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der Farbenfabriken vorin der heutigen Sitzung n Badischen Anilin- und g ist am 5. November, urger Anzeiger" erfahren Herr Seminars und zwei dis l 5 jährigen Knaben i sollen, verhaftet worden.
- Wie die Eenatskom- ird der wegen des Liier Oberlandesgericht im last verurteilte Kommu- :r Entscheidung des han- ntiassen werden, »andelsminister Chaumc! iotschaster in Paris zur enburg die französische» andlungen.
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in Amerika gefährdet, die tatkräftige Unterarms des Innern und mitsumme der Anleche l etwa die Hälfte aus verteilt sich zu ungler- Jm ganzen sind
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württembergische Städte beteiligt und zwar: Stuttgart, Ulm, Heilbronn, Eßlingen, Reutlingen, Tübingen, Gmünd, Göppingen Tuttlingen, Schivenningen, Ludwigsburg, Bückingen, Ebingen, Nürtingen, Rottweil, Erailsheim, Waiblingen, Birken- feld, Altensteig, Böblingen, Calmbach, Höfen, Weingarten. Die Anleihe dient nur wirtschaftlichen, werbenden Zwecken, wie dem Bedürfnis der Erweiterung, Verbesserung und Erneuerurig der Gas- und Elektrizitätswerke, von Jndn- striegleisanlagen u. a. Der Zinssatz beträgt 7 Prozent. Die Auszahlung beträgt 89 Prozent; die Uinlaufzeit der Anleihe beträgt 20 Jahre. Die Tilgung soll ähnlich wie in München in gleicher Art, serienweise erfolgen, Jahr für Jahr. Die jährliche Tilgung ist für fünf Jahre fest; von 1930 an ist es uns erlaubt, verstärkt zu tilgen oder ganz zu kündigen. In diesem Fall hat die Rückzahlung aber zu 103 Prozent zu erfolgen. Die Anleihe wird in den Bereinigten Staaten wie auch in Holland begeben und zwar zu Stücken zu 1000 und zu 500 Dollar. Die Bank verpflichtet sich, zunächst fünf Millionen selbst zu übernehmen. Die Auszahlung dieses ersten Betrages ist bis Anfang November in Aussicht genommen. Der Restbetrag von 3,4 Millionen Dollar wird in drei Monaten ausbezahlt. Die Sicherung für die Anleihe besteht ausschließlich in der solidarischen Haftung der Gemeinden mit ihrem gesamten Vermögen und ihren Einkünften, sodann in der Garantie des württembergi- schen Staates. Von der Anleihe, die zwar nur für werbende Zwecke verwandt werden darf, ist indirekt doch eine fühlbare Erleichterung des Gesamtzustandes der Gemeindeverwaltungen zu erhoffen. Eine Auskunft darüber, welche Provision die Bank- sirma Jaikobowitz bezogen hat, wurde nicht erteilt.
Der Dolchstoß-Prozeß.
München, 26. Oktbr. Am Montag wurde die am Freitag unterbrochne Verhandlung ini Prozeß Coßmann-Gruber unter starker Beteiligung des Publikums fortgesetzt. Die Polizei mutzte erst weitere Teile der Zugänge zu dem Sitzungssaal absperren, uni den Andrang des Publikums bewältigen Zu können. Zunächst wurde der Zeuge Hauptmann Max Jüttner vernommen. Er hatte ebenfalls in den „Süddeutschen Monatsheften" einen Artikel veröffentlicht unter der Ueberschrist „Die Streikbrecher". Er sagte aus: Bis zum Jahre 1918 war ich Generalstabsoffizier der 6. Armee. Bei meiner Versetzung vom Armeeoberkommando zur 2. Jnfanterie-Radfahrer-Brigade Habe ich es auch erlebt, daß Ersatzmannschaften, die aus der Heimat an Lie Front kamen, ihren Führern den Gehorsam verweigerten. Ich möchte dazu bemerken, daß diese Truppen außerordentlich gut verpflegt und ausgerüstet waren. Sie waren also bereits in der Heimat revolutionär verseucht worden. Es unterlag für mich keinem Zweifel, daß diese Auswüchse nur auf eine systematische Vergiftung zurückzuführen waren. Am 10. November wurde meine Brigade, fährt der Zeuge fort, in Lüttich zur Sicherung des deutschen Rückmarsches eingesetzt. Hier mußte ich es erleben, daß 20 000 Deserteure gemeinsam mit der belgischen Bevölkerung den kämpfenden Truppen in den Rücken fielen. Als nächster Zeuge wurde hierauf Exz. v. Kühl, General der Infanterie, vernommen. Der Zeuge erklärte: Meine Ansicht, weshalb wir den Krieg verloren haben, geht dahin, daß die Ursachen sehr verschiedener Natur waren. Wir können keineswegs behaupten, daß wir den Krieg lediglich durch die Unterhöhlung des Heeres verloren haben. Es mußten naturgemäß sehr viele Punkte zusammenkommen, um Deutschland zu Fall zu bringen. Außerdem fehlte im Sommer 1918 der Ersatz. Weiterhin sind wir auch der großen Ueberlegenheit des Feindes unterlegen, zumal als die Amerikaner auf dem Kriegsschauplatz erschienen waren. Im Sommer 1918 hatten Wir außerordentliche Verluste erlitten, die in erster Linie das Sinken der Gefechtsstärke Zur Folge hatten. Wir halben in der Zeit vom 8. Juni 1918 bis zum Waffenstillstand an Toten und Verwundeten 420 000 Mann gehabt, an Gefangenen und Vermißten 340 000. Die Zahl der fahnenflüchtigen Neberläufer und Drückeberger war ebenfalls außerordentlich groß. Verlassen haben die Urlauber meistens die Front in guter Stimmung, aber aus der Heimat 'kamen sie gewöhnlich verseucht zurück. Dieser Abgang war zum großen Teil dem verhetzenden Einfluß zuzuschreiben, der von der Heimat aus auf die Leute ausgeübt wurde. Gewiß ist zuzugoben, daß die Gesamtlage Deutschlands im Sommer 1918 sich außerordentlich verschlechtert hat. Wenn sich also auch die Behauptung nicht aufrecht erhalten läßt, daß lediglich der Dolchstoß aus der Heimat uns den Sieg geraubt hatte, so muß ich doch andererseits sagen, daß die pazifistischen, antimilitaristischen und die internationalen Bestrebungen und vor allem die von der Heimat ausgehende revolutionäre lllnter- wühlung unserer Heere zum Zusammenbruch ganz wesentlich beigetragen haben. Diese revolutionäre Nnterwühlung hat nicht erst nach dem Zusammenbruch der Offensive, sondern schon viel früher eingesetzt. Die Tendenz der Bewegung war, die Regierung zu zwingen, Friedensverhandlungen einzuleiten. So wurden junge Leute anfgefordert, den Stellungsbefehlen nicht mehr Folge zu leisten. Der Zeuge geht dann ausführlich auf die außerordentlich schädigende Propaganda des Feindes und die unterwühlende Tätigkeit der Deserteurvereine im Ausland ein. In Holland standen diese Deserteure in organisierter Verbindung mit den englischen Spionageorganisationen. General- feldmarschall von Hindenburg habe erklärt, daß der schlimmste Feind der Truppen die Entnervung durch die Einflüsse der Heimat und der drohende Bolschewismus sei. Der Zeuge fährt dann fort: Wären die 320 000 Drückeberger an der Front verwendbar gewesen, dann hätten unsere Truppen sich anders schlagen können. Mit der Revolution habe das verheerende Wirken der Soldatenräte begonnen. Die Aussicht auf eine Atempause für unsere Armee war insofern günstig, als wir bei unserem Rückzug auf die Antwerpen-Maas-Stellung sämtliche Eisenbahnlinien restlos zerstört hatten, sodaß es den nachziehenden feindlichen Truppen nicht möglich war, in voller Kampfesstärke mit unseren Truppen in Fühlung zu hleiben. Aber die Tätigkeit der Soldatenräte zerstörte alles. Der Zeuge formuliert dann seine Aussage nochmals dahin, daß das Heer zwar in den Jahren 1917/18 von der Heimat aus systematisch revolutioniert Worden sei, daß aber der Dolchstoß in Wirklichkeit erst die Revolution gewesen sei.
Marx für Unterstützung des Kabinetts.
Hamm, 26. Oktbr. Auf dem Parteitag der westfälischen Zentrumspartei sprach Reichskanzler a. D. Marx über die Politische Lage. Er beschäftigte sich zunächst mit dem Vertrag von Locarno, der, vorsichtig ausgedrückt, einen Wendepunkt in der ganzen Weltgeschichte darstellen könne. Deutschland habe keinen Rechtsverzicht ausgesprochen und habe das Recht behalten, auf die Revision seiner Grenzen hinzuwirken. Es habe nur darauf verzichtet, mit Waffengewalt vorzugehen. Die Rückwirkungen seien .zweifellos für uns von größter Wichtigkeit. Die Forve- rung nach der Räumung der Kölner Zone stehe mit dem Locar- noer Vertrag in keiner Verbindung. Hier handele es sich vielmehr um einen Rechtsanspruch. Der Redner ging auf die Folgen ein, die der deutschnationale Beschluß für das Kabinett haben werde. Das Zentrum befinde sich in einer schwierigen Lage. In dem gefährlichsten Augenblick, den es für das Leven eines Staates gebe, das Vaterland im Stich zu lassen, könne er von seinem Gewissen nicht verantworten und das Zentrum werde seines Erachtens sich der Pflicht nicht entziehen können, zu helfen, sobald das möglich sei. Er habe es für durchaus
richtig gehalten, daß das Zentrum das rechtsgerichtete Kabinett unterstütze. Die Zentrumspartei müsse sich stets freie Hand Vorbehalten unter Beachtung ihrer Grundsätze. Das Zentrum müsse die Partei der Mitte bleiben und sich Vorbehalten, mit rechts wie mit links zu gehen.
Einmütigkeit zwischen Reichsregiernng und Hindenburg.
Berlin, 26. Oktbr. In der Reichskanzlei ist am Montag Hochbetrieb gewesen. Der Reichskanzler hat mit den Führern der Parteien sich längere Zeit unterhalten, darunter von der Deutschen Volksp. mit dem Abg. Scholz, vom Zentrum dem Abg. Bell, von den Demokraten dem Abg. Koch und von den Sozialdemokraten den Abgeordneten Hilferding, Wels und Müller Franken. Dr. Luther hat Vortrag beim Reichspräsidenten gehalten und deneben fanden noch zwei Kabinettssitzungen statt, sodaß der ganze Tag mit der Erledigung der innerpolitischen Krise ausgefüllt war. Die einmütige Beschlußfassung des Rumpfkabinetts ging dahin, seine Demission nicht einzurei- cheu, sondern die bisherige Politik fortzuführen, eine Beschlußfassung, die auch die Zustimmung des Reichspräsidenten gefunden hat.
Inzwischen wird die Reichsregierung sich mit einer Proklamation an die O-efsentlichkeit wenden, worin sie sich darin sestlcgt, daß sie trotz des Ausscheidens der deutschnationalen Minister die bisherige außenpolitische Linie verfolgt. Wenn also nicht neue Neberraschungen eintreten, darf man annehmen, daß die innerpolitische Krise vorläufig vertagt ist und ihre Lösung erst findet im inneren Zusammenhang mit der des Rheinpaktproblems.
Das Kabinett Luther bleibt im Amt.
Berlin, 26. Oktbr. Das Reichskabinett hat seine heute mittag begonnenen Beratungen am Abend fortgesetzt und ist zu folgender Stellungnahme gelangt: Das Reichskabinett betrachtet es als eine selbstverständliche Politische Pflicht, auf dem in Locarno begonnenen Wege fortzuschreiten, um dem Reichstag rechtzeitig vor dem 1. Dezember, dem Tage, der für die Zeichnung des in Locarno paraphierten Vertrages vorgesehen ist, ein Gesamtergebnis zur Beschlußfassung unterbreiten zu können. Aus dieser Erwägung erachtet es das Reichskabinett für geboten, von einer Demission abzusehen und die Reichsgeschäfte weiterzuführen. Der Reichskanzler, der im Laufe des Nachmittags Vertreter der Reichstagsfraktionen empfangen hatte, hat dem Herrn Reichspräsidenten über die politische Lage Vortrag erstattet und sogleich seine Vorschläge wegen der zukünftigen Gestaltung des Reichskabinetts unterbreitet. Der Herr Reichspräsident hat die Entlassungsgesuche der Herren Reichsminister Neuhaus, Schiele und von Schlieben genehmigt und hat unter Billigung der Fortführung der Reichsgeschäfte durch das jetzige Kabinett mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Reichsmini- sters der Finanzen den Reichskanzler Dr. Luther, des Reichsministers des Innern den Reichswehrminister Dr. Geßler und des Reichswirtschaftsministers den Reichsverkehrsminister Dr. Krohne beauftragt.
Der Reichspräsident an die scheidenden Minister.
Berlin, 26. Oktbr. Der Reichspräsident hat die Entlassungsgesuche der Reichsministr Schiele, von Schlieben und Dr. Neu- haus genehmigt und ihnen in Handschreiben den Dank für ihre Tätigkeit ausgesprochen. In dem Schreiben an Reichsminister Schiele wird hervorgehoben, daß der Minister in ernster Zeit seine Arbeitskraft und reiche Politische Erfahrung in den Dienst des Vaterlandes gestellt und sein schwieriges Amt mit hingeben- dem Eifer und politischem Geschick versehen habe. Daß der Minister hierbei sein Augenmerk auf die Stärkung der Staatsautorität und den Ausgleich der inneren Gegensätze gerichtet habe, werde sein besonderes Verdienst bleiben. Das Schreiben an Reichsminister v. Schlieben spricht ebenfalls den herzlichen Tank und die aufrichtige Anerkennung aus für die Pflichttreue und erfolgreiche Arbeit, die der Minister in seiner langjährigen Tätigkeit im Reichsfinanzministerium und als Reichsminister der Finanzen dem Vaterland geleistet habe- Das große Werk der Neuordnung der Reichsfinanzen bleibe mit seinem Minen immer eng verbunden. Das Schreiben an Reichswirtschaftsminister Dr. Neuhaus hebt hervor, daß der Minister in schwieriger Zeit an der Lösung wichtiger wirtschaftspolitischer Aufgaben mit großer Tatkraft gearbeitet und die Politik der Reichs- rcgierung in verständnisvoller Weise gefördert habe.
Das vorläufige amtliche Wahlergebnis in Berlin.
Berlin, 26. Oktbr. Nach einer vorläufigen Berechnung der amtlichen Ergebnisse der Berliner Stadtverordnetenwahl sind' insgesamt 1853115 gültige Stimmen abgegeben worden. Die Verteilung der Stimmen und der neuen Mandate ist folgende: Sozialdemokraten 604704 (74 Mandate), Deutschnationale 385 326 (47), Deutsche Volkspartei 111432 (14), Kommunisten 347 382 (42), Demokraten 171961 (21), Wirtschaftspartei 73 264 (9), Zentrum 63 265 (8), Unabhängige Sozialdmokraten 14608 (2), Völkische 27 534 (3), Deutschsoziale 25200 (3), Evang. Gemeinschaftsbund 17161 (2 Mandate), Arbeiterpartei 627,
Deutschnatl. Bund der Hauswirte 147, Sparerbund 4101, Nationale Reichspartei 1309, Deutsche Mittelstandspartei 2479, Deutsche Arbeitnehmer-Partei 954, Nationale Wirtschaftsvereinigung 648, Entschiedene Demokraten, Mieterschafts- und Bodenreformer 1249 Stimmen. Sozialdemokraten, Kommunisten und Unabhängige verfügen in der neuen Stadtverordnetenversammlung über 118 Sitze (110) gegenüber 107 Sitzen (115) der bürgerlichen Parteien.
Zahlungsschwierigkeiten im Papierhandel.
Berlin, 26. Oktbr. Die seit etwa 100 Jahren bestehende Papierhandelsfirma Ferdinand Flinsch in Frankfurt a. M. ist nach der „Vossischen Zeitung" mit ihren Filialen in Stuttgart, München und Düsseldorf — weitere Filialen befinden sich, wie uns ergänzend mitgeteilt wird, in Mailand, Haag und Wien — in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Am 31. Oktober findet eine Gläubigerversammlung in Frankfurt a. M. statt. Nach der bisherigen internen Ueberprüfung ist der Status aktiv. Man hofft in den beteiligten Kreisen, daß der Fortbestand des Geschäftes gesichert werden kann. Das Blatt bemerkt weiter, daß das Frankfurter Haus durchaus selbständig sei und mit den Firmen gleichlaufenden Namens in Berlin und Leipzig, die ihrerseits von einander unabhängig sind, nichts zu tun habe. Dasselbe gilt, wie wir weiter erfahrn, von den Zweighäuserv des Berliner Hauses, nämlich den Niederlassungen in Hamburg, Königsberg und Stettin.
Stresemanns Optimismus.
London, 26. Oktbr. Der „Star" meldet, daß Dr. Strese- mann die alliierten Diplomaten in inoffizieller Form darauf aufmerksam gemacht hat, daß die durch die Deutschnationalen versuchte Kabinettskrise die Ratifikation des Vertrages von Locarno nicht gefährden werde.
Zum griechisch-bulgarischen Konflikt.
Sofia, 26. Oktbr. Die griechischen Truppen haben in der Nacht vom 25. auf 26. Oktober mit Unterbrechungen mehrere Dörfer sowie die Stadt Petritsch bombardiert. Auch diesmal sind wieder mehrere Opfer zu verzeichnen. Am 25. Oktober- Haben die Griechen das Dorf Nowo Lechowo eingeäschert. -T-sas Dorf ist erst kürzlich durch Wohltätigkeitsspenden aufgebaut worden, um Unterkunft für mehrere Hundert Flüchtlinge zu schaffen, die vor etwa einem Jahr griechisches Gebiet verlassen
mußten. Bis jetzt haben die griechischen Truppen den bulgarischen Boden noch nicht verlassen unter dem Vorwand, daß die Bulgaren griechisches Territorium besetzt halten sollen. Die Einwohner von Petritsch verlassen in großen Massen die Stadt.
Literarisches.
Rudolf Schallek, Nordische Hochzeit, Schauspiel in 5 Aufzügen. Selbstverlag. Druck der C. Meeh'schen Buchdruckerei, D. Strom, Neuenbürg.
/A Die stürmisch bewegten Zeiten vor 400 Jahren sind von Schriftstellern der Gegenwart mit Vorliebe zum Gegenstand künstlerischer Erzeugnisse epischer oder dramatischer Mtur erhoben worden. Auch Rudolf Schaller, Kurkommissar von Herrenaib, hat für sein Schauspiel „Nordische Hochzeit" in fünf Aufzügen den Stoff aus jenen Tagen verwertet. Ein guter Griff, insofern die Ereignisse selbst sowohl der Schürzung des Knotens als auch der Katastrophe und Lösung entgegeiÄommen. Freilich erhebt sich sogleich die Schwierigkeit, aus der Fülle der Gestalten diejenige Persönlichkeit zur Geltung zu bringen, welche den dramatischen Mittelpunkt bilden soll.
Die historischen Grundlagen sind bekannt. Durch die Union von Kalmar 1397 waren die drei skandinavischen Reiche Dänemark, Normegen und Schweden unter ein Szepter vereinigt worden; besonders Schweden wurde von den dänischen Königen wie ein erobertes Land behandelt. Christian II., grausam und gewalttätig, ließ nach der Besiegung des klugen und tapfern schwedischen Reichsverwesers Sten Sture 1520 vierundneunzig der einflußreichsten und mächtigsten Edlen enthaupten (Stockholmer Blutbad), eine Schreckenstat, welche die beiden Länder Dänemark und Schweden für immer trennte. Es brachen Empörungen aus, in deren Verlauf die Union von Kalmar aufgehoben wurde und die evangelische Kirche zur Herrschaft kam. In den mancherlei Fehden tat sich der Sture Gustav Wasa durch Tapferkeit, Klugheit und Mut hervor als grimmigster Feind Christians II. Dieser Hatte ihn als Geisel nach Dänemark gebracht; es gelang jedoch dem jugendlichen Helden zu entfliehen und nach Schweden zurückzukehren, als dort durch das Stockholmer Blutbad Entsetzen und wütende Rachgier herrschte. Beschützt von den Talbewohnern des Nordens (Dale- karlen), entging er allen Mchstellungen Christians wie einst David vor Saul (z. B. Flucht durch Sprung Pom Fenster), eroberte Falun und Upsala und wurde auf dem Reichstag von Strengnas zum König gewählt.
Auf diesen Geschehnissen fußt in der Hauptsache der Gang des Schauspiels. Eingeflochten ist die Liebesgeschichte einer vornehmen Schwedin und ihres Vetters (Karin und Erich), zwischen deren Verlöbnis Gustav Wasa als Nebenbuhler störend tritt. Nach harmlos verlaufenem Zweikampf wendet sich alles zum guten Ende. Die Charakteristik ist im ganzen wohlgelungen; Schuld und Sühne sind folgerichtig herausgearbeitet. Eindrucksvolle Szenenbilder stellen dem Bühnenleiter dankbare Aufgaben. Auch als Lektüre bietet das packend geschriebene Werk manchen Genuß, wozu die sorgsame und geschmackvolle Ausstattung der Schrift wesentlich beiträgt. Es ist deshalb eine weite und nachhaltige Verbreitung des Schaller'schen Schauspiels sehr zu wünschen.
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Die Erstaufführung im Heilbrunner Stadttheater war für den Dichter wie für Regie und Darsteller ein voller Erfolg. Die Regie des Oberspielleiters Paul Schm i d verstand es vortrefflich, die wirkungsvollen großen Szenen des Stückes herauszuarbeiten. Von den Darstellern, die mit größtem Eifer und mit Liebe an ihre Aufgaben herangingen, leisteten Karl Milling in der Hauptrolle des schwedischen Reichsverwesers Gustav Wasa, Frau Else Schuchhardin der imponierenden Frauengeslalt der Brigitta, Herr Herten als König Christian von Dänemark, die Herren Josef Schaper, Ludwig Lang, Schwarz und Stöhr sowie Fräulein Arendt Bedeutendes. Das Publikum folgte der fesselnden, reichbewegten Handlung mit Spannung und Anteilnahme und spendete nach jedem Akt starken Beifall. Den lang andauernden Hervorrufen am Schluß leistete auch der der Aufführung beiwohnende Autor Folge. Bei der .Heilbronner Presse fand das Stück eine geteilte Aufnahme. Immerhin muß sogar das sozialdemokratische Blatt den Achtungserfolg des Stückes feststellen, und Herr F. von der „Neckarzeitung", der nebenbei auch, allerdings mit wenig Glück, Bühnenautor ist, kann ebenfalls nicht umhin, den herzlichen Beifall zu verzeichnen. In der „Abendzeitung" wird gesagt, der Titel des Werkes sei nicht übel, der Autor gebe aber durch diesen Titel zu, daß ihm die Kraft Zur Gestaltung des Schwedenkönigs Gustav Wasa fehle oder er habe nicht an Strindbergs Königsdrama Gustav Wasa erinnern wollen, wohingegen der „Heilbronner Generalanzeiger" bemerkt, daß der Dichter garnicht beabsichtigte, ein historisches Schauspiel zu schreiben, sondern daß es ihm vielmehr gelungen sei, auf dem historischen Hintergrund die Handlung in eine rein menschliche Sphäre zu rücken. Es sprechen bei einem Teil der Heilbronner Theaterkritiker, wie dort stadtbekannt ist, stark Persönliche Gründe bei ihrem Urteil über neue Verfasser mit. So z. B. ist der erwähnte Herr F- von der „Neckarzeitung" anläßlich der Uraufführung eines eigenen Stückes vom Publikum so eisig abgelehnt worden, daß das Werk vom Spielplan abgesetzt werden mußte. Dieses Mißgeschick wirkt sich nun eigentümlicherweise in der Kritik über jede dramatische Neuerscheinung aus. Daß das Ansehen einer solchen Kritikgebarung dann beim Publikum auf den Nullpunkt sinken muß, dürste einleuchtend sein. Auch an dem neuen Werke des Herrn Schaller hat Herr F. seinen Mut gekühlt. Dennoch hat sich die „Nordische Hochzeit" weiter gut im Spielplan behauptet und für den Wert des Stückes spricht ohne weiteres die Tatsache, daß es noch von mehreren andern namhaften Bühnen erworben Wurde.
Hufbesehlag.
Auf die Bekanntmachung der Zentralstelle für die Landwirtschaft vom 13. ds. Mts., betr. die Abhaltung von Prüfungen im Hufbeschlag an den Lehrwerkstätten für Hufschmiede (Staatsanz. Nr. 244) wird hingewiesen.
Der Staatsanzeiger kann bei den (Stadt-)Schultheißen- ämtern eingesehen werden.
Neuenbürg, den 22. Okt. 1925. Oberamt.
Lern pp.
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