wird. Der Stuttgarter Händler wurde zu 1360 Mark verurteilt, während die schwerste Strafe den deutschen zukünftigen Schwager Kenans trifft, der einige Pakete unterschlagen hat und deshalb zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt wurde. Einige weitere Angeklagte erhielten kleine Geldstrafen, während der Rest freigesprochen wurde.
Stuttgart, !4. Juli. (Die Wohnungsnot.) Die Zahl der Wohnungssuchenden betrug in Stuttgart am 1 Januar 1925 6995 gegen 6884 am I. Juli 1923, 5692 am I. Zull 1921 und 3267 im Februar 1920. Von de» 6995 Wohnungssuchenden waren 733 ledig, 33lO verheiratet oder verwitwet mit keinem Kind, 2154 mit einen« Kind, 603 init zwei Kindern, 131 mit drei Kindern und 64 mit vier und mehr Kindern.
Stuttgart, 14. Fuli. (Der „Doktor" als Darlehensschwindler.) Darlehensschwindeleien in beträchtlichem Umfang beging in den Monaten Juni und Juli der 35 jährige Kaufmann Richard Bullinger von Etuitgart. Geschädigt sind hauptsächlich Geschäftsleute, an die er sich unter dem Vorwand, er benötige das Geld vorübergehend zu einer dringenden Zahlung, wandte. Bullinger bezeichnet sich mit Vorliebe als Jurist und führt unberechtigter Welse den Doktortitel. Er ist Hiewegen wiederholt bestraft worden. Im Hinblick auf seine sonstigen erheblichen Strafen ist ihm schon seit mehreren Jahren die Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten wegen Unzuverlässigkeit untersagt. Bullinger wurde am 13. Juli in Stuttgart sestgenommen.
Stuttgart, 14. Juli. (Ein wackerer Schwabe.) Der einzige deutsche Teilnehmer an Amundsens Polarflug, unser schwäbischer Landsmann Feucht, ist am Montag auf der Durchreise in Berlin eingetroffen und im Reichsoerkehrsministerium empfangen worden. Der Leiter der Lufmbteilung, Ministerialdirektor Brandenburg, sprach dem Polflieger seine Anerkennung für die unter schwierigsten Perhältnlssen geleistete Tätigkeit im Flugzeug aus. Feucht trifft am Mittwoch in Stuttgart ein.
Deggingen, OA Geislingen a.St., 14. Juli. (Betriebseinstellungen.) In letzter Zeit mußten hier zwei Firmen die Pforten schließen. Es ist dies eine Wäschefabrik, die sich im Adlersaal niedergelassen hatte, und eine Blechwarenfabrik in der früheren Kunststeinfabrik am Bahnhof, die erst im Mai d. Is. den Betrieb eröffnet? und auf die man allgemein große Hoffnung setzte im Interesse einer der männlichen Bevölkerung Arbeit bietenden Industrieniederlassung in hiesiger Gemeinde.
Tübingen, 14. Juli. (In Freiheit.) Ein Affe, der auf „unbekannte" Weise seine Freiheit wiedergewonnen hatte, wurde von einer zahlreichen Menschenmenge mit großem Vergnügen beobachtet, wie er fröhlich auf den Bäumen des Botanischen Gartens, die ihn teilweise wahrscheinlich an seine ferne Heimat erinnerten, herumkletterte. Nachher fühlte er sich von den Häusern der Wilhelmstroße angelockt, vor deren Fenster er aus- und abpromenierte, ohne daß es gelang, ihn einzufangen, zur großen Freude von jung und alt, die das seltene Schauspiel mit lebhaftein Interesse verfolgten.
Urach, 14. Juli. (In die Erms gestürzt.) Samstag abend stürzte ein mit zwei bayerischen Soldaten besetztes Auto im Seeburger Tal in der Enge beim neuerbauten Stauweiher an der dortigen scharfen Wegbiegung den ca. zwei Meter hohen Abhang hinunter direkt in die Erms. Der Lenker des Autos wurde am rechten Arm schwer verletzt, während der zweite Insasse, der in die Erms fiel, mit leichteren Verletzungen davonkam. Nach Angabe der beiden Soldaten wurde der Unfall dadurch herbeigeführt, daß ein entgegenkommendes Auto die Scheinwerfer nicht vorschriftsmäßig geblendet hatte.
Rottweil, 14. Juli. (Lotterieglück.) Bei der Ziehung der Schwab. Iugendherberg-Lotterie fiel der Hauptgewinn, ein Automobil (Opel-Limusine) auf die Nummer 60014. Die glückliche Ge- winnerin ist das Töchterchen des Saiilermeisiers Gustav Benner hier.
Ulm, 14. Juli. (Landesturnfest). Bei dem Festzug anläßlich des Landesturnfestes sind 18 Musikkapellen in den Straßen der Stadt aufgestellt, um dem Festzug die nötige Marschmusik zu geben. Der Festzug bedeutet ein ganz besonderes Ereignis für Ulm. Geben schon 10000 Turner und Turnerinnen aus ganz Württemberg und Hohen- zollern eine ganz gewaltige Kundgebung für deutsches Turnen und deutsche Zusammengehörigkeit, so wird der Festzug durch 18 kostümierte Reiter- und Fußgruppen aus Ulms Vergangenheit noch wesentlich verschönt. Es gibt einen Festzug von solch großartiger Wirkung, wie man ihn nicht nur in Ulm, sondern überhaupt wohl selten sehen wird.
Friedrichshafen, 14. Juli. «Versteigerung.) Das Eugen Brug- gersche Anwesen in Wolfzennen ist versteigert worden. Das Anwesen besteht ans sehr schönen Wohn- und Ockonomiegebäuden aus Brennerei, chemischem Betrieb, aus 7 Morgen Feldgrundstücken, 2 Morgen Wald, schönem Pferde- und Viehbestand und allen neuzeitlichen Gerätschaften mit einem Schätzungswert von 172 000 Mark. Zu dem Anschlag von 172000 Mark tritt der Wert der diesjährigen Heuernte. Das erste Gebot wurde mit 50000 Mark abgegeben, das höchste von Frau Eugen Bruggcr mit 96 000 Mark. Die Versteigerung wird sich wiederholen. Zu der Versteigerung war auch der Besitzer erschienen, der für diesen Tag aus der Untersuchungshaft in Ravensburg entlassen worden war.
Talerfchachen, OA. Wangen i. A., 14. Juli. (Tödlich verunglückt.)
Dunkle Mächte.
7j Kriminat-Roman von Friede. L. Zöllner.
Wiemanns Zeitungs-Verlag, Berlin W. 66. 1925.
Draußen blieb der Detektiv unterhalb des Fensters, durch das der Diebstahl geschehen sein sollte, stehen und betrachtete nacheinander die Umgebung des Fensters, die hinabführende Wand und den bis an den Weg reichenden, dichten Rasen.
„War dieser Rasen schon damals vorhanden. Herr Baron?" fragte er dann.
„Ja. es ist alles noch unverändert, wie es damals war."
„Und hat man auf ihm Fußspuren entdeckt?"
„Soviel ich weiß, waren einige, allerdings sehr undeutliche Abdrücke vorhanden, die nach der Wand unterhalb des Fensters hinwiesen."
„Ahal Also doch wenigstens einmal etwas Spurähnliches."
„Allerdings auch das Einzige, was die Polizei hat entdecken können. Herr Wallner."
„Nun, immerhin weist es darauf hin, daß wir es mit Wesen von Fleisch und Blut zu tun haben, und solche Wesen müssen doch zu erwischen sein." entgegnete Norbert Wallner lächelnd. Dann, wieder ernst werdend, fragte er noch: „Sonst vermögen Sie mir also über den Diebstahl nichts Wesentliches anzugeben?"
„Wie ich Ihnen schon anfangs sagte: nein."
„So wäre meine Aufgabe hier erledigt. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Liebenswürdigkeit, Herr Baron, und bitte Sie, mein Eindringen gütigst z« entschuldigen."
„Durchaus keine Ursache, Herr Wallner! ES sollte mich freuen, wenn Sie in dieser Angelegenheit erfolgreicher sein würden, als di« Polizei."
Der Detektiv glaubte etwas wie gutmütigen Spott in den Worten zu hören; doch unterließ er eine Entgegnung und verabschiedete sich.
Sein nächster Weg galt dem Polizeipräsidium, wo es ihm gelang, den Kriminalkommissar Boedeker an-
Dec im hiesigen Werk beschäftigte zweite Maschinist Anton Häring von Ratzenried wurde mit Brandwunden tot aufgefunden. Man vermutet, daß der Verunglückte entgegen den Vorschriften an dem im Betrieb befindlichen Drehstrom-Generator eine Reinigung vornehmen wollte oder infolge eines sonstigen unglücklichen Zufalles der Maschine zu nahe kam. Häring stand anfangs der 30 er Jahre.
Tettnang, 14. Juli (Frecher Ueberfall.) Ein Bauarbeiter von Ravensburg wurde iin Oberdorier Wald von zwei Wegelagerer überfallen und vom Fahrrad yernnteigerissen. Der Bauarbeiter, eine kräftige Natur, zahlte den Wegelagerern giündlich heim, so daß sie ihr Vorlmben, ihn auszuranben, nicht ausführen konnten.
Heidenheim, 14. Juli, iGemeinschaft der Freunde.) Die Gemeinschaft der Fteunde in Wüüenrot bei Heilbronn beging die feierliche Einweihung des ersten von ihr finanzierten Hauses und legte gleichzeitig den Grundstein für ein zweites hier. Bei der Veranstaltung waren auch die staatlichen, städtischen und kirchlichen Behörden vertreten. Bei der Abendversammlung im Hotel Ochsen hielt der Leiter der Gemeinschaft. Gg. Kropp, eitlen Vortrag über „Wie verhelfen wir den Kinderreichen zu einem Eigenheim?" Aus allen Ansprachen ging hervor, daß die Gemeinschaft bisher recht segensreich gewirkt hät und für 31 Eigenheime 400000 Mark zur Perfügung stellen konnte.
WeiMärtner!
Soweit noch nicht geschehen, ist die vierte Bespritzung gegen die Peronospora mit einer zweiprozentigen Kupferkalk- oder Nosperalkalkbrühe sofort durchzuführen.
Da mit einem äußerst starken Auftreten des Sauerwurmes zu rechnen ist, muß dessen Bekämpfung gründlich und sorgfältig vorgenommen werden. Die erste Bekämpfung hat zu erfolgen etwa um den 20. Juli herum, der eine zweite etwa zehn Tage später zu folgen hat. Bei eintretenden starken Regenfällen ist noch eine dritte Bekämpfung einzuschalten. Als wirksame Mittel kommen nach wie vor die arsenhaltigen Präparate in Betracht- Uraniagrün, Silesiagrün usw. können nur in Verbindung mit Kupfer- oder Nosperalkalkbrühe angewendet werden, da diese Mittel für sich allein nicht genügend schwebefähige Spritzbrühe geben. Auf 100 Liter sind 150—200 Gramm der Grünmittel zu nehmen. An die Stelle der Uraniagrünkupser- kalkbrühe kann mit gleichem Erfolg eine 2prozentige Nosprakenkalkbrühe kann mit gleichem Erfolg eine 2prozentige Nosparsen- Bestäubungsmittel kommen in Frage das Dr. Sturmsche Mittel oder Urania- oder Silesiaverstäubungsmittel. Wer noch Nikotin hat oder es sich beschaffen kann, kann auch dieses verwenven. Von dem lOprozentigen Nikotin sind auf 100 Liter Brühe Ich Kilogramm zu nehmen.
Weingärtner, laßt euch durch das Gerede vom Versagen der Arsenmittel nicht beeinflussen, führt im Gegenteil die Sauerwurmbekämpfung auf das Sorgfältigste durch. Traube für Traube muß mit einem feinen dünnen Arsenbelag belegt werden, damit sich der Wurm beim Versuch, in die Beeren einzudringen, vergiftet. Am besten wird mit dem Revolververstäuber gearbeitet und Traube für Traube vorgenommen. Die Stöcke sind von zwei Seiten zu behandeln. Je gründlicher die Arbeit, um so sicherer und größer der Erfolg. Wer die Bekämpfung des Sauerwurmes unterläßt, hat mit der völligen Vernichtung des Traubenherbstes zu rechnen.
Erhöhte Aufmerksamkeit ist auch dem Oidium zu schenken. Wo der Pilz sick> auch nur in Spuren zeigt, ist sofort zu schwefeln. Es sei noch darauf hingewiesen, daß eine Vermischung von Schwefel mit Dr. Sturmschem Mittel oder einem anderen Arsenverstäubungsmittel nicht möglich ist.
Württ. Versuchsanstalt für Wein- u. Obstbau, Weinsberg Dr. Otto Kramer.
Badeck
Pforzheim, 14. Juli. Von den Plakatsäulen leuchten gelbe Plakate, die von den Passanten, insbesondere von den Arbeitern, mit Interesse gelesen werden, folgenden Inhalts: An die Arbeiterschaft der Schmuckwarenindustrie! In Vollmacht unserer Mitgliederfirmen fordern wir die Arbeiterschaft zur Wiederaufnahme der Arbeit auf. Wer am Mittwoch, den 15. Juli die Arbeit trotz Zurücknahme der Kündigung und trotz dieser Aufforderung nicht aufnimmt, wird als ausgeschieden betrachtet und von der Krankenkasse abgemeldet. Zeugnis und Arbeitspapiere stehen zu seiner Verfügung. Arbeitgeberverband. Demgegenüber weist die Ortsverwaltung des Deutschen Metallarbeiterverbandes daraus hin, daß eine Reihe Fabrikanten den Wunsch hat, sich mit ihren Arbeitern bezw. den Gewerkschaften zu einigen, indem sie die Forderung ihrer Arbeiterschaft bewilligen wollen. Sie werden daran teils durch den Arbeitgeberverband gehindert und teils schreckt sie die vom Arbeitgeberverband festgesetzte Konventionalstrafe davon ab. Die
zu treffen. Die Unterredung der beiden Herren dauerte fast eine ganze Stunde.
Dann suchte der Detektiv noch verschiedene der von der geheimnisvollen Verbrecherbande heimgesuchten Familien aus, aber seine Ausbeute war gleich null.
Niemand vermochte irgend etwas von Belang anzugeben; so geschickt er seine Fragen auch gestellt hatte; niemand hatte etwas Verdächtiges bemerkt; nirgendwo war kitzln imstande, einen Verdacht nach irgendeiner Richtung auszusprechen.
Es war bereits Abend geworden, als Norbert > Wallner endlich in seiner Wohnung in der Nähe des Potsdamer Platzes anlangte.
Ermüdet warf er sich auf's Sopha, zündete sich eine Zigarre an und überließ sich seinen Gedanken.
Der „Fall Scharwächter" begann ihn mittlerweile ganz außerordentlich zu fesseln. Hier hatte er es mit keinem gewöhnlichen Spitzbuben zu tun, davon war er bereits fest überzeugt, ebenso wie davon, daß die Polizei sich im Irrtum befand, wenn sie an ei« Zusammenarbeiten mehrerer Verbrecher glaubte. Die ganze Anlage der einzelnen verwegenen Raubtaten wies darauf hin, daß nur ein einzelner hier „gearbeitet" haben konnte, und zwar mußte es sich um einen Menschen handeln, der mit äußerster Schlauheit eine ungewöhnliche Sorgfalt verband; sonst wäre es unmöglich gewesen, daß nach einer so großen Anzahl sein« Verbrechen immer noch jede Spur von ihm fehlte.
Wie äußerst vorsichtig der Bursche zu Werke ging, zeigte der Einbruch in der Villa des Barons vo« Warren. Das Fenster, durch das allein die Tat geschehen konnte, war von außen dicht mit Epheu bewachsen, der seine Ranken in gleicher Fülle vom Erdboden an fast vier Meter hoch hinaufspann, und unten grünte ein weicher Rasenteppich, der jeden Eindruck noch nach Stunden deutlich zeigen mußte.
Und dennoch war außer einigen gänzlich verwischten Eindrücken im Rasen nicht das Geringste gefunden worden, wie er sich heule nachmittag auf dem Polizeipräsidium aus den Akten überzeugt hatte.
Ortsverwaltung macht darauf aufmerksam, daß die Fabrikanten eine Einigung mit ihren Arbeitern ruhig eingehen können, ohne daß sie die Konventionalstrafe oder sonstige Strafe zu bezahlen verpflichtet sind. Nach Z 152 Abs. 2 der Gewerbeordnung stehe jedem Teilnehmer der Rücktritt von solchen Vereinigungen und Verabredungen frei und es findet aus letzteren weder Klage noch Einrede statt. Das Oberlandesgericht Stuttgart habe ein Urteil gefällt, welches diesen hier mitgeteilten Gesichspunkten entspricht.
Karlsruhe, 13. Juli. In dem benachbarten Durlach-Aue ist am Samstag ein Pockenfall festgeftellt worden. Die erkrankte Frau hate in Kehl der Beerdigung eines an Pocken Verstorbenen beigewohnt und wurde, da sie trotz Warnung und Aufforderung, die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen nicht einhielt, angesteckt. Es handelt sich also hier nur um einen Einzelfall durch direkte Ansteckung. Weitere Fälle sind nicht bekannt. Es sind alle weiteren Vorsichtsmaßnahmen getroffen, sodaß Ansteckungen nicht erfolgen können. Anlaß zur Beunruhigung ist demnach nicht gegeben.
Bühl, 14. Juli. Durch das Eisenbahnunglück bei Chicago, das bekanntlich durch Entgleisung eines Zuges infolge eines Wolkenbruchs entstanden war, wurde auch die hiesige Familie Laforsch in Mitleidenschaft gezogen. Der Bruder des Herrn Laforsch wollte mit seiner Frau nach vielen Jahren die Heimat wieder einmal besuchen. Unter den Personen, die bei dem Umglück den Tod in den Flammen gefunden haben, befanden sich auch der Deutschamerikaner Laforsch und seine Gattin.
Emmendingen, 14. Juli. Der in Mannheim wohnende Buchhändler P. Fleischer sprang hier auf einen fahrenden Zug auf, stürzte dabei ab, wurde überfahren und sofort getötet.
Konstanz, 14. Juli.' Gestern abend geriet das dem Chauffeur Otto in Staad gehörige zwanzig Personen fassende Motorboot druck) Selbstentzündung in Brand, der sich auch auf den Tank ausbreitete. Glücklicherweise war außer dem Führer niemand im Motorboot. Das Motorboot konnte noch den Hafen von Staad erreichen, wo die Hauptexplosion erfolgte, die eine haushohe Stichflamme verursachte. Otto erlitt einen Nervenanfall und mußte nach dem Krankenhaus verbracht werden. Das Boot ist völlig verbrannt.
Konstanz, 14. Juli. Vom Schöffengericht wurde die Berufung der 19jährigen Haustochter Amanda Guide in Worndorf zurückgewiesen, die vom Schöffengericht Meßkirch wegen fahrlässiger Tötung mit sechs Wochen Gefängnis bestraft worden war. Diese Angeklagte hatte schon vor ihrem 17. Lebensjahr ein Liebesverhältnis, das nicht ohne Folgen blieb, die sie sogar so gut zu verbergen wußte, daß sie in ein Institut, das Kloster „St. Agnes" in Riedlingen gebracht werden konnte. Hier gebar sie heimlich und ließ das Kind unter der Decke liegen, wo es erstickt sein muß, bis sie Gelegenheit hatte, die kleine Leiche in den Abort zu werfen. Die jugendliche Sünderin Wußte auch vor den Lehr- und Pflegeschwestern alles so gut zu vertuschen, daß niemand etwas von der verwerflichen Tat merkte. Erst nach Monaten, als das neugeborene Knäblein in der Abortgrube gefunden wurde, kam die Sache zur Kenntnis der Strafbehörden.
Vermischtes
Dr. Dornier über seine Weltreise. Der Direktor der Flugzeugwerke Friedrichshafen, Dr. ing. h. c. Dornier, weilte dieser Tage in seiner Vaterstadt Kempten. Der Erfinder ist erst vor wenigen Wochen von einer Reise, die ihn von Hamburg nach Nordamerika, von da nach Japan und über Indien, Aegypten und das Mittelmeer nach Italien führte, zurückgekehrt. Hier erzählte er seinen Freunden von den auf seiner Weltreise gewonnenen Eindrücken, wobei er besonders den Fleiß hervorhob, mit dem in Japan gearbeitet werde. Die Meinung vieler Deutschen — heute wie vor dem Kriege —, daß Deutschland auf allen Gebieten, namentlich in der Technik, an der Spitze marschiere, stimme nicht ganz. Tatsächlich sei die deutsche Technik mitten in der Reihe, aber keineswgs an führender Stelle. Der Ingenieur wie der Arbeiter müssen alles aufbieten, um nicht in die zweite Reihe zurückgedrängt zu werden. — Dr. Dornier fuhr von Kempten nach Oslo, wo er mit dem Nordpolflieger Amundsen, der zu seinem Flug bekanntlich eine Dornierma- schine benutzt hatte, eine Konferenz haben wird.
Der Reichspräsident als Ehrenpate. Dem Bergmann Karl Kraska in Buer wurde der neunte Sohn geboren. Der Reichspräsident von Hindenburg übernahm die Ehrenpatenschaft und überwies dem Vater ein namhaftes Geldgeschenk.
Tödliche Autounfälle. In der Nähe von Engelsdorf bei Leipzig fuhr ein Leipziger Kraftwagen gegen einen Kirschbaum. Der Architekt Otto Würgau aus Leipzig erlitt einen
Außerdem war es äußerst ausfällig, wie genau der Spitzbube in allen Fällen Bescheid gewußt hatte, daß er zum Beispiel den Ort, an dem der Baron seine Ringe abzulegen Pflegte, gekannt, und im „Fall Scharwächter" sogar die neben dem Bett stehende Schmuckkassette gefunden hatte.
Also genaueste Ortskenntnis, verbunden mit völligem Vertrautsein mit den Gewohnheiten der Bestohlenen, und dazu eine beispiellose Geschicklichkeit und Gewandtheit.
Der Kriminalinspektor hatte gar nicht verhehlt, daß er mittlerweile an der Lösung des Rätsels verzweifle, nachdem alle Sicherheitsmaßregeln vergeblich gewesen, alles Spüren und Aufpassen nichts genutzt hatte.
Umsomehr war Norbert Wallner entschlossen, alles daran zu fetzen, um de-:- Spitzbuben doch noch habhaft zu werden.
Tie Aussagen der Bestohlenen konnten ihm bei seiner Arbeit gar nichts nutzen, ebensowenig, wie er aus den Akten etwas Wichtiges hätte entnehmen können.
Es hieß also, sich ganz auf sich selbst und den eigenen Spürsinn verlassen, der ihs bisher nie im Stich gelassen hatte und daneben auch ein klein wenig am das Glück und — den Zufall hoffen, diesen wertvollen Helfer der Kriminalisten.
Gedankenvoll blies er de« Rauch seiner Zigarre in die Luft, und mit einem Male spiegelten ihm die tanzenden, sich windenden und vergehenden Wölkchen ein hübsches, reizendes Mädchenantlitz vor, mit wundervollen, blau an Auge« und einer Fülle goldlockige« Haares.
„Elli Scharwächter!" murmelte der einsame Träumer vor sich hin.
Der Klang der eigenen Stimme brachte ihn zur Wirklichkeit zurück.
Da lachte er halb ärgerlich auf und drückte aus den Knopf der Tischbirne, das Zeichen für seine Wirtschafterin. mit dem Abendessen zu erscheinen.
(Fortsetzung fo!g':.>