„Engel" ging mit Feldern um 23 000 Mark in Len Besitz von Küfer Gottfried Roh, einem Bruder des verstorbenen Engelwirts, über. »
Vaihingen n. E., 11. Nov. (Das verschwundene Fuhrwerk.) Am Samstag wurde ein Zweispänner-Fuhrwerk von Sersheim nach Illingen geschickt, um dort einen Äsenbahnwagen auszuladen und abzufahren. In Illingen wurve der Knecht (ein junger Bursche) und das Fuhrwerk von zwei Männern empfangen. Der Waggon war aber noch nicht da uM man kehrte daher in einer Wirtschaft ein. Ms der Waggon auch mit dem nächsten Zug nicht kam, fuhr ein Mann mit dem Knecht nach Mühlacker, um zu sehen, ob der Waggon vielleichb.dort stehe. Auch hier wurde eingekehrt; der Fremde ließ dein Knecht ein Vesper kommen und ging dann zum Bahnhof,, um nach dom Waggon zu forschen. Dort benützte er den gerade kommenden Zug, um sofort zu seinem Genossen nach Illingen zurückzufahren. Schließlich wurde dem Knecht die WartAeit doch zu lange und er wollte auf dem Bahnhof nach dem Dremden sehen, den er natürlich nicht mehr fand. Nun kehrte auch er mit dom Zug nach Illingen zurück, um dort zu erjghren, daß die beiden Fremden schon mit Roß und Wagen »ber alle Berge waren. Seitdem fehlt jede Spur von dem Gespann.
Stuttgart, 12 . Nov. (Ein Achtziger.) Wer kennt nicht den alten Veteranen des 2. Württ. Jägerbatpillons von 1866 und 1870, der als einer der ersten für tapferes-Verhalten vor dem Feinde mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde? Er führte in der Schlacht bei Champignh, als sämtliche Offiziere der Kompagnie gefallen oder verwundet waren, seine tapferen Jäger zum Siege. Äm 11. November feiert er in seltener Rüstigkeit und Frische, umgeben von seiner Fraü, Kindern, Enkeln und Urenkeln, seinen 80. Geburtstag. Es ist der Wildmeister a. D. Andreas Schmiü, geboren 14. Nov. 1845-zu Oftcrdingen bei Tübingen. Nahezu fünfzig Jahre ist er im früheren Kgl. Rotwildpark Solitude stationiert, wo er zur »vollen Zufriedenheit seiner Vorgesetzten seinen Dienst versah. Bei seiner Zurruhesetzung wurde ihm das Bild des jetzt verstorbenen Königs mit eigener Unterschrift für seine seltene (Pflichttreue überreicht. Wer in Stuttgart und Umgebung hätte nicht schon unter den Arkaden seiner Dienstwohnung oder den daneben befindlichen Kastanienbäumen nach froher Wanderung einen frischen Trunk oder Imbiß zu sich genommen und dabet den im Herzen jugendfrischen, echten, deutschen Mann und Jäger kennen gelernt? — Möge ihm zu seinem Lebensabend ein glücklicher Stern leuchten!
Brettach, OA. Neckarsulm, 12. Nov. (Eine böse Bescherung.) Eine böse Bescherung richteten zwei Mottweiler Hunde von hier im Schafpferch des Schafhalters Mahler von Neudeck an. Sie brachen in den Pferch ein und zerrissen sieben Schafe vollständig.
Tuttlingen, 12. Nov. (Die Parität gewahrt.) Der Gemeinderat beschloß, den unteren Platz , bei Glücks Bierhalle „Friedrich Ebertplatz" und den oberen Matz bei der Germania „Hindenburgplatz" zu benennen. LN
«teinental LA. Lentkirch, 12. Nov. (Zweifelhaftes Jagdglück.) Hier versammelten sich die Hubertusjünegr von hier und Umgebung bei Gutsbesitzer N. Frehner zum fröhlichen Jagen. Auf dem Programm stand Schonung des Rehwildes, dafür aber Tod allen denen vom Geschlechtc Meister Lampes. Rasch waren Schützen und Treiber anMkellt, und die Schlacht konnte beginnen. Alsbald knallte es amallen Ecken und Enden, was auf einen Prächtigen Wildstand schließen ließ. Unermüdlich wurde Trieb um Trieb durchgedrückt, bis gegen 4 Uhr nachmittags der Jagdherr „Hahn in Ruh" Mot. Die hochgestellten Erwartungen der 13 Nimrode erfuhren aber leider einen argen Dämpfer, denn auf der Strecke lag — eik einziges Häslein. Dessen ungeachtet begaben sich die wackeren Schützen zu einem gemütlichen „Letzten Trieb" in den Gasthof zum Löwen, wo der unverwüstliche Jägerhumor gar bald züm Ausdruck kam. In gehobener Stimmung trennte man sich bei vorgerückter Abendstunde mit dem Grüß: — „Waidmann-Heull!"
Ravensburg, 12. Nov. (Lebensgefährlicher Unfug.) Ws ein Motorradfahrer die Straße von Hinzistobel nach Ravensburg fuhr, riß es den Radfahrer in der Nähe des Waldes plötzlich vom Motorrad. Er flog hoch im Bogen auf die Straße, während das Motorrad in den Graben führ. Quer über die Straße war ein Draht in Brusthöhe Hin, einer Telegraphenstange zur anderen gezogen. Glücklicherweise erlitt der Motorradfahrer durch den Sturz nur leichte Verletzungen.
Raden
Pforzheim, 12. Nov. Die GesamtnAtschaftslage des Handelskammerbezirkes Pforzheim im OktHA hat sich gegen den Vormonat weiter verschlechtert durch MDtärkung und Usber- greifen der allgemeinen Depression auf M von ihr bisher verschonten oder nur schwach ergriffenen Industrie- und Handelszweige. Die Zahl der von Kurzarbeit betroffenen Betriebe und Personen ist gestiegen von 6 auf im Firmen mit (Zahlen des Vormonats in Klammern) 313 (61) NMinlicheu und 147 (36) weiblichen, zusammen 460 (97) Personen. Für den Monat November lagen schon am Ende des BerichtZmvnats weitere Knrz- arbeitsanmelduugen vor, sodaß in LiesenrMonat voraussichtlich mit einer weiteren Erhöhung der KnrziHcheiterzahl wird gerechnet werden müssen. Auch die Zahl der völlig Erwerbslosen ist von 419 auf 501 Personen gestiegen.^
Pforzheim, 12. Nov. Seit einigen Teigen hielt sich hier ein angeblicher Mediziner auf, der in Dillweißenstein in einer Wirtschaft wohnte und vorgäb, aus EuskiHAn zu sein. Er hat unter vermutlich falschen Angaben verschiedene hiesige Einwohner um Geld angegangen und solches auch erhalten. Der Verdächtige wurde, da er sich in keiner Weise über seine Person auszuweisen vermochte, festgeuommen. ist etwa 36 Jahre als, 1,75 Meter groß, blond, korpulent. Falls der Täter noch bei anderen Personen Vorgesprächen hat, »wird um Mitteilung an die Kriminalpolizei gebeten. — Am November erschien ein Betrüger bei hiesigen Geistlichen, die er um Geld anging. Der Täter ist etwa 45—50 Jäbre alt, 1,65—st,70 Meter groß, bat gutes Aussehen, starken rötlichen Schnurrbart, volles Gesicht. große Glatze. Er trug dunkelgrauech Mberzieher, dunkle Wadenstrümpfe öder graue Wickelgamaschey. me mit einem grünen Streifen durchzögen sind, schwarze Schube und Zwicker ohne Einfassung. Um Anhaltspunkte über diese Person wird gebeten.___^_
Aande» und Verkehr
Stuttgart, 12.Noo. Dem Donnerstaqmarkt (chiBleh-iind Schlackt- bof wurde» zugefiihrt: 13 Ochsen, 10 Bullen, 66 Iunabnllen, 70 (unverkauft 15 Iunqriuder, 26 Küh-, 354 Kälber, 696 Schweine Erlös ans je 1 Itr. Lebendgewicht: Ochsen 1. 484-53, (letzter Markt: 49-53). 2. 38-45 (nnv), Ballen 1. 50 - 52 i5I-54), 2. 42—49 (42-50), Lungrinder 1. 53—56 (unv ), 2. 42 -51 (nnv ), 3. 36—41 (unv), Kübe 1. 31—41 lunv), 2. 18—29 (nng), 3. 13—17 (unv), Kälber 1. 79-82 (82—84), 2. 70-78 (72-«0)?3. 60—68 (60-70), Schafe 1. 70 — 74 (unv), 2. 40-60 (nnv), Schweine 1. 94 (94 bis 95), 2. 92 93 (92-94). 3 88—91 (89-911. 4 "85-87 (—), Sauen 72—83 (74—85) Mark. Verlauf des Marktes:,j»nnlam, Ueberstand.
Stuttgart, 12. Nav. (Landesprodnktenbörse) Bei unveränderten Preisen verkehrt der Getreidemnrkt In lustlaser Haltung: Weizen 22—23 50. Snmmergerste 20—23, Roaaen 17.50—18. 5)afer 17—19, Weizenmehl 39 50—40 50. Brolmehl 32.50-33.50, Kleie 9.25—9 75. Wiesenbeu 6 50—7 50, Kleeheu 7.50—8.50, drghtgepretztes Stroh 4.75- 5.25 Mark für 100 Kg. 31
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RkttM« Nack rück ten
Stuttgart, 12. Nov. Wie wir erfahren, wird der Landtag am kommenden Mittwoch, den 18. November, seine Beratungen wieder aufnehmen. Die bevorstehenden Verhandlungen werden in erster Linie der Erledigung der dem Landtag noch vorliegenden und in den letzten Monaten von den verschiedenen zuständigen Ausschüssen vorberatenen Gesetzesentwürfen dienen.
Stuttgart, 12. Nov. Im Verwältungs- und Wirtschaftsausschuß wurde die Besprechung der Schwarzwaldwasserversor- gungsfrage auf Antrag des Berichterstatters Dr. Höftcher von der Tagesordnung abgesetzt, da noch ein neues Gutachten ein- gehen soll. Zu den Schwarzwaldwasserversorgungsplänen der Stadt Stuttgart äußerte sich der Vertreter der Regierung dahin, daß das neueste Gesuch sich wesentlich vom früheren unterscheide. Es enthält den Plan einer Talsperre im Eyachtal. Dafür ist die Verleihung des Wassernutzungsrechts erforderlich. Das Gesuch ist ordnungsmäßig bekanntgemacht und die Einsprachen sind eingelaufen. Das Ministerium wird nun die Frage der Notwendigkeit, die Frage des Verhältnisses zu den Wasserkraftwerken usw. in Behandlung nehmen. In diesem Verfahren ist genügend Gelegenheit geboten, die großen Fragen, die hier Hereinspielen, nach allen Seiten zu erörtern.
Stuttgart, 12. Nov. Ter Abg. Bock und die übrigen Mitglieder der Zentrumsfraktion haben im Landtag folgende Kleine Anfrage eingebracht: Nach zuverlässigen Mitteilungen sind Bestrebungen im Gange, die bisherige Selbständigkeit der Reichsbahndirektion Stuttgart einzuschränken bzw. sie einer zentralen süddeutschen Gruppendirektion Frankfurt a. M. anzugliedcrn. Sind dem Staatsministerinm diese Bestrebungen der Reichs- bahnhauptveriwaltung bekannt? Was gedenkt das Staatsministerium zu tun, um eine solche, die Interessen Württembergs schädigende Maßnahme zu verhindern?
Stuttgart, 12. Nov. Der Abg. Dr. Ströbel und die übrigen Mitglieder des Bauernbundes und der Bürgerpartei haben bezüglich der Lage der Landwirtschaft folgende Große Anfrage an das Staatsministerium gerichtet: „Die Landwirtschaft ist infolge der Unvcrkäuflichkeit ihrer Produkte, die drückenden öffentlichen Lasten und des schreienden Mißverhältnisses zwischen den Preisen für landwirtschaftliche Erzeugnisse und den Preisen für Bedarfsartikel in einer unerhörten Notlage. Was gedenkt das Staatsministerium zu tun, um die Landwirtschaft Württembergs vor dem Zusammenbruch zu bewahren?"
Astgsburg, 12. Nov. In der vergangenen Nacht wurde durch Großfeuer die chemische Fabrik Pixner vollständig zerstört. Der Schaden ist außerordentlich groß, doch meist durch Versicherung gedeckt.
München, 12/ Nov. Im Dolchstoßprozeß hat das Gericht alle weiteren Beweisanträge beider Parteien abgelehnt. Die heutige Verhandlung war daher ausschließlich den Erklärungen der Parteien und deb Verlesung von Urkunden gewidmet. Rechtsanwalt Gras Pestalozza stellte fest, daß der Kläger durch Ablehnung weiterer Beweisangebote seitens des Gerichts außerstande gesetzt sei, die auch in der Verhandlung erhobenen Vorwürfe durch eigene Beweise zu widerlegen. Der beklagte Schriftleiter Gruber verlas eine Reihe von Schriften, aus denen er den Beweis dafür erbringen wollte, daß die Schwerindustrie ihren Einfluß im Großen Hauptquartier dazu benutzt habe, um sich materielle Vorteile zu verschaffen. Der Vorsitzende, Landgerichtsdirektor Frank, verlas die Ergebnisse der Verhandlungen des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses über die Ursachen des deutschen Zusammenbruches im Jahre 1918, die mit der Feststellung schließen, daß die Oberste Heeresleitung ihre Handlungen stets in dem guten Glauben begangen habe, dem Wöhle des gesamten Vaterlandes zu dienen. Die Beweisaufnahme war damit abgeschlossen. Die Plaidoyers beginnen am 16. November vormittags.
Zweibrücken, 12. Nov. Nachdem die Dinglersche Maschinenfabrik vor kurzem 60 Angestellten zum 1. 12. kündigte, sprach das Unternehmen nunmehr der Gesamtbelegschaft die Kündigung zum 31. 12. aus. Die Kündigung wird mit der unsicheren Geschäftslage der Firma begründet.
Dresden, 12. Nov. Nachdem die Temperatur in der vergangenen Nacht unter den Gefrierpunkt gesunken war, trat in Dresden und Umgebung Schneefall ein, der auch in den Abendstunden bei 0 Grad noch anhielt. Aus dem Erzgebirge werden 4 Grad Kälte gemeldet-
Berlin, 12. Nov. Der Aeltestenrat des Reichstags hat heute nachmittag beschlossen, den Reichstag zu Freitag, den 20. Nov., nachmittag beschlossen, den Reichstag zum Freitag, den 20. Nov., Len der italienische und russische Handelsvertrag in erster Lesung beraten werden. Am Montag, den 23. Nov., beginnt die Beratung über den Locarno-Vertrag. Die Frage, ob für diesen Vertrag eine Zweidrittelmehrheit erforderlich sei oder nicht, ist von keiner Seite im Aeltestenrat angeschnitten worden, da zurzeit noch das juristische Sachverständigen-Gutachten darüber erwartet wird. '
Berlin, 12. Nov. Gegenüber der Darstellung des Grafen Westarp ist festzustellen, daß die Billigung des Locarnovertrages im Reichskabinett mit Zustimmung der deutschnationalen Minister erfolgte.
Berlin, 12. Nov. Der Reichsrat hat heute über Maßnahmen Beschluß gefaßt, die von der Reichsregierung zur Abwehr der spanischen handelspolitischen Kampfmaßnahmen vorgeschlagen worden sind. Die Abwehrmaßnahmen bestehen in einer sehr starken Erhöhung der Zölle auf die wichtigsten spanischen Ausfuhrerzeugnisse. Der Reichsrat hat zugestimmt, daß diese Maßnahmen erforderlichenfalls alsbald in Kraft gesetzt werden. Er hat dabei jedoch auch dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß alles versucht wird, um den gegenwärtigen, für beide Teile unerfreulichen Zustand so schnell wie möglich zu 'beendigen.
Berlin, 12. Nov. In Berlin werden Unterhandlungen gepflogen über ein Kabinett der Mitte. — Der „Vorwärts" meldet, daß in den nächsten Tagen dem Reichsrat ein Gesetzentwurf Angehen werde, der eine Erhöhung der steuerfreien Einkommensgrenze auf 100 Mark monatlich (24 Mark wöchentlich) ab 1. 1. 1926 vorsehe. — Reichswehrminister Geßler erklärt, ihm sei von den Acußerungen LuPPes an Ludwig nichts bekannt. — In dem Prozeß gegen den Kaufmann Erich Freitag beantragte der Staatsanwalt zwölf Jahre Zuchthaus und zehn Jahre Ehrverlust. Das Schwurgericht verkündete folgendes Urteil: Der Angeklagte Erich Freitag wird wegen Totschlags zu acht Jabren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust verurteilt. — Die in dem Prozeß wegen der Geschäfte der Preu- fischen Landespsandbriefanstalt zu je neun Monaten Gefängnis und zu Geldstrafen bis zu 3600 Mark verurteilten Angeklagten v. Carlowitz, v. Etzdorf und v. Karstedt legten gegen das Urteil Berufung ein. — Aus der Lüneburger Heide, dem eigentlichen Reich der Bienenschwärme, sind bis jetzt 30 000 Bienenvölker auf Reparationskosten geliefert worden. Keines dieser Bienenvölker bat indes die französische Luft vertragen können, denn sie sind sämtlich eingegangen.
Bremen, 12. Nov. Boesmanns Telegraphenbüro meldet: Am 12. November um die Mittagsstunde ist im Beisein^ der Vertreter der sranzösisechn Regierung und der Reederei auf der Werft der A.G. Weser der zirka 14 000 Buttorsgistertonnen große Passagierdampfer „Athos II" glücklich vom Stapel gelaufen. Bei diesem Neubau handelt es sich um eine Reparationslieferung an Frankreich.
Rom, 12. Nov. Die zuständige Behörde hat bis jetzt die Existenz einer Verschwörung festgestellt, deren Zweck war, ein Attentat gegen den Leiter der Regierung vorzubereiten und dann einen bewaffneten Aufstand zu versuchen.
London, 12. Nov. Die Admiralität veröffentlicht heute abend ein CommuniquS, worin sie mitteilt, daß das U-Boot M. l im Verlauf von Hebungen, die es heute morgen vornahm- Plötzlich versank, als es sich etwa 15 Meilen von seinem Ausgangshafen befand. Es werden die größten Anstrengungen gemacht, um das U-Boot wieder aufzufinden. Die Besatzung von M. 1 besteht aus 60 Mann. *
Hindenbnrg auf der Reffe.
Aufrichtige Verehrung und jubelnde Begeisterung hat der Reichspräsident in Schwabens Hauptstadt erfahren dürfen. „Sie haben meinem alten Herzen wohl getan. Ich werde den Stuttgarter Tag nie vergessen." Mit diesen Worten dankte er für die herzliche Aufnahme und nahm Abschied von Stuttgart. Sein Salonwagen war dem fahrplanmäßigen Schnellzug O 18 angehängt. Auf der Durchfahrt durch die einzelnen Bahnhöfe die in den Reichsfarben geflaggtt hatten, wurde dem Reichspräsidenten von der Bevölkerung zugewunken. In Ludwigsburg hielt der Zug. Aus allen Schichten der Bevölkerung waren Männer und Frauen zahlreich erschienen, um ihren Führer in schwerer Kriegs- und Friedenszeit wenigstens einmal, wenn auch nur kurz zu sehen und zu begrüßen. Bei der Einfahrt saß der Reichspräsident an dem breiten Fenster des Salonwagens, ihm gegenüber sein Sohn, Major von Hindenbnrg. Die Menge, der der Heizer auf der Lokomotive — man sah ihm den Stolz an, seinen Reichspräsidenten und Wohl auch früheren Heerführer fahren zu dürfen! — ein Zeichen gegeben hatte, strömte vor dem Wagen zusammen. Stürmische Hoch- und Heilrufe erschallten, Hindenbnrg trat mit seiner wuchtigen Gestalt ans Fenster und dankte mehrmals durch Kopfnicken und Händewinken. Zu gleicher Zeit fuhr der Heilbronner Eilzug 407 nach Stuttgart in die Ludwigsburger Bahnhofshalle ein. Als die Reisenden dort erfuhren, daß Hindenbnrg im andern Zug wäre, wuvden Fenster und Türen anfgerissen, und es setzte ein begeistertes Hochrufen ein, das Zeugnis davon gab, wie viel Liebe und Verehrung des Reiches Oberhaupt auch im schwäbischen Unterland genießt. Hindenbnrg dankte ebenfalls sichtlich erfreut. Alles das dauerte freilich nur Augenblicke, wird aber für viele Leute in der Erinnerung von dauerndem Wert sein, und sie werden noch lange den ihrigen davon erzählen. Es ist ja durchaus nicht so, daß nur „Reaktionäre" und ,-Studenten"
— wie eine gewisse verärgerte Presse berichtet — den Reichs- Präsidenten und Feldmarschall sehen wollten. Als der Heil- bronner Zug weiterfuhr, war der Gesprächsstoff in den einzelnen Abteilungen „Hindenbnrg und nur Hindenbnrg". In dem einen Abteil saßen vier Eisenbahnarbeiter, die sich als Sozialdemokraten ausgaben, die äber weiterhin ihre Freude bekunden, einmal den „eisernen Marschall" gesehen zu haben und dabei sagten: „Wenn im deutschen Reiche alle ihre Pflicht so erfüllt hätten wie Hindenbnrg, dann stände es besser um uns!" Also auch hier allgemeine Liebe und Verehrung. Von tiefer Bedeutung wird dieses Gefühl, weil es die Zerrissenheit unseres Volkes überbrücken Hilst! In Mühlacker war der Reichspräsident gleichfalls Gegenstand einer herzlichen Huldigung durch Schüler und Kriegervereine. Ein Lehrer brachte ein Hoch auf den Reichspräsidenten ans und der Reichspräsident antwortete seinerseits mit einem Hoch aus Deutschland. Man sang das Deutschlandlied und andere vaterländische Weisen ertönten. Als der Zug sich in Bewegung setzte, ertönten nochmals begeisterte Hochrufe.
Reichspräsident v. Hindenbnrg. der heute Donnerstag vormittag um 9.15 Uhr die württembergische Hauptstadt verlassen hat und dort bei seiner Abfahrt Gegenstand begeisterter Kundgebungen war, kam mit dem fahrplanmäßigen Münchener >Schnellzug nach 10 Uhr in Pforzheim auf badischen Boden und wurde dort in herzlicher Weise durch die Bevölkerung begrüßt. Auf dem Bahnsteig stand in acht Gliedern der Enzgaumilitär- vereinsverband mit der Pforzheimer Stadtkapelle an der Spitze. Zur offiziellen Begrüßung waren am Pforzheimer Bahnhof der Landrat, Oberbürgermeister Gündert und der Polizeidirektor erschienen, die sich nach Ankunft des Zuges sofort in den Sonder- wagen- des Reichspräsidenten begaben. Beim Einlaufen des Zugs spielte die Stadtkapelle einen Militärmarsch, während die zahlreich versammelte Menschenmenge und die spalierbildenden Vereine in Hochrufe ausbrachen. Der Reichspräsident stand am Fenster des Salonwagens und dankte durch Zuwinken für den herzlichen Empfang. Oberbnrgermeicher Gündert entbot im Salonwagen dem Reichspräsidenten den herzlichsten Willkommgruß auf badischem Boden und gab der Hoffnung Ausdruck, daß er dem deutschen Volke noch recht lange erhalten bleiben möge. Eine Schülerin überreichte Hindenbnrg einen Blumenstrauß, und dann meldete sich der Vorsitzende des Enzgauver- bandes beim Reichspräsidenten, um ihm die Grüße der Militärvereine und ehemaligen Soldaten zu übermitteln. Nach wenigen Minuten setzte der Zug seinen Weg nach der badischen Landeshauptstadt fort, während die Menschenmenge „O Deutschland hoch in Ehren" sang.
Der Reichspräsident in Karlsruhe und Darmstadt.
Karlsruhe, 12. Nov. Hindenbnrg wurde bei seinem Besuch in Karlsruhe ebenfalls begeistert gefeiert. Abends 6.15 Uhr trat er die Weiterreise nach Darmstadt an, wo er um 8.16 Uhr abends eintraf, überall begeistert empfangen.
Anklageerhebuug gegen Kutisker und Genossen.
Berlin, 13. Nov. In der Betrugssache gegen Max Kutisker und Genossen ist nunmehr die Anklage erhoben worden. Max Kutisker und der Spediteur Stern sind wegen Urkundenfälschung und Betrugs angeklagt. Die Söhne Kutiskers, Iwan und Max, sowie die Direktoren Blau, Blei und Rieger, sowie mehrere andere sind der Beihilfe zum Betrug beschuldigt. Dagegen ist, wie eine hiesige Korrespondenz erfährt, das Verfahren ggen die Direktoren der Staatsbank, Rühe und Hellwig, sowie gegen den Justizrat Dr. Werthauer und den Rechtsanwalt Engelbert eingestellt worden.
Sucht Italien Konflikte?
London, 12. Nov. Unter der Ueberschrist „Die Spannung in Italien" veröffentlicht „Times" auf der Hauptseite eine Mitteilung. in der es heißt: Nach in Locarno eingetrosfenen Privaten Informationen hat die augenblicklich strenge Anwendung der Zensur in Italien, die teilweise auf die Tatsache zurückzuführen ist, daß einige faschistische Blätter die kürzlichen Vorbereitungen für den Anschlag auf Mussolini den dunklen Machenschaften von Agenten einer benachbarten Macht zuschreiben, im Lande einen Zustand nervöser Spannung erzeugt. Eine gewisse Gärung ist sogar in faschistischen Kreisen bemerkbar. Es wird befürchtet, daß die lange Fortdauer des augenblicklichen
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