beseitigen. Da ihm dies nicht gelang, zag der Angeklagte den Wörz zu Rate mit dem Erfolg, daß das Mädchen unter dessen roher und unsachgemäßer Behandlung am 16. September starb. Gegen Wörz schweben wegen Abtreibung weitere Verfahren. Das Urteil lautete gegen Wörz wegen versuchter Abtreibung auf drei Jahre Gefängnis und Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren, gegen Perermann auf zwei Jahre Gefängnis wogen Beihilfe zur versuchten Abtreibung.
Künzelsau, 9. Dez. (Tödlicher Autounfall.) Der frühere Teilhaber der Firma Heinrich Böhm, Jakob Büch'enstein, ist auf einer Autofahrt tödlich verurglückt. In Döczbach lud er die Brüder Heber zur Mitfahrt ein. Bei Stachenhausen kam der Wagen ins Gleiten und prallte auf eine Telegraphenslang-. Die drei Insassen wurden mit großer Wucht herausgeichleudert. Einer drei Brüder Heber flog über einen Gartenzaun, kam aber mit geringen Verletzungen davon. Sein Bruder und der Chauffeur blieben unverletzt. Büchsenstein erlitt so schwere innere Verletzungen, daß er tot vom Platz getragen werden mußte. Eine Gerichtskommission hat sich an den Unfallort begeben.
Bade«,
Pfullendorf, 6. Dez. Dieser Tage brachte eine dem Landwirt Johann Heigle in Jllmensee gehörende Kuh ein Kalb zur Welt, das am Hinteren rechten Bein zwei Kniee hatte. Das obere schaute rückwärts, das untere vorwärts. Der untere Teil des Fußes hatte die Form eines Hakens. Das Kalb >oar zunächst gesund, ging aber nach einigen Tagen ein.
Böhrenbach (Schwarzw.), 9. Dez. Gestern mittag sahen Einwohner in der Wohnung des Gendarmen Eichhorn hier, eines tüchtigen und gewissenhaften Beamten, noch Licht brennen. Da ihnen dies auffallend erschien, forschten sie nach und fanden den Gendarmen und seine Frau, letztere noch mit einem Pelz angetan, tot auf dem Boden liegen. Der Gsirdarm hatte ,,nt seiner Dienftpistole seine Frau und sich selbst erschossen. Eichhorn hatte mit seiner Frau am Sonntag abend noch ein Konzert in Vöhrenbach besucht. Gleich nach der Rückkehr scheint er die grausige Tat begangen zu haben. Unglückliche Familienverhältnisse sind als Ursache anzusehen. Wachtmeister Eichhorn war 29 und seine Frau 21 Jahre alt. Das Kind lag in seinem Bett, wo es durch den Führer der Vöhrenbacher Gendarmeriestation vorgefunden und mitgenommen wurde
Aach (Amt Engen), 9. Dez. Gestern abend zehn Uhr ertönte Feuerlärm. Im früheren Wohn- und Oekvnomiegebäude des Bürgermeisters Trippel war Feuer ausgebrochen. In kurzer Zeit stand das Haus in Flammen, sodatz ,,-s nicht möglich war, von dem Mobilar, den Fahrnissen und Geräten etwas zu retten. Das Haus war bewohnt von einer Arbeiterfamilie mit sechs Kindern. Der Brand griff auch auf das Anwesen des Seilers Fritz Trippel über, das ebenfalls in kurzer Zeir in Asche gelegt wurde. Auch hier konnte nichts von den Fahrnissen usw. gerettet werden. Lediglich das Vieh konnre aus beiden Anwesen in der Hauptsache in Sicherheit gebracht werden. Die Brandursache ist noch unaufgeklärt. Der ziemlich erhebliche Schaden ist nur mangelhaft durch Versicherung gedeckt.
Säckingen, 9. Dez. (Brandstiftung.) Das Großfeuer im Sägewerk Kähny ist zweifellos auf Brandstiftung zurückzu- führen. Unter diesem Verdacht wurde in Murg ein Mann aus Mannheim festgenommen, der wegen Diebstahls mehrfach vorbestraft ist und in Waldshut einige Diebstähle ausgesülwt hatte. Man nimmt an, daß er im Sägwerk Kähny Treibriemen entwendet und, um den Diebstahl zu verdecken, den Brand angelegt hat. Er dürfte hierhei noch einen Helfershelfer gehabt haben.
Bermneytes
Lange Reise. Im Jahre 1906 wurde in Speyer von einer damals noch ledig gewesenen Frau eine Ansichtskarre an ihre Eltern in Bellheim aufgcgeben. Diese Karte kam dieser Tage an. Die Karte hatte also genau 18 Jahre gebraucht, um den Postweg von Speyer nach Bellheim zzurückzulegen.
Gemeiner Streich. In der Nähe von Oberstdorf bemächtigten sich einige Burschen bei Nacht eines nach Tiefenbach heimkehrenden Mädchens, zogen dieses bis auf die .Haut aus und verschleppten die Kleider. Das Mädchen suchte einen Schuppen auf und suchte sich vor Kälte zu schützen. Hiebei fand die Mißhandelte eine alte Arbeitshose, mit der sie sich hekleidcte und unter dem Schutze der Dunkelheit den Heimweg antrat. Die Täter — verschmähte Liebhaber — sind bekannt.
Angerstein, der Massenmörder von Haiger, hat in der Klinik in Gießen seine bisherigen Geständnisse dahin erweitert, daß er zugibt, den Plan zum Mord vor vier Wochen geroßt zu haben. Er sei fest entschlossen gewesen, nach der Bluttat Selbstmord zu begehen. Der Grund seien seine wirtschaftlichen Schwierigkeiten gewesen, ferner, daß er mit seinem Tode seinen persönlichen Ruf retten wollte. Deshalb habe er alle die Leute noch beseitigen müssen, die Ungünstiges von ihm wußten. Tie Ermittlungen über das Vorleben Angersteins haben bereits ergeben, daß eine Anzahl dunkler Punkte in seinem Leben vorhanden sind. In seinem früheren Wirkungskreis sind zwei junge Mädchen verschwunden, unter denen sich auch eine Braut Angersteins befunden haben soll.
Ein Globetrotter ohne Beine. Zurzeit durchwandert ein merkwürdiger Globetrotter das Elsaß. Es ist dies ein Herr Pernod, Mitglied des Touring-Club de France, der beide Beine amputiert hat und auf hölzernen Beinen und unter Zuhilfenahme von Krücken des Weges marschiert. Er will in vier Jahren die Welt umreisen auf Grund einer Wette. Seinen Unterhalt bestreitet er aus dem Erlös des Verkaufs von Ansichtspostkarten, für die er guten Absatz findet, da man dom Unglücklichen gerne etwas abkaust.
Eine unglückliche Wette. Aus Jest in Süditalien wird von einer unglücklichen Wette berichtet, die einem dortigen Fleischer- Meister das Leben gekostet hat. Dieser hatte mit etlichen Freunden eine Wette über eine hohe Summe abgeschlossen, daß er in der Lage sei, sechs Pfund Kutteln hintereinander zu verspeisen. Und er gewann tatsächlich die unwahrscheinliche Wette! Aber kurz darauf wurde er von entsetzlichen Magenkrämpfen befallen, denen er unter furchtbaren Schmerzen erlagt Der Fleischermeister hinterläßt eine Frau und fünf Kinder.
Handel und Verkehr.
Stuttgart, 9. Dez. Dem Dienstagmarkt am Vieh- und Schlachthof waren zugeführt: 81 Ochsen (unverkauft 6), 17 Bullen, 179Iung- bullen (91, 177 Iungrinder (7), 95 Kühe, 347 Kälber, 994 Schweine, 18 Schafe, 2 Ziegen. Erlös aus je 1 Ztr. Lebendgewicht: Ochsen I.
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44 -47 (letzter Markt: 42 48'. 2. 38-41 <37 -40), 3. 30—35 (30 bis 34>, Bulle» 1. 44-46 (43-46 , 2. 39-42 (38—41), 3.31—37 (30 bis 35), Iungrinder I. 49-53 (48—52), 2. 40—46 (39-45), 3. 31—38 (30—37), Kühe I 30 40 (30-39), 2. 19-28 19 -27 . 3. 12—17 (unv.). Kälber I. 70-73 ,64 -67 , 2. 60 67 53-62, 3. 48—57 (44 50), Schafe 1.55 62 (unv.), 2. 35-50 (unv.), Schweine 1. 84 bis 86 t85-86), 2. 78-83 80—84), 3. 72-78 (unv.), Sauen 64 bis 76 (69—78) Mark. Verlauf des Marktes: belebt.
Bietigheim, 8. Dez. (Viehmarkt.) Zufuhr: iS7 Ochsen und Stiere, 127 Rinder und Kalbinnen, 135 Kühe, 14 Kälber, zusammen 463 Stück. Verkauft wurden: ein 15 Monaee altes Rind mit 220 Kg. um 240 Mark, ein 18 Mon. a. Rind mit 350 Kg. um 300 Mark, ein fettes, 18 Mon. a. Rind mit 460 Kg. um 395 Mark, eine Kalb in mit 510 Kg. uni 540 Mark, mit 660 Kg. um 610 Mark, ein Paar zweijährige Stiere mit 710 Kg. um 724 Mark, ein Paar Ochsen mit 935 Kg. um 1070 Mark, ein Paar Ochsen mit 1460 Kg. uni 1240 Mark, eine Schlachtkuh mit 470 Kg. um 240 Mark, eine Schlachtkuh mit 570 Kg. 270 Mark, eine trächtige Kuh mit 600 Kg. 530 Mark. Der .Handel mit Jungvieh war lebhaft.
Fruchtpreise. In Geislingen kostete Weizen 12—12.50, Haber 8 Mark; in Nagold Weizen alt 14—15, neu 10.50—12, Gerste neu 10—11, Roggen neu 10, Haber alt 11.80, neu 8.40 Mark, in Ravensburg Besen 7.50—8.50, Weizen alt 11.50 bis 12.50, Roggen 10—10.50, Gerste alt 10.50—11.50, Haber alt 11.50—12 Mark, in Reutlingen Weizen 11.50—11, Gerste 11—12, Haber 7.80—11.20, Unter!. Dinkel 9—11.50, Alber Dinkel 9—11 Mark, je der Zentner._
Meus*»* Nackvichte«
Köln, 9. Dez. Bereits seit den Wahlen zur Nationalversammlung wird nach den Geschlechtern getrennt gewählt. Bei den Wahlen am vergangenen Sonntag erhielten die Sozialdemokraten 13 000, die Kommunisten 12 000, die Deutsche Volkspartei und die Demokraten je 3600 Frauenstimmen weniger als Männerstimmen. Dagegen übertrafen beim .Zentrum die Frauenstimmen die Männerstimmen um 17 000.
Schwerin, 9. Dez. Gegen den deutschvölkis'Hen Vizepräsidenten des mecklenburgischen Landtags, Gisse, war ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden, da Giese beschuldigt wurde, sich an Frauen, mit denen er amtlich zu tun hatte, vergangen zu haben. In nichtöffentlicher Verhandlung wurde Giese zur Dienstentlassung und zur Tragung der Kosten des Verfahrens verurteilt.
Wien, 9. Dez. Die Bundesversammlung wählte Dr. Michael Harnisch auf weitere vier Jahre zum Bundespräsidenten.
Genf, 9. Dez. Die Beratungen des Genfer Sicherheitspro- Lokolls wurde auf die Märzsitzung des Völkerbundsrats verschoben.
Paris, 9. Dez. Der Dampfer „Cigale", der d-s Küstenschifffahrt zwischen der Mauritius-Insel Reunion und Madagaskar versieht, ist, einer Meldung aus Reunion zufolge, auf der Höhe der Mauritius-Inseln in Brand geraten. 34 Personen sind gerettet. Ein Rettungsboot mit 18 Personen wird noch gesucht.
London, 9. Dez. Zu dem Ergebnis der deutschen Wahlen schreibt der „Daily Mirrorr", der Sieg des Reichskanzlers Marx zeige, daß die Masse der deutschen Wähler begriff, daß es in ihrem Interesse liege, die Republik zu festigen und eine Regierung zu bilden, die im Stande sei, die für Deutschland cm Dawesplan vorgesehene Regelung zu sichern.
London, 9. Dez. Das englische Parlament wurde gestern mit einer Thronrede des Königs feierlich eröffnet.
493 Abgeordnete im neue» Reichstag.
Nach den weiteren Berechnungen des Statistischen Reichsamts dürfte sich der zukünftige Reichstag aus 493 Abgeordneten zusammen-setzen. Mandate erhalten: Sozialdemokratische Partei Deutschlands 131, Dentschnationale Volkspartei 103, Zentrum 69, Kommunisten 45, Deutsche Volksvartci 51, Nationalsozialistische Partei 14, Deutsche demokratische Partei 32, Bayerische Volkspartei 19, Wirtschaftspartei 17, Landbund 8, Deutsch-Hannoveraner 4. Dieses Ergebnis kann als endgültiges, vorläufiges Ergebnis der Berechnungen angesehen wer- den. Die Bezeichnung des Ergebnisses als „endgültiges vorläufiges" bedeutet, daß Verschiebungen in den Stimmenzahlen sich nunmehr nur noch aus Berichtigungen ergeben, die bei der Nachprüfung der Zählung in den einzelnen Wahlbezirken notwendig werden können. Wesentliche Verschiebungen sind demnach nicht zu erwarten. Der alte Reichstag zählte 100 Sozialdemokraten, 106 Deutschnationale (einschließlich 10 Mitglieder des Landbunds), 65 Zentrum, 62 Kommunisten, 44 Deutsche Volkspartei, 32 Nationalsozialisten, 28 Deutschdemokraten, 16 Bayerische Volkspartei, 15 Wirtschaftspartei (Bayer. Bauernbund, Mittelständer und Deutsch-Hannoveraner), 4 Deutschsoziale. Es gewinnen: Sozialdemokratie 31, Deutjchnarionale und Landbund zusammen 5, Zentrum 4, Deutsche Volkspartei 7, Deutschdemokraten 4, Bayerische Volkspartei 3, Wirtschafts - Partei und Deutschhannoveraner zusammen 6. Es verlieren: Kommunisten 17, Nationalsozialisten 18, Deutschsoziale 4.
Berlin, 9. Dez. Nach den bis 11 Uhr mittag beim Reichs- wahlleiter eingegangenen Meldungen der Kreiswahlleiter wurden an Stimmen für die einzelnen Parteien abgegeben: Sozialdemokratische Partei 7 859 433, Deutschnationale Volkspartei 6180281, Zentrum 4117 481, Kommunisten 2 698 956, Deutsche Volkspartei 3 046 493, nationalsozialistische Freiheitsbewegung 901 601, Demokraten 1915187, Bayerische Volksvartei 1120 752, Wirtschastspartei und Bayerischer Bauernbund 999 703, Landbund 498 003, Deutsch-Hannoveraner 262569, Deutscksoziale 157 835, nationale Minderheiten 92 565.
Die Landtagswahl in Preußen.
Das endgültige vorläufige Ergebnis für die Landtagswahlen stellt sich wie folgt: Sozialdemokraten 4 557 429 (Mandate 114), Dentschnationale 4 345 996 (109), Zentrum 3 223 593 (81), Kommunisten 1762 447 (44), Deutsche Volkspartei 1790 846 (45), Nationalsozialisten 453 717 (11), Demokraten 1078 557 (27), Wirtschastspartei 452539 (11), Deutsch-Hannoveraner 259 370 (6), Nationale Minderheiten 88203 (2). Die übrigen Parteien haben kein Mandat erhalten.
Ausscheiden Hamms ans der Reichsregiernng.
Wie die „Allgemeine Parlamentskorrespondenz" hört, wird Reichswirtschaftsminister Hamm gemäß seiner schon früher ausgesprochenen Absicht aus der Regierung, ausscheiden. Er ist als Nachfolger für das kürzlich verstorbene geschäftsführende Präsidialmitglied des deutschen Industrie- und Handelstags, Bradet, in Aussicht genommen.
Loebe wieder Reichstagspräsident?
Die neue Zusammensetzung des Reichstages bedingt auch einen Wechsel in der Persönlichkeit des Präsidenten. Alle Parteien haben nach der Wahl vom 4. Mai den Grundsatz anerkannt, daß die stärkste Partei den Präsidenten zu stellen hat. Deshalb wurde damals der deutschnationale Kandidat Wallraf gewählt. Jetzt haben die Deutschnationalen wieder den Sozialdemokraten Weichen müssen. Es ist also selbstverständlich, daß deshalb wieder die Sozialdemokraten den Präsidenten stellen. Sie werden wieder Herrn Loebe präsentieren, der sich durch seine ruhige und unparteiische Amtsführung eigentlich bei allen Parteien Vertrauen erworben hat. Präsident Wallraf wird den Reichstag einberufen, dann aber natürlich in der ersten Sitzung schon das Amt an Herrn Loebe abgeben müssen.
Zur Frage der Regierungsbildung im Reich
schreibt die „Zeit" als Antwort auf Aeutzerungen des sozialdemokratischen Führers und früheren Reichstagspräsidcmen Loebe, in denen sich dieser für die Bildung üer großen Koalition aussprach: Die Deutsche Volkspartei habe un alten Reichstag eine gradlinige Politik verfolgt, die in die Linie einer gesamtbürgerlichen Regierung einmünden sollte. Soviel wir wissen, wird sie diese Linie den Demokraten und den Sozialdemokraten zuliebe jetzt nicht abbiegen, sondern sie wird bei dem bleiben, was vor der Auflösung des Reichstags das einzig mögliche war und auch heute noch geblieben ist. ^Verwirklichen läßt sich diese Möglichkeit natürlich nur, wenn die Deutschnationalen sich zur Fortführung der bisherigen Außenpolitik bekennen, wie sie es vor der Auflösung des Reichstags vorvelialtlos getan haben. — Im Gegensatz zur „Zeit" schreibt das „Berliner Tageblatt": Es gilt jetzt, die große Koalition auf die Beine zu stellen. Der Reichskanzler braucht, wenn das Kabinett ibm zustimmt, nur an die Sozialdemokraten herantreten und sie zum Eintritt in die Regierung aufzufordern.
Der Mordprozetz Haarman«.
Im weiteren Verlauf der Vernehmung gibt Haarmann eine andere Schilderung von seinem Zusammensein mit Häußer- mcrnn. Den Polizeiausweis habe Häußermaun selbst gestempelt, was Häußermaun schließlich zugeben muß. Der Angeklagte benennt eine Reihe von Zeugen dafür, daß Häußermaun stets die Hälfte der Belohnungen von Haarmann bekommen habe. Weiter wird noch der Polizeibeamte Hannemann, der Vorsteher des Polizeigefängnisses vernommen. Darauf tritt eine Mittagspause ein. Die Nachmittagssitzung wird größtenteils unter Ausschluß der Oesfentlichkeit stattfinden. Nach der Mittagspause kam es zu einem kleinen Zwischenfall. Als Grans bei einigen unwesentlichen Fragen wieder Haarmanns Behauptungen leugnet, sagt Haarmann erregt: Ich habe ihn noch immer geschont. Hätte Grans ehrlich zugegeben, wie er mich belogen und betrogen hat, dann hätte ich geschwiegen. Zu Grans gewendet: Warte nur, jetzt kommst du auch noch dahin, wo ich hinkomme! Die Zeugin Dora Mrutzek mit ihrer Freundin Emmi Schulz verkehrte viel in Haarmanns Wohnung und schildert den Fall des Berliners Franke. Sie sagt, daß sie eines Morgens den Jungen mit dem Gesicht zur Wand im Bett unbeweglich liegen gesehen hätte. .Haarmann habe zu ihr gesagt, daß er schlafe. Die Zeugin Mrutzek bejaht die Frage des Vorsitzenden, ob Haarmann völlig in GranS Hand gewesen sei. Haarmann habe alles getan, was Grans sagte. Sie habe wiederholt gesagt, er solle doch Grans laufen lassen. Er ließ ihn dann gehen, rief ihn aber immer wieder zurück, weil sie daun Wohl Angst vor einander hatten. Darauf wird die Verhandlung auf Mittwoch vormittag 9 Uhr vertagt.
Die französischen Schulen im Saargedirt.
Berlin, 9. Dez. In einem 83 Seiten starken Heft veröffentlicht heute das Auswärtige Amt seinen Notenwechsel mit der französischen Regierung über die französischen Schulen im Saargebiet. Besonders in der bisher noch nicht veröffentlichten Note vom 1. Dezember wird entschieden gegen die Drangsalierung der deutschen Bewohner des Saargebiets, di? ihre Kinder nicht in französische Schulen schien, Stellung genommen. Die Note ersucht schließlich, den Völkerbund zu veranlassen, daß Nachwahlen getroffen werden, um die Schulverhältnisse im Saargebiet mit den Bestimmungen des Versailler Friedens- Vertrages in Einklang zu bringen.
Der Novemberbericht des Generalagenten.
Berlin, 9. Dez. Die Novemberbilanz des Generalagenten Gilbert schließt mit 66 Millionen Mark Einnahmen gegenüber 82 Millionen Mark Ausgaben ab. Als Einnahmen sind verbucht: Erträge der deutschen auswärtigen Anleihen 15 000 000 Mark, Leistungen an England und Frankreich 19 000 000, Be- satzungskvsttn 5 000 000, Schäden und Reguisitionen in den EinbruchsgeRcten 18 000 000, von Franzosen und Belgiern m Westdeutschland erhobene Abgaben 6 600 000 Mark. Das Büro des Generalagenten hat seit seinem Bestehen 235 920 846.80 Goldmark eingenommen und 225 027 349.04 Goldmark ausgcgeben, sodaß es heute über einen Bestand von 11 Millionen verfügt.
Zur 3. Steucrnotverorömmg.
Berlin, 9. Dez. Alsbald nach Bcründigung der 3. Steuernotverordnung hat das Reichsgericht ihre Rechtsgültigkeft eingehend geprüft und ausdrücklich festgestellt: Trotzdem ist die Verordnung auch noch in neuerer Zeit vielfach als ungültig bezeichnet worden. Damit ist auf weiten Gebieten der Auswertung eine Unsicherheit in der Beurteilung von Rechten und Pflichten eingetreten, die die Grundlage des Kredits' bedroht und damit eine ernste Gefahr für die Gesamtwirtichaft, insbesondere für die Erhaltung der Steuerkraft und der Währung, schafft. Der Reichspräsident hat sich daher aus Vorschlag der Reichsregierung entschlossen, die Vorschriften der 3. Steuernotverordnung und der Durchführungsverordnungen in eine gemäß Art. 48 der Reichsverfassung erlassenen« Rechtsverordnung zu übernehmen. Damit ist bis zu der bevorstehenden Regelung der Aufwertung im Wege der Gesetzgebung ein gesicherter Rechtszustand geschaffen.
Kommunistische Streikhetze.
Die kommunistische Partei Deutschlands versucht die Erregung, die unter den Eisenbahnarbeitern und auch in einem Teil der Beamtenschaft herrscht, durch eine groß angelegte Propaganda zu steigern. In den letzten Tagen haben, nachdem sich eine von der kommunistischen Partei einberufen,e öffentliche Eisenbahnerversammlung über die Lohn- und Gehalts, egelung aussprach, Besprechungen mit dem Bezirksbetrieösrat von Berlin, und zwar mit den Radikalmitgliedern dieser Organisation, stattgefundeu, in denen man beschloß, eine Konferenz der Even- bahnfunktionäre nach Berlin einzuberusen, um hier über gewisse Maßnahmen Beschlüsse zu fassen. Diese Aktion geht von der radikalen Gruppe aus, die früher den auf sreigewerkschast- lichem Boden stehenden Eisenbahnerverbändere angehörre.
Die Unterdrückung der Deutschen in der Tscheche!.
Prag, 9. Dez. Am Sonntag fanden in zahlreichen großen Lokalen große Kundgebungen der deutschnationalen Parteien als Protest gegen das herrschende Prager System statt, das auf die vollständige Entrechtung der besiegten Deutschen abzielt. Alle Versammlungen Verliesen in würdiger und eindrucksvoller Weise. Es wurden Entschließungen gefaßt, in denen die rascheste Bildung einer deutschen Volksorganisation gefordert wird, um den Entnationalisierungsbestrebungen der tschechischen Machthaber ein Halt entgegenzusetzen.
Herriot gegen jedes weitere Moratorium für Deutschland.
Paris, S. Dez. Zu Beginn der heutigen Kannnersttzung richtete der Abgeordnete Klotz eine Anfrage an den Ministerpräsidenten, die er, wie er sagte, seit Wochen wegen der deutschen Reichstagswahlen zurückgestellt habe. Er erklärte, Stresemanu habe im August im Reichstag Vorbehalte hinsichtlich der Arst-
Aus der Schule. (Wahres Geschichtchen.) Der Lehrer will erklären. Was Gut und Böse sei. „Gut ist... nun laßt mal hören, Was denkt ihr euch Labei?" Da hebt die ganze Klasse Die Finger in die Höh' — „Nun?" — „Gut st eine Tasse — Kathreiners Malzkaffee!" Der Gehalt macht')!
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