über unserer Unruhe. Man muß recht füll ihnen zuschauen. In ihren Rissen und Falten liegen überwundene, kalt gewordene Schmerzen. Man ahnt ohne viel Redens, wie unsagbar schwer die Geburt dieser Berge gewesen ist. Und was sind diese Berge gegenüber der Sonne, und was ist die Sonne im Weltall Gottes? - Naumann.

Steige an, ein Bergbezwinger, aus der Tale Hauch und Haft; übe wie ein kühner Ringer, an dem Stärksten deine Kraft.

G. Schüler.

Neuenbürg, 19. Juni. Der Be r schöne rungs- und Fremdenverkehrs-Verein ist eifrig bemüht, seinem Zweck, Hebung des Fremdenverkehrs, gerecht zu werden, so na­mentlich durch Erstellung von Ruhebänken und sonstigen Maß­nahmen, die den Kurfremden die prächtige Umgebung Neuen­bürgs vor Augen führen sollen. Leider muß er sich in seinen Bestrebungen eine gewisse Einschränkung auferlegen, da er nur über bescheidene Mittel verfügt. Wie wir erfahren, zählt der Verein z. Zt. etwa 120 Mitglieder, eine recht bescheidene Zahl gegenüber annähernd 300 Mitgliedern vor dem Krieg. Soll der Verein finanziell gestärkt werden, so ist dies nur möglich, wenn ihm eine größere Zahl neuer Mitglieder zuströmt. Die schöne Lage Neuenbürgs und seiner Umgebung verdient unstreitig einen größeren Fremdenverkehr; da ein solcher auch der Ge­schäftswelt zugute kommt, so darf erhofft werden, daß diese ausnahmslos dem Verein beitritt, daneben ist aber auch der Beitritt hiesiger Einwohner erwünscht, die, wenn auch keine Geschäftsleute, doch auch die Umgebung genießen und die Ruhe­bänke usw. in Anspruch nehmen.

(Wetterbericht.) Die Depression im Norden zieht weiter östlich. Die Wetterlage wird durch den Hochdruck im Westen bestimmt, unter dessen Einfluß auch noch für Sonntag und Montag vorwiegend trockenes und vielfach heiteres Wetter zu erwarten ist.

/X Hcrrenalb, 19. Juni. (Vom Bienenzuchtverein.) Im Gasthaus zumHirsch" in Kullenmühle hielt der Llienenzucht- verein Herrenalb seine Frühjahrsversammung. Vorstand A. Walther begrüßte die sehr zahlreich Erschienenen; waren doch von 70 Mitgliedern nahezu alle gekommen, ein Beweis, welch reges Interesse dem Verein erneut entgegengebracht wird. Nachdem der Vorsitzende einen Rückblick auf das verflossene Ge­schäftsjahr gegeben hatte, hielt Hauptlehrer Abendschein- Loffenau einen fesselnden Vortrag über die Frühjahr s- behandlung, Schwarmzeit und Königinnen­zucht, der von eingehendem Studium und Praktischer Beob­achtung Kunde gab. Anschließend folgte eine Verlofung von Jmkergeräten, wobei jedes Mitglied bedacht war. Als ersten Gewinn hatte die Vorstandschaft einen Bienenkaften gewählt. Schriftführer G. Waidner gab das Protokoll der letzten Ver­sammlung, und in Abwesenheit des Kassiers den Kassenbericht bekannt. In seinem Schlußwort dankte der Vorsitzende für den trefflichen Vortrag von Hauptlehrer Abendschein, dem Bienen­vater Kolb für die Stiftung einiger Gewinnenden anwesenden Mitgliedern für ihr zahlreiches Erscheinen und sprach den Wunsch aus, es möge unF Heuer ein besseres Honigjahr be­schicken sein.

Bade«.

Mönchweiler (Amt Villingen), 19. Juni. Die älteste Frau des Bezirks Villingen, Frau Christine Förenbocher von hier, feiert An­fang September ihren 100. Geburtstag. Die Greisin ist körperlich und geistig noch sehr rüstig und liest ohne Brille die Zeitung.

Linkenheim, 19. Juni. Diese Woche sprachen bei einem hiesigen Ortsbürger zur späten Nachtstunde zwei marokkanische Soldaten, die aus der Garnison Gecmersheim entwichen waren, vor. Nach ihren Aussagen ist das Verhältnis zwischen französischen Vorgesetzten und marokkanischen Soldaten sehr gespannt. Die Strafen seien über­mäßig streng. Sie selbst seien nicht gewillt, einem Staat zu dienen, der ihre Slammesgenossen bekämpft. Nachdem sie hier sreundlichst bewirtet worden waren und in einem hiesigen Gaslhof Unterkunft gesunden hatten, wurden sie am nächsten Tag nach Karlsruhe gebracht.

Billingen i. B., 19. Juni. DieTonhalle" ging endgültig an Caspar Sveck zumBürgerlichen Bräuhaus" über, der den Wirtschaftsbetrieb neben seinem bisherigen übernommen hat. Das Bürgerliche Brauhaus und das frühere Obeer'sche Haus gehen auf 1. September an die Riegeler Brauerei um den Preis von 130 000 Mark über.

Mosbach, 19. Juni. Eine Frau von Walldürn hatte meh­rere Eisenbahnschienen gelockert, um einen Zug zur Entglei­sung zu bringen, wodurch großes Unheil hätte entstehen kön­nen. Das Schöffengericht Mosbach verurteilte sie wegen Eisen­bahntransportgefährdung zu einem Jahr Zuchthaus. Ein gerichtliches Nachspiel vor dem Schöfengericht in Offenburg hatte der am 23. März 1925 versuchte Raubüberfall auf dem Bahnhof in Hausach. Angeklagt war der 44 Jahre alte Tag­löhner Alexander Müller aus Rintheim, zurzeit wohnungslos und der 18 Jahre alte Taglöhner Erwin Müller aus Karls­ruhe, weil sie am genannten Tage abends um 10 Uhr bei Hau­

sach auf dem Kinzigdamm den Branntweinhändler Severin Gutmann schwer mißhandelten, indem sie ihm mit einem Lat­tenstück und einem Schlagring Schläge auf den Kopf versetzten, in der Absicht, ihn zu berauben, und auch einen Geldbeutel mit 36 Mark aus der Hose des Gutmann entwendeten. Alexander Müller wurde zu sieben Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust, Erwin Müller zu vier Jahren Gefängnis verur­teilt.

Bermtichrek

Bluttat eines Sechzehnjährigen. In Bederkesa (Oldenburg) schoß ein 16jähriger Schüler der dortigen Aufbauschule seine Geliebte, eine 13jährige Schülerin nieder, Weil diese das Ver­hältnis zu lösen beabsichtigte. Der Täter schoß sich darauf selbst eine Kugel in den Kopf. Beide wurden in hoffnungslosem Zu­stand ins Krankenhaus eingeliefert.

Schnee im Riese,Mhirge. In der Nacht zum 15. Juni ist im Riesengebirge starker Schneefall eingetreten.

Der Kapitän über Bord. Der Kapitän des deutschen Scho­nersMargarethe", der sich auf der Reise von Lübeck nach Helsingfors befand, Behrents, wurde im schweren Sturm in der Nähe von Rute Mißloper über Bord geschleudert und ertrank vor den Augen der Besatzung, die ihm infolge der hohen See nur eine Rettungsboje zuwerfen konnte, die der verzweifelt mit den Fluten Kämpfende jedoch nicht erreichte.

Der Dank französischer Soldaten. DerLiberty" wird aus St. Ehr gemeldet, daß Soldaten vom dortigen Fliegerkorps am gewaltigt haben. Die Dame kehrte abends mit dem Rad von Paris nach St. Ehr zurück. Unterwegs platzte einer der Rei­fen. Die Dame bat Soldaten des Fliegerkorps, die auf einem Lastauto vorbeifuhren, sie und ihr Rad mitzunehmen. Die Soldaten reparierten während der Fahrt das Rad und wurden bei der Ankunft in Versailles von der Dame zum Dank einge­laden, in einem Lokal etwas zu trinken. Am Dienstag morgen fand man die Dame bewußtlos und halb entkleidet bei Ver­sailles. Sie berichtete nach Wiedererlangung des Bewußtseins, daß die sieben Soldaten sie beim Verlaßen von Versailles in eine Wiese geschleppt und der Reihe nach vergewaltigt haben. Die Dame erstattete sofort Anzeige beim Fliegerkorps und er­kannte die Schuldigen an Kratz- und Bißwunden, welche sie ihnen bei verzweifelter Gegenwehr zugefügt hatte. Die Schul­digen, unter denen sich ein Korporal befindet, wurden in Haft genommen. Der unerhörte Vorfall erregt peinliches Aufsehen.

Dalmatiens reichster Mann ein Schmuggler. Aus Belgrad wird geschrieben: In Sebeniko wurde der reichste Kaufmann Dalmatiens, Sztjepan Stare, verhaftet. Es stellte sich heraus, daß er seinen Millionenreichtum dem Schmuggelgeschäst ver­danke. Er unterhielt eine ganze Schmuggelflotte für den Ver­kehr zwischen Italien und Südflavien. Sein Vermögen wird auf 300 Millionen Dinar gschätzt. Der Staat wurde um viele Millionen an Zollgeldern geschädigt.

Weitere Opfer der Eisenbahnkatastrophe bei Hacketstown. Weitere fünf bei dem Eisenbahnunglück in Hacketstown Verletzte sindUnited Preß" zufolge ihren schweren Verwundungen er­legen. Damit ist die Zahl der Toten auf 44 gestiegen. 12 Pas­sagiere sind so schwer verletzt, daß an ihrem Aufkommen ge- zweifelt wird, während 38 andere, die sich ebenfalls in Kran­kenhausbehandlung befinden, Wohl mit dem Leben davon kom­men dürften. Die Namen der inzwischen Verstorbenen oder Identifizierten sind: Bernhardt, Edwin Brunner, Anna Brun­ner, Helene Brunner, Frau Eameron, Gettner, Jrion, Laforge, Meyers, Mrock, Toeke, Willermein, sämtliche aus Chicago. Be­sonders tragisch ist der Fall der Familie Brunner, deren sämt­liche Mitglieder, fünf Personen, umgekommen sind. Erschüt­ternde Szenen spielten sich im Krankenhaus ab, als die An­gehörigen unter den bis zur Unkenntlichkeit verbrannten Lei­chen und den mit ihren Verbänden wie gespenstige Masken aussehenden Verletzten die Ihrigen heraussuchten. Ein Sonder­zug wird heute 38 Leichen nach Chicago überführen. Vier Tote konnten noch immer nicht identifiziert werden.

Ein burmesisches Wunderkind. Seit einigen Monaten er­regt ein noch nicht fünf Jahre alter burmesischen Knabe die allgemeine Aufmerksamkeit der am Jrrawaddh-Fluhgbiet woh­nenden Burmesen und die der umliegenden indischen Völker­schaften. Tun Khine so heißt das Wunderkind unterschei­det sich äußerlich in keiner Weise von anderen Kindern. Seine ans Wunderbare grenzenden Fähigkeiten entfalten sich jedoch erst, wenn er auf die Rednertribüne gestellt wird, auf der er vor kurzem an eine große Versammlung von Burmesen und Indiern eine anderthalbstündige Ansprache hielt. In einer an­deren Versammlung gab er in Anwesenheit eines höheren eng­lischen Beamten eine Auslegung der biblischen zehn Gebote, wobei er den Anwesenden mit allem Nachdruck einschärfte, die gesellschaftlichen, religiösen und moralischen Gesetze streng ein­zuhalten. Mit überzeugender Kraft verstand er es auch, den Zuhörern die grundlegenden Wahrheiten des Buddhismus nahe­zubringen. Eine auf einem Palmblatt ihm überreiche Pali- Schrift las er gewandt und ohne zu stocken vor, ebenso wie

Zur Mundart des untere« Amts Neuenbürg.

Zur Zeit, als die Vorfahren in unseren Landstrichen seßhaft wurden, unterschied sich die Sprache der einzelnen Stämme nur in wenigen Lauten. Der Mannigfaltigkeit der Mundarten gegenüber, wie wir sie heute von Dorf zu Dorf verfolgen kön­nen, zeigen die Denkmäler altdeutschen Schrifttums einen sehr einheitlichen Sprachcharakter. Erst das späte Mittelalter bringt die verwirrende Fülle von Formen hervor, die man notdürftig als schwäb. fränk. Mundarten zusammenfaßt.

Bekanntlich sind im 5. Jahrh. die Schwaben, deren Wohn­sitze sich bis an den Main erstreckt hatten, von den siegreich an­dringenden Franken auf das spätere Herzogtum Alemannien be­schränkt worden. Die schwäb. Bevölkerung des eroberten Ge­biets mischte sich mit den Siegern. Zu diesem Landstrich ge­hörte auch noch der Bereich des ganzen heutigen LA. Neuen­bürg, das allerdings erst viel später besiedelt wurde. Die alten Grenzen verwischten sich. Und als die Mundarten sich entwickelten, sich ausdehnten, drangen fränkische Laute nach Süden und schwäbische nach Norden. Ein besonders einleuch­tendes Beispiel: Zwischenvokalisches vv statt b (in schreiben, glauben), ein Kennzeichen fränk. Mundart, ist strichweise bis in die Schwenninger Gegend gedrungen. .

Um nun nach diesen Voraussetzungen auf unser engeres Gebiet zu kommen, zeigt es sich, daß im Vergleich zur alten schwäb.-fränk. Stammesherzogtumsgrenze, die oberhalb Wildbad über denWald" ging, schwäbische Sprechweise sich nach Nor­den vorgeschoben hat, so daß heutzutage erst nördlich der Linie Dennach-Neuenbürg--Engelsbrand fränkische Lautformen zahl­reich einsetzen und bald (von Dorf zu Dorf mehr) zur Herrschaft gelangen. In unserem Abschnitt jedochwohnen" schwäbisches und fränkisches einträchtig beisammen und bilden eine ge­schlossene Grenz- oder Uebergangsmundart. Dies soll im Einzelnen kurz erläutert werden.

Schwäbisches.

1.) gedehnt gesprochenes i in Bürste, Kirsche, stürzen, Würste, Wirt u. ä. gegenüber fränkischem Kärsche, Wärt usf. (Lan­gensteinbach!), desgleichen gedehntes u in Durst, Schurz, Wurzel gegen fränk. Dorst usf.

2. ) Aasel, waasen, Flaas, Doisel (letzteres mit Nasenvokal)

Achsel, wachsen, Flachs. Deichsel.

3. ) Haad (Hand); Waad (Wand); (Gaas (Gans); Doischdig

(Dienstag); Zois (Zins); Sois (Sense); sämtliche mit Nasen­vokal.

4. ) Somen (Samen); Krom (Kram); jomern (jammern).

5. ) naien, maien (nähen, mähen); Zaien (Zehe); Schnäi

(Schnee); Hais (böse); graiser (größer).

6. ) daud (tot); Aufchderen (Ostern); raud (rot); Schdrau

(Stroh).

7. )ia" in Spiegel, sieden, tief; Rüssel, wüst, desgleichenus"

in gut, suchen, Mutter. (Diese beiden Laute allerdings west­lich Birkenfeld nicht.)

Fränkisch hingegen ist

1. ) dieschnelle Aussprache" von Hawwer (Hafer); Wäggele

(Wägele); leddig (ledig); Stiffel (Stiefel); Voggel (Vogel); Zuwwer (Zuber) u. v. a.

2. ). bringen Himmel, schlimm gegen schwäbisch brengen, Hemmel,

schlemm (obgleich hier Mischung eingetreten ist, wie trenken trinken, Wender Winter u. a. zeigen); ferner Sins, Ihne Sense, Aehne; desgleichen Summer. Hunig, Umaiß, Sunn, Pflumm für Sommer, Honig, Ameise, Sonne, Pflaume.

3. ) Nur in einer kleinen Sprachinsel, die außer Dietlingen, El­

mendingen auch Birkenfeld und Ottenhausen umfaßt, gilt: o (gespr. wie in Bogen, Hose) in Strof (Strafe), blosen (blasen), frogen (fragen), spot (spat spät) usf.; ferner e (gespr. wie in wehren, Schemel) in Kes (Käse); Redle (Rädle), Weg, Schwefel, Leder, Käfer.

4. ) DieBreite" des a in Straich (Streich); Aimer (Eimer);

Hai (Heu); ferner in Frau, Staub, kaufen; die jedem Her­eingezogenen sofort auffällt,.

5. ) langes i in Spiegel, sieden, tief; langes u in gut, Futter

(siehe unterSchwäbisch"); jedoch nur in Arnbach, Schwann, Ottenhausen usf.

6. ) Endlich sei noch auf petzen",stehen" statt gau, stau; auf

wu (wo) statt ano; die schwache Artikulation des r (bes. in

ein anderes Blatt dieser Sprache, das er mühelos ins Burme­sische übersetzte. Mit einer innerlichen Geisteskraft und Kon­zentratton, die außer Verhältnis zu seinem Lebensalter steht vollbrachte er alle Liese unerklärlichen Leistungen in beschei­dener, jedem äußerlichen Gepränge abholden Art.

Handel and Verkehr-

Pforzheim, 17. Juni. (Schlachtviehmarkt.) Auftrieb: 2 Ochsen 1 Farren, 93 Kälber, 4 Schafe, 62 Schweine. Marktverlaus- langsam^Markt geräumt. Preise für ein Pfund Lebendgewicht: Käl­ber 7686, Schweine 7579.

Die Preise gelten für nüchtern gewogene Tiere und schließen sämtliche Spesen des Handels ab Stall kür Fracht Markt- und Verkaufskosten, Umsatzsteuer, sowie de« natürlichen Gewichtsverlust ein, müssen sich also wesentlich über den Stallpreis erbeben.

Pforzheim, 17. Juni. (Schweinemarkt.) Zufuhr: 15 Stück Läuferschweine. Verkauft wurde das Stück zu 3545 Mark. Der Handel bewegte sich i» ruhigen Bahnen.

Fruchtpreise Ravensburg: Besen 9.7510.25, Weizen 1213 Gerste 11.50, Haber 11.A12.50 Mk. Reutlingen: Weizen 12 bis 13, Gerste 1313.60, Haber 1013 Mark. Ulm: Haber alt 12.8g, neu 11-12 Mark pro Zentner.

Schweinepreise. Hall: Milchschweine 3042, Läufer 5060 Mark. Mengen: Milchschweine 3037.50 Mark. Ravensburg: Ferkel 2434, Läufer 3550 Mark. Saulgau: Ferkel 3336 Mark. Vaihingen a. E.: Milchschweine 3442.50, Läufer 53 Mark, je das Stück.

Wirtschaftliche Wochenrrmdscha«.

Börse. Unter den zurzeit obwaltenden Umständen kan« die Börse kaum mehr als Wirtschaftsbarometer betrachtet wer­den. Die Kursabschläge stehen in gar keinem Verhältnis mehr zu dem herauskommenden Material und schon das kleinste An­gebot führt zu Kursrückgängen. Die Notlage unserer Industrie, besonders der Montanindustrie, zwingt immer neue Firmen, ihre Effektenbestände auf den Markt zu bringen, um flüssige Mittel zu erhalten. Arbeiterentlassungen und Betriebseinschrän­kungen sind an der Tagesordnung und neue Lohnkämpfe stehen uns bevor. Die leider durch viele haltlose Gerüchte verstärkte Auswirkung der Stinnesangelegenheit macht sich auf den Märk­ten stärker fühlbar. Das war zu viel für unsere auf schwachen Füßen stehende Börse, aber nicht nur das Geld fehlt, sondern vor allem das Vertrauen auf eine durchgreifende Besserung der Verhältnisse. Dazu kommt noch die Zuspitzung unserer außen­politischen Lage durch die Ententenote zur Entwaffnungs- und Sicherheitsfrage. Solange die Börse weiter unübersichtlich bleibt und die Aussichten auf Erträgnisse minimal sind, fehlt an der Börse jeden Anreiz für das Kapitalistenpublikum.

Geldmarkt. Infolge der Vorgänge im Stinneskonzern hat sich das Ueberangebot von Tagesgeld und das Unterangebot von längerem Geld noch verschärft. Die Geldsätze für Tages­geld sind billiger geworden und betragen 79 Prozent. Zeit­geld dagegen ist noch knapper; die Sätze haben sich versteift und betragen 1011K Prozent. Die bereits jetzt einsetzenden Ul­timovorbereitungen auf Ende Juni, das Zugleich Quartals­ultimo ist, machen Fortschritte. Die Finanzen des Reichs wie­sen im Mai erstmals ein Defizit von 17 Millionen auf, nach­dem der Ueberschuß im April schon auf 1,2 Millionen zurück­gegangen war.

Produktenmarkt. Auf die Meldungen von guten Ernteaussichten in Kanada waren die amerikanischen Produk- tenmärkte wieder matt. Die Weltmärkte blieben für jede Mel­dung empfindlich. Auch auf den deutschen Produkteümärkten waren die Preise sehr gedrückt. An der Stuttgarter Landes- proüuktenbörse blieben Heu und Stroh mit 7 bzw. 5 Mark Pro Doppelzentner unverändert. An der Berliner Produktenbörse notierten Weizen 267 (3), Roggen 240 (8), Sommergerste 242 (unv.), Winter- und Futtergerste 216 (2), Haber 241 (5) Mark je Pro Tonne und Mehl 36 (14) Mark Pro Doppelzentner.

Warenmarkt. Die Großhandelsindexziffer ist um 1,0 Prozent auf 134P gestiegen. Höher sind vor allem die Preise für Lebensmittel infolge der Steigerung der Fleisch­preise. Auch auf Len Häuteauktionen konnten die Preise leicht anziehen. Auf dem Metallmarkt ist ein Stillstand eingetreten: infolge des Rückgangs des Konsums und infolge der Geld­knappheit haben die Umsätze bedeutend nachgelassen. Auf Len Textilmärkten gingen die Preise für Rohwolle zurück, während auf den Baumwollmärkten stabile Tendenz herrschte. Die all­gemeine Wirtschaftskrise blieb weiterhin fühlbar.

Vieh markt. Die Preise auf den Schlachtviehmärkten haben wieder etwas angezogen. Die Fleischpreise blieben bis jetzt auf dem erst erreichten hohen Stand.

Holzmarkt. Die Verhältnisse auf dem Rohholzmarkt sind nicht einheitlich. Auf den großen Versteigerungen in Würt­temberg, Baden und auch in Ostpreußen in Len letzten Wochen konnten die Preise wieder leicht anziehen.

Schwann, Conweiler usf,)! in schwaaz (schwarz), Schuaz (Schurz), Vadda (Vater), Kall (Karl) kurz hingewiesen, vv statt b (auch in Silber, sterben, Körble u. a.) ist oben er­wähnt.

Endlich seien noch einige Sonderentwicklungen gestreift, die ein mehr oder weniger umfangreiches Gebiet umfassen:

Der Schwabe sagt bekanntlichZeit", der FrankeZait", unsere Mundart: Zoit, ferner woiß (weiß); froilich, schmoißen freilich, schmeißen u. v. a. Gräfenhausen teilt mit Opern­häuser, und Unterniebelsbach allein im Schwabenland die Ehre, Boowen (Buben) zu kreegen (kriegen), Koochen (Kuchen) zu essen, zu floochen (fluchen), wenn man eine Woot (Wut) hat. Mit dürren Worten: ein mhd. uc> (guot, Muot), in Birkenfeld, Neuenbürg zuuo", in Schwann (u. a.) zu lang u entwickelt, hat sich hier zu langem o (wie in holen) verdunkelt. Die Pa­rallele dazu bei ie, üs, die als e (wie in legen) auftreten. Den Ottenhäusern hat ihre Eigenart den Ofen in einen Ufen zu ver­wandeln den Spitznamen Ufenlöcher eingetragen; daneben findet bzw. fand sich Nbs (Obst), Husen (Hosen) und weniger andere. Ein Erklärungsversuch würde hier zu weit führen. Bekannt ist der Schwund von ci in Hund, Stunde, Schulden, Wald, Hemd, Kind u. v. a. Auf andere Einzelheiten und Feinheiten einzu­gehen ist hier nicht der Platz. Auch der Wortschatz würde bei umfassenderen Studien sicherlich fränk.-schwäb. Art aufweisen. Auf zwei charakteristisch fränkische Worte sei noch hingewiesen: Grusselbeeren Stachelbeeren (Niebelsbach, Ottenhausen) und Gärret Gänserich, ein Wort, das von Gerhard abgeleitet wird. Zweifellos machen unsere Mundarten heute einen Ab­schleifungsprozeß durch, liniere Zeit wirbelt die Menschen mehr durcheinander als früher. Man legt allzuBreitlatschiges" ab, um nicht ausgelacht zu werden. Der einheimische Wortschatz ^ wird zurückgedrängt. Aber immer noch bilden dieseHalbmund- , arten" das Salz der Schriftsprache, bereichern den Wortschatz, setzen Veränderungen im Satzbau durch, liefern dem Heimat­dichter seine komischen Stoffe. Die Liebe zur Mundart, zum heimatlich-volkstümlichen, verwurzelt uns in unserem Volk; sie bewahrt mit vor dem Verlust völkischer Eigenart, auf den unsere Zeit hinstrebt. k?

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