Meister Dr. Lautenschlager dankte dabei den Stiftern, vor allem Kommerzienrat Breuninger, Kommerzienrat Dinoklacker und Dr. Fuchs, ferner den Leitern und Arbeitern der Glockengießerei Kurtz in Stuttgart und der Turmuhrenfabrik Hörz in Ulm und hob hervor, daß, was man heute eingeweiht habe, für Jahrhunderte bestimmt sei. Spätere Generationen werden der Stadtverwaltung jedenfalls dankbar sein. Das Spiel greife an das Gemüt jedes einzelnen und werde sich -bald in den Ohren aller, auch der Widerstrebenden, einläuten. Die Absicht des Glockenspieles sei, Freude zu bereiten denen, die für Freude aufnahmefähig seien. Kommerzienrat Breuninger beglückwünschte die Stadt und gab der Hoffnung Ausdruck, daß das Glockenspiel bald durch ein Bewegungsspiel ergänzt werde. Das Glockenspiel wird täglich dreimal, morgens um >48, mittags um X>12 und abends um >»7 Uhr ertönen und wird für die -Fremden ein besonderer Anziehungspunkt werden.
Stuttgart, 21. Dez. (Vom Glockenspiel.) Das Glockenspiel auf dem Rathausturm -wird bis auf weiteres je morgens 7 >4 Uhr, mittags 11 >4 Uhr und abends 6» Uhr in Bewegung gesetzt, und zwar beginnt das Spiel je zwei Minuten nach dem Stundenschlag. Morgens ertönt der Chor „Wach auf!" aus den Meistersingern von Richard Wagner, mittags das schwäbische Volkslied „Jetzt gang i ans Brünnele" und der Hohenfriedberger Marsch, abends das Brahms'sche „Guten Abend, gut Nacht".
Stuttgart, 21. Dez. (60. Geburtstag des Herzogs Albrecht von Württemberg.) Generalfeldmarschall Herzog Albrecht von Württemberg vollendet am 23. Dezember in Schloß Altshausen, wo er nur im Sommer seinen Wohnsitz mit Schloß Friedrichshasen wechselnd, seit der Revolution lebt, das 60. Lebensjahr. Der Herzog hat bekanntlich einen Verzicht auf den Thron abgelehnt, vermeidet es aber, aus seiner stillen Zurückgezogenheit herauszutreten und sich in die Politik einzumischen. Nur bei Regimentsseiern, denen er als ehemaliger -kommandierender General des 13. (Württ.) Armeekorps und als Heerführer im Weltkriege beiwohnt, tritt er gelegentlich in die Oeffentlichkeit, um an solchen Tagen, die der unpolitischen Kameradschaftspflege gewidmet sind, im Kameradenkreis zu weilen. Der Herzog läßt sich dabei von dem Gedanken leiten, daß „der Geist der Pflichterfüllung, des Ordnungssinnes und des treuen Zusammenhaltens, der in den Regimentsvereinen gepflegt wird, ein kostbares Gut für jeden Beruf, für Familie und Vaterland sind und bleiben". Angehörige der alten Armee, aber auch andere weite Kreise des Volkes begleiten -den wichtigen Abschnitt im Leben des Herzogs in dankbarer Erinnerung an das, was das Land Württemberg seinem angestammten Herrscherhause -verdankt, mit den herzlichsten Wünschen.
Stuttgart, 21. Dez. (Protest gegen die Erhöhung der Grundpreise für Laubholz.) Eine Landesausschußsitzung des Verbands württ. Holz industrieller hat eine Entschließung angenommen, in der gegen die Erhöhung der württ. Grundpreise für Laubholz durch die Forstdirektion aufs schärfste Protestiert wird. Die neuen Grundpreise hätten gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung von 50—220 Prozent erfahren. Es j sei völlig ausgeschlossen, daß die Erzeugnisse der holzverarbei- > tenden Industrie eine Preiserhöhung für das hauptsächlichste! Rohmaterial ertragen können, ganz abgesehen davon, daß diese Preispolitik mit den Preisabbaumaßnahmen der Regierung durchaus in Widerspruch stehen.
Stuttgart, 21. Dez. (Einmalige Unterstützung an Erwerbslose.) Der württ. Landtag hat in seiner Sitzung vom 19. d. M. die Regierung ermächtigt, nach näherer Anweisung des Arbeitsministeriums an besonders bedürftige Erwerbslose eine einmalige Unterstützung bis zum Gesamtbetrag von 200 000 R.M. zu gewähren. Hiervon erbalten u. a. -die Arbeitsnachweise in Schorndorf 33 038, Freudenstadt 14242,1 Gmünd 12 655, Heilbronn 10214, Ulm 10 407, -Eßlingen 9909,1 Oberndorf 9114, Feuerbach 9112, Aalen 6845, Mühlacker 4753, Schwenningen 4039 R.M..
Stuttgart, 21. Dez. (Keine Verlängerung der Auswer- tungsfristen.) Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Das Rcichsjustizministerium weist darauf hin, -daß eine Verlängerung der Fristen des Aufwertungsgesetzes nicht stattfinden wird. Die Frist für die Anmeldung der Aufwertung von Hypotheken, Grundschulden, Reallasten auf Grund des Vorbehalts der Rechte oder kraft Rückwirkung läuft also am 31. Dezember endgültig ab. Für diese beim Amtsgericht des belasteten Grundstücks einzursichende Anmeldung ist Angabe des Eigentümers, des persönlichen Schuldners und der Forderungshöhe nicht unbedingt erforderlich. Vielmehr genügt, daß aus der Anmeldung hervor-geht, um welche Hypothek es sich handelt und daß ihre Aufwertung gewünscht wird. Die Unterlassung dieser Anmeldung hat in den genannten Fällen den Rechtsverlust zur Folge. ,
Schrmnberg, 21. Dez. (50jähriges Jubiläum.) In diesem
Vom Glück vergessen.
Roman von Fr. Lehne.
64. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
Die Zeit zwischen drei und vier Uhr verplauderte die Herzogin allein mit Ewenl-olins — da gedachte sie nicht der Pflichten, die aus ihr als Herrscherin, als Landesmutter ruhten — — es war ihre liebste Stunde! Eie wollte da niemand anders als Ewendoline um sich haben!
Während diese sang, wurde der Türvorhang beiseite geschoben und der Herzog kam herein. Er war in der letzten Zeit häufiger in den Räumen seiner Gemahlin zu finden. . Ewendoline von Reinhardt interessierte ihn, dieses schöne, blonde Mädchen mit der wundervollen Gestalt und den tiefen, leidenschaftlichen Augen. Er war ein stattlicher, lebens- und genußfroher Mann, dem die schmachtende Romantik und das Weltentrücktsein seiner jungen Gattin bald Langeweile eingeflößt hatten. Der Rausch seiner Verliebtheit in die zarte ätherische Schönheit Maria Christinas war bald geschwunden, und beide lebten ein kühles, konventionelles Leben nebeneinander her.
Unbemerkt, bis Ewendoline geendet, war er in der Tür stehen geblieben. Obwohl gar nicht musikalisch, hatte ihn die blühende Fülle und der verhaltene Ausdruck dieser Stimme hingerissen.
Maria Christin« hatte vor Ergriffenheit nasse Augen; so ging es immer, die Musik wirkte ungemein auf ihre sensible Natur
„Ewendoline, heute erkläre ich ganz energisch zum letzten Male, deine Stimme wird ausgebildet," sagte si, lebhaft.
„Ich schließe mich diesem Befehl an." Der Herzog trat näher.
Erschrocken sprang Ewendoline auf, sich tief verneigend. Er lächelte und reichte ihr die Hand. „Ja, Baronesse, seien Sie recht fleißig, und ein Engagement als
Primadonna an meiner Hofbühne ist Ihnen sicher-
unsere gute Sydow-Eeidel wird nachgerade zu alt und umfano eich." Mit wohlgefälligem Blick umfaßte er die blühende, blonde Schönheit und dachte, wie schön es wäre,
Jahre konnte die Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik hier ihr 50jähriges Jubiläum begehen, aus welchem Anlaß die Firma eine Denkschrift herausgegeben hat. Der Begründer der Firma, Paul Landenberger, -war anfänglich Angestellter bei der Firma Ehrhardt Junghans. Nach dem Tode des Firmeninhabers im Jahre 1875 machte er sich mit einem gewissen Philipp Lang aus St. Johann selbständig. Im Jahre 1884 zählte die Firma, die inzwischen von einer offenen Handelsgesellschaft in eine Aktiengesellschaft mit 100 000 M. Kapital unter dem Namen Hamburg-Amerikanische Uhrenfabrik umgewandelt worden war, bereits 150, vier Jahre später über 300 Arbeiter. Mitte der 90er Jahre stieg die Arbeiterzahl auf 750- Heute umfaßt das Unternehmen einen Gesamtflächenraum von 38 000 Quadratmeter, auf dem rund 2200 Arbeiter und Angestellte ihren Lebensunterhalt finden. Die Verkaufsorganisation der Firma verbreitet sich über die ganze Welt-
Gmünd, 21. Dez. (Des Kindes Schutzengel.) Gestern fuhren einige kleinere Kinder auf ihren Schlitten die Taubentalstraße am Salvator herunter. Da kam von den Kindern unbemerkt ein zweispänniger Schlitten mit Eis beladen vom Taubentalweiher her. Fuhrmann war keiner beim Schlitten. Ein 4—6-jähriges Kin-d befand sich mitten in der abschüssigen Straße und konnte nicht mehr sich und den Schlitten auf die -Seite retten. Es kam unter die Pferde und den Schlitten und durch eine unbewußte Bewegung kam es so zu liegen, daß der schwere Schlitten nicht über seinen Körper ging, sondern es zwischen den beiden Schlittenläufen lag. Es war ein aufregender Augenblick für die wenigen Zuschauer. Hintendrein kam dann der Fuhrknecht, dessen Leichtsinn ein Menschenleben hätte kosten können.
Friedrichshofen, 21. Dez. (Kurzarbeit.) Ab Neujahr wird die Zahnradfabrik nur mehr an -drei Wochentagen arbeiten. Die Arbeitslosigkeit nimmt immer mehr überhand, sodaß die Stadtverwaltung bereits mit Notstandsarbeiten begonnen Hat.
Hcmdwertskammermnlage für 1925.
Zufolge einer Verordnung des Arbeitsministeriums erhoben die württ. Handwerkskammern für das Rechnungsjahr 1925 eine Umlage, die sich aus einem alle Handwerksbetriebe gleich treffenden Grundbetrag von 3 M. und einem nach Beitragseinheiten berechneten Ergänzungsbetrag zusammensetzt. Der Berechnung sind die Gewerbesteuerverzeichnisse auf 1. Januar 1925 sowie die vom Arbeitsministerium genehmigten Haushaltpläne der Handwerkskammern von 1925 zugrunde zu legen. Betriebe mit einem steuerbaren Gewerbeertrag bis zu 40 M. einschließlich haben keinen Ergänzungsbetrag zu entrichten. Beschwerden gegen die Heranziehung von Betrieben zur Handwerkskammerumlage oder gegen die Höhe dieser Umlage sind den Handwerkskammern zuzuleiten.
Markdorf, 21. Dez. Eine Feuersbrunst entstand am Sonntag abend in dem am Ochsenbach gelegenen, großen Wohnhaus der Frau Maier und ihres Schwiegersohnes, des Pferdehändlers Jeble und äscherte es vollständig ein. Die Entstehungsursache -ist noch unbekannt, doch -vermutet man Kurzschluß. Von dem Mobiliar konnte nur wenig gerettet werden unter Lebensgefahr für die Feuerwehrleute. Letztere waren dem -gewaltigen Feuer gegenüber machtlos und beschränkten sich darauf, die umliegenden Gebäude vor dem Umsichgreifen des Feuers zu retten- Die Bran-dgeschädigten sind versichert.
Singen a. H., 21. Dez. Die Gattenmörderin Bold von Singen, die im Frühjahr 1925 ihren Gatten erschlagen hatte und zn zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt war, wurde jetzt in die Psychiatrische Klinik nach Heidelberg gebracht.
BerlMttchksS'
Auf de schwäbische Eisebahna. In einer Oberamtsstadt am Fuße der Alb kommt der letzte Werktagszug aus der Residenz um 11 >4 Uhr an. In einer der letzten kalten Nächte war es, da warteten wenige Leute auf den Zug, um ihre Angehörigen abzuholen. Es wird Zeit, daß der Zug kommt, aber auf dem Bahnhof bleibt alles in Dunkel -gehüllt, nur aus dem Uober- nachtlokal der Bahnbediensteten scheint verstohlen ein Licht. Nun sieht und hört man von weitem den Zug heranschnauben, aber was ist das, die Maschine gibt aus Leibeskräften Pfiffe ab, und der Zug bleibt einen halben Kilometer vor dem Bahnhof stehen. Doch die Maschine läßt sich's nicht verdrießen, -sie gibt Signal um Signal ab, aber es ist niemand da, der ihr die Tore öffnet. -Endlich ein beherzter und gut erzogener Ehemann, der es nicht mehr erwarten -kann, seine Ehehälfte in -die Arme zu nehmen, dringt in das Uebernachtlokal ein und findet dort den, der über das Schicksal des Zuges verfügen kann, selig schlummernd. Ein ordentlicher Spektakel weckt -den Schläfer und -als dieser die Situation erkennt, rennt er mit seiner La
terne bewaffnet zum -Stationsgebäude, aber o Weh, Hier ist die Türe verschlossen, und wo ist der Schlüssel! Doch der Beamte läßt sich nicht beirren, im Sturmschritt rennt er dem Zug entgegen und gibt ihm persönlich -die Erlaubnis zum Einfahren. Als nun alles ein gutes Ende gefunden, dämmert es dem so jäh aus dem Schlafe gerissenen Beamten, daß er den Schlüssel zum Stationsgebäude unter der Mütze auf dem Kopfe hatte. — Und alles war wieder -gut.
Ungetreuer Sparkaffenbeantter. In Duisburg-Hochfeld wurden bei einer Kontrolle Veruntreuungen des städtischen Rendanten Schwarz aufgedeckt, die 300 000 M. betragen sollen.
Verlorenes Steuerparadies. In der Gemeinde Steinau in Thüringen, die großen Waldbesitz hat, waren bisher noch nie Gemeindesteuern erhoben worden. Durch die Not der Zeit hat sich nun aber Steinau veranlaßt gesehen, Gemeinde-, Grund- und G-ebäudesteuern einzuführen.
Eine gerechte Bölkerbundsentscheidunfl. Aus Sofia wird berichtet: Nach dem Rückz-uge der griechischen Truppen aus der Gegend von Petritsch standen große Rinder- und Schweineherden außerhalb der Ortschaft. Bulgaren und Griechen stritten um den Besitz der Tiere, als gerade Sir Horace -Rumbold, der Delegierte des Völkerbundes, vorbeikam. Der traf nun eine überaus gescheite Entscheidung. „Die Tiere werden selbst angeben", sagte er, „wohin sie gehören." Er befahl allen Anwesenden, sich auf größere Strecken zu entfernen Und die Tiere bis zum Eintritt der Dunkelheit allein zu lassen. Als es nun Abend wurde, suchten die Herden von selbst den Weg st- ihre gewohnten Ställe, das heißt, sie gingen erst langsam, dann immer schneller in den Ort und begehrten Einlaß in ihre , Quartiere. Damit war die -Entscheidung getroffen, und die Griechen hatten -das Nachsehen.
Gerichtssaal.
Neuenbürg, 18. Dez. Vor dem Schöffengericht stand heute der 24 Jahre alte Kaufmann Christian Seyfried, Sohn des in Calmbach verstorbenen Chr. Seyfried, wegen Betrugs u. a. Vergehen. Seyfried hat im Jahre 1924 ein eigenes Schneiderei- und Warengeschäft an-gefangen und eine Zeit lang eine größere Zahl Personen in Calmbach beschäftigt. Diese Personen hat Seyfried bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse Neuenbürg Wohl angemeldet, denselben ihre Beitragsanteile zur Krankenkasse auch -vom Lohn abgezogen, aber an die Krankenkasse keine Beitrage bezahlt, obwohl er von Seiten der Krankenkasse öfters -dazu gemahnt -worden war und schließlich seine Zahlungsunfähigkeit eintrat. Seyfried hat, als er -seiner Zahlungsunfähigkeit schon bewußt war, auch noch Schecks ausgestellt und an Zahlung wsitergegeben. In der heutigen Verhandlung suchte er sich so gut -wie möglich zu verteidigen und bat schließlich um eine milde Strafe, wobei er sein jugendliches Alter zu berücksichtigen bei Gericht vorbrachte. Das Gericht erkannte auf drei Wochen Gefängnis und Tragung der Gerichtskosten. — -Weiter wurde verhandelt -gegen Georg Baust von Pforzheim und zwei Genossen wegen gefährlicher Körperverletzung. In der Zeit vom 2. auf 3. Oktober d. I. -war Baust mit einem Josef Borger, 37 Jahre alt, und Mich.
Rathfeld -er, 24 Jahre alt, zur Jagd ausgerüstet in Langenbrand. Abends begaben sich die drei Jäger in die Wirtschaft zum „Löwen" in Langenbrand und spielten u. a. Karten. In der Wirtschaft war auch der verheiratete, in Äangenbrand wohnende Pflasterer Heuberger, der mit einigen Arbeitern in Schömberg zuerst Most und hernach auch Wein getrunken hatte und etwas angeheitert -war. Im Laufe der Zeit entspann sich in der Wirtschaft ein -Wortwechsel, wobei Heuberger die Jäger Sonntagsjäger beschimpfte und von Seiten -der Jäger Heuberger als Wilderer bezeichnet wurde. Löwenwirt Dittus machte die Anwesenden auf die eingetretene Polizeistunde aufmerksam, begleitete die Jäger zur Wirtschaft hinaus auf die Straße und veranlaßte den Heuberger, durch die Hintertür sein Haus zu verlassen und seine unweit -entfernt liegende Wohnung aufzusuchen. Heuberger benützte auch diesen Weg nach Hause, war jedoch noch laut und -schimpfte gegen die Jäger, wobei er sich der Ausdrücke Lumpen, Sonntagsjäger nsw. bedient haben solle. Wie durch Zeugen sestgestellt wurde, -gingen die drei Jäger dem Heuberger im Laufschritt nach und es entspann sich eine Schlägerei, wobei Lattenstücke von einem Gartenzaun und ein Meter lange Backholzscheite Verwendung fanden. Heu-
W jpükkll haben Sie am besten, wenn Sie Ihren
Bedarf in Anzügen, Winter-Mänteln, Schweden- und Gummi-Mänteln, Lodenjoppen, Windjacken und Arbeitshosen bei mir decken.
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1 Ireppe.
dieses begnadete Geschöpf an sich zu ketten — und er dachte noch weiter —
Sie errötete. Ihr bescheiden oorgebrachter Einspruch wurde nicht angenommen, und es war bei den Hoheiten beschlossene Sache, daß Ewendoline unverzüglich mit ihren Eesangstudien beginnen sollte. Und sie fügte sich dieser Bestimmung gern. Mit Axel war es doch nun vorbei, und die Bühne oder der Konzertsaal lag ihr, die ein überaus feines musikalisches Empfinden und starkes Temperament hatte, viel näher und besser als die Schule.
Und Maria Christina freute sich, die geliebte Freundin endgültig bei sich zu haben. Sie ging nun ganz in der Musik auf, als wolle sie Vergessen darin suchen für etwas, das ihre Gedanken in einem fort beschäftigte. Sie hatte Dr. Jvers Namen in einem wissenschaftlichen Bericht gelesen; man hatte den tapferen Aerzten, die sich in den Dienst der Wissenschaft stellten, warme, lobende Worte gewidmet. Sie spann sich förmlich ein in ihre aussichtslose Liebe, hegte, pflegte sie. Die Sehnsucht verzehrte sie innerlich. Sie be- zeichnete sich als „vom Stamm der Asra, welche sterben, wenn sie lieben". Ewendoline batte oft heimliche Angst um sie, wenn sie in das überirdische, verklärte Eesichtchen der Freundin blickte.-
Ewendoline genoß ihre gesangliche Ausbildung beim besten Lehrer, der begeistert und entzückt von ihr war. Je mehr sie leisten konnte, desto mehr forderte er — noch keine Schülerin hatte ihm eine solche Freude gemacht!
Schon jetzt konnte man ihr eine glänzende Bühnenlaufbahn Vorhersagen.
Mit Hanna stund sie in lebhaftem Briefwechsel, und getreulich berichteten sie sich gegenseitig von ihren Erlebnissen und Gedanken.
Aber bisher hatte Hanna nicht ein einziges Mal den Namen erwähnt, den Ewendoline zu hören sich sehnte. Vielleicht war es gut so. Es mußte alles vergessen sein!
Einundzwanzig st es Kapitel.
„Nein, und nochmals nein! Es ist mein letztes Wort! Haben Sie mich verstanden, Baron? Mein — letztes — Wort! Sie dürfen das Engagement nach Hannover für
nächsten Monat nicht annehmen-oder ich breche meinen
Vertrag! Ich will sie nicht mehr sehen, es ist hier zum letzten Male, daß Sie mich so heimlich überrascht haben."
Ungläubig lächelnd sah er sie an. „Sträuben Sie sich doch nicht so! Es ist ja doch nicht wahr!"
Das zierliche, elegante, rotblonde Persönchen stampfte unwillig mit dem Fuße auf. „Nicht wahr? Sie müssen es ja wissen! Sie haben mir die Stimmung zum Auftreten für heute Abend schon beinahe verdorben."
„Da sehen Sie meine Liebe, die so groß ist, daß ich alles im Stiche lasse um Sie, Cenzi." « . <
Heftig rief die Angeredete aus: „Wie oft soll ich Ihnen wiederholen, daß ich für Sie nicht Eenzi bin."
„Sondern Mademoiselle Lolita, ja, ja, ich weiß! Aber die Erinnerung an früher kommt mir mit Macht! Und ich liebe Sie, Cenzi, zum Rasendwerden, Sie, die Perle aller Tänzerinnen, und wenn Sie, das entzückendste —"
„Sagen Sei Ihren Schmarren nachher vor dem Publikum, jetzt lassen's mir mei' Ruh," unterbrach sie ihn grob und wandte ihm den Rücken. Doch von der Tür aus kehrte sie nochmals um, „und gemein ist es doch von Ihnen! Sre hatten mir in Berlin Ihr Wort gegeben." „
„Aber das gilt doch nicht für hier, für den „Grünen Papagei" in der herzoglichen Residenzstadt A." Der elegante brünette Mann mit dem schönen, aber verlebten Gesicht lächelte leichtsinnig, „Hab' ich denn bisher als Ihr Conferencier meine Sache nicht gut gemacht? Ich Hab «ne außerdem niemals kompromittiert, sondern — im Gegenteil, geschickte Reklame Hab' ich gemacht —"
„Ich dank' schön für die Reklame, in der es heißt, dre berühmte Tänzerin Mademoiselle Lolita, um die der Baron von Reinhardt seine Braut am Hochzeitstags hat sitzen lassen, nein, ich will nicht in einem Atem nntChnen genannt werden, und mein Onkel will es auch nicht. Er un schön bös' werden, wenn er erfährt, daß wir halt doch w,eo» zusammen sind! Und unterschreiben Sie wirklich den U trag für nächsten Monat nach Hannover, werde ich kontraktbrüchig."
(Fortsetzung folgt.)