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von dem Sportflugzeug eine Tragfläche löste. — Wie der „Berliner Lokalanzeiger" berichtet, ist der vor einigen Monaten in Rotterdam von deutschen Kriminalbeamten am Samstag in Verbindung mit der holländischen Polizei verhaftete Spritschieber Kopp von den holländischen Behörden ausgeliefert und in das Berliner Untersuchungsgefängnis übergefllhrt worden. Das Verfahren gegen Kopp wird mit dem gegen den Spritschieber Weber verbunden werden.
Wien, 24. Mai. Die deutsch-polnischen Verhandlungen in Wien über die Regelung des Versicherungswesens in Oberschlesien haben zur Unterzeichnung eines Protokolls geführt, worin festgestellt wird, daß eine Einigung nicht erzielt worden ist. Der Entwurf eines Abkommens umfaßt 39 Artikel, über die sich die Parteien geeinigt haben, und neun Artikel, über die die Ansichten geteilt sind. Die Verhandlungen sollen fortgesetzt werden, sobald die beiden Regierungen zu den streitigen Punkten Stellung genommen haben.
Prag, 25. Mai. Nach einer Meldung des Tschechoslowakischen Pressebüros wurde vorgestern mittag in dem Gebäude des tschechoslowakischen Konsulats in Krakau ein Revolver- und Bombenattentat verübt, dem der Amtsdiener des Konsulats und ein Konsulatsbeamter zum Opfer fielen. Der Verüber des Anschlags ist ein 60 jähriger Mann namens Lech. Er wurde verhaftet. Es ist festgestellt, daß die Tat ausschließlich aus privaten Motiven verübt wurde. Der Attentäter war von 1915 an vier Jahre lang in einer Irrenanstalt bei Krakau untergebracht. Die polnischen Behörden haben der tschechoslowakischen Vertretung ihr Bedauern über den Vorfall ausgesprochen.
Paris, 23. Mai. Zwei französische Rettungsboote, die zwei Fischerborken zu Hilfe gekommen waren, sind Samstag nachmittag bei Penmark untergegangen. 27 Mann find ertrunken, 9 konnten gerettet werden.
Angora, 24. Mai. Hier und in der Umgebung wurde durch einen heftigen Slldweststurm großer Schaden angerichtet. Drei Minaretts wurden umgestllrzt, zahlreiche Bäume entwurzelt. Ein Schuppen an der Eisenbahnlinie Angora-Siwas und ein Haus wurden völlig zerstört. 2 Personen wurden getötet und 17 verletzt. Die telegraphischen und telephonischen Verbindungen sind unterbrochen.
Maultmrrf und Gesetzgebung.
Stuttgart, 23. Mai. Von zuständiger Seite wird mitgeteilt: Als im Jahr 1920 das Gesetz zum Schutz des Maulwurfs erlassen wurde, war die Nachfrage nach Maulwurffellen außerordentlich stark. Es wurden Preise bezahlt, die den höchsten Anreiz zu systematischer Jagd auf dieses Tier schufen und seine völlige Ausrottung befürchten ließen. Dieser Gefahr mußte begegnet werden, da der Maulwurf durch die Vertilgung verschiedener schwer zu bekämpfender Bodenschädlinge der Landwirtschaft wichtige Dienste leistet. Der Schutz des Gesetzes und die starke Verminderung der Nachfrage nach Maulwurffellen haben nun aber eine bedeutende Ueberhandnahme des Maulwurfs und damit erheblichen Schaden durch Wühlen und Stoßen von Maulwurfhaufen zur Folge gehabt, so daß sich die Landwirtschaftskammer einstimmig für die sofortige Aushebung des Maulwurfgesetzes ausgesprochen hat. Ihrem Antrag wurde in der Weise stattgegeben, daß das Gesetz auf Grund der Ermächtigung in Art. 4 auf unbestimmte Zeit außer Wirkung gesetzt wurde, nötigenfalls kann es im Wege der Verordnung jederzeit in Kraft gesetzt werden.
Zum Aufwertungs-Kompromiß.
Die vom Württ. Hhpothekengläübiger- und Sparerschutzverband am 22. Mai im Furtbachhause abgehaltene sehr zahlreich besuchte Versammlung hat mit großer Schärfe gegen das Aufwertungskompromiß der Reichsregierung und der Regie- . rungsparteien Stellung genommen und folgende Entschließung gefaßt: Die Versammlung erinnert angesichts des für die Gläubiger und Sparer unannehmbaren Kompromisses die württembergischen Reichstagsabgeordneten derjenigen Parteien, die an dem Kompromiß beteiligt sind, an die bei den letzten Reichstagswahlen gegebenen Versprechen und erwartet bestimmt, daß sie die damaligen Zusagen, nach denen sie für den Best'schen Gesetzentwurf eintreten wollen, wahr machen werden. Dem Kompromiß selbst werden die gesamten Gläubiger und Sparer aufs zäheste entgegenwirLn. Die Versammlung billigt durchaus, daß alle Maßnahmen getroffen werden, einen Volksentscheid herbeizuführen, falls der Reichstag ungenügende Aufwertungsgesetze beschließen sollte.
Mißhandlungen durch Reichsbannerleute.
Stuttgart, 24. Mai. Bei einer im Bürgermuseum abgehaltenen Versammlung des Republikanischen Studentenburides wurden lt. „Süddeutscher Zeitung" mitten in -der Versammlung zwei Teilnehmer, die den Ausführungen des Freiburger Professors Kantorowicz gegenüber vereinzelte Zwischenrufe mach
ten, von im Saale postierten Reichsbannerleuten hinterrücks überfallen nnd in der bestialischsten Weise mit Stahlknüppeln mißhandelt, so daß sie blutüberströmt aus dem Saal gebracht werden mußten. Der Student, der Zwischenrufe gemacht batte, wurde von einem Reichsbannermann von hinten her an der Kehle gefaßt und nach hinten zu Boden gerissen. Sofort war eine größere Reichsbannermannschaft zur Stelle, die den Unglücklichen am Boden festhielt, worauf einige Reichsbannerleute schwere Stahlruten hervorzogen und wie wild auf den völlig Wehrlosen einhieben, so daß sofort das Blut in Strömen über das Gesicht lief. Ein anderer junger Mann, der dem Unglücklichen zu Hilfe kommen wollte, wurde in der gleichen Weise mit Stahlruten mißhandelt. Auch ein Reichsbannermann soll von den eigenen Freunden versehentlich in der gleichen Weise niedergeschlagen worden sein. Ein Polizeiaufgebot, das diesen Ueberfall hätte verhindern können, war erst später zur Stelle. Trotz der zahlreich anwesenden bewaffneten Reichsbannergarde und trotz l^s Ueberfalls konnte sich die Polizei nicht entschließen, den Saal zu räumen.
Reichspräsident von Hindenburg auf dem Rennplatz.
Hannover, 24. Mai. Reichspräsident von Hinderrburg erschien heute nachmittag nach dem dritten Rennen im Auto, begleitet von dexn Präsidenten des Rennvereins Hannover, seinem Sohn und seinem Schwiegersohn, auf dem Rennplatz, von Tausenden bejubelt und begrüßt und nahm in der blumengeschmückten Direkttonsloge Platz. Dort harten sich außer der Vorstandschaft u. a. Polizeipräsident Beckerath, Bürgermeister Fink und einige höhere Offiziere der Reichswehr eingefunden. Baronin Cramm, die Gemahlin des Präsidenten des Renn- vereins, überreichte dem Reichspräsidenten bei »einer Ankunft einen Blumenstrauß. Der Reichspräsident als Ehrenpräsident des Rennvereins empfing dann die Preisträger der folgenden Rennen in seiner Loge und überreichte ihnen die Preise und die Ehrenpreise. Das v. Hindenburg-Jagdrennen wurde von den beteiligten Offizieren der alten Armee in ihren Friedens- nniformen geritten. Nach sechs Rennen verließ der Reichspräsident unter den begeisterten Hochrufen- und unter den Klängen des Deutschlandliedes t«n Rennplatz.
Landtagswahlen in Oldenburg.
Oldenburg, 25. Mai. Bei den gestrigen Landtagswahlen in den Landesteilen Oldenburg, Lübeck und Birkenfeld wurden abgegeben: im Landesteil Oldenburg für das Zentrum 39 849, den Landesblock 48 538, die Kommunisten 2775, die Sozialdemokraten 29973, die Demokraten 20 541 und die Deutschvölkischen 45 013, im Landesteil Lübeck für das Zentrum 315, den Landesblock 6801, die Kommunisten 483, die Sozialdemokraten 6660 und die Demokraten 2019 Stimmen, im Landesteil Birkenfeld für das Zentrum 2540, den Landesblock 5578, die Kommunisten 375, die Sozialdemokraten 2571' und die Demokraten 1267 Stimmen. Demnach wird sich der neue oldenburgische Landtag zusammensetzen aus: Zentrum 10 (10), Landesblock 14 (14), Kommunisten 0 (2), Sozialdemokraten 9 (12), Demokraten 5 (9) und Völkische 1 (1) Abgeordneten. Gewählt wurden 39 Abgeordnete gegen bisher 48. 15 Rechtsparteilern stehen 24 Abgeordneten der bisherigen Koalitionsparteien gegenüber.
Die Politik der Deutschen Bolkspartei.
Berlin, 24. Mai. In der Sitzung des Zentralvorstands der Deutschen Bolkspartei wurde einstimmig folgende Entschließung angenommen: Die nationalliberale Partei beschloß in der Sitzung ihres Zentralvorstandes vom 15. Dezember 1918 unter dem Namen Deutsche Volkspartei ihre leitenden Ziele und Grundsätze weiter zu verfolgen. Schon hieraus ergibt sich die Aufgabe der Deutschen Volkspartei, Hüterin der liberalen Tradition der alten Partei zu sein. Dazu ist sie umso mehr berufen, als Ueberspannung der formalen Demokratie und Massenherrschaftsbestrebungen ein Gegengewicht erfordern. Niemals wird die Deutsche Bolkspartei den nationalen Ideen, die einst Bennigsen, niemals den sozialen Ideen, die Bassermann im Liberalismus zur Geltung brachte, untreu werden. Wir begrüßen es, wenn die Gedanken des Liberalismus wieder einer Vertiefung wissenschaftlicher Erörterung zugeführt werden, lehnen aber die Beteiligung an Vereinen, die eine eigene Parteibildung erstreben oder vermöge ihrer organisatorischen Einrichtungen zu einer solchen führen müssen, entschieden ab."
Die Kämpfe in Marokko.
Paris, 25. Mai. Havas meldet aus Rabat: Bei der Operation gegen Gara und Mezziat zur Entsetzung der Posten
im Uergha-Gebiet sind die Truppen Frehdenburgs vorgestern auf eine 5000 Gewehre starke feindliche Abteilung gestoßen. ES kam zu einem heftigen Kampfe Mann gegen Mann, da der Feind hartnäckigen Widerstand leistete. Der Feind erlitt starke Verluste. Die Truppen Frehdenburgs haben ihren Marsch nach Gazia fortgesetzt, wo sie abends angekommen sind.
Die französisch-spanische Verständigung über Marokko.
Paris, 24. Mai. Der Korrespondent des „Journal" in San Sebastian hatte Gelegenheit, den ehemaligen französischen Innenminister Malvy, der sich auf der Rückreise von Madrid nach Paris befindet, über den Erfolg seiner Mission zu befragen. Malvy bezeichnte als Ergebnis seiner Mission zunächst ein vollkommenes Einvernehmen zwischen Frankreich und Spanien in der Marokkofrage, ein Einvernehmen, das beiden Ländern gegenseitige Vorteile und beträchtlichen Gewinn bringen müßte. Bei dem erzielten Einverständnis stehe an erster Stelle das beiderseitige Bemühen, den Vertrag streng zu erfüllen. Das spanische Direktorium werde einen General benennen, der sich mit dem französischen Kriegsminister über alles, was militärische Fragen betrifft, in Verbindung setzen werde. Frankreich habe keineswegen die Absicht, Spanien in ein kriegerisches Abenteuer zu verwickeln. Es wünsche die Möglichkeit, nötigenfalls die Aufständischen über die für die französische Zone festgesetzte Grenze hinaus zu verfolgen. Vor Ablauf von acht Tagen werde man die heilsanien Wirkungen der von ihm mit Spanien erzielten Verständigung feststellen.
Revidierte Todesurteile.
Sofia, 24. Mai. Das revidierte Protokoll über die Todesurteile in dem Attentatsprozeß ist dem Kriegsminister zur Begutachtung vorgelegt worden. Hiernach soll das Todesurteil nur gegen Friedmann, Koew und Sadgorski bestehen bleiben. Alle übrigen werden zu lebenslänglichem Kerker begnadigt. Nach der Genehmigung des Revisionsprotokolls durch den König soll das Urteil nach der Entscheidung des Kriegsgerichts öffentlich vollstreckt werden.
Keine Nachricht von Amundsen.
Oslo, 25. Mai. lieber Amundsen liegen noch keine Meldungen vor. Wie das meteorologische Institut mitteilt, waren die Flugverhältnisse auf Spitzbergen gestern nachmittag besser als am Vormittag. Der Himmel war leicht bewölkt und die Temperatur betrug 2 Grad unter Null.
In Ungnade gefallene Sowjetgesandtin.
Oslo, 17. Mai. Frau Kollontay, die seit etwa einem Jahr in Oslo wirkende Gesandtin der Sowjetregierung und gegenwärtig in London weilend, ist in Ungnade gefallen, weil sie nicht vermocht hat, die vor etlicher Zeit in Norwegen vor sich gegangene Spaltung der Kommunistenpartei zu verhindern. Die eine Gruppe dieser Partei weigerte sich, Anweisungen aus
SeliMkelikl Mim
erscheint a,b 1. Januar mit H-bsnä- unä Normenblatt
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ans den täglich erscheinenden „Enztäler" werden fortwährend von all« Postanstalt«, Agentnren und unseren AStrüger» «tgeaengenounueu.
! Reise fortge- os über ihren in der „Post" Tage auf den der Blick auf n, daß sie be- ien und sich ihr
chen, die ohne an der Table n Nachrichten" d da man im entdeckte, zeigte iber zu freundine auffallend bejahrten Gat- istpten des Ti- obachtend. Sie wisse Rotte in ^ schönen, hochhatte.
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Lore.
3lj Roman von Emma HauShoser-Merk.
Wiemanns Zeitungs-Verlag. Berlin W. 66. 1924.
Aber mit einem Male änderte sich das Verhalten des kleinen eng abgeschlossenen Kreises. Neue Gäste waren angekommen, ein junges Ehepaar, das schon im letzten Sommer hier geweilt hatte und mehrere der Anwesenden kannte. Es hatte Lore gleich unangenehm berührt, als sie eines Mittags zwei bekannte Gesichter an der Tafel entdeckte. — Bekannte aus ihrer Vaterstadt; zum ersten Male seit Jahren. Herr Kremb- ser, der Vetter ihrer Tante Antoinette, derselbe junge Mann, den sie bei dem Fest im Stadtpark so gleichgültig hatte stehen lassen, als sie Albert Martinger wiedersah — war mittlerweile Ehemann geworden, unfeine zierliche, kleine Frau mit den wasserblaueu Augen und dem spitzen Näschen hatte an dem „Kränzchen junger Mädchen" teilgenommen, das ehedem LoreS Schrecken war. Gerade diese kleine, naseweise Lilly, die sich so lächerlich viel aus den Reichtum ihres Vaters zugute tat, hatte sie am allerwenigsten leide« mögen.
Sie grüßte die junge Frau, als sie ihren Platz einnahm, aber ihre kühle Verbeugung wurde mit einem so herausfordernden, kurzen Nicken erwidert, daß sie jede weitere Höflichkeit unterließ und einfach über die beiden Menschen hinwegsah.
Am Nachmittag war ein Ausflug nach Scharitz- buhl verabredet worden. Aber niemand holte die beiden jungen Mädchen ab, niemand rief ihnen eine Aufforderung zu, als der kleine Zug der Gehlustigen sich in Bewegung setzte.
Und am Abend war die Tischordnung so verändert, daß Gerda und Lore allein saßen und zwischen ihnen und den Plätzen ihrer früherer Nachbarinnen breite Lücken klafften. Wie eine gesinnungstreue Gemeinde hatten sich die korrekten Leute um das junge Ehepaar Krembser zusammengeschlossen und die beiden jungen Mädchen aus ihrer Mitte ausgestoßen. Frau Krembser drückte immer wieder die Lorgnette an die Alugen, um sich zu überzeugen, ob es Lore auf ihrem
Jsolierschemel auch genügend zum Bewußtsein komme, daß die Gesellschaft sich von ihr abgewendet hatte, und sie streckte die spitze Rase mit einer wichtigen Miene in die Höhe, als wollte sie sagen: Es war Zeit, daß ich hierher kam, und den Bekannten die Augen öff." nete! Es hätte ja nicht so fortgehen dürfen!
Lore fühlte, daß sw förmlich auf dem Pranger stand, daß ihr nichts anderes übrig blieb, als am nächsten Tage abzureisen, haß sie diese Stunde, die das Abendessen wohl noch dauern würde, kaum zu überstehen vermochte; daß es klüger wäre, sofort aufzusprin- en und die Mahlzeit im Stiche zu lassen, als länger lese Blicke zu ertragen, gegen die sie machtlos und wehrlos war. Aber es empörte -sie auf das Heftigste, daß sie einfach vom Platze Weichen, daß sie wie eine Gedemütigte sich von Frau Krembser die Tür weisen lassen sollte.
Während sie noch überlegte, mit kühlen Augen diese Menschen streifend, hie gestern noch freundlich und zuvorkommend gewesen, vo» denen kein einziger sie mehr zu kennen schien, und die kleine Gerda tapfer gegen ihre Verlegenheit und ihre Tränen kämpfte, erhob sich plötzlich Frau von Staffenhagen von der Tafel, sagte ihrem Mann ein paar Worte und schritten den verblüfften Gesichtern vorüber auf die beiden Mädchen zu. >
„Wir wollen Me nicht so ganz allein hier las» sen, meine Damen," sagte sie laut und freundlich. „Wenn Sie erlauben, setzen wir uns zu Ihnen!"
Frau Krembser zitterte so vor zornigem Schrecken-, daß sie aus ihrem Rotwetnglas große Tropfen aus ihr Helles Kleid schüttete.
Die Damen und Herren schauten sich an in stummem Aerger, in ratloser Verwunderung, in die sich bei manchem eine leise Beschämung mischte.
Die stolze Frau hatte ihnen allen ja eine sehr deutliche Rüge über ihr Benehmen erteilt. Und sie war nun einmal durch ihre Erscheinung, durch ihr Auftreten eine Persönlichkeit, die ihnen allen imponierte, hauptsächlich Krembsers.
Diese hatten sich im letzten Jahre alle erdenk- liche Mühe gegeben, um mit Staffenbaaens in einen '
näheren freundschaftlichen Verkehr zu treten, aber sie waren von der schönen Frau mit einer gelangweilten> müden Höflichkeit kaltgestellt worden. ,
Und nun lachte und plauderte Frau von Staffenhagen mit dieser Lore mit einer Lebhaftigkeit und mit einer Liebenswürdigkeit, wie man sie noch nie an ihr gesehen hatte. Ja, sie lud die jungen Damen sogar für den nächsten Tag zu einer Wagensahrt nach einem benachbarten Ausflugsort ein und schien eine besondere Freude daran zu finden, gerade der kleinen Gesellschaft zum Trotz, die Künstlerin mit ihrer Gunst und Liebenswürdigkeit zu überschütten.
Was froher Lebensgenuß heißt, Lore und Gerda erfuhren es zum erstenmal in diesen herrlichen, blauen Junitagen, in dem wunderbaren Bergtale, mit den neuen Freunden, die sich in seltener Uebereinstimmung bemühte«, sie mit allem Behagen und Luxus zu verwöhnen, den der Reichtum zu bieten vermag.
Lore freute sich vor allem über Gerdas glück- strcchlende Augen. Sie hatte sich bisher kümmerlich durch's Leben kämpfen müssen, und auch ihre Zukunstserwartungen waren keine glänzenden, da sie nur eine sehr kleine Singstimme besaß. Aber nun hatte Frau von Staffenhagen ihr das Anerbieten gemacht, als Gesellschafterin bet ihr zu bleiben, mit thr zu reisen; und
mit Geschenken überhäufte, warb sie mit herzlichem Entgegenkommen um Lores Freundschaft.
„Ach," sagte sie einmal, „Sie glauben nicht, wie ich Sie bewundere, Fräulein Lore. Sie haben den Mut gehabt, glänzende Verhältnisse im Stich zu lassen, aus allen Luxus zu verzichten — und wir anderen, was taten wir? Wir gaben unsere Freiheit hin nnd jede Möglichkeit eines großen Glücks und nahmen nicht bloß eine öde Gegenwart, nein, auch eine freudlose Zukunft in den Kauf, nur weil es uns schauderte vor einem Leben ohne Stubenmädchen, ohne seidene Kleider, weil weil wir uns nicht von dem Firlefanz losmachen konnten, der für uns so wichtig ist."