bundsrat große Schwierigkeiten ergeben. Die Wünsche der österreichischen Regierung in der Frage der Kontrolle und Verwendung der Restkredite sind vom Bö.kerbundkomitee restlos abgelehnt worden. Die bisherigen Verhandlungen haben noch zu keiner Annäherung geführt, da Generalkommissar Dr. Zim- nrermann gegen jedes Entgegenkommen an die Oesterreicher ist.
Französisches Raubrittertum in Tangers Ein aus Südspamen heimkehrender deutscher Geschäftsreisender berichtet im „Berliner Lokalanzeiger" über französisches Raubrittertum in Tanger. Er teilt mit, daß er die Absicht hatte, von Algeciras nach dem mit dem Dampfer -in 2^ Stunden zu erreichenden Tanger zu fahren, daß ihm jedoch in -seinem Hotel davon abgeraten wurde mit dem Hinweis, daß deutsche Staatsangehörige, die sich nach Tanger begeben, dort auf französische Veranlassung wie gemeine Verbrecher festgenommen und ins Gefängnis geworfen und nur gegen ein Lösegeld von 2000 Franken freigelassen würden. Der Reisende glaubte zuerst, daß man ihm ein Märchen ansbinden wollte, erhielt -dann aber von anderer Seite die volle Bestätigung, was ihn natürlich veranlaßt«, auf die beabsichtigte Reise nach Tanger zu verzichten. Die deutsche Regierung wird hoffentlich recht rasch an die französische die Frage stellen, wie solches mit dem Locarnoer Geist in Einklang gebracht werden kann.
Verhaftung englischer Spione in Frankreich.
Die Pariser Boulevardpresse hat aus der Verhaftung einer kleinen Demimondäne Marcelle Monseil eine große Affäre gemacht. Die Sache liegt aber so, -daß die Halbweltlerin Äs Gegenspion von der französischen Geheimpolizei verwendet worden ist und die in englischen Diensten stehenden Spione verraten hat. Tank ihrer verräterischen Arbeit ist es gelungen, folgende englische Spione festzunehmen: Den Leiter des englischen Nachrichtendienstes in Paris, namens Leather, ferner einen Mitarbeiter Philipps, einen früheren Offizier des englischen Iiachrichtendienstes, drittens einen naturalisierten Polen namens Fischer, gleichfalls englischer Nationalität, sowie zwei andere Mitarbeiter der Gesellschaft. Genannter Leather ist Ingenieur von Berns und betreibt in Paris Re Ausbeutung einer englischen Gesellschaft, die sich mit dir' Herstellung von Radio- Telegraphie-Apparaten befaßte. Doch war seine Tätigkeit nur eine scheinbare, denn die Fabrik dieses Ingenieurs war ständig geschlossen. Hingegen konnte man feststellen, daß Leather zu der seiner Werkstätte 'benachbarten Flugzeugfabrik von Äleriot Beziehungen unterhielt. Die Verhaftung dieser englischen Kumpanei erregt in Paris begreiflicherweise sehr großes Aussehen und wird in allen Blättern zu heftigen Attacken gegen die englische Spionage benutzt. Mit Erstaunen wird fest-gestellt, daß trotz der Abmachungen von Locarno neuerdings ein Wiederaufleben der Spionage sestzustellen sei. In einem Leitartikel des „Petit Parisien" wird ironisch darauf hingewiesen, daß der Völkerbund gerade im jetzigen Augenblick große Arbeit verrichten könne, wenn er den Frieden Mischen den Spionageorganisationen verschiedener Länder zustande brächte. Die Bedeutung des Spionagefalles selbst geht aus den Berichten der Zeitungen nicht klar hervor. Doch wird betont, daß es sich hauptsächlich um die französische Flugzeugfaibrikation handele und um den Ausbau der französischen Flugeinrichtungen an der Nordküste und an der atlantischen Küste Frankreichs. Welchen Erfolg die Spionagegesellschast erzielt hat, bleibt im dunkeln. Die Blätter schildern bloß ausführlich das Nachtleben der verhafteten „Mitarbeiterin" der englischen Gesellschaft und liefern eine sehr amüsante Reportage, aus der man jedoch nicht den geringsten Schluß aus den Umfang der Spionagearbeiten ziehen kann. Es ist festgestellt worden, -daß außer der genannten Monseil noch andere -Halbweltdamen im Dienste der Engländer standen. Welche Bezahlung sie für ihre Arbeit erhielten, geht aus den Berichten nicht hervor, doch scheint es, daß sie einen durchschnittlichen Gehalt von 10 000 Franken monatlich nebst Reisespesen erhielten und besondere Prämien für gelungene Fälle. Die Nachforschungen haben ferner ergeben, daß der bereits vor einigen Tagen verhaftete angebliche. Marineoffizier Wiet vor mehreren Monaten bereits Veruntreuungen in Metz begangen habe.
Aus Stadk BezteL Ed NMHedrmF,
Neuenbürg, 8. Dez. Von zuständiger Seite -des Gewerbevereins wird uns unter Bezugnahme auf den Artikel -des Verschönerungs- und Fremdenverkehrs-Vereins in Sachen Neuenbürger Nagelschmiede auf der Ausstellung „Das schwäbische Land" mitgeteilt, daß in der fraglichen Versammlung als einziger Gegenstand auf der Tagesordnung stand „Gemeinderatswahl". Die obige -Sache wurde von einem Versammlungsteilnehmer angeschnitten, der nebenbei gesagt Ausschußmitglied des Verschönerungs- und Fremdenverkehrs-Vereins ist. Der Gewerbeverein selbst hat damit nichts zu tun.
Neuenbürg, 8. Dez. Vergangenen Samstag hielt die Sängervereinigung „Freundschaft" im Gasthof z. ,Mären" ihre diesjährige Weihnachtsfeier, welche einen überaus starken Besuch aufzuweisen hatte, der jungen Freundschaft wiederum ein Beweis, wie gerne ihre Veranstaltungen besucht werden. Präzis X>6 Uhr erösfnete das zur Verschönerung der Veranstaltung gewonnene Streichorchester Höfen- Neuenbürg mit dem slottgespielten Marsch „Hoch Heidecksburg", die Feier, worauf der 1. Vorsitzende mit warmen Worten die Erschienenen begrüßte. Das zwölf Nummern umfassende Programm wickelte sich infolge der gutgetroffenen Vorarbeiten zur Freude Aller rasch ab. Besonders gut gefielen die beiden Theaterstücke „Unschuldig", Schauspiel in 3 Akten, sowie -das Lustspiel „Der ledige Ehemann", Schwank in 1 Akt, wofür die Mitwirkenden für ihre guten Darbietungen mit reichem Äei- fall belohnt wurden. Nicht zu vergessen sei das Cuplet „Jumbo und Bumbo, die beiden Preisboxer", welches die Lachmuskeln in ständiger Bewegung hielt, ja es entlockte den Anwesenden wahre Lachsalven. Auch die von dem Orchester zu Gehör gebrachten weiteren Musikstücke fanden allgemeinen Anklcmg. Die vorgetragcnen Männerchöre zeugten von einer guten Schulung des Vereins. Ein besonders schöner, reichhaltiger Gabentempel lud zum Lose kaufen ein. und manch glücklicher Gewinner konnte mit einer schönen Gabe nach Hause wandern. Der Verein darf mit seiner Veranstaltung zufrieden sein und ist stolz auf das gute Gelingen, möchte aber auch allen denen, welche -dazu beigetragen haben, seinen Dank aussprrchen. G.
(Wetterbericht.) Der Hochdruck über Süddeutschland nimmt weiter ab. Für Donnerstag und Freitag ist mit einem Vrechen -der Kälte und vielfach bedecktem Wetter zu rechnen.
Arnbach, 9. Dez. Bei der am Sonntag siattgefun-denen Gemeinderatswahl haben 70 Prozent abgestimmt. Der bürgerliche Wahlvvrschlag erhielt 3 Sitze, gewählt wurde Hermann Ahr mit 241, Emil König 222, Ernst Mir 161 Stimmen. Der Wählbar schlag -der Vereinigten Arbeite rschaft erhielt 2 Sitze, gewählt wurden Wilh. Glauner 168, Franz Laxgang 165 Stimmen. Möge die Wahl zum Stutzen der Allgemeinheit ausgefallen sein.
x Birkenfeld, 8. Dez. Auf Anregung der Gemeindeverwaltung hur wurde wieder ein Kochkurs ins Leben gerufen. Daß diese Veranstaltung einem wirklichen Bedürfnis entspricht, beweist der Umstand, daß sich außer 30 Mädchen auch einige Frauen angemeldet haben. Wegen dieser großen Zahl mußten zwei Parallelkurse eingerichtet werden. Als Kochlehrerin wurde Fräulein Balg gewonnen. Der Kurs soll bis Mitte Februar dauern. Unterricht wird erteilt im Kochen und Backen,
Calmbach, 8, Dez. Die Deutsche demokratische Partei hatte gestern abend im Gasthaus zum „Hirsch" eine Versammlung zwecks Entgegennahme des Wahlresultats. Kurz nach 9 Uhr wurde das endgültige Wahlresultat bekannt, wonach die Deutsch- demokratische Partei einen glänzenden Sieg zu verzeichnen hatte, indem drei Gemeinderatsmandate dieser Partei zugesal- len sind. Das Wahlresultat wurde von Herrn Gemeinderat Ehr. Kübler 'bekannt gegeben und den neuen Gemeinderäten -der Partei in herzlicher Weise gratuliert, worauf Herr- Louis Barth im Namen der neu gewählten Gemeinderäte seinen Dank aussprach für das in so reichem Maß von Seiten der Mitglieder wie der gesamten Einwohnerschaft entgsgengebrachte Vertrauen. Es wurde versichert, daß es Pflicht ist, die Interessen der Gemeinde bestens zu vertreten. Anschließend erfolgten weitere Aussprachen und schloß gegen 11 Uhr Herr Gemeinderat Ehr. Kübler die Versammlung. Es wurde dann zum gemütlichen Teil übergegangen. Der Abend- verlies zur Befriedigung sämtlicher Anwesenden.
Langenbroich; 7. Dez. Bei der letzten Sonntag stuttgeftm- -denen Gemeinderatswahl wurden gewählt: Johann Reule fg-, D. Christian Eberhardt, Graveur, Heinrich Beck, Maschinist, Wilh. Schwitzgävele z. „Hirsch", Friedrich SeibRR, Landwirt. Möge es dem Arbeitervertreter I. R. und seinen- Kollegen gelingen, den lang ersehnten Rathausneubau seiner endgültigen Ausführung eiitgegenznführen, woran die ganze Gemeinde Interesse hat, denn in dem alten kuhstallähnliche»: Gehäuse: kann kein gesunder Geist sich mehr entwickeln.
VirLenfelder Brief.
Mrkenfeldj . 8, Dez. 1295-
Lieber Enztäl-erk
Mein Versprechen, -dir bald wieder zu schreiben, will ich bremst erfüllen. Diesmal möchte ich dir einiges über die Gemeinderatswahl Mitteilen und dir also so eine kleine WaHlbetrachtung zur Verfügung stellen. Es war ein glücklicher Gedanke der bürgerlichen Vereinigung, daß sie Namen mit gutem Klang aus ihren Wählzettel setzte, Männer, die allgemeftr geachtet und
beliebt sind. Drum haben dieselben auch eine so große Stimmen, zahl auf sich vereinigt (Adolf Bester 1039 Stimmen, Meß Koch SOS Stimmen, Ernst Hüll 603 Stimmen.) Ihnen M auch viele sozialdemokratische Stimmen zngefallen. So war di- Wahl keine -ausgesprochene Parteiwahl. Und das ist gut s» Bei Gemeindewahlen müssen die Politischen Interessen in -Lei, Hintergrund treten. Aufs Rathaus gehören Männer, die das Wohl der Gemeinde und ihrer Bevölkerung im Auge haben die einen guten Charakter haben und deren Tun und Lassen lauter ist. Nur -dann genießt das Kollegium ein Ansehen und nach dem Ansehen des Gerneirr-dekollegiums wird auch das Ansehen der ganzen Gemeinde -beurteilt. Unsere sozialdemokratischen Abgeordneten, das muß gesagt werden, vertragen sich recht Wohl mit den bürgerlichen. Die Gemeinderatssitzungen verlaufen immer recht ruhig, so daß man von -den Parteigegensätzen wenig verspürt.
Die Wahlschlacht ist nun geschlagen. Mit den drei seitherigen Gemeinderatsmitgliedern ziehen vier neue ein. Die Bürgerlichen haben einen Sitz gewonnen, die Sozialdemokraten einen Sitz verloren. Auch unter den vier Neuen wird daz Rad der Zeit seinen geweiften Gang gehen, auch sie werden sich bald anpassen und glätten wie der Kieselstein in der Quell« Ein Wunsch -soll aber Mt dieser Betrachtung zum Ausdruck kommen: Mit einem zeitgemäßen Fortschritt möge sich «in w ohlüberelgter Spar sinn Paaren.
Mit sreundl. Gruß
Stuttgart, 8. Dez. (Ein junger Mann verschwunden.) Sch Freitag abend, den 24. November, ist lt. „Südd. Arbeiterzeitung" ein in der Forststraße 125 wohnender junger Mann, mit Namen Roland Roth spurlos verschwunden, ohne daß -bisher Näheres über seinen Verbleib bekannt geworden wäre Er soll vor seinem Verschwinden Drohbriefe erhalten haben,, die mit seinem Verschwinden zufamm-enhängeu.
Stuttgart, 7. Dez. (Versuchsballons.) Von zuständiger Seite wird Mitgeteilt: Vom 14. bis 19. Dezember ds. Js. feigen an vielen Orten Europas (auch in Deutschland) zu wissenschaftlichen Zwecken unbemannte. Versuchsballone aus. Der Finder eines solchen wird gebeten, ihn samt dem daran befindlichen Selbflschreiüegerät sorgfältig zur behandeln (der Ballon ist mit Wasserstoff gefüllt, Feuergefahr!) und nach der am Ballon oder am Gerät befindlichen Anleitung- zu Verfahren. Es wird betont, Laß mit Rücksicht auf Re Gegenseitigkeit auch ausländische -Bst- lone geradeso behändest werden, müssen, wie -Re deutschen. In der Regel zahlt Re den Ballon absendende meteorologische Anstalt dem Finder eine angemessene Belohnung. In Zwei-sels- sällen inende man sich an die nächste OrtspolrzeibehörLe oder an die Württ. Landeswetterwarte in. Stuttgart.
NürttW-ea, 8. Dez. (Tragischer Todesfall.) Als -der bis in die letzte Zeit viel beschäftigte Verc-insRener -und Zeitungsausträger A. Daferner von hier mit seiner Gattin zu einer Altersgenossenversammlung in den nahegelegenen Geburtsort Oberboihingen fuhr, ereilte ihn. im Eisenbahnzug -der Tod. Ein Herzschlag hatte den 60jährigen -von seiner Gattin gerissen, Re die Trennung erst bemerkte, als -der Entschlafene nicht mehr aussteigen konnte.
Reutlingea, 8. Dez. (Einweihung-) Das neue Reichsb-ank- gebäude ist heute in Anwesenheit des Reichsbankpräsidenten. Dr. Schacht feierlich eingeweiht worden. Nach Begrüßungsworten von Bankdirektor Lade würdigte Reichsbankpräsident Dr. Schacht Re Bedeutung Reutlingens als Industrie-, Handels- und Gcwerbeplatz. Er gedachte -dabei des Volkswirtfchast-- lers List und warf -dann einen Rückblick auf Re Entwicklung der Reichsbank in Reutlingen, die nunmehr selbständig geworden ist. Der Bankumsatz betrug 1890 52,9 Mill. M., 1914 175,7 Mill. M. und 1924 345 Mill. M. Die Reichsbank werde auch in Zukunft alle Wirtschaftskrsise nach Kräften unterstützen. Es sprachen -dann ferner noch Amtmann Knöpfte, Oberbürgermeister Hepp, Kommerzienrat Gminder, Malermeister Haffner und Bankdirektor Mör-ike.
Mm, 8. Dez. (Verurteilter Bankrotteur.) Das Große Schöffengericht verurteilte den Kaufmann Kahlmann von Ehingen wegen eines Vergehens des einfachen Bankrotts zu fünf Monaten Gefängnis.
Hohenberg, OA. Ellwangen, 8. Dez. (Die Fremdenlegion als Zufluchtsort.) RuPPert Schwänzle von hier, der vor einigen Jahren an dein Mord in der Papiermühle in Adelmanns- fekden beteiligt war, befindet sich, wie er in einem Briefe an seine Mutter mitteilte, in- der Fremdenlegion.
Gerabrmm, 8. Dez. (Tadessturz.) Bei dem Todessturz, -des erfolgreichsten Junkerpikvten Straßer in Dessau handelt es sich um unseren Landsmarrn Georg Straßer, ein Sohn des Post-
^om GSück vergessen.
Roman von Fr. Lehne.
M. Fortsetzung. Nachdruck verboten.
„Warum hat er denn um Hanna geworben, über die. er, wie du selbst gehört, oftmals in liebloser Weise gespottet hat! Verteidige ihn nicht, Mutter! Einen gewissenloseren Menschen als ihn trägt der Erdboden nicht!-
Jetzt lege dich ein wenig nieder — du stehst zum Erbarmen aus! Und kalt ist es hier! Ich werde jetzt Feuer machen, damit du eine warme Stube hast! Alles Reden über das Geschehene hat keinen Zweck mehr — jetzt heißt es: handeln! — Ich muh mich umziehen und dann sofort wieder zu Hanna gehen!"
— --Gwendoline hatte das Haus verlassen, nach
dem sie der Mutter eine Tasse Kakao gebrüht und ein wenig Ordnung geschafft hatte. Kaum eine Viertelstunde war seit ihrem Weggang verflossen, als es an der Vor- saaltür in wohlbekannter Weise läutete. Frau von Reinhardt schreckte aus ihrem Halbschlummer auf — sie öffnete - Malte stand vor ihr! Er hatte die Kapuze feines LoR -mantels über den Kopf gezogen: niemand hatte auf ihn u ,-
„Marre —" Zn erstickten Tönen rang sich sein Name Von der Mutter Lippen. „Malte, du bist es —"
„Ja, ja, Mutter, ich bin es — mach fix —" ungeduldig drängte er sich an ihr vorbei, „gib mir etwas Warmes — Kaffee oder Tee oder meinetwegen einen Grog — ich bin die ganze Nacht hsrumgelaufen."
Er warf sich auf den Diwan. In der fahlen Regenluft sah er seltsam alt und verlebt aus. Seine Kleidung war nicht so sorgfältig wie sonst, und das sonst peinlich gescheitelte Haar hing ihm verwirrt um den Kopf. Der Kragen und das weiße Hemd waren verknittert — er machte den Eindruck eines Menschen, der ein paar Tage nicht aus den ^Ridern gekommen war. Er roch nach Alkohol und Zigarren — Wirtshausdunft umschwebte ihn.
Er hörte, wie die Mutter nebenan in der Küche die Kaffcemiih'.e drehte. Das scharfe Geräusch machte ih»
nervös, er sprang auf und durchmaß mit unasduldrgen Schritten- den kleinen Raum, rücksichtslos die Möbel, die ihm im Wege standen, fortfchleudernd.
Wie lange das dach dauerte, bis so eine Tasse Kaffee fertig wurde! Endlich kam die Mutter mit dem frisch duftenden Getränk. Die Hände zitterten ihr so, daß sie beim Riedersetzen des Tabletts von dem Kaffe verschüttete. Scheu sah sie den Sohn von der Seite an; doch er sagte nichts, goß gierig das heiße Getränk hinunter und verschlang heißhungrig die Buttersemmeln.
„Malte —" Sie nahm einen schüchternen Anlauf zum Sprechen. Doch er machte eine so ungeduldige Bewegung, daß sie betreten schwieg. Er ging ans Fenster und starrte in das trübselige, regennasse Grau des Oktobermorgens. Die gelben, zackigen Blätter des Ahorns hingen zum Teil noch an dem Baum, auf den fein Blick fiel; zum größten Teile aber deckten sie dicht und modernd den Bodon des Gartens.
Plötzlich lachte er kurz und höhnisch auf.
„Hm, war wohl gestern 'ne schöne Aeberrafchung, als ich nicht kam und man so wartete, so wartete auf den Bräutigam." Er drehte sich kurz um und sah der Mutter forschend in das elende Gesicht.
Sie streckte verzweifelt die Hände gegen ihn aus.
O „Malte, um Gottes willen, so sag' mir doch —"
„Ganz einfach, Mutter: nun es verflucht ernst werden sollte, erkannte ich, daß es doch über meine Kräfte ging, das kleine Scheusal zu heiraten —" erklärte er mit zynischer Offenheit, und dann fuhr er in einem pathetischen, gespreizten Tone fort: — „Als ich vom Polterabend heimging, der mir wie eine tolle Burleske erschienen war, da wurde mir klar: ehe ich mich selbst verleugnete, lieber eine Kugel! Nee, Malte von Reinhardt ist doch noch zu schade für so 'ne Komödie — der ganze Kerl ist doch noch mehr wert! — Ich fühle so viele Möglichkeiten in mir! Was könnte ich leisten, wenn ich an der richtigen Stelle stehe! Man hat mich nur nicht verstanden — ihr alle habt mich unterdrückt, habt mich in diese wahnsinnige Verbindung hineingeredet — und darum habt ihr auch die Folaen .m
tragen! Ich lasse mich nicht verkaufen —" Mit einer trotzigen Bewegung, waff er den Kopf zurück und stand in gut gespielter, heldenhafter Pose da. „Du und Ewen- doline, ihr habt immer auf mich hineingeredet — ich soll etwas werden, damit ich Geld verdiene! Ihr habt nicht abwarten können — ihr sähet nur das Ziel, nicht aber den langen, mühevollen Weg dahin —"
Verständnislos sah ihn die Mutter an; was sagte er da alles?
Malte berauschte sich an seinen Worten; er fand immer neue, größere Töne; es war, als wolle er sich gegen ein ganzes Forum von Anklägern verteidigen.
Mit einer müden Bewegung strich sich die Baronin über das ergraute Haar. Eine dumpfe Trostlosigkeit hatte sich ihrer bemächtigt: ratlos blickte sie um sich her — sie verstand den Sohn nicht.
,FLas wird nun?" Mit Flammenbuchstaben stand das Wort vor ihrem Auge und ihre Lippen hauchten es.
Wild rief er: „Was wird nun, eure beliebte Frage, mit der schon manches strebende Genie ins Unglück getrieben ist! Holzhacken, Steineklopfen, und jeden Abend mit dem Tagelohn nach Hause kommen, das ist euer Ideal, das nächste, was ihr in eurem beschränkten Untertanenoerstanve vor euch seht! — Lernt größer, lernt freier denken! — Seht mich an: ich gebe ein sicheres Wohlleben an der Seite einer reichen Frau auf — gehe lieber ins Ungewisse, ehe ich meine Seele, meinen Geist von der Alltäglichkeit und der Prosa des Lebens knechten lasse! — — Nur in der Freiheit kann der Geist seine Schwingen entfalten."
„Was hast du vor, Malte? Du kannst dich hier doch nicht mehr sehen lassen!" wimmerte sie.
„Ihr werdet noch von mir hören — gönnt mir Zeit! Wohin ich gehe, weiß ich noch nicht — mein Genius wird mich führen! — Du sollst noch stolz auf mich sein können, liebe Mutter! Du bist mir dock) das Liebste auf der Welt!" Sein Ton war jetzt bei diesen Worten ganz anders geworden, als da er sich in seinen hochtönenden Phrasen erging.
(Fortsetzung folgt.)
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