diese Weise geringer erscheinen zu lassen. Die Behauptung der Stadt Stuttgart, daß die Landeswasserversorgung an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit angelangt sei, trifft nicht zu. Aus den Aussührugnen des Vorsitzenden war weiter zu entnehmen, daß Lei Verwirklichung der Stuttgarter Pläne der Bezirk je länger je mehr in wirtschaftliche Abhängigkeit von der Landeshauptstadt komme, die Lebensinteressen des Bezirks würden dadurch aufs schwerste geschädigt, es würde eine Quelle fortgesetzter Streitigkeiten zwischen den Interessenten des Bezirks und der mächtigen Landeshauptstadt Stuttgart. Mit allen erreichbaren Mitteln müsse deshalb darnach gestrebt werden, diese wirtschaftliche Gefahr welche dem Bezirk durch die Stuttgarter Pläne drohe, vom Bezirk abzuwenden.
Schultheiß H ö rnle-Calmbach gab hieraus zu allgemeiner Ueberraschung die Erklärung ab, daß die Vertreter Calmbachs in Ausführung eines Gemeinderatsbeschlusses nicht in der Lage seien, an der Aussprache teilzunehmen, da sie sich für befangen halten; er bitte, daß die Vertreter abtreten dürfen. Die Vertreter verließen darauf den Saal.
In der Aussprache ergab sich einmütige Zustimmung zu den Ausführungen des Vorsitzenden, die sich zu einer Resolution verdichtete, die dem Landtag, der Regierung sowie dem Gemeinderat Stuttgart übermittelt werden soll. (Deren Wortlaut veröffentlichten wir bereits in der gestrigen Nummer, Schristl.). U. a. wurde noch betont, daß das Stuttgarter Projekt die schlimmsten Befürchtungen übertreffe, die man hegte. Mit dem oberen Eyachtal werde der Anfang gemacht, wenn Stuttgart einmal so weit sei, bringe man es nicht mehr hinaus, und der letzte Tropfen Wasser werde aus dem Enztal herausgeholt. Das mögen sich alle Interessenten wie die gesamte Bezirksbevölkerung merken. Aus der Mitte der Amtsversammlung wurde dem Vorsitzenden Dank und Anerkennung zum Ausdruck gebracht für die Mühe und Beharrlichkeit, mit welcher er in dieser Frage die wichtigsten Lebensinteressen der Bezirksbevölkerung nachdrücklichst zu wahren suchte.
Nach siebenstündiger Dauer war die inhaltsreiche Tagung zu Ende, an welche sich nach einem kurzen Schlußwort des Vorsitzenden ein gemeinsames Mittagessen in der „Sonne" schloß.
Neuenbürg. (Gemeinderatssitzung vom 8. Sept.) Die Schotterbeifuhr wird an den Fuhrunternehmer Rob. Gegenheimer hier zum Angebotspreis vergeben. Ferner werden vergeben die Grab-, Maurer- und Betonarbeiten für Wegbau, Wasserleitung und Kanalisation in der Siedlung Jlgenberg den Bauunternehmern Waidner und Seyfried, die Schlosserarbeiten den Meistern Finkbeiner, Fuchslocher und Schmid gemeinschaftlich, je zu Angebotspreisen.
In der Angelegenheit der von der Stadtgemeinde eingereichten Konzession für die Erstellung einer Wasserkraft- anlage im „Breiten Tal" hat die Ministerial-Abteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung am 8. Juli ds. Js. einen Bescheid erlassen, nach welchem zu Gunsten der Wasserversorgung der Stadtgemeinde Stuttgart ein Vorbehalt gemacht wird, welcher eine Schädigung der Interessen der Stadtgemeinde Neuenbürg bedeutet. Zum Zweck der Beseitigung dieses Vorbehalts wird mündliche Verhandlung in der Angelegenheit beantragt.
In der Aufwertungsangelegenheit der nach dem 15. Juli 1922 bezahlten Restkaufgeldforderungen für das Mühleanwesen und die „Große Wiese" hat der Vorsitzende mit dem Vertreter des Herrn Robert Schnepf auf Widerruf einen Vergleich dahin abgeschlossen, daß sofort 60 Prozent der lOOProzen- tigen Goldmarkforderung, abzüglich der schon geleisteten Beträge bezahlt werden, also jetzt noch 18 600 RM. Der Vergleich kann von beiden Seiten bis 30. ds. Mts. widerrufen werden und ist in erster Linie davon abhängig, daß es gelingt, die Summe im Wege des Anlehens aufzunehmen. Der Gemeinderat ist mit dem Vergleich einverstanden und ermächtigt den Vorsitzenden, alle geeigneten Schritte zu unternehmen, um die Beschaffung der Summe zu sichern.
Das Ergebnis des letzten Holzverkaufs durch den Waldbesitzerverband wird genehmigt. Erlös teilweise 141 Prozent, teilweise 132 Prozent. Zum Schluß wurden noch eine Anzahl kleinerer Angelegenheiten erledigt und die Sitzung um 8)H Uhr geschloffen. K.
Neuenbürg, 19. Sept. Ab Montag den 14. ds. wird bei Zug 956, 6.04 vorm., und bei Zug 967, 5.49 nachm., an Samstagen bei Zug 977, 1 Uhr nachm., auch ein Wagen Mt 2. und 3. Klaffe geführt. Vormittags läuft dieser Wagen hinter der Lokomotive, nachmittags am Schluß des jeweiligen Zuges.
(Wetterbericht.) Süddeutschland liegt noch im Bereich von Randstörungen einer Depression, deren Kern in der nördlichen Ostsee liegt, sodaß für Freitag und Samstag unbeständiges, mehrfach bedecktes und kühleres Wetter zu erwarten ist.
Württemberg
Stuttgart, 9. Sept. (Ein waghalsiger „Betrüger".) Vom Amtsgericht wurde der 21jährige Schlosser Jmo Czengeri aus Budapest zu 14 Tagen Gefängnis abzüglich 10 Tagen Untersuchungshaft verurteilt, und zwar wegen Betrugs. Er ist als „blinder Passagier" mit dem Orient-Expreß, auf der Querachse eines Personenwagens liegend, von Budapest nach München gefahren. Bei München wurde er erwischt. Er hatte die Absicht, nach Paris zu reisen, da er keine Arbeit fand und wäre zur Fremdenlegion gegangen. Nach Verbüßung seiner Strafe wird der waghalsige Ungar voraussichtlich wieder per Schub nach Ungarn zurückbesördert werden. _
Stuttgart, 9. Sept. (Zusammenbruch eines Schwindel!- unternehmens.) Im April 1925 wurde in Stuttgart die Firma „Hekur-Vertrieb, Inhaber Keck <L Ruoß" als offene Handelsgesellschaft gegründet. Sie hatte ihre Geschäftsräume im Hause Augustenstr. 70, später Kronenstr. 42 und befaßte sich zunächst mit der Fortführung des Vertriebes elektrischer Gasanzünder, den der Gesellschafter Hermann Keck im Herbst 1924, bald nachdem er nach Verbüßung einer zweijährigen Gefängnisstrafe wegen Betrugs aus dem Gefängnis entlassen worden war, begonnen hatte. Im Mai wurde das Geschäft auf den Handel mit Textilwaren umgestellt. Die Anregung zur Umstellung gab der inzwischen als Buchhalter eingetretene Buchhalter Wilhelm Stohmann aus Chemnitz, mit dem sich Keck im Gefängnis befreundet hatte. Der Gesellschafter Ruoß schied aus der Firma aus, Keck wurde Alloininhaber. Das Betrügerpaar Keck und Stohmann verschaffte sich nun gute Referenzen und kaufte, indem es die Verhältnisse der Firma in günstigem Licht erscheinen ließ, größere Mengen Textilwaren auf Kredit unter Vereinbarung langfristiger Zahlungstermine, verkaufte die Waren wieder, unterließ aber fast jegliche Erfüllung der Verbindlichkeiten. Anfang August, als die Gläubiger drängten und Zwangsmaßnahmen einsetzten, entzogen sich Keck und Stohmann der Verantwortung durch die Flucht. Keck verschaffte sich vorher noch größere Geldsummen dadurch, daß er mehrere Kraftwagen auf Kredit kaufte und unter Verletzung von Eigentumsvorbehalten gegen Barzahlung wieder veräußerte. Stohmann nahm den größten und wertvollsten Teil des Warenbestands mit. Nach dem polizeilichen Ermittlungsergebnis beläuft sich der von den Schwindlern verursachte Schaden auf mindestens 50 000 Mark. Keck konnte in den letzten Tagen in der Nähe von Innsbruck ergriffen werden. Stohmann ist noch flüchtig.
Thomashardt OA. Schorndorf, 9. Sept. (Zwei Anwesen niedergebrannt.) Mittwoch früh 4 Uhr brach im Anwesen der Friedrike Adam Feuer aus, das sich infolge Wassermangels rasch ausbreitete und auf das Nachbarhaus des Drehers Leitz Übergriff. Beide Häuser sind fast völlig abgebrannt. Die Brandursache ist noch unbekannt.
Günningen OA. Tübingen, 9. Sept. (Steuerkontrolle.) Beamte vom Hauptzollamt Haben hier Nachprüfungen an Zigarren- und Zigarettenpackungen vorgenommen. In verschiedenen Fällen wurden nicht ordnungsmäßige Steuerbanderolen an Verpackungen vorgefunden. Die beanstandeten Packungen wurden beschlagnahmt. Anlaß zu dieser scharfen Nachprüfung gab ein Zigarrengroßhändler, bei dem man auf Unregelmäßigkeiten in der Verwendung von Steuerbanderolen gekommen ist. Die von der Firma belieferten Kaufleute werden durch die Beschlagnahme der beanstandeten Packungen teilweise erheblich geschädigt.
Tettnang, 9. Sept. (Schlechter Rat.) Ein hiesiger Schwerkriegsbeschädigter spielte in der Klaffenlotterie mit demselben Los schon bald 2)4 Jahre. Auf einen guten Rat seiner Frau setzte er vor kurzem nicht mehr ein und welch ein Mißgeschick! Das ganze Los gewann bei der letzten Ziehung 500 000 Mark.
Baden
Pforzheim, 9. Sept. Seit einigen Tagen befindet sich der Inhaber einer hiesigen Tabakwarenhandlung wegen Tabaksteuerhinterziehungen in größerem Umfange in Haft.
Bom Bodensee, 9. Sept. In Stefansfeld, Amt Ueberlin- gen, wurde im Wartesaal des Bahnhofs, einsam und verlassen auf einer Bank sitzend, ein Kind von etwa 2)4 Jahren von diensttuenden Bahnbeamten ausgefunden, lieber die Herkunft des Kindes, das sich noch in der Obhut des Stationsvorstandes befindet, konnte bis jetzt nichts festgestellt werden. — Im Gondelhafen Ueberlingen stürzte beim Einsteigen in ein Mietboot ein Kurgast aus Unvorsichtigkeit ins Wasser und geriet dabei, da er des Schwimmens unkundig war, unter das Boot. Ottmar Beurer von Ueberlingen, der die Hilferufe der Begleitpersonen vernahm, konnte den Verunglückten von einem Nachbarboot aus wieder ans Land ziehen. Die bei dem bereits Be
wußtlosten angestelltett Wiederbelebungsversuche hatten Erfolg. — In Konstanz rettet der Polizeioberwachtmeister Reimuth einen 3)4 jährigen Knaben vom sicheren Tode des Ertrinkens, indem er dem Kinde, das Leim Spielen am sog. Schanzle in den Rhein gefallen war, kurz entschlossen unter Einsetzung des eigenen Lebens nachsprang und es wieder ans Ufer brachte.
Handel und Derkekr
Vom Rundholzmarkt in Württemberg und Hohenzollern. — Stand am I. Sept. 1925. Die Verkaufsergebnisse am Nadelstammholzmarkt wiesen in den vergangenen zwei Wochen eine nennenswerte Aenderung der Lage nicht auf. Die Zahl der Verkäufe ist erheblich zuriickgegangen, ebenso waren die ausgebotenen Posten meist von sehr geringem Umfange. Vielfach kamen Restposten aus früheren Verkäufen, Scheidhölzer, auch Lose in ungünstiger Abfuhrlage aus den Markt; für letztere lagen die Angebote zum Teil recht nieder. So kommt es, daß die Erlöse eine verhältnismäßig große Preisspanne erbrachten. Das Gesamtbid ist jedoch sowohl hinsichtlich der Geschäftslage als der Preisbildung im großen ganzen als wenig verändert zu bezeichnen. Im einzelnen bewegten sich die Verkaufsergebnisse für Fichten- und Tannenhölzer, von kleinen Abweichungen nach oben und unten abgesehen, nach den einzelnen Verkaufsgebieten in folgendem Rahmen: Im Mittel-, Unter- und Nordostland zwischen 140 bis 145 Prozent, im Schwarzwald zwischen 135—140 Prozent in Oberschwaben und auf der Alb zwischen 125—130 Prozent der Landesgrundpreise. In anderen Holzarten sind nennenswerte Abschlüsse nicht getätigt worden.
Neues«« Nachrichten
Stuttgart, 9. Sept. Der Umzug des Württembergischen Staats- Ministeriums iu seine neuen Amtsrüume, Billa Reitzenstein, Heinestraße 15, hier, ist nunmehr beendigt. Die Pressestelle ist vorläufig in ihren bisherigen Räumen, Gymnasiumstraße 2, verblieben.
Berlin, 9. Sept. Gestern erstattete Ministerialdirektor Dr. Gauß dem Stellvertreter des Außenministers, von Schubert, und dem Stellvertreter des Reichskanzlers, Dr. Gehler, Bericht. Er berichtet heute mittag dem Reichspräsidenten und wird sich darnach zum Außenminister und zum Reichskanzler begeben. Dann wird darüber bestimmt, wann das Kabinett zusainmentritt.
Berlin, 9. Sept. Auf dem Flugplatz in Adlershof brach heute in der Flugzeughalle 9. die zu einem Wohnhaus umgebaut worden ist, ein Feuer aus, dessen Entstehungsursache noch nicht ermittelt werden konnte. Neben der Adlerhoser Feuerwehr rückte auch die Wehr der Berliner Zugwache 8 zur Bekämpfung des Feuers aus. Wie die „B. 3." zu dem Brand noch meldet, gelang es der Feuerwehr nach etwa zweistündiger Arbeit, ihn aus die Wohnbaracke, die etwa 12 Familien von Flüchtlingen aus den Ostprooinzen als Wohnung diente, und kleinere Nebengebäude zu beschränken. Etwa 60 Bewohner sind durch den Brand obdachlos geworden. Als Entstehungsursache wird Brandstiftung angenommen und zwar soll der Brand von Leuten angelegt worden sein, die widerrechtlich in dem Gebäude wohnten und in den nächsten Tagen aus der Wohnung ausgewiesen werden sollten. Es sind drei Frauen verhaftet worden.
Berlin, 9. September. Nachdem die Lohnoerhandlungen bei der Reichspost am Montag vertagt worden waren, ohne zu einer Einigung zu führen, beantragten die Organisationen der Arbeitnehmer, die Verhandlungen bis zu Erledigung des neuen Schlichtungsverfahrens zwischen der Reichsbahn und den Reichsbahnarbeitem auszusetzen. Die Reichspost erklärte sich jedoch einverstanden, mit den Organisationen unabhängig von der geforderten allgemeinen Lohnerhöhung über die Erhöhung der Ortslohnzulagen zu verhandeln, was bereits vor der Kündigung des Lohntacifes für Berlin, Sachsen und Württemberg geschah.
Berlin. 9. Sept. Am Donnerstag vormittag finden im Reichsarbeitsministerium in Berlin neue Schlichtungsoerhandlungen im Lohn- Konflikt bei der Reichsbahn statt. Der Reichsarbeitsministec beauftragte den Hamburger Schlichter Dr. Stenzel mit der Leitung der Verhandlungen. — Laut „B Z." stürzte sich die Gattin des Spezial- arztes Dr. Chase, eine Tochter des gegenwärtig krank darniederliegenden sozialdemokratischen Führers Dr. Eduard Bernstein, heute morgen In einem Ansall geistiger Umnachtung aus ihrer im vierten Stock gelegenen Wohnung in Schöneberg. Sie starb bald daraus an den schweren Verletzungen.
Schneidemühl, 9. Sept. Der Gärtner Hans Labahn aus Ballenstedt im Harz, der wegen Raubmordes an dem Fuhrmann Albert Böttcher aus Schneidemühl zum Tode verurteilt worden war. wurde heute früh in der hiesigen Strafanstalt mit dem Beil enthauptet.
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ermannte sich etwas und sagte dann mit zitternder Stimme: „Resl, Du kannst mit mein Alys Harb sa, konnst di mit ehm a ganz z'kriegn — dös Unglück wird sö datragn lass'n; oba daß du mir mei Bowandschaft voawirsst, dees, Resh hätt' i nöt von dir glaabt, und wenn dir mei Froand- schüft nöt guat gnua is, so steht's ja groad bet dir, die Sach -'ändern. I' moan, es wird sie sür'n Alys scho no a Andire finden, wenn's daraus oakümt."
„Deessell glaub i a", entgegnete batzig die Resl, „i glaab sogar, sie Hot sich scho g'sunden und i gratulir eng hold zu dem rothaarigen böhmischen Diendl, wenn er ft eng als Schwiegatochta hoambringt."
„'S böhmische Diendl?" fragte der Alte überrascht. „No, schau, dees is a brav's Madl und wenn's a nix Hot, so is ft eppa grod so viel nutz und oft mehr, wie manche, die auswendi reich und inwendi arm sanft'
„No schaugts" entgegnete das gereizte Mädchen spöttisch: „Di Ehr kann 'n Narrnhof wiederfohrn. 3 wollt wett'n, da «naa i» scho furt drum; gebt's nur obacht, wenn er s' bringt, daß ft eng mit ihrem rot'n Hoor 'n Hof nöt anzündt!"
Die Eifersüchtige brach in ein spöttisches Gelächter aus und ging in das Haus zurück.
Der alte Mann stand vor Aerger särachlos da. Er konnte der Resl kein Wort erwidern. Sein Stolz war auf's tiefste verletzt.
„Und extra." rief er endlich aus. „er fall s' bringa; soll ft zu feiner Bäuerin mocha, mir is's Recht und margn, wenn f willn, können s' d' Hozet holtn!"
Der Bauer ging in seinen Hof. Als er nach Aloys fragte, antwortete man ihm, er soeben in größter Aufregung nach Hause gekommen, hätte seine Doppelpistole zu sich gesteckt uni wäre eilends wieder fortgegangen, ohne Jemandem eine An! vort zu geben, und die Leute befürchteten, daß es irgend etwas abfetzen würde.
Der Alte war über diese Kunde sehr besorgt, er kannte das hitzige Temperament seines Sohnes und ahnte nichts Gutes.
Fortsetzung folgt.
Oer lateinische Bauer.
Dorfgeschichte aus dem bayrischen Waldgebirge.
Bon Maximilian Schmidt.
17 Später kam Aloys mit einem Briefe. Er bat die Frau, denselben sogleich Therese zu übergaben und er komme gegen Abend wieder, um Antwort zu holen. Die Lehrerin versprach es zu tun. Als aber Aloys gegen Abend wieder kam und die erhoffte Antwort aerlangte» riß der Frau die Geduld und sie ließ ihn in der härtesten Weise an.
„Packt euch fort, ihr zudringlicher Mensch I" rief sie erzürnt. „Ich will euch nicht mehr unter die Augen bekommen!"
„Nach Ihnen verlange ich auch nicht," entgegnete Aloys, „ich wünsche eine Antwort aus meinen Brief oder Therese zu sprechen."
„Die Antwort kann ich Euch selbst geben. Fräulein Therese^ die es nicht der Mühe wert findet, Euch zu schreiben, läßt euch durch mich sagen, daß Ihr euch zum Kukuk scheren sollt; sie will nichts von euch wissen, denn sie hat ohnedem schon genug Erinnerungen an den Narrenhos und seine Narren! Das ist ihre Antwort, und ich hoffe, sie wird euch genügen!"
„Das lügen Siel" rief der Mann und der Zorn trieb ihm das Blut zu Kops. „Hat Therese nicht gelesen, daß ich sie zu meiner Frau machen will, daß ich frei bin und mich nichts mehr daran hindert?"
„Zur Frau machen?" rief die Frau entsetzt und zugleich die aufbrausende Wut des Bauernburschen fürchtend, endete sie das unangenehme Gespräch mit dem höhnischen Ausrufe-.„Therese läßt euch sagen, sie hasse euch und eure Narren, und somit BastaI" . »
„Wie?" rief Aloys überrascht; sie haßt mich? — Doch nicht der Narren wegen?"
„Ja, sie haßt euch!" rief die Frau noch hinter der zugeschlagenen Türe, welche sie inwendig verriegelte. Sie hatte sich durch diese Aufregung neue Krampfanfälle zuge- zogen, welche sich aber jetzt alle verloren bei dem Schrecken über Theresens unerwartetes Ausbleiben.
Das Mädchen ist von dem Bauecnburschen entführt!
Das war rhr erster Gedanke, uno rm Narrenyose hoffte sie aus der schrecklichen Ungewißheit über das Schicksal ihrer Pflegbefohlenen herausgerissen zu werden.-
Der Narrenhofbauer hatte sich in Neukirchen den Ablaß geholt und ging gegen Abend unter eigentümlichen Gedanken in sein Dorf zurück. Er mußte immer an Therese denken, die er in der Klosterkirche an der Säule knieend und weinend gesehen. Ihr blasses Gesicht schwebte ihm vor Augen. Er hatte Mitleid mit dem Mädchen, von dem ihm Aloys sagte» daß sie ins Kloster gehen solle und keine Freude dazu habe. Das junge Blut dauerte ihn und wollte ihm nicht mehr aus dem Sinn, seit er sie so kummervoll in der Kirche erblickte. Er ahnte nichh daß Therese um seinen Sohn, um Aloys, daselbst geweint und daß dieser die Quelle all' ihrer Leiden sei.
Als er nach seinem Dorfe kam, sah er die Langenbauern Resl vor der Türe ihres Hauses stehen.
„Grüaß Gott, Resl!" redete sie der Aste an. „Bist aa nöt wallfahren ganga? Hob aa'n Aloys nöt g'sehn!"
„Glaub's wohl", entgegnete die Angeredete. „Swar heut koa Tag zum Bet'n und Ablaßhol'n, und hätt i mir'n just hol'n woll'n, waar's netta alloa gescheh'n!"
Resl, welche gestern nach Aloysens Geständnis soviel Großmut gezeigt, konnte dieses schöne Gefühl nicht lange in sich bewahren. Sie konnte heute an nichts mehr denken, als an ihre verletzte Eitelkeit, an das Gerede der Leute, daß sie acht Tage vor der Hochzeit von ihrem Bräutigam verlassen; und in ihrem gerechtfertigten Aerger suchte sie sich den Anschein zu geben, als wäre sie es, welche von Aloys nichts mehr wissen wollte.
„Resl, wos bist denn so stri?" fragte der Bauer, über ihr Benehmen erstaunt. „Seid's Harb afanand? Wird scho wieda recht wer'n."
„Recht st nix mehr, Narr'nbauer, zwischen mir und dem engern, und daß i's nur glei soag, aus der Heirat wird nix d'raus und is mir a nöt soviel drum z'thua gwen, in die narrische Froandschaft eint z'kömma."
Der Bauer war bei diesen Worten an seiner empfindlichsten Seite verletzt. Es regte sich in ihm der Zorn und wäre die so Sprechende ein Mann gewesen — er hätte diese Worte mjt ebenso vielen Fausthieben ecwiedert. — Er
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