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Bietigheml, 3. «ept. (Mehr Vorsicht.) Daß auch mit einem Kinderballon Unheil entstehen kann, beweist ein Vorkommnis am Pferdemarkttag. Ein Herr kam mit einer brennenden Zigarre dem Ballon zu nahe, wodurch die Gasstosfüllung in Brand geriet. Der Betreffende erlitt Brandwunden im Gesicht.
Heilbronn, 3. Sept. (Vom Dach gestürzt.) Ein junger Zimmermann aus Neckargartach fiel bei Ausbesserungsarbeiten in der hiesigen Gelatinefabrik Koepss vom Dach. Der Verunglückte war sofort tot.
Neckarsulm, 3. Sept. (Eingehen einer Zeitung.) Der „Jagst- talbote" in Möckmühl hat sein Erscheinen eingestellt.
Urach, 3. Sept. (Todesfall.) Im Alter von 72 Jahren ist hier der General der Artillerie Georg v. Logan gestorben. Er ist aus dem württ. Feldartillerieregiment 13 hervorgegangen und war vor dem Kriege bis anfangs 1913 Kommandeur der 33. preußischen Feldartilleriebrigade. Trotz erschütterter Gesundheit beteiligte er sich auch am Weltkriege wieder in der Stellung in hervorragender Weise als hervorragender Artilleriekommandeur.
Aulendorf, 3. Sept. (Ein teurer Sonntag.) Ein auswärtiger Dienstbote, der seinen Restlohn von 100 Mark bei seinem früheren Dienstherrn in Empfang nahm, kehrte aus dem Heimweg in einer hiesigen Wirtschaft ein. Er berauschte sich und mußte bei seinem Erwachen die Wahrnehmung machen, daß sein sauer verdientes Geld verschwunden war.
Tettnang, 3. Sept. (Ein Kunstfahrer.) Im Kunstfahren produzierte sich unfreiwilligerweise ein Motorradfahrer aus der Nachbarschaft. Beim Nehmen der Kurve kam er aus der Bahn, fuhr gegen eine Stalltür, diese aufstoßend, und im Stall stieß er auf den Viehbarren. Ikach einem kleinen Flug über die erschrockenen Hornviecher hinweg landete der Motorradfahrer glücklich in dem Futtergang, ohne Schaden genommen zu haben.
Weingarten, 3. Sept. (Auf die Straße gesetzt.) Ein ro- nmntüches Bild konnte man in der Löwenstraße beobachten. Ein Maurer war im Zwangswege aus die Straße gestellt worden. Die Fahrnis stand am Gartenzaun herum, im Vordergrund der reizenden Szene waren einige Matrazen aufgeschichtet, auf denen der Eigentümer der Habseligkeiten sich im Mon- denschein seiner Ruhe hingab und schlief wie der Schah von Persien. Das ganze trug stark südlichen Charakter, charakterisiert aber andererseits stbars und erbarmungslos unsere trostlosen Verhältnisse.
Michelbach OA. Gaildorf, 3. Sept. (Betriebseinstellung.) Die Firma Paul Faller in Freiburg hat sich in letzter Zeit entschlossen, ihren Betrieb auf dem bisher schwungvoll betriebenen Sägewerk am Bahnhof Wilhelmsglück einzustellen und das Werk dem Verkauf auszusetzen, da es vom Sitz der Firma zu abgelegen ist. Die Arbeiterschaft wurde bereits entlassen, nur der Geschäftsführer und wenige Leute sind noch mit dem Versand der Vorräte beschäftigt. Auch das schöne, geräumige Wohngebäude der Firma in Hirschfelden, das einst Freiherr v. König erbaut hat, wird zum Verkauf gebracht werden, und zwar gesondert vom Sägewerk.
Handei und Verkekr
Stuttgart, 3. Sept. Den, Doimerstagwark! am Vieh- und Schlachthof wurden zugefiihrt: 30 Ochsen, 28 Bullen > unverkauft 2H 136 Iungbnllen, 130 Iungrinder. 31 Kühe, 584 Kälber, 532 Schweine, 6 Schafe. Erlös aus je ei» Ztr. Lebendgewicht: Ochsen l. 56—60 (letzter Markt: 56-60), I. 43—52 (mw.), 3. 38-42 Omv.), Bullen
1. 55—56 (unv), 2. 47—53 (unv), 3. 40—45 (unv.f, Iungrinder I. 60- 64 (unv.), 2. 47—57 (unv.) 3. 40-45 (unv.) Kühe I. 34—45 (unv.).
2. 22—32 (»noch 3. 14—20 (unv.), Kälber 1. 8^ -88 (unv.f. 2. 76 bis 82 (unv ), 3. 66—73 (unv.), Schafe 85—88 (85—86), Schweine 1. 100—102 (95-96), 2. 100 (91-95), 3. 95—98 (87—89), Sauen 76—87 (72—82), Mark. Verlauf des Marktes: bei Schweinen lebhaft, sonst mäßig belebt.
Stuttgart, 3. Sept. (Landesproduklenbörse.) Dis ruhige Stimmung auf dem Getreidemart hält an, die Umsätze erstrecke» sich nur auf Deckung des notwendigen Bedarfs. Die Preise sind unverändert: Weizen 23—25.50, Sommergerste 24 - 26, Roggen 20—20.50, Weizenmehl 40.50 -41.50, Brotmehl 33.50—34.50, Kleie 12—1225, Wiesenheu 5.50—6.50, Kleeheu 6.50—7.50, drahtgepreßtes Stroh 4.50 bis 5 Mark pro 100 Kg.
Obsterlöse. Stockach: Beim Verkauf des Gemeindeobstes wurden für 391 Simri 3419 Mark gelöst, so daß der geschätzte Ztr. aus etwa 26 Mark zu stehen kommt. — Mössingen: Für das auf 120 Simri geschätzte Gemeindeobst, hauptsächlich Aepfel, wurde ein Erlös von 800 Mark erzielt, so daß I Ztr. auf über 15 Mark zu stehen kommt. Der Ertrag für etwa 20 Simri Nüsse ergab 140 Mark. — Nordheim: Beim Allmandobstverkauf wurden 1200 Mark erlöst. Der Ztr. kommt aus 10 Mark zu stehen.
Pforzheim, 2. Sept. : Schweinemarkt.) Zufuhr: 17 Läuferund 36 Milchschweine, Läufer kosteten das Stück 60 Mark, Milchschweine das Paar 46—66 Mark. Der Handel war sehr lebhaft. Jeden Mittwoch findet regelmäßig der Schweinemarkt um sieben Uhr auf dem Kappclhofplatz statt.
Hanau, 3. Sept. Die Typhusepidemie hat nunmehr 19 Todesopfer gefordert. Im ganzen befinden sich jetzt 130 Personen in ärzi- licher Behandlung.
Berlin, 3. Sept. Wie die Blätter in Richtigstellung irriger Presse- nachcichten Mitteilen, ist Reichskanzler Dr. Luther nirgends Mitglied eines Aussichtsrates einer Aktiengesellschaft, womit sich auch das Gerücht erledigt, daß der Reichskanzler dem Aufsichtsrat der Rheinisch- Westfälischen Elektrizitätswerke angehöre.
Berlin, 3. Scpt. Nach Blättermeldungen aus Bochum zufolge wird die angekündete Reise des Reichspräsidenten in das befreite Ruhrgebiet mit dem Besuch Bochums am 16. September beginnen. Bei einer öffentlichen Kundgebung auf der Terrasse des Parkhauses wird Reichspräsident von Hindsnburg eine Ansprache halten. Von Bochum wird sich der Reichspräsident nach Essen begeben
Berlin, 3. Sept. Für das Schiedsgericht, das im Haag zur Auslegung von mit dem Dawesplan zusammenhängenden Fragen zusammentreten wird, ist von der deutschen Regierung Universitätsprofessor Erich Kaufmann zu ihrem Vertreter bestellt worden.
Berlin, 3. Sept. Die Tariforganisationen der Eisenbahner beschlossen, wie verlautet, sich erneut an den Reichsarbeitsminister mit dem Ersuchen zu wenden, ein neues Schlichtungsverfahren einzuleiten. — Das hessische Landesamt für Bildungswesen hat an den hessischen Schulen den Schwimmunterricht als obligatorischen Unterrichtsgegenstand eingesührt. Mit dem Unterricht soll im sechsten Schuljahr begonnen werden. — Als Antwort auf dte gewaltsame Ausweisung der 50 deutschen Optanten aus Polen hat die preußische Regierung 50 polnische Optanten zum Verlassen Deutschlands veranlaßt.
Waldenburg, 3. Sept. Gestern nachmittag 4 Uhr erfolgte, dem „Waldenburger Neuen Tageblatt" zufolge, auf bisher ungeklärte Weise im Grubenstreckenpfeiler des Josephsflözes der Rubensgrube bei Neurode ein Kohlensäureausbruch, dem fünf Bergleute zum Opfer fielen. Leute von benachbarten Arbeitsstellen wurden auf das Ausströmen der Kohlensäure aufmerksam und benachrichtigten den Betriebsführer. Dieser alarmierte sofort die Rettungsmannschaften. Die Verunglückten konnten nur noch als Leichen geborgen werden. Dreistündige Wiederbelebungsversuche hatten keinen Erfolg. Die bergbehördliche rtermchuna ist im Gange. Die Rubensgrube gehört den
Beckenried (Vierwaldstättersee), 4. September. Seit dem letzten Samstag wird der 33jährige ledige Bäckergeselle Häberle aus Wllrt temberg vermißt, der ohne Begleitung die Besteigung der Wenden- slöcke versuchte. Zwei Retlungskolonnen sind von Engelsberg abgegangen.
Genf, 4. Sept. Der Senat der Freistadt Danzig hat an den Sekretär des Völkerbundes einen Protest gerichtet, in dem er die Vorschläge des Bölkerbundskommissars zur Festsetzung der Grenzlinie für das polnische Postgebiet in Danzig zurückweist. Mit diesem Protest dürfte die Tatsache zusamenhängen, daß diese Frage frühestens Mitte September vom Rat behandelt wird.
Paris, 4. Sept. Der Präsident der Republik, Doumergue, hat gestern nachmittag im Elysee die Delegierten des Friedenskongresses empfangen, die ihm von de Monzie vorgestellt wurden.
Paris, 3. Sept. Der Präsident der Republik, Doumerge, empfing heute vormittag den Reichstagspräsidenten Lobe, der ihm durch den Unterrichtsminister als Außenminister in Vertretung Briands vorgestellt wurde.
Paris, 3. Sept. Der französische Ministerrat hat beschlossen, Marschall Petain das alleinige Oberkommando über die Truppen in Marokko zu übertragen.
Brüssel, 4. Sept. Die belgische Teleqraphenagentur meldet, daß das in Eleve stehende vierte bclgifche Ulanenregiment lediglich zu Uebungszwecken nach dem Elsenborner Lager abgerückt sei. Die Hebungen würden bis zum 20. Sept. dauern. Ein Teil des Regiments werde dann nach Namur versetzt, während der andere Teil nach Cleve zurückkehrcn werde.
London, 4. Sept. Nach einer Reutermeldung wird das heute vom Stapel gelassene Schlachtschiff „Nelson" bei seiner Vollendung das stärkste Kriegsschiff der Welt sein. Seine Hauptausrüstung werde aus neun sechzehnzölligen Geschützen in dreifachen Geschütztllrmen und zwölf sechszölligen Geschützen auf dm Breitseite bestehen.
Viktoria (Briiisch-Coliimbien). Sept. Ein kanadisches Minensuchboot ist an der Westküste van Vancouver auf einen Felsen auf« gelausen und gesunken. Die Besatzung konnte sich retten
Bombay, 4. Sept. Wie verlautet, hat die indische Regierung beschlossen, die gegen Deutsche bisher bestehenden Eintrittsbeschränkungen alsbald aufzuheben.
Tokio, 1. Sept. Das japanische halbamtliche Nachrichten- Büro teilt mit: Der Kriegsminister hat angeordnet, daß das russische Flugzeug, das am I. Sept. in Schimonoseki landete, zerlegt und von der Insel fortgescliafft werden soll. Zur Begründung wird ausgeführt, daß die Landung des Flugzeuges eine Verletzung der japanischen Gesetze bedeute, da Schimonoseki ein wichtiges strategisches Gebiet sei.
Der Prozeß Maslow und Genossen.
Leipzig, 3. Sept. Im Prozeß gegen Maslow und Genossen vor dem Staatsgerichtshos trat eine überraschende Wendung ein. Der Reichsanwalt teilte mit, daß sich die Angaben Mas- lows, daß er bis 1910 die Kreuzschule in Dresden besuchte, und dann in Berlin Mathematik und Naturwissenschaft studierte und auch dort polizeilich gemeldet war, als richtig erwiesen. Die Anklage, daß Maslow im Aufträge der kommunistischen Internationale als Emissär nach Deutschland gekommen und daß er der berüchtigte „Turkestaner" sei, wurde darnach fallen gelassen. Für Nachmittag 5 Uhr waren von der kommunistischen Partei große Demonstrationen aus dem Reichsgerichts- Platze angekündigt, auf der auch Ruth Fischer sprechen sollte. Der Platz und die einmündenden Straßen waren daher von der Schutzpolizei im Interesse der öffentlichen Ruhe und zum Schutze des Gerichts selhst stark gesichert. Infolge des regnerischen Wetters und der polizeilichen Maßnahmen kam es jedoch nur zu kleineren Ansammlungen roten Frontkämpfer.
Weitere Umstellungen der Deutschen Werke.
Berlin, 3. Sept. Von maßgebender Stelle der Deutschen Werke wird dem W.T.B. bestätigt, daß in der Umstellung der Deutschen Werke insoweit ein Fortschritt zu verzeichnen ist. Es ist in die Deutsche Industrie-Werke A.G. umgegründet worden. Gegenstand des Unternehmens ist die Umstellung der Werke Spandau und Wolfgang bei Hanau. Die Produktion und der Vertrieb werden sich vorwiegend erstrecken auf Hütten- und Gießereisabrikate, Maschinen, sowie Metallwaren. Die bisherigen Spandauer Direktoren werden das Werk weiter leiten, lieber die Zusammensetzung des Auffichtsrats sind die Personalien nicht bekannt gegeben worden.
Zu dem Tarifstreit in der westsächsischen Textil-Jndustrie.
Berlin, 3. Sept. Am 1. 9 und 2. 9. wurde im Reichsarbeitsministerium über den Antrag der Arbeitgeberseite auf Verbindlichkeitserklärung des Schiedsspruches vom 25. August zur Beilegung des Tarifstreites in der westsächsischen Textilindustrie verhandelt. Die Parteien verständigten sich dahin, die Hauptpunkte, nämlich den Ablaufstermin des Lohnabkommens und die Akkordregelung der endgültigen und bindenden Entscheidung des unparteiischen Vorsitzenden zu überlassen. Der Ablaufstermin wurde auf den 12. 2. 1926 festgesetzt. Die Akkordlöhne wurden von dem Schiedsspruch gering abweichend geregelt. Im übrigen wurde der Schiedsspruch anerkannt. Beiderseits werden die Kampfmaßnahmen eingestellt. Maßregelungen finden nicht statt. Damit ist der Friede in der wechsächsischen Textilindustrie hergestellt.
Das Beflaggen militärischer Dienstgebäude.
Berlin, 3. Sept. Zu der Meldung des „Kasseler Volksblattes", wonach ein Bewohner der Reiterkaserne in der Frankfurterstraße zu Kassel an der Beflaggung seiner Wohnung mit Fähnchen in den Reichsfarben am 11. August durch Len Leutnant von Rogister gehindert worden sei, erfahren die Blätter, daß der Wohnungsinhaber durch Rogister als militärischem Kasernenvorstand auf den Befehl des Reichswehrministers bezüglich der Beflaggung militärischer Dienstgebäude als Reichseigentum mit der Reichskriegsflagge aufmerksam gemacht worden sei und daß der Leutnant nach der Weigerung des Wohnungsinhabers die Flaggen selbst entfernte. Zu einer Gewaltanwendung sei es dabei nicht gekommen. In einem anderen Falle sei gegenüber der Beflaggung mit schwarz-weiß-roten Fahnen ebenso gehandelt worden.
Scharfe Maßnahmen gegen die Fleischer.
Wie die Spätabendblätter melden, beabsichtigt das preuß. Ministerium des Innern und der Berliner Polizeipräsident mit scharfen Maßnahmen gegen diejenigen Fleischer und Viehhändler vorzugehen, die sich einem berechtigten Preisabbau widersetzen. Es sei jetzt genügend lange mit den Viehhändlern und Fleischern verhandelt worden, sodaß man sich nunmehr zu solchen Maßnahmen entschließen müsse, falls ein tatsächlicher Preisabbau nicht erfolgen werden. Preußen wird für diesen Fall beim Reiche beantragen, von der beabsichtigten restlosen Beseitigung der Wirtschaftsnotverordnungen (Preisprüfungsstellen usw.) abzusehen, die dann in verschärftem Maße angewendet werden sollen.
Einfuhrscheine am 1. Oktober.
Berlin, 3. Sept. Der Reichsrat genehmigte in seiner heutigen Sitzung die neue Verordnung über die Getreideeinfuhrscheine. Darnach werden im Gegensatz zu der ursprünglichen Verordnung die Einführscheine auch auf Hülsenfrüchte ausgedehnt. Die Frist für die Gültigkeit der Einfuhrscheine soll vorläufig mit Zustimmung des Reichsrates auf längstens neun
mungen gestrichen worden. Die Einfuhrscheine sollen also jetzt vom 1. Oktober an uneingeschränkt in Gültigkeit treten.
Die Frage der Optantenauswersnngen.
Berlin, 3. Sept. Die Reichsregierung hat entsprechend ihrer bisherigen Haltung in der Optantenfrage und entsprechend den Wünschen des Reichstags durch ihren Gesandten in Warschau noch einmal den Bereich gemacht, auf der Basis des gegenseitigen Verzichts erneute Ausweisungen von Optanten zu vermeiden. Da die Zahl der in beiden Ländern noch verbliebenen Optanten ungefähr gleich ist, hätte es unschwer zu einem Verzicht auf diese wirtschaftlich widersinnige und menschlich sehr beklagenswerte Völkerwanderung kommen können. Wie wenig guten Willen die polnische Regierung zeigt, zu einer solchen Verständigung zu gelangen, geht unverkennbar aus der Tatsache hervor, daß der deutsche Gesandte in Warschau bis zum heutigen Tage auf seine Vorschläge vom 21. August ohne Antwort geblieben und der polnische Minister des Aeußern gestern nach Paris und Genf abgereist ist, ohne, wie verabredet, auf die deutsche Demarche zurückgekommen zu sein.
Die mittlere Preisprüfungsstelle über de« Brotpreis.
Berlin, 4. Sept. Bei den Verhandlungen der mittleren Preisprüfungsstelle Berlin mit den Vertretern des Bäckergewerbes wurde sestgestellt, daß das Gewicht des Brotes in Berlin nach deni gegenwärtigen Stand des Mehlpreises im Rahmen der früher vereinbarten Kalkulation etwa 1450 Gramm betragen muß. Das bedeutet mittelbar eine Ermäßigung des Brot- Preises. Soweit dieses Gewicht bisher schon eingehalten worden ist, hat eine den Vereinbarungen zuwiderlaufende Verteuerung des Brotes nicht stattgesunden. Die Reichsrcgierung steht in VerhanLlungen mit den Bäckerverbänden, um eine weitere Senkung der Preise zu erzielen. Bei etwa weiter sinkenLen Mehlpreisen wird sich das Gewicht des Brotes schon aus diesem Anlaß weiter erhöhen.
Großfeuer in einem Kinderheim.
Die Breslauer Neuesten Nachrichten" melden: Ein Großfeuer entstand in dem vor einigen Jahren als Landheim der Augusta-Schule eingerichteten Schloß in Groß-Silsterwitz (BA. Zobten). Die in dem Heim untergebrachten Kinder waren, als das Feuer ausbrach, bereits zu Bett gegangen. Sie vermochten sich jedoch durchweg in Sicherheit zu bringen, wenn auch nur notdürftig bekleidet. Das obere Stockwerk wurde vollständig vernichtet. Auch die Einrichtungsgegenstände und mancherlei Habseligkeiten der Kinder und der anderen Bewohner des Hanfes sielen dem Feuer zum Opfer. Sämtliche 42 Insassen der Schule wurden noch in derselben Nacht in dem evangelischen Bolksschulhaus in Klein-Silsterwitz untergebracht.
Ein gesunkenes italienisches U-Boot aufgefunden,
Rom, 4. Sept. Wie die Blätter melden, soll man auf der Spur des während der letzten großen Flottenmanöver gesunkenen N-Bootes „Veniero" sein. Das Boot soll ungefähr 60 bis 100 Meter tief und nur 6—7 Kilometer vor der Einfahrt in den Hafen von Syrakus liegen. Die zur Verfügung stehenden Marinetaucher sind von Spezia nach Syrakus abgegangen, um festzustellen, ob es sich tatsächlich um die „Veniero" handelt. An der betreffenden Stelle hat man auf der Wasseroberfläche große Oelflecken festgestellt.
Zum Zwischenfall auf dem Friedenskongreß.
Paris, 4. Sept. Das Mißverständnis, das durch den Ausfall der Rede -Lobes auf dem Friedenskongreß entstanden war, fand heute seine völlige Aufklärung dadurch, daß de Monzie als stellvertretender Minister des Aeußern bei dem Frühstück zu Ehren der auswärtigen Delegationen gab, auf die besondere Delikatesse hinwies, die Lobe veranlaßt habe, wegen Nichtanwesenheit des französischen Kammerpräsidenten Herriot auf seine Rede zu verzichten. Er gab gleichzeitig dem Bedauern nicht nur der französischen und übrigen Delegationen, sondern auch des gesamten französischen Volkes hierüber Ausdruck. Dieses Bedauern unterstrich im Verlauf einer Sitzung des Kongresses das Mitglied der Akademie der Wissenschaften, Richet, der gleichzeitig erklärte, er könne zu seiner Freude mitteilen, daß es seinem Drängen bei dem Reichstagspräsidenten Löbe gelungen sei, diesen zu veranlassen, seine Rede heute noch zu halten. Löbe ergriff darauf das Wort zu der bereits gemeldeten Rede, die von der Versammlung mit einmütigem großem Beifall ausgenommen wurde.
Zur Lage in Syrien.
London, 3. Sept. Die „Times" meldet aus Jerusalem: Arabischen Zeitungen zufolge schlossen sich zahlreiche Beduinen Len Drusen an, sodaß die Zahl der Aufständischen jetzt fast 20 000 beträgt. Die Drusen erwarten einen französischen Angriff und verstärken daher die von ihnen besetzten strategischen Punkte. Aus Beirut melden die „Times": Die Drusen haben in der letzten Woche in den Ortschaften Bawxida und Hurjillah, sowie in der Nachbarschaft von Kieweh (alle Orte sind 7 bis 10 Meilen von Damaskus entfernt) die GenLarmerieabteilungen überfallen, den Gendarmen ihre Kleider weggenommen und sie nackt nach Damaskus geschickt. In Efra sind zwei Kompagnien französischer Fremdenlegionäre eingetroffen.
Die Shenandoah durch Sturm zerstört.
Newyork,8. Sept. Das zu einem großen Ueberlandflug aufgestiegene Zeppelinluftschiff „Shenandoah" ist während eines Gewittersturmes sechs Meilen von Cumberland im Staate Ohio zerstört worden. Das Lustschiff trieb eine halbe Stunde im Sturm, ohne die Fahrtrichtung aufnehmen zu können. Es wurde durch die Gewalt des Sturmes mitten durchgerissen. Der eine Teil stürzte zu Boden, während der andere wettergetrieben wurde. Die Nachricht von der Zerstörung des Luftschiffes hat die grüßte Bestürzung hervorgerufen. Bor dem Eintreffen näherer Nachrichten läßt sich nicht beurteilen, auf welche Umstände die Zerstörung des Luftschiffes zurückzuführen ist. Ein weiterer Bericht aus Newhork meldet zu dem Unglück noch folgendes: Das Unglück des Luftschiffes „Shenandoah" trat bei einem Ueberlandflug ein, der das Luftschiff in fünf Tagen durch den ganzen mittleren Westen führen sollte. Der Flug wurde Mittwoch abend angetreten. Die letzten Meldungen, die vorliegen, kamen aus Wheeling (Westvirgina), wo das Luftschiff um 8 Uhr morgens sicher vorbeikam. Gegen 4 Uhr morgens scheint die „Shenandoah" in einen heftigen Gewittersturm geraten zu sein, wobei der Hauptkiel des Luftschiffes brach. Die eine Hälfte des Luftschiffkürpers mit dem toten Kommandanten Landsdowne ist bei Sharon in der Nähe von Caldwell, Ohio, gefunden worden. Die andere Hälfte zehn Meilen nördlich davon bei Ava in der Nähe von Cambridge, Ohio. Identifiziert sind bisher Kapitän Hancock, Leutnant Houghton, Leutnant Lawrence, Leutnant Allen, der Radioingenieur mrd zwei Maschinisten. Bier weitere Personen sind noch nicht identifi-
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