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j:s Calw, 19. Aug. Der Mitteilung in Nro. 130ds. Bl. über die gestifteten Ehrengaben der „Konkordia" ist noch beizufügen, daß nur ein Teil derselben unter den Vereine» verlost wird. Die vom festgebenden Verein, von den Festjungfrauen und der Stadt gestifteten Preis-Ehrengaben find für die Vereine bestimmt, die je in der betreffenden Abteilung die ersten Preise erhalten. Die von den wettfingenden Vereinen gestifteten Ehrengaben und eine Ehrengabe der Konkordia werden als Erinnerungs-Ehrengaben an das 50jährige Jubiläum des Vereins unter den Vereinen verlost.
Leonberg, 18. Aug. Am letzten Mittwoch scheint gleichzeitig mit dem über die Stadt hingehenden Gewitter ein anderes von Höfingen her über unsere Markung in der Richtung nach Gerlingen gezogen zu fein, das mit Hagelschlag verbunden war. Betroffen wurden hauptsächlich die besten Weinlagen des Stuttgart zu liegenden Engelbergs (Heumaden). Der Schaden wird auf des Ertrags angegeben. In der Stadt dachte kein Mensch an Hagel über dem Berg.
Ditzingen OA. Leonberg, 18. Aug. Der Inhaber des im ganzen Bezirk bekannten Warenhauses Albert Trefz hat sich heute morgen in seinem Geschäftshause erhängt. Konkurrenzsorgen und Alteration hierüber werden allgemein als Grund der Tat angenommen.
Stuttgart, 18. Aug. Ueber die Einführung der völligen Sonntagsruhe und des 8 Uhr-Ladenschlusses im Handelsgewerbe sprach gestern abend im Gewerkschaftshaus Reichstagsabg. Hildenbrand vor einer zahl-
Sonntag, den 20. August 1805.
reich besuchten öffentlichen Versammlung. Die Verkürzung der Sonntagsverkaufszeit habe nach gar keiner Richtung hin eine Schädigung der Geschäftsleute im Gefolge gehabt. Aber auch durch die Verkaufszeit von 11—2 Uhr werde für die Angestellten der Sonntag auseinandergerissrn. Das Vorgehen in andern Ländern und Städten beweise, daß es möglich sei, vollständige Sonntagsruhe einzuführen. Ein weiterer Wunsch sei, daß ein einheitlicher Geschäftsschluß um 8 Uhr zustande komme. An den Bortrag knüpfte sich eine lauge Erörterung, in der noch verschiedene Organisationen zum Wort kamen. Der Standpunkt der Spezereihändler wurde von Dignus vertreten, auch der Deutschuationale Handlungsgehilfenverband, der Verein deutscher Kaufleute, der Zentralverband der Handlungs- Gehilfen und -Gehilfinnen und der Zentralverband der Handels- und Transportarbeiter und -Arbeiterinnen kamen zum Wort. Schließlich wurde folgender Beschluß einstimmig angenommen: „1) An den Gemeinderat der Stadt Stuttgart das Gesuch zu richten, die nötigen Schritte zur allgemeinen Einführung des 8 Uhr-Geschäftsschlusses zu tun. 2) Ferner den Gemeinderat zu ersuchen, die jetzt bestehenden Vorschriften über die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe dahin abzuändern, daß sämtliche Verkaufs- und Betriebsstelleu während des ganzen Sonntags zu schließen seien." Nach Annahme dieses Beschlusses wurde die Versammlung um 1 Uhr geschlossen. (Schw. M.)
Stuttgart, 18. Aug. Bei dem Schwimmfest des deutschen Schwimmverbandes am 13. d. M. in Berlin holte sich der Schwimmerbund Schwaben den vtelumworbenen Ehrenpreis des deutschen Kaisers im Springen und außerdem die Meister
AbonnümrnLSvr. ind. Stadtpr.Viertelt. Mk. I.IOincl.LrLfferl. VierteljLhrl.DristLttULLpreiL ohne Bestellg. f. d. OrlS» u. Nachbar» ortSveäehr 1 LA., f. d.sonst. Verkehr Mk.l.iO, Bestellgeld 20 Pfg.
schüft von Europa. Anläßlich dieses Erfolges ist dem Schwimmerbund Schwaben eine königliche Anerkennung zuteil geworden. Aus dem K. Kabinett traf nämlich bei dem Vorsitzenden des Schwimmer- bundcs Schwaben, Hofbuchdrucker I. Fink, welcher sich gegenwärtig zur Kur in Bad Reichenhall aufhält, daselbst folgendes Telegramm ein: „Schloß Friedrichshofen, 16. Aug. Se. Königliche Majestät find sehr erfreut über den vom Schwimmerbund Schwaben errungenen schönen Erfolg und lassen hiezu die besten Glückwünsche aussprechen. Gültlingen."
Stuttgart, 18. Aug. Im Bopserwald wurde heute früh die Leiche eines unbekannten Mannes, der sich erschossen hat, aufgefunden. Der Verlebte war etwa 28 Jahre alt, 1,80 m groß, hat auf der linken Wange 5 Schmisse. Er trug einen dunklen karrierten Anzug mit weißen Streifen, hohen umgelegten Hemdkrageu, rote Kravatte und schwarzen Regenschirm. Hut und Wäsche find mit „I.. L." gezeichnet. Der Leichnam ist ins Leichenhaus des Pragfriedhofs verbracht.
Stuttgart, 18. Aug. Vorgestern ist hier die Festnahme eines Betrügers gelungen, der schon seit einigen Jahren in zum Teil größeren Zwischenpausen auf dem hiesigen Hauptbahnhofe und auch an auswärtigen Plätzen zahlreiche Betrügereien verübte. Er erschwindelte von jungen Leuten unter der Vorspiegelung, er habe seinen Koffer mit dem Geld auf einem Bahnhof stehen lassen, Darlehen. Der Betrüger, der unter falschen Namen austrat, ist der mehrfach vorbestrafte Goldarbeiter Ernst Keiler, wohnhaft in Gmünd, der nun geisteskrank sein will.
Cannstatt, 18. Aug. In Verbindung mit dem Cannstatter Volksfest soll am Sonntag,
Kie schwQicze Derrne.
Roman von Hans Wachenhusen.
(Fortsetzung.)
Am nächsten Morgen erhob er sich zeitig und schellte.
Von dem eintretenden Kellner wünschte er Auskunft, ob und um welche Stunde ein Herr von Wiedenstein unten im Hotel verkehre.
Nach dem Theater pflege er sich stets einzufinden und bis nach Mitternacht mit ssinm Freunden zu soupieren; den Herrn kenne Jedermann, ließ er sich sagen; er sei zumeist ak-«nds im Carl-Theater, heute aber wohl ganz gewiß dort zu finden.
„Also nach dem Theater! Ich könnte ihn dort schon sehen und beobachten!" dachte Lübke. „DaS Theater ist weit von hier?"
„Ganz in der nächsten Nähe!"
Der Kellner ging und Lübke versank wieder in sein Nachdenken. Der Abend fand ihn auf einem Sperrsitz inmitten eines höchst animierten Publikums.
ES war zu jener Zeit, da die ganze lebenslustige Welt sich in diesem Theater zusammenzufinden pflegte. Man gab eine neue Wiener Posse und Niemand wollte die PremiSre versäumen.
Teilnahmslos saß der alte Mann inmitten einer auf die Neuigkeit gespannten Menge, vor welcher Karl Treumann, so schrieben die Zeitungen, eine Meisterrolle spielen sollte. Teilnahmslos auch gegen die Vorstellung ließ er die Wirkung derselben, den rauschenden Beifall des Publikums, über sich ergehen und hatte nur Auge» für einen der jungen Lebemänner, der unterhalb de« Pro- sceniumS, an dasselbe gelehnt, dastand und bald hierhin, bald dorthin einen Gruß sandte oder erwiderte, aber dann immer wieder zerstreut in sich selbst versank, oder in auffallender Weise eine noch leere Loge ihm gegenüber beobachtete.
EL war sein Mann. Leo wußte, daß Afra heute erscheinen werde, kannte sogar die Loge, die sie genommen hatte, und an seinen GesichtSzügm hasteten unverwandt die Augen des Alten.
Die Hälft« des ersten Aktes war schon vorüber, als auch in diese Loge eine Dame, gefolgt von einer Gesellschafterin, den halbrntblößten Nacken und die üppige Brust mit Diamanten überrieselt hereinrauschte und für einen Moment im ganzen Zuschauerraum die Vorstellung vergessen machte.
Alle Operngläser richteten sich auf den einen Punkt; selbst die Aufmerksamkeit der Darsteller für ihre Rollen ward gestört, denn Afra, schöner, strahlender denn je, nahm eben das Opernglas aus der Hand ihrer Begleiterin und stellte eS mit der graziösen Hand, den blendend weißen Arm zeigend, auf di« Brüstung. Triumphierend, von Glück und Sieg strahlend, schweiften ihre Augen über da« Parkett, nirgendwo haftend, nur sich bewußt, daß alles auf sie blicke. Nichts an ihr verriet, was sie am Morgen so tief verstimmt.
DaS wunderbare, mächtige, schwarze Haar schillerte heute wie Rabengefieder, überglänzt von einer Diamant-Agraffe, ihr Teint war blendend weiß, ein leichtes Jncarnat färbte ihre Wangen, von dem Hochbewußtsein der Jugend des LebenS- drangeS zeugend, die das Blut durch ihre Adern trieben.
Still und in sich gekehrt saß Jane hinter ihr, die blöden Augen vor sich hin gerichtet, als existierten die Alle da in den elegantesten Toiletten rechts und links und vor ihr gar nicht und als kümmere sie sich noch weniger, was die da auf der Bühne redeten und taten. Die Stirn gesenkt, die Hände in dem Schoß, pagodenartig, nicht sehend, nicht bemerkt, nur ihrer Pflicht genügend, schien sie nur als Schutz der Herrin da zu sein. Selbst ihre Kleidung zeigte die Absicht, nicht gesehen zu werden, denn die Farbe derselben war so matt, so nicht unterscheidbar, daß Jane wie ein Schatten an der Wand der Loge hastete. Desto größere Befriedigung leuchtete aus Afra'S Antlitz, als sie die