Württemberg.

Baihingen a. E., 8. Sept. (Hin will er werden".) Ein Bezirkseinwohner, der schon einmal Schwefelsäure getrunken hat, um sich das Leben zu nehmen, wollte sich am Marktplatz vor ein mit Wein beladenes Lastauto niit Anhänger werfen, konnte aber von einem jungen Alaun noch rechtzeitig daran gehindert werden. Weich darauf warf sich der Lebensmüde vor ein Motorrad. Als man ihn auch hier wieder wogzog, wehrte er sich und erklärte, er wolle hin werden. Aber ein junger Alaun packte ihn am Kragen und führte ihn ab.

Stuttgart, 8. Sept. (Das Kriegervereinswesen in Würt­temberg.) Wie aus dem nunmehr zur Ausgabe gelangten 48. Geschäfts- und Rechenschaftsbericht des Württ- Kriegerbunües für das Jahr 1925 hervorgeht, hat die im Jahr 1924 begon­nene Neubelebung des Kriegervereinsgedankens wie in allen dem deutschen RcichskriogerbundKyffhäuser" angeschlossenien Landesverbänden, so ganz besonders auch beim Württ. Krieger­lbund im Jahr 1925 weitere erfreuliche Fortschritte gemacht. Dies zeigte sich nach außen in einer nicht unbedeutenden Mit­gliederzunahme und nach innen in einer Bertiefung des Ver- einslebens, das allgemein mit großem Verständnis auf die neu­zeitlichen Aufgaben des Bundes eingestellt wurde, Ende des Berichtsjahres zählte der Bund in 1627 Vereinen 1-10 >057 Mit­glieder, darunter 3176 Teilnehmer an den Kriegen 1866 und 1870/71 und 86 821 Kämpfer im Weltkrieg. Zu erwähnen ist be­sonders die Einführung des Kleinkaliberschießens durch Bildung von besonderen Schützenabteilungen bei einer großen Zahl von Vereinen. Das Bundesvermögen betrug Ende 1925 einschließ­lich des Wertes der beiden Kriegererholungsheime Herrenalb und Niedernau rund 241 700 Mark und hat infolge äußerster Sparsamkeit in der Verwaltung des Bundes (die Verwaltnngs- kosten betrugen nur 11,5 Prozent der Gesamtausgaben) uni annähernd 70000 Mark zugenommen. Der größte Teil (60 Prozent) des eine Mark betragenden Mitgliederbeitrags wurde zu Wohlfahrtszweckon verwendet. 2155 kranke und bedürftige Kameraden oder Witwen von solchen erhielten Unterstützungen im Gesamtbetrag von 55815 Mark und 241 Kameraden waren für 3141 Tage zum Teil kostenlos, zum Teil gegen mäßige Entschädigung in die beiden Krieger-Erholungsheime ausge­nommen, Der Gesamtaufwand des Bundes hiefür betrug 19170 Mark. Das Heim in Niodernau wurde wesentlich er­weitert. Mit Recht kann der Bund aus diese Leistung auf sozialem Gebiet stolz sein. Die nach längerer Unterbrechung erstmals wieder durchgeführte Gesellschaftslotterie ergab einen Reingewinn von rund 31660 Mark, die lediglich zu Wohl- sahrtszwecken Verwendung fanden. Aus dem mit der Württ. Feuerversicherung A,G. abgeschlossenen Empfehlungsvertrag, dem auch auf Antrag von >Bundesmitgliedern Versicherungen von Nichtbundesmitgliedern unterstellt werden können, erhielt der Bund eine Vergütung von 5000 Mark, von denen zwei Fünftel den Bezirkskriegerverbänden im Verhältnis ihrer Ver­sicherungssumme zukommen. Als eine seiner wichtigsten Aus­gaben betrachtete der Bund nach wie vor die Fürsorge für die Kriegsbeschädigten und Kriegerhnrterbliebenen und stand in dieser Beziehung hinter keiner anderen gleichartigen Vereini­gung zurück. Im Zusammenwirken mit dem Deutschen Reichs­kriegerbundKyffhäuser" wurden von ihm im Berichtsjahr we­sentliche Erfolge in Beziehung auf die Verbesserung der Ver­hältnisse der Kriegsopfer erzielt. Au erwähnen ist noch beson­ders die kostenlose Prozeßvertretung der Kameraden beim Württ. Versorgungsgcricht und beim Reichsversorgungsgericht. Mit den übrigen militärischen Bereinigungen Pflegte der Bund, soweit es an ihm lag, gute kameradschaftliche Beziehungen und schloß mit einigen eine Arbeitsgemeinschaft zum Zweck einer gemeinsamen Feier vaterländischer Gedenktage. Die Auflage des Bundesblattes, der Württ. Kriegerzeitung, hat sich im Be­richtsjahr von 24 600 auf 31 650 erhöht.

Stuttgart, 8. Sept. (Der Eisenbahnattentäter Schlesinger.) Heber die Persönlichkeit des einen der beiden Eisenbahnatten­täter von Leiferde, Schlesinger, erfährt man, daß der im INH re 1905 in Stuttgart geborene Otto Schlesinger von seinen Be­kannten als ordentlicher Mensch geschildert wird, dem mau eine solche Tat nicht zivgetraut hätte. Er hat am Stuttgarter Kon­servatorium Musik studiert und dort auch die Musiklohrerprü- fng gemacht. In letzter Zeit war Schlesinger als Musik- und Hauslehrer in Riezlern tätig, welche Stelle er aber aus unbe­kannten Gründen ausgegeben hat. Boi seinem Weggang er­klärte er, daß er seine Mutter, die gegenwärtig in Estland weile, besuchen wolle und zwar wolle er die Strecke zu >Fuß über Hannover und Berlin zurücklegen. Ter Vater Schlesingers war etwa 20 Jahre und zwar bis zum Jahr 1919 Mitglied des Hof- bzw. Landestheaters, in welchem Jahr er als Vorsänger an die Synagoge in Bamberg kam. Dort ist er einige Jahre später gestorben. Seine Witwe kam dann wieder nach Stuttgart, bei der Otto Schlesinger bis Ostern d. I. wohnte.

Unterdettiirgen, OA. Biberach, 8. Sept. (Eine Geizige.) Gestern wurde hier die 81 Jahre alte Witwe Kreszentia Feger zu Grabe getragen. Sie war seinerzeit mit ihrem Mann nach Amerika ausgewandert, wo auch ihre Kinder gut versorgt sind.

In der Inflationszeit kam sic als Witwe wieder in ihre Hei­mat und bezog von einer Eisenbahngesellschaft eine Rente von monatlich 15 Dollar. Damit fristete sie ein kümmerliches Da­sein und ließ sich auch geyne Kleinigkeiten an Lebensmitteln und Heizmaterial schenken. Bei ihrem Hinscheiden stellte sich aber heraus, daß sie außer einigen kleinen Sparkassenguthaben auch über einen größeren Betrag von insgesamt 22 000 Mark verfügte, den sie in ihre Kleider eingcnüht mit s i ch herumtrug .

Baden.

Oftersheim, 6. Sept. Am Samstag sollte in Heidelberg die Trauung zwischen einem Mädchen von hier und einem jungen Mann, seines Zeichens Schornsteinfeger, stattfinden. Alles war zur Hockszeit gerichtet, nur eine der Hauptpersonen, nämlich der Bräutigam, fehlte noch. An seiner Stelle traf Samstag vor­mittag ein Telegramm ein, in dem der anscheinend vielbeschäf­tigte Bräutigam mittoitte, daß er nicht zur Hochzeit erscheinen könne, weil erdienstlich verhindert" sei. Angesichts, dieser dienstlichen Verhinderung des Bräutigams mußten also die Hochaeitsfeierlichkeiten abgesagt werden.

Heidelberg, 7. Sept. In der Angelegenheit des Schlier- bacher Eisenbahnunglücks hat der Oberstaatsanwalt das Er­mittlungsverfahren gegen den Lokomotivführer des Personen­zuges, Hipper, eingeleitet unter der Beschuldigung des Nicht- beachtens des aufHalt" gestellten Einfahrtssignals.

Vermischtes.

Das PanzerschiffHindenburg" wieder völlig gesunken.

Daily News" zufolge ist der Versuch, das PanzerschiffHin- dcnburg" in Scapa Flow zu heben, mißlungen. Vei Fort­setzung der Pumparbeiten habe sich das Schiff stark geneigt, sei wieder voll Wasser gelaufen und liege wieder auf dem Meeres­grund. Ein neuer Hehnngsversnch mit neuen Methoden sei geplant.

Ein rabiater Gutsbesitzer. Seit 1)4 Jahren besaß Major a. D. Eberhard von Carnrin das große Gnt Thingers bei Kempten, das er aber so unrentabel bewirtschaftete, daß inner­halb Jahresfrist etwa 80 000 Mark Schulden aus dem Gute lasteten. Durch Amtsgerichtsbeschluß wurde Gutsbesitzer Ott von Eggen als Zwangsverwalter für das Gut bestellt. Ws Ott das Gut besichtigen wollte, wurde er zunächst von dem Major höflich in die Wohnung eingeladen. Dort aber würgte er den Gast mehrnmls am Halse, warf in zu Boden, bearbeitete ihn mit den Füßen, gab ihm Kopfhicbe, bis er blittete, und warf ihn schließlich zur Tür hinaus. Gegen den Rohling ist Anzeige erstattet.

Handel und Verkehr.

Stuttgart, 8. Sept. (Großmärkte.) Kortoffelgroßmarkt auf dem Leonhardsplotz: Zufuhr 700 Ztr., Preis 3.804.20 Mark für ein 3tr. Mostobstmarkt auf dem Wilhelmsplatz: Zufuhr 600 Ztr., Preis 55.80 Markt für ein Ztr.

Flein, OA. Heilbronn, 8. Sept. (Weinversteigerung.) Die von der Weingärlnergenossenschafl Flein abgehaltene Weinversteigerung war verhältnismäßig schwach besucht, aber mit Rücksicht auf die zum Ausgebot gekommenen guten Qualitäten, insbesondere in Weißries­ling, wurde alles verkauft zu Preisen von 133136 Mark für Weiß- rißling-Epitzenweine und 130 Mark für Rotweine, je pro KI.

Neueste Nachrichten.

München, 8. Sept. Nach einer Meldung derM. N. N." aus Salzburg überfielen im Büro eines dortigen Fabrikanten zwei Männer die beiden anwesenden Angestellten, bedrohten sie mit Revolvern, fesselten sie und raubten die Kaste, die jedoch nur wenige Schillinge! enthielt. Sodann begaben sie. sich in ein Uhrengeschäft, wo sie vier Millionen Kronen raubten. Durch das Dazwischenkommen der Frau des Geschäftsinhabers wurden die Räuber verscheucht. Der Polizei gelang es, einen der beiden, einen von Deulschland aus steckbrieflich oersolgten, bereits mit neun Jahren Zuchthaus vorbestraften Franz Spieß aus Dresden festzunehmen. Der andere Räuber, ein gewisse, Karl Spieß, der ebenfalls deutscherseits steckbrieflich gesucht wird, warf auf der Flucht seinen Mantel weg, der noch den ganzen Raub enthielt.

I I Köln, 8. Sept. Die diesjährige Parteitagung der Deutschnatio- nalen Poikspartei nahm heute in Köln mit einer Sitzung der Partei­leitung ihren Anfang. Die Führer der Deutschnationalen Volkspoi- tet waren schon vollzählig erschienen. Reichsiagsabgeordneter Mumm, der ebenfalls in Köln eingetroffen ist, ist plötzlich erkrankt und mußte sich in ein Krankenhaus begeben. Graf Westarp berichtete über die politische Lage, über die Frage einer Arbeitsgemeinschaft mit anderen Parteien und über die Frage der Regierungsbildung im Reiche.

Halle, 8. Sept. In der vergangenen Nacht wurde ein Beamter des hiesigen Strasgesängnisses auf seinem Kontrollgang durch die Ab­teilung, wo die Simulanten untergebracht sind, von Ausbrechern Überfällen und schwer verletzt. Der wegen Raubmords zu lebens­länglichem Zuchthaus verurteilte Rauchfuß und ein Mitgefangener hatten das Fenster in der Tür eingeschlagen und den schweren Riegel zurllckgeschoben. Aus einem Suppenlöffel hatten sie sich einen Dietrich geformt, mit dem sie sich die Tür aufschloffen. Zwei Mitgefangene, die sich an dem Ausbruch nicht beteiligen wollten, wurden gefesselt

uno germ-verr. -Lye mauagutz v°n Dimstrevolver des «k. - Beamten zu entsichern vermochte, wurden die Ausbr»^-. eilenden Beamten überwältigt. hinzu.

Halle a. S., 8. Sept. Nachdem bereits gegen den rektor der Halleschen Stadtbank, Berger, im Juni Untersuchung wegen Untreue beantragt und einaeleiie» ^°r

hat die Staatsanwaltschaft nunmehr die Ausdehnung d» « ^ suchung wegen Beihilfe zur Untreue auf den früheren Ban??"'«?'' Sieloff und ferner die Ausdehnung der

worden war,

... .. »^Darunter,

Sieloff und ferne/ die Ausdehnung der' Voruniersuck??????^ Beschuldigte wegen Betruges, Urkundenoernichtung und SchmierM^

Den Blättern zufolge wird

annabme beantragt.

Magdeburg, 8. Eeptbr

anderslautenden Meldungen der Fluchtversuch Schröder- Ueberfall auf den Gefängnisaufseher nicht zugleich mit dem ^" Helling zur Verhandlung kommen, sondern erst n"ch d lem v den Antrag der Gefängnisoerwaltung, Schröder weaen Versuches mit 28 Tagen schweren Kerkers zu besüafen entschieden. - Der bisherige Verteidiger des d/s RaubmÄ.^' dem Kaufmann Helling angeklagten Schröder. Rechtsanwalt? hat sein Mandat niedergelegt. Zum OsfizialveUeVdi?er w.7d anwall Zaeper-Magdebucg bestellt. - DerMagdeburg Zta " 2 sind in Nardhausen an spinaler Kinderlähmung bisher 14 '

erkrankt, von denen vier verstorben. ^ peyaW

Berlin. 8. Sept. Bei einer Hochzeitsfeier in Wussow im Naugard sank, wie dasBerliner Tageblatt" meldet, inüloe Ä gebens des Deckenbalken die ganze Hochzeitsgesellschaft in den Ä' Dabei brach Feuer aus. das die Kleider der Fraum erackff K ? Personen erlitten schwere Brandverletzungen. Zwei Frauen in bedenklichem Zustande in das Krankenhaus gebracht

Berlin. 8. Sept. Ein 30 Jahre alter Posthilssschaffner wegen Briefunterschlagungen festgenommen. In den nordwestlich» Bezirken Berlins, in denen er das Postauto. da- hier den Br 2 kehr besorgt, begleitete, verschwanden seit April d. I. auffallend nie! Briefe. Aus anderen verschwand das Geld, das die Absender IN,» Schriftstücken beigelegt hatten. Nach dem Geständnis des Hüssschuss. ners hat er ungefähr 1000 Mark erbeutet. O'-I-IM-

Berlin. 8. Sept. Zu dem Riesenbetrug bei der Reichsbahn bi- richtet eine Berliner Korrespondenz, daß der beschuldigte Kaufmann Krotoschiner heute vormittag mit seinem Anwalt bei der Kriminal­polizei erschien und Schriftstücke in litauischer und russischer Sprach, vorlegte, durch die er seine Unschuld beweisen wallte. Die UedersrN- ung und Prüfung der Schriftstücke wird geraume Zelt in Anspruch nehmen. Deshalb Ist cs noch zweifelhaft, obwohl mit der Vernehmen, Krotoschiners sofort begonnen wurde, wann eine Entscheidung dariib« getroffen werden kann, ob Krotoschiner in Haft genommen oder wieder entlasten werden kann.

Swinemünde, 9. Sept. Die Beamten des Swlnemllnder Haupt- Zollamtes sind einem neuen umfangreichen Spritschmuggel auf die Spur gekommen. In der Nacht zum Mittwoch gelang es, zwei Motor- boote und ein anderes Fahrzeug in dem Augenblick sestzuhalten, als von den Booten Sprit in einen Kahn verladen werden sollte. Ae Boote mit insgesamt 4500 Litern Sprit wurden beschlagnahmt. Während ein Täter festgenommen werden konnte, sind mehrere andere Beteiligte in der Dunkelheit entkommen.

Zürich, 8. Septbr. Im Sernfttal Im Kanton Glarus, das im vorigen Jahre durch einen der größten Bergstürze bei Elm heimge- sucht wurde, hat sich in der Nähe des Dorfes Engi an einem Berg ein Riß gezeigt, der sich täglich vergrößert. Die Felsmasse wird auf 60 000 Kubikmeter geschätzt. Der Regierungsrat von Glarus gedachte durch eine vorläufige Sprengung die Gefahr abzuwenden. Gebieterisch wird Indessen von Fachleuten dieser Sprengung widersprochen und dagegen gefordert, sofort den gefährlichen Bergwerksdetrleb an der Stelle einzustellen, das Höhlensystem des Berkwerks durch Holz zu stützen und die Hohlräume so gut wie möglich auszufüllen.

Uebersührung Webers und Schlesingers nach Hmmoder.

Berlin, 8. Sept. Heute früh wurden Willi Weber und Otto Schlesinger, die den Anschlag auf den Berlin-Kölner D-Zug verübt haben, in zwei getrennten Abteilen nach Hannover übergeführt. Kriminalkommissar Reetz und EiseMhnüber- wachungsinspektor Brand mit mehreren Berliner Kriminal­beamten leiteten den Transport. In Hannover werden die Verbrecher dem Obersbaatsanwa.lt vom Landgericht Hildes­heim übergeben. Beiden ist erst jetzt zum Bewußtsein gekom­men, wie schwer ihr Verbrechen mit allen seinen FolM ist. Sie sind jetzt niedergeschlagen. Weber behauptet allerdings, daß ihm die entsetzlichen Folgen der Tat doch schon einmal naheigegangen seien und daß er sogar die Absicht gehabt habe, sich selbst der Polizei zu stellen. An die Aufklärung des Ver­brechens und ihre Festnahme hatten beide zuletzt nicht mehr geglaubt. Die beiden haben sich übrigens noch einige Tage nach

kkitr8chMAMer.kkvrrIlvim.NLi

weiteste» 8perl»1xesvliäkt kllr Hirnn. Riiitl

Irikota^en, Ztrümpke, Zocken, Honckscliude, Kinäeckleiäcken, Lsbjr-Tlrtikel, Korsetts, Zctiiirren, IVZscke, sämtliche Osme, Landarbeiten. _

Was mein einst war!

Roman von Fr. Lehne.

' «Nachdruck verboten,

Stolz! Das mochte wohl sein den Eindruck hatte Karl Günther auch bei der kurzen Begegnung gehabt! Ein schmales Rassegesicht mit herben Zügen und stolzem, selbstbewußtem Ausdruck) stolz und kühl war auch der Blick der blauen, schwarzumsäumten Augen unter den dunklen geraden Brauen stolz der fein- geschwungene blaßrose Mund stolz und aufrecht die Haltung ihrer schön gewachsenen, schlanken geschmeidi­gen Gestalt!

Erdmute herb wie ihr Name, so wirkte auch ihre Erscheinung!

Sie waren auf dem Schlosse?" warf Karl Günther hin, nur, um etwas zu sagen.

Marie nickte eifrig und wichtig.

Ja, und ich wäre auch heute noch da, wenn der Vater damals nicht krank geworden) die Baronesse hätte mich gern behalten! Dann gingen die Herr­schaften auf Reisen, und nachher traf sich's gut mit einer Stelle in Wendenburg! Ich wollte auch mal nach der Stadt immer auf dem Dorfe konnte ich nicht sein!"

Karl Günther blickte auf seine Uhr.Es wird Zeit zum Füttern und Melken"

Er beeilte sich, mit seinem Tagewerk fertig zu werden, ehe Jakob Dangelmann heimkam.

Marie hatte ein gutes reichliches Abendessen her­gerichtet) sie hatte Pfannkuchen gebacken) einen nach dem andern legte sie auf seinen Teller, bis er nicht mehr essen konnte. Sein Dank und sein Lob machten sie glücklich) aber das, was sie heimlich ersehnte, eine Zärtlichkeit, kam nicht. Er blieb nicht drinnen bei ihr sitzen, sondern ging vor das Haus, Len Bauer zu erwarten, nachdem er ihr geholfen, das Geschirr abzu­spülen.

i Trotzig ging sie in ihre Stube und sah zum Fenster hinaus, ihn beobachtend, wie er ans der Straße auf und ab ging. Als er ihr zurief, sie möchte doch bei dem schönen Abend noch herunterkommen, antwortete sie nicht, sondern schlug das Fenster zu. Er wunderte sich über ihre Launenhaftigkeit) er mar sich keiner Schuld bewußt. Den Grund konnte er ja nicht ahnen.

Die Marie Dangelmann lag seinen Gedanken weltenfern!

Am nächsten Sonntag regnete es unaufhörlich) kühl und unfreundlich war es geworden.

Marie Dangelmann mar mißgestimmt, weil aus einer geplanten Fahrt nach Wendenburg nichts ge­worden war das Regenwetter hatte ihren Vorsatz verhindert ein öder langweiliger Sonntagnachmittag gähnte sie nun an. Was sollte sie unternehmen? übelgelaunt ging sie in ihre Stube und warf sich auf das Bett, nachdem sie die Küche gesäubert. Karl Günther war längst in seiner Kammer, während Jakob Dangelmann sich auf dem Kanapee einer ausgiebigen Sonntagnachmittagsruhe hingab.

Karl Günther las) doch er war mit seinen Gedanken nicht bei seinem Buche. Er stand bald auf und öffnete nach kurzem Besinnen seinen Koffer, aus dem er ein flaches Kästchen nahm. Er schlug den Deckel zurück) den Kopf in die Hand gestützt, blickte er mit ernsten traurigen Augen auf den Inhalt) eine breite Ordens­spange war es neben dem schwarzweißen Bändchen prangten noch viele buntfarbene) zwei Achselstücke mit zwei silbernen Sternen lagen daneben) und in einem Etui ein schlichtes Kreuz, das Kreuz erster Klasse, und dann waren noch andere hohe Auszeichnungen sowie das bronzene Verwundetenabzeichen darin. Ein tiefer Seufzer hob seine Brust. Dann nahm er aus dem Koffer einen feldgrauen Rock, der sehr mitgenommen war und viele kleine Löcher, Brandflecke und Blut­flecke aufwies. Er breitete ihn ans dem Bett aus, be­festigte die Ordensspange, das Eiserne Kreuz, die

Achselstücke daran. Beinahe liebkosend fuhren seme Finger darüber hin, während seine Blicke sich um­florten. . ^

Mächtig übermannte ihn die Erinnerung, der er immer scheu ansgewichen. Aber es gab Stunden, wo me Vergangenheit stärker war als alles andere o« lebte er in ihr, als sei sie die Gegenwart. Ganz deunm vernahm sein Ohr da das Geknatter der Gewehre, den Donner der Geschütze, das Surren der Flugzeuge und das Schwerste: das Geschrei, das Gestöhn der Vc- mundeten! Er hatte alles durchgekostet l"s A letzten bittern Ende: damals, als es hreß: .^aff ' stillstand! Vom Feinde unbesiegt, dennoch summgey müssen gab es für einen Soldaten wohl etiv Schlimmeres? Nein, nein, nein!

Er hatte es hinausgeschrien hatte sich "u u maß des Schmerzes auf den Boden geworfen, die o um den Säbel geklammt sterben wollte er Schmach vermeinte er nicht zu ertragen! .

Was war der Gedanke an den Winter m Karpathen, an das Grauen von Verdun, a ^ Schrecken der Sommeschlacht gegen diesen ZM « bruch alles dessen, was ihm sein ganzes -eve als Selbstverständlicheit gegolten! . rh,n

Er führt die ihm anvertrauten -eRe, om - willig wie in alter Zeit gehorchten, als treuer Fr zurück) er hatte bis zum letzten seine Schuldigre ^ tan! Denn groß war sein Pflichtbewußtsern » noch als sein Widerwille gegen das, was e v erleben mußte daheim im Vaterlande, o -Myt! treulich während vier schwer^ Jahre mtt gmm^ An das Neue konnte er sich aber nicht tzr

konnte innerlich keine Beziehungen da»u l eigener löste alle Verbindungen er war umt4e , » ^ Herr! Hart aber war es gewesen, als er g ^ Male den lieben vertrauten Rock getragen^ Mr- dann für immer in den Schrank gehaM«, . wältigte es ihn - er preßte sPu Ge cht m d nx^ Stoff und schluchzte auf wie em Kmd. (Forts.s