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rmd KuzsißtKkÄL Mr den Dezirk Halw.
80. Jahrgang.
SrschrinmiLttag«! DitSttag, LoanrrStaz, SamS- i« 4 , «onniag. znsrrttoaiipr-ie 10 Pfz. pro Z«il» für Stabt «s» »i-krsoÄ»! außrr Srztr! ?I PsL-
Sonntag- Km 13. August 1905.
Abonn«nent«pr. ind. Stadt pr.Biertelj. Mk. 1.1V Incl.LrLgerl. MerteljLhrl. HostbquaSprei« ohne Bestellg. f. d. OrtS» u. Nachbar, ortr-erlehr I M., s. d. sonst. Sertehr Ml.1.10, Bestellgeld 20 Psg.
K«ttiche Hts»«mü«aiHrmserr.
An die Gemeindebehörden
Auf die Bekanntmachung vom 27. Juli d. I. (Wochenblatt Nc. 118), betreffend den Aufkauf vo« OriginalstmrnentalerAarren i« de« Schweiz, find bis jetzt nur fünf Bestellungen eingegangen. Es wird daher wiederholt auf diese günstige Gelegenheit zum Aufkauf schöner Farren aufmerksam gemacht mit dem Anfügen, daß auf mindestens 15°/° des Allkaufpreises als Beitrag seitens des landwirtschaftlichen Bezirksvereins gerechnet werden kann.
Weitere Anmeldungen wollen i« alle« Bälde an Oberamtspflsger Fechter in Calw gemacht werden.
Calw, 12. August 1905.
K. Oberamt.
Voelter.
Calw, 11. Aug. Zm heutigen Blatt veröffentlicht die Oberamtssparkafse ihr Rechnungsergebnis von 1904 (Kalenderjahr). Es ist dies ihr drittes Betriebsjahr. Im Jahre 1904 wurden neu eingelegt: von Erwachsenen in 2060 Posten 366470 47 A, von den Kindersparkasse« in 2011 Posten 5206 29 zusammen
371676 ^ 76 A Dazu kommen ««erhobene Einlagenzinse 17916 «hL 82 A, welche zu den Guthaben der Einleger geschlagen wurden und wie die Einlagen selbst verzinst werden. Dagegen find an Einlagen zurückgezogen worden 162151 27 K Das Guthaben der Einleger berechnet sich pro Dezember 1904 auf 833822 87A gegenüber von 606386 41 K
am 31. Dezember 1903; cs hat stch mithin im
Jahr 1904 um 227 436 46 A vermehrt. Am
31. Dezember 1904 waren 2159 Sparkaffenbüchlein im Umlauf; Zunahme im Jahre 1904 382 Stück. Die Sparkassengelder find fast durchweg an Bezirksangehörige und einige Beziiksgemeiuden ausgeltehen; am Jahresschluß 1904 hat die Zahl der Schuldner 332 betragen. Die Einlagen werden mit 3,5 °/° verzinst, der Zinsfuß für Darlehen beträgt 4 °/°.
Wildberg, 10. Aug. Neben dem htes. Bahnhof wird diesen Herbst noch ein neues Postgebäude erstellt werden. Der Kostenaufwand beträgt etwa 30000
Neuenbürg, 11. Aug. Den badischen Fischpächtern von Huchenfeld, welche in der letzte« Zeit 25—30 Mann stark nach Unterreichenbach zum Fischen kamen und den Wasserlauf der Nagold streckenweise absprrrten, soll diese Raubfischerei von Polizeiwegen untersagt werden. Ihre Karten find, wie es heißt, eingezogen worden.
Stuttgart, 11. Aug. Ein Unglückstag war der gestrige gewitterreiche Tag für zahlreiche Gemeinde» des Landes. Schon mittags zog ein schweres Unwetter mit heftigen Regengüssen und starkem Hagel in östlicher Richtung über Kleinsachsenheim, Dürrmenz, Mühlacker, das Bottwartal, Großaspach, Spiegelberg und Backnang und richtete an den Weinbergen und Hopfenanlagen großen Schaden an. Ein Teil der betroffenen Gemeinden war schon am 6. Juli von einem Hagelwetter heimgesucht worden, wobei ein Schaden von 30—95 °/° angerichtet wurde. Noch schlimmer hauste aber, soweit sich dis Lage nach den bis jetzt vorliegenden Berichten übersehen läßt, das schwere Gewitter, das gestern Abend zwischen 9 und 10 Uhr fast über das ganze Unterland ntederging und durch kurzen, aber
heftigen Hagel in der Größe von Taubeneiern und darüber an den Weinbergen, Tabakpflanzungen, Gärtnereien, Bäumen, Dächern, Fenstern und Jalousien nach Hunderttausenden zu berechnenden Schaden verursachte. In Heilbronn find viele Häuser und Bäume beschädigt; viele Dachziegel wurden zerschlagen und wo nicht rechtzeitig die Läden und Jalousien geschlossen wurden, pfiff nach wenigen Augenblicken der Sturm durch die zerbrochene Scheiben. Von den Straßenlaternen dürften nur wenige unbeschädigt sei«. Von den Bäumen ist das Laub und Obst abgeschlagen. In ben Straßen stauten stch die Waffermasssn zu großen Seen. In den Weinbergen, die in diesem Jahr so viel versprachen, ist der Schaden sehr groß. Auf der ganzen Markung Heilbronn wurde ein starkes Drittel bis schwache Hälfte des Traubenbehanges zu Grunde gelichtet. Besonders in den Lagen in der Richtung nach Erlenbach find die Verheerungen gewaltig. Erwähnt sei hier, daß gerade diese Lagen auch von dem furchtbaren Unwetter vom Juli 1897 heimgesucht wurden und Jahre vergingen, bis sie wieder einigermaßen ertragfähig waren. Auch die von dem genannten Unwetter so furchtbar heimgesuchte Gemeinde Erlenbach hat gestern Abend wieder schweren Schaden gelitten. In den in der Richtung nach Heilbronn gelegenen Weinbergen dürfte die Hälfte des Ertrages, am Hauptberg etwa ein Drittel verloren sein. Von der mit schweren Gewittern so oft verbundenen Usberschwemmung der unteren Teile des Dorfes blieb Erlenbach diesmal verschont. In Weinsberg, wo der Hagel etwa 8 Minuten dauerte, ist die Weinernte bis zu zwei Dritteln, in Affaltrach bis zur Hälfte vernichtet. In Willsbach soll nach vorläufiger Schätzung der Schaden sogar über zwei Drittel betragen. Nach
Die schwarze Dame. » § °
Roman von Hans Wachenhu-sen.
(Fortsetzung.)
„Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem schlecht beleuchteten, niederen Zimmer. Ein weibliches Geschöpf stand vor mir, das mich fragend anschaute und bei meiner Kleidung die wahre Ursache meines Zustandes wohl nicht erraten konnte. Sie war nicht alt, aber sie hatte rote, trübe Augen und ein welker Gesicht. Ihrer Kleidung nach war sie nicht so ärmlich, wie ich aus der Umgebung hätte schließen können."
„Waß mir fehle, fragte sie in eigentümlich«» Deutsch. Man habe mich ohnmächtig auf der Straße gefunden und zu ihr herein getragen. Ich gestand, was meine Absicht gewesen, waL mich zu dieser getrieben und zeigte ihr den geladenen Revolver. Sie lachte. Ein so feiner Herr, meinte sie, sollte doch die Möglichkeit finden, sich ein Nachtmahl zu verschaffen."
„Möglich, gestand ich ihr, daß ich zu ungeschickt seil Ich habe mir vertrauend« GewerbSmenschen durch Schuldenmachen um viele Tausends gebracht und Hab« doch nicht einmal den Mut, einen Wirt um «inen Imbiß zu täuschen, denn etwas zu verdienen sei ich nicht im Stande, da ich nur gelernt habe Rekruten zu dressiere«, was mir auch keinen Spaß gemacht habe."
„Sie brachte mir zu essen, auch eine Flasche mit Branntwein, und setzte sich zu mir, um mit mir zu plaudern." „Sie dürfen sich nicht ermorden," sagt« sie in ihrem eigentümlichen Deutsch . . ."
Leo unterbrach sich plötzlich. Er wechselte die Farbe und machte Miene, sich zu erheben.
„Sie verzeihen, Herr von Bökenberg," sagte er erbleichend, „ich muß «S
Ihnen bekennen, ich habe mich Ihnen ja auch schon vollständig decouvriert . . . Da drüben sitzt nämlich einer meiner Gläubiger, den ich auf Ihre Hilfe vertröstet, er deutete eben aus einen Gerichtsbeamten, den er wahrscheinlich draußen postiert hat. Die Sache scheint ihm zu lange zu dauern."
Les hatte nicht bemerkt, wie auch in Blenke'S Gesicht während des letzten Teils seiner Erzählung eine Veränderung vorgegangen war. Dieser legte, verdrossen, so plötzlich gestört zu werden, dir Hand auf seinen Arm.
„Nur eine Minute noch!" bat er dringend. „Sie wissen, ich bin aus Norddeutschland. Was Sie mir da erzählen, bringt mich auf eine Erinnerung." Blenke starrt« ihn scharf und prüfend an, suchte aber das Spiel seiner Gesichtsnerven zu beherrschen. „Nicht wahr, die Gegend, in die sie sich hinaus begaben, um sich zu töten, war die vor dem Rosenthaler Tor? Suchen Sie sich zu erinnern, «S interessiert mich! War es nicht ein kleines HauS mit roter Backsteinsteinfront und einem Schild, auf welchem „Feinwäsche" zu lesen war?"
Leo, dessen Aufmerksamkeit geteilt war, da er durch seinen Gläubiger einen Eclat im Kaffeehause befürchten mußte, hörte nur mit halbem Ohre, aber er verstand Blenke.
„Ich glaube, ja," antwortete er. „Aber Sie gestatten, ich muß den Mann da zur Ruhe bringen!"
Er machte sich von Blenke'S Hand los, trat auf die andere Seite de« GastraumeS und setzte sich zu dem Ungeduldigen. Blenke sah zerstreut, wie er ihm einen Teil der Banknoten einhändigt«.
„Gar kein Zweifel, er wollt« nicht weiter mit der Sprache heraus," brummte er. „Aber ich hab'S! Die Sach« fällt in dir ersten Wochen meiner damals von mir selbst unterbrochenen kriminalistischen Karriör«; ich wette darauf, eS ist dieselbe, und wenn ich vorsichtig bin, fange ich den Vogel! . . . Möcht'