' Die beiden Räuber hatten sich, um unkenntlich zu bleiben, vermummt, indem sie sich Hüte und Stümpfe über den Kopf zogen. Das Urteil lautet sur Damm auf 10, für Iabionski auf 5 Jahre Zuchthaus ab- ' zügltch von je vier Monaten Untersuchungshaft und Verlust der bür« gestichen Ehrenrechte auf >0 bezw. 5 Jahre.

Vermischtes.

Die evangelische Kirche für die Kriegerwitwen. Auf Ver­anlassung zahlreicher kirchlicher Körperschaften hat der Deutsche Evangelische Kirchenausschnß schon vor einer Reihe von Mona­ten dem Reichsarbeitsministerium in einer Eingabe eine Reihe von Vorschlägen zur Aendernug des Reichsversorgungsgesetzes überreicht, um die Wiederverheiratung der Kriegerwitwen zu erleichtern. U. a. wurde vorgeschlagen: eine wesentliche Er­höhung der Abfindung der Witwe bei Wiederverheiratung, mindestens um das Dreifache; ferner das volle Wiederaufleben , der Rente beim Tode des zweiten Ehemannes, außerdem eine -ch Weiterzahlung der Rente oder eines Teiles derselben für die Dauer der Wiederoerheiratung oder für eine begrenzte Zeit, z. B. 50 Prozent für die Kinder aus Kriegsehen auch bei Wie­derverheiratung. In der Tat hat das Reichsversorgungsgesetz im Laufe des Jahres in diesem Sinne eine Reihe von Neu­ordnungen erfahren, die nun geltendes Recht geworden sind. - Sie erfüllen aber bedauerlicherweise nur einen geringen Bruch- ^ teil der dem Reichsarbeitsminister vorgetragenen kirchlichen An­regungen. Es wird daher versucht werden, an gelegener Stelle und zu geeigneter Zeit die weitergehenden Wünsche des Deut­schen Evang. Kirchenausschusses erneut zur Geltung zu bringen.

Das Penfionsgesuch des Bürgermeisters. Zu der Mittei- < lung, daß eine aus den Kreisen des Gewerbes und der Land­wirtschaft veranstaltete Versammlung in Nördlingen dem Bür­germeister Dr. Mainer ein Mißtrauensvotum erteilt habe, weil er vor dem Landesfinanzamt München Vorwürfe gegen die Steuerpflichtigen von Nördlingen erhoben, eine Höherbesteue­rung der Pflichtigen verlangt und das Nördlinger Gewerbe schädigende Angaben gemacht habe, stellt Dr. Mainer in einer Erklärung fest, daß er vor dem Finanzamt München weder Vorwürfe gegen die Steuerpflichtigen erhoben, noch eine durch­gängig höhere Besteuerung verlangt, sondern, wie amtlich be­zeugt wird, objektiv und sachlich das Interesse seiner Stadt ver­treten habe. Zur vollständigen Klärung der Angelegenheit habe er gegen sich ein Disziplinarverfahren beantragt.

Zwei Opfer der Silvester-Raketen. In dem Vorort Rö­delheim von Frankfurt a. N. hantierte ein Lehrling so unvor­sichtig mit Fcuerwerkskörpern, daß sie explodierten und ihm die Finger einer Hand fortrissen. Die Polizei beschlagnahmte die restlichen Feuerwerkskörper. Auf der Polizeiwache nahm sie ein Polizist in die Hand. Sie explodierten und rissen ihm die Finger seiner Hand fort.

Bergwerksunglück. Aus ZecheJulia" bei Herne gerieten zwei Bergleute unter herabbrechende Gcsteinsmassen und wur­den vollständig verschüttet. Sie konnten nur als Leichen ge­borgen werden. Ein anderer Bergmann geriet auf derselben Zeche unter herabfallende Kohlenmassen. Dieser wurde lebend befreit, mußte aber in ein Krankenhaus gebracht werden.

Ein Schildbürgerstreich. Nach einer Meldung aus Brüx in Böhmen wurde bei einein Gastwirt in der Umgebung kürz­lich eingebrochen und eine Unzahl von Gegenständen entwendet. Der Täter konnte schon kurz kurz danach verhaftet und dem Areisgericht Brüx eingeliefert werden, während die bei ihm Vor­gefundenen gestohlenen Sachen beschlagnahmt wurden. Der Dieb wurde verurteilt und verbüßte seine Strafe im Leitme- ritzer Gefangenenhause. Rach seiner Entlassung verlangte der geschädigte Gastwirt die .Herausgabe der gestohlenen Gegen­stände beim Kreisgericht in Brüx. Er wurde mit seiner For­derung an das Leitmeritzer Kreisgericht verwiesen und erhielt dort die überraschende Auskunft, daß die gestohlenen Gegen­stände dem Täter nach der Strafabbüßung ausgefolgt wor­den seien.

Zum brüten Male Zwillinge. Dem Totengräber Valentin . Moß in Lampertheim wurden dieser Tage von seiner Frau zum ^ dritten Male Zwillinge beschert. Die Familie hat jetzt 24 Kinder.

Ern merkwürdiger Selbstmord. In Lorient (Frankreich) stürzte sich in reicher Juwelenhändler von einer Brücke in den Fluß, nachdem er sich völlig entkleidet hatte. Die Leiche konnte noch nicht geborgen werden.

Handel md Verkehr.

Stuttgart, 3l. Dez. (Obst- und Gemilseqroßmarkt.) Eveläpfel 1828, Tofeläpfel 1218, Spalierbirnen 2028, Tafelbirnen 1020, Wallnüsse 5060, Kartoffeln 6?, EndivIensalatS15, Wirsing 57, Filderkraut 56, Weißkraut 36, Rolkraut 57, Blumenkohl 30 bis 100, Ros-nkohl 10-20, dt« Kq. 25-30, Grünkohl 810. rote Rüben 58, gelbe Rüben S7, Zwiebel »/, Kg. 58, Rettiche 38, Sellerie 1 Stück 1030, Schwarzwurzeln 3035, Spinat 30 bis 35, Mangold 810, weiße 45.

Neueste Nachrichten.

Essen, 2. Jan. Im Untersuchungsgefängnis verübte der Direk­tionsassistent der Firma Krupp, van Laar, Selbstmord. Ban Laar war am Heiligen Abend unter dem Verdacht, zugunsten Frankreichs Handelsspionage getrieben zu heben, verhaftet worden, gerade als er im Begriff war, nach Paris abzureisen.

Dresden, 2. Jan. In denDresdener Neuesten Nachrichten" wird heute für den Fall, daß die augenbllck'ichen Verhandlungen über die Wahl eines Mintsterpräsidenirn ln Sachsen nicht zum Ziele führen sollten, die Möglichkeit erwog«,, den jetzigen Reichsfinanzmtnister Dr. Reinhold mit der Kabinettsbildung zu betrauen. Das Blatt glaubt annehmen zu dürfen, daßDr. Reinhold sich einem solchen Ruf, falls man sich in Dresden auf kiine geeignete Persönlichkeit einigen könnte, nicht entziehen würde.

Berlin. 2. Jan. Nach eine, Meldung der Morgenblätter aus Paris ist das historische Rathaus von Rouen am Freitag früh zum wüßten Teil durch eine Feuersbrwst zerstört worden. Bier Feuer­wehrleute wurden von dem einstüzenden Mauerwerk begraben, doch konnten sie schwerverletzt geborgei werden. Das Rathausgebäude stammt aus dem 17. Jahrhundert. Wertvolle Dokumente und Ge­mälde wurden ein Raub der Flanmen.

Berlin, 2. Jan. Der österreiqische Bundespräsident Hainisch und Reichspräsident v. Hlndenburg Halen anläßlich des Jahreswechsels Glückwunschtelegramme ausgetausät. Ferner wechselte der Reichs­präsident Neujahrswünsche mit den König von Schweden, dem unga­rischen Reichsverweser und dem Sqah von Persien. Der Reichsprä­sident hat auch mit dem König o»n Bulgarien einen Telegramm­wechsel aus Anlaß der Iahreswend- geführt.

Berlin, 2. Jan. Wie die Blitter aus Danzig melden, bat sich am Freitag abend gegen 8 Uhr en schweres Eisenbahnunglück auf der Etsenbahnstrecke zwischen Hohenstein (Fceistadtgebiet) und Beront auf polnischem Gebiet ereignet. Ton einem Personenzuge sind bei Schöneck (Skarsewy) zwei Wagen mtgleist und den dort sehr hohen Etsenbahndamm heruntergestllrzt. Soweit bisher zu ermitteln war, forderte der Unfall viele Todesopfer md zahlreiche Schwer- und Leicht­verletzte.

Berlin, 2. Jan. Das geschästrsührende Reichskabinett wird ooraussich lich Mitte dieser Woche seine Sitzungen wieder ausnehmen. Man rechnet, daß die entscheidenden Besprechungen beim Reichsprä­sidenten um den 9. oder 10. Januar stattfinden werden. An ver­schiedenen Stellen Berlins machten algetrunkene junge Leute der Sil- ^-vestersttmmur>g dadurch Lust, daß sie mit scharfer Munition um sich .Schöffen. Dabet wurden sechs Personen mehr oder minder schwer verletzt. In zwei Fällen gelang es, die Täler der Polizei zu über­geben. Bei der Heimkehr von einer Silvesterfeier in Köpenick warf ein Kaufmann seine Braut im Streite über das Geländer der

Dammbrücke. Der Täter sprang dem Mädchen sofort nach, konnte sie aber nicht finden. Die Leiche des Mädchens ist noch nicht geborgen.

Hamburg, 2. Jan. In der Silvesternacht erschlug der Eeema'chi- nist Stotntckt, wahrscheinlich Im Verlaufe eines Streites, seine Frau mit einem Brieib schwerer. Er leitete dann von der Küche her einen Schlauch der Gasleitung zum Schlafzimmer seiner Kinder. Als er seine Familie tot wußte, jache er sich selbst eine Kugel durch den Kops. Das Motto der Tat soll Eifersucht gewesen sein.

Beuthen. 2. Jan. Bon der Kriminalpolizei wurve der 28jährige polnische Saisonarbeiter Ossadnik unter dem Verdacht veihaftet, seine Geliebte ermordet zu haben und auch an einer bel Stettin ausge- führten Mordtat beteiligt gewesen zu sein. Das 3>/,jährtge uneheliche Kind des Paares hatte im Verlaufe einer geschickten Vernehmung der Polizei eine detaillierte Schilderung des Mordes an der Mutter ge­geben. In der Tat wurde bei Rosenberg in Oberschlesien die Leiche in einem Wassergraben gesunden.

Kowno, 2. Jan. Wie dieLitauische Rundschau" meldet, wurde im Dorfe Blaudschius ein 72jähriger Landwirt und seine Ehefrau erschaffen und deren 4 Kindern die Kehle durchschnitten. Die Minder steckten darauf das Wohnhaus in Brand und entkamen unerkannt.

Orleans, 2. Jan. Im Krankenhaus starb eine 80jährige Witwe kurz nachdem sie halbverhungert eingeliesert worden war. Eine Haus­suchung in ihrer Wohnung förderte ein Vermögen von 55000 Frcs. in Gold und Silber zutage.

Madrid, 2. Jan. Durch ein königliches Dekret wird sämtlichen bestraften Artillerie-Offizieren Amnestie gewährt, und zwar werden in die Amnestie auch zwei erst vor zwei Tagen verurteilte Offiziere elnbezogen. Dagegen wurde der Kricgsminister ermächtigt, alle Ojfiziere aus dem Dienste zu entfernen, die gesetzwidrigen Vereinigungen ange- hörcn oder gegen die Staatssicherheit agitieren.

Meltlla, 2. Jan. Eine Mauer stürzte, von den heftigen anhal­tenden Regengüssen der letzten Tage unterhöhlt, zusammen. Acht Personen wurden von den Steinmaffen erschlagen.

New-Pork, 2. Jan. Die Truppen des Präsidenten von Nica­ragua, Diaz, haben eine völlige Niederlage erlitten.

Nrwyork, 2. Jan. In Slldostkallfornien, hart an der Grenze zwischen Mexiko und Kalifornien, hat ein schweres Erdbeben, das sich aus über 100 Einzelstößen zusammensetzte, schwere Verwüstungen verursacht. Der Umsang der Verluste und des angerichteten Schadens läßt sich jedoch noch kaum übersehen.

Los Angeles, 2. Jan. Die Erdstöße in der Neujahrsnacht haben in einer ganzen Reihe von Städten Mkxikos und Kaliforniens Sach­schaden verursacht, der auf über eine Million Dollar geschätzt wird.

Hankau, 2. Jan. Die hier aus den Außenstationen eingetroffenen katholischen Priester berichten über Ausschreitungen des chrtsten- und fremdenfeindlichen Pöbels, der Kirchen und katholisches Eigentum plünderte. Die Ansiedlur.g Kiukiang ist von Soldaten umgeben, die jeden daran hindern, in die Niederlassung einzudringen oder sie zu verlassen. Auch ein britisches Kanonenboot liegt zum Schutze der Fremden bereit.

Neujahrswünsche.

Stuttgart, 1 . Jan. Staatspräsident Bazille stellte derSüd­deutschen Zeitung" folgendes Geleitmotiv zum Neuen Jahr zur Verfügung: Die Rätsel unserer Tage werden weder durch Konferenzen noch durch Parlamente noch durch die Wirtschaft i gelöst werden, sondern durch die Hingabe der Völker an die ! Ideen, die gegenwärtig unsere Zeit bewegen und für die jedes nach seiner Eigenart kämpfen muß. Wenn die Zeit dazu reis ist, wird auch das deutsche Volk erkennen, welche Sendung ihm dabei Vorbehalten ist. Bis dahin möge es sich in seinen in­neren Kämpfen mäßigen, sich mit dem Glauben an seine sichere große Zukunft über so viel Kleinheiten der Gegenwart trösten und nie die große Predigt der Geschichte vergessen, daß die Freiheit eines großen Volkes nur durch den vollen Einsatz seiner geistigen und sittlichen Kräfte wieder errungen werden kann, i Zum Jahreswechsel veröffentlicht dasDeutsche Volksblatt" folgende Kundgebung des Innenministers Bolz: Die Gliede- ^ rnng des Deutschen Reiches in seinen Ländern ist nicht befriedi­gend und wird der Ausgangspunkt schwerer innerpolitischer . Kämpfe werden. Dis Eingangsworte der Weimarer Verfassung !Das deutsche Volk, einig in seinen Stämmen" gehen von einer Gliederung aus, welcher die Länder weder in Zusammensetzung ihrer Bevölkerung, noch in ihrer räumlichen Ausdehnung ent­sprechen. Eine bessere Gliederung des Reiches ist erstrebens­wert. Möge solches Streben nicht enden mit der bloßen Zer­störung des Alten. Wer Len deutschen Einheitsstaat will, sehe ! zu, daß er nicht einen undeutschen, öden und teuren Zentralis- ! mus bekomme. Die Weimarer Verfassung hat den Grundsatz der Demokratie zum Schaden des deutschen Volkes überspannt. Gründlich, wie der Deutsche ist, wird er auch einen Einheitsstaat ohne Neberspannung der Zentralgewalt nicht schaffen können. Soll die Gestaltung des Reiches geändert werden, so muß der Ausgangspunkt die Gestaltung der Länder sein. Soll der Zen­tralismus vermieden werden, so muß den Ländern zum min­desten die in der Weimarer Verfassung belassene Zuständigkeit erhallen bleiben.

Finanzminister Dr. Dehlinger wünscht unserem Land und Volk, daß es im Jahre 1927 von drei Fesseln befreit werde: von dem Kriegstribut der Feinde, der Wirtschastsnot in Land­wirtschaft und Gewerbe und dem Jinanzunitarismus des Rei­ches. Dann könnte die Steuerlast unseres Volkes um Milliar­den erleichtert, die Gebäudeentschuldungsstener aufgehoben, und die Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer herabgesetzt, auch die Not der Kleinrentner, Arbeitslosen, Kurzarbeiter, Angestellten, Altpensionäre, Beamten, Mieter, Hausbesitzer, Bauern, Hand­werker und Kausleute gemildet werden. Leichter und rascher können diese drei Fesseln gesprengt werden, wenn jeder Stand unid Beruf die Ursachen der Not klar erkennt. Selbstsucht, Hader und Zank vergißt, nach Wahrheit und Gerechtigkeit strebt und furchtlos und treu dem Volksganzen dient.

Der Kirchenpräsident l). Merz schreibt: Was ich unserem Volke und allen seinen Gliedern zum neuen Jahr wünsche? Verantwortlichkeitsbewußtsein und Gottvertrauen!

Regierung und Beamtenschaft.

Von zuständiger Seite wird mitgetcilt:

Da Ausführungen in der Zeitschrift des Württ. Beamten- bnnds über das Verhältnis der Beamtenschaft zur Regierung, namentlich über den von einer Beamtenvereinigung der Regie­rung gegenüber gebrachten und von ihr zurückgewiesenen Aus­druckMißfallen" die Runde durch die Presse gemacht haben, so liegt der Regierung daran, ihren durchaus unanfechtbaren Standpunkt nochmals kurz darzulegen: Die Regierung will das auch dem Beamten nach Art. 118 der Reichsverfassung zu­stehende Recht der freien Meinungsäußerung in keiner Weise weiter beschränken, als dies der Art, 118 selbst tut; sie ist dazu ja auch gar nicht befugt. Diese Vorschrift der Verfassung, aus die sich die oben genannten Ausführungen zu Unrecht berufen, gewährt das Recht der freien Meinungsäußerung, wie dies ja auch durchaus selbstverständlich ist, nurinnerhalb der Schran­ken der allgemeinen Gesetze". Zu denallgemeinen Gesetzen" gehören für jedermann das Strafgesetzbuch, das Beleidigungen verbietet, und das Polizeistrafgesetz vom 12. August 1879, das mit Strafe bedroht,wer durch ungebührliche Aeußerungen im mündlichen oder schriftlichen amtlichen Verkehr die einer Be­hörde schuldige Achtung verletzt". Die Einschränkungen der Beamten gehen weiter. Die Schranken ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung ergeben sich auch ans dem durch Verfassung und Beamtengesetz festgestellten besonderen Verhältnis der Be­amtenschaft zum Staate und zur Staatsleitung, die nach tz 26 der württ. Verfassung dem Staatsministerium (Regierung) zu­steht. Diesem VerhÄtnis entspricht es nicht, wenn eine Ver­einigung von Beamten der Regierungihr Mißfallen aus­spricht". Eine solche Ausdrucksweise wird schon unter Gleich­

gestellten als verletzend empfunden; sie würde von der Regie­rung im Verkehr gleichgeordneter Behörden mit einander nicht geduldet werden und ist für den Verkehr von Beamtenvereini- gungen mit der Regierung unzulässig, da sie eine Form der Rüge ist, die im Beamtenverhältnis nur dem Vorgesetzten gegen den Untergebenen zusteht. So wenig wie das Recht auf freie Meinungsäußerung wird das auch den Beamten zustehende Recht der Bitte und Beschwerde (Art. 126 Reichsverfassung) von der Regierung angetastet. Auch dieses Recht ist aber begrenzt durch die allgemeinen Gesetze. Es gibt keine Pflicht der Re­gierung, Eingaben und Kundgebungen entgegenznnehmen und zu behandeln, die gegen die Rechtsordnung verstoßen. Was die Regierung verlangt und woraus sie beharrt, ist also lediglich, daß die Eingaben und Kundgebungen sich innerhalb der allgemeinen Gesetze halten. Das zu verlangen ist die Pflicht der Regierung, besonders in einer Zeit der Zersetzung. Wer sich dagegen auflehnt, ermesst auch der Beamtenschaft keinen Dienst.

Erlaß an die Wehrmacht.

Berlin, 31. Dez. Zum Neujahrstage hat der Reichspräsi­dent einen Erlaß an die deutsche Wehrmacht gerichtet, in dem er seiner Ueberzeugung Ausdruck gibt, daß sie, wie bisher, auch künftig in selbstloser, treuer Arbeit ihre Schuldigkeit tun werde. Der Reichswehrminister ruft der Wehrmacht in einem Erlaß einGlückauf" zu. Entsprechende Erlasse haben der Chef der Heeresleitung, General Heye, an das Reichsheer, und der Chef der Marineleitung, Admiral Zenker, an die Reichsmarine ge­richtet.

Strcsemann über Deutschlands Aufstieg.

Der deutsche Reichsaußenminister führte in einer Neujcchrs- erklärung aus:Trotz großer Hemmungen und immer wieder einsetzender Rückschläge hat die Festigung der Verhältnisse auf innen- wie außenpolitischem Gebiet Fortschritte gemacht. Gewiß ist zu einem übermäßigen Optimismus über die Weiterentwick­lung, namentlich auf wirtschaftlichem Gebiet, keinerlei Veran­lassung gegeben. Das große. Problem der Erwerbslosigkeit ist einer Lösung noch nicht näher geführt, während die finanziellen Leistungen an das Ausland wachsen. Aber wir können doch feststellen, daß das deutsche Volk die Kraft ausgebracht hat, das, was cs zu leisten vermag, für die Rettung seines Staates hinzugeben. Die psychologische Staatskrise, unter der wir lange Jahre gelitten haben, ist mindestens in Bezug auf Staatsform und Verfassung überwunden und wenn das parlamentarische Leben sich krisenloser gestaltete, so würde auch nach außen hin die große Geschlossenheit des deutschen Volkes in allen Fragen klarer zutage treten, die seine Zukunft entscheiden. Eine spä­tere Geschichtsschreibung wird in erster Linie diejenigen als Träger des Wiederaufbaues nennen, die in schweren Zeiten die Verantwortung für die Führimg der Staatsgeschäste übernom­men haben."

Neujahrsempfang beim Reichspräsidenten.

Berlin, 1 . Jan. Reichspräsident von Hindenburg empfing am Neujahrstag um 12 Uhr die Chefs der hiesigen fremden diplomatischen Vertretungen. Im Anschluß daran empfing der Reichspräsident den Reichskanzler sowie die in Berlin an­wesenden Reichsminister und Staatssekretäre der Reichsregie- rung. Ferner übermittelten der Reichstagspräsident Lobe und die Vizepräsidenten Dr. Rießer und Gräs die Wünsche des Reichstags und der hessische Reichsratsbevollmächtigte, Gesan­dter von Biegeleben, der braunschweigische Reichsratsbevoll- mächtige, Gesandter Boden, und Ministerialdirektor Nobis vom preußischen. Staatsministerium die Glückwünsche des Reichsrats. Für die Wehrmacht erschienen Reichswchrminister Dr. Geßler, der Chef der Marineleitung, Admiral Zenker, und als Stell­vertreter des Chefs der Heeresleitung Generalleutnant Ritter von Haack, die dem Reichspräsidenten die Glückwünsche des Hee­res und der Marine aussprachen. Der stellvertretende General­direktor Dr. Weyrauch und die Direktoren Vogt und Kumbier brachten daran anschließend die Glückwünsche der Hauptver­waltung und des Personals der Reichsbahn, und Rcichsbank- Präsident Schacht mit dem Vizepräsidenten Dreysc und dem Direktor Dr. von Grimm die Glückwünsche der Reichsbank dar. Den Abordnungen dankte der Reichspräsident in warmherzigen Worten und mit den besten Wünschen für eine erfolgreiche Tätigkeit, die gemeinsam und in Verbindung mit der Arbeit der Reichsregierung unserem Vaterlande und unserem gesam­ten Volke zum Seaen und Nutzen werden möge. In Erwide­rung auf eine Ansprache des Reichskanzlers sprach der Reichs­präsident eine Mahnung zur Einheit und Geschlossenheit deS deutschen Volkes aus. Während der Empfänge hatte sich vor den: Palais des Reichspräsidenten eine vielköpfige Menge an­gesammelt, die das Deutschlandlied anstimmtc und dem Reichs­präsidenten Ovationen darbrachte.

Die Aufgaben des neuen Jahres.

Infolge der Regierungskrise ist eine Anzahl von Gesetzes- entwürsen unerledigt geblieben, die bereits dem Reichskabinett zur Beschlußfassung zugegangen waren. Dazu gehören das neue Reichsschulgesetz, das Gesetz über Titel und Orden und der Entwurf eines Reichssttasvollzugsgesetzes. Von der Arbeit in den Reichsministerien steht für das Auswärtige Amt die Frage der Rheinlandräumung an erster Stelle, während das Reichsministerimn für die besetzten Gebiete mit der Rheinland­kommission über die Kodifikaton der Ordonnanzen zu verhan­deln hat. Das Auswärtige Amt ist weiterhin gemeinsam mit dem Wirtschastsministerium beteiligt an Handelsvertragsver- handlnngen mit der Tschechoslowakei. Polen und Japan. Auch die neuen Verhandlungen mit Frankreich, mit dem das Pro­visorium am 21. Februar abläuft, sollen nach Möglichkeit be­schleunigt werden. Das Reichsministerium des Innern beschäf­tigt sich in erster Linie mit dem Reichsschulgesetz und mit dem Gesetz zum Artikel 48. Hauptaufgabe des Finanzministeriums wird die Durchführung des Finanzausgleichs sein. Vom

Geld besitzen, ist schön, gesund sein aber noch schöner, ein Husten ist aber immer ein Zeichen, daß etwas nicht in Ordnung ist, oft genug entstehen dadurch böse Leiden, versäume niemand für sich und seine Kinder das Uebel durch Kaisers Brusi-Cara- mellen mit den 3 Tannen sofort im Keime zu ersticken. Die­selben sind durch 5500 notariell beglaübtigte Zeugnisse als wirk­sam anerkannt und kostet das Paket nur 40 Pfennig.

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