ler Mühe, um leben zu können, aufrecht erhalt, trotzdem zahlt die Witwe Gebäudcentschutdungssteuer, der Großbauer aber keinen roten Pfennig, darin sei das Unrecht zu suchen. Er forderte deshalb nochmals auf, zusammenzustehen Atann für Mann, nur dann können chre Interessen nachdrücklich vertreten werden. Vor allen Dingen sei notwendig, daß die Kaufkraft im Inland gehoben werde; er meinte, die Zollpolitik trüge auch einen Teil daran die Schuld, daß es hier nicht vorwärts gehe, da müsse bei den Regierungen und Parlamenten der Hebel angesetzt werden. Um aber trotz der hohen Steuern nicht noch ungerechter Weise bezahlen zu müssen, sei erste Bedingung Buchführung, sonst komme man mit den Finanzämtern nimmer durch, deshalb sei es notwendig, daß der neugegründete Verein zu seiner ersten Aufgabe mache, Bildungskurse zu geben; besonders wichtig sei auch Aufklärung über Kalkulation und Buchführung, dann sei schon sehr viel gewonnen. Redner streifte noch die Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs, das Borgunwesen, besonders betonte er, die Presse in Anspruch zu nehmen, das sei sehr wichtig für den gewerblichen u. bäuerlichen Mittelstand; er sprach noch über Ladenschluß, Bäckereien usw. Auch eine Hauptaufgabe des Vereins sei, die Geselligkeit zu pflegen, das Zusammengehörigkeitsgefühl wachzurusen, um so als ganzes durchschlagend wirken zu können. Wir wollen keine Laftenverschiebung sondern eine Lastemninderung, denn es stehe einwandfrei fest, daß der kleine Mann verhältnismäßig viel mehr Steuern zahlt als der große und dies sei ein Unrecht und müsse hier dringend Abhilfe geschaffen werden. Der Redner wünschte noch dem jungen Verein Wachsen, Blühen und Gedeihen. Der Vorsitzend dankte dem Referenten für seinen außerordentlich lehrreichen Vortrag, ebenso dankte diesem Schultheiß Fazler für seine interessanten Ausführungen, ferner für die Einladung zur Versammlung, welcher er sehr gerne gefolgt sei, er freue sich darüber, daß auch in Birkenfeld ein im Werden begriffener Gewerbeverein sei, er wolle die Paten- sielle übernehmen. Der Gemeindeverwaltung könne cs nur recht sein, wenn sie jetzt wisse, an wen sie sich zu Wenden habe, ihm, meinte er, würde es nicht schwer fallen, dem jungen Verein alle Förderung zuteil werden zu lassen, jedoch sei es oft schwer, da die Interessengegensätze manchmal verschiedener Art sind. Er wünschte besonders Geselligkeit, Selbstgemeinschaft zu pflegen, derm das seien die Grundpfeiler des Vereins, dann könne er auch gedeihen und naturgemäß ersprießliche Arbeit leisten; den wirtschaftlich Schwachen müsse so rasch als möglich geholfen werden. DerVorsitzende gab dann die Äereinssatzun- gen bekannt, welche ohne Anstand genehmigt wurden. In die aufliegenden Listen haben sich sofort rund 70 Handwerker und Gewerbetreibende und Gönner eingezeichnet und somit konnte zur Neuwahl geschritten werden. Gewählt wurden in geheimer Abstimmung als erster Vorsitzender Christian Vollmer, Schreinermeister. Kassier Fritz Becht, Bäckermeister, Schriftführer Adolf Bester, Fabrikant, zu Ausschuß-Mitgliedern Hugo Seufer, Zimmermeister, Hermann Bester, Wirt, Albert Koch, Maurermeister, Friedrich Schroth, Weinhänd- ler, Gustav Heim, Malermeister, Heinrich Bacher, Gipsermeister und Hans Braun, Oberlandjäger, einige weitere Stimmen waren zersplittert. Dem jungen Verein unter tatkräftiger Leitung weiteres Wachsen und Gedeihen!
Dobel. 10 Zentimeter Mtschnee, bruchharsch vereist, Westwind, Wetter klar. 1>4 Grad Wärme, Skibahn ist auf einigen Hängen noch fahrbar. Teilweise schon offenes Gelände, während der Mittagssonne taut es.
Wildbad-Sommerberg. 15 Zentimeter Schneehöhe bei der oberen Bergbahnftation, 30—50 Zentimeter bei der Grünhütte- Holoh, Temperatur 0 Grad, Himmel klar, Schnee etwas verharscht, Skibahn gut, Rodelbahn sehr gut, bequeme Auffahrt mit der Drahtseilbahn zu den llebungsfeldern mit Sprungschanze.
Wildbad, 27. Jan. Herr Karl Rath, Gerbermeister und früherer Besitzer der Villa Hubertus hier, hat um die Kauf- furmue von 10 000 Mark die Villa Erle (beim „Grünen Hof") käuflich erworben.
Württemberg.
Stuttgart, 27. Jan. (Erfolglose Bierstreiks.) Zu den Bier- strciken wird mitgeteilt, daß diese völlig zwecklos seien, da die Brauereien ausnahmslos an dem Aufschlag festzuhalten genötigt sind und unter keinen Umständen ihre Abnehmer auch nur zu einem Teil dafür schadlos halten können, wenn diese den Aufschlag nicht durchführen; als Verbrauchssteuer muß die Bierstcuer, genau wie Tabak-, Zigaretten- und andere Verbrauchssteuern, auf die Verbraucher abgewälzt werden.
Stuttgart, 27. Jan. (Gesetzliche Miete in Württemberg.) Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Die gesetzliche Miete bleibt in Württemberg bis auf weiteres unverändert Die seit dem Juli 1926 in Kraft getretene Regelung gilt auch weiterhin.
Gundelsheim, OA Neckarsulm, 27. Jan. (Gelungene Weite. — Attentat oder Büberei.) In einer hiesigen Wirtschaft schlossen ein Architekt von hier und ein Landwirt eine gelungene Wette ab. Für den Fall, daß der Landwirt sein Pferd in die Wirtschaft über den vier Treppen hohen Eingang hineinführe, sollte er 40 Mark bekommen. Die Wette gelang und das
Pferd stand plötzlich unter den Gästen. Bescheiden wie der Landwirt war, nahm er indessen nur 20 Mark. — Vor einigen Tagen gab es abends, als der Zug nach Neckarelz die Station verlassen hatte, eine Explosion auf dem Bahnhof. Vor dem Fenster des Bahnhofvorstands explodierte mit lautem Knall ein mit Pulver und Zündschnur versehenes Rohr. Zum Glück war der Bahnhofsvorstand nicht an seinem Platze, sonst wäre er eine Leiche geworden. Ein ini Zimmer anwesender Beamter blieb glücklicherweise unverletzt. Die Fenster gingen natürlich in Trümmer. Ob cs sich um einen Anschlag oder um eine Büberei handelt, konnte noch nicht ermittelt werden. Man glaubt an einen Racheakt. l
Schramberg, 27. Jan. (Ein mutiger Paddelfahrer.) Der Dekorationsmaler Rebstock von hier landete als erster Faltbootfahrer bei Passau. Er benützte von Ulm aus sein Boot, wurde - bei Regensburg auf eine Eisscholle getrieben, auf der er sich! bis Passau, wo die Scholle zerschellte, forttreiben ließ. Von da - ab setzte wieder das Paddeln ein.
Renningen, (OA. Lconberg), 28. Jan. (Tod zwischen den! Puffern.) Der 40 Jahre alte verheiratete Eisenbahner Wilh.! Hagenlocher geriet nachmittags kurz vor 1 Uhr im Dienst auf. dein hiesigen Bahnhof zwischen die Puffer, was seinen sofor- j tigen Tod zur Folge hatte. i
Saulgau, 28. Jan. (Was der Bezirk Saulgau durch die - Inflation verlor.) Im Bezirk Saulgau weisen 902 Vorzugs-i rentenanträge ein früheres Goldmarkvermögen nach von rund fünf Millionen, wovon über vier Millionen in Borkriegsan- . leihen angelegt waren. Gegen 700 Anträge wurden stattgege- > üen unter Gewährung einer Borzugsrente in Höhe von 94 000 Mark. Ani 1. Januar 1918 betrug das gesamte Goldmark- j vermögen im Bezirk Saulgau rund 40 Mill., wovon-. 11Z Mil- i lionen Sparkasseneinlagen. j
Schorndorf, 28 Jan. (Wohnungselend.) In der letzten - Gemeinücratssitzung berichtete der Vorsitzende über einzelne hier j bestehende geradezu trostlose Verhältnisse ini Wohnungswesen. > Der Gemeinderat beschloß, die im September v. I. angeschaff- - ten Eisenbahn-Wohnwagen so rasch als möglich aufzustellen - und beziehbar zu machen, ohne den Ausgang des sich in unabsehbare Länge ziehenden Beschwerdeverfahrens einiger Grund- i stücksnachbarn abzuwarten, und alle aus diesem Beschluß ent- ! stehenden Konsequenzen auf sich zu nehmen. ,
Bellberg, OA. Hall, 27. Jan. (Lebensretter.) Gemeinde- i rat Jakob Leidig hat vor zwei Jahren einen Knaben von hier! vom sicheren Tod des Ertrinkens gerettet. Dieser Tage zog er! nun den vierjährigen Helmut Weller an einer ziemlich tiefen Stelle der Bühler aus dem eiskalten Wasser. Etwas ältere Kinder hatten ihn allein auf einem Davoser Schlitten fahren lassen, auf dem er am Rand des Flusses nicht halten konnte.
Mergentheim, 27. Jan. (Besitzwechsel.) Der gesamte Komplex des Bahnhofhotels Greiner, einschließlich des noch unaus- gebauten Ostteils, ging um 223 000 Mark nunmehr endgültig in den Besitz von Karl Geisel, Inhaber des Bürgerbräus in der Kaufingerstraße in München über. — Das beim Schlachthaus gelegene Gebäude am Zaisenmühlweg wurde um den seinerzeitigen Zuschlagspreis von 70 000 Mark von den damaligen Käufern Stumpf imd Müller (Stuttgart) jetzt an die Stadt abgetreten.,
Baden. j
Pforzheim, 27. Jan. Ein tödlicher Autounfall ereignete sich gestern abend 5.15 lt. „Psorzh. Anz." im Vorort Brötzingen, in der Westlichen Karl-Friedrichstraße an deren engster Stelle zwischen Marktplatz und Feldstraße vor dem Hause Nr. 332, unweit der Bürgerstraße. Um diese Zeit kam auf der Heimfahrt vom Wasserwerk im Grösseltal das Lastauto, das die städtischen Arbeiter hcimholt. Als es die obenbezeichnete Stelle passierte, sprang der neunjährige Schulknabe Wilhelm Lechler im gleichen Augenblick aus dem Hausflur auf die Straße und geriet unter, das Fahrzeug. Der Knabe erhielt dabei so starke Verletzungen, daß er bald starb. Ein Verschulden des Fahrers soll nicht vorliegen. An der Unglücksstelle liegt wegen des Straßenbahngleises die Fahrbahn in der Hauptrichtung links. Sie wird, schon aus diesem Grunde vorsichtig befahren. ?
Kehl, 27. Jan. Wegen verbotswidriger Einfuhr von 15 Kraftwagen und Zollhinterziehung wurden ein Autohändler aus Offenburg und ein Mechaniker zu je 180 000 Mark Geldstrafe bzw. einem Jahr Gefängnis und ein Berliner Ingenieur wegen Anstiftung zu 50 000 Mark Geldstrafe verurteilt. Außerdem wurde die'Beschlagnahme von sechs sichergestellten Autos verfügt. Für neun nicht ermittelte Wagen wurden die Angeklagten zum Wertersatz von 54 000 Mark verurteilt.
liVic veranstalten einen
ersttrlsssiger
rn berabZesetöten kreisen.
AkU»8»lLlrW«8 ^rkr«88N»»^«I7,
Smge» a. H., 25. Jan. Der württembergische Forstgehilstft Haller erschoß heute mittag im Walde bei Singen den hie< wohnhaften Bahnangestellten Utz. Ueber den Vorgang sesij waren Einzelheiten noch nicht zu erfahren. Der Erschossen hinterläßt außer der Frau fünf Kinder.
Mannheim, 27. Jan. Bei der Allgemeinen Ortskrankey lasse Mannheim ist nunmehr die Krankenziffer infolge ft Grippe auf rund 4700 gestiegen. Die wöchentlich aufzubrsi genden Beträge für Barunterstützungen belaufen sich auf run! 100 000 Reichsmark.
Vermischtes.
Kein Glück mit den geraubten Zeppelinen. In wenige, Tagen soll das Luftschiff „Mediterranee" versteigert werft« Dieses Luftschiff ist in Wirklichkeit ein „Zeppelin", der frühe „Nordstern" hieß. Nach den Bestimmungen des Versaille, Friedensvertrages mußten bekanntlich die übriggeblieben« Zeppeline an die einzelnen Staaten der Entente ausgelieferr, werden, da die Feinde von den großen Fortschritten des deuft schen Luftschiffbaues Vorteile haben wollten. Frankreich halt, bereits einen Zeppelin erhalten, der am 9. Juli 1920 übergeb« worden war und in Frankreich den Namen „Dixmuide" er halten hatte. Das Luftschiff schien zuerst den französischen Lust fahreru zu gehorchen, denn sie machten mit ihm insgesamt sich- Fahrten. Aber am 23. Dezember 1923 stürzte es aus eins Höhe von 2000 Meter nach einer viertägigen Fahrt um hj Uhr in der 9lacht bei Sizilien ins Meer, und die ganze aus 50 Mann bestehende Besatzung verlor dabei ihr Leben. Auls das Luftschiff „Mediterranee" bedeutete für Frankreich keinen Erfolg, denn es unternahm am 28. Juli 1922 nur einen Flug/ Seit dieser Zeit verkam es vollständig in dem Luftschiffhafe» bei Toulon, so daß es jetzt nur noch als Altmaterial verwende werden kann und darum versteigert werden muß.
Räuber im Kraftwagen. Vor einem Londoner Juwelierladen hielt ein Kraftwagen. Einer der zwei Insassen sprmq heraus, schlug mit einem Hammer ein großes Loch in da; Schaufenster, ergriff blitzschnell einen Teller mit Ringen m Wert von etwa 30 000 Pfund Sterling und war mit eine« Satz im Kraftwagen zurück, der mit einer Schnelligkeit vo> einigen 60 Kilometer davonjagte. Die ganze Sache spielte ft in wenigen Sekunden ab. Ein berittener Schutzmann, welch, dem Kraftwagen nachgaloppierte, spielte eine etwas komisch, Rolle.
Der Lotteriedirektor als „Wohltäter". Coreidos ist ein gcm> kleines, armes Dorf in den Asiurischcn Bergen, das sich in nicht von seinen Nachbardörfern unterscheiden würde, wenn ihm eii vermögender Mann vor vielen, vielen Jahren nicht ein Waisen Haus gestiftet hätte. Dieses Waisenhaus ist nun das Sorgenkind der Gemeinde. Wohl steht es da, und die Bürger sind sto!. darauf, aber niemand hat das Geld, seinen Unterhalt zu ft streiten. Das meiste Kopfzerbrechen machte sich natürlich vor jeher der alte Pfarrherr, dem die Sorge für das Waisenhm» oblag. Wo sollte er das Geld herbekommen, um seine hungernden Waisenkinder zu ernähren. Da überlegte sich der alt Herr und kaufte um das letzte Geld ein Los der staatlich«! Lotterie und schrieb an den Direktor in Madrid, er solle fiä doch der armen Gemeinde erbarmen und das Los Nr. 532 M gewinnen lassen. Der Direktor war über diese Zumutung über diesen Verdacht der Unehrlichkeit empört und wollte de» Pfarrherrn verklagen. Aber dann überlegte er es sich unt dachte: Das Los wird ja wahrscheinlich doch nicht gewinnen, alt Welt sieht, daß ich ehrlich bin, und ich erspare mir die Schererei. Der große Tag kam heran, und auf -das Los 532 701 entfiel ein Haupttreffer von 100 000 Pesetos. Die Freude im kleinen Dorf war unbeschreiblich. Strahlend erzählte der Pfarrherr, wie er es angestellt hatte, -daß das große Los auf dt Waisenhaus entfiel, und im Namen der ganzen Gemeind mußte er sich hinsetzen und dem Lotteriedirektor einen lange« Brief schreiben, in dem er ihn als Wohltäter -der Menschheit feierte und in Aussicht stellte, -daß sein Name mit goldenen Lettern in die Wand der Dorfkirche eingetragen werden sollte. De- Lotteriedirektor zerbarst fast vor Wut. Aber was sollte er tun5ft Jetzt die Anzeige erstatten? Das konnte ihn seine Stelle kosten/ kein Mensch würde glauben, daß da alles mit rechten Dinge« zugegangen sei— Der alte Pfarrherr und seine Gemeind aber wußten wenig von den Nöten ihres „Wohltäters". Ihm« kam das alles ganz natürlich vor und sie beteten zu Gott, daß er den braven Alaun in Madrid noch lange erhalten solle..
Ein deutscher Wohltäter in Buenos Aires. Der Anfang November verstorbene deutsche Kaufmann Artur Pfeiffer Hai in seinem Testament die deutsche Kolonie in Buenos Aires mt
leks 0«Iw»vgstrs5ss IS oft V»k«iid«iisAliiv! L.
V1«!e Lusrkviuumgou l
Die Toten schweigen nicht. . .
7Z Roman von Lola Stein.
Einen Bruch mit Elena wollte er nicht. Um keinen Preis. Aber auch Sonja um keinen Preis aufgeben. Was sollte er tun?
„Du wirst dir alles in Ruhe überlegen, wirst einseben, daß du im Unrecht bist, Elena, und ich im Recht. Morgen werden wir weiter sprechen."
„Ich sage nicht, daß du Unrecht tust, Papa. Ich weiß nur, daß du mit dieser Frau nicht glücklich werden w-rst. Ich habe dir nichts zu gebieten. Tu mußt tun, was du willst. Aber ich — ich kann nicht mit ihr leben. Das w'-ß ich sehr genau. Und Angela werde ich natürlich mit mir nehmen."
Er brauste auf. „Ueber Angela Hab. ich ein Mitbestimmung-recht."
„Mir hat di; sterbende Renate sie anvertrcmt. Ich ! .ire ihr Mutter geworden, ohne die — Tat. Das Kind gehört mir, mir allein, Napa."
Ihre Leidenschaft war so flammend, daß Fabrizius fühlte, es war besser, einzulenken.
„Ich gebe jetzt. Elena. Gebe noch eine Stunde in den Klub. Ich fühle mich ganz zerschlagen von unserer Unterredung, von dem feindlichen Standpunkt, den du mir gegenüber einnimmst. Ich lasse dir Zeit, zur Ruhe zu kommen und zu überlegen. Tann wirst du vielleicht anders Dicken, die Tinge anders betrachten."
„Ich bin nicht simdlich," sagte Elena in unendlicher Traurigkeit. „Wie sehr verkennst du mich, Papa. Ich bin rwr unglücklich und weiß, daß du es auch werden wirst an der Seite dieser Frau, die dich niemals aus Liebe heiraten ..."
„Aus welchem Grund ftmsr?"
„Das — weiß ich noch nichft"
„Aber das find ja dumme Reden-x.neii." Er "mr nun sehr ärgerlich. „Lächerlichkeiten! Törichte Phantaste- - -e». Bedenke dem- Wc . Elena, ehe du sie sprichst und mich kränkst und beleidigst."
Er schritt zur Tür. Blieb dort einen Auoenblick stehen. Sah sie noch einmal an. Fühlte sich seltsam ergriffen von dem stummen, leidvollen Bild ihrer müden Ver- zw.iftung. Ging zu ihr zurück und küßte sie auf die Stirn.
A^ch will dich behalten, Elena, hörft du Wohl! Dich und Angela in meinem Leben behalten. Sei gut und lieb. Mach mir mein neues Dasein, mein neues Glück nicht so schwer, nicht unmöglich, indem du dich gegen mich stellst. Nein, antworte mir nicht jetzt. Sei ruhig und erwäge alles, ehe du mir wieder so horte, ungerechte und böse Worte sagst. Auf Wiedersehen, morgen."
Noch einmal küßte er sie. Hielt die Zitternde einen ^"»--uhlich fest, ganz ftst an sich gedrückt. Fühlte seine Liebe, seine Zugehörigkeit zu ihr so stark wie seit langer -it nicht mehr/; Fiiblte. daß c kein Glück für ihn geben würde, wenn Elena sich von ihm wandte und ihn verließ. Aber er wollte ihr dos alles nicht sagen. Sie würde ja zur Ruhe, zur Einsicht kommen. Würde wieder ein gutes, vernünftiges Kind sein. Ganz gewiß.
Sie erwiderte^ seinen letzten Kuß und schmiegte sich mit einer hilflosen, schuhstichenden Gebärde in seine Arme. Aber er wollte die weiche Stimmung zwischen ihnen nicht cmfkommen lassen. Er befreite sich zart aus ihren Armen.
Und ging.
<-ie stand regungslos. Auf demselben Fleck. Starrte ihm bilflos nach. Tann raffte sie sich auf und stieg mit schnellen, entschlossenen Schritten hinaus ins Atelier.
"wanzigftes Kapitel.
Elena entzündete alle Lampen im Atelier und Empfangszimmer. Eine blendende Helle ergoß sich durch die ^ beiden Räume. Sie schritt an den Wänden entlang, tastete sie ab, öffn ete die alten Truhen noch einmal, nahm' jede Draperie in die Höhe, lüftete jeden Faltenwurf, spähte, forschte, schaute überall umher. Umsonst. Die schweigenden Räume gaben ihr auch heute keine Antwort aus ihre brennenden Frage, hüteten ihr trauriges Geheimnis, wie sie es bisher bewahrt hatten.
Wieder und wieder hatte sie die zwei Zimmer durch- ^ sucht, allein und zusammen mit dem Detektiv, nachdem di-; Polizei dies schon vorher gründlich getan hatte. Bis sie schließlich ihr erfolgloses Bemühen aufgegeben batte. - Aber nie hatte der Gedanke sie zur Ruhe kommen lassen, daß hier oben dennoch ein Geheimnis war. das auf Entdeckung wartete und dessen Lösung sie ihrem Ziel näher- ! bringen würde. -
Daß es so sein mußte, glaubte sie aus Sonja Iva- ^ nowna Timerjasoffs Interesse für dielen Raum schließen zu können.
Sonja Jvanowna...
War sie denn noch nicht hart genug vom Schickjal - heimgesucht worden? Was wollte es noch von ihr? Kam immer von neuem Schweres und Furchtbares in ihre Tage?
Diese Frau die Gattin ihres Vaters! Im gleichen Hause mit ihr und mit Angela! Herrin hier, Hausherrin und .Herrin über sie alle. Nimmermehr! "
Dann lieber fort, lieber in die Fremde, lieber ganz allein mit Angela in irgendeinem stillen, verborgenen Winkel leben, als hier mit dieser Frau. >
(Fortsetzung folgt.) j