krmgen nur zu einem ganz geringen Teil den Weg in die Kolonien Italiens findet, und daß es der Regierung nicht gelingen will, selbst in das so nahe Tripolitanien einen etwas lebhafteren Auswandererstrom zu lenken. ,^Wenn es in Genf zu einer Generalrevision der Kolonialmandate käme was das Sekretariat des Völkerbundes als unmöglich zurückweist so würden sich die besonderen Verhältnisse Italiens der Aufmerk­samkeit des Völkerbundes aufdrängen müssen." Es werden nun noch des langen und breiten die an sich durchaus gerecht­fertigten Gründe auseinandergesetzt, die Italien dazu veran­lassen können, ebenfalls Kolonien zu verlangen. Vom deutschen Standpunkt aus wäre gegen die italienische Auffassung, soweit sie die Frage der italienischen Kolonien betrifft, nichts einzu­wenden. Die Italiener sind in der Tat bei der Verteilung der Welt genau so zu kurz gekommen wie wir, ohne daß ihnen allerdings der Weltkrieg das Wenige, was sie besaßen, genom­men hätte, wie uns. Aber der verständnislose Ton und die Unsachlichkeit, mit der selbst das Organ, das auf seinem Titel den Namen des italienischen Außenministers trägt, von unseren kolonialen Bedürfnissen spricht, macht es uns schwierig, wenn nicht unmöglich, auf diesem Gebiet mit Italien zu einer Ver­ständigung zu gelangen, die als ein Bund zweier Benachteilig­ter für beide Teile gleich vorteilhaft hätte sein können. Wie denn überhaupt die junge faschistische Diplomatie in ihrer guten Absicht, Italien zu nützen, immer noch zu sehr mit der Tür ins Haus fällt, anstatt Verständnis und Verständigungen zu suchen.

Die kommunistische Propaganda im englischen Heer.

London, 29. Dez. Die Heeresverwaltung beschäftigt sich in einem an sämtliche kommandierenden Offiziere ergangenen Er­laß mit der Verteilung kommunistischer Flugblätter, die bei sämtlichen Truppen in England vor kurzem versucht wurde. Die Heeresverwaltung stellt mit Genugtuung fest, daß sämt­liche Truppen diesen beleidigenden Versuch, sie zum Eidbruch zu verleiten, mit Entrüstung zurückwiesen. Die Heeresverwal­tung verweist darauf, daß es das Ziel der kommunistischen Bestrebungen sei, bei den Mannschaften Gleichgültigkeit gegen den Dienst und Unzuverlässigkeit hervorzurufen in der Hoff­nung, daraus für ihre Privatzwecke Nutzen zu ziehen. Der Erlaß, der sämtlichen Mannschaften mitgeteilt wurde, schließt sich einer Verlautbarung ähnlichen Inhalts an, die die Admi­ralität vor kurzem herausgegeben hat,.

Aus stad! Bezirk und Umgebung»

Sonntagsgedanken.

Zum neuen Jahr.

Laßt die Sorge und kehret euch mit Gebet und Flehen zu Gott und tut das mit Dank, daß ihr einen solchen Gott habt, der für euch sorget. Wer aber alles will zuvor mit Ver­nunft messen und mit einem Rat regieren, der menget sich selbst in viel Jammers und schaffet doch nichts, sondern gräbt nur den Sand und senkt weiter hinein und kommt nicht heraus.

Luther.

Der Gott, der Sonnen kreisen läßt,

und hält den Halm im Sturme , ^.

dir nah, doch nie zu schauen, .

er wird nicht immer betten dich^.M.^''

doch aus der Not erretten dich, '

du darfst ihm Wohl vertrauen. M. Greif.

Im Bereich des Landesfinanzamts Stuttgart wurde versetzt: Regierungsrat Eberle bei dem Finanzamt Wald­see an das Finanzamt Neuenbürg.

Die Ministerialabteilung für Bezirks- u. Körperschafts- Verwaltung hat die Wahl des Landwirts Friedrich Kugele in Unterlengenhardt zum Ortsvorsteher dieser Gemeinde be­stätigt.

Ib-Re«tenmarkscheine nach 81. Dezember ungültig.

Die iv-Rentenmarkscheine mit dem Datum vom 1. Novem­ber 1923 sind zum 31. Dezember d. I. zur Einlösung auf­gerufen worden und verlieren mit diesem Zeitpunkt ihre Gül­tigkeit. Alle diejenigen, die noch im Besitz solchen Papiergeldes sind, tun daher gut, diese Scheine sofort bei dem Postamt oder einer Bank umzutauschen, um so einen selbstver­schuldeten Bermögrnsschaden zu verhindern.

Neuenbürg, 31. Dez. Vom Donnerstag 31. Dez. 1925 bis 28. März 1926 je einschließlich werden im Bezirk der Reichs­bahndirektion Stuttgart sämtliche Schnellzüge für den Ver­kehr mit Sonntagsrückfahrkarten 3. Kl. oder 4. Kl. mit Ueber- gangskarten innerhalb der Geltungsdauer freigegeben. Bei Benützung der Schnellzüge ist außerdem der tarifmäßige Schnellzugszuschlag zu entrichten. Am Samstag, den 2. Fan. 1926, fällt aus der Pz. 946 Neuenbürg ab 6.04, Pforzheim an 6.28 Vm., ferner Z. 977 Pforzheim ab 12.32 Neuenbürg an 1.00.

Neuenbürg, 31. Dez. Der heute nacht andauernde Regen hat die schon ziemlich hochgehende Enz zum reißenden Fluß angeschwellt, der gewaltige Wassermassen talabwärts führt. Sie ist vielfach über die Ufer getreten und hat u. a. heute früh den Unterwässerweg teilweise überschwemmt. Bis 11 Uhr vormit­tags ist jedoch ein Zurückgehen des Wassers um 40 Zentimeter festzustellen. Der Regen hat aufgehört, doch deutet die Wetter­lage aus neue Niederschläge. ^

Neuenbürg, 30. Dez. (Silvester.) Wieder ist.der Lag da, der als der letzte einer langen Reihe teils froher, glücklicher, mehr aber noch bitterer, schicksalsschwerer Tage Len Lauf eines Jahres beschließt. Mehr als jeder andere Tag hat der Silvester­tag von jeher den Menschen Anlaß gegeben, seine Stunden in lustiger Gesellschaft bei frohem Lied und Hellem Becherklang zu verbringen, denn die Last des Vergangenen wiegt bei den meisten schwer und in das Dunkel der Zukunft blickt,man nicht gern allein. So flüchtet jeder mit seinen heimlichen ernsten Fragen an das kommende Jahr, mit seiner Trauer um im alten Jahr Verlorenes in den lauten Kreis Gleichgesinnter, die mit ihm bereit sind, das alte lachend zu Grabe zu tragen und das neue Jahr mit übermütigem, sorgenfernem Jubel zu be­grüßen. Freilich gelingt es nicht jedem, angesichts der Jahres­wende die Saiten seiner Seele nur auf heitere Lebensfreude zu stimmen: denn bei vielen schlägt eine jede Abschiedsstunde auch die empfindsameren Saiten an, und eine Abschiedsstunde, ein Wendepunkt, ein zeitlicher, vielleicht aber auch wer kann es wissen? ein allgemeiner schicksalhafter ist auch die letzte Stunde des Silvestertages. Die Fragen und Wünsche, die der Jahreswechsel aus jedes Menschen Brust aussteigen läßt, sind auch von altersher in Poetische Form gegossen und in allerlei scherzhafte, allerdings auch oft noch recht ernsthaft gemeinte Silvesterbräuche umgewandelt worden. Aus der Gestaltung gegossenen Bleies, in der Deutung gewisser zufälliger Erschei­nungen sucht die Menschheit allgemein und die weibliche im besonderen, der Zukunft eine Antwort und eine günstige natürlich, zu entreißen. Die Sitte des Bleigießens allerdings . scheint heutzutage wie so mancher alte, volkstümliche Fest­brauch zwar noch nicht im Aussterben, aber doch im allmäh­lichen Vergessenwerden begriffen. Umso stärker behauptet -der Wein und andere anregende Getränke, Geschlachtetes und Ge­backenes sein altes Recht, dem Menschen heiter heraus aus dem alten und hoffnungsvoll hinein ins neue Jahr zu helfen. Kir­chengeschichtlich ist der 31. Dezember an den Namen des von 314 bis 335 regierenden Papstes Silvester I. gebunden. Jedoch

nur die römisch katholische Kirche feiert den Silvestertag am 31. Dezember. Die griechische gedenkt seiner erst am 2. Januar.

Neuenbürg, 31. Dez. (Keine Aufwertung alter Banknoten.) In letzter Zeit wurde mehrfach die Wahrnehmung gemacht, daß Personen, im eigenen Namen oder als Beauftragte von Vereinigungen für einen Kampf zugunsten der Jnflations- geschädigten werben. So werden bald für einen Verein zur Aufwertung der alten Reichsbanknoten, vor allem der braunen Tausender, Mitglieder gegen sofortige Bezahlung eines mehr oder minder hohen Betrages geworben, bald werden für diesen Zweck Flugschriften zu außergewöhnlich hohen Preisen ange- boten, bald werden unter Einhebung eines Unkostenbeitrags Unterschriften für eine angebliche Volksabstimmung oder eine andere Unternehmung gesammelt. Derartige Bestrebungen zielen vielfach nach den bisher gemachten Erfahrungen nur darauf ab, die Unwissenheit der Bevölkerung in der Frage der Aufwertung alter Reichsbanknoten sich zu nutze zu machen und ihr des persönlichen Vorteils wegen auf die verschiedenste Art das Geld aus der Tasche zu locken. Es wird übrigens darauf aufmerksam gemacht, daß diese Werbetätigkeit sich unter Um­ständen als eine verschleierte Sammlung darstellen kann und daß die Bundesratsverordnung vom 15. Februar 1917 und Artikel 52 des P. Str.G.B. die Handhabe zu einem Eingreifen gegen das meist gemeinschädliche Vorgehen dieser Unterneh­mungen bieten können.

(Wetterbericht.) Ein kräftiger Sturmwivbel rückt von England her vor und wird auch für Freitag und Samstag vielfach bedecktes, zeitweise regnerisches, mildes Wetter bringen.

/v Herrenalb, 29. Dez. Mit einem erlesenen Programm erfreute der Krieger Verein am zweiten Feiertag im Saal des Hotel zur Post seine Gäste, die so zahlreich erschienen waren, daß der stattliche Raum sich als zu klein erwies. Gute Instrumentalmusik und Männerchöre der beiden Vereine von Herrenalb und Gaistal umrahmten die Kernstücke, wozu die treffliche Begrüßungsansprache des Vorstands Oskar Mönch die rechte Stimmung schuf. Großes Interesse weckte der Lichtbildervortrag des Hauptmanns d. R. Rueff überDie württ. 26. Res.-Div. im Weltkriege", wobei Bild und Wort in harmonischem Einklang die Erinnerung an die großen Geschehnisse in manchem Kriegerherzen weckten. Im gemein­samen Gesang des Deutschlandliedes kamen Dank und Aner­kennung des Dargebotenen zu ergreifendem Ausdruck. Zwei dramatische StückeDer Posten am Pulverturm" undIm Schützengraben" wurden flott und temperamentvoll gegeben, so daß die Regisseure und Rolleninhäber, I. Pfeiffer, P. Wald­mann, Frl. Marie Kull, L. und H. Kull, K. Schweizer, K. Ruff, E. Kübler, E. und P. Weiß mit einmütigem Beifall belohnt wurden. Den Schluß bildete die übliche Gabenverlosung. Der Verein hat gezeigt, daß er auch unter neuer Führung die guten Neberlieferungen, Kameradschaftlichkeit, Heimatliebe und Va­terlandstreue, hochzuhalten weiß.

An unsere Leser!

Infolge der ständig steigenden Herstellungskosten der Zeitungen sehen sich fast alle Zeitungen vor die Notwendigkeit gestellt, entweder die Bezugspreise erheblich zu erhöhen oder durch Einstellung der illustrierten Wochenbeilage einen un­gefähren Ausgleich für die bedeutenden Mehrausgaben zu schaffen. Im Hinblick auf die allgemeine wirtschaftlich!: Notlage und die jgroße Geldknappheit glaubten wir durch das Fallen- lafsen der illustrierten Beilage mehr im Interesse unserer Leser zu handeln als durch eine Erhöhung des Bezugspreises.

VerlagDer Enztäler-.

Aus der Geschichte von Nuterniebelsbach.

Von Pfarrer Nill in Loffenau.

Nuterniebelsbach ist um die Mitte des 16. Jahrhunderts zum Kloster Frauenalb zugehörig, aber rein evangelisch, schickt auch seine Kinder nach Gräfenhausen in die Schule. Der Pfar­rer von dort ist Pfarrer der Unterniebelsbacher, wie derer von Oberniobelsbach. 1740 fängt nun der neue Oberamtmann Äerixi von Frauenalb eine neue Mode an. Er verbietet den Unterniebelsbachern bei 10 Reichstaler Strafe, den Gräsen- hauser Pfarerr zu holen ohne Erlaubnis des Oberamtmanns oder Pfarrers von Frauenalb. Trifft man den von Gräfen­hausen an, so kommt er in Arrest. Sodann sollen die Unter­niebelsbacher gegen ihren Willen einen katholischen Beisitzer aufnehmen, was sie seit der Reformation nie getan. Da sie sich weigern, wird der Schultheiß und ein Gemeinderat in Frauen- alb in den Turm gelegt. Der katholische Beisitzer kommt her­ein, und der Schultheiß Gottlieb Roth wird alsMärtyrer seines Glaubens" abgeschafft und ein anderer alsVerräter der evangelischen Freiheit" eingesetzt. Das muß 1740/41 ge­spielt haben. 1742 hat das Dorf unter 111 Einwohnern zwei Katholiken. Es sind 16 Bürger, 5 Witwen und 2 Beisitzer. Der neue Schultheiß hat den früheren verraten, und die Aeb- tissin hat ihn zum Dank zum Schultheißen gemacht. Ebenso aber hat den alten Schultheißen sein eigener Bruder ver­raten. 1743 muß in dieser Sache ein Shnodalrezeß ergangen fein. 1744 fand eine mündliche Verhandlung statt. Der Ober­amtmann berief sich auf den westfälischen Frieden und behaup­tet, als Landesherrin habe die Aebtissin das Recht zu refor­mieren, d. h. den ganzen Flecken mit Katholikenanzupflan- zen". Württembergs Kirchenrecht gehe nicht weiter als feine territoriale iurisdictio. Das bezog sich besonders auf die Sonntags- und Festtagsfeier, wo die Auge Aebtissin Spiel und Tanz erlaubte, Württemberg nicht. Die .Frauenalber Wirt­schaft war ja bekanntlich schon 1597 einmal unter anderem durch Tanz und Spiel zu Grund gegangen, die Aebtissin da­mals sogar eingesperrt worden. 1745 scheint die Sache immer noch bei derhochfürstlichen" Regierung zu liegen.Das Klo­ster Frauenalb bat die Civil iuris diktio privatum, so wie im Gegenteil das fürstliche .Haus allda iurisdiktio ecclesiast Posse­diert."Was aber frauenalbischerseits schon lange Jahre her, in fpecie aber neuerlich wiederum für gewaltige und vieles zu bedeuten habepde Eingriffe geben liegt schon über sH Jahr bei der hochfürstlichen Regierung" usw. Es wäre interessant, in der Fortsetzung zu hören, was der junge Herzog Karl, der 17ckl auf. den Thron kam, nun eigentlich getan hat. Daß die Aebtissinnen von Frauenalb, meist adelige Damen, energische Herrinnen waren, beweisen zwei kurze Daten. Wie um 1750 der badische Markgraf auch in Pölkersbach Jesuiten­mission halten lassen wollte, hat die Aebtissin ihn gefragt, was er in Völkersbach überhaupt zu erlauben und zu gebieten habe. Die Mission kam nicht zustand. 1771 aber verbot die Aebtissin in ihren Dörfern einfach die Huldigung an den Mark­grafen, der mit Militär nachhelfen mußte. Wegen der Landes­hoheit hat Frauenalb über 100 Jahre mit Baden-Baden Pro­zessiert. und die Damen haben sich immer sehr mannhaft ge­zeigt, wie auch schon 1525, wo sie zweimal geplündert nach Gernsbach flohen und standhaft bei ihrem Glauben und Be­sitz blieben; bloß eine einzige ist abgefallen.

Baden

Engen, 30. Dez. In der Nacht auf letzten Sonntag ver­suchte gegen 11 Uhr ein im Gefängnis befindlicher Gefangener, der Elektrotechniker Banz aus Karlsruhe, zu entfliehen. Da er

auf dreimaligen Anruf nicht stand, wurden Schüsse seitens des Gefangenenwärters abgegeben, die Banz verletzten und ihn an der Durchführung seiner Flucht verhinderten. Gegen 2 Uhr nachts brach ein anderer Gefangener, der anscheinend mit Banz sich verabredet hatte, durch ein selbstgemachtes Mauerloch eben­falls aus. Es gelang, auch diesen am Sonntag früh in Jm- mendingen wieder zu verhaften und ins Gefängnis Engen ein- zullefern.

Hausach, 30. Dez. Ein Bürger hatte freiwillig eine Kuh geschlachtet und bekannt geben lassen, daß er das .Fleisch zu 80 Pfennig pro Pfund verkaufen würde. Kurze Zeit darauf gab die Ortsschelle ebenfalls bekannt, daß bei sämtlichen Metz­germeistern prima Rindfleisch zum Preise von 70 Pfg. zu haben sei. Die Metzgerläden wurden darauf gestürmt, bis plötzlich das billige Fleisch ausverkauft war. Nun hofften manche, bei dem Bürger noch ankommen zu können, aber auch dieser hatte ausverkauft, und der Grund, warum bei den Metzgern das billige Fleisch ausgegangen war, war nicht schwer zu erraten. Der Bürger hat wenigstens durch sein Vorgehen einigen Leu­ten billiges Fleisch zum Fest verschafft.

Heidelberg, 29. Dez. Der Mechanicher Feigenspan aus Heidelberg wurde vor kurzem nachts in der Nähe von Secken­heim auf der Landstraße tot neben seinem umgestürzten Auto ausgefunden. Jetzt erst hat sich herausgestellt, Laß Feigenspan beraubt worden ist; es fehlten die Brieftasche mit einem grö­ßeren Geldbetrag und den Ausweispapieren, die Taschenuhr mit goldener Kette u. ein Taschenfeuerzeug mit einem Emaille­bild. Ob der Tote nach dem Unglücksfall beraubt worden ist, oder ob er einem Verbrechen zum Opfer fiel, steht noch nicht fest.

Assamstlkdt, Bez, Tauberbischofsheim, 28. Dez. Vor einigen Tagen fand hier eine Güterversteigerung, statt, wobei kein Ge­bot erfolgte, während im September bei einer solchen durchweg nir das Ar 40- 10 M. und noch mehr erlöst wurden.

Bermftchles

Osterburken, 30. Dez. Die Firma Vereinigte Kabel- und Holzindustrie A.G. hat ihre Zahlungen eingestellt. Am letzten Mittwoch fand die Eröffnung des Konkurses statt.

Skandalöse Zustände in den Pariser Krankenhäusern. Im Pariser Gemeinderat kamen die Jnspektionsberichte über die Pariser Hospitäler zur Sprache, die in vollem Umfang die skandalösen Zustände bestätigten, von denen bereits vor eini­ger Zeit in gewissen Blättern die Rede war. Sämtliche Hospi­täler sind zu klein, um die große Zahl der Kranken aufzuneh­men. Für die Tuberkulosen sind diese Zustände besonders ent­setzlich. Sie müssen oft drei bis vier Monate warten, bis sie in einem Hospital Unterkunft finden. Die hygienischen Ein­richtungen spotten ebenfalls jeder Beschreibung. In einigen Krankenhäusern müssen sogar nachts mehrere Männer wachen, um die Ratten zu verscheuchen, damit die Kranken von den Tie­ren nicht belästigt werden.

Unfälle durch Papierbomben in Italien. In einem Nach­barort von Benevent trugen vier Frauen am Weihnachtsabend auf dem Kopfe Körbe mit Papierbomben, die am Weihnachts- morgen zur Explosion gebracht werden sollten, um den An­bruch des Feiertages zu verkünden. Die Körbe fielen zur Erde und die Bomben explodierten. Die vier Frauen wurden bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Auch in der Umgebung von Salerno ereigneten sich schwere Unglücksfälle mit derartigen Papierbomben. Eine Person wurde getötet und einer anderen mußte ein Arm abgenommen werden.

Selbstmord eines russischen Dichters. Der populäre russische Dichter Sergius Jessenin hat in Leningrad in einem Hotel Selbstmord begangen. Bekannte fanden sein Zimmer ver­schlossen. Nach gewaltsamem Oeffnen des Zimmers bot sich ihnen ein grausiges Bild. Jessenin hatte sich an einem Dampf­heizungsrohr aufgehängt. Vorher, hatte er versucht, sich die Sehnen an den Armen durchzuschneiden. Einen Vorgefunde­nen Abschiedsbrief hatte er mit seinem eigenen Blut geschrie­ben. Der talentvolle Jessenin, der zu den führenden Köpfen der russischen Revolution gehörte, war ein schwerer Narkotiker und Trinker. Er befand sich in letzter Zeit in Behandlung in einer Nervenklinik. Jessenin, der auch durch seine Heirat mit Isidora Duncan. von der er sich bald wieder scheiden ließ, Auf­sehen erregte, ist kaum 32 Jahre alt geworden.

Ein ganzer Harem vergiftet. DieWiener Allgemeine Zeitung" bringt aus Konstantinopel folgende sensationelle Mel­dung: Achram Beh, einer der vornehmsten und reichsten tür­kischen Aristokraten, wollte trotz wiederholter Vorstellung der Behörden, seinen Harem aufzulösen, diesem Befehl nicht Folge leisten. Am 25. Dezember legte Achram Beh Galakleider an und versammelte alle ebenfalls festlich geschmückten Damen sei­nes Harems um sich. Bei dem Diner schüttete er ein strenges, orientalisches Gift in die Speisen. Am andern Morgen wur­den alle 36 Haremsdamen samt Achram Bey tot aufgefunden.

Stuttgart, 30. Dez. Heute vormittag etwa gegen X11 Uhr brachte der Hausdiener einer bekannten hiesigen Firma -bei der Königstraße in einer Mappe das für die Auszahlung der Ge­hälter bestimmte Geld von der Bank. Als er, um kn die Büro­räume zu gelangen, den Aufzug benützte, stieg ein Fremder mit ihm ein. Dieser verließ auch zusammen mit ihm wieder den Aufzug. In dem Augenblick, als der Hausdiener um eine Ecke des Gangs biegen wollte, ertönte ein Pfiff, und unmittel­bar darauf erhielt er, offenbar mit einem sog. Totschläger, von hinten her einen Schlag auf den Kopf, der ihm vorübergehend die Besinnung raubte. Der Hausdiener, der, nachdem er wie­der zum Bewußtsein kam, diese Angaben machte, konnte sich noch weiter erinnern, Laß ihm sofort nach dem Schlag die Geldtasche entrissen wurde. An dem Ueberfall, mit dem sich die Kriminalpolizei bereits beschäftigt, scheinen drei Männer be­teiligt gewesen zu sein. Zwei davon haben den eigentlichen Ueberfall ausgeführt, während der dritte unten wartete. Man will übrigens beobachtet haben, daß die geraubte Geldtasche von zwei der Komplizen Lurch den Lichtschacht dem unten war­tenden Dritten Zugeworfen wurde, der alsbald damit ver­schwand. Auch die beiden andern sind vorerst entkommen.

Karlsruhe, 30. Dez, Die Wasserhöbe des Rheins betrug bei Moxa» heute früh 7.10 Meter. Die Schiffsbrücke ist für die Schiff­fahrt gesperrt. Auch dürfen seit heute früh Lastkraftwagen die Brücke nicht mehr passieren. Es besieht die Gefahr, daß bei weiterem Steigen des Wassers die Brücke auch für den Eisenbahnverkehr im Laufe des heutigen oder morgigen Tages gesperrt werden wird.

Koburg, 30. Dez. In der Nähe von Tumbach wurde ein Forst­gehilfe mit einem Schrot im Gesicht tot aufgefunden.

Berlin, 30. Dez. Gestern Nacht verletzte in einer Gastwirtschaft in Falkensee bei Spandau ein Arbeiter ohne Grund den Wirt und zwei weitere Anwesende durch Stiche mit einem Genickfänger schwer. Da­rauf verbarrikadierte sich der Rasende und drohte jeden mit der Axt niederzuschlagen, der ihm nahe komme. Das Ueberfallkornmando gab auf die verschlossene KUchentllre Schreckschüsse ab. Der Einge­schlossene wurde schwer verwundet und verstarb auf dem Transport ins Krankenhaus. Man nimmt an, daß ec einen Raubllberfall geplant oder im Blutrausch gehandelt hat.

" ? Berlin, 30. Dez) Heute mittag explodierte im Gaswerk Berlin- Lichtenberg ein schadhaft gewordener Generator, als an ihm Repa­raturarbeiten vorgenommen wurden. Drei in der Nähe befindliche