteigerung. Und das, trotzdem die Stuttgarter Brauereien sich nicht an der Versteigerung beteiligten. Sie hatten der Stadt vorgeschlagen, die Plätze nur unter den Stuttgarter Brauereien und auf einige Jahre zu versteigern, wie das auch in München Leim Oktoberfest geschieht. Die Brauereien hätten in diesem Falle Gebäude erstellt, wie man sie in den Vergnügungsparks bei Ausstellungen in anderen Städten findet.
Stuttgart, 1l. Aug. (Herbstübungen des verstärkten 14. (Bad.) Infanterie-Regiments.) Vom 30. August bis 7. September 1928 finden die Herbstübunqen des verstärkten 14. (Bad.) Infanterie-Regiments in Gegend Walldürn—Osterburken—Möckmühl statt. Die Ucbungen leitet der Kommandeur des Regiments und Landeskommandant in Baden, Oberst Waenker von Dankenschweil. Außer dem Regiment, zu dem auch das Tübinger Bataillon gehört, nehmen an den Herbstübungen teil: Eine aus der 3. (Bad.) und 4. (Bad.) Eskadron des 18. Reiter-Regiments (Cannstatt und Ludwigsburg) zusammengestellte verstärkte Eskadron. III. (Württ.) Abteilung des 5. Artillerie-Regiments mit Stab, 7. und 8. Batterie (Ludwigsburg). Das 5. Pionier-Bataillon (Ulm). Die 2. (Württ.) Kompanie (Ulm) der 5. Kraftfahrabteilung. 1. (Ludwigsburg) und 4. Eskadron (Ulm) der 5. Fahrabteilung. Die Hebungen beginnen am 31. August in Gegend Walldürn und endigen am 7. September bei Möckmühl.
Stuttgart, 11. August. (Die Kosten für den Reichssparkommissar.) Auf Erörterungen in der württ. Presse wird festgestellt, daß das Reich die Kosten für die Länderprüfungen des Reichssparkommissars trägt.
Stuttgart, 11. August. (Ein hartnäckiger Selbstmordkandidat.) Am Freitag abend versuchte sich ein 43 Jahre alter Reisender in seiner Wohnung auf dem Luisenplatz mit einem Rasiermesser die Pulsadern zu öffnen und brachte sich außerdem noch Schnitte am Hals bei. Der Lcbensüberdriissige ist an diesem Tag im Katharinenhospital, wo er wegen eines erst vor kurzer Zeit von ihm verübten Selbstmordversuchs untergebracht war, entwichen. Infolge des heftigen Widerslandes des Mannes konnte ihm der erforderliche Notverband nur mit Gewalt angelegt werden. Trotz der schweren Verletzungen soll auch jetzt unmittelbare Lebensgefahr nicht bestehen.
Vaihingen a. E-, 11. Aug. (Unter den Rädern.) Schwer verunglückt ist Weingärtner Karl Fischle. Als er nach acht Uhr mit seinem Kuhfuhrwerk die Schäfergaffe hecunterfuhr, fiel das Wagscheit heraus und bei dem Versuch, es wieder einzuhängen, geriet Fischle unter das Fuhrwerk. Er wurde eine Strecke weit geschleift und erlitt dabei erhebliche Verletzungen am Bauch und Knie.
Heilbronn, II. Aug. (Unfall.) Ein Dachdeckermeister und sein Gehilfe kamen mit einem ziemlich beladenen Leiterwagen vom Jägerhaus her. An der Biegung des Weges brach der vom Meister zum Bremsen benützte Prügel entzwei. Der Wagen kam in Schuß und raste mit unheimlicher Geschwindigkeit den Meister mitreißend, bergab.
Der Gehiife konnte sich, während er den Wagen auf -m. ^ Haufen leitete, durch einen Seitensprung retten. Der blki», blutüberströmt von einem Motorradfahrer fortgebracht " "
Heilbronn. 11. August. (Schwere Schlägerei.) mittag gerieten zwei an der Baustelle in der Klarastwd- ^"^ Pflästerer aus Bückingen nach Beendigung der Vesver»n ^>! Wortwechsel, der rasch in Tätlichkeiten ausartete Der Eugen Waiblinger, der sich von seinem Arbeitskollene» Pfeiffer beleidigt fühlte, fuhr diesen mit seinem Pfeiffer umfiel. Es entwickelte sich ein Handgemenge jn lauf Waiblinger auf einen Randstein stürzte. Er erlitt ein- Schädelverletzung. Von Dr. Götz erhielt er die ecke Dil!»' und wurde dann mit dem Sanitätsauto ins Krankenhaus wo er bewußtlos und nicht vernehmungsfähig liegt D e V' Ermittlungen sind im Gang.
Obercisesheim, OA. Heilbronn, 11. August. (SchM-n,-, vom Amt enthoben.) Schultheiß Fehr, gegen den ein aeriln^' Verfahren wegen Betrugs und Unterschlagung cinqeleitet laut Neckar-Zeitung, vorläufig seines Dienstes enthoben worden ^ Gemeinderat beschloß einstimmig, Gemeinderat Blank rum A«. ^ weser zu bestellen. Schultheiß Fehr stand früher auf dem NM Neckarsulm in Diensten und wurde von dort aus mit großer Mehrheit als Schultheiß der hiesigen Gemeinde gewählt ^
Tübingen, 11. August. (Von der Universität.) Proteiinr r, Dietrich, Köln, hat die Berufung auf die ordentliche PrMme pathologische Anatomie an der Universität Tübingen tNackio n. - Professor Dr. Schmincke) und Professor Dr. Schoenfeld, GreLnM die Berufung auf die ordentliche Professur für deutsches und 2 liches Recht (Nachfolge von Professor Dr. von Heck) a» der 2' sität Tübingen angenommen. ""
Miinsingen, 11. Aug. (Vom Reichsheer.) Nachdem Heuer--- dem Truppenübungsplatz Miinsingen schon die Infanteriereaim«- 12 (Provinz Sachsen und Anhalt) und 18 (Westfalen) je rund Wochen geübt hatten, befindet sich seit Anfang des Monats als dri^ nicht der 5. Division angehöriges Regiment das Inf.-Reqt I8-» Oldenburg, Bremen und Hannover im Alten Lager bei Münsm, und verbleibt dort bis 30. Aug. Das Regiment war in der 8,» von Murrhardt ausgeladen worden und maschierte von dort hhtz,
Tailfingen. OA. Balingen, II. Aug. (Falsches Geld.) An ei» hiesigen Postschalter wurde ein falscher 20 Mark-Schein abaeM- Leider wurde die Unechtheit erst später entdeckt, sodaß es nicht möM ist, die Herkunft sestzustellcn. Der Schein trägt die EenemiMM E. 3157248 vom I I. Oktober 1924 und ist im großen Ganzen tauM nachgemacht. Auffällig ist auch für den genauen Kenner die K», liche Faserung und die ungenaue Nachahmung einzelner M« Falsches Papier- und Hartgeld befindet sich immer im Umlauf es ist schwer, sich davor zu schützen.
Riedlingen, 11. Aug. (Die Motorspritze an der Löscharbeii ge hindert.) Bei dem Brand in Neusra Karn es bei dem Eintreffen da Riedlinger Motorspritze zu einem Skandal. Die Mannschaft mik mit Johlen, Schreien, Schimpfen und Bedrohungen empfangen, einer Hilfe oder UntersMung durch die Neufraer Feuerwehr im keine Rede. Als die Dampfspritze endlich Wasser hatte, wurde versucht, die Schlauchleitung auszukoppeln, und als dies nicht gelang, wurde der Schlauch einfach durchschnitten. Bezüglich der Drohungen die gegen die anwesenden Amtspersonen ausgesprochen wurden, wird die Gerichtsverhandlung Klarheit bringen.
Burgrieden, OA. Laupheim, 11. Aug. (Neue Arbeit.) Sicheren, Vernehmen nach soll in nächster Zeit der Betrieb in den Staiger- wcrken wieder ausgenommen werden. Zur Zeit sind die Arbeiter mit der Instandsetzung des Werkes beschäftigt. Welcher Art der neue Fabrikationszweig sein wird, steht noch nicht fest.
Friedrichshafen, 11. August. (Glückwünsche zu Dr. Lckeners 60. Geburtstag.) Dr. Hugo Eckener durfte sich anläßlich seines KO. Geburtstages der Anteilnahme weitester Kreise erfreuen. In außerordentlich zahlreichen Telegrammen und Glückwunschschreiben gedachten führende Männer aus Parlament und Wirtschaftsleben des Maffes und übermittelten Dr. Eckener ihre Wünsche, wobei sie größtenteils des mit dem Namen Zeppelin und Eckener verknüpften Weckes gedachten. In den Vormittagsstunden hatten Generaldirektor Kommerzienrat Colsman von der Luftschiffbau-G.m.h.H., Dr.Dornin und Dr. Maybach, sowie Stadtschulthciß Schnitzler einen persönlichen Besuch abgestattet. Außer dem Reichspräsidenten depeschierte Reichskanzler Müller: Zur Vollendung des 60. Lebensjahres sende ich Ihm», dem erfolgreichen Führer im Zeppelin-Lustschiffbau, herzliche Glückwünsche. Reichsverkehrsminister v. Guerard: Dem verdienten Rr- derer des Luftschiffwesens zum 60. Geburtstag herzliche Glückwünsche Reichskanzler a. D. Dr. Luther wünscht aufrichtig, daß Dr. Eck«; großer Tatkraft noch reiche Erfolge zum Segen Deutschlands bc- schieden sein möchten. Admiral Zenker gedachte ebenfalls des 60. Tc- burtstages mit herzlichen und aufrichtigen Wünschen. In treuem G denken und größter Verehrung gratulierte Reichswehrminister a. I. Dr. Geßler. Der württ. Gesandte in Berlin, Bosler, depeschierte: A
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31. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
„Ja, ich glaube Ihnen. Uebrigens habe ich Sie noch auf etwas aufmerksam zu machen, Herr Baron. Sie sind Protestant — Ruth von Hechingen Katholikin. Wenn Sie für Ihre Ehe eine kirchliche Segnung wünschen, müßten Sie — von unserem Glauben aus betrachtet — gewillt , sein, die Bedingungen zu erfüllen, die eben die Kirche — die römische meine ich — stellt, wenn sie eine Mischehe für bindend erklären soll Das müssen Sie natürlich mit Ihrem eigenen Gewissen abmachen So gut wie Ruth von Hechingen!"
„Wenn ich diese Bedingungen erfülle, — würden Sie uns dann trauen, Herr Abt?"
„Gewiß, Aber Ihre Frau ist, soviel ich weiß, minderjährig Sie müßte die Einwilligung ihres Vaters haben!"
„Aber Ruth — Ruth ist doch auch ohne diese Einwilligung meine Frau!"
„Das schon! Wir sprechen aber jetzt von kirchlicher Segnung Wenn diese sich zurzeit nicht ermöglichen läßt, müssen Sie sich eben gedulden, das heißt: die Trauung muß verschoben werden!"
Hartmann war wie zerschlagen. An Ruths Vater hatte er nicht gedacht.
Bertram machte ihm den Vorschlag, wenn Hans von Hechingen ihm den nächsten Besuch mache — dreimal war er schon hier gewesen — solle er ihn um die Hand seiner Tochter bitten. Der Abt hoffte sicher, daß er seine Zustimmung geben werde.
Aber Hans von Hechingen gab seine Einwilligung nicht.
Auf Hartmanns Bettrand sitzend, hörte er dessen Werbung an. „Ich bin Ihr Schuldner geworden," war seine Entgegnung, „und zwar ein großer Schuldner. Ruth hat mir alles gesagt, was Sie diese neun Tage ihr getan
haben. Ich will Ihnen zeigen, daß ich nicht undankbar bin und vergessen will, was einmal gewesen ist. Ich möchte Ihnen das Nonnengut zurückkaufen, das früher Ihrem Vater gehört hat — und wenn Sie damit einverstanden sind. Aber Ihnen Ruth zur Frau geben, das kann ich nicht. Eine Ehe zwischen einem Hartmann und einer Hechingen wäre ein Unding!"
Hartmann saß gegen die Kissen gedrückt. Jeder Blutstropfen war aus seinem Gesicht gewichen.
„Das müssen Sie doch einsehen, Herr Baron!" nahm Hechingen wieder das Wort. „Die Toten würden immer und ewig zwischen Ihnen und Ruth stehen. Mein Nein geht nicht etwa aus persönlicher Nichtachtung hervor. Sie haben bewiesen, daß Sie ein Ehrenmann sind. Aber was Sie verlangen, ist unmöglich. Ich muß Sie sogar bitten, mit meiner Tochter jeden brieflichen wie auch mündlichen Verkehr zu Unterlasten."
„Das kann ich nicht, Herr von Hechingen! Ruth, — Ruth ist —"
Er brach ab. Das, was er zu sagen im Begriffe gewesen, durfte er nicht aussprechen. Um keinen Preis.
Sein Gesicht spielte ins Gelbe. Zwei rote Fieberflecken brannten auf seinen Wangen. Hechingen zwang seine Augen auf sich.
„Herr Hauptmann, ich frage Sie auf Ihr Ehrenwort als Offizier: Sind Sie zu meiner Tochter in irgendwelche unerlaubte —"
Weiter kam er nicht. Hartmanns Blick wurde eisigdrohend.
„Die Frage, welche Sie an mich richten wollten, schändet nur Sie selbst, Herr von Hechingen! Mich trifft sie nicht."
Hechingen fühlte den groben Fehler, den er begangen und der für den Mann, dem Eberhard und Ruth die Rettung ihres Lebens verdankten, ein Fausthieb ins Gesicht gewesen war. Aber das Gesagte ließ sich nicht mehr abschwächen. Er sprach einige entschuldigende Worte, die ebensogut unterblieben wären. Da Professor Kelling eben eintrat, empfahl er sich.
Hartmann hörte von all dem, was Kelling ihm erzählte, kein Wort. Der Professor brannte in lichterloh« Begeisterung. Er hatte den Wastergang auspumpen Wir Man kam jetzt trockenen Fußes von der Abtei zum M Dort stieß der Durchbruch zur Festung hinüber mit » Gang zum Heiligenberg hinauf zusammen und erweiM sich zu einer Höhlung, die mit Skeletten angefüllt war. r« Tunnel unter dem linken Flußbett war nicht überschwemm Das eigentliche Labyrinth befand sich unter der Festung- Dort waren sie also tagelang herumgeirrt, bis sie den Weg
aus demselben gefunden hatten. .
Hartmann hatte nur einen Wunsch! Wenn nur KeUMg gehen wollte! Nur allein sein! Aber als der.Profesi gegangen war, kam Hengstenberg. Er trug persönlich „Liebespaket", wie er es scherzend nannte, nach Zigarren, Zigaretten, Konfekt und eine Flasche echten - - kaier. „Laß dir's wohl bekommen, mein Junge!' lachte er „Du darfst doch rauchen — Was? Penzl hat's verdotem — Dann mußt du's erst recht. Wenn man alles tun wo - was die Aerztetyrannen sagen, käme man um seinen ya Lebensgenuß!" ^ , . --..t.
Der Bruder Krankenmeister trat ein und legte 9 ' mann einen Riesenstrautz roter und weißer Rosen eo ! Sorte aufs Bett sowie ein verschlossenes Kuvert, feiner Parfümgeruch entstieg.
konnte, eine offene, ehrliche Seele, ohne iedes ^ ein vorzüglicher Gesellschafter. ^^img !°lg"
„Der Tausend!" sagte Hengstenberg. »Dis da herauf verfolgen dich die Frauen! Weiber will ich Nicht > 8 „Weib" hat einen Beigeschmack!" m?»nii
„Ich wüßte nicht!" Hartmann spraches gereizt. „W ich von einer Frau einmal als von „meinem Weibe p soll sich einer hüten, dahinter einen Beigeschmack zu ! -
„Heinz, du hast höchste Zeit, daß du wieder unter
Menschen kommst!"
„Sind etwa die Benediktiner keine Mensche .
„Aber nein! Das sind doch Benediktiner.
Hartmann lachte. Das erstemal seit Woch - stenberg war der treueste Kamerad, den man ^