Neuenbürg, 25. März. Am 21. ü. M. °mrL im Gasthaus zur Eintracht eine Bezirksversammlung des Bezirksverbau des der landwirtschaftlichen Genossenschaften statt. Der den Vorsitz führende Bezirks-' obmann Schultheiß Keßler-Ottenhausen eröffnete die Ver- sanrmluug, hieß die zahlreich erschienenen Vertreter der einzelnen Darlehnskasscnvereine willkommen, insbesondere die Vertreter der Zentrale Stuttgart, nämlich die Herren Direktor Pfeiffer, Diplomlandwirt Teutschlänüer und Dieterlen und erstattete sodann seinen Jahresbericht. Hieraus überbrachtc Direktor Pfeiffer zunächst die Grüße des Verbandsvocstrndes und sprach sodann ausführlich über genossenschaftliche Krcdit- versorgung und den Verkehr mit der Zentrallasse. Dabei berührte er amt, die Inflation und die Aufwertungsfrage. Trotz der heftigen Erschütterung infolge des Währungsverfalls seien im letzten Jahre etwa 95 Prozent aller landwirtschaftlichen Genossenschaften des Landes (in der- Hauptsache Darlehenskassenvereine) wieder so ausgebaut worden, daß ihr Weiterbestehen gesichert sei. Zu danken sei dies in erster Linie neben der Einzelarbeit in den Vereinen draußen im Lande der Möglichkeit der Krcditvermittlung, welche die Zentrale in Stuttgart geschaffen habe. Die Zentrale habe in dieser Richtung im letzten Jahre mit den zuständigen Stellen in Berlin manche nicht leichte Verhandlungen wegen der dem Lande verhältnismäßig zustehenden Geldzuweisungen führen müssen.. In der ersten Hälfte des Jahres 1924 seien die Schwierigkeiten besonders groß gewesen. Erft vom Monat August ab sei nach und nach eine leichte Besserung eingetreten. Die Geld- und Kreditnot sei indes noch nicht gelöst. Man dürfe sich keiner Täuschung hingeben. Es sei zu befürchten, daß die Kreditnot im Laufe der nächsten Monate sich eher verschlechtere als verbessere. Bei Ausgabe von Krediten durch die Genossenschaften sei hienach immer noch äußerste Vorsicht geboten. Bon der neuen Agrar- troditanstalt erhoffe man langfristige und auch billigere Kredite. Diplomlandwirt Teutschländer verbreitete sich ausführlich in seiner temperamentvollen Art über die Notlage der Landwirtschaft, die Ertragssteigerung und die genossenschaftliche Selbsthilfe. Die Zukunft für die Landwirtschaft müsse er, trotzdem er kein Pessimist sei, als sehr schwarz bezeichnen und es sei infolgedessen wie vor- dem Kriege eine Landflucht zu befürchten. Die Landwirtschaft müsse mit allen Mitteln ihren Ertrag zu steigern suchen. Aufgabe der Genossenschaften sei in dieser Richtung der Bezug von landwirtschaftlichen Maschinen. Besonders wichtig seien Sämaschinen, Trieure und Putzmaschinen. Der genossenschaftliche Bezug landwirtschaftlicher Maschinen sei deshalb der beste Weg, weil diese Maschinen in der Hand des einzelnen kleineren Landwirts nicht voll ausgenützt werden und sich deshalb nicht rentieren können Für die einzelnen Genossenschaften empfehle es sich, die Maschinen nicht einfach so auszuleihen, daß sie von einer Hand in die andere i andern, es sei vielmehr zweckmäßiger, werm ein Verwalter hicsür aufgestellt werde. Soll die Landwirtschaft noch konkurrenzfähig bleiben, so müsse nicht allein die Menge sondern auch die Güte ihrer Erzeugnisse gesteigert werden. Wichng sei ein möglichst einheitliches Saatgut für die gesäurte Markung und ebenso das restlose Beizen des Saatgutes. Ebenso wichtig wie eine gute Boderibearbeitung unter Anwendung geeigneter Maschinen sei die Verwendung künstlicher Düngemittel, die sich immer noch recht Wohl rentieren. Leider-fehle meist das notwendige Betriebskapital zur Beschaffung der Düngemittel. Es sei in dieser Beziehung der Rat am Platze, Schulden zu machen, denn wenn dann die Einnahmen größer als die Schuldzmsen seien, so komme innner noch ein Gewinn für den weitsichtigen Landwirt heraus. Die Wiesendüngung soll abwechslungsweife mit Stallmist und künstlichen Düngemitteln geschehen. Die Obstbaum- Lüngung verdiene größere Beachtung als seither. Unrichtig >ei die Annahme, Laß ein Obstbaum nach einem reichen Obstjahr seine Ruhe brauche. Ein solcher Obstbaum brauche umso größere Düngung. Der Redner empfahl daun noch eine angemessene Belohnung der Rechner und der Vorsteher als derjenigen Organe der Tarlehenskassenvereine, an deren Arbeit und Tatkraft das Gedeihen der Vereine in der Hauptsache hänge. Er schloß seine beifällig ausgenommenen Ausführungen mit dcr Ermahnung zum Sparen und zur genossenschaftlichen Treue. In der nun eröffneten Diskussion nahm zunächst das Wort Rektor a. D. Wieland-Birkenfeld. Er dankte vor allem Herrn Teutschländer für die ihm und dem mitanwcsenden Vorstandsmitglied des Darlehenskassenvereins Birtenfeld, Gemeindevfle ger a. D. Müller, ferner dem Vorsitzenden des Aufsichtsrars, Karl Wesfinger, für ihre Tätigkeit während des nunmehr 25- jährigen Bestehens des Darlehenskassenvereins Birkenfeld überbrachten Glückwünsche des Verbandsvorstandes. Er gab dabei einen kurzen Rückblick über die Gründung und die Weiterentwicklung dieses Vereins. Nachdem sich Herr Dieterlen von der Kaufstelle des Verbandes über Warenpreise der Kaufstelle wiederholt geäußert hat, beteiligten sich an der «weiteren Aussprache u. a. die Herren Bubeck-Höfen, Wessinger-Birkenfcld, Waidner-Herrenalb und Dengler-Feldrennach. In den Bezirksausschuß wird anstelle des ausgeschiedenen Gottlieb Reutschler- Grunbach das Vorstandsmitglied Kleile-Engelsbrand gewählt. Der Mitgliederbeitrag für den Bezirk wird durch einmütigen Beschluß auf 3 Pfg. für das Mitglied festgesetzt. Unter Ermahnung zur Einigkeit und mit dem Dank an die verschiedenen Redner schloß der Vorsitzende die ziemlich rasch verlaufene Versammlung.
Neuenbürg, 28. März. Am Freitag abend sprach nach einleitenden Begrüßnngsworten durch Bezirksnotar Reuß im Sonnensaal auf Einladung des überparteilichen Reichsblocks Landtagsabgeordneter Oberpostinspektor Hart mann vor einer kleinen Zuhörerschaft über die bevorstehende Wahl des Reichspräsidenten. Nach einer kurzen Schilderung der Tätigkeit des verstorbenen Reichspräsidenten Ebert, der sein Amt so gut zu verwalten suchte, wie es ihm als Sozialdemokrat und aus Grund dieser Gesinnung möglich war, behandelte der Redner das Zustandekommen des aus Deutschnationaler Volkspartei, Deutscher Volkspartei, Vaterländischen Verbänden, Wirtschaftlicher Vereinigung und sonstigen Gruppen und Organisationen gebildeten Reichsblocks, der nachdem sich bei der allgemeinen politischen Zersplitterung eine von allen bürgerlichen Parteien getragene Kandidatur nicht ermöglichen ließ, den Duisburger Oberbürgermeister Dr. Jarres dem deutschen Volk als Kandidaten für die Reichspräsidenteuwahl empfehle, und der nunmehr ohne stichhaltigen Grund von den anderen Parteien, wett er die meiste Aussicht habe, gewählt zu werden, «urgcgrifsen und verdächtigt werde. Bei der Wahl des Reichspräsidenten handle es sich nicht um Fragen der Gesetzgebung, der inneren und äußeren Politik, der Aufwertung, um Sie -Frage von Monarchie oder Republik, auch nicht um Fragen der Weltanschauung usw., sondern um Fragen der Exekutive, der vollziehenden Gewalt. Der Reichspräsident ernennt und entläßt den Reichskanzler und die Minister. Dieses Ernennungsrecht gibt ihm eine wesentliche Macht in die Hände. Er ist der Verantwortliche Träger der Reichspolitik, er gibt die Richtlinien an, nach denen die Politik des Reiches zu führen ist, er ernennt und entläßt die Reichsbeamten und die Offiziere des Heeres, er kann eine Aiacht- politik treiben. Ebert habe das gemacht, indem er einem Heer von Sozialdemokraten und Gewerkschaftsbeamren führende Staatsposten übertrug. Außerdem stehen dem isteichspräsidenten eine Reche von Grundrechten zu, wie sie in verschiedenen Ar
tikeln der Reichsversassung bezeichnet sind. Seine Befugnisse seien also außerordentlich weitgehend. Deshalb sei es von größtem Wert, daß das deutsche Volk auf Liesen höchsten Posten einen Mann wählt, der vor allem über den Parteien stehe, von lauterer Gesinnung und reicher Erfahrung, der sich nicht leiten lasse von parteipolitischen Erwägungen, sondern sich angelegen sein lasse, für die Lebensinteressen des deutschen Volkes einzutreten. Die Machtstellung der Sozialdemokratie seit 1918 habe, wie die Tatsachen und die Erscheinungen der letzten Zeit zeigen, eine Korruption im Reich und in Preußen geschaffen, die es nicht wünschenswert erscheinen lasse, daß nochmals ein Vertreter dieser Partei zum Reichspräsidenten erwählt werde, wndern ein Mann, unabhängig von der Partei, der kraft seiner persönlichen Eigenschaften als Vorbild dem deutschen Volke dienen kann. Ausführlich schilderte Redner, wie sich die Sammelkandidatur des Reichswehrministers Gehler namentlich durch das Verschulden des Zentrums zerschlug, wie die Kandidatur Gehler, der früher der nationalliberalen Partei angehöcte, aus den eigenen Reihen, so namentlich von der „Frankfurter Zeitung", dem „Berliner Tageblatt" und der Börsendemokratie bekämpft wurde. Er schilderte ferner, ivie man sich aus Seiten dcr Demokratie nicht auf eine gemeinsame -bürgerliche Kandidatur einigen konnte, wie Liese eiuschl. des Zentrums und der Sozialdemokratie jede einen Mann aus ihren Rechen als Kandidaten aufgestellt wissen wollten und wie unter diesen Umständen der überparteiliche ReichsbloO zustande kam und sich für Dr. Jarres entschied. Ausführlich ging Redner aus die gegnerischen Angriffe gegen Dr. Jarres ein, er wies an .Hand der Tatsachen dieselben entschieden zurück, namentlich bezüglich der Versackungspolitik. Die von Dr. Jarres in der Frage von Rhein und Ruhr vorgeschlagene Politik wäre durchführbar gewesen, wenn das deutsche Volk geschlossen und von starkem Willen beseelt gewesen wäre. In Italien und England wäre das sicher durchgedrungen, nur in Deutschland nicht, weil das deutsche Volk eben niemals einig sein kann. Die Angriffe gegen Dr. Jarres wegen seiner politischen Stellung brezeichnete der Redner als hinterhältig und verleumderisch. Dr. Jarres stelle sich aus den Boden der Verfassung, man habe viel notwendigere Ausgaben zu erfüllen als sich zu streiten ob Monarchie oder Republik. Auffallend sei, daß die Deutsche demokratische Partei gegen keinen der anderen Kandidaten, weder gegen das Zentrum noch gegen die Sozialdemokratie kämpft, einzig mrd allein nur gegen den Kandidaten des Reichsblocks Dr. Jarres, das lasse tief blicken. Unter Schilderung des Werdegangs Dr. Jarres, seiner Verdienste aus den verschiedensten Gebieten, namentlich als Oberbürgermeister von Duisburg, eines der größten Gemeinwesen, dessen Umschlaghafen größer' wie derjenige Hamburgs sei, bezeichnest Redner Dr. Jarres infolge seiner trefflichen Eigenschaften und reiclien Erfahrungen aus den verschiedensten Gebieten als den Mann, der mindestens dieselbe Eignung zum Reichspräsidenten habe, ivie der ehemalige Sattlergeselle Ebert, ohne daß er dem letzteren deshalb einen Stein nachwerfen wolle. Der sozialdemotratische Kandidat Braun sei zweifellos ein fähiger und energischer Mann, aber ein ausgesprochener Parteimann; für das deutsche Bürgertum würde seine Wahl wohl nichts gutes bedeuten. Dr. Marx vom Zentrum sei für die Volksgemeinschaft mit Einschluß der Sozialdemokratie, jedoch ohne die Deutschnationalen, er sei ein zu weit nach links eingestellter Zentrumsmann. Bezüglich des deutsch- demokratischen Kandidaten Dr. Hellpach verweise er nur auf die Grabrede, welche dieser dem verstorbenen Reichspräsidenten Ebert in Heidelberg hielt, die das vielgelästerre Gottesgnaden- tum der früheren Zeit weit über treffe. Die Art und Weise seiner Ausführuugn im Wahlkampf zeige, daß er nur Las Bestreben habe, den Kandidaten des Reichsblocks gehässig anzugreifen und herunter zu reißen. Demgegenüber habe sich Dr. Jarres stets nobel benommen; das Verdienst der unncblen Kampfesweise verbleibe Dr. Hellpach. Während alle anderen Kandidaten Parteikandidaturen wären, sei die Kandidatur Dr. Jarres eine überparteiliche. Dr. Jarres, getragen von hohem Pflichtgefühl und Verantwortungsbewußtem, der Lurch seine Fühlungnahme mit allen Volksschichten als Oberbürgermeister von Duisburg die Sorgen jedes einzelnen kenne, habe vor allen Kandidaten die beste Eignung für das Amt des Reichspräsidenten aufzuweisen. Man solle sich von der ungerechten Kampses- weise der anderen Parteien nicht blenden lassen. Die Kandidatur Jarres habe die beste Aussicht auf Erfolg, möglicherweise schon im ersten Wahlgang. Die Parteien des Reichsblocks hätten bei der letzten Wahl 40 Prozent aller abgegebenen Stimmen ans sich vereinigt, heust stehen noch verschiedene unparteiische Organisationen hinter ihnen. Gelinge es, noch weitere 10 Prozent aufzubringen und nur eine Stimme weiter ierrn 50 Prozent, so sei Dr. Jarres schon im ersten Wahlgang gewählt und dem derttschen Volk ein zweiter Wahlgang erspart. In Ostpreußen, in Norddeutschland und in Mitteldeutschland sei die Stimmung derart, daß man dort mit einer absoluten Mehrheit für Dr. Jarres rechne. Man möge auch VA uns im Süden dafür sorgen, daß die Wahl ein geschlossenes Eintreten für Dr. Jarres zeitige als eine machtvolle Kundgebung des nationalen deutschen Bürgertums. Wenn jeder Bürger seine Wahlpflicht in diesem Sinne erfülle, dann werde schon im ersten Wahlgang der Kandidat des deutschen Bürgertums Oberbürgermeister Dr. Jarres Präsident des deutschen Reiches werden. Oberstaatsstraßenmeister Baaü dankte dem Redner für die klaren und bestimmten Ausführungen und forderst auch seinerseits zu tatkräftiger Unterstützung der Kandidatur Dr. Jarres auf. Diesmal hätten sich fast alle nationalen Parteien auf gemeinsamem Boden zusammengefunden unter Beiseitesetzung jeglicher Par- teipolittk; er würde es begrüßen, wenn ein solches Zusammengehen auch in nationalen Angelegenheiten stattfinden würde.
Neuenbürg, 26. März. (Aushebung des Steuerfluchtgesetzes) Nach Aufhebung des Steuersluchtgesetzes vom 26. IM 1918 ergibt sich zunächst, daß die steuerlichen Unbedenklichl^itsvermerkc der Finanzämter, die bis zum 1. Januar ds. Js. für die Ausreffe aus dem Reichsgebiet erforderlich waren, in Fortfall kommen. Durch eine besondere Verordnung vom 22. Dezember 1924 ist infolgedessen auch der deutsche polizeiliche Sichtvermcrks- zwang für Reichsaugehörige aufgehoben, so daß Deutsche nunmehr jederzeit lediglich auf Grund ihres Passes in das Ausland reisen können. Zur Einreffe in den fremden Staat ist lediglich noch die Einreiseerlaubnis des betreffenden Staates erforderlich.
(Wetterbericht.) Süddeutschland liegt im Tiefdruckgebiet. Ein Hochdruck über Großbritannien wird durch eine neue'Depression bei Island bedrängt. Unter diesen Umständen ist für Sonntag und Montag vorwiegend bedecktes und auch zu Niederschlägen geneigtes Wetter zu erwarten.
x Birkenfeld, 26. März. Das Württembergische Ministerium hat auf die Eingabe und die persönliche Vorstellung des Ortsvorstehers der Verlegung der Fernsprechanschlüsse von Bir- stnfeld nach Pforzheim zugestimmt. Die Berlegungsarbeiten, welche vom Telegraphenamt Karlsruhe auszuführen sind, werden im Lause dieses Jahres ausgesührt und voraussichtlich bis zum Herbst fertig gestellt sein. Dem Vernehmen nach soll von Brötzingen bis Birkenfeld ein Kabel gelegt werden. Die einzelnen Fernsprechteilnehmer haben einen mäßigen Leitungszu- fchlag zu bezahlen, sofern sie mehr als 5 Kilometer von der Hauptsstlle in Pforzheim entfernt find. Dieser Zuschlag ist so minimal, daß er angesichts der großen Vorteile (ununterbroche
ner Tages- und Stachtdieifft mit Pforzheim) reichlich ausgewogen wird. Die unmittelbare Verbindung mir Pforzheim darj als ein bedeutender Fortschritt für die hiesige Gemeinde und ihre Entwicklung freudig begrüßt werden.
O Calmbach, 27. März. Für die Kandidatur Ja, res fand gestern abend in der „Krone" eine sehr zahlreich besuchst Wahlversammlung statt, in welcher Landtagsabgeordnetcr Dr. Beiß- wenger sprach. In glänzender Rede wies er auf die Wichtigstit der Wahl hin, namentlich mit Bezug aus die Machtausstattung des Reichspräsidenten, die eine größere >fti als diejenige des Kaisers. Er schilderte den Kandidaten Jarres als Len geeignetsten Bewerber, da er auch parteipolitisch nicht gebunden lei. Der Redner wies ferner die Vorwürfe der Gegner, die zum größten Test direkt lächerlich seien, nnt trefflichen Worten zurück. So z. B. wird seiner Gemahlin nachgesazt,sie sei eine Jüdin. Dieselben Parteien, die mit den Juden durch dick und dünn gehen, versteigert sich zu solchen Lügen. Trotzalstdem ist auch hier die Stimmung für Jarres eine zuversichtliche. Alls zur Wahl! Keines bleibe zu Hause!
Wildbad, 27. März. (Kurzeit.) Die Badsitzung am Dienstag, an der auch Herren Vom württemb-ergffchen Finanzministerium teilnahmen, brachte u. a. den Beschluß, die heurige Kurzeit (in beschränktem Umfang) schon am 15. April zu eröffne«. — In absehbarer Zeit wird man an den Bau des längst gewünschten Kurmittelhauses herantreten können. Einige Einrichtungen sind hiefür bereits vorhanden. Bis zum Beginn der Saison wird in den beiden hiesigen Hauptstraßen elektrische Bc- leuchtrmg eingesührt sein.
Wahlrecht ist Wahlpflicht! Niemand entziehe sich derselben.
Hevea- Hachsttchfter»
Ingolstadt, 27. März. Das Bezirksamt Ingolstadt verbot die von der nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei, Ortsgruppe ^ Ingolstadt, für heute abend anbemumte öffentliche Versammlung. ' worin Reichstagsabgeordneter Straßer-Landshut über das Thema „Der Berliner Sumpf" sprechen wollte.
Essen, 28,Mürz. Laut Rhein.-Wests. Zeitung" nahinen die vier Beigarbeiterverbände den Lohnschiedsspruch für den Ruhrbergbau an
Halle, 27. März. I» Gräsenroda wurde ein Kammerjäger aus einem Gehöft, wo er Rattengift legte, von zahlreichen Ratten angegriffen und so schwer durch Bisse verletzt, daß er bald darauf starb. >
Berlin, 28. März. Den Abschluß der Hauptversammlungen der i großen politischen Parteien bildete gestern ein internationales Massenmeeting der Kommunisten im Sportpalast. Es sprachen u. a. der englische Kommunist Poughan und dec französische Kommunist Beos, die beide mit einem Hoch auf die Weltrevolution schlossen. Dann begann Ernst Thälmann seine Wahlrede, worin er u. a. die ablehnende Haltung der Kommunisten gegenüber dem Dawcsabkomme« begcündeie und die Sozialdemokratie als Verräterin am Proletariat verurteilt.
Berlin, 28. März In dem Prozeß vor einem Berliner Schwurgericht gegen die frühere Krankenschwester GUHloff und den praktischen Arzt Dr. Koch wegen Meineids beziv. Anstiftung dazu wurde Fra» ^ GUHloff zu I Jahr > Monat Zuchthaus und I Jahr Ehrverlust verurteilt, Dr. Koch zu 2 Jahren Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverlust. Dr. Koch hatte einer Frau, die eine Operation nicht so bezahlen wollte, wie er es verlangte, eine Pelzboa fortgenommen und war daraufhin wegen Nötigung zu 1000 Mark Geldstrafe verurteilt worden. 3» dem Röligungsvcrsahren Hane die Krankenschwester GUHloff auf An- . stiflung von Dr. Koch unter Eid Aussagen gemacht, die sich später ak , falsch erwiesen.
Berlin, 28. März. Im Februar 1923 veröffentlichte der- i Pazizfist Professor Dr. Quidde in der Berliner „Welt m» Montag" einen Artikel, der sich scharf gegen die Soldatenspiele- rei gewisser Organisationen wandte. Wegen dieses Artikel- wurden Professor Quidde und der verantwortliche Redakteur der „Welt am Montag", von Gerlach, wegen Landesverrats i» , den Anklagezustand versetzt, Professor Quidde wurde außerdem > von der Münchner Staatsanwaltschaft acht Tage in Untersuchungshaft genommen. Wie der „Vorwärts" mittsilt, hat nunmehr das Reichsgericht beide Angeschuldigts aus Antrag des OberreichSanwalts außer Verfolgung gesetzt.
Berlin, 27. Mürz Wie der „Lokalanzeiger" wissen will, dürfte die Miete siir April auf 73 Prozent der Friedensmiete erhöht werden. Die Verhandlungen im preußischen Wohlfahrtsministerium über die Mietshöhe sind jedoch noch nicht abgeschlossen. — Der Vorstand des Hypothekengläudiger- und Sparerschutz-Verbandes in Berlin erläßt eine geharnischte Erklärung gegen die Kandidatur Jarres. - In Kassel verschied am 26. März der General der Infanterie a. D. von Plnskow, weiland größter Offizier des preußischen Heeres, im 73. Lebensjahre.
Hamburg, 28. Marz. Die kommunistischen Gefangenen in Fuhlsbütiel, die seit 13 Tagen in den Hungerstreik getreten sind, der die letzte Hamburger Bllrgerschaftssitzung beschäftigte, haben gestern wieder Nahrung zu sich genommen. Drei von den 72 Gefangene» waren so erschöpft, daß sie ins Lazarett gebracht werden mußten, w» ihnen flüssige Nahrung zugesührt wurde.
Stettin, 27. März, In Nökesdors wurde heute morgen der 14jährige Sohn eines Gutsbesitzers im Garten erhängt aufgefunden. Da ein Grund zu einem Selbstmord nicht vorliegen kann, vermutet man, daß der Knabe einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist und von dem Täter aufgehängt wurde, um einen Selbstmord vorzutäuschen. Bon der Stettiner Kriminalpolizei ist eine Untersuchung des Falles eingeleitet worden.
Rom, 28. März. Ueber Rom gingen gestern mehrere Gemüt« mit Hagelschlag nieder. Aus Majorca wird ein katastrophaler Sturi» gemeldet, der ungeheuren Schaden anrichtete. Der deutsche Dampfer „Christine" wurde ans Land geworfen.
London, 27. März. Der Bericht des vom Arbeiterkabinett ernannten Ausschusses empfiehlt die Abschaffung der Todesstrafe siir Militärische Vergehen in Friedenszeiten, außer bei Meuterei.
New-Bork, 27, März. Aus Buenos-Aires wird gemeldet, daj ein Tornado große Gebietsteile des Staates Santa Fe (Argentinien! vernichtete. Biele Einwohner haben das Leben eingebüßt. Der Sachschaden ist sebr bedeutend.
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