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Amt»- und Anzeigeölatt für dm Aezirk Galw.

80. Jahrgang.

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Donnerstag, den 19. Oktober 1905.

Abonn«m«nt»pr.ind. Stadt pr.vtertelj. Ml. I.IOincl.rrLgerl. BierteljLhrl. Postbrzuatprei» ohne Lestellg. f. d. Ort«, u. Nachbar- octSvertrhr 1 Ml. f. b. sonst. Verkehr Ml. 1.10, Bestellgeld 20 Pfg.

Zmtkiche Mr»sm»t««Hmrge«.

Die Ortspolizeibehörde«

werden unter Hinweis auf H 19 der Verf. des Min. des Innern betr. Sie H erstell«»«, Auf bewahr««« ««d Berwe»du»« vo« Azetylen sowie die Lager««« vo« Carbid vom 4. J««i 1905 Reg.-Bl. T. 94 veranlaßt, denjenigen, welche vor dem 1. Oktober d. I. A,etyl««- entwicklungsapparate bereits i« Betrieb genomme» habe«, die genannte Verfügung bekannt zu geben und ihnen zu eröffnen, daß zur Erfüllung der Vorschriften dieser Verfügung seitens des Oberamts Frist bis 1. Jali 1906 erteilt worden ist.

Der Vollzug dieses Auftrags ist binnen 5 Tagen hieher anzuzeigsn, ev. ist Fehlbericht zu er­statten.

Calw, 16. Oktober 1905.

K. Oberamt.

Amtm. Rtppmann.

Die Schultheißenämter

werden, soweit damit im Rückstand befindlich, an die sofortige Erledigung des oberamtlichen Er­lasses vom 1. August 1905 Wochenblatt Nco. 121

betr. die «ra«ke»verstcher««gspsticht der Ge meindeholzhauer erinnert

Calw, 16. Oktober 1905.

K. Oberamt.

I. V.: Amtmann Ripp mann.

»eka««tmachm»g der «. Zentralstelle für Gewerbe «nd Handel, betr. die Lammlnnge« im «. Landes-ewerbemnsenm.

Die gewerblichen und kunstgewerblichen Samm­lungen find geöffnet an den Wochentagen im Som­mer von 105 Uhr, im Winter von 104 Uhr, an den Sonntagen von 111 Uhr, außerdem

während der Wintermonate an den Dienstagen und Freitagen abends von 8-9'/- Uhr, die Bibliothek mit Lesesaal, Zeichensaal nud Zeitschriftenzimmer an den Wochentagen von 1012 und 26 Uhr, außerdem Freitags, im Winter auch Dienstags, von 810 Uhr abends, an den Sonntagen von 11 bis 1 Uhr, die Sammlung der Gipsabgüsse an den Wochentagen von 1012 Uhr, an den Sonntagen von 111 Uhr. An den höchsten Festtagen bleiben die Sammlungen geschlossen.

Der Eintritt in sämtliche Sammlungen ist Jedermann unentgeltlich gestattet.

Im Bureau der Museumsverwaltung find die Patentschriften, Adreßbücher und Modezettungen während der Kanzleistunden der Museums-Ver- waltung (an Wochentagen von 8 bis 12 und 2 bis 6 Uhr) zur Benützung aufgelegt.

Ausgeltehen werden innerhalb Württembergs Bücher und Vorbilder der Bibliothek sowie Patent­schriften und Modezeitungen, ferner auch Gegenstände aus den übrigen Sammlungen, soweit nicht bei einzelnen derselben wegen ihrer Beschaffenheit be­sondere Bestimmungen getroffen find.

Motoren und Maschinen werden auf Wunsch in Betrieb gesetzt.

Größere Gruppen von Besuchern können, so­fern ein Beamter frei ist, auf dem Bureau des Museums einen Führer erhalten.

Stuttgart, den 6. Oktober 1905.

K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel.

Mosthaf.

Uagerrrestigkeite».

Calw, 17. Okt. Heute früh 4 Uhr brach in dem vor wenigen Jahren erbauten Armenhaus Feuer aus. Von dem Gebäude, das unterhalb der Stadt am Wege nach Hirsau gelegen ist, war bereits der Dachstock herabgebrannt als die Feuer­wehr eintraf. Die Bewohner, 3 Familien (König,

Stickel, Hermann) hatten inzwischen das Notdürftigste gerettet. Schon einmal drohte in dem Hause ein Brand auszubrechen und wird daher auch das ge­strige Feuer auf Fahrlässigkeit der Bewohner zurück­geführt. Untersuchung ist eingeleitet.

* Calw, 18. Okt. Bierbrauer Hamm hat seine Wirtschaft zum Krappen an der Teinacher Straße um 38000 ^ an Bierbrauer Leicht in Vaihingen auf den Fildern verkauft. Gärtner Steck hat von Fuhrmann Kübler ein zwischen den beiden Eisenbahnlinien im Kapellenberg ober­halb des Friedhofs gelegenes 52 o, großes Grund­stück zur Anlage einer Gärtnerei gekauft.

* Calw, 18. Okt. Endlich nach langem Warten ist seit gestern besseres Wetter einge- treten. Schon gestern morgen lag Reif auf dem Boden, heute war die Erde stark gefroren und auf dem Wasser bildete sich eine leichte Eisdecke. Das Thermometer war unter Null gesunken. Die Luft ist klar, das Barometer im Steigen begriffen. Die Landleute können nun die nötigen Feldgeschäfte, namentlich die Kartoffelernte, besorgen. Die Kar­toffeln fangen an im Boden zu faulen und ist der Witterungswechsel noch zu rechter Zeit eingetreteu; auch die Wintersaat kann jetzt bestellt werden. Es ist dringend zu wünschen, daß das gute Wetter einige Zeit lang anhält.

Neubulach, 16. Okt. Der heutige Bieh- markt war mit 101 St. Kühen, 23 St. Ochsen und 49 Stück Jungvieh befahren; bei Anwesenheit einiger Handelsleute entwickelte sich der Handel lebhaft und wurden zahlreiche Käufe abgeschlossen. Auf dem Schweinemarkt waren 72 Stück Läufer- und 55 St. Milchschweine, Läufer fanden zu 50110 und Rilchschweine zu 2040 raschen Absatz.

Die schwarze Dame.

Roma« von Hans Wachenhusen.

(Fortsetzung.)

Am besten könnte Zia Ihnen das selbst erzählen!* sagte Zrrnik.

Ein Diener trat eben ein und überreichte Zrrnik rin« Karte.

Graf Dagobert Sesto!" laS er halblaut vor fich hin und schüttelte sinnend den Kopf.

Mein Freund, der um die Ehr« bittet I* fügte Blenke hinzu.Uu Ihnen Aufschluß über seine Person und Berechtigung zu diesem Brsuche zu geben, ge­statten Sie mir, Ihnen zu sagen, daß Graf Sesto und ich jahrelang durch die Welt gereist find, um eben dieser Fräulein zu suchen, das in so rätselhafter Weise vo» hier verschwand. Graf Sesto hat «in persönliches Jntereffr an ihrem Dasein ; es ist derselbe, den Sie am Bahnhof« sahen, und s-hnt sich, das ihm noch Un­erklärliche au» ihrem eigenen Munde zu hören."

Ist mir willkommen!" Zrrnik erhob fich schwerfällig, um Dagobert zu empfangen. Höflicher als den ersten Besuch empfing er diesen.

Herr Baron," begann Dagobert «ach einigen BegrüßungSfloSkeln,halten Sie e» nicht für eine Taktlosigkeit, wenn ich Ihnen nicht die Ruhe zur Erholung gönne, mein Freund, Herr Blenke, hat mich hoffentlich schon bei Ihnen angemeldet."

ES bedurfte dessen nicht!"

Zrrnik reicht« ihm seine breite Hand und schaute ihm forschend mit eigen­tümlicher Teilnahme in's Gesicht. Ihr Name weckt« in mir eine angenehme Er­innerung! ES find freilich viele Jahre schon her. seit ich einen Herrn ihres Namen» in Amerika kennen lernte; e» war «in G.af Sesto, ein Weltreisender. Er war sehr begütert am Fuße der BergamaSker Alpen zwischen den oberitalienischen

Seen. Freilich ein Sonderling war er, aber ein harter, ehrenfester Mensch! Ich war damals noch nicht von meiner Fettleibigkeit heimgesucht, wir machten zusammen Ausflüge in die Pampa», denn er war ein leidenschaftlicher Jäger und ich hatte große Herden in denselben. Dann wohnte er eine Zeit lang in meinem Landhause. Al» er un» verlassen hatte, sandte er mir mehrere Briefe von Montevideo, wo ich ihn noch einmal vor seiner Rückreise besucht«; später schickte er noch einen von Deutschland, der allerdings eine sehr unzufriedene Stimmung verriet; danach schwieg er und ich habe nichts mehr von ihm gehört."

ES war mein Oheim!" sagt« Dagobert überrascht. Er ist auf seinen Reisen verschollen und ich wurde laut seinem Testament zum Erben seine» Namens eingesetzt."

Hm, hm, sonderbar!" brummte Zernik vor fich hin, auf Dagobert'« Karte in seiner Hand blickend.Er hatte doch selbst ein Kind in Deutschland."

Während Dagobert'» letzten Worten war Zia durch die Seitentür einge­treten, eine blühende, blendende Mädchengestalt, strahlend von einem Gliicksbewußt« sein, da» ihre lächelnden frohen Augen nicht zu verhehlen suchten. Freudig über­rascht trat ihr Dagobert entgegen.

Herr Dagobert," rief sie, ihm die Hand so herzlich ««»streckend, aber sie ihm wieder entziehend, als er fich über dieselbe beugen wollte.Ich ahnte doch, daß Sie e» sein müßtm, als man mir von einem Besuche sagte! Wiegst habe ich an Sie und . . . die übrigen gedacht und wie schlug mir das Herz so er­wartungsvoll, al» ich mich nach Jahren wieder in der Stadt sah, in der .. ich allerdings so Traurige» erlebt!" setzte sie mit siakender Stimme hinzu.

Gottes Hand hat gnädiger über Ihnen gewaltet, als wir glaubten!" sprach Dagobert, dessen Augen unverwandt und so ganz auf der in einfachem lichtem Sommerkleid vor ihm Stehenden haftete, in deren Gestalt er alle» ver-