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288.

Mittwoch, de^ 9. Dezember IW.

! 83. Jrchromw.

Ir. Schacht über Wirtschafts- und Kredit­fragen.

In der Ehrensitzung der Stuttgarter Handelskammer an­läßlich der feierlichen Einweihung des neuen Dienstgebäudes jer Reichsbankhauptstelle Stuttgart führte Reichsbankpräsident Dr. Schacht etwa folgendes aus: Mit herzlicher Freude er­greife er die Gelegenheit, mit den Kreisen der württembergi- schen Wirtschaft in Verbindung zu treten. Darüber könne kein Zweifel herrschen, daß die augenblickliche Lage der Wirtschaft von der Kreditseite aus nicht gelöst Werden könne. Allerdings müsse er die Bitte aussprechen, daß die Reichsbank nicht für allen Unfug verantwortlich gemacht werde, der aus dem Gebiet der Kreditgewährung Vorkommen möge. An dem Worte von der Kreditüberspannnng liege eine Gefahr. Kredite bekomme nur derjenige, der kreditwürdig sei. Die Leitung der Reichs­bank verschließe sich dem nicht, daß man bei der Kreditgewäh­rung gegenwärtig die Persönlichkeit stärker zu berücksichtigen habe, als dies in normalen Zeiten der Fall sei. Die Organi­sation der Reichsbank habe sich nach der Seite der individuellen Behandlung viel besser bewährt, als -er bei seinem Uebertritt aus der privaten Bankwelt für möglich gehalten habe, be­sonders auch die Handhabung der individuellen Kreditgewäh­rung bei den Bankstellen im Reich. Er habe keine Klagen hier­über gehört. '

Auch die Banken befinden sich gegenwärtig in einer schwie­rigen Lage. Es sei das beste Aktivum der deutschen Bankpolitik, daß die Banken nicht bereit seien, sich über ihre eigenen Kräfte hinaus zu engagieren. Ans diesen Gründen sei die Frage der dritten Unterschrift nicht eine solche, die schematisch zu lösen sei. Die dritte Unterschrift gebe der Reichsbank eine gewisse Rückendeckung hinsichtlich des sachlichen und individuellen Ri­sikos. Er sage jetzt schon aus. Ne Frage der dritten Unter­schrift im Reichsbankdirektorium einer Prüfung dahin unter­ziehen zu lassen, ob und auf welchem Wege man ent-gegen- tommen könne. In der letzten Ausschußsitzung der Reichsbank sei, wie bekannt, schon beschlossen worden, der Wirtschaft in entgegenkommender Weise weiter zu helfen. Die Möglichkeit dazu bestehe, da die Stellung der Reichsbank in sich wesentlich gefestigter sei. als vor drei Monaten. In den Sommermonaten habe die Reichsbank erhebliche Kredite an die Wirtschaft ab­gegeben, so daß die Golddeckung damals etwas weniger gut ge­wesen sei als heute. In Auswirkung der deutschen Politik seien inzwischen erhebliche Kredite nach Deutschland eingeflossen und zwar langfristige Kredite, so 'daß heute der Devisenbestand nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ wesentlich besser sei.

Mit Befriedigung müsse festgestellt werden, daß wir uns in einem Gesundungsprozeß befinden, in dem manches gefallen sei, was fallen mußte. Man könnte dabei nicht allzu individuell Vorgehen. Die Reichsbank sei aber in der Lage, der Wirtschaft etwas weiter entgegenzukommen. Es erhebe sich dabei die Frage, ob eine Ermäßigung -des Zinssatzes oder eine Erweiterung der Kredite das zweckmäßigere sei. Man müsse bedenken, daß der Diskontsatz von 9 Prozent der niedrigste Satz sei, -für den Kre­dite gegenwärtig zu haben seien und nicht der höchste. Eine Ermäßigung des Diskontsatzes würde nicht die Folge haben, daß ihr die übrigen Zinssätze folgen werden. Der erste Versuch werde jetzt sein, von der Kredit-Rationierung herunter zu kommen. Er wiederhole, daß in der Ansschutzsitzung von einer Zinsermäßigung im Januar nicht gesprochen worden sei. Be­vor man sich zu einem solchen Schritte entschließe, müsse man zuerst die Wirkung der Kredit-Rationierung abwarten. Die Lockerung werde auch nach anderer Seite eine psychologische Wirkung ansüben. Die Reichsbank erwarte, daß die Lockerung eine Beruhigung in die Wirtschaft trage, die es ihr ermöglichen werde, sich etwas freier zu bewegen. Er selbst habe auch keine Angst vor einer gewissen Erhöhung !des Zahlungsmittelumlau- ses. Er erhoffe davon, -daß die Liquiditäts-Reserven jetzt nicht mehr ganz so ängstlich behandelt werden wie bisher. Alle diese Schritte seien aber nur möglich Lurch die gebesserte Fundierung der Reichsbank in sich. Biel zu wenig Beachtung fänden in diesem Zusammenhang die Kredite der Golddiskontbank. Die Golddiskontbank eröffne die Möglichkeit, aus dem Devisen­bestand der Reichsbank ohne Inanspruchnahme des deutschen Zahlungsmittelumlaufs Kredite für die Exportindnstrie zu be­schaffen. Sie gewähre Währungskredite an die Aussuhrindu- strie. so-das; die Reichsbank dafür der übrigen Industrie Mark­kredite znführen könne. Er würde es begrüßen, wenn -die würt- tembergische Industrie mehr Gebrauch von der Golddiskontbank mache und begrüße jede Anregung, wie -die Einrichtung der Exportkredite weiter ausgebaut werden könne. In dieser Be­ziehung werde bei der Reichsbank kein Amtsschimm->l geritten. Eines möchte er -allgemein hinzufügen: Zu seiner großen Freude könne er feststellen, daß Lurch die in den letzten Wochen hereingekommcnen langfristigen Auslandskredite, die nicht bei jeder politischen oder wirtschaftlichen Beunruhigung gekündigt würden, dahin hätten verwendet werden können, die bisherigen kurzfristigen Kredite zurückzuz-ahlen. Damit sei ein weiteres Moment -der Unruhe ansgeschaltet worden. Bei der Bespre­chung der Kreditbeschaffung durchJndustrieschaften", wie sie in Sachsen ausgenommen worden ist, hält der Rcichsbankpräsident -diesen Weg für wohl geeignet sür Kredite langfristiger Art, zu­mal -eine gewisse Selbstverwaltung -der Kreditnehmer vor­gesehen sei. - Nachdrücklichst trat Dr. Schacht -dagegen -der Ge­währung von Staatskrediten an die Privatwirtschaft entgegen. Man dürfe nie aus den Augen lassen, was durch solche künstliche Maßnahmen ausrecht erhalten werdn müsse, sei auch nicht lebensfähig. Langfristiges Kreditkapital komme nur durch Sparkapital zustande. Wenn wir wieder zum Sparen kommen, werden Wir -auch wieder langfristige Kapitalien hoben. Am wenigsten sei die Reichsbank in der Lage, langfristige Kredite zu gewähren. Wenn die Landwirtschaft solche verlange, so be­

ruhe dies ans einer vollständigen Verkennung des Wesens einer Notenbank.

Aus ganzem Herzen stimme er seinem Vorredner darin zu, daß Fiskalismus letzten Endes den Tad der Wirtschaft bedeute. Es sei ein vollständiger Unsinn, Laß man soziale Pflichten und Aufgaben aus Staatsmitteln zu erfüllen suche, für die -das Geld nur aus die Weise erhältlich sei, -daß man der Wirtschaft Dan; menschraüben ansetze; wo nichts sei, komme auch nichts heraus. Die kommunale« und staatlichen Ausgaben muffe« zugunsten der Leben-notwendigkeiten der Wirtschaft eingeschränkt werden. Die sogenannte produktive Erwerbslosenfürsorge könne nur eine Keine Hinausschiebung erreichen und nie eine Lösung aus die Dauer. Ein Ende mit Schrecken werde die Folge sein. Das, was heute Lurchgesührt werde, sei eineSitzialificrnug aus kaltem Wege", eine Blutwärme für die deutsche Wirtschaft käme so nicht zustande. Bon öffentlicher Seite her müsse ein vollständiger Umschwung der Anschauungen eintreten. Zu den Maßnahme« der Industrie übergehend, anerkannte Dr. Schacht -die hohe Bedeutung der gegenwärtigen technischen und organi­satorischen Umstellung der Industrie. Er sehe immer wieder, wie -fortgeschrittene Industrielle aus der Not der Zeit -es -ver­standen haben, sich nmznstellen, -so daß sie auch mit geringeren Mitteln auskommen. Es sei nicht Aufgabe der Reichsbank, zu warten, bis der letzte nachgekommen sei. Wer nicht rechtzitig mitkomme, müsse oben liegen bleiben. Der Schrei nach der Staatshilfe sei die Vorbedingung der Sozialisierung, die wir vermeiden wollen. Er selbst sei nicht Pessimistisch wegen -der Umstellung. Den Zusammenschluß der chemischen Industrie müsse man als nationale Notwendigkeit bezeichnen. Für die Landwirtschaft tue die Reichsbank, was sie nur tun könne; sie habe erst kürzlich den Düngemittelb ezng sicher gestellt. Wenn die Landwirtschaft Wechsel unterzeichne, so müsse sie in Betracht ziehen, -daß diese auch -bei Fälligkeit eingelöst werden müssen. Eine -gewisse kaufmännische Erziehung der Landwirtschaft sei durchaus wünschenswert. Die Produktion der Landwirtschaft müsse -verbessert werden; sie dürfe nicht zugrunde gehen. Aber zu einer Rückversicherung :der Besitzer landwirtschaftlicher Be­triebe dürfe sich eine solche Hilfe nicht ausgestellten.

Zu den Einflüssen -der internationalen Politik übergehend streifte dann Dr. Schacht kurz den wirtschaftlichen Wahnsinn des Versailler Friedens. Alle die neu -geschaffenen kleinen Staaten seien dazu übergegangen, sich einenationale Indu­strie" zu schaffen; ein Luxus, für den sich -das amerikanische Großkapital ans die Dauer nicht hergeben werde.

Ein großes gemeinsames Marktgebiet in Europa zu schas­sen, sei die Ausgabe der Zeit, das ein Gleichgewicht biete für das Freihandelsgebiet, das die Vereinigten Staaten in ihrem Binnenland haben. Was uns im Konkurrenzkampf mit Amerika not tue, sei, die europäischen Völker unter Niederlegung -der Schutzzollschranken zu einem großen Marktgebiet zu vereinigen. Nicht Abschnürung -durch Zölle, sondern eine ungeheure Er­höhung unseres Handelsvolumens -fei notwendig. Dies gelte für alle Völker.

In der Stellungnahme zu Rußland sei es geboten, sich nicht in innerrussische Fragen einzumischen. Wie Württemberg -durch typische individuelle Tüchtigkeit und nicht durch Leitung von oben her sich heraufgearbeitet habe, wie hier nicht nur auf der hervorragenden Tüchtigkeit einzelner, sondern -ganz besonders Lurch die überragende Regsamkeit des Durchschnitts -der Bevöl- ekrung -der Aufschwung -begründet worden sei, so sei in Rußland -das gerade Gegenteil -der Fall.

Dort glaube man, eine Bevölkerung -von oben her leiten zu können und schalte die Mitarbeit eines jeden einzelnen syste­matisch aus. Bei -aller Sympathie für das russische Volk sehe Dr. Schacht nicht, wie sich ans dem dort eingeschlagenen Wege eine Vergrößerung des europäischen Handelsvolumen ergebew könne.

Während wir in -der Wirtschaftspolitik doch ein ziemlich weitgehendes Verständnis der deutschen Bevölkerung feststellen können, zeigt sich in der Außenpolitik ein tiefer Ritz im deut­schen Volke. Eines ist sicher, -daß die Durchführung des Dawes- Planes mit seiner unerhörten Last für Deutschland nur möglich ist, wenn Deutschland einer neuen Prosperität entgegengeführt wird. Diese Durchführung hat z-ur Voraussetzung, -daß die -deutsche Wirtschaft wieder sich erholt und ans den Vorkriegs­stand hinausgebracht wird. Es gibt möglicherweise auch im Auslände Anschauungen, die noch heute eine deutsche Prosperi­tät nicht wün'chen. Aber -diese Anschauungen gehen fehl. Pros­perität Deutschlands bedeutet Prosperität von Deutschlands Nachbarn und Prosperität von Deutschlands Nachbarn bedeutet Deutschlands Prosperität. Es ist einer der unerhörtesten Jrr- tümer in der ganzen Wirtschaftsgeschichte, wenn man annebmen wollte. Laß die alte merkantilistische Theorie, daß der Schaden des einen der Vorteil des anderen sei, richtig sei. Deutschland wird nur hoch kommen, wenn alle seine Nachbarn mit hoch­kommen/ Es gibt nur ein einziges wirtschaftliches Problem, das ist die Prosperität aller.

Wenn wir uns für Locarno entschieden haben, so haben wir -es getan, weil Locarno nichts anderes war als eine Etappe ans dem Woge, politisches Vorurteil z-u überwinden durch wirt­schaftliche Einsicht und Verständigung. Die nächste Etappe ans diesem Weg werde sein müssen, stabile Währungsverhältnisse in ganz Europa herbeizuführen. Es sei möglich, daß im Augen­blick diejenigen Länder, die eine inflationistische Valuta haben, -davon auf individuellem Gebiet vielleicht profitieren. Wer wir haben doch am eigenen Leibe erlebt, was dies bedeutet. Lei­der zeige die Geschichte, daß niemals jemand aus dem Beispiel der anderen lernen wolle. Wir haben nichts aus dem russischen und nichts aus dem österreichischen Vorbild gelernt. Es wäre das größte Unglück für Europa, wenn noch mehr Staaten am eigenen Leibe diese Erfahrung machen müßten, bevor sie zur Umkehr kommen. Es sei kürzlich gefragt worden, welche Be­deutung Locarno sür die Wirtschaft HÄe. Heute möchte er

die Frage anders stellen: Was würde es für die Wirtschaft bedeuten, wenn Locarng gescheitert wäre. Das Unheil wäre gar nicht auszudenken gewesen. Das ganze durch den Dawes- plan geschaffene Werk der wirtschaftlichen Vernunft wäre wie­der zerstört worden. Auch die ganzen ausländischen Kredite, die irgendwie kündbar gewesen wären, wären sofort aus Deutschland zurückgezogen worden. Der Reichsbankpräsident wandte sich dann gegen Len Vorwurf, sich erst für die Aus­landskredite eingesetzt zu haben, ihnen -dann in -der letzten Zeit entgegengetreten zu sein. Man dürfe nicht vergessen, daß in­zwischen 3 >2 Milliarden Kredite nach Deutschland eingeströmt seien. Was von Seiten der Reichsbank sür die Wirtschaft ge­schehen könne, werde erfolgen. Er lasse den Kopf nicht sinken. Der -Reichsbankpräsident gedachte zum Schluß des Lebenswillens und der Arbeitsfren-digkeft des Landes Württemberg, des leben­digen Kapitals, das in seiner Wohl vorgebildeten und geschulten Arbeiterschaft enthalten sei, wie sie vielleicht in keinem anderen Lande zu finden seien. Von einem solchen Lande müsse ein Optimismus hinausgetragen werden, der dem ganzen Deut­schen Reiche zugute kommen werde. Er verwies auf die Worte des schwäbischen Dichters:Der wackere Schwabe sorcht sich nit, ging seines Weges Schritt für Schritt." Wir müssen unser Schild jetzt noch nrit sehr vielen Pfeilen spicken lassen. Es werde aber der Zeitpunkt kommen, wo auch wir wieder zu­schlagen können.

Stuttgart, 8. Dez. In der Festsitzung der Stuttgarter Handelskammer führte. Präsident Dr. Kauffmann u. a. aus, daß sich der Steuerdruck >ganz verhängnisvoll auf die deutsche Wirtschaft ausivirke. Van den 12 Milliarden Steuerlasten wür­den allein 8 Milliarden für die Bezahlung von Beamten und Pensioncn verwandt. Man müsse den aufgeblähten Verwal­tungsapparat abbauen. Der Reinigungsprozeß -sei notwendig in der Wirtschaft. Man dürfe aber nicht zu viel wertvolle Anlagen und Kräfte aufs Spiel setzen. Eine aktive Wirtschafts­politik -des Reiches und der Reichsbank zur Hebung der Jlliqui- tät sei unerläßlich. Lebensnotwendig sei vor allem -die Siche­rung langfristiger Kredite. Die Verhältnisse hätten sich in wirt­schaftlicher Beziehung für Württemberg in den letzten Monaten außerordentlich verschlechtert. Während Württemberg im Vor­jahre erfreulicherweise mit -der Zahl der Konkurse und Ge- schäfts-ru »sichten erheblich unter dem Reichsdurchschnitt lag, nähere es sich jetzt immer mehr dem anteilsmäßigen Dnrch- schnittssatz. Im November d. I. wurden im Reich 1320 (im Vorjahre nur 621) Konkurse eröffnet; davon entfallen auf Württemberg 46. Das ist -das Doppelte des Anfalls Pro Monat in den ersten acht Monaten des Jahres. An Geschäftsaufsichten sind für November 838 (gegen 219 im Vorjahre) zu verzeichnen; für Württemberg allein 49, das ist -das achtfache des Monats­durchschnitts der ersten acht Monate -dieses Jahres. Dazu kommt, -daß in den letzten zwei Monaten etwa dreimal soviel Konkurse mangels Masse abgelehnt werden mußten, als in der ersten Hälfte -des Jahres. Ferner muß zur Ergänzung des Katastrophenbildes die Zahl der Manifestanten Erwähnung finden, die allein in Stuttgart mit 2180 bis 1. Dezember d. I. das 2^ fache des Anfalls -des Vorjahres ausmacht. Zur Ver­anschaulichung -der kritischen Lage, in -der sich hauptsächlich un­sere Industrie befindet, dürfe noch auf die Arbeitslosenziffer in Württemberg h-ingewiesen werden. Im letzten Jahre gab es in Württemberg so gut wie -gar keine Arbeitslosen, - im Juli d. I. wurde erstmals eine größere Ziffer von 350 Unterstützten -genannt. Diese Ziffer -vermehrte sich ständig, in den letzten zwei Monaten -geradezu sprunghaft, erreichte im November 3100 u. ist am 1- Dez. 1925 angestiegen aus 7200. Daneben schätzt man in Württemberg zurzeit ungefähr 50000 Arbeitsuchende und die Zahl der Kurzarbeiter wird schätzungsweise ebenfalls mit 50 000 angegeben.

Solingen, 7. Dez. Gestern sind die ersten Truppen in Stärke von hundert Mann abgerückt. Bis Mittwoch wird die erste, für Besatzungszwecke -beschlagnahmte Schule frei sein.

Berlin, 7. Dez. Wie die Abendblätter melden, hat der Kultusminister -dem Intendanten des St-aatstheaters, Professor Jeßner, mitgeteilt, -daß er Las eingereichte Entlassungsgesuch nicht annehmen könne. Damit bleibt Jenßen Intendant des Staatlichen Schauspielhauses.

Widerstände gegen die Große Koalition.

Berlin, 8. Dez. Mehr und mehr setzt sich die Auffassung durch, daß die schwersten Hemmungen für die Bildung -der Großen Koalition Lei der Sozialdemokratie liegen. Auch das Berliner Tageblatt" ist zu dieser Erkenntnis gelangt. In ern­sten Sätzen führt das Blatt heute der Sozialdemokratie zu Ge- mübe, daß diese bei ihrer Weigerung, in die Regierung zu gehen, die Verantwortung für alles Kommende indirekt mit­trüge. DerVorwärts" formuliert von neuem das Gesetz, nach -den: die Sozialdemokratie zu bandeln entschlossen ist, wie folgt:Die Sozialdemokratie kann sich an Rettungsversuchen doch nur dann beteiligen, wenn die Methode, die man anwen- Nn will, für Das aroe-itende Volk wirklich Hilfe verspricht. Mit den Sozialdemokraten kann man den innerpolitischen Kurs nicht fortsetzen, -den man bisher mit Len Deutschnationalen ver­folgt hat". Dazu ist zu -bemerken: Es handelt sich nicht um den Kurs, den man bisher mit den Deutschnationalen verfolgt hat, sondern lediglich darum, ob unsere verwüstete Wirtschaft Experimente vertragen kann, wie -sie in den Forderungen, die von den Gewerkschaften und der Partei in den letzten Wochen hier vorgekehrt wurden, niedcrgelegt sind.

Keine Zugeständnisse des Völkerbundes an Oesterreich.

Nach Meldungen ans Genf hoben sich bei -den Verhandlun­gen zwischen -Nr österreichischen Regierung und dem Völker-