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markt auf dem Charlottenplatz. Zufuhr 1000 Stück. Preis 16—20 ^ für 100 Stück. — Most- obstmarkt auf dem Wilhelmsplatz. Zufuhr 600 Ztc. Preis 7,80—8 per Ztr.
Stuttgart, 19. Okt. Die Ledermesse in der Gewerbeholle wies eine mittelstarke Zufuhr auf. Zugeführt waren etwa 800 Ztr. Wildleder kostete 1.45—1,90 ^>, Sohlleder 1,20—1,40 Kalbleder 2,50—3 per Pfd. Echafleder 12 bis 24 ^ für 12 Stück. Verkauf gut.
Rottenburg, 18. Okt. Das Hopfenge s ch ä f t geht lebhaft, die Preise find aber noch immer schlecht. Bis jetzt wurden auf der städtischen Wage etwa 3000 Zentner abgewogen. Auf Privatwagen dürften etwa 500 Bollen abgewogen worden sein. Die Preise betragen 40—62 pro Zentner und Trinkgeld. In Horb wurden 65 pr. Zir. bezahlt.
Reutlingen, 18. Okt. Bei Grabarbeijcn zwischen hier und Betzingen stieß man auf öie Ueberreste einer römischen Villa. Das ganze Anwesen war von einer etwa 4 Fuß breiten Umfassungsmauer umgeben. Am besten erhalten zeigt sich das Kellergeschoß, das noch stellenweise einen bemalten Bewurf vufweist. Im Keller fanden sich zwei Säulen vor, die offenbar von einem oberen Stcckwerk herabgebrochen waren. Außerdem find noch deutlich erkennbar zwei Nischen und drei Luftschächte. An Gefäßen und Geräten wurde nichts nennenswertes aufgefunden. Aus dem Töpferstempel Cillus, den eine Scherbe trug, will man schließen, daß die Villa im 2. Jahrhundert nach Christi gebaut wurde. Der Besitzer des Grundstücks, Frabrikant Emil Gminder, überwies die ausge- grabenen Ueberreste der hiesigen Altertumssammlnng.
WeikerSheim, 19. Okt. Bei der heute stattgefundenen Wahl eines Stadtvorstandes erhielten Schultheiß Kraut in Ohmenhausen 89 St., Verwaltungsoktuar Beck in Honau 55 St., Stadt- schultheißenamtSverweser Striffler 41 St., Hilfsbeamter Friedlein in Stuttgart 27 St., Verwalter Fröhlich in Crailsheim 25 St., Schultheiß Schäfer in Mettenzimmern 11 St. Die übrigen Stimmen zersplitterten sich. Kraut, ein geborener Wetkers- heimer, ist somit gewählt.
Jagstfeld, 19. Okt. Ein schweres Unglück ereignete sich gestern abend lt. „Neckar- zeitg." am hiesigen Eisenbahnübergang. Der Heuhändler Mack aus Neuenstodt fuhr mit seinem Einspänner im selben Augenblick über das Geleise, als der um 6 Uhr 30 Min. in Heilbronn abgehende Zug heranbrauste. Die Lckomotive erfaßte das Gefährt und schnitt cs förmlich entzwei. Das Pferd blieb unverletzt und rannte mit der Deichsel davon, der Hintere Teil des Wagens aber wurde vollständig zertrümmert und Mack auf der Stelle getötet. Untersuchung ist eingeleitet.
Lorch, 18. Okt. Einem Metzger wurden neulich abends die Würste aus dem Laden gestohlen. Vorgestern abend wurde nun ein 17jähriger Schmiedlehrling in einem anderen Metzgerladen in dem Augenblick erwischt, als er sich an den Waren vergreifen wollte. Als er sich entdeckt sah, ergriff er die Flucht und sprang in die gegenwärtig ziemlich hochgehende Rems. Er wurde aber herausgeholt und nach einer ordentlichen Tracht Prügel der Polizei übergeben, welche ihn in Gewahrsam verbrachte und in das Amtsgericht Welzheim einlieferte.
Ulm, 18. Okt. Beim Neubau des Schul- hauseS im Westen stürzten gestern 2 Maurer aus einer Höhe von 10 Metern ab. Sie waren mit dem Aufbringen eines 15 Ztr. schweren Verschlußsteines beschäftigt, der ihnen entglitt und das Gerüst durchschlug; dabei stürzten beide ab, einer wurde schwer verletzt. Am gleichen Tage fiel an demselben Bau ein Maurer ca. 1 Stock hoch herunter, kam aber mit dem Schrecken davon.
U l m, 19. Okt. Die vor 8 Tagen beschlossene Aufbesserung der Lehr er geh älter hat nicht den Beifall der Lehrer gefunden. In einer Eingabe an die städtischen Kollegien haben sie darauf hingewiesen, daß bei den Mittelstufen des neuen GehaltSregulativS die hiesigen Lehrer gegenüber denen in kleineren Städten 6 Jahre lang um je 50 zülückstehen. Oberbürgermeister Wagner wies nach, daß die letzte Aufbesserung bet den unteren Stufen 275 bei den mittleren 300 und bei
den höheren 500 ausmacht. Die Kollegien hielten diese Besserstellung für genügend und wiesen das Gesuch der Lehrer um eine weitere Erhöhung einstimmig ab.
Pforzheim, 19. Okt. Im Bierlokal zum „Römischen Kaiser" in der Blumenstraße gab eS gestern abend lt. „Pforzh. Anzeiger" zu vorgerückter Stunde rohe Ausschreitungen. Ein Eiseudreher hatte sich an dem erst kurze Zeit auf der Wirtschaft befindlichen Wirt vergriffen und ihm mit einem BierglaS einen Schlag auf den Kopf versetzt. In Erwiderung dessen prügelte der Wirt gemeinsam mit seinem Aurhilfrkellner den Eisendreher derart mit Gummischläuchen, bis dieser bewußtlos zu Boden sank, so daß er nachher mit dem Santiäls- wagen ins Krankenhaus verbracht werden mußte. In der Gesellschaft des Eisendrehers befanden sich zwei Frauenzimmer. Auch sie mischten sich offenbar in die Händel und trugen infolgedessen blutende Wunden und blutunterlaufene Stellen davon.
Karlsruhe, 19. Okt. Ein 6jährigeS Kind fiel durch den Schacht eines wendelförmigen Treppenhauses vom 4 Stock herunter, erlitt einen Schädelbruch und starb alsbald.
Mannheim, 18 Okt. Mit einer unglaublich rohen Tot hatte sich gestern die hiesige Strafkammer zu beschäftigen. Am 16. Mai ds. Js. ging der Toglöhner Franz Fernes von Ludwigshafen mit einem Kameraden am Neckarvorland entlang, um sich in einem Heu- oder Strohhaufen ein Nachtlager zu suchen. In einem solchen Haufen lag bereits ein Schlafgänger von Mutter Grün. „Paß mal auf", sagte Fernes zu seinem Begleiter, „wie der läuft!" Mit diesen Worten warf er ein brennendes Streichhölzchen in den Strohhaufen und ging davon. Als sie eine Strecke vom Tatort weg waren, hörten sie einen Schrei und sahen, wie der Mann, der in dem Haufen genächtigt hatte, mit brennenden Kleidern dem Neckar zulief um in dessen Fluten sich zu retten. Dann begab sich der Mann, ein Ta;löhner aus Mörlenbach, der schreckliche Brandwunden davongetragen hatte, zur nächsten Polizeiwache, von wo er in da» allgemeine Krankenhaus gebracht wurde. Dort starb er nach einigen Tagen. Der Täter, den man erst nach Monaten erwischen konnte, wurde zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt.
Koburg, 19. Okt. Großfürst Kyrill von Rußland hat am Festungsgraben für eine halbe Million Mark ein größeres Grundstück erworben. Ferner kaufte der Großfürst in der Nähe von Tölz in Oberbvyern ein Schloß.
Braun schweig, 18. Okt. Der 18jährige Bankierlehrling Br unke und zwei Töchter eines Kaufmanns verabredeten, gemeinsam in den Tod zu gehen. Der Lehrling erschoß beide Mädchen verlor dann ober den Mut, sich selbst zu töten, und stellte sich der Polizei. Die beiden Töchter des Kaufmanns Haars, Alma und Martha, hübsche, stattliche Mädchen, hatten vor einem halben Jahr einen Klavierlehrer gesucht. Der Banklehrling Brunke bewarb sich um die Stunden und wurde von den Eltern als Lehrer angenommen. Zwischen ihm und der jüngeren Tochter Martha entwickelte sich bald ein Liebesverhältnis. Der Klavierunterricht wurde in Brunkes Wohnung erteilt. Der junge Mann hatte mehrere Theaterstücke geschrieben, deren Aufnahme aber von zahlreichen Theatern abgelehnt worden war. Darüber niedergeschlagen, teilte er seinen Kummer seiner Geliebten mit; beide beschlossen, gemeinsam in den Tod zu gehen. Inzwischen hatte die ältere Tochter, Alma HaarS, von ihrem Verlobten in Rußland die Nachricht bekommen, daß er sie nicht heiraten könne. Acht Tage darauf erklärte auch sie, mit der Schwester und deren Geliebten gemeinsam sterben zu wollen. Am vergangenen Sonntag sollte die Tat ausgesührt werden, Brunke sollte zuerst die beiden Mädchen und dann sich selbst erschießen. Am Nachmittage speisten alle drei in einem Restaurant Md besuchten bann eine Variötö-Vorstelluug. Die beiden Mädchen bezahlten die Zeche. Durch den reichlich genossenen Wein waren die drei Selbstmordkandidaten in freudige Stimmung gekommen, und so gaben sie den Entschluß vorläufig auf. Beim Abschiednehmen aber gaben sie sich alle drei das Ehrenwort, den Plan am Dienstag abend zur Ausführung zu bringen. Brvuke erhielt von den Schwestern 40 ^ und
kaufte dafür einen amerikanischen Revolver. Gestern abend 8 Uhr kamen Alma rmd Martha Haars in BrunkeS Wohnung. Der junge Mann hatte seine alte Mutter ins Theater geschickt und einen Mitbewohner ebenfalls zu entfernen verstanden. Er ging mit den Schwestern nach dem Hauptbahnhof. Dort nahmen alle drei eine Droschke und fuhren in die Wohnung des Kaufmann Haars. Hier zogen sich die beiden Mädchen um, legten weißseidene Blusen und schwarze Röcke an. Dann wurden Abschiedsbriefe an die Eltern geschrieben, worauf olle in die Bruuke'sche Wohnung zurück- kehrten. Dort angekommen tranken die jungen Leute zwei Flaschen Champagner, worauf Brunke mit dem Revolver mehrere Probeschüffe abgeben mußte, bis Alma Haars mit dem Resultat der Schießübung zufrieden war. Darauf legten sich die beiden Schwestern auf zwei nebeneinanderstehende Sessel. 'Brunke feuerte zunächst auf seine Geliebte zwei Schüsse ab, die ins Herz trafen. Alma Haars erhob sich und wartete, bis die jüngere Schwester tot war. In wenigen Minuten war dies der Fall, d ann setzte sie sich, zum Tode bereit, in ihren Sessel zurück, und nun feuerte Brunke auch auf sie zwei Schüsse ab, die sofort töilich trafen. Angesichts der beiden Leichen verging dem jungen Menschen jetzt der Mut, Hand an sich zu legen, Er verließ das Haus und irrte bis in der Frühe in den Straßen Braunschweigs umher, bis er sich morgens der Polizeibehörde stellte. Die von der Staatsanwaltschaft cingeleitrtcn Ermittlungen ergaben, daß Brunke seinem Chef etwa 1000 Mark unterschlagen hat.
Berlin, 19. Okt. Die Vermählung des Prinzen Eitel Friedrich mit der Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg wird dem Vernehmen nach im Februar nächsten Jahres statifinde«.
Berlin, 19. Okt. Der erste Führer der deutschen Trvppen, die den Aufstand in Südwestafrika bekämpften, Oberst Deimling, hielt gestern in der Kolonialgesellschaft im Saale der Kriegsakademie einen Vortag über den Aufstand der Herero und Hottentotten. Er versicherte, daß der Hanptwiderstavd der Herero und Hottentotten gebrochen sei.
Hamburg, 19. Okt. Mit dem Dampfer „Hans Wörmann" trafen gestern abend von Swakop- wund 13 Offiziere und Milttärbeamte, sowie ein aus 95 Mann bestehender Transport verwundeter und kranker Krieger hier ein. Die Heimkehrendeu wurden in der üblichen Weise empfangen und traten einen längeren Urlaub zur Erholung an.
Cuxhaven, 19. Okt. Die Opfer deS Sturmes in der Nordsee, der 14 Tage gedauert hat, sind außerordentlich groß. Hier wurden 14 größere Schiffe mit schwerer Havarie eingeschlippt. Gesunken find im diesseitigen Nordseebezirk 5 Schiffs mit rund 40 Mann Besatzung.
Paris, 19. Okt. Der Malin meldet aus Tanger: Der marokkanische Minister des Aeußern hat sich bereit erklärt, die Bedingungen der Andheras für die Freilassung der beiden englischen Offiziere anzunehmen. — Die beiden englischen Offiziere befinden sich in der Nähe von Gibelmusa. Der englische Gesandte macht die größten Anstrengungen, um ihre Freilassung zu erwirken.
-> P-nr 1s, 19. Okt. In der Umgebung von Aix wüt^oine große Feuersbrunst in de« Wäldern. Angesichts der Ausdehnung derselben find 1500 Mann Soldaten sowie Gendarmerie und Feuerwehrleute zur Hilfeleistung bei den Löscharbeiten abgegangen.
Aus der Schweiz, 18. Okt. Als eine ganz neue Erscheinung darf es bezeichnet werden, daß die Schwalben ihren Zug nach wärmeren Ländern mit dem Gotthard-Expreßzug vornehmen. Bei der anhaltend naßkalten Witterung sind die Schwalben in der ganzen Gegend nördlich der Alpen zu Tausenden dem Erfrierungs- und Hungertod anheimgefallen; ei« Rückzug nach wärmeren Länder« strichen war ihnen unmöglich, da in den Alpen, die sie zu traverfiereu gehabt hätten, frühzeitig Schneestürme eintraten, die ihnen die Reise verunmöglichten. Der Luzerner ornithologische Verein hat sich nun auf folgende originelle Art uud Weise zu helfen gesucht: in den Hauptquartieren der Schwalben, den alten Schuppen, Werften rc. a«