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»Weil ich im Traum sehen wollte!* antwortete Jan« in demselben Tone.
Afra erhob sich, gestört in ihren eigenen Visionen, in denen auch ihr beunruhigende Vorstellungen gekommen sein mochten. Diese Prophetin, di« schon als Kind in der Einsamkeit von ErinS Wiesen und Mooren, von ihrer Tante einer Kuhhirtin, das Traumdeuten und Wahrsagen gelernt haben wollte, sie war ihr gerade heute so unheimlich. Entrüstet blickte sie auf die Halbtrunkene.
»Leit ich dich kenne, hast du mich mit deinen Weissagungen gequält; behalte sie für dich, ich will sie nicht mehr hören!* rief sie in steigender Aufregung, erblassend unter dem Eindrücke, den dennoch Jane's Rede auf sie gemacht. »Graf Sesto wird heute nach dem Theater bei uns speisen; geh und sag, daß für das Souper gesorgt werde!*
Vor sich hin murmelnd, verließ Jane dar Zimmer. Afra schaute ihr im höchsten Unmute mit zerstreutem Sinnen nach.
»Lange genug war ich so kindisch, mich durch sie schrecken oder entmutigen zu lassen! Aber wer und was erlöst mich von ihr, die mich nicht wie ihre Herrin — wie eine Leibeigene betrachtet! ... Siehaßt auch ihn, weil er sie gestern mit unverkennbarem Abscheu behandelte. Man fragt mich, warum ich eine so unverschämte Person um mich dulde; nur er wagte die Frage nicht, und ihr galt sicher der scheue Blick, den er vorhin beim Abschied in den Garten hinauf tat. Ich will Nachdenken über die Möglichkeit . . . Aber wenn sie selbst mich nicht von ihr erlöst . . .*
Afra warf sich auf das Ruhebett zurück, um zu denken; aber sie fand nicht, was sie suchte.
22. Kapitel.
Drei Stiegen hoch lag das Hotelzimmerchen, in welchem der alte Mann sich einquartiert hatte. Ermüdet ließ er heimkehrend sich auf einen Stuhl sinken und lehnte die Stirn in die Hand.
„Nach so langer Wanderung, immer das Herzenskind suchend, endlich ein
Hoffnungsstrahl! Und er ist!« Eine Stimme sagt es mir, seine eigene Stimm-, die ich erkannte, wenn ich sie auch nur einmal gehört! Es war mir von Anfang kein Zw.'ifel, daß man mich aus meinem armseligen Kämmerchen entfernen wollte, um den Streich a«Szuführen; aber wie in alle schlechten Taten eine menschliche Berechnung nicht stimmt oder zutrifft, so war'S auch damals. Gott selbst lenkte meine Schrite gerade dorthin . . ."
Er barg die Stirn tiefer in die Hand, ein Frösteln überfiel ihn.
„Hier unten im Restaurant des Hotels soll er verkehren! Ich will ihn Wiedersehen, mich versichern, daß er es ist! Ich werde seine Stimme belauschen, seine Gesichtszüge studieren. Ich kann auch nicht irren in meiner Erinnerung, daß seine Sprache einen österreichischen Dialekt verriet; ich hätte früher schon daran denken sollen! Auch seine Gestalt, seine Haltung sind dieselben; die drei Jahre können nicht« an ihm verändert haben. Ich werde nähere Nachricht über ihn suchen; dieser Herr, der mir schon so freundlich Auskunft gab . . . Mich wird di-.ser ... wie nannte er ihn? . . . Wiedenstein nicht wieder erkennen! Wer erkennt denn auch einen alten Mann in untergeordneter Stellung nach so flüchtigem Sehen! . . . Wiedenstein also! Ich will den Namen mir einprägen. Nach dem, was mir dieser Fremde sagte, ist er ein leichtsinniger Mensch, also ganz dazu geeignet. Aber wie kam er dazu, mit welchem Interesse konnte er ... Man wird mir unten im Restaurant sagen können, um welche Stunde Herr von Wiedenstein zu erscheinen pflegt, und ich werde ihn nicht verfehlen. Und was liegt denn an mir! Sie haben, ich weiß sS, lange nach mir geforscht, aber mich nicht hinter diesem Namen gesucht. Meine Papiere sind in Ordnung, es kennt mich niemand hier . . . Aber es ist mir seit heute eine Ahnung aufgegangen, als müßte es hier sein, wo meine Wanderschaft eine E rde findet; Gott gebe, daß sie wahr werde! ... Ich bin müde und will die Ruhe suchen; diese Begegnung hat mich schwer ergriffen; morgen werde ich mich kräftiger fühlen . . .*
(Fortsetzung folgt.)
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