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Abteilung 6.

I. Preise: Concordia Stuttgart . . 62 Punkte, Lyra Dmlach .... 60

Maschinenbauer Karlsruhe 59

Concordia Reutlingen . . 58'/- DaS PretSfingen währte b!S '/»I Uhr nach­mittags und bot einen hohen musikalischen Genuß. Eine besondere Kritik hierüber soll später folgen. Nachmittags 2 Uhr sammelten sich die Sänger zum Festzug beim Bad. Hof. Es war ein imposanter Zug, wie ihn Calw noch selten gesehen hat, der sich durch die Straßen der Stadt zum Fefipletz, dem Brühl, sich bewegte. Hier angekommen hielt der Ehrenpräsident des Festes, Hr. Stadtschultheiß Conz, die Begrüßungsansprache. In formgewandter, tief­durchdachter Rede wies derselbe auf die hohe Be­deutung des Gesangs für das gesamte Volksleben hin. Nach der mit einem Hoch auf das deutsche Lied gipfelnden Ansprache sang der ftstgebende Ver­ein unter der Direktion von Hrn. Lehrer Vintzon den von Hrn. Rathgeber-Hechingen komponierten Jubelfestchor mit dem Sängergrnß als Refrain: Grüß Gott, mit Hellem Klang, Heil deutschem Wort und Sang!* Der interessante, markig klingende Chor fand großen Beifall. Nun folgte eine packende und begeisternde Festrede des Vorstands, Hrn. E. Bayer, in welcher der Redner die hohe Bedeutung des dcurschen Liedes für alle Berufsklassen unseres Volkes hervorhob. An die Festrede schloß sich die Fahnenweihe an. Die neue Fahne wurde mit finnigen Ansprachen von zwei Festjungfrauen, Frl. Pfrommer und Frl. Dingler dem Verein über­geben, sodann enthüllt und vom Vorstand und den Fahnenträgern übernommen. Sie ist aus der Fabrik von Starke-Stuttgart und äußerst kunstvoll gearbeitet. Abgeschlossen wurde die Fahnenweihe mit dem kurzen aber eindrucksvollen Fahnenlied von Rathgeber- Englert, mit dem die neue Fahne zierenden Sänger­wahlspruch :Rein im Sange, Treu im Wort, Fest in Eintracht immerfort!* Möge dieConcordia" diesem Wohlspruch getreu auch in Zukunft die Pflege des Gesangs Hochhalten zu geselliger Unterhaltung, zur Bildung und Veredlung des Gernüts, zur Hebung des deutschen Nationalgefühls und in ollem zur Ehre Gottes. Nach der Weihe der Fahne wurden von einzelnen Vereinen noch manche Lieder auf dem Festplatze gesungen, auf dem sich ein volksfestartiges Leben und Treiben entwickelte. Um 6 Uhr abends fand die ersehnte Preisverteilung statt mit Ueber- gabe der Diplome, Medaillen und Ehrengaben an die Vereine, welche sich am Preisgesang beteiligt haben. Unter den Ehrengaben befand sich auch ein wertvoller Pokal, den Hr. Pfrommer ssn. dem Vereine gestiftet hatte. Das Resultat des Wett- gesangS haben wir bereits oben mitgeteilt. Nach weiterem geselligen Verweilen auf dem Festplatz und in der Stadt kam nun für die meisten Vereine die Zeit der Heimkehr heran. Mögen dieselben befriedigt vom hochgelungenen und vom schönsten Wetter begünstigten Fest glücklich und fröhlich wieder heiwgtkehrt sein. Abends nach 8 Uhr fand im I. Dreiß'schen Saale mit einem zahlreich besuchten Festball der offizielle Abschluß des Sängeifestes und Jubiläums statt. Noch sei erwähnt, daß sich am Festzug von hies. eingeladenen Vereinen beteiligten: Der Liederkranz, der Veteranen- und der Militärverein, sowie der Turnverein. Am heutigen Tage wird von 4 Uhr

an noch eine Nachfeier mit Musik und allerlei Kinderbelustigungen stattfinden.

^Amtliches aus dem Staatsanzeiger.) Am 25. August ds. IS. ist von der Evangelischen Obeischulbehörde die Schulstelle in Hessental, Bez. Holl, dem Schullehrer Eiselen in Dachtel, Bcz. Calw, übertragen worden.

Altensteig, 25. Aug. Gestern abend hatte der Hausknecht des Gasthofbesttzers Karl Klempf zum Waldhorn hier, den Mehl- und Landes- produktenhändler Schleeh von Pfalzgrafenweiler nach Hause zu fahren. Lktzterer hatte eine Geld­tasche mit über 1000Inhalt bei sich, die er in den Sitzbehälter des Wagens legte. Zu Hause an­gekommen vergaß Schleeh, die Geldtasche heraus­zunehmen, und der Hausknecht fuhr mit dem Geld und einem Reisenden hieher zurück. Als Schleeh noch in der Nacht das Fehlen seiner Geldtasche be­merkte, eilte er hieher zurück, und fand zu seinem Schrecken den Sitzbehälter des Wagens leer; die Geldtasche war verschwunden. Der Hausknecht leugnete, von dem Geld etwas zu wissen; es wurde daher Anzeige bei der Polizei erstattet. Heute früh nahmen Landjäger den Burschen ins Verhör, wobei er sich abermals hartnäckig aufs Leugnen verlegte. Schließlich wurde er aber durch Kreuz- und Quer­fragen so in die Enge getrieben, daß er gestand, die Geldtasche gestohlen und vergraben zu haben, die denn auch mit dem vollständigen Inhalt in einer Wiese ausgegraben wurde. Der Dieb wurde an das Amtsgericht Nagold eingeliefert.

Renningen, 26. Aug. Mit der Hopfeu- ernte wird im Lauf der nächsten Woche begonnen werden. Der heurige Ertrag ist durch die in diesem Jahre siaik auftretende Hopfenwanze, sowie durch die große Hitze etwas beeinträchtigt worden; doch ist der Regen der letzten Tage den Pflanzen sehr zu gute gekommen. Eine befriedigende Ernte ist immerhin noch in Aussicht zu nehmen.

Leonb erg, 26. Aug. Da das Wasser- reservoir den gesteigerten Ansprüchen nicht mehr genügt, beschlossen die bürgerlichen Kollegien den Bau eines zweiten, größeren R.servoirs neben dem alten, das ca. 2300 KI halten und noch diesen Mouat fertiggestellt werden soll.

Stuttgart, 26.Aug. Kartoffelgroß­markt auf dem Leouhardsplatz. Zufuhr einige hundert Zentner. Preis 2 503 50 pr. Ztr. Kraut markt auf dem Charlottenplatz. Zufuhr 1500 Stück. Preis 1925 ^ für 100 Stück. Mo st ob st markt auf dem Wilhelmsplatz. Zufuhr etwa 90 Säcke. Preis 55.20 pr. Ztr. Ver­kauf lebhaft. Auf dem Heu- und Strohmarkt kostete Heu 3.50 Stroh 2.40 pr. Ztr.

Eßlingen, 26. Aug. Mit dem Anpflanzen von Einmachgurken haben unsere Landwirte ein schlechtes Geschäft gemacht. Der anfangs auf 35 A pro 100 Stück festgesetzte Preis ist nach und nach auf 5 ^ herabgesunken. Bei einem so ge­ringen Preis lohnt sich nicht einmal das Etnsammeln der kleinen Gurken. Die Oehmdernte, welche ein besseres Resultat lieferte, als man in den heißen Sommertagen annahm, erleidet durch die regnerische Witterung eine unliebsame Störung. Auch für die Kartoffeln würde ein länger anhaltender Regen von

schädlichem Einfluß sein. Infolge des schlechten Ausfalls der Obsternte stellen sich die Preise nach den bis jetzt abgeschlossenen Käufe» ziemlich hoch. So wurden auf dem heutigen Markt für Aepfel 4.805 und für Birnen 34 per Zentner bezahlt. Auch bei einem städtischen Ver­kauf wurden für ein auf 260 Simri geschätztes Quantum Aepfel 776 erlöst.

Reutlingen, 27. Aug. Ein, von der Hand der Tochter Friedrich Lifts gemaltes Oelbild ihres Vaters wurde dem Technikum für Tex­tilindustrie anläßlich seines Jubiläums von Kommerzienrat Emil Waibel in Stuttgart g e - schenkt. Frau Karoline Hövsmeyer geb. List malte das Porträt im Jahre 1891, um cs dem Gründer des Listvereins, Fabrikant Arnold Straub in Kuchen, zu dedizieren. Das Bild stellt List im Alter von 40 Jahren dar und darf wohl als das beste existierende Porträt Lifts bezeichnet werden. Es fand im Sitzungssaal des AuffichtSrats des Webschulvereins einen würdigen Platz.

Reutlingen, 27. Aug. Auf Anordnung des Reichsamts des Innern sind auch hier Erheb­ungen über die Beschäftigung der Kinder im Haushalt, der Landwirtschaft und ihre» Nebenbetrieben angestellt worden. Dabei wurde folgendes Resultat festgestelli: Von 1895 Volkrschülern (878 Knaben und 1017 Mädchen) wurden zu häuslichen Dienstvernchtungeu 100 Knaben und 86 Mädchen und zu land- und forstwirtschaft­lichen Arbeiten 188 Knaben und 175 Mädchen ver­wendet. Im Alter von über 12 Jahren waren 58 Knaben und 31 Mädchen, im Alter von 1012 Jahren 71 Knaben und 101 Mädchen und unter 10 Jahren waren 132 Knaben und 129 Mädchen. Die Beschäftigung in landwirtschaftlichen Arbeiten bestand zumeist im Hopfevpflücken, einer anerkannt leichten Arbeit, sodaß von einer ungesetzlichen Aus­nützung der Kinder in keinem Falle die Rede sei» konnte. Die Arbeitsleistung betrug zumeist drei Stunden im Tag und erstreckte sich nur bei den wenigsten Kindern auf das ganze Jahr.

Lndwigsburg, 26. Aug. Der Dragoner Friedlich Saier aus Oberjettingen, der bei der 3. Schwadron des Dragoner-Regts. Nr. 25 diente, ließ sich vorgestern nacht auf der Bahnlinie Lud­wigsburgKornwesteim vom Zug überfahren und wurde gräßlich verstümmelt aufgefunden. Das Motiv der Tat ist unbekannt.

Aldingen, 26. Aug. Bei einem schweren Gewitter schlug gestern der Blitz in ein Haus in der Nähe des am Mittwoch ebenfalls infolge Blitz­schlags niedergebrannten Doppelhauses. Das Haus und ein Nachbargebäude brannten bis auf den Grund nieder. Während des Brandes schlug der Blitz in ein in der Nähe befindliches Haus, j doch ohne zu zünden.

Markgröningen, 25. Aug. Das gestrige Schäferfek ist programmgemäß verlaufen. ES war von 67000 Personen besucht, eine Zahl, die noch nie zuvor erreicht worden ist. Infolgedessen war auch die Ordnung auf dem Festplatz schwerer aufrecht zu erhalten als sonst; trotzdem ist während des ganzen Festes kein Unfall vorgekommen. Der Festzug war schön und farbenreich und die Dar­bietungen des Radfahlvereins wirklich prächtig. Die

Genug, Herr Blenk«!* Dagobert sprang unwillig auf.Was bezw:cksn Ihre Worte noch?*

Verzeihung, ich wollte nur wiederholen, daß ich Sie vollkommen begreife * Er blickte Dagobert nach, wie dieser so ungestüm das Zimmer durchmaß, und erschrak, als derselbe plötzlich mit gekreuzten Armen vor ihm stehen blieb.

Sie werden nicht mehr überrascht sein, Herr Blenke!* rief Dagobert und eS klang, als ringe eS sich mühsam aus seiner Brust herauswenn ich Ihnen gestehe, wo» allerdings in unserem beiderseitigen Interesse liegt; ja, es hat sich mir die Ueberzeugung oufgedrängt, daß Sie recht hatten, als Sie un­ermüdlich dieser «inen Spur folgten. Ich bin Ihnen und mir die Wahrheit schuldig! Frau von Rothenhelm ist zu jener Zeit in Rom gewesen; sie verriet eS mir gestern. Ihnen und mir, unserem gemeinschaftlichen Zweck« bin rch di« Wahrheit schuldig, nämlich das, was Frau Rothenhelm mir unaufgefordert aus ihrem Vorleben »zählt; Ei« sollen eS wissen.*

Blenke hörte ihn mit hoher Spannung an; seine Augen leuchteten, während die Dagoberts am Boden hafteten. DaS ehrliche Herz de« jungen ManneS sträubte sich vor dem Gedanken drS Verrat«, aber es geschah für jene« unglück­liche junge Wesen, nach dessen Verbleiben er so nutzlos geforscht; es war kein Verrat! Was lag in dieser Mitteilung, wenn sie reinen Herzens war!Werden Sie mir auch jetzt noch einen Vorwurf daraus machen, Herr Gras, daß ich Sie in dieses Abenteuer gestürzt?* rief Blenke triumphierend.Ich halte diese Dame für «in« sehr kluge» im Leben erfahrene Frau, glaub!« also, sie bei ihrer un­bewachten Seite angreifm zu müssen. Ich rechnete in der Dame von Welt auf dar Weib und auf den Feind der Klugheit, auf das Temperament, das die erster« zu einer Krisis de« Herzen« verraten müsse. Und das ist also schnell gelungen. Eie selbst gestanden mir jetzt, dies« Entdeckung habe Ihne» rin Gefühl eingeflößt,

daS ich als die Erkenntnis deS Unwertes ein-s äußerlich so vollendet auSgestatteten G'schöpfes bezeichnen möchte. Bewahren Sie dieses Gefühl, aber verderben Sie mir nicht alles; schütten Sie mir nicht das Kind mit dem Bade aus. Erhalten Sie sich diese Gewalt über sich selbst nur noch für wenig« Tage, kämpfen Sie siegreich gegen sich selbst und geben Sie sich der schönen Frau gegenüber den Schein deS Besiegten; lauschen Sie aufmerksam nur für diese wenigen Tag« noch. -chten Sie selbst den schließlichen Eclat vor der Welt nickt um ihres Zweckes willen; ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, ich stehe in der Bresche und rette Ihren Namen! Und noch eins!" Er packt« Dagobert bei dem Knopfe.Ich werde diese wenigen Tage hindurch sehr beansprucht sein, zunächst mit dem Herrn von Wiedenstein, den ich auf mich nehme. Sorgen Sie nur dafür, daß die schöne Frau Wien nicht verlosse, wie ich nach Ihrer Asußrrung annehmen muß. Oder vielmehr, mir kommt da eins ganz andere und besser« Idee.* Er trommelte mit den Fingern auf die Stirn, während er mit der anderen Hand Dagobert festhielt, da dieser die größte Ungeduld zeigte.Sie sollen mir persönlich jetzt lieber ganz aus dem Spiele bleibe», nachdem ich durch Sie erfahren habe, was ich wissen wollte. Täuscht mich nicht alles, so ist cs wcniger die Herrin, als die Dienerin, auf die ich m in Auge richten muß; ich Hab« meine Gründe. Eine Frau ihres Standes hält eins Frau wie diese nicht in ihrem Dienst, wenn sie derselben nicht sehr verpflichtet ist. Sagen oder schreiben Sie der Frau von Rothenhelm, dringende, meinetwegen unangenehme Familienverhältniffe riefen Sie eilig nach Berlin. Sir brauchen ja wirklich nicht sofoit dahin abzureisen.*

Dagobert schaute ihn erstaunt und fragend an.

ES ist mein Ernst, Herr Graf! Wenn alles so geht, wie ich eS erwarte, muß nämlich auch ich reisen, d. h. nicht ohne Frau Rothenhelm, die ja gestern Ihnen schon ihre Absicht aussprach, Wien für immer zu verlassen. (F. folgt.)