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spiel gebe«, worauf auch an dieser Stelle aufmerksam gemacht wird.
sAmtliches aus dem Staatsanzeiger.j Die II. Dievstprüfung katholischer Volksschullehrer, welche am 16. Oktober d. I. und an den folgenden Tagen in Stuttgart abgehalten wurde, haben mit Erfolg bestanden: Rummel, Bruno, Schulamtsverweser in Calw, Saut er, Josef, Unterlehrer iu Weilderstadt.
Rennin gen, 13. Nov. Die Christiane Röckle Witwe von hier wurde beim holen ihrer in einer fremden Scheuer untergebrachten Habergarben von einer vom Oberling herabfallendeu Garbe direkt auf den Kopf getroffen, infolgedessen sie zu Boden stürzte und einen Bruch des linken Oberschenkels erlitt.
Ludwigs bürg, 14. Nov. Der Gefreite Glock, der bei einem Streit schwer verletzt wurde, ist heute im Garnisons-Lozarct seinen Benützungen erlegen. Als Täter ist nunmehr der Bierfahrer Kollmer in Haft genommen, während der anfangs verdächtige Dragoner keine Schuld zu tragen scheint.
Backnang. Am 10. l. M. fand anläßlich der Vorbereitungen zu einer Hochzeit im Gasthaus zur Uhr unter den anwesenden Gästen eine Schlägerei statt, bei welcher Türen und Fenster eingeschlagen und Stühle durch die Fenster in die Wirtschaft geworfen wurden. Anzeige gegen die Täter ist erstattet.
Heilbronn, 13. Nov. Am 8. d. M. hat sich die 29 Jahre alte Frau eines hies. Kaufmanns, anscheinend mit nervösem Kopfweh behaftet, von hier entfernt, nachdem sie zuvor mit ihrem Mann und ihren Kindern einen Spaziergang gemacht und dann allein bei Verwandten einen Besuch gemacht hatte. Seither fehlt von dieser Frau jede Spur.
Bückingen OA. Hetlbronn. Drei hiesige Einwohner hatten, der Wahrsage einer Zigeunerin folgend, 201 gezogene Lotterielose gesammelt, verbrannt, die Asche zu gleichen Teilen unter sich verteilt und in einer Nacht aus den Gräbern ihrer Angehörigen auSgestreut, um den ihnen von der Zigeunerin verheißenen Gewinn in der Lotterie zu machen. Der letztere ist bis jetzt auSgeblieben, eingetroffen ist aber eine Anzeige gegen dieselben wegen Uebertretung der Friedhofordnung.
Plochingen, 13. Nov. Am Neubau des hiesigen Bahnhofs stürzte heute nachmittag Decke und Doch des Wartesaals III. Klasse in sich zusammen. Die auf dem Bau beschäftigten Arbeiter, welche das Abbröckeln von Speis bemerkten, konnten sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen.
Heidenheim, 14. Nov. Hier verzehrte ein Arbeiter, infolge einer Wette, innerhalb 15 Min. 19'/» Bismarckheringe, nachdem er vorher schon eine Portion Schweizer käse mit Brot und einige GlaS Bier vertilgt hatte. Um sich den Magen auch ganz einzurichtev, atz er nach einer kleinen Pause noch wettere 6 Stück.
Biber ach, 13. Nov. Hier kam es zu einemgroßenTheaterskandal. Das„Strind- berg-Ensemble" gab nach vorausgegangener lebhafter Reklame den Totentanz, und die Biberacher Einwohnerschaft hatte der Einladung zahlreich Folge geleistet. Sei es nun, daß es die vier das Ensemble bildenden Schauspieler in der Tat, wie sie behaupteten, gefroren hat, sei es, daß sie auf den Nachtschnellzug eilten, oder sei es, daß
sie das Kunstverständnis der Biberacher zu gering einschätzten, kurz, sie haspelten das Stück unter empfindlichen Strichen so rasch ab, daß die Vorstellung. statt wie angekündigt um '/-II Uhr, schon vor 9 Uhr zu Ende war. Nun brach im Theater ein Spektakel los, wie er in diesen Mauern noch nicht erlebt wurde. Es wurde gejohlt, geschrien, durch die Finger gepfiffen, und die Leute verlangten ihr Geld zurück. Der Schlußeffekt war: dem „Ensemble" wurde die ganze Einnahme von etwa 250 zurückbehalten, um sie für anderweite Theaterzwkcke zu verwenden. — Von einer andern Seite wird über den Skandal u. a. folgendes geschrieben: Als am Schluffe der Sturm im Publikum losbrach, trennte glücklicherweise der starke eiserne Vorhang die Parteien, sonst wäre es wohl zu Tätlichkeiten gekommen. Ein wiederholt drohender Sturm ans die Kaffe wurde nur durch die Besonnenheit eines Mitglieds der städtischen Theaterkommission, das die Einnahme mit Beschlag belegte, verhütet."
Biber ach, 14. Nov. Gestern Abend gegen 8 Uhr wurde von dem Schnellzuge Friedrichs- Hafen—Ulm in der Nähe der Station Schwcinhausen der Bahnwärter Wild erfaßt und die Böschung hcrabgkschl-udert, wo er tot liegen blieb. Wild, der an Schwerhörigkeit leidet, war seit 2 Monaten außer Dienst.
Nürnberg, 14. Nov. Um 9Uhr 05Min. traf der kaiserliche Sonderzug in der Holle des hiesigen Bahnhofes ein. Der Kaiser hatte bayerische Generolsuniform angelegt, der Kronprinz trug die Uniform seines bayerischen Ulanen- RegimentS. Die Begrüßung des KaiserpaareS mit dem Prinzregenten und dem Großherzogrpaare von Baden war außerordentlich herzlich. Nach dem Vorbeimarsch der Ehrevkompagnte begaben sich die Fürstlichkeiten in die Bahnhofshalle, wo nach der Überreichung eines Bouquets an die Kaiserin Bürgermeister v. Schuh das Kaiserpaar mit längerer Ansprache willkommen hieß. Er schloß mit einem Hoch auf den Kaiser und die Kaiserin. Der Kaiser sprach in seinem und seiner Gemahlin Namen seinen Tank aus und forderte zu einem dreimaligen Hurra auf den Prinzrcgenten auf. Sodann führte Prinz- regeut Luitpold die Kaiserin, der Kaiser die Prinzessin Lndwtg und Prinz Ludwig von Bayern die Großherzogin von Baden zum Wagen. Um 11'/-Uhr wurde aus dem Egydienberg das Reiterdenkmal Kaiser Wilhelm I enthüllt. Der erste Bürgermeister v. Schuh hielt die Festrede, die mit einem Hoch auf den Kaiser schloß.
München, 13. Nov. Die ehemalige Vorsteherin deS MoximiltanstisiS, Elise v. HeuSler, die bekanntlich vor drei Jahren wegen Giftmord- vnsuchs an dem Dienstmädchen Mina Wagner zu 6 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, ist aus dem Würzburger Zuchthaus entlassen worden. Dos Oberste Landesgericht soll auf Grund des Wtederaufnahmegesuchs die Unterbrechung der Strafvollstreckung versügt haben. Es scheint also, daß die seiverzeitigen Veröffentlichungen des Rechtsanwalts v. Pannwitz, der die Vertrauenswürdigkeit der unlängst verstorbene» HouptbelastungSzeugin Wagner unter Anführung einer Reihe von Gründen in Frage stellte, im Zusammenhang mit neuerlich heraugezogeue« Beweismomenten triftig genug find, um eine so außerordentliche Maßnahme der Voll-
streckuugsunterbrechung zu bewirken. Die Sache, die großes Aufsehen erregt, wird jedenfalls auch den Landtag wieder beschäftigen müssen. Die Heusler hat bereits 2'/- Jahre an der ihr zugemessenen Zuchthausstrafe verbüßt. Bis jetzt hat ste beständig ihre Unschuld beteuert.
Berlin, 14. Nov. Der Kaiser und die Kaiserin find gestern abend in Begleitung des Kronprinzenpaares nach Nürnberg zur Einweihung des Denkmals Kaiser Wilhelms I. abgereist.
— Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Das „Berliner Tageblatt" will gegen andere besser unterrichtete Blätter die Behauptung aufrecht erhalten, daß die Mittelmeerreise des Kaisers für das nächste Jahr festgesetzt worden ist. Die „Hohenzollern" habe Befehl erhalten, Mitte Januar seeklar zu sein. Derselbe Befehl sei an den „Slktpner" ergangen. Der Kreuzer „Jork" solle seine Probefahrten derart beschleunigen, daß er zu derselben Zeit fahrbereit sei. Die Schiffe werden die italienischen Gewässer aufsuchen und bis Konstantinopel dampfen. An allen diesen Angaben über die Vorbereitung der Mittelmeerfahrt des Kaisers ist nicht ein wahres Wort.
Berlin, 14. Nov. Dem „Lokalanzeiger" wird aus Dar-es-Salaam gemeldet: Nach Meldungen des Bezirksamts Neu-Langenburg (nordwestlich von Njrffa See) hoben die vereinigten Abteilungen der Hauptlente Richter und Ntgmaun, sowie des Oberleutnant Klinghardt bei Nyambengo (nordöstlich von Ssongea) 4000 Wangoni geschlagen und ihnen schwere Verluste beigebracht. Die Wangoni verloren außerdem iu mehreren Patrouilleugtfechten zahlreiche Tote. — Oberleutnant Krieg hat mit sein-m Detachement, der Kompagnie Jringa und zahlreichen Hilfskriegern das Gebirgsland zwischen dem Lvkosse und dem rechten Ufer des unteren Ruaha durchkreuzt und Banden Aufständischer, die auf Kiloffa marschierten, zerstreut. Die Aufständigen erlitten starke Verluste. Aus Bismarcksburg werden infolge Abziehens der Besatzung nach Ssongea Widersetzlichkeiten der Häuptlinge gemeldet.
Marseille, 14. Nov. Hier herrscht ein Sturm von solcher Heftigkeit, wie seit Menschengedenken nicht zu verzeichnen war. Vergnügungsyachten und Boote wurden von dem Orkan an die Hafenmauern geschleudert und zertrümmert.
London, 14 Nov. Nach Meldungen, welche über Japan und Shanghai hierher gelangt find, ist die Bevölkerung von Wladiwostok in vollem Aufruhr. Es finden heftige Kämpfe zwischen de« Ausständigen und den Truppen statt. Bet diesen Zusammenstößen find viele Personen ums Leben gekommen. Die ausländischen Einwohner haben ihre Regierungen ersucht, Kriegsschiffe zu ihrem Schutze nach Wladiwostok zu entsenden. Die Vorgänge in Wladiwostok lenken die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, daß keinerlei Nachrichten über die Ereignisse in Sibirien zwischen Tomsk und Wladiwostok vorliegen. Man glaubt daher, daß auch in Sibirien revolutionäre Wirren ausgebrochen seien.
Warschau, 14. Nov. Als sich gestern ein Zug des Elsenbahu-BataillonS durch die Vorstadt Praga bewegte, wurde eine Höllenmaschine gegen die Kolonne geschleudert. Glücklicherweise erfolgte die Explosion verspätet, sodaß
zu retten gesucht hotte, indem er sie heimlich der Frau Wvllenthin überoob . .. Zia" er legte den Arm um ihre Hüfte und preßt« ihre Hand die so fieberhaft in der seinigen lag, „du weißt jetzt, wa» du zu erfahren dich sehntest; du errälst auch, wer dieses schöne verschleierte Weib war, da» sich deiner wieder bemächtigte, um deine» Vater» dir bestimmte» Vermögen an sich zu reißen. Auch über da» Schicksal deine» Vater» ist un» heute endlich Klarheit geworden; er starb vor drei Jahren hier in diesem Z mmrr unter dem Namen Rothenhelm an demselben Abend, an welchem du vermißt wurdest."
„Ich fasse da» nicht!" flüsterte sie, ohne aufzuschaue», vor sich hin . . . „Nein, ich fasse r» noch nicht! . .. Papa Lübke versprach an jenem schrecklichen Abend, mir Auskunft zu geben; ich möchte sie au» seinem eigenen Munde hören, möchte ihm danken, aber er kommt ja nicht . . . Warum sehe ich ihn nicht?"
„Er bedurfte der Ruhe, der arme, edle Mann, gönne sie ihm!" rief Dagobert mit bewegter Stimme. „Und jetzt blicke hin, Zia, auf da« Bild! So sah ich dich damals in nicht allzu ferner Zukunft und so sehe ich dich heute, da diese Zukunft gekommen!" ... Du bist dir nächste, natürliche Erbin Eesto's, der sein« unbeweglichen Güter den Händen eine» männlichen Sprosse» überloffen wollte, vielleicht in der Absicht, daß dieser wieder gut mache, wa» ,r in seiner unglücklichen Charakteranlage an Unfrieden gesäet. Beide vereint wird un» da» gelingen, und wie du da auf dem Bilde stehst, sollst du sie alle um dich berrufen und Segen in ihre Hütten streuen! . . . Herr von Zernik," rief er diesem zu, der in großer Unruhe zugeschaut, wie Zia so ratlo», so bange und erregt, aber doch so glücklich ihr« Hand in der seinigen ließ, „ich bedauere, daß Sie bei Ihrer Ankunft hier so beunruhigt werden mußten; ich bin nicht undankbar genug, Ihnen Zia entreißen zu wollen, und lade deshalb Sie ein, mit un» zu gehen; Sie und Ihre Frau sollen mir liebe Gäste sei» und Zia wird e» an nicht» fehlen lassen, um Ihnen all' die Liebe zu vergüten, die Sie ihr gespendet haben ... Schlagen Sir rin! Ei« beabsichtigten ja, einige Jahre in Europa zu weile» und können diesen Erdteil nirgendwo schöner finden, als er e» in meinen himmlischen Tälern ist "
Zia hatte sich von ihm loSpemacht und Z,rn,k sah sich, während er verwirrt und sprachlos dastand, plötzlich von ihren Armen umschlungen.
„Nun ja doch!" rief er, sie auf die Sinn küssend. „Laß mich nur erst zur Besinnung kommen, denn was ich seit gestern olle» gehört Hab« und fassen soll, geht mir noch wie eine Windmühle im Kopf« herum. Wenn ich nur wüßte, wie ich meiner Frau da» jetzt erzählen soll! . . . Aber an eine Trennung von dir denken wir olle beide nicht unv so wird un» wohl nicht» übrig bleiben, al» mit dir zu gehen und unser Landhaus drüben verkaufen zu lassen."
Z,a küßte ihn mit Innigkeit, dann, al» er. ermüdet durch so viel Unruhe auf einen S'ffel sank, warf sie sich an Dagobert'» Brust.
„O, auch ich kann ja da» alle» noch nicht soffen, ober ich bin glücklich... namenlos glücklich!" rief sie mit vor Freude gefeuchteten Augen.
„Ihr sagtet damals immer von mir, Zia, ich ziehe mit den Schwalben!" lächelte er, ihren Scheitel küssend. „Diesmal eilen wir Beide ihnen vorau« und begrüßen sie, wenn sie kommen und über unseren Häuptern dahinziehen, in unserem neuen Heim, dessen klaren, blauen H mmel uns nicht» mehr trüben soll, wen« wir vergessen, wa» hinter un» liegt."
„Nickt»!" rief sie, zu ibm ousschouend. „Ich will auch nicht fragen . .. Nur ein» I. .. Verzeihe mir l Wo» ist au» ihr geworden, au» meiner Verfolgerin?"
„Sie vor allem sollst du vergessen, denn sie ist nicht mehr, und wird dir kein Leid wehr ontunl"
Z rnik, der mit den Händen auf den Knieen dageseffen und vor sich hingeschaut hatte, lauschte plötzlich auf und erhob sich schwerfällig.
„Ich höre meine Frau! Sie hielt ruhig ihr Nachmittagsschläfche», während oll« di.s- Dinge hier passierten. Zia," fuhr er fort, al» diese sich zu ihm wandtr, ihr die Wange streichelnd, „ich bin dir nicht böse, aber mein« Frau soll auch sogleich erfahren, warum wir eigentlich nach Europa gereist find!"
(Ende.)