ncrstag und Freilag pr wechselnd bewölktes, vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten.
Schömberg, 21. Mai. Jordans musikalische Meisterbilder- Andachten in den Kirchen von Schömberg, Jgelsloch und -Bieselsberg hatten großen Zulauf gefunden aus nah und fern. Ae schöne Auswahl der religiösen Bilder, ihre originalgetreue Bemalung und Jordans Meisterschaft in deren Vorführung, durch welche die Bilder geradezu Plastisch vor die Augen der andächtigen Gemeinde traten, verdienen volle Anerkennung. Kammermusiker Walther Schulz trug mit drei seelenvoll vorgetra- gencn Violinstücken von Gounod, Händel und Mozart in hohem Maße zur Verschönerung der Schömberger Feier bei und so gestalteten sich diese Andachten zu erhebenden Wort-, Ton- und Vilderpredigten. Aus den Einnahmen einschließlich der Opfer- aaben spendete Herr Jordan zusammen 160 Ädark für ortskirchliche Zwecke.
Feldrennach, 21. Mai. Am Pfingstsonntag wird Richard Jordan auch in unserer Kirche eine seiner beliebten Met st e r - v ilder - An dachte n Halten, die nun schon sechsmal in unserem Bezirk so großen Anklang und volle Kirchen gesunden haben. Mupkalisch werden die Herren Oberlehrer Stanger und Pfarrer Schrillt, sowie Frau Pfarrer Schüll bei dieser Feier Mitwirken, deren Reinertrag zur Hälfte für unsere Kran- kenpslegestatioin bestimmt ist. Am Samstag den 26. Mai wird für die Schuljugend eine besondere Bilderandacht zum halben Preis (25 Psg.) vorausgehen. Auch die Gemeinden Pfinzweiler, Ottenhausen, Schwann und Conweiler werden sich den Besuch dieser hier noch nie gesehenen Bilderpredigten nicht entgehen lassen. Siehe auch das Inserat.
Württemberg.
Hirsau, 22. Abu. (Betriebsübergabe im Kurhotel Kloster Hirsau.) Das Kurhotel Kloster Hirsau ist durch Kauf aus dem Besitz der Gemeindeverwaltung Hirsau an Hotelier Theodor Wagner ans Mannheim übergegangen. Als Kaufpreis wurden 280 000 Mark bezahlt. Nachdem «das Haus fast 1K Jahre als Regiebetrieb der Gemeinde Hirsau geführt worden ist, ist es nunmehr in diesen Tagen an den neuen Besitzer übergeben worden.
Freudenstadt, 21. Mai. (Das Geständnis des Altensteiger Raubmörders.) Der Mörder der Seifensiederswitwe Friederike Steiner von Ältensteig, der 21jährige von Nagold gebürtige ledige Hilfsarbeiter Karl Friedrich Maier, trotz seiner Jugend ein Mensch mit -bewegtem Leben und reichlichen Borstrafen hat ein volles Geständnis abgelegt. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis faßte er -den Entschluß, die fehlenden Mittel durch Diebstahl, nötigenfalls mit Gewalt, sich zu verschaffen. Tagsüber bettelte er in Altensteig. In einem Bäckerladen wollte er stehlen und die Frau tot schlagen. Durch das Erscheinen eines jungen Mannes wurde diese Absicht vereitelt. Am Morgen des 15. März bettelte Maier wieder. Aus diesem Bettelzug in der Poststraße kam er auch vor das Haus der Witwe Steiner. Ein Blick durchs Schaufenster zeigte ihm, daß niemand im Laden ist. Ehe er sich an die Plünderung der Kasse machte, holte er für alle -Fälle die vor der Haustüre lehnende Eisenstange und versteckte sie in einem Fach neben -dem Ladentisch. Aus der Ladenkasse nahm er eine Handvvll Hartgeld und steckte es ungezählt in die Hosentasche. Plötzlich erschien Frau Steiner mit einer blauen Milchflasche in der Hand im Laden und fragte 'den lieberraschten, was er wolle. „Ob er nicht etwas bekommen könne," gab er zur Antwort. Die Frau verneinte und auf die Drohung, dann „nehme er eben, wo etwas sei," drohte die Frau mit einer Anzeige bei der Polizei. Mit beiden Händen ergriff der Dieb die bereitgshaltene Eisen
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stange und schlug die Frau aus den Kopf, so daß sic rückwärts zu Boden stürzte. Aus ihr Schreien, er solle sie gehen lasten, gab er ihr einen zweiten Schlag auf den Kops, angeblich aus Furcht vor der Anzeige. Dann schloß er die Ladentüre mit Nachrriegel und Schlüssel und nahm das übrige Geld aus der Ladenkasse. Da die Frau noch atmete, was er an ihrem Hauch bemerkt haben will, versetzte er ihr noch weitere Schläge ans den Kops und drehte sie um aus das Gesicht, damit man nicht sofort die schweren Verletzungen am Kopf entdecken könne. Durch die Haustüre verließ der Mörder, der noch ein Seisen- stück mitnähm, das Haus, schloß die Haustüre ab und steckte den -Schlüssel in die Tasche, um ihn später wegzuwerfen... Wie wenn nichts geschehen wäre, begab er sich nach der belebten Straße, auf der es schon zu dunkeln begann. Im nahen Wald vertauschte er seine blutigen Kleider mit dem tags zuvor versteckten Arbeitsanzug. Am andern Morgen verbrannte er in der Nähe die blutigen Kleider. Wie man hört, soll sich der Mörder bei der Vernehmung wie der harmloseste Mensch betragen nnü -den Wunsch geäußert haben, nach Verbüßung seiner Strafe einen besseren Lebenswandel führen zu wollen. Er wurde heute an das Landeskriminalpvliz-eiamt Stuttgart über- gesührt.
Freudenstadt, 10. Mai. (Tagung der süddeutschen Hvlzinter- cstenten.) Der Verein von Holzinterestenten Südwestdeutschlands hielt am Mittwoch im Hotel Waldeck seine diesjährige ordentliche Generalversammlung ab. Der Vorstand, E. Kom- merell, begrüßte -die zahlreich erschienenen Mitglieder. Der Kassenbericht wurde debattelos angenommen und die Erhebung einer Umlage von 3 bezw. 5 Pfennig aus den Festmeter Weich- oder Laubhölz so ziemlich einstimmig beschlossen. Einen Hauptgegenstand der Tagesordnung bildete der eingehende Tätigkeitsbericht des Geschäftsführers Hertzer an dem sich dann auch bei seinen reichhaltigen Anknüpfungspunkten eine überaus lebhafte Aussprache anreihte. Dr. A. Marquardt, Syndikus des Vereins württ. Hölzinteressenten, Stuttgart, hielt sodann einen Vortrag über die Frage der Hvlzprapaganda, die seit vorigem Jahr ins Auge gefaßt worden sei, deren Notwendigkeit durch die immer weitere Verdrängung des Holzes durch Eisen, Beton usw. geboten erscheine, die aber zu ihrer Durchführung sticht unbedeutende Mittel erfordere. In einem sehr lebhaften Meinungsaustausch wurde allgemein die Holzpropaganda als wünschenswert bezeichnet. Dieselbe müsse aber auch von dem Wald- ibesitz nritamternommcn werden Dann folgte ein Bortrag von tDr. Ostermann-Berlin „Der Gesundheitsprozeß in der Wirt- sschast". Er führte ans, die wirtschaftliche Stellung Deutschlands jhäbe sich im Jahre 1927 etwas gebessert, woran aber die Holzindustrie den allergeringsten Anteil habe bei 1hl Prozent Dividende; 7,2 Prozent der allgemeinen Wirtschaft. Die Spartätigkeit des deutschen Volkes -habe' zwar schöne Erfolge gezeitich, doch sei sie von AuAandskrediten nicht unabhängig. Alle uns iumgrenzenden Staaten seien dazu übergegangen, einen Hotz-
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sollten sixsntliek alle LlsnskrsneQ sein, ä. k., sie sollten ss verstellen, Oslck, 2vit uecl .4.1-- bsit LN spärvn, nrn krsi rm sein kür krobe Ltunäon oäsc kür ReiZungen nnä Lesokäkti- xunxon üsr eigenen kersönliekksit. Dss 6s- ksiinvis ist einkssb: es bestellt in riebtigsr As'teinteilung n. pr»ktiseb«n Linriobtnngsa in Xüobs nnü kl»ns. 41s Lnverlässigs nnä vräktüsvlie Decker in äer Lüobs gelten von Zober Dr. Ostker's beliebt« Rnkri^te, vis L ä v k i n-L a o k p n I v s r, Rnääing- pntvsr, V»oiIZin-2nok«r, 6 n - » tin nsv.. üis in sllsn 6esobäktsn stets trisob LN beben sinll. — Viels nsno An- rsznnz-sn ».nrn Racken unä rnr Lersitnng von SüLsgsissn bietet Ibnsn riss neue karbig illustriert« Rsreptbueb, Ausgabe I?, äas in »llen Ossobäktsn Lnn> kreise von 15 kkg. sr- dältliob ist. 8io lesen in stein Lnob auob Häbsrss über äsn vorLÜgbebsn Laokapparat „Lüobsnvnnilsr", mit clein 8ie arck kleiner Osskoeberklamiuo baoksn» brüten null koobsn können. — In völlig neuer Learbsi- tnng ist v r. Oetk « r's 8 obuikoed - bueb , Ausgabe 0 vieler srsobisnsu, äas nüt seinen es. 500 Roeli-, Lack- nnü Rin- maobs-R«LSptvn kür jvüs Dauskran nnü bo- »onävrs kür üis »ngsbsnäsn sin guter Ratgeber in üer gesarntso Rausbaltkiibrnng sein vill. Ks beriieksiebtigt üis verengerten virt- sebartliobsn Verbältnisss, sovie üis neuen
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vissvnsebakt. ZV« niebt vorrätig, ist üas HW« 150 8eitsn stärke Luob in üäusrbäktern W WL - Räppbänü gegen Rinsenüung Von 30 kkg.
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Mutzzoll für chre Produkte einWiführeu, was unser deMü>«L VÄs mit allerernstester Sorge erfüllen mMe. Eine Berits Idigung sei zur Erhaltung der gegenseitigen Leb-nsfähm^ unumgänglich notwendig. Die endgültige Festlegung uMr-r sReparationsschuld sei vor allem auch im Interesse der deuticke« iHvtzwirtschast dringend nötig. Die Verzinsung der ledten» sei bis jetzt äußerst mäßig und von einem Unternchmergewin» könne w-oW in den seltensten Fällen gesprochen werden ibo-ten sei daher die äußerste EinsprärÄung, wobei aber auch in, iL>taatsveüwaltung nicht zurückbleiben sollte durch Verein sachung in ihrer Vevivaltumg. Wenn einer Propaganda unseres Holzes >das Wort geredet werde, so dürste nicht übersehen werden, daß auch das Eisen, dem im gegenwärtigen Bauwckn eine größere Bedeutung -als früher zukomme, einen Existenzkampf zu führen habe. Doch möchte, er der Propaganda für unser Hotz die Berechtigung nicht absprechen und der Zentral- verbanv werde sie gerne ausnehmen, wenn ihm Mittel hiersür znr Verfügung gestellt werden. Die nächstjährige Tagung soll in Baden stattfinden.
Stuttgart, 22. Mai. (Der Tarifstreit in der württ. Textilindustrie.) Zu der Tarifstreitsache der württ. Textilindustrie wird vom Verband Südd. Textilarbeitgeber folgendes mit- geteilt: Der Schlichtungsausschuß Stuttgart ist von amtswegen am 21. Mai zulsammengetreten, uim über die Tarisstreitigkeit m der württ. Textilindustrie zu verhandeln. Der Vorsitzende Schlichtungsaüsschusses, Amtsgerichtsdirektor Dr. Kaüee, hat Wider Erwarten den Antrag der Arbeitgeber abgelehnt, v einen sachkundigen Beisitzer des Schlichtungsa-usschusses aus de» Parteien zu bestimrnen. Er hat wiederholte Anträge des Arbeitgeberverbandes in dieser Richtung abgelehnt. Unter diesen Umstünden hat sich der Arbeitgeberverband veranlaßt gesehen, sich an diesem -Schlichtungsverfahren nicht zu beteiligen und den Gewerkschaften vorzuschlagsn, mit ihm über die Regelung der ganzen -Streitsache sofort in direkte Verhandlungen einzutreten und zwar unter Hinzuziehung zweier. Mittelspersonen, nämsich eines an der Streitsache unbeteiligten Arbeitgebers und eines unbeteiligten Arbeitnehmers. Die Gewerkschaften haben diesen Vorschlag abgelehnt.
Bietigheim, 22. Mai. (Erkrankung des -Stadtschultheißen.) Stadtschulthoiß Schmidbleicher ist in der letzten Woche anläßlich einer Bezirksratssitzung in der Oberamtsstadt von einer schweren Darmblutung -befallen worden und mußte mit dem Krankenkrastwagen uach keiner Wohnung verbracht werden. Wenn nunmehr auch reine unmittelbare Lebensgefahr mehl bestehen dürfte, so ist nach dem Gutachten -der ihn behandelnden 2lerzte doch ruft einer mehrmonatigen Dienstunsähigkeit zu rechnen.
Stuttgart, 22. April. (Todesfall.) Der frühere Ober-Hofmeister und Kammerherr, Generalleutnant a. D. Eck von Reischach, ist hier im Alter von 87 Jahren gestorben. Er war Obevhosmeister der Königin und in Stuttgart eine sehr bekannte Persönlichkeit.
Stuttgart, 22. Mai. (Die Frauen im neuen Landtag.) Dem ireueu .Landtag werden 3 -Frauen angehören, davon eine beim Zentrum und 2 bei der Sozialdemokratie. Von Len dem letzten Landtag angehörigen 5 -Frauen sind nur 2 wiedergewWt, nämlich beim Zentrum Frau Professor Luise Rist-Stuttgast, Lan-desvorsitzrnde -des Kath. Frauenbundes, und bei -der Sozialdemokratie -Frau Emilie Hiller, Wirtsgattin in Heilbronn. Neugewählt ist bei der Sozialdemokratie Sophie Döhring, Gewerk- schastsangestellte in SÄrttgart. Aus dem Landtag scheiden aus bei der Deutschen Bolkspartei Frau Elisabeth Hehd. -Fabrikdirektorswitwe in Stuttgart und bei der demokratischen Partei Mathilde Planck, Schriftstellerin in Beuren, OA. Nürtingen und Else Eberhardt, Geschäftsführerin, des Verbands der weiblichen Handels- und Büroangestellten in Stuttgart.
Eßlingen a. N., 22. Mai. (Neuer Landtagsabgeordnetn) Am Sonntag wurde der aus der Bczirksliste -der Deutschen Volkspartei stehende Glasermeister K. Mayer zum LandtagS- abgeordueteu gewählt. Mayer, ein geborener Eß-Iinger, hat schon seit Jahren eine Rolle im öffentlichen Leben gespielt, seit dem Jahre 1906 gehört er ununterbrochen dem bürgerlichen Kollegium au, von 1966 bis 1913 als Mitglied -des Bürgeraus- schustes und seither als Gemeinderat. Von 1921—1925 un> 1926 bis Jimi 1927 war er zeitweiliger Stellvertreter des Stadtvorstands. Er gehört -dem Kirchengemeinderat, der .Handwerkskammer an und -ist seit 1918 Vorsitzender des Verbands der Glasermeist-er von Württemberg und Hohenzollern, fest INi dessen Ehrenvorsitzender. _
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Mag auch die Liebe weinen ...
Roman von Fr. Lehne.
53. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.)
Kaum hatte er die ersten Worte des Kindes angehört. als er auch schon weiterjagte — und dann sah er. was ihm das Blut in den Adern erstarren machte: Lores verzweifelten Kampf und ihre Anstrengungen, Ossi über Wasser zu halten und ans Ufer zu kommen.
Er wurde leichenblaß. Den Rock abwersen und ins Wasser springen, war das Werk einer Sekunde: von seinen Knabenjahren her kannte er die Tücken und Untiefen de- Weihers zur Genüge. Mit einigen kräftigen Stößen hatte er Lore erreicht. Er kam gerade noch rÄt. die Sinkende zu halten.
Er schwamm ans Ufer, zog sie heraus, und schwamm wieder zurück zu Thekla, deren weißes Kleid sich auf dem Wasser blähte.
Boten jagten nach Aerzten; das Telephon wurde in Bewegung gesetzt. In fester, bestimmter Weise gab der Legationsrat die Anordnungen, denn Graf Ottokar war vor Aufregung unfähig dazu. Wie geistesabwesend saß er da.
In kurze - Zeit war ein Arzt erschienen. Wiederbelebungsversuche wurden gemacht — doch bei Thekla batten sie keinen Enotz Sie war tot -
Ossi atmete bald leise, und. in sein Bett gebracht, schlief er ein: ihn hatte Lore Berger gerettet!
Bisher hatte außer dem Stubenmädchen niemand Zeit gehabt, »ich um sie zu kümmern. Betty hatte ihr die nassen Sachen ausgszogen. sie trocken gerieben und umgekleidet, und endlich schlug Lore die Augen auf.
„Die Kinder?" fragte sie leise, „Ossi?"
„Er lebt!"
Ein tiefer Seufzer der-Erleichtrrung hob ihre Brust. — „Gottlob!" flüsterten ihre bebenden, blassen Lippen, und schwer kielen wieder die Lider über ibre Augen.
Rüdiger kam jetzt mit dem Arzt, nach ihr zu sehen. Rührend kindlich lag sie aus ihrem Bette: der Arzt fühlte ihren Pulsschlag und verordnet- ihr auch für morgen noch Bettruhe. Er war nicht ganz zufrieden mit ihr: sie lag in einem Zustand tiefster Erschöpfung.
Bald nachdem die beiden sie wieder verlassen, fuhr sie auf und lauschte ängstlich. Trotz des Widerwraches Bettys erhob sie sich. Sie schwankte und mußte sich am Bett sesthalten, aber doch zog sie sich wieder an und wollte hinunter. Weinend ließ Betty sie schließlich gewähren: sie stützte die Leidende, und an ihrem Arm betrat Lori Ossis Zimmer.
Am Bett des Knaben saß der Arzt, der bei ihrem Anblick die Stirn runzelte und sie an seine Verordnungen erinnerte.
Trübe lächelnd schüttelte sie dm Kopf. Sir neigte sich über Ossi.
„Ossi schläft." Eine verklärte Freude breitete sich über ihr Gesicht, als sie des Knaben ruhige Atemzüge hörte. „Er ist außer Gefahr, Herr Doktor?"
Da gewahrte sie Graf Allwörden auf einem Stuhl sitzend: er hielt Sissi krampfhaft fest im Arm. Sie sah sich um — da fehlte doch noch jemand. Schrecken erfüllte sie.
„Wo ist Thekla?" rang es sich von ihren Lippen, und fragend sah sie die Anwesenden an, die scheu ihren drängenden Blicken auswichen.
„Thekla ist tot!" murmelte Graf Ottokar, ohne den Blick zu erheben, ohne zu wissen, wer da gefragt.
Sie schrie schmerzvoll auf und fiel bewußtlos zur Erde. Rüdiger hob sie auf und trug sie hinaus.
„Armes Kind!" flüsterte er vor sich hin.
Er hätte sie mit sich nehmen mögen — weit fort aus diesem Hause der Trauer, dem sie sich selbst beinahe zum Opfer gebracht_
Aengstlich. mit verweinten Gesichtet», gingen die Dienstboten umher — unter einem schweren Druck. Denn noch stand ihnen das Schlimmste bevor. Gräfin Allwörden mußte jeden Augenblick zurückkommen. Jeder
fühlte sich vor ihr schuldig — jeder zitterte und fürchtete sich vor ihren maßlosen Anklagen. Noch wußte R ja nicht, daß ihr Liebling einen jähen, elenden Tod gefunden!
Der Wagen fuhr vor. Rüdiger eilte ihr entgegen. Ein Blick in sein unheimlich ernstes, blasses Gesicht saM ihr. daß Schlimmes geschehen war.
„Was ist? Warum hat man mich rufen lassen?
Das Schweigen rings um sie her ließ sie erbeben. Kein Kind war ihr wie sonst entgegengesyrungen ....
„Rüdiger, so sprich doch! Ist — ist etwas — mit Ottokar?"
Flüsternd glitt diese Frage von ihren Lippen, begleitet von einem scheuen Blick.
Sie fürchtete etwas seit jener letzten Szene — Ottokar war immer so seltsam, und sie hatte das GefM-
als sei er zu allem fähig. , ,
Der Legationsrai verneinte. Unwillkürlich hob. em befreiender Ätemzug ihre Brust. Dann war es je so Schlimmes, weshalb man sie gerufen. Was konnte es fein? Die Kinder waren doch gesund.
Er hakte Mitleid mit der ahnungslosen Frau.
„Lella," sagte er weich, „fasse dich — ein Ung.M ist geschehen. Thekla ist —" er brach ab, er konnte das Wort nicht über die Lippen bringen.
„Was ist mit Tili?" schrie sie auf.
„Sie ist mit Ossi Kahn gefahren: der Kahn r^Min° geschlagen. Ossi hat gerettet werden können — Toefta ist ertrunken." ^
„Ertrunken — sagst du? Titi ertrunken?! Das iü ja nicht wahr: das kann nicht wahr sein."
Er hatte Angst vor diesem verzerrten Fraumgeftchk. aus dem ihn die Augen mit irrem Blick anstarrten.
„— Kann doch nicht wahr sein." wiederholte sie lallend.
Beruhigend legte er den Arm um ihre Schulter.
„Fasse dich. Lella, es ist leider wahr."
Da riß sie sich mit einer ungestümen Bewegung ws
von ihm und stürmte vorwärts. , , ..
(Fortsetzung folgt.)