NeurrEär», 26. Juni. Das vorläufige Ergebnis der Volkszählung in Neuenbürg ist folgendes: 1378 männlich«, 1542 weibliche, zusammen 2920 Einwohner. Gegenüber der Fühlung im Jahr 1919 mit 2690 Einwohnern bedeutet dies Ane Zunahme von 230 Personen.
(Wetterbericht.) Die Wetterlage ist ungewöhnlich stationär. Für Freitag und Samstag ist Fortsetzung des teilweise regnerischen und bei nordwestlichen Winden wenig warmen Wetters zu erwarten.
Evang. Jungmännerarbeit.
Der christliche Verein junger Männer (C. V. I. M.) Birkenfeld darf Heuer auf ein 25jähriges Bestehen zurücksehen und will am nächsten Sonntag (28. Juni. 2 Uhr) in Anwesenheit anderer Bezirksvereine ein schlichtes Jubiläum feiern. Der Verein ist entsprechend der Zeitlage, die auf Zusammenschluß Gleichgesinnter drängt, dem Würt- tembergischen evang. Jungmännerbund angeschlossen. Dieser Bund, der bereits 56 Jahre besteht (früher Südd. ev. Jünglingsbund) und gerade gegenwärtig wieder in andern württ. Landesteilen ein starkes Wachstum erfährt (durchschnittlich jede Woche ein neuer Verein), ist leider in der Enztäler Gegend noch nicht genügend bekannt. Es ist zu hoffen, daß das Jubiläum in Birkenfeld am nächsten Sonntag dazu beiträgt, alle die Kreise des Bezirks, die unsere evangelische Jugend lieb haben und in Verbindung mit der evangelischen Landeskirche bleiben möchten, auf diesen wichtigen Zweig der Reichsgottesarbeit erneut hinzuweisen. Pfarrer Keppler, Direktor des Württ. ev. Jungmännerbundes wird die Festrede bei dem Birkenfelder Vereinsjubiläum halten und auch von der ev. Jungmännerarbeit erzählen (s. gestrige Anzeige).
Württemberg.
Stuttgart, 25. Juni. (Schon wieder eine Fleischpreiserhöhung.) Bon heute ab kosten: Ochsen- und Rindfleisch 1. 1.20 (bisher 1.15), Rindfleisch 2. 1.05 (I.—). Kuhfleisch I. 70—75 (65—70), Schweinefleisch >.25 (1.20) Mk. Die Preise der übrigen Fleischsorten bleiben unverändert.
Neuhausen a. A., 25. Juni. (Gute Früchtchen.) Im Hause des Jakob Vetter, Brennmaterialienhandlung in der Kirchstraße, wurde eingebrochen. Die Abwesenheit der Hausbewohner benützend, erbrachen die Diebe Türen, Kästen und Kommode und nahmen Geld, Lebensmittel, eine Uhr und andere Wertgegenstände mit sich. Der Verdacht siel auf einen 17 jährige», arbeitsscheuen Menschen von hier,, der sich nebst seinem 12 jährigen Bruder mit den gestohlenen Gegenständen im Heu versteckt hatte, bald aber gestand, den Einbruch mit Hilfe des letzteren ausgcsührt zu haben. Der ältere der beiden, der erst vor einem Vierteljahr aus 'einer Erziehungsanstalt entlassen wurde, gestand noch weitere 6 Diebstähle an verschiedenen Orten.
Eßlingen, 25. Juni. (Ein merkwürdiges Ei.) Vom Brühl schreibt ein Leser der Eßlinger Zeitung: Diesen Montag lag in meinem Entenstall ein außergewöhnlich großes Entenei. Als ich das Ei, das wohl die Größe eines Ganseies hatte, öffnete, kam folgender Inhalt zur Schau: 1. Ein normaler Dotter mit etwas viel Eiweiß. Dazu 2. ein vollständig ausgebildetes, mit harter Schale umgebenes, normal großes Entenei.
Beutelsbach i. R., 25. Juni. (Tot aufgefunden) Montag vormittag wurde die seit Sonntag abend vermißte 16 Jahre alte Tochter des Weingärtners Siegle, nur mit Heind, Hose und Strümpfen bekleidet, tot aus der Rems gezogen. Ob Selbstmord oder Unglücksfall vorliegt, mutz die Untersuchung erst noch ergeben.
Schwenningen, 25. Juni. (Zur Stadtvorstandswahl) An Bewerbungen um die Stadtvorstandsstelle sind 17 eingegangen, von denen drei wieder zurückgezogen wurden. Unter den würtiembergischen Bewerbern befinden sich Regierungsassessor Dr. Lang von Langen, Stuttgart, Dr. Brönner-Stuttgart, Leiter des Heimatdienstes, Amtmann Steiglehner-Aalen, Rechtsanwalt Bock-Oberndorf, Regierungsbaumeister Wctzel-Stuttgart, Schultheiß Spiehl-Herbrechringen, Stadtschultheiß Pfister-Widdern, Gewerbeamtmann Keicher-Stutt- gart. Der Gemeinderat will noch eine Siebung der Kandidaten vor- nehmen. Nichtakademiker scheiden von vornherein aus. Die Vorstellung soll am nächsten Samstag stattfinden.
Walheim, O.-A., Besigheim, 25. Juni. (Sein eigener Richter.) In den letzten Tagen erschoß sich hier ein junger Mann aus Löchgau. Er hatte dem Vernehmen nach auf der Stuttgarter Ausstellung ein Motorrad gestohlen, wurde erkannt und nahm sich aus Furcht vor Strafe das Leben.
Ulm. 25. Juni (Kindsmörderin) Die ledige, 20 Jahre alte Fabrikarbeiterin Magdalena Schmied von Niederstotzingen wurde vom Schwurgericht unter Ausschluß der Oeffentlichkeit wegen Kindstötung zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Sie hatte ihr Kind erstickt und es darauf im elterlichen Garten verscharrt.
Hall, 25. Juni. (Genickstarre.) Eines schnellen Todes starb hier der Obersekretär Markert am Landgericht, ein Mann in den besten Jahren. Er mußte sich am Dienstag mittag vom Büro nach Hause begeben, da sich bei ihm Anzeichen von Genickstarre bemerkbar machten. Mittwoch mittag ist er dieser gefährlichen Krankheit bereits erlegen. Der Fall erregt hier allgemeine Teilnahme. Markert war auch in Sportskreisen eine rührige und bekannte Persönlichkeit.
Baden.
Pforzheim, 25. Juni. Eine Mitgliederversammlung des Arbeitgeberverbandes für Pforzheim und Umgebung beschloß mit 458 gegen 2 Stimmen, am Freitag dieser Woche zur Kündigung der gesamten Arbeiterschaft der Schmuckwarenindustrie zu schreiten, um den Folgen einer etwaigen Verbindlichkeitserklärung des Schiedsspruches mit einer Lohnerhöhung von 20 Prozent vorzubeugen.
Rastatt, 25. Juni. Ein Autounglück mit tödlichem Ausgang trug sich gestern nachmittag in der Rauentalerstraße zu. Ein Personenkraftwagen des Schuhsabrikanten Weil kollidierte mit dem Motorrad des Kaufmanns Durlacher, der unter das Auto geriet und so schwer verletzt wurde, daß er nach zehn Minuten verstarb. Er hatte einen Schädelbruch erlitten. Auch war ihm der Brustkorb eingedrückt worden.
Vermischtes?
Elefantenjagd. In Sigmaringen gab es eine aufregende Elefantenjagd. Als der Zirkus Holzmüller seine Tiere abtransportierte, brachte auf dem Güterbahnhof eine Lokomotive den Elefanten aus seines tiefen Gemütsruhe. Der Riese riß sich los und suchte vor dem zischenden und dampfenden Ungetüm sein Heil in der Flucht. Das Zirkuspersonal schwang sich aus die Pferde und setzte dem Flüchtling nach. Durch die Marktstraße über die Nepomukbrücke ging die wilde Jagd. Den Straßenpassanten siel das Herz in die Hosen ob des nächtlichen Spuks. Hinter Bäumen und in Häusernischen suchten sie Schutz vor dem unter lauten Trompetenstößen daherbrausenden Koloß. Der Ausreißer wurde schließlich beim Spital eingeholt und gestellt. Jetzt gab er das Spiel verloren. Durch die Stimme seines Herrn besänftigt, ließ er sich willig Fesseln anlegen und trottete dann gemächlich dem Bahnhof zu.
Zwei schwere Autonnfälle. Nach einer Meldung aus Bayreuth fuhr ein Auto aus bisher unbekannter Ursache gegen einen Baum. Der Chauffeur und der Ingenieur Steinrückner waren sofort tot, während zwei weitere Insassen des Wagens lebensgefährlich verletzt wurden. In Elberfeld fuhr ein Viehhändler mit drei Bekannten nach einer Geburtstagsfeier mit seinem Auto gegen einen Prellbock, der wegen Pflasterarbeiten errichtet war. Sämtliche Insassen des Wagens wurden herausgeschleudert. Ein Kaufmann, Arthur Klein, brach das Genick und war
sofort tot. Ein Metzgermeister wurde mit doppeltem Schädelbruch ins Krankenhaus gebracht.
Das umgcfallenr Scklzfatz. Er: Das Salzfaß ist umgefallen. Sie: Dann gibts heute noch Streit. Er: Ach, dummes Zeug, Aberglauben. Sie: Aberglauben? Ich bin nicht abergläubisch. Er: Hab ich auch gar nicht gesagt. Sie: So, gar- nicht gesagt? Das kannst du doch nicht abstreiten! Er: Ich streite ja auch nicht. Laß mich doch in Ruh. Sie: Ja, wenn ich im Recht bin, sagst du immer: Laß mich in Ruh. Er: Gut, du hast recht, aber hör.dann Loch endlich auf. Sie: Wer hat denn angefangen? Er: Am Ende ich? Sie: Wer denn sonst? Er: Hahahaha! Sie: Aergere mich nicht. Er: Schlägt Polternd die Tür zu. Sie: Räumt den Tisch ab, stellt das Salzfaß zurecht, seufzend: Hab ich doch gewußt, daß dies Händel bedeutet!
Handel und Werkedr. ^
Stuttgart, 25. Juni. Dem Donnerstag-Markt am Vieh- und Schlachthos wurden zugeführi: 28 Ochsen, 8 Bullen, 102 Iungbullen, 51 Kühe, 372 Kälber, 513 Schweine, alles verkauft. Erlös aus je 1 Zentner Lebendgewicht: Ochsen >. 55—61 (letzter Markt 53—59), 2. 44—52 (42-50), 3. — (36—40), Bullen 1. 53—57 (51—55), 2. 46 bis 51 (45—'49), 3. 40-45 (39—42), Iungrinder 1. 63- 66 (6,-65), 2. 52-60 (5l—59), 3. 42 -49 (39-48), Kühe I. 35—45 (33 43), 2. 22 bis 32 (21-31), 3. 15-20 ,14-19), Kälber 1. 78-82 (79 bis 82), 2.70 -76 (73-78), 3. 60 68 (62 -70), Schafe 85 (80—85). Schweine 1. 80—81 (78- 79). 2. 76-78 (75—77). 3. 74-76 <74 bis 77), Saue» 58—66 ( ) Mark. Verlauf des Marktes: Bei Rindern mäßig, bei Kälber langsam, bei Schweinen belebt, bei geringer Zufuhr.
Stuttgart, 25. Juni. (Landesproduktenbörse.) Die Stimmung ist etwas freundlicher, die Umsätze sind aber nicht von großem Belang. Die Preise sind unverändert: Weizen 21—24, Sommergerste 21—24, Roggen 20.50—22, Hafer 16—21.50, Weizenmehl 38—40, Brotmehl 32—34, Kleie 12—12 50. Wiesenheu (Ernte 1924) 6—7, Klceheu (Ernte 1924) 7—8, drahtgepreßtes Stroh 4.50—5 Mk.
Pforzheim, 24. Juni. (Schweinemarkt.) Zufuhr: 13 Stück Läufer- und 4 Milchschweine. Sämtliche Tiere wurden verkauft. Läufer kosteten das Stück 40—45 Mark, Milchschweine 20—25 Mark. Der Schweinemarkt findet wieder regelmäßig jeden Mittwoch auf dem Kappelhofplatz statt.
Berlin, 25. Juni. Der Steuerausschuß des Reichstags nahm heute bei der Behandlung der Weinsteuer einstimmig einen Antrag der Deutschen Volkspartei an, der die Weinsteuer bis zum 30. September 1927 von 30 auf 10 Prozent ermäßigt. Vom 1. Oktober 1927 ab soll die Weinsteuer 20 Prozent betragen.
Berlin, 25. .Jüni. Im Aufwertungsausschuß des Reichstages wurde heute die Beratung des Gesetzentwurfes über die Ablösung öffentlicher Anleihen fortgesetzt. Fast allgemein wurde dem Grundgedanken einer Jnslationsgewinnsteuer zugestimmt, lieber diese Angelegenheit soll im Steuerausschuß des Reichstags entschieden werden. — Der Aufwertungsausschuß faßte gestern Beschluß über eine Borzugsrente für bedürftige in Deutschland wohnende Reichsangehörigen.
Berlin, 25. Juni. Im Reichstag ist ein Gesetzentwurf über die Gebühren der Zeugen und Sachverständigen eingegangen. Nach der neuen Vorlage soll jeder Zeuge 20 Pfg. bis 1.50 für jede angefangene Stunde erhalten, die Sachverständigen bis
3 Mark und in besonders schwierigen Fällen bis 6 Mark.
Paris, 25. Juni. Die Pariser Presse stellt mit Befriedigung fest, daß durch die Unterhauserklärungen Chamberlains über den Sicherheitspakt die englisch-französische Entente eine neue Festigung erfahren habe.
Die Urteile im Lagerhausprozetz.
Stuttgart, 25. Juni. In der heutigen Verhandlung gegen die 19 Angeklagten wurde die Urteilsverkündung vorgenommen, der eine ausführliche Begründung der verhängten Strafen folgte. Die Beschuldigungen wurden fast durchweg aufrecht erhalten. Nur in einzelnen Fällen kam das Gericht zu einer Freisprechung. Die angeklagten Abnehmer der Waren wurden jedoch nur wegen Hehlerei verurteilt; dem Antrag auf Verurteilung wegen gewerbsmäßiger Hehlerei wurde nicht entsprochen. Der angeklagte Lagerhausdirektor wurde in zwei Fällen der Untreue freigesprochen, wogen der ihm sonst zur Last gelegten Straftaten jedoch im Sinne der Anklage verurteilt und ihm im übrigen 'bescheinigt. Laß seine ganze Handlungsweise dazu angetan war, aus seine Untergebenen korrumpiernd zu wirken. Im einzelnen wurden verurteilt: Höckel zu 6 Monaten 15 Tagen, Bader zu 3 Monaten, Albrecht zu 8 Monaten, Spandau zu 10 Monaten 15 Tagen, Rieck und Veil zu je 4 Monaten, Denner zu 2>L Monaten, Stierle zu 7 Monaten, Lagerhausdirektor Joseph Ernst wegen vier Vergehen der Untreue und Unterschlagung zu 4 Monaten, seine Tochter Maria zu 3 Monaten, sein Sohn Franz zu 4^4 Monaten, Heinrich Frank zu
4 Monaten, Friedrich Metzger zu 8 Monaten, Friedrich Häberle zu 5 Monaten, Wilhelm Kaufmann zu 3 Monaten und Wilhelmine Stahl zu 2 Monaten Gefängnis. Siegle erhielt 40 Mark Geldstrafe, während Frau Vogel und Christian Metzger mangels ausreichender Beweise freigxsprochen wurden. Die verbüßte Untersuchungshaft wird den einzelnen Angeklagten an ihrer Strafe angerechnet. Dagegen haben sie, soweit keine Freisprechung erfolgte, die Kosten des Verfahrens zu tragen.
Das MauöveruMlück auf der Weser.
Minden, 25. Juni. Dem Gericht wurde heute eine Fähre von der Art der Unglücksfähre auf der Weser in Minden vorgeführt. Da das Wehrministerium eine Uebersetzung mit Mannschaften nicht gestattet hatte, wurde die Fähre am Ufer mit 175 Mann belastet. Ein drei Meter breiter Mittelgang wurde frei- gelassen; die Fähre blieb im Gleichgewicht. Allerdings wurden die schwierigen Strömungsverhältnisse in Veltheim in Erwägung gezogen. Die völlig verbeulten und zerrissenen Pontons der Unglücksfähre wurden besichtigt. Das Gericht unternahm dann eine Uebungssahrt, um die Fähre auszuprobieren. Darauf wurde die Zeugenvernehmung fortgesetzt. Es handelt sich um Zeugen, die das Unglück vom Ufer aus beobachtet haben. Die heute Nachmittag vom Gericht vernommenen Zeugen, Oberleutnant Krug, Feldwebel Wagner, Wasserbausekretär Scheibe!, sagten übereinstimmend aus, Laß die Unglücksfähre von Veltheim nicht übermäßig belastet, aus gutem Material gewesen und ordnungsmäßig hergestellt worden sei. Die Beweisaufnahme wurde geschlossen und die Verhandlung auf Samstag vertagt- Dann sollen die Gutachten der Sachverständigen gehört werden.
Der zweite Rathenauprozetz.
Leipzig, 25. Juni. Nach Wiederaufnahme der öffentlichen Sitzung gibt der Angeklagte Brandt eine Darstellung, Laß es sich bei der Bestellung des Autos nicht um einen Plan gegen Rathenau, sondern gegen die Entente gehandelt habe. Der Angeklagte Küchenmeister gibt die gleiche Auskunft. Gegen ^2 Uhr beginnt die Mittagspause bis 3 Uhr. In der Nachmittagssitzung wurde zur Beweisaufnahme geschritten. Der Arzt Dr. Fischer (Freiburg) gab als Sachverständiger an, daß bei dem Angeklagten Küchenmeister ein heftiges Nervenleiden vorliege. Es begann sodann di Zeugenvernehmung zum Tatbestand. Korvettenkapitän v. Abendroth (Dresden) gab an, daß Brandt nach seiner Ueberzeugung den politischen Mord verurteilt habe. Im Schluß der heutigen Nachmittagssitzung wurden
noch die Angeklagten des ersten Rathenauprozesses vernommen die zum Teil ihre Strafe noch verbüßen. Unter großer Bewegung wurde Ernst Werner Techow vorgeführt. Auch Tillessen und Kern werden vernommen. Sie geben durchweg an daß Brandt den politischen Mord verurteilt habe. Der den Angeklagten Brandt betreffende Fragenkomplex wird abgeschlossen Nächste Sitzung morgen Freitag.
Die erste Lesung der Zollvorlage beendigt.
Berlin, 25. Jrrni. Die erste Lesung der Zollvorlage ist vorschriftsmäßig zu Ende gekommen, in einer trägen Nachmittagsstimmung, in der auch die letzte Erinnerung an den angeblich großen Tag von gestern verblich. Frau Sender (Soz.) Wt« die sogenannte zweite Rednergarnitur eröffnet. Sie und der Kommunist Hörnle blieben die Einzigen, die unter diesem Rubrum sprachen. Alle anderen hatten sich wieder von der Liste streichen lassen, womit schon gesagt ist, daß, außer einer Häufung von Schlagworten, dieses zweite Aufgebot Wesentliches nicht mehr beibrachte. Im Grunde war das sachliche Interesse an der Debatte mit den Darlegungen des deutschdemokratischen Fraktionsredners Oskar Mayer erschöpft. Er hatte an den Einzelheiten, wie an der Gesamttendenz der Vorlage manches auszusetzen. Aber ein glattes und rundes Nein sprach er Loch nicht aus. Was die Deutschdemokraten ablehnen — und was mit einem ansehnlichen Bruchteil von Volkspartei und Zentrum, wie uns scheinen will, mit Recht äblehnen — ist allein die Festlegung der Mindestzölle für Getreide, lieber die veredelten Erzeugnisse der Landwirtschaft, Vieh, Fleisch, Gemüse und Obst sind sie durchaus bereit, mit sich reden zu lassen, uneins schleunige Verabschiedung des Tarifs halten, schon um der Handelsvertragsverhandlungen willen, auch sie für geboten. Bei solcher Sachlage könnte ein Kompromiß an sich erreichbar sein. Ob es zu ihm kommt, bleibt dann noch fraglich. Wenn die Sozialdemokratie, die schon neulich bei der Pachtschutzordnung in dieser Kunst sich übte, die namentlichen Abstimmungen beim Zolltarif zum System erhebt, wird man vermutlich in der übernächsten Woche vor dem non possumus stehen. Mit dieser Möglichkeit muß man immerhin rechnen. Die Abstimmungen, in denen heute nach einer bald lärmenden, bald launigen Geschäftsordnungsdebatte über einen neuen Schlüssel für die Zusammensetzung der Ausschüsse entschieden wurde, waren in der Beziehung nicht ohne weiteres bindend. Dabei handelte es sich für die Regierungsparteien, die Mehrheit, über die sie im Plenum verfügen, auch für den steuer- und handelspolitischen Ausschuß sich zu sichern. Da hielt man leicht zusammen und in einer Stunde war schließlich alles ausgestanden. Beim Zolltarif liegen die Dinge doch anders, erheblich verwickelter. Die Interessen schneien sich hier vielfältig und es sind an die tausend Positionen, über die gesprochen werden kann und über die abgestimmt werden muß.
Dr. Eckener über Nordpolflug.
Berlin, 25. Juni. Einem Mitarbeiter der „Neuen Berliner Zeitung" gegenüber äußerte sich Dr. Eckener, der gestern in Berlin eingctroffen ist, daß der Nordpol nur mit einem Zeppelin zu erreick)en sei. weil Flugzeuge das Starten und Landen erschweren und den Strapazen eines Nordpolfluges nicht gewachsen seien. Er selbst hoffe zuversichtlich, daß es gelingen werde, mit einem Zeppelinluftkreuzer, der im übrigen keiner besonderen Verbesserung oder Veränderung bedürfe, den Nordpol zu finden. Er werde nicht verfehlen, Amundsen, der erfreulicherweise in Deutschland Unterstützung für seine künftigen Pläne suche, Hilfe augedeihen zu lassen. Bei den kommenden Verhandlungen im Reichsverkehrsministerium, die sich mit einem neuen groß angelegten Plan der Nordpolersorschnng befassen, werde auch, wie Dr. Eckener mitteilte, das Projekt einer Nordpolerpedition des deutschen Hauptmanns Bruhn erörtert werden, dessen Expedition gegebenenfalls dem Zeppelinflug eingegliedert werden soll.
Schaffung einer Wohlfahrtsrente für Anstalten der freie« Wohlfahrtspflege.
Berlin, 25. Juni. Der Auswertungsausschuß des Reichstags nahm u. a. einen Antrag der Regierungsparteien an, wonach Anstalten und Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege, die die Aufgaben der öffentlichen Wohlfahrtspflege erfüllen, auf Verlangen 15 Jahre hindurch eine Wohlfahrtsrente zu gewähren ist, sofern ihnen Ausübungsrechte zustehen, die sie als An- leihe-Altbesitzer erlangt haben. Die Mittel für die Wohlfahrtsrente sollen nach näheren gesetzlichen Bestimmungen den Einnahmen aus Lebensmittelzöllen entnommen werden und dürfen den jährlichen Betrag von 5 Millionen Reichsmark nicht übersteigen. Hieraus vertagte sich der Ausschuß auf Freitag.
Beginn des deutsch-polnischen Wirtschaftskrieges?
Berlin, 25. Juni. Die Abendblätter teilen mit: Die Reichsregierung veröffentlicht eine Darstellung über den gegenwärtigen Stand der deutsch-polnischen Handelsvertragsverhandlungen und weist darauf hin, daß die polnische Regierung soeben mitten in die schwebenden Verhandlungen hinein eine Verordnung erlassen hat, die für eine grüße Anzahl wichtiger deutscher Erzeugnisse Einfuhrverbote einführt. Es handelt sich dabei um, die krasse Maßnahme eines Wirtschaftskrieges. Die Reichsregre- rung kündigt deutsche Gegenmaßnahmen für den Fall an, datz die polnische Verordnung tatsächlich in Anwendung komme.
Das angebliche russische Paktangebot.
Die Meldung des Berliner Korrespondenten des „Echo de Paris" über ein angebliches russisches Paktangebot erwesst sich, wie vorausgesehen, als eine ganz gewöhnliche Ente. Sie Pt, wie von Berlin aus amtlich mitgeteilt wird, in allen rhren
eilen erfunden.
Begnadigung deutscher Strafgefangener durch Frankreich.
Nach längeren Verhandlungen mit der französischen Reerung hat diese die beiden deutschen Strafgefangenen Peter Hessen und Hermann Vietsch, die während des Kriegs wegen invernehmens mit dem Feinde zu lebenslänglicher Verban- ,mg verurteilt worden waren, begnadigt. Theisen, der WS iletzt im Gefängnis von Clairvaux sich befunden hatte, m -reits in Deutschland. Vietsch, dem seine Begnadigung nach uayana mitgeteilt worden war, wird die Rückfahrt m den ichsten Tagen antreten. Zugleich ist in Deutschland die Stras- ifangene Berta Kupfer begnadigt worden, die im Jahre in» egen Spionage für Frankreich zu 3 Jahren Zuchthaus uno > Jahren Ehrverlust verurteilt worden war.
Militärrevolte in Saloniki.
Paris, 25. Juni. Aus Saloniki wird gemeldet, daß die irtige griechische Garnison sich gegen die Athener Regnrung hoben hat. Sie fordert den sofortigen Rücktritt des Kabinetts lichalakopulos und die Bildung einer militärischen Regierung rter Leitung des Generals Pangalos. Die militärischen AM- ihrer haben alle öffentlichen Gebäude von Saloniki besetzt unv e Zensur über die Presse verhängt. Sie versichern m einem usruf an die Bevölkerung, daß die Militärrevolution rn ganz riechenland triumphiert, ohne irgendwo Widerstand zu finden- ie Flotte soll sich den Aufrührern angeschlossen haben, sie richte folgendes Telegramm an den Präsidenten der Republik- Ar erklären die Regierung Michalokopulos für abgesetzt. >ir betrachten den Ministerrat^als verantwortlich für das Blm-
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