Schelklmgen, 26. Jan. (Bon: Weg abgetomrnen.) Das Auw eines Stuttgarter Geschäftsreisenden kam bei Allmendingen vom Weg ab, glaubte durch lieberguerung einer Wiese wieder auf die Straße kommen zu kömren. sank aber einen Meter ries ms Wasser ein, um schließlich zu merken, daß cs in den Schmiechener See geraten war. Es bedurfte einer tstnnd-gen ang»sstrengtcn Ar­beit, sowie der Kraft eines Pferdes, um den eingesunkenen Wagen wieder flo't zu machen. Der Schmiechener See kann bei gutem Wasserstand von den Reisenden von der Starion Schmiectien ans in der Richtung Süden beobachtet werden. Im Sommer' ist gewöhnlich vor: Wasser nichts zu sehen.

Tettmmg, 27. Jan. (Hcreingesallen.) Ein Veteran der Landstraße siel dieser Tage einem Siclierheitsbeamten förmlich in die Suppe, indem ein Bettler um eine milde Gabe vorsprach, als der Beamte gerade beim Mittagessen saß. Daß das Bet­teln ein rentables Geschäft ist, beweist die Tatsache, daß der alte Kunde täglich -l5 Mark entnimmt. Allerdings ist der Beruf mit gewissen Störungen verbunden, denn der Mann ist nicht weniger als I35mal vorbestraft.

Heidenheim, 27. Jan. (Vernünftige Ansichten , In einer Sitzung des Gemeinderats wurde die Zlbsicht geäußert, in der Voithsiedlung eine Wirtsänft zu errichten. Tie 278 Wahlberech­tigten der Siedlung wurden um ihre Meinung gefragt. 2tl haben gegen eine Wirtsck>aft, nur 10 für eine solche gestimmt. Dagegen wurden bessere Wege, eine Metzgerei und eine Kinder­schule gewünscht.

Gmünd, 27. Jan. (Weitere Verhaftungen.) In aller Frühe schon wurden von den Landjägern ans den Beben nettere Ein­brecher und Straßenränder geholt. Im Laufe des Tages wurde der 21 Jahre alte Karl Balle und der 18 Jahre alte Josef Pfisterer, beide von hier, an das Amrsgerichtsgeiängnis ein­geliefert. Sie haben nach längerem Leugnen zugegeben, daß sie am 3 Januar abends ans dem Kasernenplatz der 83 Jahre alten Elisabeth Held gewaltsam ihre Handtasche entrissen und den Jnhlt geteilt haben. Zu den gestern gemeldeten Diebstählen kommen auf das Konto l^r Einbrecher noch ein weiterer Dieb­stahl bei Metzger Tadler, und ein weiterer Opserstockdiebstahl von Wetzgau. Die Untersuchung geht weiter, da sich die Opfer- stockdiebstähle cmch auf das Oberamt Welzheim erstrecken.

Pforzheim, 27. Jan. (Ein Kassemnanko.) Bei einer Kasien- und Rechnungsprüfung beim Arbeitsamt stellte sich ein Fehl­betrag von 2260,24 Mark heraus. Gegen den Führer der Hauptmasse, Direktor Heinrich Joos, wurde eine dienstpolizei­liche Untersuchung eingeleitet. Der Hauptkassier hat den Fehl­betrag der Kasse ersetzt. Eine völlige Aufklärung der Ursache des Fehlbetrags hat sich bis jetzt nicht ergeben. Die Staatsan­waltschaft hat ein ErmittlungsverfalHen Angeleitet.

Bruchsal, 27. Jan. Ein schwerer Junge ist der neulich aus dem hiesigen Zuchthaus entsprungene Sträfling Wilhelm Wie­gele aus Rüppurr. Er hatte bald nach seinem Ausbruch in der Kunstseidenfabrik Schwetzingen einen Einbruch verübt. Tie Seidenballen, die gestohlen worden waren, konnren nieder auf­gefunden werden. Wiegele wurde aus der Kaiserstraßs Karlsruhe festgenvmmen. Wiegele wurde wegen des Einbruchs- drebstahls und wegen eines anderen Einbruchs, den er vor fünf Jahren in Karlsruhe verübte, zu einer Zuchthausstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt. Im ganzen hat er jetzt noch elf Jahre Zuchthaus äbzusitzen.

Ein vierzehnjähriger Lebensretter. Auf der Rückkehr von einem Spaziergang nach der Kunitzburg hat der Optikcrwerk- meister Paul Gerber von Jena seine Frau mW seine beiden Söhne im Alter von.14 und 7 Jahren in der Nähe des Kuwtzer Wehres an einer tiefen Stelle in die Saale gestoßen und ist selbst nachgesprungen. Während Gerber rasch nnterging und ertrank, ist es dem 14jährigen Sohn gelungen, nicht nur sich selbst, sondern auch seinen jüngeren Bruder und seine Muster zu retten, da er ein guter Schwimmer ist. Der unglückliche Familienvater, der vor dem Kriege in Petersburg beschäftigt war, dann in Sibirien interniert wurde und »päter in Schwe­den Stellung fand, ist im vorigen Jahre infolge Stellungslosig­keit nach Jena zurückgekehrt. Hier mußte er sich r,nt einer Not- wohnung begnügen und teilte das Schicksal der Erwerbslosen. Da seine Bemühungen, in Rußland, der Heimat seiner Frau, eine neue Existenz zu erlangen, infolge der politischen Verhält­nisse fehl schlugen, packte, den Mann die Verzweiflung, so daß er mit seiner Familie aus dem Leben scheiden wollte.

Eisenbahnzeit. Am 1. Februar wird im altbesetzten Ge­biet die mitteleuropäische Eisenbahnzeit (MEZ) eingeführt. Da­durch treten im Fahrplan der Fernverbindungen besondere Aenderungen nicht ein; nur werden durch die Umstellung der WEZ inMEZ" die jetzigen Berkehrszeiten der Fernzüge in diesem Gebiet um eine Stunde hinausgerückt.

Der geprellte Wirt. Aus Ullendorf wird berichtet: Auf eine außerordentlich originelle Weise wurde hier ein Wirt von

zwei Gaunern geprellt. Trafen sich in der Wirtschaft wie von ungefähr zwei Fremde, die hocherfreut Wer ihr Zusammen­treffen erklärten, sie wären alte Kriegskameraden, was natur­gemäß kräftig begossen werden müsse. Der Wirt freute sich herzlich über das gute Verhältnis der beiden alten Kameraden und zählte schon im Geist den schönen Verdienst aus diesem fröhlichen Beisammensein. Beim Bezahlen der recht erkleckliche« Summe wollte jeder der beiden Kameraden die Gesamtsumme entrichten. Schließlich einigte man sich dahin, daß man den Zahler in einem Wettlauf feststellen wolle. Der erste Lauf nrißglückte, und lachend erklärte sich der Wirt bereit, für de« zweiten Lauf den Schiedsrichter zu spielen. Er gab auf der Straße feierlich mit dem Taschentuch Las Zeichen zum Ab­lauf, und los sausten die beiden Schnelläufer draußen auf der Landstraße, wo sie in endloser Ferne verschwanden. Der Wirt aber wartet heute noch auf das Wiederkommen der beiden Kriegskameraden.

Der Mörder seiner Braut. In Lychen in der Mark wurde die erwachsene Tochter der Witwe Fiedler von ihrer Mutter ermordet im Bett aufgesunden. Als Mörder wurde der Bräu­tigam der Ermordeten ermittelt und in Fürstenberg verhaktet. Ans dem Transport legte er ein Geständnis ab. Er will die Tat begangen haben, weil das Mädchen sich we'gerle, ihn z« heiraten.

Auch eineSanktion". Eine Belgierin, die in Paris einem deutschen Herrn aus Berlin die Brieftasche gestohlen hatte und deswegen vor dem französischen Gericht stand, gestand zwar mit Tränen in !den Augen den Diebstahl ein, ingte aber zur Entschuldigung hinzu:Ich wohnte während des Krieges in Brüssel und betrachte die Deutschen als meine Todfeinde Da ich mich nicht cm allen rächen kann, wollte ich die Gelegenheit benützen, um wenigstens diesem nach Kräften zu schaden." DaS Gericht stellte sich aber aus Len Standpunkt, daß solcheSank­tionen" nicht zulässig seien und verurteilte die Diebin zu der üblichen Gefängnisstrafe.

In diesem Jahre geht die Welt unter" (!). Isabelle Pank­hurst, die seit neuestem als Weissagerin tätig ist, Hai, wie der Corriere de la Sera" aus Newyork meldet, vor wenigen Tagen einem amerikanischen Publikum den Weltuntergang für die nächste Zeit verkündet. Die ehemalige Suffragette erklärte, das Jahr l925 werde ein Krisenjahr sondergleichen sein und Christus werde auf Erden erscheinen, ehe die Menschheit ihn erwartet. Miß Pankhurst fügte ihrer Weissagung hinzu, sie spreche nicht wie eine Frau, die Visionen habe, sondern einfach wie ein Mensch, der durch seine überragende Erfahrung vor allen anderen Menschen ausgezeichnet »'ei. Die Vortragende schloß ihre Rede mit den Worten:Die Menschen müssen in diesem Jabre anders leben als sonst: sie müssen in der einen Hand die Zeitung, in der anderen Hand die Bibel halten, um die Botschaft von der Ankunft des Heilands ans Erden zu leien.

Großfürst Zar, Modegeschästsinhaber. Die amerikanischen Blätter melden aus Newhork, daß der russische Großfürst Boris, der sich zum Zaren von Rußland ausrufrn ließ, mit seiner Gattin in der 5. Avenue ein Modegeschäft eröffnen wird.

Hrmdet und Verkeür

Stuttgart, 27. Jan. Dem Dienstagmarin am Vieh- und Schlacht- hos waren zugesiihrt: 49 Ochsen (unverkauft 7g 12 >2) Bullen, ISO (6) Iungbullen, INI (20) Iungrinder, SO Kühe, 575 Kälber, 1220 (120) Schweine, 8 Schafe. Erlös aus je 1 Ztr. Lebendgewicht: Ochsen 1. 42-46 (letzter Markt: 4045). 2, 3238 (unv.), 3. 4045 (unv.), Bullen l. 4245 unv.,» 2. 3740 (unv.), 3. 3035 (unv.), Iung- rinder 1 4954 48 53), 2. 3945 (unv . 3. 3036 (unv), Kühe 1. 29-38 (28-36), 2. 1627 (1726), 3. 1216 ,11-16). Kälber 1. M71 6770. 2. 6166 (60 65), 3. 50-58 unv ). Schafe 1. 65-68 (62-66), Schweine I 76-78 (80-81), 2. 7375 (7779). 3. 6872 70 -74), Sauen 5561 (60 70) Mark. Verlauf des Marktes: langsam, Ueberftand.

Pforzheim, 26. Jan. (Schlnchtviehmarkt) Auftrieb: 28 Ochsen (unverkauft I), 12 Kühe, 12 Rinder (2), 9 Farren 3), 328 Schweine (36) Markiverlciuf: lebhaft. Preise für ein Pfund Lebendgewicht: Ochsen 1. 4648, Rinder I. 4852, Ochsen und Rinder 2. 3842, Kühe 2542, Farren 4048, Schweine 75 78. Die Preise gelten für nüchtern gewogene Tiere und schließen sämtliche Spesen des Han­dels ab Stall für Fracht, Markt- und Berkaufskosten, Umsatzsteuer, sowie den natürlichen Gewichtsverlust ein, müssen sich also wesentlich über den Stallpreis erheben.

'Mrrek« NachrrMem

Stuttgart, 27. Jan. Ende November v. I. war der Kommunist Bohla aus einer Zelle des Katharinenhospitals entwichen. Er war wegen Landesverrat verhaftet. Die kommunistische Presse behauptete, man habe ihnbeseitigt" und man hörte von einein Leichenwagen, der das Kacharinenspiial zu ungewohnter Stunde durch ein hinteres Tor verlassen habe. Amtlicherseits wurde der Fall mit Entweichen aufgeklärt. Seit einiger Zeit betätigt sich nun Bohla im Reichstag, in den er durch die Rcichsliste kam. Die amtlichen Feststellungen haben somit ihre Bestätigung gesunden.

Stuttgart, 27. Inn. Das Reichsschiedsgericht hat im vorigen Jahre auf Antrag Badens den badischen sog. Zwangspensionäreu

Jubilar im Namen des Vereins das gestiftete Diplom und als weiteres Andenken einen Ehrenkelch mit Widmung, »sodann veranlaßte der Vorsitzende die Kameraden in der Reihenfolge dem Jubilar zu gratulieren, wozu die Musikkapelle denAlte Kameradenmarsch" spielte. Eine weitere Gratulation vom Bnndespräsidium ging dem Jubilar noch zu, durch llebergabe einer Dank- und Anerkennungsurkunde mit Glückwunschschrei­ben, welche voni Vorsitzenden überreicht wurde. Im weiteren Laufe erfolgte u. a. noch die Ehrung der Kameraden Wilhelm Rau, Platzmeister, Gottfried Kiefer, Kontrolleur und Friedrich Keck, Oberholzhauer, für 25jährige treue Mitglied­schaft unter Ueberreichung je eines Diploms. Die schöne Feier verlies in angeregter Stimmung und hintcrlieh bei allen Teilnehmern einen erhebenden Eindruck.

Mühlacker, 27. Jan. (Verhaftet.) Als Urheber des Bran­des in der ehern. Faßhalle der Brauerei Wullc wurden der Schäfer Gottlieb Kazenmaier und sein Dienstknecht Emil Maier verhaftet. Die Untersuchung wird ergeben, ob sich der Ver­dacht bestätigt.

Stuttgart, 27. Jan. (Warnung.) Die Handelskammer Stuttgart fühlt sich veranlaßt, vor Uebernahme der Vertretung der Firma Aktiengesellschaft Racona, Ten Haag, zu warnen. , Stuttgart, 27. Jan. (Die Vorkommnisse im Stuttgarter Lagerhaus.) Vom Aussichtsrat der Stuttgarter Lagerhaus­gesellschaft wird zu den dortigen Vorkommnissen mitgeteilt, daß in der biachkriogszeit die Mehlsorten nicht mehr getrennt ab­gegeben, sondern in einer besonderen Anlage gemischt wurden, wobei ein gewisser Verstaubungsverlust entstand. Zur Kontrolle der Mehlmischung wurde ein Fachmann angestellt. Durch das Zusammenarbeiten eines seit beinahe drei Jahrzehnten tätigen Angestellten mit dem Uebcrwachungsbeamten wurden Mehl­mengen, die bei dem Vermischungsvorgang offenbar teilweise durch Einschränkung der normalen Verstaubung gewonnen wurden, veruntreut und ans unrechtmäßige Weise weiterver­äußert. Weitere Angestellte dr Lagerhaus-Gesellschaft sind an diesem Vorgang nicht beteiligt, ebenso keine Arbeiter. Dagegen haben sich bei der Weiterveräutzerung '.rußenstehende Fuhrleute und Gewerbetreibende als Hehler beteiligt, lieber den Amsang dieser Beteiligung schwebt die gerichtliche Untersuchung. Un­abhängig von diesen Vorkommnissen sind dem Direktor des Lagerhauses Unregelmäßigkeiten zur Last gelegt worden, die sich nicht auf im Lagerhaus eingelagerte Waren beziehen, son­dern dort im wesentlichen Unterschlagungen an der Portokasse betreffen. Auch hierüber schwebt noch Sie Unrersuchung.

Stuttgart, 27. Jan. (Ehrung für Geheimrat Tr. Bruck­mann.) Die Demokratische Partei Groß-Stutigarts hielt im Bürgermuseum eine Feier zu Ehren des 60. Geburtstags des Landesparteivorsihenden, Geheimrat Dr. Bruckmann, die stark besucht war. Johanes Fischer begrüßte als Leiter des Abends den mit seiner Gemahlin erschienenen Jubilar. Abg. Dr. Elsas hielt die Festrede, die den Politiker, Industriellen und Künstler feierte. Ehrler und Länmile feierten Bruckmann in aelmndener Rede, Frl. Lepmann beglückwünschte ihn immens der Frauen­gruppe, Volz namens der Jugend. Geheimrat Bruckmann dankte in humorvollen Worten. Er sprach von den großen Aufgaben, die einen wesentlichen Teil seiner Lebensarbeit ans­machen: Neckarkanalisierung und Werkbnndsarbeit. Daß die Demokratie als die einzige Möglichkeit der nationalen Ver eini­gung der Kräfte anerkannt werde, dafür werde er arbeiten auch in Zukunft aus der Uoberzeugung heraus, daß cs kein .Heil gibt in Deutschland, wenn die Arbeiter von der Mitbestimmung ausgeschlossen sind. Ein geselliges Beisammensein schloß den auch durch musikalische Gaben verschönten Abend.

Heilbrmm, 27. Jan. (Ein Weinprozeß.) Kaufmann Kurt Heermann von der hiesigen Firma Goppelt hatte sich vor dem hiesigen Amtsgericht unter der Anklage zu verantworten, be­trächtliche Weinmengen überzuckern haben zu lassen. Die frag­lichen Weinkäuse waren im Jahre 192Z von oer Firma Goppelt getätigt worden; es handelt sich um 150 Hektoliter Neckarsulmer Weißwein, der mit je 14 Liter Zuckerlösung und zwei Liter Sulfidhefeverbessert" wurde, und um 485 Hektoliter württem- bergische Landweine, die durch Zuckerung nach den Angaben des Angeklagten aus 570 Hektoliter gebracht wurden. Die letzteren Weinsorten waren auf 17 Ortschaften der Umgegend von Heil­bronn zusammengekauft und sollten beim Ankauf zunr größten Teil nngezuckert, zu einem Teil aber auch gezuckert gewesen sein. Die staatliche Weinkontrolle, die Proben der Weine untersuchte, hat sie als überstreckt angesehen. Das Urteil steht noch aus.

Mariazell OA. Oberndorf, 27. Jan. ^Brand.) Im nahen badischen Dorf Weiler, Amts Villingen, brannie das erst vor zwanzig Jahren erbaute Anwesen des B. Wößner bis auf den Grund nieder. Vieh und Fahrnis konnte größtenteils gerettet werden. Die Ursache des Brandes ist zweifellos Kurzschluß. Der Besitzer ist ungenügend versichert. Vor zwanzig Jahren brannte ihm am gleichen Platze sein Heim nieder und in den SOer Jah­ren legte ein Brand das Haus seiner Eltern in Asche.

Fraueuhatz.

Geschichtliche Erzählung aus dem 15. Jahrhundert von Felix Nabor.

32) (Nachdruck verboten.)

Dalja hatte ruhig dem Gespräch zugehört und ein spöt­tisches Lächeln kräusäte ihre Lippen, als sie die Furcht des Knapschn sah.

Unerschrocken trat sie zu dem unruhigen Pferde und faßte es am Zügel, während Heiner erschrocken vor ihr zurückwich und aus dem Bereich ihrer Hand verschwand. Sie klopfte Len glänzenden Hals des Tieres, das unruhig trippelte, raunte ihm leise Worte ins Ohr und strich liebkosend über die roten Nüstern Rolands, der allmählich ruhig wurde und »einen Kopf an der Schulter des Mädchens rieb.

Verwundert sah Walter, wie Roland, der sonst für Fremde sehr schwer zugänglich war, mit dem Mädchen so schnelle Freundschaft schloß.

Dalja hob ihm nun sachte den rechten Vorderiuß auf, was Roland ruhig geschehen ließ, und untersuchte den Huf, der aber ganz unverletzt war; der Schmerz mußte wohl an einen: an­dern Orte sitzen. Und richtig entdeckte Dalja als sie leise dos Fleisch über dem Huf untersuchte, eine walnußgroße Geschwulst, bei deren Berührung das Pferd schnell zusammenzuckte und wieder unruhig zu werden begann. Dalja oeruhigie es, indem sie seinen Hals streichelte und ihm leise Worte zuraunte; als es wieder ruhig geworden war, untersuchte sie die Geschwulst nochmals und entdeckte einen starken Dorn, der im Fleische saß. Mit den schmalen, aber sehnigen Fingern faßte sie den abgebrochenen Dorn und zog ihn mit festem Rucke heraus, so daß Roland mit den Vorderhnfen in die Lust schlug und laut wieherte. Dalja faßte ihn rasch am Zügel und führte ihn seinem Herrn zu, der sich erhob und auf seinen Rücken zu stützen suchte.

Das Mädchen behielt das Pferd am Zügel und führte es dem Abhang zu, der hinter dem Gebüsch, wo die Quelle rieselte, sich gegen ein kleines Tal hinabsenkte. Mit dem krischen Quell- wasser benetzte sie den Fuß des Pferdes, das sie mit den klugen Augen dankbar anblickte und ihr willig folgte.

Langsam begann der Abstieg; WM er stieß mitunter

schwere Seufzer aus, wenn ihm die Wunde gar zu sehr brannte; dann hielt Dalja das Roß an und blickte ihn rnit ihren großen Augen mitleidig an.

Walter konnte seine Blicke von der zieelichen Mädchen­gestalt mit den elastischen Bewegungen in der sonderbaren Kleidung nicht abwenden; sie kam ihm wie ein fremdartiges Wesen aus einem Märchen vor, wie er sie aus dem Munde fahrender Sänger vernommen hatte. Er berührte seine Stirne, um sich zu überzeugen, ob er wache oder träume. Allein der Schmerz, den er bei der Berührung empfand, und das Gemur­mel des hinter ihm darhertrabenden Heiner, der nur wider­willig der braunen Hexe folgte, überzeugten ihn, daß er die Wirklichkeit vor sich habe und nicht im Traume lebe.

Je weiter sie abwärts stiegen, desto mehr lichtete sich der Hochwald und endlich hörte er ganz auf; mannhohes Gebüsch säumte rundum einen kleinen Talkessel ein, der von Bäumen ganz frei war und einer saftigen Waldw'ese glich, die wie ein grüner See zwischen den hohen schönen Waldbergen lag.

Mitten auf dem weiten Rasen brannte ein mächtiges Feuer und beleuchtete ein Schauspiel, bei Lessen An bläk HValter ganz verwundert stehen blieb.

Im Lichtkreise des Feuers sprangen und tanzten eine Menge kleiner, brauner Gestalten mit slatternden Haaren, in denen es wie Gold und edlen Steinen aufblitzte, wenn sie sich dem Feuer näherten. Kraushaarige Burschen mit blitzenden Augen, kurzen dunklen Sammethosen und goldverschnürten Wämsern sprangen zum Takte der Musik m seltsam grotesken Windungen und Beugungen, ergriffen die mit Ringen und Ketten geschmückten Dirnen und drehten sich in tollem Wirbel, ließen sie wieder los und fuhren, sich um sich selbst drehend, wie ein Wirbelwind über den glatten Rasen, um wieder zu der Stelle zurückzulehren, wo die Partnerin eben sich drehte.

Eine eigenartige Musik begleitete den Tanz; Walter hatte solche Instrumente noch nie gesehen, aber er mußte sich gestehen, daß die lustigen Weisen feiner klangen, als das deutsche Horn­geschmetter, das mitunter dem Brüllen eines wilden Stieres glich.

Zierliche Fiedeln mit hochgewölbtem, birnförmigem Schall­kasten, die Balasos und lange Fliften sangen die Melodie, die von wettbauchigen Violen, von Bockshörnern und dem afrika­

nischen Rebec begleitet wurde; dazwischen ertönten Helle Kla­

rinetten und rasselten die schellengezierten Tambourins, die baskischen Trommeln, welche die Dirnen über ihren Häuptern schwangen oder in anmutigen Bewegungen auf die Knie« senkten.

Plötzlich ertönte ein lauter Schlag ans ein ehernes Becken und Musik und Tanz verstummten mit einemmale.

Einige Flöten und Fiedeln begannen leise eine eigentümlich wiegende Melodie, die nur von ruhigen Akkorden der Viola begleitet wurde.

Vor dem Feuer erhob sich schnell, als ob ne mitten ans ihm emporgestiegen wäre, eine zierliche Gestalt; sie war nicht groß, aber im Scheine des flackernden Feuers schien sie zu wachsen, so kühn aufgerichtet war die Gestalt. Ihr kleiner Fuß schien kaum die Erde zu berühren, so leicht schwebte sie über den Boden hin; sie drehte sich langsam, dann immer schneller im Tanze, und jedesmal, wenn ihr strahlender Leib an Walter vorbeitanzte, schienen ihre großen, schwarzen Augen chm einen flammenden Blick zuzuwerfen

Dalja!" rief Walter erstaunt, der jetzt erst bemerkte, daß sie von seiner Seite verschwunden war.

Mit offenem Munde stand Heiner hinter der Hecke und seine Augen hingen starr an der Tänzerin; so etwas hatte er noch nie gesehen, es mußte ein übernatürliches Wesen sein, das da, keine hundert Schritte von ihm entfernt, lebhaft, fein wie eine Wespe, im schimmernden Goldleibchen, in dem bunten, sich blähenden Gewände, mit den schwarzen Haaren und den flammenden Augen tanzte, durch die Luft flog wie eine Elfen­königin.

Der Tanz wurde immer lebhafter, Daljas Bewegungen immer rascher, einen Augenblick verschwand sie in der Dunkel- k heit, dann erschien sie wieder, zwei blitzende Dolche in den Hän­den, die sie mit ihren scharfen Spitzen an die Stirne setzte und sie nach der einen Sette zu drehen begann, während sie sich nach der andern drehte. Als das eine zeitlang gedauert hatte, flog der eine nach dem andern hoch in die Lust und sie fing beide nacheinander mit einem geschickten Griff, ohne im Tanz inne­zuhalten, mit den kleinen Händen auf. Wie ein Wirbelwind war sie verschwunden.

(Fortsetzung folgt.)

Ü mit rückwirkender Kraft eh j gangsgruppe zugesprochen. (! Grund des Gesetzes vom 2 0 für die württ. Zwangspensi il des Reichsfinanzministeriun ^ gerufen. Wie wir von zus Anträge Württembergs ab nebst seiner Begründung st München, 27. Jan. 2 schen Landtags wurde Heu brand (Bayerische Volkspa der Verwendung der zwei gestellt wurde, daß Bayern sich bei der ganzen Angele hoben. Auch die Regiert» Wendung dieser Gelder. 2 die Post seien korrekt und Aufklärung über die zwei die bayerische Staatsregicr einstimmige Annahme.

München, 27. Jan. i wurden, ist auch die Bewc Kraft getreten. Er befin! völkischen Führern nieman das Unternehmen Hitlers ^ werden.

Ludwigshafen, 27. 2 meldet, weilte zur Unter! sammenhängenden 2 Milli > der erste Staatsanwalt H< um aus Grund des bisher Erhebungen anzustellen Dorsten, 27. Jan. D pagnie hat gestern den Orl eine Wache zurückgebliebe Leipzig, 27. Jan. T zum Schutze der Republik die Hauptoerhandlung in nassen wegen der sogena sich! nach werden die Be nehmen, da eine grosse Zo hat und zahlreiche Zeugen Berlin. 27. Jan. Der mürber, der sr. Zt. den 2- Erich Pannicke bei Dennc haften. Es ist der 37jäk Krause, der sich auf Grün beigelegt hatte. Der Täte im Mai vorigen Jahres Mädchen in Leipzig began zur L> st gelegten Raubnn Berlin, 27. Jan. G» Mordkommission der 26 Stuttgart im Wartesaal t verhaftet, de» Lustmord a Gantner bestreitet voriäuf einer Verbindung zu steh« Berlin, 27. Januar. Trendelenburg erneut zu> Wie der amtliche preußisc Staatsregierung von ein« Februar abgesehen. Es ! bisher gellenden Mietense Kakerbeck »Kreis Gc hier nach dem benachbart in Abständen von 15 M ln 50 cm Höhe vom Er Gestern abend kam ein ft zum Sturz. Die angestel! von Erfolg. Die Attentä Warschau, 27. Jan. graphenamtes hat alle ih samten Schriftwechsel Ubk Telegraphie, das Fernspr, mit den Danziger Behör! auf alle deutschen Schrei Sprache geantwortet wer!

Zürich, 27. Jan. D stimmung zur Rückstau: Elekirizitätsgesellschaft ge Arosa, 27. Januar. Studenten von Daoos ai weit rechts und gelangte» Helm Eilenberger aus Leh Die Leiche konnte erst c bracht werden.

Rom, 27. Fan. Di» italienische Bevölkerung Gries ausspreche, weil di von Gries die deutsche 9 es den Italienern unmöc langen. Man glaube dc schieben werde.

London, 27. Jan. ' Anwesenheit Dr. Eckener regelmäßigen transatlar New-Pork und Hambur New-Pork, 27. Ja die Lufischiffsstation Lai muda fliegen, wo es dre verankert bleiben wird.

Washington, 28. 2 für die aus dem Welt eine Liste, wonach Ford» Dollar bewilligt wurden Schanghai, 27. Ja Nische halbamtliche Nack Wür

Stuttgart, 27. I« heute nachmittag sein« vollen Protest des P bruch der alliierten N men. Auch der wür! württembergischen Vo ner Entrüstung darü Zusagen bezüglich de Rheinlandzone nicht e Mächte, die doch wahr schen Reich nirgends, ihre Unterschriften ai leugnen und zu einer deutsche Volk durch se Wenn von Sicherheit wird, so hätte wohl Völkern der Welt -da Sicherheiten zu fordei rechtswidriger Gewalt land Anspruch erhebt, des Gesetzes zur vorli ledigt. Alsdann erös ratung des Etats mit einer Kritik am daß sich in Württemi Luthertum schon im ° Zentrumsminister die