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versenkt war und infolge des nassen Untergrundes keinen festen Halt besaß, der Mast fiel um und Schopf erlitt so schwere Verletzungen, daß er diesen am Sonntag erlag.

Heilbronn, 17. Okt. Nach einer amt­lichen Bekanntmachung ist lt.Ncckarzeitg." in Gült- stein die Schweineseuche und Schweine- p e st ausgebrochen. Auch aus Magstadt, Maichingen und Sindelfingen wird Schweinepest gemeldet.

Ehingen, 16. Okt. Der heutige Schaf­markt war mit 7700 Stück befahren. Die Zufuhr bestand namentlich aus Lämmern. Durch An­wesenheit vieler auswärtiger Händler herrschte auf dem Platz ein reger Verkehr; besonders der Handel mit Hammelslämmern ging flott von statten; ebenso fanden Mutterschafe reißenden Absatz, ein Zeichen, daß die Schafzüchterei wieder im Aufblühen begriffen ist. Die Preise bewegten sich in den Rahmen für Hämulkl von 6072 für Mutterschafe von 5262 für Brackware von 4558 für Hammellämmer von 4854

Ulm, 17. Okt. Zur Einweihung des hiesigen Rathauses haben außer dem Königs­paar auch Herzog Albrecht, dann die Minister v. Soden und v. Zeyer ihr Erscheinen zugesagt.

Aulendorf, 17. Okt. Der von der Staatsanwaltschaft Ravensburg zum Zwecke der Strafvollstreckung steckbrieflich verfolgte frühere Bankier Rudolf Schätzte von hier ist dem Ver- nehmenuachinNeu-UIm festgenommen worden.

Pforzheim, 15. Okt. Die letzte Bürger- ouSschußfltzung befaßte sich eingehend mit der Fleischteuerung, deren Ursachen und die Mittel der Bekämpfung ausführlich erörtert wurden. Es wurde eine Resolution angenommen, welche sich an die Kreisregicrung, sowie an den BundeSrat be­hufs rascher Oeffnung der Grenzen für den Vieh- Handel wendet.

Pforzheim, 17. Okt. Gestern trank der 9 Jahre alte Sohn eines Handwerkers in der Rudolfstroße in der elterlichen Wohnung eines Knaben soviel Branntwein, daß er bald darauf be­wußtlos wurde und gestern abend in das Kinder­hospital verbracht werden mußte.

Aus dem Allgäu, 15. Okt. Schnee im Anfang Oktober ist bei uns im Allgäu nicht selteu; wenn man aber die Schneemeuge in Betracht zieht, dann bildet daS heurige Jahr doch eine Aus­nahme von der Regel. Die älteste» Leute erklären, daß sie sich derart abnormer Witterungsverhältnisse in der ersten Hälfte des Oktober nicht entsinnen können. In den höher gelegenen GebirgSorten schneit es schon seit Ende September und stellen­weise liegt der Schnee schon 1 bis 2 Meter hoch. Die Streße Hindelaug-Schattwald ist völlig eingeschneit. Der Wager-verkehr ins Tannhetmertal war mehrere Tage unterbrochen. Dabei find die Bäume noch belaubt, ein seltsamer Gegensatz zum

Ski- und Rodelsport, der schon an verschiedenen Plätzen seinen Anfang genommen hat. Am Rappen- schrofen im Tannheimertal gingen schon mehrere Lawinen nieder. Ein mit Heu gefüllter Stadel wurde ungefähr 100 Meter weit fortgerissen. Man kann sich nicht erinnern, daß in früheren Jahren schon einmal der Oktober Lawinenstürze gebracht hätte. Der starke Schneefall am 13. d. M. hat an den Obstbäumen und überhaupt an Laub­bäumen großen Schaden angerichtet. Neste, Kronen und ganze Bäume liegen abgebrochen am Boden. Viel Grummet steht noch auf den schnee- bedachten Wiesen. Auf den schönen Weideplätzen geht das Gras in Fäulnis über. Viele F-ldfrüchte find noch nicht geerntet, sie liegen unterm Schnee und fangen an zu faulen. Alles recht unerfreuliche Tatsachen für den Landwirt.

Aachen, 17. Okt. Ein hiesiger kaufmännischer Angestellter geriet mit seinem Prinzipal wegen einer geschäftlichen Angelegenheit in Streit und verließ erregt das GeschäftSlokal. Unterwegs kaufte er sich 100 Gramm Lysol, das er zu Hause auStrank. Ein sofort hinzugerufener Arzt pumpte ihm den Magen aus, so daß er am Leben bleiben dürfte.

Breslau, 17. Okt. Der hier tagende schlesische Städtetag beschloß debattclos mit ollen gegen zwei Stimmen, an den Landwtrtschaftsminister und an daS Staatsministerium die Bitte zu richten, die Einfuhr gesunden Schlachtviehs und Fleisches über die Landesgrevze unter den nötigen veterinären Vorsichtsmaßregeln baldmöglichst frei zu geben. Der Städtetag bedauert es zugleich, daß diesem vielfach bereits von schlesischen Städten geltend gemachten, durch die Verhältnisse des Fleischmarktes und der VolkSerrährung begründeten Wunsche bisher noch nicht Folge gegeben wurde.

Berlin. Die Wiederaufnahme der Arbeit bei den Elektrizitätsbetrieben hat sich am Montag, wie derFranks. Ztg." mitgeteilt wird, im allgemeinen glatt vollzogen. Bis jetzt ist etwa die Hälfte der an der Aussperrung beteiligten 40000 Mann bereits wieder untergebracht, 1450 Schraubeu- dreher und Lagerarbeiter haben ihre Plätze, geringe Ausnahmen abgerechnet, wieder eingenommen. Ar­beiter, die nicht sofort wieder eingestellt werde», erhalten von der Zentralstreikkommisfion, die vor­läufig in Permanenz tagt, nähere Mitteilung, wanu sie sich in den Fabriken einstellen sollen. Es werden sicherlich noch Wochen vergehen, ehe die letzten wieder Beschäftigung erlangen. Ein kleiner Teil muß überhaupt darauf verzichten, wieder in den Elektrizitätswerken Arbeit zu bekommen, da einige Stellen von Arbeitswilligen dauernd besetzt find. Die Apparatefabrik in der Ackerstraße stellte nur ganz wenige ihrer früheren Arbeiter wieder ein. Tie Arbeit, so hieß eS, sei anderweitig vergeben worden. Die Werkzeugmacher der Maschinenfabrik, Abteilung Voltostraße, nahmen die Arbeit gar nicht auf, da der Meister aus den Rethen der 150 Ar­beiter 75 austvähleu wollte, statt sie ohne weiteres

§ Deckenpfronn, 17. Okt. Die Notiz in Nr. 164 ds. Bl., betreffend die Verhaftung zweier Handwerksburschen in Deckenpfronn, bedarf insofern einer Berichtigung, als von einemheißen Kampfe" zwischen den beiden Bettlern und dem Poltzeidiener keine Rede sein kann. Aller­dings suchte sich der Pseudorusse seiner Festnahme zuerst zu widersetzen, sah sich aber durch das ener­gische Zwischentreten des den ganzen Verlauf, der (übrigens im ganzen harmlosen) Affäre betrachtenden Landjägers Schilling aus Gärtringen sofort genötigt seinen Widerstand aufzugeben und auf's Rathaus zu folgen, wo sich allmählich seine Aufregung, wohl eine Folge übermäßigen Genusses neuen Weines, legte.

86L. Weilderstadt, 18. Okt. Hier entgleiste heute früh angeblich infolge falscher Weichenstellung der Frühzug Calw Stuttgart. Sämtliche Personenwagen mußten in Weilderstadt gelassen werden. Die Lokomotive mit dem Packwagen fuhr nach Ren­ningen, woselbst der Zug StuttgartCalw seine Personenwagen obgeben mußte, der dann nur mit den Wogen I. Kl. nach Calw weiterfuhr. In dem verun­glückten Zuge befand sich der Betriebstuspektor von Calw. Der Materialschaden soll nicht bedeutend sein.

Stuttgart, 17. Okt. In der Rotebühl- straße fiel gestern ein 49 Jahre alter Fuhrmann vom Schlage getroffen von seinem Weinfuhrweik und war sofort tot.

Stutt gart, 17. Okt. Ausgewandert find im Mouat September d. I. 2882 deutsche Reichsangehörige gegen 2959 im Parallemonat des Vorjahrs. Aus deutschen Häfen wurden außerdem im Monat September 13543 Angehörige fremder Staaten befördert.

Stuttgart, 17. Okt. Kartoffelgroß­markt auf dem Leonhardsplatz. Zufuhr 1800 Ztr., Preis 1.803 per ZK. Kr aut markt auf dem Charlottenplatz. Zufuhr 1200 Stück, Preis 1619 für 100 St. Mo stob st markt auf dem Wilhelmsplatz. Zufuhr 800 Ztr., Preis 7.508 per Ztr.

Reutlingen, 17. Okt. Bet dem Bahn­hofumbau ist in das Baubureau und in eine Kan­tine über Nacht eingebrochen worden. Aus dem ersteren find eine eiserne Geldkassette mit Inhalt und aus der letzteren Nahrungsmittel und Zigarren gestohlen worden.

Ludwigsburg, 17. Okt. (Schweine­markt.) Zufuhr Milchschweine 248 Stück. Preis für 1 Paar Mtlchschweiue 3040 für eiu Läuferschwein 2550 Die Zufuhr von Milch- und Läuferschweinen war heute eine starke. Der Verkauf ging mittelmäßig und Milchschweine wur­den zu zwei Drittel, Läufer zu ein Drittel verkauft.

Markgröningen, 17. Okt. Am Sams­tag verunglückte der 19jährige Gottfried Schopf von Ditzingen beim Elektrizitätswerk Glemsmühle dadurch, daß er einen Mast bestieg, der Uicht genug

körpert sah, wa« sein Künstler damals erhofft hatte.Seit Sie uns in so rätselhafter Weise entschwanden, habe ich nach Ihnen gesucht und dieser, mein Freund, Herr Blenke, hat mir wacker zur Seit« gestanden. Seit wenigrn Tage» erst find wir auch zurück von unserer Irrfahrt . . ."

Sie suchten mich, Herr Dagobert?" fragt« sie, ihre Auge» überrascht und so dankbar zu ihm aufschlagend.

Graf Sesto hatte keine Ruhe, mein Fräulein!" fiel Blenke lachend ein. Er wa, auf da» Schlimmste gefaßt und machte sich die bittersten Vorwürfe, ahnungslos einen Teil der Schuld an ihrem Schicksal« zu tragen. Gott sei ge­priesen, daß unsere Furcht eine grundlose gewesen ist."

Mit Erstaunen und Fragen ruhten Zia'« Augen wieder auf Dagobert; ihr Gedächtnis mochte ihr sagen, als st« ihn bei diesem Namen nennen hörte, sie habe dennoch recht gehabt, als sie der ihr so sonderbaren Existenz de» jungen Maler» mißtraut hatte.

Sie sind uni Mitteilung schuldig, Fräulein Zia," bat Dagobert. Sind Sie nicht zu ermüdet . . .?"

Der Baron war vorhin schon im Begriff, mir zu erzählen, auch ich ver­eine meine Bitte mit der meine» Freundes," sagte Blenke.Eie sehen nämlich m mir erschrecken Sie nicht «inen Kriminalbeamten, der sich auf Wunsch de» Grafen Sesto drei Jahre hindurch ausschließlich nur mit der Ergründung de« Geheimnisse« beschäftigt hat, da» über Ihrem rätselhaften Verschwinden lag."

Drei Jahre! So hat man an mich Aermste doch gedacht!" rief Zia, Dagobert wieder die Hand reichend.

Ich danke Ihnen Herr . . ."

Dagobert, wenn ich bitten darf!"

Herr Dagobert! Aber eh« ich erzähle. Sagen Sir mir ein«: Wa» ist

au» meinem arme» Popa Lübke geworden? Ich ließ durch ein deutsche» Kauf- mannrhau« nach ihm fragen, aber er sollte plötzlich verschwunden sein, bald nach mir . . . Auch über Frau Wallenthin war nicht» zu erfahren."

Kann iS Ei« beruhigen, mein Fräulein, so darf ich Ihnen sagen, daß er hier ist, daß ich selbst ihn in Wien fand und ihn mit hierher führte, und zwar zugleich mit einer vornehmen Dame, um deretwillen ich Ihrer Mitteilung bedarf, denn gerade sie halte ich für die Urheberin Ihre» Verschwindens und in meiner Eigenschaft als Kriminalbeamter . . ."

Die Urheberin . . . eine vornehme Dame! ... Zia ward plötzlich bleich und erregt. Blenke'S Bedeutung wuchs in ihren Augen.Sie ist groß... ich glaube schön . . . nicht wahr? ... Ich sah sie freilich nur . . . ich vermute nur, daß sie dieselbe sein muß . . ."

Sie ist beide», sogar eine wirkliche Schönheit!"

Blenke tat einen triumphierenden Seitenblick auf Dagobert. Ei» leichte» Beben überfiel Zia; ihr Antlitz verlor wiederum seine Farbe.

So will ich den» erzählen", sagte sie nach kurzem Ueberlegen zum Sopha tretend und sich in die Ecke deSs-lbe» »iederlassend.Vielleicht klärt sich durch Sie" sie wandte sich zu Blenkewas mir ja selbst noch unerklärlich geblieben ist."

Schweigend gruppierte» sich Blenke und Dagobert um sie. Zia suchte nach Worten.

Ich weiß ja bis heute noch nicht, wem daran liegen konnte, so gewaltsam in mein arme», bescheiden^ Leben einzugreifen, mich mit meiner Unerfahrenheit unter den täuschendste» Vorspiegelungen so weit in die Welt hinaus zu locke», um mich in einem fremden Erdteil« wie ein Blatt im Winde verwehen zu lassen."

(Fortsetzung folgt.)