trockenes, nur zu vereinzelten, gewitterartigcn Störungen geneigtes Wetter zu erwarten.
Obernhausen, 27. Aug. Kommenden Sonntag den 29. Ang. feiert der Veteranen- und Schützen Verein Obcrn- hausen sein 25jähriges Jubiläum mit Ueberga.be der Erinnerungsmedaille und des Zahnenbandes durch Herrn Bezirksobmann Schur. Diese Feier wird verbunden mit großem Preis- und Gruppenschießen, wobei wertvolle Preise zur Verteilung kommen. Anschließend an die um 6 Uhr stattfindende Preisverteilung ist im Gasthaus zur „Linde" kameradschaftliches Beisammensein und Tanzunterhaltung. Der Verein wird bemüht sein, seinen verehrten Gästen bei dieser Feier recht frohe und vergnügte Stunden zu bereiten. Es dürfte daher dieser Veranstaltung sehr reges Interesse entgegcngebracht werden.
Berrmstkhrev
Neue Güterberaubmlgen in Mecklenburg. Der große Eisenbahndiebstahlsprozeß in Dömitz hat einen erschreckenden Umfang der Bcraubungen von Güterzügen festgestellt, und schon wieder sind zwei Eisenbahndiebstähle ausgedcckt worden. In der Nähe des Bahnhofs Hagonow-Land wurden drei Ballen Seide gesunden, die entweder aus einem fahrenden Zuge geworfen oder aus einem Güterwagen auf der Station geraubt und im Gebüsch versteckt worden waren. Die Ballen waren zum Teil bereits geleert. Weiter sind auf dem Bahnhof Ludmigslust zwei Eisenbahnwagen erbrochen worden; vor Ausübung der Diebstähle flüchteten die Täter beim Nahen eines Bahnbeamten. In beiden Fällen sind drei Männer gesehen worden, die anscheinend auf Beraubung der Züge Berlin—Hamburg ausgingen.
Ein hygienisches Idyll. In einem englischen Bergavbeiter- dorf hatte die Polizei kürzlich festgestellt, daß die Einwohner seit Monaten gewohnt waren, ihre Hunde in den Trinkwassertanks zu waschen, aus denen das Dorf mit Wasser versorgt wurde. Die Tanks wurden daraufhin geschlossen und eine andere Wasserversorgung eingerichtet. Die Einwohner waren jedoch anderer Meinung; sie beschwerten sich und erklärten, bis jetzt sei niemand krank geworden und das alte Wasser hätte besser geschmeckt.
16 Tage ohne Bewußtsein. In Dlalmö ist der einzigartige Fall eingetrcten, daß ein junger Mann, der von seinem Fahrrad gestürzt war und bei dem Sturze das Bewußtsein verloren hatte, während voller 16. Tage ohne Bewußtsein gelegen hat. Erst am 17. Tage nach dem Unfall erlangte er das Bewußtsein wieder und befindet sich nunmehr außer aller Gefahr.
Württ. Holzvcrkaufspreise. In letzter Zeit erlösten: Das Forstamt Gundelsheim für 190 Fm. 'Fichtenstammholz 121 Prozent der Landesgrundpreise; vier weitere Forstämter des Mittel- und Unterlandes für 409 Fm. Fichten und Tannen 114 Prozent; das Forstamt Kopfenburg für 432 Fm. Fichten und Tannen 104 Proz. und für 240 Fm. desgl. (Scheitholz) 100 Proz.; weitere neun Forstbezirke des württ. Nordostlandes für zusammen 3066 Fm. Fichten und Tannen 110 Proz. und für 45 Fm. Forchen 90 Proz.; das Forstamt Langenbrand für 2628 Fm. Fichten und Tannen 114 Proz. und für 96 Fm- Forchen 110 Proz.; das Forstamt Steinwald für 1369 Fm. Fichten und Tannen 110 Proz. und sür 223 Fm. desgl. mit beschwerlicher und teurer Abfuhr 85 Proz.; das Forstamt Wildbad für 2094 Fm. Fichten und Tannen 110 Proz. und für 193 Fm. Forchen 96 Proz.; sechs weitere Schwarzwaldforstämter für WM Fm. Fichten und Tannen (rauhes Holz, teilweise mit beschwerlicher Abfuhr) 102 Proz. und für 78 Fm. Forchen 109 Proz.; die Gemeinde Schwann für 417 Fm. Fichten- u. Tannenstammholz 124b Prozent der Landesgrundpreise.
Handel und Verkehr.
Weilderstadt, 24. August. (Viehmarkt.) 18 Stück Ochsen 900 bis 1450 Mk. je Paar; 35 St. Stiere 420—810 Mk. je Paar; 62 St Kübe 220-560 Mk. das Stück; 48 St. Kalbeln 380-520 Mk. das Stück; 94 Stück Einstelloieh 140—310 Mk. das Stück. Handel lebhaft; kleiner Ueberstand. — Schweinemarkt: 620 Stück Milchschweine 38—82 Mk. je Paar; 34 Stück Läufer 85—160 Mk. je Paar. Handcl lebhaft; Preise zurückgehend. — Saatenmarkt: Wetzen 14—15 Mk. je 50 Kg.; Dinkel l 1.50-12.50 Mk je 50 Kg. Handel lebhaft; Preise fest.
Wirtschaftliche Wochenrundschau.
Börse. Die Gesamthaltung der Börse war in dieser Woche außerordentlich schwankend und unsicher. Es bereitet sich langsam ein Stimmnngsumschwung vor. Die Einflüsse, die sich ans die Börse geltend machten, waren widerspruchsvoll. Anregend wirkten die Berichte ans der Industrie, vor allem die Nachrichten aus der Bauindustrie. Die Wohnungsbauaufträge der Reichsregierung hatten eine Steigerung am Baumarkt zur Folge. Gesteigert waren auch die Aktien der Farbenindustric auf Gerüchte über weitere iFufionsbestrebnngen. Fest lag ferner der Markt für Kohlenaktien auf Meldungen von einer weiteren Streikverlängerung in England. Dagegen waren gedrückt vor allem die Montanaktien, da die Nachrichten über den Abbruch der Lohnverhandlungen im Ruhrgebiet ungünstigen Ein
druck machten. Einen Rückschlag gab es auch aus dem Bankenmarkt. Außerordentlich ruhig lag der Anleihemarkt. Auch die Unsicherheit der Geldmarktslagc belastete die Börse. Man glaubt, daß die Hausse der letzten Zeit einer Reaktion weichen werden. Die Spekulation schritt weitgehend zu Realisationen. Kursvebbesscrungen und Kursabschwächnngen hielten sich so ziemlich die Wage. Die Gesamttendenz war bei verringerten Umsätzen überwiegend lustlos.
GcIdmark t. Auch auf dem Geldmarkt scheint sich langsam ein Umschwung Vorzubereiton. Tagesgeld ist zwar nach wie vor sehr flüssig, aber Monatsgeld ist für offenbar bedeutsame Septemberfälligkeiten stark gesucht. Man hat den Eindruck, daß die bisherige Flüssigkeit des Geldmarktes nicht nur zu Ultimo August, sondern überhaupt für den ganzen Herbst einer Versteifung Platz »rachen werde, und zwar als Folge der Festigung der internationalen Geldmärkte und im Zusammenhang mit den vielen neuen Emmissionen. Der ^Saisonbedarf der Landwirtschaft und der Industrie wird weiter beträchtliche Mittel vom Markte abzichen. Auch öffentliche Instanzen treten als Geldsucher auf. Die Fülle der Reichskassen ist nicht mehr wie früher vorhanden. Der Reichsbeüarf wird im Zusammenhang mit dem allerdings noch nicht endgültigen Erwerbslosenfürsorgeprogramm weiter steigen. Die Nachfrage nach langfristigem Kredit ist so von allen Seiten lebhafter geworden. Die Soehandlung hat als erste Bank bereits die Zinssätze erhöht. Für die Landwirtschaft ist schon eine Kredithilfe eingeleitet. Es ist möglich geworden, einen Teil der in und nach der Ernte fällig werdenden landwirtschaftlichen Personalkrediten auf spätere Monate zu prolongieren. Die Deutsche Rentenbankkredit- anstalt hat von einer Rückforderung der Personalkredite für diesen Herbst überhaupt abgesehen.
Produkten mar kt. Die Ernte ist fast überall beendet. Trotz der zahlreichen Witterungsschäden in diesem Sommer ist der Ertrag immer noch der einer guten Mittelernte. Auf den Produktenmärkten ist die Tendenz fester. Das Angebot blieb sehr klein und die Zufuhr aus der neuen Ernte stockte fast ganz. Dies ist in der Hauptsache zurückzuführen auf die beginnende Tätigkeit der Deutschen Getreidehandelsgesellschaft. Auch die vom Ausland gemeldeten Preiserhöhungen bestärkten die Landwirte in ihrer Zurückhaltung. An der Stuttgarter Landesproduktenbörse kosteten Heu 7,5 (— ><) und Stroh 4,5 (— ><) Mark Pro Doppelzentner. An der Berliner Produktenbörse notierten Weizen 278 (4- 6), Roggen 213 (4-13), Wintergerste 174 ( 4 - 4), Sommergerste' 242 (—Ä), Hafer 190 (—2) Mark je Pro Tonne und Mehl 40X <4- 4») Mark Pro Doppelzentner.
Warenmarkt. Die Großhandelsindexziffer ist um 0,6 Prozent auf 126,7 gestiegen. Gegenüber dem August des letzten Jahres ist die Ziffer um 25 Prozent niedriger. Von einer Besserung der Wirtschaftslage, die für den Herbst vorausgesagt wurde, ist noch wenig zu spüren. In der Textilindustrie ist die Lage leicht gebessert. Ebenso ist in der Lederindustrie ein Anziehen der Preise zu verzeichnen. Anders steht es in der chemischen und elektrotechnischen Industrie, die neuerdings wieder zu Entlassung schreiten mußte. In der Eisenindustrie bereitet sich zwischen Deutschland, Frankreich, Belgien und Luxemburg infolge der wachsenden Konkurrenz die Schaffung eines europäischen Eisenkartells vor. Der deutsche Außenhandel wies im Juli eine verstärkte Passivität von 125 Millionen Mark auf gegenüber nur 33 Millionen im Juni. Gestiegen ist die Einfuhr von Lebensmitteln und Rohstoffen. ,
Viehmarkt. Auf den Schlachtviehmärkten haben die- Preise leicht angezogen. Der Handel ging langsam von statten.
Holzmarkt. Auf den Holzmärkten herrscht geringe Kauflust. Die zu Ende gehende Einkaufsperiode hat die Walü- besitzer enttäuscht. Die Preise waren das ganze Jahr über rückläufig. Die Verkaufserlöse betrugen im August 1926 noch 110 Prozent der Forsttaxe gegenüber 140 Prozent im Juli 1925._
Neueste Nachrichten.
Stuttgart, 27. Aug. (Von der Reichswehr.) Die zweite Kompagnie des hiesigen Grenadierbataillons wurde heute früh nach Berlin befördert, wo sie ein Jahr lang Dienst beim Wachregiment tun wird. Der Kommandeur, Major Ritter von Molo, verabschiedete am Hauptbahnhof die Kompagnie mit einer markigen Ansprache.
Markdorf, 27. Augutt. In einem Walde auf der Gemarkung Immenstaad wurde durch die hiesige Gendarmerie am Mittwoch eine vollstä -dlg elngerichteie Falschmiinzerwerkslätte ausgehoben. Die In ltrumente wurden beschlagnahmt. Mittlerweile ist es gelungen, einen in den 50er Jahren stehenden Mann, einen geborenen Schweizer, in Immenstaad zu verhaften, der als einer der Falschmünzer in Frage kommen dürste. Es wurden bei Ihm 10000 Mark in Altsilber und Gold gefunden.
Schwetzingen, 27. August. Im Gasthaus zum „Luxhof" an der Spey-rer Rheinbrncke wurden drei Männer festgenommen, die im Verdacht stehen, für die französische Fremdenlegion geworden zu haben. Während man zwei der Leute wieder auf freien Fuß setzte, wurde gegen den drillen, einen aus Hockenhelm gebürtigen und in
Oberhausen wohnhaften verheirateten Mann Lastk-k-k, , Verhaftete Hai. wie die „Schwetzinqer ZeituA mÄ,." D« Jahre bei der Fremdenlegion gedient und ist „stD L Asrika zurückgekehrt. " ">> 3°hr oZ
München. 27. Aug. Wie der „Völkische BeolmM»,, der völkische Lande-parteitag der nattonolsozia,ff„sch°n,"'/'dkl, ist der für den 4. und 5. September nach Bad Dü kh «M,
verboten worden. «'«-Mm einberusin ««
Weiden, 27. Aug. Am Mittwoch, den 25. AuouN nachmittags, hat ein Dienstknecht aus Luhe-Wildenau Hr
der Oberpsalz zwischen den Stationen Luhe-Wildenm unn ^ auf den äußeren Strang ver Gleise Regensburq-5ws, ^°dt nenlänge Schottersteine gelegt. Der Täler wurde bet der^
der Tat von einem Streckenwärter betroffen, seine „ gestellt. Die Staatsanwaltschaft ist verständigt worden ^ Frankfurt a. M.. 27. Auaust. In Mettenheim bei „ heute auf einem Acker sieben Getreideschober, mit Tetreibl „ b, Bmnd geraten. Das gesamte Getreide wurde ein Raub Der Schaden ist bedeutend. Es wird Brmdsttfiunq
Offenbach a. M.. 27. Aug. Nach der Beerdigung ^ nistischen Stodloerordneten kam es zu Zusammenslöken Roten Frontkämpfern und Nationalsozialisten Bel b» w; der Straße durch die Polizei leistete die Menge mit Stöcken ^ stand. Auch sielen Schüsse aus der Menge. Zwei P°b»t^' wurden schwer mißhandelt. Die Beamten waren aerwun,- blanken Waffe zu greifen. Zwei Verhaftungen wurden vor2?'
Dresden. 27. August. Ein schwere- Autounglück Donnerstag abend auf der Landstraße zwischen Lausa und »,^7 zugetragrn. Ein mit sechs P rsonen besetzter Kraftwagen der schlüpfrigen Slraße ins Schleudern, überschlug sichend M ,. den Slraßengcaben. Der Führer und der Besitzer des Wagens ff 7 mann Sorge aus Dresden, verunglückten tödlich. Em weitern-7 fasse wurde in schwerverletztem Zustande nach der DiakonissrnMM davmi^' ^ üb'igen Insassen kamen mit leichteren Verleg
Berlin. 27. August. In der heutigen VormittagsMunn d,r Preußtsch-Suddeulschen Klassenlotterie ist das große Los (Mggg M auf die Nummer 198796 gezogen worden. Die Nummer wird » der ersten Abteilung in Berlin und zwar in Achteln, in der »mit» Abteilung in München in Vierteln gespielt. ° "
Berlin. 27. August. Heute erkrankten bei der Polizeiinspkkttm Schön.berg etwa 30 Beamte an schweren Darmstörungen doch tick man, daß alle Erkrankten in kürzester Frist wieder hergeslelit Ick werden. Die Krankheitserscheinungen werden aus den Genuß ch,i in der Kantine ausgegebenen kalten Suppe zmückgeführt. Eine llntn. suchung, ob das Puddingpulver, aus dem die Suppe kergeitelli m», einwandfrei war, ist im Gange. '
Berlin. 27. August. Wie der amtliche preußische Pressedienst mitteilt, hat der Minister des Innern mit Zustimmung der Reichsregierung die Ortsgruppe Hindenburg des Roten FronlkSnipserbund« auf Grund des Gesetzes zur Durchführung der Artikel 177/78 dg Friedensvertrages ausgelöst. Die von der Ortsgruppe und ihren M gliedern benutzten militärischen Geräte und Ausbildungsvorschchei sowie Sprengstoffe werden zugunsten des Reiches eingezogen M beschlagnahmt.
Berlin, 27. Aug. Bel der Steuerkasse des Berliner Bezirksamts Kreuzberg sind Unterschlagungen in Höhe von 20000 Mark ochedeÄ warben. Zwei Beamte, ein Bollfireckungssekrelär und ein BuchhM, haben es verstanden, sich durch Fälschungen in der Buchsiihruog Beiträge für Krankenkaffe, Angestelltenversicherung usw anzueiznen. Während der Pollstrrckungssekretäc verhaftet werden konnte, ist der Buchhalter flüchtig geworden.
Berlin, 27. Aug. Seit Anfang des Jahres ist die Kommilstm Walch's infolge Auflösung der Distriktkommissionen in der Provinz um 17 Offiziere vermindert worden und zwar um sieben Französin, fünf Engländer, zwei Italiener und drei Belgier.
Hannover, 27. August. Bei den Fahndungen nach dem Urheber des Eisenbahnunglücks von Leiferde wurde von der Kriminalpolizei eine offenbar wichtige Spur verfolgt, die nach Braunschweig führte. Bisher haben die Ermittelungen jedoch noch zu keinem Erfolg gesicht Bremen, 28 Aug. Der deutsche Turntag wurde gestern eröffnet. Dabei wurde der Vorstand ermächtigt, in Verhandlungen über eine Arbeitsgemeinschaft mit dem deutschen Ausschuß sür Leibesübungen einzutreten.
Gleiwitz, 27. Aug. Die Schlichtungsverhandlungen über die Löhne im Erzjgorgbau endeten mit dem Ergebnis, daß ab IS. August 1926 die blshRAgen Löhne eine 5°/<>ige Erhöhung erfahren.
Paris, 27. August. Nach einem in Vorbereitung befindlichen französischen Gesetz über die militärische Jugenderziehung soll bereib in der Schule die militärische Erziehung als Unterrichtsfach eingesuhn werden.
Paris. 27. Aug. Die Abreise Abd el Krtms aus Fez voll« sich heute dhne Zwischenfall. Um zehn Uhr vormittags waren m Straßen, die von Abd el Krlms Wohnug zum Bahnhos sichren, ck gesperrt, und es war unmöglich, sich ihm zu nähern. Um 2 Uh'v verließen zwei Diener Abd el Krtms das Haus. Dann folgte eil Zug von Frauen und Sklaven, von welchen alle Kinder in den Ar« trugen. Ihm folgten Onkel und Verwandte. Die Frauen w»m tief verschleiert und weinten sehr. Bei der Abfahrt Abd el Krtms weint!» die Kinder laut. . ,
Paris, 27. Aug. Zum Nachfolger de Iouvenels als fianzostW Oberkommissar in Syrien wurde der Direktor der Abt. Afrika m»
Was mmv eirrK warf
Roman von Fr. L e h n e.
§ iTIachdruck verboten^
Nach kurzem Besinnen faßte Dangelmann mit kräftigem Druck des Fremden Hand.
„Dann wollen wir es miteinander versucheil, Herr! Wie heißen Sie?"
Ein ganz kleines Zögern des Angeredeten, dann kam die Antwort — „ich heiße Karl Günther."
„Wann können Sie kommen?"
„Sofort — sagen wir: übermorgen! Ich mutz mir verschiedenes besorgen-dann aber bin ich frei —"
„Und kann ich mich wirklich darauf verlassen, daß Sie kommen werden und ich mich nach keinem andern umzusehen brauche?" fragte Jakob Dangelmann, indem er die buschigen Brauen hochschob und ihn mißtrauisch ansah.
„Sie können sich auf mich verlassen! Oder denken Sie auch, daß das Wort eines Mannes im neuen Deutschland keinen Wert mehr hat, wie leider so vieles andere?"
Dieses Verhandeln zwischen Jakob Dangelmann und dem Fremden war den anderen sehr interessant — schlug der Mann ein, war der Bauer wirklich zu beneiden, wenn cs auch für ihn ein gewisses Wagnis war, einen Wildfremden so mir nichts dir nichts auf- zunehmcn. Auf jeden Fall gab es nun für eine Zeitlang einen ergiebigen und interessanten Gesprächsstoff im Dorfe.
Ganz eifrig war fetzt Jakob Dangelmann; er wollte dem neuen Hausgenossen gleich sein Anwesen zeigen, und Karl Günther war damit einverstanden, seinen zukünftigen Wirkungskreis zu sehen, wohin ihn eine Laune des Schicksals verschlagen.
Oder war cs eine freundliche Fügung gewesen?
t Das kleine Anwesen Jakob Dangelmanns lag dicht ' an der Chaussee am äußeren Ende des hübschen Dörfchens, in dem die Häuser sehr weitläufig und versteckt gebaut waren — kaum, daß ein Nachbar dem andern in den Hof blicken konnte.
Boil Bcsitzerstolz führte der Bauer Karl Günther nach dem blendendweiß vervntzten Hause, hinter dem sich auf sanft ansteigender Höhe ein großer Obstgarten hinzog. Ein glänzendschwarzcr Seidenspitz lief auf Jakob Dangelmann zu, sprang freudebellend an ibm empor nnd biß scherzend nach seiner Hand, bis der ihm befahl — „leg' dich schön, Putzi" —
In einem großen Birnbaum, der das Haus beschattete. flötete eine Amsel ihr sehnsuchtsvolles Lied in den klaren Borfrühlingstag hinein.
Jakob Dangelmann blieb stehen, um Karl Günther die Gegend zu erklären. Ein hübsches Bild bot sich den Augen dar — weit ging der Blick über die hügelige und waldreiche Gegend bis hin zu der blauen Bergkette am Horizont. Wie ein zarter, grüner, samtener Teppich lägen die Felder mit der Wintersaat, unterbrochen von großen schwarzen Flächen, die noch darauf warteten, daß ihrem Schoße neuer Segen anvertraut wurde.
Ruhe und Frieden atmete die Landschaft. Karl Günther fühlte, daß er mit seinem raschen Entschluß recht getan hatte — — hier hatte er Arbeit, wie er sie brauchte, um über das Schwere hinwegzukommen, das in sein Leben getreten. Die Weltabgeschicdenheit in dem kleinen Dörfchen war vorläufig das einzig Richtige für ihn, bis er sich mit den neuen Verhältnissen abgefnnden, die schwer, beinahe lähmend auf seiner Seele lasteten.
„Die Scheune ist gerade vor dem Kriege fertig geworden —"
Jakob Dangelmann deutete auf das ziemlich große Gebäude mit der breiten Toreinfahrt dicht am Hause; ein großer Düngerhaufen befand sich davor, auf dem sich ein lustiges buntes Hühnervolk tummelte; träge
blinzelnd schaute eine schöne weiß und grau gestreifte
Katze zu, die es sich in dem warmen SonnenMin wohl sein ließ. ^ ,
Der Bauer öffnete eine Tür dicht neben der Scheune, eine warme dunstige Luft schlug den CM' tretenden entgegen — drei Kühe lagen belMuN wiederkäncnd im Stroh, wandten die Köpfe und bm- ten sie aus großen dunklen dummen Augen an. 4> einer Ecke des Stalles, in einem besonderen-'^ schlage, befanden sich zwei dickwollige weiße saM - zwei Ziegen und ein Kalb.
Der Viehbestand Jakob Dangelmanns ^war ..»r klein; aber es waren alles schöne gepflegte 2 -lere, a denen beinahe liebkosend die Augen ihres -beim, ruhten. Und dann zeigte Jakob Dangelmann >eu ^ größten Stolz, einen schweren, schönen Braunen „wenn mein Franz das noch erlebt hätte — .
Rotz! Das wäre seine ganze Freude gewesen hatten wir darauf gespart — vorig' Jahr Hab laden Gaul angeschafft-" ,
Karl Günther ging an das Pferd heran, ev sachkundigem Auge betrachtend und sem uue gebend, aus dem Jakob Dangelmann zu friedigung ersah, daß der Neue etwas von ps verstand! . .
Eine andere Tür des Stalles führte in ^en ei -
mit roten Backsteinen gepflasterten HaUiM> g, von da kam man gleich in die Küche, einen 6 .
Hellen Raum mit vier Fenstern, von denen rft Osten und zwei nach Süden gingen und oi Blumenstöcke standen. ^ vor
Holzbänke zogen sich an zwei Wänden em an»^„st denen der große weißgefcheuerte Eßtrsch stan grüßte der Gekreuzigte aus der Ecke herunte. ^
Um den Herd hing allerlei Küchengeschirr a m. Nn einem aroßen Glasschrank prangten
men. In einem großen Glasschrank Teller, Tassen, Kannen und Gläser.
(Fortsetzung
folgt.)