Höfen a. Enz, 10. Juli. Die Kapelle des Musikvereins gab am Sonntag Nachmittag imOchsen"-Garten ein gut­besuchtes Platzkonzert und erwarb sich durch die gute Ausfüh­rung desselben die Anerkennung und den Dank der gesamten Einwohnerschaft. Welch ungeheurer Kraftverkehr (mit all seinen Nachteilen für das Publikum) sich in Höfen abwickelt, zeigt folgende amtliche Zählung. Bon 6 Uhr früh bis 9 Uhr abends verkehrten am 1. Juli 1819, 3. Juli 151, 5. Juli 181, 8. Juli 967 Kraftfahrzeuge. Die auffallend niedere Zahl vom 8. Juli ist auf den Ausfall der Wagen von Pforzheim wegen des dortigen Festes zurückzuführen. An beiden Pfingstfeier- tagen war der Berkehr noch bedeutend stärker. Trotzdem ist erfreulicherweise in letzter Zeit kein Unfall zu vermerken ge­wesen. Im Lauf der letzten Woche wurden wieder verschie­dene Hundert Wanderbienenvölker auf der hiesigen Markung aufgestellt, die bei dem herrlichen Wetter täglich süße Lasten von den Tannen holen. Unter dem Vorsitz von Obermeister Messerle-Wildbad tagte vorgestern im Gasthof zurSonne" eine gut besuchte Versammlung der Schuhmacherzwangsinnung Neuenbürg.

Württemberg.

Calw, 9. Juli. (Der Haushaltvoranschlag der Amtskörper­schaft Calw für 1928.) In der am vergangenen Samstag im großen Sitzungssaal des Calwer Rathauses stattgehabten Amtsversammlung des Bezirks Calw wurde der Haushalt­voranschlag des Bezirks für das Rechnungsjahr 1928 festgestellt. Dieser weist an Einnahmen insgesamt 112 000 R.M., an Aus­gaben insgesamt 709 600 R.M. auf, so daß sich ein Abmangel von 297 600 R.M. ergibt. Hievon sind nach dem Beschluß der Amtsversammlung 285 000 R.M. durch Amtskörperschafts­umlage, die restlichen 12 600 R.M. durch Restmittel zu decken. Gegenüber dem vorjährigen Voranschlag ist der diesjährige um 10 000 R.M. niederer gehalten: es war dies in der Haupt­sache durch die Einsparung eines Teils der Verwaltungskosten für das Arbeitsamt das aufgehoben wird Möglich. Der Schul­denstand der Amtskörperschaft beläuft sich insgesamt aus 215 000 R.M.

Heilbronn, 9. Juli. (Unregelmäßigkeiten bei der Orts­krankenkaffe.) Der Vorstand der Allgemeinen Ortskrankenkasse Heilbronn-Stadt hatte aus Samstag den Ausschuß zu einer ordentlichen Sitzung in den Liederkranzsaal eingeladen. An Stelle des erkrankten Prüfungsbeamten wurde der vorläufige Nevisionsbericht vom Vorsitzeichen des Vorstands gegeben. Die für die Jahre 1923 bis heute erfolgte Prüfung der Kassen­bücher hat ergeben, daß die dem früheren Gesäia^sleiter ge­machten Vorwürfe unreeller Handlungen und ho>..: nachläs­siger Buch- und Kassenführung größtenteils berechtigt waren. Die Art der Geschäftsführung hätte zu einem katastrophalen Ausgang fuhren können, wenn nicht der Vorstand noch recht­zeitig die geeigneten Schritte unternommen hätte. Heute kann gesagt werden, daß die Kasse nennenswerte Einbußen finan­zieller Art nicht erleiden wird.

Friedrichshafen, 7. Juli. (Die ersten Probeflüge Ende Juli.) Der Beginn der ersten Probeflüge des Zeppelinluft­schiffes wird Ende Juli erfolgen. Die ersten Flüge werden lediglich zur Prüfung der Betriebsfähigkeit des Schiffes dienen und werden nur von 6 Personen in nächster Umgebung der Werft ausgeführt. Eine etwas größere Fahrt, die sich bis zu einer Streckenlänge wie Friedrichshofen-München aus­dehnen wird, bildet anschließend gewissermaßen die Zulassungs­prüfung für das Luftschiff. Erst nach offizieller Zulassung des Luftschiffes für den Luftverkehr geht es von der Werstgesell­schaft des Zeppelinkonzerns an dessen Verkehrsgesellschaft über und erst dann beginnen die öffentlichen Fahrten. Diese ersten öffentlichen Flüge, die sich etwa in der Ausdehnung des Zu­lassungsfluges halten und wahrscheinlich über Teile der be­nachbarten Schweiz führen werden, dienen vor allem zur Er­probung der Leistungsfähigkeit, namentlich der Flugleistungen des Schiffes und werden, wenn alles klappt, Anfang August zur Durchführung kommen. Der Zeitpunkt der Deutschland­fahrten, die zum Ausgleich der jetzt verloren gegangenen Zeit, nach etwas einfacheren Flugplänen ausgeführt werden dürsten, läßt sich noch nicht festlegen. Sie sollen so früh zu Ende sein, daß die Amerikafahrt noch in den Sommer fällt. Für den Flug um die Erde noch in diesem Jahr ist rechtzeitige Ver­schickung von Betriebsmitteln nach Japan Voraussetzung. Einstweilen läßt sich nichts darüber sagen, ob und wann dieser Flug möglich sein wird. Jedenfalls werde der frühe sibirische Winter zusammen mit den mangelhaften Karten von dem teil­weise unerforschten asiatischen Gebirge erhebliche Schwierig­keiten machen, die einen Flug nur in der guten Jahreszeit rat­sam erscheinen lassen. Es ist auch durchaus nicht Aufgabe dieses Luftschiffes, durch sensationelle Fahrten von sich reden zu machen. Die Hauptaufgabe besteht vielmehr darin, den Be­weis für Wirtschaftlichkeit und die Betriebssicherheit des Luft­schiffverkehrs zu erbringen. Das Schiff ist deshalb auch nicht als irgend ein Spezialwerkzeug gebaut worden, also weder als ausgesprochenes Passagier- oder Postschiff, noch für eine be­sondere Verkehrsroute, als etwa für den Verkehr Spanien Südamerika. Es stellt als Demonstrationsluftschiff vielmehr

! einen Kompromiß dar. Ein Postluftschiff würde man mit einer bedeutend größeren Geschwindigkeit ausstatten müssen und es würde nur für wenige Passagiere Raum bieten. Dies würde auch die Wirtschaftlichkeit wesentlich erhöhen, da man an Stelle eines einzigen Passagiers bei geringerer Last mehrere tausend Briefe mit einer Einnahme von einigen tausend Mark be­fördern könnte, wobei zu beachten ist, daß ein Passagier im Vergleich mit einer Postsendung mit gleichem Gewicht ein mehrfaches an Raum und sonstigem Aufwand benötigt. Mit den Aufgaben des neuen Luftschiffes wäre es unvereinbar, wenn man es frühzeitig verkaufen würde. Mit geschultem eigenem Personal kann es den genannten Zweck erfüllen; würde das Luftschiff aber in unerfahrenen Händen zerstört, so wäre dies für die Werft von großem Schaden. Deshalb ist es viel wichtiger, deutsche Finanzkreise, vor allem Schiffahrts­gesellschaften und Bankkreise für einen regelmäßigen Verkehr mit Luftschiffen zu interessieren. Ein solcher regelmäßiger Verkehr setzt allerdings geeignete Landungsplätze voraus, die zum Teil vorerst eines der schwierigsten Probleme sein würden.

Friedrichshafen, 9. Juli. (90. Geburtstag des Grafen Zep­pelin.) Am Sonntag trafen sich hier im Buchhorner Hof-Saal etwa 800 Ingenieure, um den 90. Geburtstag des Grafen Zeppelin zu feiern. Anwesend war auch die Tochter des Grafen, Gräfin Brandenstein-Zeppelin. Nach einer Begrüßungs- ansprach durch den Vorsitzenden des Äodensee-Bezirksvereins des Vereins Deutscher Ingenieure, Direktor Dörr, die ins­besondere der Gräfin und ihren beiden Töchtern, ferner aber auch dem Rektor und zahlreichen Mitglieder: des Lehrkörpers der Technischen Hochschule in Stuttgart galt, hielt Direktor Major a. D. Wilcke-Friedrichshasen die Gedächtnisrede, in der er Charakter, Genie und die Großtaten des Grafen unter Ein­flechtung zahlreicher persönlicher Erinnerungen schilderte, lieber die Berwendung von Brenngas im Luftschiff hielt Dr. Lempertz einen interessanten Vortrag. Beim Mittagsmahl im Saalbau der Zeppelin-Wohlfahrt gedachte Stadtschultheiß Schnitzler des Grafen Zeppelin und überreichte der Gräfin einen schönen Blumenstrauß. Generaldirektor Kommerzienrat Colsmann gab persönliche Erinnerungen an den Grafen be­kannte und brachte ein Hoch auf das deutsche Vaterland aus.

Friedrichshafen, 9. Juli. (Taufe des neuen Luftschiffes Graf Zeppelin".) In der großen Halle des Luftschiffbaues Zeppelin wurde heute mittag um ^12 Uhr das neue Luftschiff aus der Taufe gehoben. Auf den Werken des Zeppelinkonzerns webten die btauweißen Fahnen des Hauses Zeppelin neben den Fahnen in den württembergischen Landesfarben. Sonnenlicht flutete durch das nach Westen geöffnete große Hallentor un­mittelbar auf die große Gondel des Fahrzeugs, das am Bug ein großes 2 in Kornblumendruck und umweht war von Wim- ln in blauweißen Farben. Neben Kommerzienrat Cols­mann, Direktor Eckener, Direktor Wilcke und Professor Herge­sell bemerkte man Gräfin Brandenstein-Zeppelin, die Tochter des verstorbenen Grafen, mit ihren 2 Töchtern an der Seite ihres Gemahls. Einzelne Mitglieder des deutschen Luftfahrt- Verbandes Konstanz haben sich eingefunden, desgleichen eine große Anzahl geladener Gäste. Nach einem Musikstück der Stadtkapelle bestieg Dr. Eckener die Tribüne zu einer An­sprache. um seiner Freude Ausdruck zu geben, den Deutschen Luftfahrtverband hier zu sehen, der die luftschifferische Tradi­tion Deutschlands verkörpere. Er verwies auf die eigentliche Handlung der Taufe, an welcher das deutsche Volk innigen Anteil nehme. Oberbürgermeister Dr. Möricke-Konstanz über­brachte die besten Wünsche der Geburtsstadt Zeppelins. Staats­minister Dr. Dominikus übermittelte die Glückwünsche des Deutschen Luftfahrtverbandes und Ministerialrat Staiger die Glückwünsche der württ. Regierung und des württembergischen Volkes. Darauf hielt Gräfin Brandenstein-Zeppelin die Tauf­ansprache. Sie gedachte dabei in pietätvoller Weise ihres Vaters, der sich stets über jeden Fortschritt auf technischem Gebiet gefreut habe. Dieses neue Werk in seinem Geiste be­deute, daß das geliebte deutsche Vaterland seine Schwingen bald wieder regen möge, um neue Bahnen einzuschlagen, neuen Zielen über Länder und Ozeane zuzustreben. Besonders ge­dachte sie der am neuen Luftschiff tätigen Beamten und Ar­beiter mit dem Wunsch, daß Gott seinen Schutz und Segen schenken möge auf allen seinen Fahrten. Mit einemGlückab, Graf Zeppelin" vollzog sie den Taufakt. Die Stadtkapelle spielte das Niederländische Dankgebet, worauf ein Rundgang durch das neue Luftschiff angetreten wurde.

Friedrichshafen, 9. Juli. (Glückwünsche zur Taufe des L. Z. 127). Der Reichspräsident v. Hindenburg sandte zur Taufe des L. Z. 127 folgendes Telegramm: Anläßlich der Taufe des L- Z. 127 spreche ich meine aufrichtigen Wünsche für allzeit glückliche Fahrt des neuen Zeppelins aus und zeichne v. Hindenburg, Reichspräsident. In einem Glückwunsch-Tele­gramm des Deutschen Ausland-Instituts wird das Luftschiff als besonderes Mittel zur Verbindung von Heimat und Äus- landsdeutschtum bezeichnet. Auch vom Norddeutschen Lloyd in Bremen ging ein Glückwunschtelegramm ein.

Ummendorf, OA. Biberach, 9. Juli. (Abtransport der entgleisten Lokomotive.) Die am 23. Juni hier samt dem Nach­mittagsschnellzug entgleiste große Lokomotive ist endlich so weit gehoben worden, daß heute der Abtransport vorgenommen

werden konnte. Da man die Maschine in dem moori^n n:. . nicht heben konnte, mußten besondere Gleise bis zu der gelegt werden, wo das Ungetüm gelegen ist. Es daß die Maschine außerordentlich schwere Beschädigung^ litten hatte. Die zerrissene Böschung und die aufaLn Wiese bilden die letzten Denkmäler des Unglücks die in Zeit ebenfalls verschwunden sein werden. Die Unfallstelle ^ von den Zügen immer noch in mäßigem Tempo von 5 Metern passiert.

Biberach, 8. Juli. (Einweihung der Jllerkraftwerke 1 Samstag erfolgte die Besichtigung der Jllerkraftwerke Ä anschließendem Festakt. Die Abfahrt wurde unter Beteilig von mehr als 200 Personen in 2 Gruppen in AutomoN und Omnibussen angetreten. Die Gruppe II besichtigte un » des in Ochsenhausen das dortige Kloster unter Führung. Schulrat Fischer. Nachher fanden sich die Teilnehmer im Hof zurPost" ein, wobei Schultheiß Eh-Ochsenhauseu MoN, der Begrüßung an die Mitglieder der Regierung und d-I Landtags, sowie an die übrigen Gäste richtete. Hernack, suk. man an die Jllerwerke. Am Kirchdörfer Wehr wurden vo, fachkundiger Seite Erklärungen über die gesamte Webrang gegeben. Schon diese Baustelle ließ in ihren Aufbauten!,! Größe der Jllerkraftwerke deutlich erkennen. Mit großer W merksamkeit wurde der historische Moment verfolgt, der unt» der Leitung von Baurat Schäfer die erste offizielle Jnbelri-v nähme des Wehres, das Ueberleiten des Wassers der Iller i« den Kanal, vor Augen führte. Den Höhepunkt erreichte di, Besichtigung bei dem dritten und größten Kraftwerk v», Jllerstufe IV bei Nnterdettingen. Diesem Werk ist ein Aus­gleichsbecken mit etwa 1 sl Kbm. ablenkbaren Inhalts den gelagert, der dazu dient, eine gleichmäßige Wasserabgabe a» die Untcrlieger sicherzustellen. Die Länge des Oberwasserkanals ist 5,9 Km., die des Unterwafferkanals 2,7. Das Gefälle beträgt 11,21 Meter. Schaltanlage ist vorhanden für 5000 und 5äW Volt. Betriebsdirektor Enders gab im Mafchinenhaus di, notwendigen Erklärungen. Mit der Fertigstellung der Jller­stufe IV hat ein großes Bauprogramm seine Erledigung ge fanden. Das bildete auch den Anlaß zu einem besondere Festakt, der gegen >12 Uhr nachmittags vor dem Maschinen­baus seinen Anfang nahm. Der schwäbische Dichter Wilhelm Schüssen leitete die Feier mit dem Vortrag, eines von ihm selbst verfaßten Festgedichtes ein. Dann hielt Direktor Purum die Festrede, in der er zunächst den Gästen, vor allem den württembergischen Ministern und dem württembergischen Par­lament, sowie den Vertretern der Hochschule, der Reichsbahn und der Post herzlickien Willkomm entbot. Er würdigte in seiner Rede die Bedeutung des Werks und des Tages und vollzog dann den Festakt, indem er ein Wahrzeichen des Ab­schlusses in Gestalt eines schlichten Steinmales, ausgeführt von dem Bildhauer Retzbach-Stuttgart, seiner Bestimmung über­gab. Darauf hielt Staatspräsident Dr. Bolz eine kurze An­sprache, in der er ausführte, Württemberg fei zwar reich an Naturschönheiten, jedoch arm an Wasserkräften. Fleiß und Tatkraft hätten aber vieles ausgenützt und so begegne man jetzt im Lande einer Reihe größerer und kleinerer Elektrizitäts­werke. Mit Freude gedenkt man heute derjenigen, die mit Kopf- und Handarbeit dieses große Werk vollbracht haben, mit Freude und Stolz müsse die mächtige Entwicklung aus diesem Gebiete festgestellt werden. Mit einem herzlichen Glück­auf und dem Dank namens der Regierung und des Landtags für die Festtage der O.E.W. schloß der Staatspräsident seine Ausführungen. Es folgte dann noch eine Reihe von Mck- wunschansprachen und zwar durch einen Vertreter von Hohen- zollern namens der preußischen Regierung, durch Präsident Dr. Michel, durch Landesbaurat Langlotz, Direktor der Isar- Werke A.G., durch Direktor Dr. Mattes von der Württemberg Landeselektrizitäts A.G. und im Auftrag der Neckarwerke A. der Stadt Stuttgart und des Verbands der Elektrizit'ätsvmle Württemberg und Hvhenzollern. Der Redner würdigte daN besonders die Verdienste der Direktoren Pirrung und Mäher. Weiter sprachen Professor Veesenmeher von der Technischen Hochschule in Stuttgart, Geheimrat Dr. Wörner-München, Direktor Semmler-Bregenz, Oberingenieur Büggel-Stuttgart, Landrat Bart-Münsingen, Dekan Fink-Bregenz, Oberbürger­meister Hepp-Reutlingen. Dr. Ströbel, Direktor der Landwirt- schaftskammer Stuttgart und Oberbürgermeister Schwamm- berger-Ulm. Zum Schluß dankte Direktor Pirrung allen Mitarbeitern, die zur Vollendung des Werkes beigetragen haben. Damit fand die Einweihungsfeier, die ein großes Werk tatkräftigen und zielbewußten, für die wirtschaftliche Entwick­lung des Landes wichtigen Schaffens hatte erkennen lassen, ihren Abschluß.

Ellwangen, 9. Juli. (Fahrlässige Tötung.) Der iS Jahre

lliejckLnllsn WDW

rg billigjtenipreitMWÄ

Mag auch die Liebe weinen ...

Roman von Fr. Lehne.

W. Fortsetzung. (Schluß.) (Nachdruck verboten.)

Sie stand auf und ging fort.

Sie ertrug es nicht länger, da zu sein, wo sie alles an den Geliebten erinnerte, ihr jedes seiner Worte ins Gedächtnis zurückgerufen wurde!

Frau Maria schwieg.

Es war das erstemal, daß Lore die Eltern einen Blick in ihr Inneres tun Uetz. Und man hatte sie verstanden.

Bittend faßte Ottokar die Hand seiner Frau.

Maria, mich, den Schuldbeladenen, hast du mit deiner Güte beglückt. Und den andern läßt dn es entgelten. Willst du deines Kindes Herz denn ganz verlieren?" fragie er in sanftem Vorwurf,siehst du denn nicht, wie Lore leidet?"

Da wurde sie flammend rot. Sie stand auf, ging die breite Freitreppe hinunter und wandelte langsam im Garten auf und ab, sinnend den Kopf voroeneigt, die Augenbrauen zusammengczogen. Sie schien " ange­strengt nachzudenken.

Wenn Lore ihr nur einmal ein bittendes Wort ge­gönnt, oder wenn Rüdiger sich ihr vor der Abreise ge­nähert hätte. Aber sie taten fremd und verschlossen und das hatte sie gereizt, gerade von der fonst so liebevollen Tochter.

Die Worte, die der Oberförster ihr darüber gesagt, waren doch nicht eindruckslos gewesen. Nur fie wollte nicht die erste sein, die sprach. An Lore wäre es gewesen, zu bitten.

Als sie wieder zu ihrem Gatten trat, bat sie ihn um Papier uno Bleistift und schrieb etwas darauf. Er las, was sie geschrieben: Wir alle erwarten dich sofort. Maria. Und di« Adresse: Rüdiger Allwörden.

Ottokar iah sie dankbar an und küßte ihr die Hand

nun sollte auch der einzige Wunsch noch, den er hatte, erfüllt werden!

Am nächsten Tage kam Rüdiger. Man hatte Lore' ahnungslos gelassen. Sie saß im Park an ihrem Lieb­lingsplatz, dort, wo sie manchmal mit Rüdiger und den Kindern gesessen. Das Buch, in dem sie gelesen, lag neben ihr. Sie hatte die Arme im Nacken verschränkt und sah in das grüne Blättergewirr über sich, in den blauen Himmel. Sie fühlte nichts von Sommerherr­lichkeit und Frieden ihre Augen feuchteten sich. Eine Träne nach der andern rann über ihre blassen Wangen.

Ihr Schmerz, ihre zurückgedrängte, sehnsüchtige Liebe überwältigten sie; sie barg ihr Gesicht in die' Hände und schluchzte laut auf. Hier brauchte sie sich wenigstens nicht zu beherrschen.

Rüdiger!" sie weinte seinen Namen laut hinaus.

Warum weint meine Lore?" hörte sie mit einem Male die geliebte Stimme und eine Hand legte sich liebkosend auf ihr Haar.

Da zuckte sie zusammen, hob den Kopf und blickte auf und sah den, um den sie weinte, vor sich stehen.

Rüdiger du-?" Sie sprang auf und warf

sich in seine weitgeöffneten Arme.Du, mein Lieber.

du bist bei mir! Ach. geh nicht wieder fort! Es ist so grenzenlos einsam um mich, wenn du nicht bei mir bist! Nimm mich mit dir ich kann nicht ohne dich sein!" Sie drängte sich fest an ihn und sah ihm fle­hend in die Augen; ihre Arme lagen um seinen Hals.

Alle dürfen glücklich sein und sind es nur ich nicht!"

In leidenschaftlicher Liebs preßte sie ihre Lippen auf seinen Mund, und hingerissen von der sehnsüchtigen Zärtlichkeit des sonst so scheuen Mädchens, überschüttete er sie mit heißen Liebkosungen.

Mit geschlossenen Augen lehnte Lore an seiner Brust.

Nein, mein Rüdiger!" flüsterte sie.

Du darfst auch glücklich sein, du Süße! "

denn deine Mutter selbst ist es gewesen, die mich ge­rufen hat!"

Die Mutter?"

Ungläubig sah sie ihn an. Er nickte und sie w es in seinem Gesicht, sie fühlte es an seinen KuM: das Glück war jetzt auch zu ihr gekommen!

Ende

D- Englands traditioneller Pudding. Kurz vor Weih­nachten ist die Zeit, in der in England der Pudding, M traditionelle Ehrung erfährt. Sonst schon ein beliebtes Gericht der Engländer, prangt er hier gewürdigt am der Tafel des Königs, und zwar mit einer M- besonderen Sinngebung. Alljährlich wird dem König ein großer Pudding geschenkt, das einzige Geschenk, das von den Inhabern des englischen Königsthrones von ei­nen Untertanen entgegengenommen werden darf, üver nicht nur das macht die Besonderheit dieses englsiM Weihnachtspuddings aus. sondern noch der Umstand, das er als ein ganz besonders Symbol aufgefaßt wird. Mi Weihnachtspudding, der Englands König zum Ge.aM gemacht wird, soll das Symbol der Einheit des gesamten britischen Reiches sein. Und diese Einheit kommt saM bei der Zubereitung des Puddings handgreiflich sum Ausdruck. Er wird nämlich aus den bekannten Destanv- teilen eines üblichen Puddings hergestellt, aber dr^e ein­zelnen Bestandteile entstammen jeweils irgend einem Ten des englischen Herrschaftsgebietes. So kommt das Men aus England, die Aepsel sind in Australien gewachsen, oi dazu benötigten Datteln werden aus Indien «ngetuy und der Rum, den man dazu nimmt, ist wirklich echter Z ' maica-Rum aus Jamaica. In derselben Weise sind aum die übrigen Bestandteile des Weihnachtspuddmgs "gen, woher beschafft. Der Pudding wiegt nicht weniger 40 Pfund, danach kann man sich seine Ausmaße vorsteu . Traditionell ist auch der Gebrauch, daß der Pubv- s lange vor Weihnachten hergestellt wird, daß er aber am 25. Dezember auf der Tafel des Königs prangt-