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^ 175. Amts- und Anzeigeölatt für dm Bezirk Halm. 8«. MM».

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Sonntag, -e« 5. November 1905.

Lbonnementspr. ind. ktabtvr.Mertilj. Mk. I.lvincl.rrigerl. Bierteljührl. Postd«uglpreis ohne Bestellg. f. d. Orts- u. Nachdar- ortso-Hehr 1M., s. d. sonst. Bulehr ÄU.1.10. Bestellgeld 20 Pfg.

>ages«e,rgkeitk«.

* Calw, 4. Nov. Kraut ist in diesem Jahre ein hier einigermaßen lohnender Handels­artikel geworden. Dasselbe wird von hier in Wagenladungen fortgeführt und als Delikateßfild er- krant in den Handel gebracht. Die Produzenten erhalten einschließlich der Betfuhr auf den Bahn­hof für den Ztr. 1 30 A; das Hundert Köpfe

stellt sich somit auf etwas mehr als 5 ^ Am Mittwoch kamen 2 Eisenbahnwagen zum Versandt.

Wildberg, 2. Nov. Am Sonntag nacht wurde das ElektrizitätSw erk von jungen Leuten auf dem Heimweg nach Emmingen be­schädigt und eine lleberschwemmung eines Maschinenraums, in dem eine neue Maschine aus­gestellt wird, herbeigeführt.

Stuttgart, 2. Nov. Die Landesver­sammlung des Bundes derLandwirte wird am 26. Nov. im Saal des Stadtgartens hier ge­halten werden.

Stuttgart, 3. Nov. (Strafkammer.) Unter der Anklage der gefährlichen Körperverletzung begangen an seinem Lehrling, stand heute der Kauf- mauu Julius Fink von Winnenden vor der Straf­kammer. Wie die Beweisaufnahme ergab, hat der Angeklagte am 24. Juli seinem 16 Jahre alten Lehrling mit einem Meerrohr 1520 Schläge auf verschiedene Körperteile versetzt, und zwar, weil ihn der Lehrling angelogen hatte. Die körperliche Untersuchung des Lehrlings, die am anderen Tage von einem Arzt vorgenommen wurde, ergab eine Blutunterlaufung, 13 große Striemen auf dem Rücken, sowie 3 Hautabschürfungen am Kopf. Der Angeklagte machte geltend, er habe angenommen, es stehe ihm ein Züchtigungsrecht zu, da der Vater des

Lehrlings ihn gebeten habe, seinen Sohn streng zu halten. Das Gericht schenkte diesen Angaben Glauben, war jedoch der Ansicht, daß der Angeklagte das von ihm angenommene Züchtigungsrecht in sehr erheblichem Maße überschritten habe und erkannte deshalb unter Verneinung des MeerrohrS als ge­fährliches Werkzeug wegen eines Vergehens der ein­fachen Körperverletzung auf 30 Geldstrafe. Von einem weiteren Vergehen der Körperverletzung wurde der Angeklagte freigesprochen.

Reutlingen, 3. Nov. Vor einer zahl­reichen Zuhörerschaft sprach gestern Herr Direktor Hupfeld über Togo unter besonderer Berück­sichtigung der dortigen Baumwoll-Kultur. Der Redner, der lange Jahre in Togo gelebt hat, glaubt, daß sich die Baumwollkultur dort tu den nächsten Jahren mächtig entwickeln wird, sodaß es Deutschland möglich wird, den Baumwollbedarf unabhängiger von Amerika aus dieser seiner kleinsten Kolonie zu decken.

Göppingen, 2. Nov. Endlich hat der hiesige Gemeinderat einmal eine definitive Stellung zu den Kämpfen des Konsumvereins gegen die Metzger genossen schast eingenommen. Bis­lang waren alle Anträge des Konsumvereins, um ihm die Zufuhr von Rauchfleisch von auswärts zu erleichtern, abgelehnt worden. Zu einer näheren Prüfung der ganzen Sachlage hatte Gemeinderat Jllig das Referat über diese Schlachthauskalamisät übernommen. Allgemein war man im Gemeinderat der Ansicht, daß nur die Errichtung eines eigenen städtischen Schlachthauses dem Vorgehen der Metzgergeuossenschaft einen Damm setzen könnte. Jllig führte u. a. aus, daß das Monopol der Metzgergenossenschaft geeignet sei, die Gewerbefreiheit illusorisch zu machen. Nach langer

heftiger Debatte wurde mit 8 gegen 8 Stimmen, nachdem Oberbürgermeister Wagner seine Stimme zu Gunsten der Vorlage entschied, der Antrag an­genommen. der dahin ging, für ganz Göppingen die Fleischscha« für auswärtiges Rauch­fleisch und für Wurstwaren aufzuheben.

Vom Bodensee, 2.Nov. Ueber eine neue Fifchart, die in Friedrichshafen in deu Bodensee gesetzt worden ist, berichtet derEeebote", daß diese, die zu den Feichen gehört, aus dem PeipuS-See in Rußland stammt, und seither in deu deutschen und schweizerischen Gewässern überhaupt nicht vorkam. Das Fleisch dieses Fisches soll ebenso gut sein, als das des Blaufelchens. Dagegen soll die Peipus-Maräne in 34 Jahren ihre Maximal­größe von 45 Pfund erreichen, während der Blau-Felchen in dieser Zeit wohl noch nicht 1 Pfd. schwer wird. Die Einführung der Peipus-Maräne in den Bodensee geschah auf Beschluß der letzten internationalen Bodensee-Konferenz, die in Lindau stattfand.

In Frankfurt a. M. trafen gestern Nachmittag aus Schwäb. Hall zwei kleine Mädchen im Alter von 4 und 5 Jahren ohne Begleitung im Hauptbahnhof ein, jedes von ihnen mit einem Zettel um den Hals, auf dem zu lesen war, daß die Kleinen sich zu ihren Eltern, der Schrtftsetzerfamilie Vilbrich, Mainzerlandstraße 161, begeben sollten. Als man die Kinder dorthin brachte, war die Woh­nung leer. Die Eltern sollen sich vor einigen Tagen in die Rheinlands begeben haben. Die Kinder wurden in einem Kinderheim untergebracht.

Köln, 3. Nov. DieKöln. Zig." erfährt aus Kiel von heute, daß eine Funkensprech­verbindung von Memel nach Pet erbos

Die schwcrvze Dcrme.

Stoma» von Han» Wachenhusen.

(Fortsetzung.)

»Gnädige Frau/ begann Dagobert mit weicher, unsicherer Stimm«, »Sie bedürfen eines Freunde«! Ich bitte, verfügen Sie über mich!*

Seine Stimme machte sie heftig erzittern, ihre Hände sanken herab, ihr Antlitz beugte sich, sie schüttelte das Haupt. Minuten vergingen, dann erst be­wegten sich ihre blassen Lippen.

»Hörten Sie nicht den Fluch, den der alte Mann auf mich schleuderte, der seine Tochter vernachlässigte, sie in di« Welt gehen ließ und zu spät erst bereute, daß er der Sklave eine- WeibeS geworden, daL mich haßte! WaS ich getan, war ihr Vermächtnis!*

»Sind Sie so schuldig,* sprach er, dem sich bei diesem Anblicke alles auf» drängt«, was Blenke ihm gesagt,so beklage ich, daß ein Wesen wie Sie, ge­schaffen Andere zu beglücken, sich selbst der Hilfe, der Teilnahme der Menschen nicht würdig glaubt!*

»Ich begehre keine Hilfe! Mein Dasein ist verwirkt, verloren, verwettet im Kampfe mit der Unversöhnlichkeit des Geschicks! Aber was ich gefehlt, ich will ei büßen!* rief sie mit einer Feierlichkeit, die Dagobert erschreckte. »Ihnen will ich die Wahrheit bekennen. Ich war ein blutjunges, unerfahrenes Geschöpf, als ich mich, ohne Halt, ohne Zukunft nur um Geldes willen zur Sklavin eines reichen älteren Mannes macht«, den ich nicht lieben, ja nicht einmal achten konnte, da er mich ^ durch Eifersucht zu peinigen begann und den Gehorsam einer Magd von mir forderte. Ich kan» Haffen!* fuhr sie schwer äufatmend fort;eS liegt in meiner Natur ein Bedürfnis nach Vergeltung, wie es ja uns Frauen oft ge­

geben, und das trieb mich wohl meinem Verhängnis entgegen. Ich übertrug den Haß gegen ihn auch auf sein Kind, das täglich die Ursache heftiger Semen zwischen uns ward und jenes elend« Weib, das sich auch in meiner Ehe nicht von mir trennen wollte und sich sein Vertrauen erschlich unter dem Schein, als hasse sie mich, sie war eS, di« den Plan entwarf, da» Kind zu entfernen, die, al« er nach mehreren Jahren einer unglückliche» Ehe zu kränkeln begann, eine» NachlS zu mir trat und mir zuflüsterte:Ich weiß, warum er krank ist, warum er krank bleiben wird und wenn er tot ist, dann gehört das schöne Vermögen, wohl einige Millionen, das er mit sich führt, seiner Gattin und sie wird mir dankbar sein!

Mir graute, als sie mir die Wahrheit sagte, aber ich ward ihre Mit­schuldige, denn ich schwieg; ich verschwieg, was nicht ungeschehen zu machen war. Ich hatte Sie gesehen, Graf Sesto und mein schuldige» Herz rang unbezähmbar. Ihr Bild stand vor meinen Augen; um Ihretwillen vergaß ich jede Schuld, ich führte ein Traumleben, das nur von der Sehnsucht nach Erlösung beherrscht war, und willenlos ward ich ein Spielball in de» Händen diese« elenden WeibeS, da« seitdem mir zur Strafe diese Schuld an meine Seite gefesselt, bi» eS mich hier verließ und so stehe ich denn vor der Verantwortung auch für sie!*

Dagobert hatte tief ergriffen da« Bekenntnis angehört, da» sich ihrer Brust so überstürzend entrungen halte.

»Sie hat Sie nicht freiwillig verlassen, denn sie ist hier in den Händen der Kriminalhörde I* rief er. in dem unwillkürlichen Bedürfnis, ihr Beruhigendes zu sagen ... Mit Erschrecken aber sah er, wie sie zusammenzuckte und di« Augen schloß. Ein nervöses Zittern schüttelt« ihren Körper, ihr Antlitz senkte sich, wie vom Schatten des Tode« bedeckt, tiefer auf die Brust. Aber noch einmal richtete sie sich auf und wandte ihm dieses totbleiche Antlitz wieder zu.