Beratungsstelle für den genannten Zeitraum verzeichnet: 9136 (1923/21: 6211) Lehrstellensuchende. 8196 (6106) offene Lehr- und Anlernstellen und 1330 (2903) Vermittlungen. Die sieden weiblichen Abteilungen bei Berufsberatungsstellen zählten insgesamt 3161 Besucherinnen. Von den 3012 gemeldeten Lehrstellen wurden 1386 besetzt. Durch die Tätigkeit der Berufsberatung wird eine zweckmäßige, den Bedürfnissen der Wirtschaft Rechnung tragende und dabei die Eignung und Neigung des Einzelnen berücksichtigende Verteilung des Nachwuchses herbeigeführt.
Neuenbürg, 18. Dez. (Verhütung von Explosionen.) Aus Anlaß mehrerer in setzter Zeit vorgekommener Explosionen von Tauerbrand- und Regulieröfen empfiehlt das Stuttgarter städt. Polizeiamt nachstehende Belehrung der Beachtung: Wenn Oefen schwachen Zug besitzen, was gewöhnlich in den oberen Stockwerken der Gebäude zutrifft, oder wenn sie, was in der Regel über Nacht geschieht, auf schwachen Zug gestellt werden, Lars vor dem Nachfüllen das im Ofen noch nicht ganz abgebrannte Brennmaterial nicht sofort gerüttelt werden, weil sich sonst die etwa in den Ofenzügen zurückgebliebenen Gase laicht entzünden und eine Explosion verursachen. Es ist vielmehr nötig, die Feeurung zunächst in Ruhe zu lassen und nur die Reguliereinrichtung auf starken Zug zu stellen, llöach einigen Minuten, wenn die im Ofen befindlichen Gase abgezogen sind, wird die Schürtüre geöffnet und bei offener Feuertüre der Rost gerüttelt und abgeschlackt. Tann erst kann unbedenklich Brennmaterial aufgesüllt werden. In allen Fällen eignet sich für derartige Oefen nur das beste Brennmaterial (kein Gries); auch empfiehlt es sich, besonders in den oberen Stockwerken der Gebäude, den Zug nie auf „ganz schwach" zu stellen.
Neuenbürg, 17. Dez. Weihnachten naht! Da geziemt es sich. Lerer zu gedenken, die jahraus jahrein, Zeitungen und Post ins Haus uns brütgen: Der Zeitungsträger, der Briefträger und Postboten. Bei Regen oder Schnee, bei Sturm, Kälte und glühender Sonnenhitze müssen sie ihre Pflicht tun. Ihre Tätigkeit durch ein Geschenk zu würdigen, ist so recht Weihnachten geeignet.
Neuenbürg, 8. Dez. (Der frühe Winter in den Bauernregeln.) Der Bauer liebt es, wenn der Dezember ein Weißes Kleid über den Acker breitet und möchte es nicht gerne gelüftet sehen, bis ^der Frühling endgültig mit Schnee und Eis aufräumt. Deshalb drehen sich auch die Regeln für diesen Monat um die Frage eines frühen oder späten Wintereinfalls, um die Beständigkeit oder Unbeständigkeit der Witterung und er zieht daraus zum Teil recht langfristige Schlüsse. Er freut sich, wenn der Dezember voll Schnee und Kälte ist und schüttelt pessimistisch den Kopf, wenn der Winter gar zu lange auf sich warten läßt oder der richtige Wintercharakter überhaupt nicht eintritt, wie das in den letzten Jahren überwiegend der Fall war. Der Winter aber, wie er Heuer seinen Einzug gehalten, muß dem Landmann eitel Lust und Freude bereiten; denn wenn es nach den Bauernregeln geht, dann ist ein gutes, fruchtbares Jahr zu erwarten. „Je dunkler es Wer Dezemberschnee war, je mehr leuchtet Segen im künftigen Jahr", prophezeit ein alter sprach, und ein ariderer lautet: „Wenn es nicht Wintern tut, wird auch der Sommer nicht gut!" oder: „Dezember kalt mit Schnee, gibt Korn aus jeder Höh!" Ntauch einem wird es bange werden, wenn er die Regel liest: „Herrscht in der ersten Adventswoche strenges, kaltes Wetter, so wird es gewißlich in den nächsten 18 Wochen nicht netter!" Das könnte ja nett werden, wenn der rauhe Geselle Winter bis über den März hinaus das Regiment führen würde. Aber wir nehmen zu unseren Gunsten an, daß das „gewißlich" der Bauernregel kein Gewisses ist und daß man „nichts Bestimmtes nicht weiß", besonders vom Wetter nicht.
(Wetterbericht.) Süddeutschland ist unter den Einfluß einer Randstörung der nördlichen Depression geraten, die allmählich näher rückt. Für Sonntag und Montag ist mehrfach bedecktes und auch zu zeitweiligen Niederschlägen (Schneefällen) geneigtes Wetter zu erwarten.
x Birkenfeld, 18. Dez. Der Vorstand und Aufsichtsrat des hiesigen Tarlehenskas sende rein s gaben folgenden Beschluß bekannt: „Alle bei uns gemachten Einlagen aus Anlehen, Sparkasse und Geschäftsanteile werden mit 20 Proz. vom Goldmarkbetrag aufgewertet. Die Beträge aus Anlehen und Sparkasse werden ab 1. Januar 1925 mit 5 Prozent Verzinst. Kleinere Beträge kommen in Bälde zur Auszahlung. Die Auswertung der Geschäftsanteile erfolgt in der Weise, daß der 20Prozentige Gwdmarkbetrag als neuer Geschäftsanteil gutgcichrieben wird. Dieser Betrag ist ab 1. Januar 1926 divi- Lendenberschtigt. Geschäftsanteile, die 1923 einbezahlt wurden, können, weil nahezu wertlos, nicht aufgewertet werden." In Anbetracht des Umstandes, daß die Darlehenskassenvereine eigentlich nicht verpflichtet sind aufzuwerten, wird dieser Be-, schluß unter den Mitgliedern um so freudiger begrüßt. Wenn die Aufwertung auch nur 20 Prozent beträgt, so sind es teilweise doch nennenswerte Beträge, die zur Auszahlung gelangen. Freilich werden viele nicht befriedigt fein, die während der Inflationszeit Millionen und Milliarden eingelegt haben. Aber was hatten diese Milliarden für einen Wert? Am 1. 1. 1923 10 000 Papiermark nur 1,91 Goldmark, am 1. 6. 1923 100 000 Papiermark 6,17 Goldmark, am 1. 8. 1923 eine Million nur 3,98 Goldmark. Wer also wenig bekommt, hat eben auch wenig eingelegt. Bei dieser Gelegenheit muß hervorgehoben werden, daß die Verhandlungen mit den Schuldnern, mit einer unrühmlichen Ausnahme, bei der die Aufwertungsstelle in Anspruch genommen werden muß, sich glatt vollzogen und alle, die eine freiwillige Aufwertung geleistet haben, verdienen Tank und haben die Genugtuung, daß sie auch ihren Teil zum guten Gelingen der Sache beigetragen haben. Besonderen Tank und Anerkennung aber gebührt dem unermüdlichen Vorstand, Herrn Adolf Bester, der in uneigennütziger Weise die Verhandlungen in die Wege geleitet und durchgeführt hat. Gründung einer freiwilligen Kranken- u. Sterbekasse des Landwirtschaft!. Hanptvcrbands für Württemberg n. Hohenzollern.
Verschiedene wirtschaftliche Krisenerscheinungen haben die Lage der Landwirtschaft immer ungünstiger gestaltet. Neben den Bemühungen, Reich und Länder zu Hilfsmaßnahmen gegenüber den der gesamten Volkswirtschaft drohenden Gefahren zu veranlassen, beginnt sich eine verstärkte Selbsthilfe zu regen, die den Bauern selbst ihr Schicksal erträglicher gestalten will. Auf der einen Seite trägt der Landwirt gegenüber früheren Zeiten unverhältnismäßig überhöhte Soziallasten, er selbst und feine Familie steht aber meistens, schutzlos dm Diesem Uebel- stande abzuhelfen, ist der von der Geschäftsstelle des Landw. Hauptverbandes ausgearbeitete Plan der Gründung einer freiwilligen Kranken- und einer freiwilligen Sterbekasse nunmehr durch die am Mittwoch in Stuttgart stattgefundene Landesausschußsitzung angenommen worden. Die gut besuchte im großen Sitzungssaal der früheren ersten Kammer stattgefundene Tagung nahm nach der Bekanntgabe der Einzelheiten der umfangreichen Vorbereitungen zu den Entwürfen eingehend Stellung, die Bedürfnisfrage wurde allseits bejaht. Ten getrennt geführten Kassen können nur Mitglieder des Landw. Hauptverbandes bezw. dessen Unterorganifationen, der landwirtschaftlichen Bezirks- und Ortsvereine und deren Angehörige beitreten. In den Kassen beträgt die Aufnahmegebühr 2 M., in der Sterbekasse der halbjährlich zahlbare Jahresbeitrag 1 M.; die Leistungen erreichen ein Sterbegeld von 310 M. im
Höchstfälle. Der Beitrag zur Krankenkasse beträgt für das Mitglied monatlich 2 M.; für dessen Ehefrau und Kinder bis zum 15. Lebensjahr, falls diese versichert werden sollen, ebenfalls 2 M. Die Leistungen der Kasse sind in einem entsprechenden Tarif festgesetzt und im Vergleich zu ähnlichen Berussund Privatkassen vorteilhaft gehalten. Es ist ohne Zweifel, daß die Gründung dieser sozialen Hilfsorganisation in der württembergischen Landwirtschaft, besonders bei den kleinen Landwirten, die unter den derzeitigen Verhältnissen im Krank- heits- oder Sterbefall sehr schwer tragen, begrüßt werden wird. Die Einrichtungen haben darüber hinaus aber auch in sozial? politischer Hinsicht für die Gesamtheit ihre Bedeutung, weil sie dazu geeignet sind, einen Stand zu stärken, der in der deutschen Wirtschaft einen hervorragenden Platz einnimmt, der ihm unter den derzeitigen wirtschaftlichen Verhältnissen unbedingt erhalten werden muß. Auch aus diesem Grunde ist den Einrichtungen voller Erfolg zu wünschen.
An Verschiedene.
Von einigen Agenturen gehen uns andauernd Klagen zu wegen langsamer oder Nichtbezahlung des Bezugspreises für den „Enztäler". Dabei erhalten die Zusteller von gewissen Lesern allerlei Worte an den Kopf geworfen, die keineswegs Schmeichelnamen sind. Wir bitten zu bedenken, daß auch die Zeitungsträger Menschen wie andere sind, die nicht dafür bezahlt werden, wenn sie wegen des Bezugspreises dreimal und noch öfter vorstellig werden müssen. Bei säumigen Lesern müßte, wenn nicht regelmäßige Bezahlung erfolgt, die Zustellung der Zeitung aurbören. Auch der Verlag muß seinen vielseitigen Verpflichtungen Nachkommen. Pumpwirtschaft im Zeitungswesen kann und darf es nicht geben. Wer die Zeitung durch Post bezieht, muß sie bereits am 15. vor Beginn des neuen Monats bezahlen. Verlag „Der Enztäler".
Baden
Pforzheim, 18. Dez. Bei einer hiesigen Witwe erschien ein junger Mann in Zivilkleidung und gab sich als Fahndungsbeamter aus. Er nahm eine Amtshandlung vor, verübte dabei auch einen Betrug und Urkundenfälschung. Der angebliche Fahndungsbeamte wurde in der Person eines hiesigen Hilfsarbeiters ermittelt und festgenommen.
Rastatt, 15. Dez. Aus der jüngsten Stadtratssitzung ist folgendes mitzuteilen: Mit Rücksicht auf die schwierige Lage der Stadtfinanzen muß dieses Jahr von der Zuwendung einer allgemeinen Winterbeihilfe für die Sozialrentner, Kleinrentner, Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen abgesehen werden; dagegen soll bei der Prüfung der Unterstützungsgesuche aus diesen Kreisen der Hilfsbedürftigen möglichst weitherzig Verfahren werden. — Den Altvcteranen und Altveteranen- Witwen wurde eine Ehrengabe von je 30 bzw. 20 M. bewilligt, die vor Weihnachten ausbezahlt wird.
Baden-Baden, 17. Dez. In der letzten Bürgerausschußsitzung waren die Redner sämtlicher Fraktionen darüber einig, daß weitgehende Sparmaßnahmen ergriffen werden müssen, um nicht nur der Arbeitslosigkeit wirksam entgegenzutreten, sondern um die städtische Mnanzwirtschaft einigermaßen zu ordnen. Für die Arbeitslosen sollen 600 000 M. vorgesehen werden.
Pfullendorf, 18. Dez. Auf dem Fruchtmarkt war der Andrang so stark wie noch nie. Die angeführte Frucht konnte bei weitem nicht in der Gret untergebracht werden. Aus der Straße bis hinauf zum Schwanen mußte sie gelagert werden, sodaß die letzten zwei Nächte besondere Wachen aufgestellt werden mußten. Diese Nachricht ist für unsere Landwirte betrübend. Sie läßt darauf schließen, daß sehr wahrscheinlich ein Getreidepreissturz eingetreten sein wird. Die große Anfuhr von Getreide zeigt mit aller Deutlichkeit den Gradmesser der Finanzlage bei unseren Bauern, Lurch die auch die Lage von Handel und Gewerbe nicht wenig in Mitleidenschaft gezogen ist.
Stichlingen b. Waldshut, 16. Dez. Das Städtchen Stichlingen ist in der glücklichen Lage, daß sein Wohnungsbedarf so gut wie gedeckt ist und es daher von weiteren städtischen Neubauten für Private absehen kann. Dagegen muß die Stadtgemeinde nun zur Erweiterung der Schulgebäulichkeiten schreiten, da zur Unterbringung von Fortbildungs- und Gewerbeschülern sowie einer Nähschule nicht genügend Räume vorhanden sind.
Konstanz, 19. Dez. Eine Familientragödie spielte sich hier in der Wirtschaft „Zur Schweizer Grenze" am Tagerwieler- zoll ab. Dort erschoß im Hause der Schwiegereltern seiner zweiten Frau infolge von Familienzwistigkeiten der 37jährige Maschinenmeister Hermann Stock seine Frau durch zwei Schüsse ins Herz. Der Täter flüchtete dann über die Grenze nach der Schweiz und brachte sich, als man ihn verfolgte, zunächst Schnittwunden an der linken Armschlagader und am Halse bei, dann jagte er sich eine Kugel in die linke Brustseite. Er wurde lebensgefährlich verletzt ins Krankenhaus verbracht und dürfte kaum mit dem Leben davonkommen.
'UsNeW NackriMen
München, 18. Dezember. Der bayerische Landtaa nahm heute die bayerische Amnestievorlaqe nach Ausführungen des Iusiizministers und einer längeren Aussprache Im wesentlichen tu der Ausschußf ssung an, sodaß auch Beleidigungen imd Uebertretungen "Mwirtschöftliche» Bestimmungen, die in der Inflationszeit vom 1, Januar 1918 bis I. April 1921 begangen wurden, unter die Amnestie fallen. Weite,- gehende Abänderungsanträge wurden abaelehnt. Eine Entschließung spricht sich für den Ausgleich etwaiger Härten aus
München, 18 Dez. Wegen Spionage verurteilte das Strafgericht München den 25 Jahre alten landwirtschaftlichen Hilfsarbeiter Hans Tebech von Salzburg zu einem Jahr Gefängnis.
München, 18. Dez. Der württembergische Staatspräsident Bazille trifft am Montag zum Besuch der Bayerischen Staatsregierung in München ein. Dr. Held wrd zu seiner Ehre einen Empfang veranstalten.
Gröfenthal i. Thür, 18. Dez. Zwischen Spechtbrunn und Buchbach bei Gräfenthal ging heute vormittag eine große Schneeig,vine mit gewaltigem Getöse zu Tal. Auf einem Griffelschieferbruch wurden fünf Avfräumer verschüttet, Um 2 Uhr gelang es, den ersten verschütteten ans den haushoch liegenden Schneemassen zu bergen. Im Laufe des Nachmittags wurden die weiteren Verschütteten zutage gefördert. Zwei konnte man tot und drei lebend bergen.
Weimar, 18. Dez. In namentlicher Abstimmung wurde der M!ß- trauensantran der Sozialdemokraten und Kommunisten gegen die thüringische Negierung mit 38 gegen 29 Stimmen hei drei Siimm- entholtnnqen dcr Demokraten abgelehnt.
Mainz, 18. Dez. Das französische Militärpallzeigericht verurteilte einen Redakteur wegen eines Artikels „15000 D"»tsche In der Marokko-Armee", in wclch-m die AM der Anwerbung für die Fremdenlegion kritisiert wurde, zu 15 Tagen Gefängnis und 1000 Mark Geldstrafe
Berlin, 18. Dez. Der 10 Jahre alte Hermann Rieß. Sohn des Regierunasrates Rieß In der Marlenhader Straße in Schmargendorf, stürzte gestern mit seiner 12 jährigen Schwester aus dem Fenster des dritten Stockes in den Hof. Er ist wie die „B. Z " meldet, inzwischen seinen schweren Verletzungen erlegen. Der Zustand des Mädchens Ist so ernst daß die Aerzte wenia Hoffnung auf ihre Rettung hegen,
Berlin, 18. Dezbr. Der russische Volkskommissar des Aeußeren, Tschitscherin, traf heute nachmittag 5 30 Uhr von P wis kommend In Berlin ein. — Nach einer Meldung des „Vorwärts" hat die Arbeitslosigkeit in Deutschland auch auf den rein ländlichen Teil der
Provinz Ostpreußen übergegriffen. Am 9. Dezember waren über 33000 Arbeitsuchende gemeldet, gegen knapp 15000 in der gleichen Zeit des Vorjahres. — Der zuständige Stadtvervidnetennusschuß hat der Magistratsoorlage über eine Bewilligung vu» 50000 Mark als Darbhen n» die Heilsarmee zum Bau eines Obdachlosenheims zugestimmt. — In der vergangenen Nacht wurde am Stettiner Bahnhof ein vroschkeiichausseuk von Slraßenaesindel angefaileu, mit seinem eigenem Schal an einen Laternenpfahl gebunden und solange geschlagen, bis er bewußtlos zusamwenbrach. Die Polizei brachte den Hilflosen nach der nächsten Rettungsstelle, Bon den Tätern fehlt jede Spur,
Memel, 18. Dez. Am Mittwoch gingen 7 Boote von Karkel- beck bei Memel zum Dorschfang in See. Nur drei von diesen Booten sind bisher zurückgekehrt, 4 Boote mit 19 Mann fehlen, Donnerstag nachmittag gmg ein Dampfer in See, um die Boote zu suchen.
Er kehlie jedoch zurück ohne sie gesunden zu haben.
Saargemüird, 18. Dez. Hinter dem Bahnhof Witringen hatten sich von einem Güterzug acht Wagen gelöst, die auf der Strecke stehen blieben. Ein uachsoigender Güterzug stieß in voller Fahrt mit ihnen zusammen, wobei die Maschine und 14 Wage» vollständig zerlrüiumect wurden Bon dein Personal wurden zwei Personen verletzt. Der Materialschaden ist sehr grvß.
Rom, 19. Dez. In Pezzuoii bei Neapel brach gestern nacht in einein ebktrisch betriebenen Sägewerk ein Brand aus, der erst nach fünf Stunden gelöscht werden konnte. Mehrere Personen wurden vecl tzt. Etwa 200 sind obdachlos. Der Schaden ist sehr groß.
London, 19. Dez. Nach einer Reuleriiieidung haben die nord- irischen Htlsspolizeiinunnschafren beschlossen, de» Befehlen der Regierung wieder Gehorcht» zu leinen.
Washington, 18. Dez. Das Kriegsgericht sprach den Obersten Mitchell, der der Unbotwäßigkeit angekiagt ivar, schuldig, wei! er ^ gegen das Kriegs- und Marmeminisierium schwere Borwürse erhoben hatte, und verurteilte ihn zur Enthebung von seinem Posten auf sllns Jahre.
Württembrrtsscher Landtag.
Stuttgart, 18. Dez. Der Landtag nahm heute in erster und zweiter Beratung einen Gesetzentwurf betr. eine weitere Beteiligung des Staats an der Neckaraktiengesellschaft in Höhe von 3,2 Millionen ZN. nebst einer Entschließung an, worin die Regierung ersucht wird, bei der Reichsregierung dahin zu wirken, daß der Ausbau des Neckarkanals im Interesse der Schiffahrt und des gesamten Wirtschaftslebens in Württemberg, Baden und Hessen ohne Unterbrechung zunächst bis Heil- bronn Lurchgeführt wird. Dann folgte die Abstimmung über die zum Landessteuergesetz gestellten Anträge. Die meisten von ihnen wurden abgelehnt, angenommen dagegen ein Antrag Rath (D. BP.) betr. besondere Berücksichtigung der Arbeiter- wohngemeinden, ein sozialdemokratischer Antrag, betr. Aufhebung der Gebäudeentschuldungssteuer und eine Entschließung des Steuerausschusses betr. Erhöhung der Staatsbeiträge zur Unterhaltung von Körperschaftsstraßen und Gemeindestraßen im Planjahr 1926 und lletr. Belastung durch die Mietssteuer nach dem Grundsatz steuerlicher Gerechtigkeit. Dann folgte die Beratung 8er 11. Abänderung des Besoldungsgesetzes, das sich auf das Besoldungsdicnstalter der Schutzpolizeibeamten und auf die Kinderz,wagen der Beamten für uneheliche Kinder bezieht. Im Laufe der Debatte wurde von verschiedenen Rednern darauf hingewiesen, daß es nicht richtig wäre, für uneheliche Kinder noch eine besondere Prämie zu gewähren und daß ein Beamter sich so betragen müsse, wie es >das Ansehen seines Amtes erfordert. Die weitesten Kreise namentlich die Arbeiter und Privatangestellten wunderten sich darüber, warum der Beamtenstand so bevorzugt werde. Zustimmung fand bei den meisten Rednern der Regierungsvorschlag, wonach ein Beamter für ein uneheliches Kind einen Kinderzuschlag nur bekommt, wenn er nachweislich den vollen Unterhalt bestreitet und das Kind entweder in seinen Hausstand ausgenommen ist oder sich infolge geistiger oder körperlicher Gebrechen in Anstaltserziehung befindet. Finanzminister Dr. Dehlinger teilte gelegentlich mit, daß die württ. Regierung bei der Abstimmung im Reichsrat über die Weihnachtsbeihstfen für die Beamtengruppen 1—6 nicht dagegen gestimmt, sondern sich das Protokoll offen gehalten hat. Unter Ablehnung eines kommunistischen Antrags wurde die Regierungsvorlage angenommen und weiterhin einem Antrag des Finanzausschusses zugestimmt, die Regierung zu ersuchen, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln die schlechte wirtschaftliche Lage von Landwirtschaft, Gewerbe und Industrie durch Vermittlung billigen Geldes zu lindern. Morgen Fortsetzung der Beratung.
Stuttgart, 18. Dez. Die Abgg. Ströbele und Dr. Schott (B.P.) haben folgende Kleine Anfrage gestellt: Gemäß tz 29 der 111. Stenernotverordnung können die Landesregierungen Grundstücke mit Gebäuden, die mit Beihilfen aus öffentlichen Mitteln errichtet worden sind, mit einer Grundschuld bis zu 40 Prozent des Goldwerte des Zuschusses belasten. Die Landeskreditanstalt und andere öffentliche Stellen verlangen nun die Eintragung einer Grundschuld auch bei solchen Grundstücken, die nicht mehr im Eigentum des ursprünglichen Darlehensempfängers stehen. Durch diese Handhabung werden solche Käufer, die im Vertrauen auf den öffentlichen Glauben des Grundbuchs ein Grundstück erworben haben, zu Unrecht schwer geschädigt. Sie durften sich darauf verlassen, ein unbelastetes Grundstück zu erwerben! und sollen nun eine Last aus sich nehmen, ohne die Gegenleistung empfangen zu haben. Was gedenkt das Staatsministerium zu tun, um solche Ungerechtigkeiten zu verhindern.
Bortrag Dr. Wirth.
Stuttgart, 18. Dez. Aus Einladung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold sprach heute abend Reichskanzler a. D. Dr. Wirth im großen Dinkelackersaal. Nach einleitenden Worten des Landtagsabgeordneten Dr. Schumacher führte Dr. Wirth ans, daß die heutige wirtschaftliche Notlage eine Bewegung hervorgerufen habe die, wenn sie politisch gefaßt und republikanisch geleitet sei, zum Wöhle des Volkes ausschlagen werde. Mit starken Worten wandte sich Dr. Wirth gegen die Scheinpolitik der Deutschnationalen und betonte, daß, wenn wir die Locarno-Politik nicht fortsetzten, uns nochmals der Haß der ganzen Welt treffen würde. Die Einstellung der Deutschnationalen. daß die Zustimmung z-um Locarnopakt für sie rechtlich nicht bindend sei, rufe das Mißtrauen in die deutsche Unterschrift im Auslande wach. Mehrmals wandte sich Dr. Wirth in seiner Rede gegen seine Freunde vom Zentrum und bemerkte zu seinem Austritt aus der Zentrumsfraktion, daß die Sorge um Deutschland ihn dazu veranlaßt habe. Die aufrichtige Einstellung zum deutschen Volksstaat gehe ihm jeder Parteimäßigen Einstellung voran. Wenn Deutschland im Völkerbund sei, dürfe es doch nie Mitträger eines Konzernes werden, der sich in die gegenwärtigen Verhältnisse Rußlands einmischen wolle. Dr. Wirth ging dann auf die gegenwärtige Regierungsbildung im Reiche und auf die Frage der großen Koalition ein und -bemerkte hierzu, daß die Sommerpolitik dieses Jahres, wo man die Lastenverteilu-ng gegen links vorgenomwen habe, keine Vorbereitung für die große Koalition gewesen sei. Man habe die großen Scharen des arbeitenden Volkes enttäuscht und dürfe sich daher heute nicht Wundern, daß diese in der Stunde, wo man sie rufe, nicht gleich zur Stelle seien. Aber eine Zusammenfassung dieser Kräfte sei notwendig, wenn nicht die Reaktion triumphieren wolle, die sich heute vor allem um den katholischen Volksteil in Deutschland bemühe. Bei dieser Gefahr dürften die republikanischen Parteien nichts tun, was die
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