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Stuttgart, 2. Sept. In einem Hanse der Büchsenstraße ist gestern abend einem Kind ans der Haustreppe eine Erdöllampe entfallen, und hat das ausgeströmte Erdöl Feuer gefangen, welches die Mutter des Kindes löschen wollte. Hiebei gerieten deren Kleider in Brand und hat die Frau erhebliche Brandwunden davongetragen. Ein auf der Straße vorbeigehender Küfer hat die brennenden Kleider gelöscht und geringe Brandwunden erlitten.
H etlbro nn a. N., 30. Aug. (Ledermarkt). Tie Zufuhren betrugen ca. 35 000 wchl deshalb so wenig, weil vieles an den Fabri- kationsplätzen selber schon vor dem Markte gekauft wurde. Die Zufuhr wurde bis auf ca. 5000 kx rasch verkauft. Sehr begehrt waren leichte Wildoberleder und la. Sohlleder, so daß der zugeführte Vorrat nicht genügte. Die Preise der verschiedenen Ledergaltungen find bedeutend gestiegen, doch stehen die Preise der fertigen Ware immer noch nicht im richtigen Verhältnis zu den hohen Preisen der rohen Häute. Es wurden verkauft und amtlich verwogen: Sohl- und Vacheleder 6 461 Kx, Rind- und Wildoberleder 21689 kx, Zeugleder 1228,5 kx, Kalbleder 1042 kss, zus. 30 420 kA mit einem Gesamtumsatz incl. Schafleder und Rohware von 107 500 Der nächste Ledermaikt findet am Dienstag, den 3. Okt. 1905, hier statt. Bemerkt wird noch, daß schon vor dem Markte ohne Kosten Leder eingelagert werden kann.
Heidenheim, 3.Sept. Diehies.Handelskam m e r sprach sich betreffs der Neuordnung der gewerblichen Fortbildungsschulen für Einführung des Schulzwangs, des Tagesunterrichts, für 3jähr. Dauer mit 240—280 Stunden im Jahr, wie auch für dis staatliche Anstellung von Gewerbelehreru, aber nur bei spezifisch gewerblichen Fächern aus.— Nach dem deutsch-österreichischen Handelsvertrag wird bei Ausfuhr von im Inland zu Malz verarbeiteter ausländischer Gerste nicht der volle Wert des bei der Einfuhr bezahlten Zolles mit 4 für Malzgerste, sondern nur der geringere Zoll mit 1.30 für Futtergerste zurückvergütet. Die Bestrebungen der hiedurch geschädigten Malzindustrie auf volle Rückvergütung find zu unterstützen. — Die Kammer ist gegen die Herstellung von Banknoten L 50 und 20 ^ _
Köln, 2. Sept. Gestern abend gegen 6 Uhr erfolgte im Keller eines Materialien- und Farb- warengeschäfls in der Weyerstraße eine schwere Petroleum-Explosion. Von drei im Keller beschäftigten jungen Leuten fand einer den Tod durch Ersticken, der zweite wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht und nur dem dritten gelang es noch rechtzeitig aus dem Keller zu entkommen. — Aus Eifersucht feuerte gestern ein Kellner im Stadtgarten auf ein Mädchen vier Revolverschüsse ab. Das Mädchen wurde schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Der Täter, der sich darauf selbst zu erschießen versuchte, erlitt nur leichte Verletzungen. Er wurde ins Gefängnis eingeliefert.
Berlin, 2. Sept. In letzter Stunde ist die Herbstparade des Gardekorps, die am heutigen Sonnabend statifinden sollte, abgesagt worden. Die schle chte Witterung dürfte den Grund dafür bilden. — Im Neuen Palais zu Potsdam fand gestern Abend zu Ehren der Anwesenheit des Herzogs von Sachsen-Koburg-Gotha eine Tafel statt.
Berlin, 2. Sept. In einem Interview erklärte Graf Götzen dem Korrespondenten des Lokalanzeigers in Dar es Solam Folgendes über dis Ursachen des Aufstandes in Ostafrika: Es stehe zweifellos fest, doß die unmittel- Vcranlcssung der Unruhen in dem Auflebcn des alteu heidnischen Schlangenkultus zu suchen sei. Die Zauberer, die ihre Macht schwinden sehen, predigen, doß das Volk durch Rückkehr zum alten Kultus sich befreien werde. Auch diesmal waren die Matumbi- Berge der Herd des Aufstandes. Augenblicklich find nur die Bezirke Kilwa und Mohore, deren landeskundige Amtsmänner leider gerade auf Heimats- nrloub find, sowie Livdi unruhig. Diese will der Gouverneur, sobald Verstärkungen eintreffen, im Zaume halten.
Danzig, 2. Sept. Gestern nachmittag er- wiederten zunächst der Oberwerftdirektor und der Ftstmigskouimandaut den Besuch des Admirals Wilson auf dessen Flaggschiff, einige Stunden später Oberbürgermeister Ehlers mit dem Bürgermeister Trampe. Wilson empfing die Herren konziliant aber frei von übergroßer Förmlichkeit. Er machte auf alle einen sympathischen Eindruck. Von 2 Uhr an konnten die englischen Schiffe besichtigt werden.
London, 2. Sept. Von kompetenter Stelle wird bestätigt, doß das neue auf 10 Jahre abgeschlossene Schutz- und Trutzbündnis zwischen England und Japan tatsächlich die Bestimmung enthält, daß England und Japan sich gegenseitig verpflichten, den Status guo in gauz Asten gegen Jedermann aufrecht zu erhalten. Die Veröffentlichung dieses Vertrages soll unmittelbar nach Unterzeichnung des Portsmouther Friedens- Vertrages erfolgen.
London, 2. Sept. Der Expreßzug von London nach Cromer entgleiste gestern, als er mit voller Geschwindigkeit durch den Bahnhof Wtt- ham fuhr. Die Wagen zertrümmerte« das Bahnhofsgebäude und wurden selbst vollständig demoliert. 10 Tote und 20 Verwundete wurden aus den Trümmer» hervorgezogen, die bald darauf Feuer fingen. Im Bahnhofsgebäude wurde der Gepäckaufseher getötet. Zwei Fohikartenverkäufer wurden unter den Trümmern begraben, doch lebend hervorgeholt.
Petersburg, 2. Sept. Der Petersburger Tel.-Ag. ist von dem dem Minister Witte als Beirat für die Finanzfrage betgegebenen Gehetmrat Schepow lin Telegramm aus Portsmouth zugegavgeu dem zufolge alle Gerüchte über irgendwelche direkte oder markierte Geldentschädigung an Japan durchaus
Salzmann, eine größere Anzahl in Betracht kommende Orte aufsuchen. Der Württ. Schwarzwald- verein hofft durch sein Vorgehen zur Hebung des Fremdenverkehrs im Schwarzwald nicht unwesentlich beizutragen. Zum 70. Geburtstag des Volksdichters Christian Wagner in Warmbronn bringt das Blatt ein Bild des Dichters und ein neues Gedicht. Mitteilungen aus den Bczirksvereinen bilden den Schluß der mit vielen hübschen Bildern ausgestatteten Zeitschrift.
(Amtliches aus dem Staatsanzeiger.j 8e. Majestät der König haben am 31. Aug. allergnädigst geruht, den Bahnmeister Schäfer in Weil der Stadt auf Ansuchen nach Leonberg zu versetzen.
Herrenberg, 2. Sept. Auf dem heutigen Wochenmarkt waren zugeführt 278 Stück Milchschweine, Preis pro Paar 40—50 92 Stück
Läuferschweine, Preis pro Paar 56—115 ^ Verkauf gut.
Stuttgart, 2. Sept. An dem Neubau des Herrn Architekten Bachofer in der Hauptstraße zu Gablenberg stürzte heute Nachmittag 4 Uhr an der Rück- und Nebenseite die Umfassungsmauer von ca. 12 Meter Länge, 1'/» Stock hoch ein. Der Bauführer und 3 auf dem Gerüst befindliche Maurer, welche mitabstürzten, wurden verletzt, darunter ein Maurer, der innerliche Verletzungen erlitten haben dürfte, anscheinend schwer. Die vermutliche Ursache des Unfalls dürfte zu rasches Bauen sein, indem der Mörtel noch nicht vollständig abgebunden war und somit das Maurerwerk noch keinen genügend harten Verband hatte.
Stuttgart, 2. Sept. (Wochenmarkt.)
Auf dem Großmarkt waren heute als Neuheit Trauben aus der Umgegend zugeführt. Man verlangte für das Pfund 40 und 45 ^ Im übrigen kosteten Zwetschgen 10—12 A Preißelbeeren 28 bis 30 A Brombeeren 15 A, Birnen 8—20 A Aepfel 12—20 A, Pfirsiche 30—50 A französ. Trauben 18 A das Pfund. Einmachgurken kosteten 10 H per 100 Stück. Bohnen find im Preis gestiegen.
Während man vor 14 Tagen 6 und 8 ^ für das Pfund verlangte, verkaufte man heute das Pfund zu 12 und 14 A Im Einzelverkauf war Obst durchschnittlich um 5 A teurer. Der Gemüsemarkt verzeichnet« Salatgurken zu 10—15 A, Blumenkohl zu 20—35 A Blaukraut zu 15—30 A, Wirshing zu 10—15 Endivien zu 5—8 A das Stück.
Tomaten kosteten 7—12 ^ das Pfund. Auf dem Viktualienmarkt kostete saure Butter 1.10—1.15 süße Butter 1.30 1 Ei 7 A 1 Pfd. Kartoffeln
4—6 A — Kartoffelgroßmarkt auf dem Leonhardsplatz. Zufuhr 700 Ztr., Preis 2 20 bis 2.30 per Ztr. — Krautmarkt auf dem Charlottenplatz. Zufuhr 1800 Stück, Preis 18 bis 22 für 100 Stück. — Mo stob st mar kt auf dem Wilhelmsplatz. Zufuhr 300 Ztr., Preis 5—6 per Zentner.
Zunächst muß ich mich dieses sogenannten und aus mir unbekannten Gründen renitenten Semlow versichern. Ich gehe zu ihm unter dem Vorwände, die flüchtig angeknüpfte Bekanntschaft fortzusetzsn; ich komme um ihm zu sagen, daß ich Herrn von Wicdenstein von ihm gesprochen habe. Dann berühre ich das Verhältnis desselben zu einer Frau von Rothenhelm und sage ihm, die Leidenschaft für diese schöne Frau beherrsche den jungen Mann in dem Grade, daß man ihn entschuldigen müsse, wenn er für anderes keinen Sinn habe; bei der Gelegenheit wird der alte Mann mir von seiner Bekanntschaft mit der schönen Afra sprechen und das klebrige findet sich. Aber jedes Aufsehen muß vermieden werden! Der Kommissionär des Hotels soll mir einen zuverlässigen Mann verschaffen, der unmerkbar die Villa im Auge zu behalten hat und mir rapportiert, was dort vorgeht."
Blenke warf sich vor dem Hotel in einen Fiaker, nachdem er für Dagobert einen Zettel zurückgelassen hatte.
27. Kapitel.
Herr Semlow sollte zu Hause sein, er fühle sich aber unwohl, sagte man Blenke in der Portierloge, und so erkletterte er denn die vier Treppen.
Ein mattes „Herein" antwortete auf sein Pochen; sein freundliches Lächeln aber verwandelte sich in den Ausdruck der Teilnahme, als er deu alten Mann so bleich uud vergrämt im Lehnstuhle fitzen sah.
Blenke bat um Verzeihung, wenn er lästig fall«; er sei ein Nichtstuer, der qern durch Belästigung Anderer seinen Tag aurfüll«; wenn er störend sei, wolle er sich sofort zurückziehen, denn er komme eigentlich nur, um zu sagen, daß er den Auftrag an Herrn von Wiedenstein auSgerichtet Hab«.
„Ich bin allerdings sehr unwohl," empfing ihn der alte Mann, sich aus seinem Stuhle erhebend, „aber seien Sie willkommen, wenn Sie Nachsicht mit
meinem Befinden haben wollen. Das Alter macht sich mir gar zu fühlbar und ich habe Niemanden, der sich meiner annehmen könnte."
„Ich begreife das. Sie reisen vermutlich so allein in der Welt umher; es würde mir eine Freude sein, könnten Ihnen mein- hiesigen Vrrwandten irgendwie zu Diensten sein," versichert« Blenke teilnehmend.
„Sie sind sehr gütig. ES wird ja vorüber gehen!"
Blenke nahm d-n ihm gebotenen Platz und führte die Sprache sofort wieder auf Wiedmftem.
„Ich habe heute Morgen mit ihm gefrühstückt," sagte er. „Aber der junge Mann ist so zerstreut, daß er sich Ihrer kaum noch zu erinnern vermochte. Er ist eben verlirbt, ganz sinnlos verliebt in eine reiche, schöne Witwe, die freilich allen Männern hier die Köpf« verdreht."
Der Alte hörte ihn mit auf der Brust gesenktem Kinn an; er schien das Interesse für Wiedrnstein ganz verloren zu haben. Schweigend nickte er mit dem Kopfe und faltete sorgenvoll die mageren Hände im Schooß.
„Allerdings würde Leo von Wiedenstein eine glänzende Partie machen," fuhr Blenke geschwätzig fort, „wenn er nämlich diese Frau von Rothenhelm heiratete, aber die Sache scheint doch nicht so glatt zu gehen."
AIS er den Namen nannte, beobachtet« er den Eindruck, de» derselbe machen müsse. Er sah, wie es in den Runzeln des müden, bleichen Gesichtes zuckte.
„Sie sind fremd hier und kennen natürlich dieses seltene Weib nicht," fuhr er, mit dem Stock spielend und mit halb geschloffenen Augen fort.
„Nein," vernahm er d«S Alte» Stimme, aber dieselbe schien ihm doch auffallend bewegt. „Ich kann mich in der Person dieses Herrn, von dem Sie sprachen, geirrt haben."
(Fortsetzung folgt.)