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sich mir schließlich die Ueberzeugung auf, daß sie ein Vorleben habe, das vielleicht nicht ganz ... Ich glaubte «S in ihren dämonischen Augen zu lesen. Freilich ich war ihr wohl lästig, sie sehnte sich heimlich gewiß, daß ich mich verabschieden werde, denn sie muß ihn glühend lieben . .
Leo knirschte heimlich mit den Zähnen. Blenke sah, daß ihm das Blut zum Gehirn stieg, und das bezweckte er.
„Sie wird jedenfalls zu einer schnellen Vermählung drängen. Wir werden, Herr von Niedenstein, eines nahe» Morgens hören, daß Beide auf und davon sind — und mir ist dann mein Freund verloren."
„Das werden sie nicht!" Leo schlug mit der Hand auf den Tisch, so daß Blenke anscheinend erschreckt zurückfuhr, innerlich erfreut, ihn in di« Hitze gebracht zu haben. „Glauben Sie mir, Herr von Bodenberg, sie werden es nicht, so lange ich da bin!"
„Sie?" Blenke zuckte seufzend die Achseln. *
„Unsere Interessen find sonach dieselben," fuhr Leo hastig fort. „Ich liebe dieses Weib einmal, wie eS da ist; ich könnte nicht mehr leben, ohne sie zu sehen, mag eS auch ein Unglück sein; aber das ihres Freundes wäre eS sicher."
„So ahnte ich recht," sprach Blenke, schwermütig den Kopf in die Hand senkend, vor sich hin. „Ich hänge mit aufrichtiger Freundschaft an ihm, und Sie wissen, wie ich dieselbe verstehe; ich kann mich aufopfern für den, an welchen ich mich einmal attachiere . . . Armer Freund! . . . Aber ist es wirklich so schlimm? Mein« Anhänglichkeit kann mich täuschen ... Fast möchte ich glauben, meine Besorgnis fei in dem Augenblicke gekeimt, da ich diese Dienerin, die Jr- ländrrin, sah; das Gesicht dieser Person gefällt mir nicht."
„Vertrauen gegen Vertrauen, Herr von Bodenbsrg!" Leo reichte ihm die Hand über den Tisch. „Ich sagte Ihnen, unsere Interessen seien dieselben. Wollen Sie mir ihr Ehrenwort geben, daß das, was ich Ihnen mitteile, unter uns bleibt, daß Sie eS höchstens benutzen wollen, um unter dem Siegel der tiefsten Verschwiegenheit Ihren Freund zu warnen."
Blenke überlegte kaum «inen Augenblick, ob seine Eigenschaft als Detektiv- Beamter ihm Indemnität für den Bruch eines Ehrenwortes gebe.
„Meiner Verschwiegenheit können Sie sicher sein."
„Nein, Ihr Ehrenwort verlange ich."
„Und ich gebe eS," beeilte sich Blenke zu versichern, damit Leo nicht wieder anderen Sinnes werde. „Zudem — ich bin ja fremd hier."
Leo holte tief Atem. Er sah, wie sein Gläubiger drüben sich beruhigt in eine Unterhaltung mit einem andern Gast vertiefte. ES galt, den Gegner mit allen Waffen aus dem Felde zu schlagen, man hatte ihn unwürdig behandelt, jede« Mittel galt ihm gleich.
„Sie haben recht, diese Jrländerin ist ein schlechtes Weib!" rief er eingedenk des schnöden Gesichtes, das Jane ihm heute gezeigt hatte. „Aber sie hat das unbedingteste Vertrauen ihrer Herrin und ich wette darauf, sie bestiehlt und betrügt dieselbe, in deren Augen ja das Geld gar keinen Wert hat."
„Nun, das wäre allerdings nichts Außergewöhnliches!" lachte Blenke.
„Nein, allerdings nicht! Aber wenn sie ihre Herrin noch so arg bestiehlt, sie würde straflos bleiben."
„Weil das Geld für die Bestohlene keinen Wert hat?"
„Weil . . ." Leo wollte noch einmal überlegen, aber er begegnete dem mahnenden Blick seines Gläubigers, und Blenke stellte sich glrichgiltig, als erscheine ihm diese Enthüllung als etwas Alltägliches. „Ich muß da in die Vergangenheit zurückgreifen, weil ich Ihnen sonst nicht verständlich sein würde."
Blenke horchte auf. „In die Vergangenheit der schönen Frau?" fragte er. „Also hätte ich in meinem Vorgefühle doch recht?"
„Ja, Sie haben «S. Meinetwegen hören Sie denn; ich Habs Ihr Ehrenwort . . . Nicht wahr, Sie geben eS!" Ich bedarf dessen um meinetwillen!"
„Allerdings gab ich eS I" Blenke tat, als fühle er sich verletzt.
Leo lehnte die Stirn in die Hand.
„Es ging mir schlecht, recht sehr schlecht vor etwa drei Jahren. Ich wußte meinen Dienst quittieren und ging, von meinen Gläubigern verfolgt, mit den letzten 25 Gulsen zum Bahnhofe, um «in Billet zu lösen — nach Berlin fiel'S mir ein. ES war ja gleichviel, wo ich meinem Leben ein Ende machte, wenn eS nur ein Ort war, an welchem Niemand meine Leiche erkennen konnte. Ich wollte spurlos aus der Welt gehen. Den Revolver hatte ich in der Tasche; er war meine ganze Zukunft.
„In Berlin angekommrn, trieb ich mich einige Tage umher. Keine Aussicht winkte mir, die mich von meinem verzweifelten Entschlüsse hätte ableiten können. Ich war noch gut gekleidet, denn wenn man schon mit Schulden beladen ist, kommt eS auf einen leichtgläubigen Schneider mehr oder weniger nicht an. AuS gutem Hause und von guter Erziehung, begann ich lieber zu darben, anstatt meine Garderobe zu verkaufen; ich hoffte immer noch auf «inen rettenden Zufall, aber umsonst. So machte ich denn, als ich gar nichts mehr hatte, um den quälenden Hunger zu stillen, eines Nachmittags fast blindlings den weiten Weg zur Stadt hinaus in die stillste, abgelegenste Vorstadt, um draußen auf freiem Felde mit diesem elenden Leben abzuschließen.
„Bei den letzten Häusern, die in die Sandebene verliefen und nur vereinzelt dastanden, überfiel mich, als eS bereits dunkelte, ein Schwindel; der weite Weg hatte, da ich seit dem vorigen Abend nichts mehr gegessen hatte, mich vollständig erschöpft. Ich hätte nicht einmal mehr die Kraft gehabt, den Revolver zu heben, und sank bewußtlos auf dem holperigen Pflaster zusammen.
(Fortsetzung folgt.)
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