(We tterbericht.) Der Tiefdruck im Nordwesten ist östlich abgezogen und hat Süddeutschland nur wenig berührt. Die Wetterlage bleibt indessen trotz steigenden Hochdrucks vorerst noch unbeständig, so daß für Dienstag und Mittwoch nach vorübergehender Aufheiterung wieder zeitweise bedecktes, wenn auch vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten ist.
Gräfenhausen, 8. Febr. Eine seltene aber schöne Feier durfte das Ehepaar Fritz Fretz und Justine geb. Gorgus von hier begehen: Die goldene Hochzeit, welche die genannten Eheleute in gesunder Mistigleit am gestrigen Sonntag miteinander feiern konnten. Der Ehemann ist 77 Jahre, die Ehefrau 76 Jahre alt. Beide Eheleute erfreuen sich besten Wohlseins. Fünf Kinder und mehrere Anverwandte dursten den Jubelrag miticstrn. Außerdem sind viele Glückwünsche eingegangsn.
Württemberg.
Pfalzgrafenweiler, OA. Freudenstadt, 8. Februar. (Großseuer.) Im Sägewerk Fezer L Frei brach auf bis jetzt noch nicht aufgeklärte Weise Feuer aus. Das Feuer griff rasch um sich. Die Freudenstädter Motorspritze konnte das Feuer eindämmen, so daß das Wohnhaus nebst Autoschuppen und die Holzoorräte gerettet werden konnten. Das mit den neuesten Maschinen eingerichtete Sägwerk ist bei den, scharfen Südmestwind vollständig niedergebrannt. Die Löscharbeiten litten apfünqlich dadurch, daß das Wasser nur schwer auf den etwas erhöhten Brandplatz geleitet werden konnte.
Mühlacker, 8. Febr. (Mißgeschick.) Von einem traurige» Mißgeschick wird die Familie des in Karlsruhe beim Aufspringen auf einen elektrischen Straßenbahnwagen tödlich verunglückten Kaufmanns Karl Härtel verfolgt. Die Mutter ist kurz nach Neujahr gestorben: 14 Tage später starb die Schwester und jetzt ist er selber verunglückt, artcl war in leitender Stellung in einem Sägewerk tätig und in arlsruhe geschäftlich anwesend. Der 61 Jahre alte Pater des Verunglückten, ein früherer Bahnverwalter, ist in Karlsruhe zur Abholung der Leiche seines Sohnes eingetroffen.
Nutzdorf, OA. Vaihingen, 7. Februar. (Neues Leben ans den Ruinen.) Das im Sommer 1917 durch Blitzschlag abgebrannte Viertel ist nun bis aus das direkt an der Straße von Vaihingen her gelegene Haus im Lauf der Jahre wieder erstanden.
Stuttgart, 7. Februar. (Ein Räuber) Der 42 I. a. Fuhrmann aul Streif von Degerloch wurden wegen räuerischen Ueberfalls vom roßen Schöffengericht zu 6 Jahren Zuchthaus, 5 Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht verurteilt. Streif hatte im November bei der Dornhalde einen alten Mann überfallen und seiner Barschaft beraubt. Er hat schon im Jahre 1919 einen Raubmord an einer alten Witwe in Heslach begangen, ist aber in eine Irrenanstalt verwiesen worden, aus der man ihn später als geheilt wieder entließ.
Leonberg, 8. Februar. (Sinnlose Preistreiberei.) Da bei der: letzten Brennholzversteigerung trotz Mahnung des Stadtoorstands teilweise unsinnig hohe Preise geboten wurden, sind Schritte unternommen worden, um von auswärtigen, waldbesitzenden Gemeinden Buchenbrennholz hierher zu bekommen, die oller Wahrscheinlichkeit nach Erfolg haben werden. Dieses Holz wird frei Haus, gutes Maß, billiger zu stehen kommen als das hier ab Wald versteigerte.
Rottweil, 8. Februar. (Ausbau der Realschule. — Aufwertung.) Der Gemeinderat nahm einstimmig den Antrag von Stadtschultheiß Abrell an, die seither schon von der Stadt unterhaltene siebte Klasse der Realschule nicht nur beizubehalten, sondern auch eine achte Kliffe zu gründen bezw. die Kosten hiefür zu bewilligen und die Genehmigung der Ministerialbteilun,! für die höheren Schulen für diese Klasse einzuholen. — Zu der Aufwcrtungsfrage beschloß der Gemeindcrat, für die städtischen Anleihen den Zinsendienst wieder aufzunehmen: die Inhaber von Anleihen aus den Jahren 1893—1907 sollen pro 1000 Mark Anleihe 15 Mark Zins erhalten: für Anleihen vom Jahre 1919 werden 4.50 Mark und für solche vom Jahre 1921 drei Mark Zins pro 1000 Mark Anleihe vergütet werden.
Schwenningen. 7. Febr. (Neue Erfindung.) Eine Schweizer Firma stellte eine neue Uhrenart her, die eine ganz neue Konstruktion aufweist und sich gut bewährt hat. Die Uhr hat keinen Federmechanismus. sondern wird durch die Schwere des eigenen Gehäuses in Gang gebracht. Der Uhrkörper selbst ist auf zwei mit Zahnstangen versehenen Säulen angebracht, an denen die Uhr im Laufe von 24 Stunden langsam nach unten gleitet. Um die Uhr auszuziehen, muß man sie wieder in die Höhenlage bringen.
Hall, 8. Febr. (Die Haller Saalbausrage.) Hall leidet bekanntlich unter einer außerordentlich fühlbaren Eaalnot, sodaß es voraussichtlich in diesem Jahr nicht möglich sein wird, die Haller Psingst- festspiele zur Darstellung zu bringen. Nun hat Stadtbaumeister Benz ein Projekt vorgelegt, einen schönen, modernen Saal in den Neubau, das das ganze Stadtbild beherrschende Wahrzeichen der Stadt Hall, einzubauen. Man könnte nach diesem Projekt gleichzeitig im Neubau noch einen Saal und außerdem noch sechs große Vereinszimmer gewinnen. Die Durchführung dieses Plans wäre mit einem Kostenaufwand von 100000 bis 150000 Mark möglich. Nun ist aber in Bürgerkreisen, namentlich innerhalb des Gewerbeoereins, eine starke Strömung gegen einen Saaleinbau in den Neubau: man möchte nämlich einen ganz neuen Saalbau, und zwar aus dem Haalplatz errichtet sehen. Das würde aber aus verschiedenen Gründen außerordentlich viel Geld kosten. Und daran fehlt es. Der Gemeinderat hat nun, wie schon kurz gemeldet, beschlossen, ein Gutachten von Professor Fischer-München über das Benz'sche Projekt, das im Gemeinderat allgemeine Zustimmung gefunden hat, einzuholen und in der Zwifchen-
Fraurnhatz.
Geschichtliche Erzählung aus dem 15. Jahrhundert von Felix Nabor.
40) (Nachdruck verboten.)
„Was bringst du", fragte sie rasch, indem sie den Burschen mit ihren blitzenden Augen durchdringend ansah.
„Ein Pergament, das mir der Ritter durch einen Pfeilschuß zusandte, als ich mich in der Dunkelheit an die Ringmauer schlich. Hier ist es!" Er zog aus seinem bunten Wams einen Pergamentstreifen, den sie begierig las.
„Nein", rief sie, „das geht nicht! Den Ritter von Stauffen- eck soll er mir in Ruhe lassen; mag er auch ausreiten, Hilfe für den Grafen herbeizuholen, es wird ihm nicht gelingen. Denn der Kaiser selbst hat den Grafen und Rittern des schwäbischen Gaues bei Androhung der Strafe der Acht verboten, dem Oettinger Hilfe zu leisten. Es ist also nicht nötig, daß dem jungen Walter eine Falle gestellt oder ein Hinterhalt gelegt wird, um seinen Ausritt zu hindern."
„Aber, gnädigste Frau Gräfin, der Ritter hält es für unbedingt notwendig..."
„Schweig, Bursche!" fuhr sie ihn an. „Was der Ritter für nötig halt, geht dich nichts an. Du hast zu tun, was ich dir befehle."
Es überkam sie ein Ekel, wenn sie daran dachte, welch schlechte und niedrige Mittel der Tritschler anzuwenden entschlossen war, um zu seinem Ziele zu gelangen. Sie bereute jetzt, sich mit ihm jemals in derartige Unterhandlungen eingelassen zu haben; aber von Haß und Rache gegen Friedrich hatte sie sich damals, als ihr der Tritschler Las Anerbieten machte, den Gräfin durch seinen Verrat in ihre Gewalt zu liefern, fortreißen lassen; ihre bessere Erkenntnis siegte jetzt und sie faßte Len Entschluß, nur in ehrlichem Kampfe mit ihm zu fechten. Freilich drängte sich ihr Lei diesem Entschlüsse der Gedanke auf, der Tritschler würde seine dunklen Pläne nicht io schnell und leicht aufgeben, was dem Grafen zum Unheil ausfallen mußte.
„Teile dem Ritter mit", wandte sie sich an den Spielmann, der ihr stilles Selbstgespräch mit boshaftem Grinse« auf ihrem Gesicht abzulesen schien, und eine« tückische» Blick aus seinen
zeit eine Baustein-Sammlung innerhalb der Bürgerschaft zur Verwirklichung des Saalbaus einzuleiten.
Oberländer Humor. Einem Viehhändler von der Wurzacher Gegend nahm der Wind den Hut in die Aach. Der Mann schrie darauf dem Daoonflieger nach: „B'hüt die Gott Hut. du kennst deine Filzlaus und ih ihr beißal" — Am Bauerntog in Waldsee sagte bei der allgemeinen Aussprache u. a. ein Redner: „D' Herrn und d'Maus, fresset eus l"
Baden.
Pforzheim, 8. Februar. Ein trauriges Bubenstück wurde am Daoosweg verübt. Von den dort mit großen Kosten zum Vorteil der Allgemeinheit aufgestellten Sitzbänken wurden nachts zwölf zusammengehauen. Aus die Ermittlung der zerstörungslustigen Burschen hat der Verschöncrungsverein eine hohe Belohnung ausgesetzt.
Bruchsal. 4 Febr. Ein hiesiger jüngerer selbständiger Kaufmann floh wegen Wechselsälschuug, da ihm die Verhaftung beoorstand. Seine 28jährige Frau war kurz vorher zu Grabe getragen worden.
Schon wieder stellte ein hiesiges Unternehmen, und zwar aus dem Tabakgewerbe, die Zahlungen ein. Der Geldmangel drückt schwer auf das Geschäftsleben besonders der kleinen Unternehmer aus Industrie, Gewerbe und Handel.
Gutenstein, 7. Febr. Der Taglöhner Ioh. Gg. Beck war schon längere Zeit in der Gegend von Schönau an einem Kanalbau beschäftigt. Am 24. Januar brachte er seine Ersparnisse auf die Post. Am andern Morgen fand man den Bedauernswerten mit einem Schädel» und Obcrschenkelbruch bewustlos in der Nähe der Arbeiterwohnung im Straßengraben liegen. Ob die Verletzungen vom Falle über die steile Straßenböschung herrühren oder ein Verbrechen oor- liept, konnte noch nicht festgestellt werden, da Beck jetzt gestorben ist, ohne wieder zum Bewußtsein zu kommen.
Donaueschingen, 5. Febr. Eine Doppelhochzeit, wie sie die Baar schon seit einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen hat, wurde gestern in den Familien Rothweiler-Dilger-Vogt gefeiert. Auch die alte Baaremer Sitte des „Maien", der vor dem Hochzeitshause aufgestellt war und mit seinem Biedermeierkranz das Haus weit überragte, kam wieder zur Geltung. Aus dem ganzen Bezirk und namentlich auch vom „Walde" fanden sich Hunderte von Bekannten und Freunden der Hochzeitsfamilien ein, uin an der Feier teilzunehmen Gegen 800 Personen, wenn nicht darüber, füllten abends die städt. Festhalle, in der die Hochzeitsfeier stattfand.
Bon der Fusel Reichenau. 7. Febr. Um zu den vielfachen Angelegenheiten und Sorgen der Unterseefischer Stellung zu nehmen, beabsichtigt der frühere Fischereiverein Reichenau, der als Grundlage zu einer künftigen Fischerorganisation gedacht ist, in diesen Tagen in Reichenau eine Versammlung abzuhalien, zu der sämtliche Untersee- fischer sowie die Vertreter der Behörden geladen werden sollen. U. a. soll das Projekt der Anlage einer Fischbrutanstalt, Maßnahmen zur s qualitativen Verbesserung und zur Vermehrung des Fischbestandes i erörtert werden.
VevMijchres-
Erdrutschgefahr am Walchensee. Das Bezirksamt Tölz gibt bekannt: Infolge starker, durch die Senkung des Walchensees verursachter Erdrutsche, wird die Forststraße Einsiedel-Altlach und der Gemeindeweg Einsiedel-Zwergern bis auf weiteres für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Gleichzeitig wird darauf bin- gewiesen, daß nach Mitteilung der staatlichen Bauleitung das Betreten der Walchenseeufer infolge der Durchlässigkeit der Schlicke, des Bodenschlammes, mit Lebensgefahr verbunden ist.
Wieder eine Mietertragödie. Vor dem Schwurgericht in Frankfurt (Main) fand eine der vielen Mieterlragödien ihren Abschluß, die Unzähligen das Leben verbittern. Der wenig gut beleumundete Wagner Arnold war durch das Wohnungsamt in eine Dreizimmerwohnung eingcwiesen worden. In einem der Zimmer verblieb eine Näherin mit ihrer Tochter, die Untcr- mieterin der Vorbesitzerin war. Es kam zwischen den Parteien sehr bald zu Streitigkeiten, da Arnold auf dem Standpunkt stand, «daß das Verfügungsrecht über die Wohnung ibm allein zustehe. Das Mieteinigungsamt erließ auf die Klage des Woh- nungsinhabers hin ein Räumnugsurteil gegen die Näherin, zu der inzwischen ein aus der Fürsorge-Erziehung entlassener Sohn gezogen war. Während der Räumung kam es aber noch einmal zwischen den Parteien zu Auseinandersetzungen, in deren Verlauf Arnold den jungen Menschen, der fiiner Mutter beistehen wollte, mit einem Browning über den Hausen schoß. Ter Angeklagte, der behauptete, in Notwehr gehandelt, zu Imbcn, wurde, da von den Zeugen nachgewiesen wurde, daß er den Schutz ohne jede Veranlassung abgegeben hatte, vom Schwurgericht zu zehn Jahren Zuchthaus und zehn Jahren Ehrverlust verurteilt.
Der Untersuchungsgefangene und seine Transporteure. Ein
skandalöser Vorfall hat sich kürzlich in Berlin abgespielt Ein Untersuchungsgefangener hatte die Erlaubnis erhalten, in Begleitung zweier Transporteure firner Frau in der Roienheimer Straße einen Besuch abzustaiten; einer der beiden Transporteure bewachte Len Untersnchungsgefangenen während des Besuches in der Wohnung, der andere faßte inzwischen an der Haustür Posten. Als ihm aber die Zeit hier zu lang wurde, begab er sich in ein Bierlokal in der Nähe und tat es sich hier
halbgeschlossenen Augen auf sie warf, „daß das nicht ge-chehen dürfe, was er mir da vorschlägt — hörst Lu? — niel"
„Halten zu Gnaden", erwiderte der Bursche schüchtern, „wollt Ihr mir das nicht lieber schriftlich geben, daß ich es dem Herrn Mitteilen kann."
„Nein!" sagte sie kurz; „sieh, wie du es ihm übermittelst, nur beeile dich. Hier, dein Lohn!" Und sie ließ ein Paar Silbermünzen in seine Hand gleiten und verschwand.
„Haha!" lachte er leise vor sich hin, „ein Bettelgeld, das sie mir wie einem Hunde hinwirft. Da zahlt der Ritter auf Zollern besser für meine Dienste; für den Beurel mit Silber, den er mir versprochen, werde ich, der Gräfin zum Trotz, dem jungen Fant von Staufineck eine Suppe einbrocken, die er nicht so leicht verdauen wird. Warte Jnnkerchen! Ich habe die zwanzig Stockhiebe, die mir auf deinen Befehl ausgezahlt wurden, nicht vergessen. Und das wegen einer Kleinigkeit! Was ging es ihn an, 'daß ich dem groben Bauern, der mich znm Hause hinaus warf, als ich ihm die Paar Heller aus der Tasche zauberte, die Hütte anzünden wollte! Jetzt werde ich dirs heimzahlen, grüner Junker! Meine Hiebe werden aber länger im Fleische sitzen als die, welche der lange Heiner mir allzu genau aufmaß."
Er schaute scharfäugig wie ein Falke umher, ob nichts zu finden sei und entfernte sich murrend, als er nichts fand.
Kaum war er verschwunden, so rauschte es in dem Fliederbusche hinter der Laube, wie wenn ein großer Vogel ans seiner Ruhe anfgescheucht worden wäre; etwas Leicht's, Schattenhaftes huschte aus Idem Gezweig und verschwand, schwebend wie ein kleiner Waldgeist, geräuschlos im Dunkel der Nacht.
Bis tief in die Nacht hinein dauerten Tanz und lustiges Zechen; als allmählich die Lampen erloschen, und die letzten der Ritter ihr Lager suchten, rief die Glocke die Schwestern zur Matutin.
Auf dem Wege znm Waldtale zerbrach sich die braune Dalja den Kopf, ans welche Weise sie den jungen Ritter von Staufineck, für Len ihr Herz beim ersten Anblick sich entzündet hatte und nun in seiner ganzen unschuldsvollen Flamme mit einer Kraft aufloderte, wie sie nur in unverdorbenen Naturen urwüchsig und stolz hervorbricht, retten könnte.
Noch in derselbe« Nacht hatte sie ei» langes Zwiegespräch
so lange gütlich, bis er betrunken war. In diesem Zustande lief er in ein gegenüber liegendes Schokoladengeichäit, wo er mit seiner Dienstpistole herumfuchtelte und schilderte, welche Wichtigkeit seiner Transporteurkommission zuzumessen sei. Die Mr- käuferin bekam es mit der Angst zu tun und ries einen Nachbarn zur Hilfe. Diesem gelang es auch, den Beamnm auf die Straße herauszukomplimentieren, mit der Er'wlg, daß dieser nunmehr noch einem Pelzgeschäft und einer Drogerie ebensolche Besuche abstattete. Inzwischen hatte sich ein großer Mcnschen- auflauf gebildet; ein gerade des Wegs kommender Schupomann wurde geholt und nun begannen zwischen den beiden Beamten Verhandlungen, die aber nur auf eine gütliche Einigung hinauslaufin konnten, da der Transporteur leinen Beamtencharakter stark betonte und der Schutzmann außerdem nicht im Dienst war. Als der Transporteur weiter skandalierre und die Straßenpassanten belästigte, legte sich ein Postbote ins Mittel und versuchte, den Betrunkenen zu beruhigen. Als Antwort entsicherte dieser seine Waffe und richtete sie gegen den Postbeamten. Im kritischen Augenblick erschien als rettender Engel der Untersiühungsgefangene aus dem Kriegsschauplatz. Di-fir schien besser als alle anderen zu wissen, wie man mit seine« Transporteuren umzugehen hat. Er winkte eine Autodroschke herbei, schleppte den Pistolenträger und auch den anderen Beamten, der ebenfalls nicht ganz nüchtern zu fern schien, in das Fahrzeug und beförderte die beiden unter den BeffaUsrufin der Menge sicher in das Gefängnis ab.
Ein neuer Wohnungsschiebungsskandal. Umfangreich« Wohnungsschiebungen, die hauptsächlich den Berliner Westen - betreffen, ist die Berliner Kriminalpolizei auf die Spur gekom- s men- Es ist in letzter Zeit aufgefallen, daß viele Wohnung« von Berlin aus nach der Gegend von Fangschleuje und Grünheide vertauscht wurden. Alle diese Tauschgeschäfte wurden durch den Wohnungsvermittler Kaschner in der Augsburger Straße in Berlin getätigt. Eine Nachprüfung bei den zuständigen Wohnungsämtern ergab stets, daß die betreffenden Wohnung« „ohne Bedenken zum Tausch freigegeben werden konnten", da die Anträge von der Gemeinde Werlsee bei Grünheide gestellt wurden. Als die Kriminalpolizei sich mit dem Geschäftsbetrieb des Vermittlers Kaschner näher beschäftigte, konnre nun aber ermittelt werden, daß dieser mit mehreren Angestellten der Gemeinde Werlsee „in guter Beziehung" stand. Es handelt sich um den ehemaligen Gemeindevorsteher Max Jrcwitz, der i« Fangschleuse wohnt, den Gemeindehilfsarbeiter Wilhelm Gra- wnnder, den früher im Gemeinderat beschäftigten Wegener ju«. Fangschleuse und den in Grünheide wohnenden Elektrotechniker E. Sauer. Diese vier Personen wurden zusammen mit Kaich- ner am Dienstag verhaftet. Durch die Ermittlungen der Polizei konnte festgestellt werten, daß die Verhafteten den Wohnungstausch schon seit langer Zeit betrieben und über 100 Wohnungen in Berlin für teures Geld in ganz raffinierter Weise verschoben haben. Sobald im Berliner Westen eine Wohnung durch Verzug nach auswärts frei werden sollte, 'prach Kaschner bei dem Wohnungsinhaber vor und stellte diesem eine hohe Summe in Aussicht, sobald dieser mit dem Scheintausch feiner Wohnung nach der Gegend von Grünheide einverstanden fit.
In den meisten Fällen willigten die Wohnungsinhaber in di« >e« !
Tausch ein, durch den sie Geld verdienen könnten, andernfalls sie ihre Wohnmrg des Verzugs wegen >dem Wohnungsamt zur Verfügung stellen mußten. Kaschner ließ sich dann von dem auf dem Gemeindeamt Werlsee beschäftigten Hilfsarbeiter Grawun- dcr eine Tanschbeschcinigung über irgend eine Wohnung ausstellen und diese mit den amtlichen Vermerken versehen. Damit ging er nach dem zuständigen Berliner Wohnungsamt und meldete den Tausch an. Auf Grund der amtlichen Erklärung« der Gemeinde Werlsee bestanden in Len meisten Fällen keine ' Bedenken, so daß der Tausch ohne weiteres genehmigt wurde. Dadurch gelangte Kaschner in den Besitz der freiwerdend« Wohnungen, für die er stets genügend Abnehmer hatte. Durchschnittlich ließ er sich für seine „Bemühungen" o—5000 Mark geben. Die ganze Angelegenheit hat einen so großen Umfang angenommen, daß auf sämtlichen Berliner Wohnungsämtern Nachforschungen angestellt werden müssen.
Neue Vernehmungen in der Haarmann-Affäre. Wie der Hannoversche Landesdienst der Tel.-Union erfährt, wurden auf neue Aussagen des Mörders Haarmann hin mehrere Verhaftungen vorgenommen. Heute fanden verschiedene Vernehmungen statt, an denen auch Haarmann teilnahm, der einzelne ihr« zugeschriebene Mordtaten anderen zur Last legt. Die Untersuchungen sind in vollem Gange. lieber das Ergebnis wird von Len maßgelbenden Behörden noch Stillschweigen bewahrt.
Der Dampfer „Odenwald" in Brand gerat«. „Journal" meldet aus Antwerpen, daß an Bord des deutschen Dampfers „Odenwald", der mit einer Ladung von 10 000 Tonnen Salpeter und Kupfcrbarren aus Chile kommend in Antwerpen lag, ein heftiger Brand ausgebrochen ist, dem die gesamte Ladung zum Opfer fiel. Der Sachschaden beträgt 25 Millionen Frr.
Lawinemmglück. Wie die Wiener Blätter ans Innsbruck melden, gerieten am 3. Februar bei einer Skitour im Tonn- heimer Tal mehrere deutsche Touristen, darunter der Kauf
lust ihrer Ahne, der wahrsagenden Zigeunermntter, deren Aussprüche von dem ganzen Stamme als unfehlbare Orakelsprüche betrachtet wurden. !
Mit dem Frühesten verließen zwei Zigeunerburfchen, jeder einen großen Hund neben sich, jeder einen icharfin Dolch im Gürtel geborgen, das Lager, und verschwanden unter Le« hohen Kronen der Waldbäume, während die alte Zigeunert« vor ihrem Zelte kauerte und den schlanken Gestalten in der kleidsamen Tracht besorgt nachblickte, bis sie ihren Blicken entschwanden. Es waren Dalja und Murfu, ihr Bruder, der sie ' an Kühnheit und Mut übertraf, den sie aber mit ihrem überlegenen Verstände beherrschte, und der der Schwester mit Leid und Seele ergeben war.
12. i
Im schattigen Klostergarten schritt am andern Morgen die t Gräfin Henriette über den betauten Rasen; ein weißes Morgengewand wallte in Weichen Falten bis auf den kleinen Fuß, de« j der goldgestickte Schuh eng umspannt hielt. In ihrem auf- ! gelösten Haare schimmerte ein Zweig von süß duftendem Jasmin, dessen glänzend Weiße Blütenblätter noch befeuchtet waren ^ vom Nachttau, der in blitzenden Tropfin ans den weitgeöffnete» > Kelchen glänzte. t
Sie glich eher einer erwartungsvollen Braut, die mit brennender Wange und sehnsuchtsvollem Herzen den Geliebten er- : wartet, denn einer rachezürnenden Frau, die ausgezogen war > mit tausenden von schwertgeprüften Mannen, entschlossen. Len trotzenden Feind — Franenhaß gegen Manneskraft — zu ver- i nicht«.
Als sie um eine von künstlich beschnittenen Hagelbnche» eingesäumte Ecke bog, trat ihr zierlich geputzt, mit wohlfrisier- > tem Haar, den breitkrämpigen Hut zur Erde finkend, Graf Eitel entgegen.
Etwas wie dunkler Schatten glitj über ihr Gesicht; aber sie bezwang den in ihr aufsteigenden Unmut über die uner- .. wünschte Störung, denn sie war dem Gräfin für die wertvolle wenn auch für ihn schmähliche Hilfe, die er ihr leistete, verpflichtet, und gedachte ihm, so lange sie seiner bedurfte, rin freundliches Gesicht zu zeigen. In Wahrheit aber verachtete sie ebenso wie ihre Ritter den Mann, der sich nicht scheute, de» k eigen«, Bruder zu verraten. (Fortsetzung folgt.) I
nmnnsfohn Joseph Bü tinnen des Regierungsl tors Gnann aus Ulm unverletzt blieben, stm und konnte nur noch a
HanL
Stuttgart. 7. Febr. 15—20, Taseläpfel 8—15.
5— 6 per q'. Kg. Endivie,
6— 8, Filderkraut 6—8, per >/, Kg. Rosenkohl Rüden 5—8, Gelbe Rübe z—5, Sellerie 10—25 je 25 35 per Kg
Neu
Berlin, 8. Februar, großen Schauspielhaus ei Beamtenschaft, der Bertr« des Reichstags beiwohnt' ausführlicher Rede die Foi tag dar. Darauf wurde in der die Versammlung Reichsfinanzminisieriums schleunigste Nachprüfung sowie Äushebung des Sp
Berlin, 8. Febr. Gl die sich mit der Denkschri Wie die Telegraphen-Uni Mitte nächster Woche vei gültigen Fertigstellung de der Woche seine Reise na demokratischen Reichsmir öffentlichen eine neue Erk die Ruhreutschädigung ei> Antwort der Regierung Protokolle.
Berlin, 9. Febr. 2 Partei hatte gestern ihre geboten, die in Velten, Fl stattfauden Die Beteilige versommelien Kommunist' nachbarten Zepernick, w' Schwarz-Rot-Gold statts war jedoch bereits eine nach Zepernick geeilt und Aufstellung genommen. ! eingetroffen, als der Ro suchte.. Die Reichsbanner Augenblicken war eine »ersuchte vergeblich, die nisten sogar gegen die Schreckschüsse ab, worauf
Genf, 8. Febr. Bo« Nachrichten über einen b Türkei verbreitet, Nachrici daß die griechische Regier vornehme. Die Unterstütz mänien sei sichergestellt, flikt von den Sowjets pr 30000 Mann betragende In Völkerbundskreisen h Lage für den Augenblick falls von Griechenland a werden würde, bevor sich türkischen Konflikt beschäl
Helfingfors, 8. Febr die herrschende Richtung jew und Stalin, fortsetzel Parteitag beiwohnen, d' Beschluß fassen soll und i leidigen. Nach englischen vatkorrespondenz beschlag
Parts, 8. Febr. Di« zösischen Botschastsgebäui wurde.
Athen, 8. Febr. T Klaffe 1923, das einige T« veröffentlicht.
Der StSk
Der Hauptousschuj zu einstimmig folgen! Dienstmaßnahme im K Wohnungszwangswirts voreilige Abschüttelung schädliche Folgen haben auf dem Wege allmähli bleibt jedoch das Ziel, wett aufgehoben, als ei nung erwiesen hat odei bereits ein getreten ist. nur möglich durch Neu! tiger Verhütung des V Arbeitgeber in Stadt besondere Reich und ! Solange aber die Mie hoben werden, die den ! und die Verhütung d« Aufgabe der Gemeinde Wohnungen mit Hilfe , Aufgaben planmäßig u den Gemeinden eine A der Friedensmiete auf zuzuweifin, ohne dabe Zwecke zustehenden Ein landwirtschaftliche Betr ausgenommen werden
Barm'
Berlin, 8. Febr. ' tags hat gestern auf Ai Bayerischen Volksparst die -Postkredite vorderh und da so ausgelegt w« staatspolstischen Gründe diese gehäuften Skandal vorläufig der große L Wirklichkeit liegen die hatte Len Untersuchung nung einer strafgefitzli Reichspostminister Höft« Zeitung" meint, daß wi schaft ein Antrag auf A ordneten Dr. Höste ei staatsanwaltschaftliche ! abgeordneten Lange-He fin annehmen, daß für geraumer Weile borge tvird, die Herren Höf figung ihrer Reichstag Allgemeine Zeitung" gl «rudere Mandatsniederl