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unbegründet seien. Japan erhalte nur die Differenz der tatsächlichen Kosten für die Unterhaltung der Kriegsgefangenen Rußlands und Japans, die zwar noch nicht geregelt sei, aber keine swegs groß sein könne. Die von Rußland abgelehnten japanischen Entschädigungsforderungen seien Houptursache ernster Verwicklungen gewesen und hätten beinahe den Abbruch der Friedenskonferenzverhandlungen herbeigeführt.
New-York, 2. Sept. Der Luftschiffe: Baldwin, der vor 20 000 Zuschauern in Greenville aufstieg, verunglückte in einer Höhe von 1500 Fuß. Durch eine Explosion wurde sein Ballon in Stücke gerissen.
Portsmouth, 3. Sept. Die Unterbrechung der telegraphischen Verbindung mit Japan wird die Unterzeichnung des Friedensvertrages um drei Tage verzögern. Komura will es nicht unternehmen, auf eigene Verantwortung hin den Vertrag zu unterzeichnen.
Portsmouth, 2. Sept. 13 von 15 Artikeln des Friedensvertrages sind erörtert und zur Abschrift ausgearbeiiet. Zeit beanspruchten gestern die Paragraphen über die Räumung der Mandschurei und die künftigen Verhältnisse auf Sachalin. Wegen des letzteren Artikels mußten Martens und Denison die Meinung der Bevollmächtigten einholen, weil die Japaner das Verbot der Anlage von Fortifikationen nur in den Worten formulieren wollten: Die Straße von La Perouse bleibt frei und offen. Die Russen setzten jedoch ihren Willen und die ursprüngliche Fassung durch, daß nämlich auf Sachalin überhaupt keine Befestigungen angelegt werden dürfen.
Portsmouth, 2. Sept. Der Waffenstillstand ist gestern durch Witte und Komura unterzeichnet worden, aber auf ausdrückliches Verlangen der Japaner soll das Abkommen erst nach Unterzeichnung des Friedens- Vertrages wirksam werden. Von den beiden Parteien wird die Ratifizierung des Friedensvertrags für Montag oder Dienstag erwartet. Beide find bereits von ihren Regierungen verständigt, daß den Höchstkommandierenden im Felde einstweilen die Einstellung der Feindseligkeiten befohlen worden ist. Die Ausarbeitung des Entwurfes zu dem Abkommen über den Waffenstillstand ist durch die Russen geschehen.
-erkMsHter.
— In der „Nat.-Ztg." veröffentlicht Ernst v. Wildenbruch einen Artikel „Deutschland und Frankreich. Historisch-politische Meditation". Aus der Geschichte der letzten drei Jahrhunderte weist er nach, daß seit Richelieu Frankreichs Politik, unter den Bourbonen nicht minder als unter den Napoleons, stets auf Deutschlands Schwächung gerichtet war; für die französischen Politiker, nicht nur für die unmittelbaren Nachfolger Richelieus, Mazarin und Ludwig XIV., sondern für alle, bis aus Napoleon I. und Napoleon III., wurde es zum Axiom, daß dis Kraft und die Größe
Frankreichs in unmittelbarem Zusammenhang mit der Schwäche Deutschlands stehe und daß es deshalb die von der Natur gebotene Aufgabe jedes französischen Staatmanns sei, Deutschland in dem Zustand innerer Zerissenheit zu erhalten, der es für jede eigene Lebensäußerung unfähig und für jegliche Einwii kung von seiten Frankreichs zugänglich mache. Deshalb sahen die Franzosen auch im Jahr 1866 die damals mit dem Norddeutschen Bund begonnene Wiedervereinigung Deutschlands als eine gegen Frankreich gerichtete Handlung an, statt als natürliche Lebens äußerung des deutschen Volkes. Dieser verhängnisvolle Irrtum trieb die Franzosen in den Krieg von 1870. Wilden- bruch meint, wenn Frankreich damals aus freiem Entschluß eine Freundeshand über den Rhein gestreckt hätte, so wäre schon damals eine neue, segensreiche Welt-Konstellation ins Leben getreten. Das neu geeinte Deutschland würde Frankreich niemals angegriffen, würde ihm Elsaß-Lothringen niemals genommen haben. Als freilich die Deutschen erkannten, daß Frankreich ihnen gegenüber immer noch das Frankreich Richelieus und Ludwigs XIV. war, daß es ihnen auch jetzt noch die Verwirklichung seines inbrünstigen Sehnevs verwehren wollte, mußten sie sich mit den Waffen wehren, und wenn die Franzosen die Losreißung von Elsaß-Lothringen als eine übermäßige Ausnützung des deutschen Siegs betrachtet haben, so wögen sie sich sagen, daß Deutschland aus dem Trieb der Selbsterhaltung genötigt war, der Wiederkehr einer Politik den Riegel vorzuschieben. unter der es zweihundert Jahre lang bis zur Vernichtung gelitten hatte. . . . Wildenbruch wirft dann die Frage avf, wie die beiden Nationen aus diesem beide so tief schädigenden Zustand herauskommen können und wie ein wahrer Friede ztvischen beiden zustande kommen könne. Er antwortet, Frankreich möge die Hand zum Freundschaftsbunde über den Rhein htnüberreichen und ein- schen, daß beide Völker gleichberechtigt neben einander bestehen können. Es sei ein veralteter Gedanke, daß eines derselben die Hegemonie haben müsse. Wildenbruch spricht von einer neuen Weltkonstellation, einer neuen, großen Gestaltung Europas, die man als „die Vereinigten Kontinental- staaten von Europa" bezeichnet hat. Mittelpunkt und Ferment dieses von gewaltigen, überseeischen Mächten umlagerten europäischen Kontinents zu werden, dazu seien Frankreich und Deutschland nicht nur berufen, sondern geradezu gezwungen. Dazu sei es nötig, daß sie Freunde werden, daß sie sich vereinigen. Die von den Franzosen ausgesprochene Forderung der Zurückgabe der anncxierten Provinzen weist Wildenbruch zurück, denn das würde zu einer Wiederkehr der früheren Zustände führen. „Möge Frankreich dos Geschehene geschehen sein lassen," sagt er, — aber deshalb wird er auch für seine Zukuliftsgedanken iu Frankreich vorerst keinen großen Anhang finden. (Staatsanz.)
Ein französischer Bilse. Man schreibt der „Kl. Pr." ans Paris: Limoges, die kleine Industriestadt, in der sich jüngst blutige Zusammenstöße zwischen Arbeitern und Militär abspielten, ist die „kleine Garnison" des Leutnant Maurice Huet, der seinen Abschied genommen hat und in einem sensationellen Buche „Labres äs Kots, b'vsils äs Mills" („Hölzerne Säbel, Strohfltnten") ein schonungsloses
Pamphlet gegen seine bisherigen Kameraden des 78. Infanterieregiments schrieb. Zahlreiche Offiziere, ihre Frauen und gewisse Halbweltdamen find deutlich in dem „Roman" zu erkennen; das „literarische" Werk ist ziemlich genau nach der Bilse'schen Schablone gearbeitet. Der Skandal in Limoges ist groß, die einen spielen die Entrüsteten, die anderen freuen fich, so manche private Eittenlofigkeit in die Oeffeut- lichkeit gezerrt zu sehen. Der Kriegsminister soll das Buch „untersagt" haben. Leutnant Huet, der in Dinard Seebäder nimmt, hat eine ganze Reihe Duellforderungen erhalten, die er nach und nach erledigen will, wenn er von der Hautwunde, die er in seinem ersten Zweikampf mit dem Leutnant Godkot von den 20. Dragonern erhalten hat, geheilt sein wird. Das Bilse'sche Buch hatte in seiner französischen Uebersetzung eine große Verbreitung über die ganze Republik hin gefunden. Ob man dieselbe Geschichte, wenn sie fich im eigenen Lande abspielt, ebenso gern lesen wird?
— Bettelnde Krieger. Die Entrüstung über die Gleichgültigkeit, die die russische Regierung gegenüber den verwundeten und verkrüppelten Soldaten beweist, wächst in St. Petersburg ständig. In fast jeder Straße steht man Soldaten, die ans dem fernen Osten zurückgekehrt find und denen ein Arm oder ein Bein fehlt oder mehrere Gliedmaßen fehlen. Andere strecken die Hand aus und bitten jämmerlich um Almosen. Manche tragen auf der Brust das St. Georgskreuz, das nur für große persönliche Tapferkeit verliehen wird. Alle diese unglücklichen Krüppel haben das Reckt, vom Staat ernährt zu werden und eine kleine Pension zu erhalten. Fragt man sie aber, warum sie betteln, so hört man immer wieder dieselbe Geschichte von Veruntreuungen der Beamten im großen. Schrecklich find die Berichte, die diese Soldaten geben. Waren sie in einer Schlacht verwundet, so lagen sie monatelang in den Lazaretten und hatten während der langen Heimreise unglaubliche Entbehrungen durchzumachen, da das für ihre Unterhaltung bestimmte Geld von den Beamten gestohlen war. Wochenlang hungerten ste bei einer Beköstigung, die nur aus Wasser und dem bische« Brot bestand, das mitleidige Leute ihnen auf den Stationen der sibirischen Bohnen gaben. Meldeten sie fich dann in der Heimat und beanspruchten ihre Pension, so blieb schon nach den ersten Zahlungen das Geld aus. Tie arbeitsunfähigen Krüppel schleppten fich nunmehr noch St. Petersburg, in der Hoffnung, „Väterchen" würde ihnen Gerechtigkeit widerfahren lassen. Aber die Beamten hielten sie, wie das in Rußland üblich ist, mit Versprechungen hin, gaben ihnen wohl auch einige Kopeken, wiesen sie schließlich aber rauh ab, wenn sie dringender ihr Recht verlangten. (N. Tgbl.)
Landwirtschaft!. Lyirksmrein.
Die vom X. landw. Gauverband in der Schweiz angekouften Originalstmmeutallerfarre« werden am Donnerstag, 7. September, vormittags 9 Uhr, in Nagold unter den Bestellern öffentlich versteigert.
Calw, 5. September 1905.
Bereiusfekretär.
Fechter.
Privat-AnMgen.
Danksagrriig
Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme an dem unerwarteten Hinscheiden unseres l. unvergeßlichen Vaters, Großvaters und Onkels
Gottlieb Heller sr
für die vielen Blumenspenden, für die zahlreiche Begleitung zu seiner letzten Ruhestätte, insbesondere für die trostreichen Worte des Hrn. Stadlpfarrers und für die ehrende Begleitung seiner Kollegen, sowie seiner Sangesbrüder des verehr!. Lieder kranzes und den herzl. Abschied des geehrten Vorstandes sprechen ans diesem Wege ihren herzliche« Dank aus
die trauernden Hinterbliebenen.
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