rramtSstadt Neuenbürg.

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Dienstsg, 9. Dezember. abe»»S 6 Uhr.

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Renenbirz, Dienstag, de« 9. Dezember 1924

82. Jahrgang.

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Deutschland.

Stuttgart, 8. Dez. Kirchenpräsident O. Dr. von Mer; und Prälat I) Dr. Schoell haben sich zu den Verhandlungen des Deutschen Evangelischen Kirchenausschusses nach Berlin be­geben. Die Verhandlungen betreffen insbesondere den Auf­bau des Deutschen Evangelischen Kirchenbundrs und den An­schluß deutscher evangelischer Auslandsgemeindon an den Kir­chenbund.

München, 8. Dez. Die Verteilung der Litze aus der Ge­meinderatswahl geschieht wie folgt: Sozialdemokraten 13, De­mokraten 2. demokratische Beamte 1, nationale Wahlgemein­schaft 21, Nationalsoz allsten 3, Völkischer Block 3, Mittelstand 3, Mieter 1, Kommunisten 4. Damit ist die bisherige sozialistische Mehrheit gebrochen.

München, 8. Dez. Gegen den sozialdemokratischen ersten Bürgermeister von München, Schmidt, ist Strafanzeige erstat­tet worden, weil er einen sozialistischen Vertrauensmann be­auftragt hatte, ein Plakat der Heimattreuen zu entfernen.

Der neue hessische Landtag.

Darmstadt, 8. Dez. Bei den gestrigen Wahlen zum. Hessi­schen Landtag wurden gewählt 25 Sozialdemokraten, 5 Deutsch­nationale, 11 Zentrum, 4 Kommunisten, 9 Deutsche Volkspartei,

1 Nationalsozialist, 6 Deutsch-Demokraten, 9 Hessischer Bauern­bund und Rheinhessische Landliste. Es ist möglich, daß das Zentrum einen weiteren Sitz erhält. Der bisherige Landtag zählte 24 Sozialdemokraten, 3 Deutschnationale, 13 Zentrum,

2 Kommunisten, 10 Deutsche Volkspartei, 5 Deutsch-Demokra­ten, 11 Landliste und Bauernbund, 2 NWD.

Bekannte Abgeordnete im neuen Reichstag.

Berlin, 8. Dez. Von den Deutschdemokraten ist Koch zwei­mal gewählt, in Berlin und Oldenburg. In Berlin ist noch Frau Luders gewählt. In Potsdam Dernburg, in Düsseldorf Erkelenz, in Hessen Dr. Schücking, in Schleswez-Holitein der frühere Botschafter Bernstorff. Umstritten ist noch die Wahl des Grafen Keßler in Westfalen und Bernhards in .Halle. Unter den in Berlin gewählten Sozialdemokraten .st zu nennen der Führer der großen Angestelltengewerkschaften Aufhäuser. Durch den starken Stimmenüberschuß auf der Reichsliste erscheint die Wahl der sozialdemokratischen Abgeordneten Hilferding, Dr. Hertz, des früheren Volksbeauftragten Landsberg und des Chef­redakteurs desVorwärts", Stampfer, als gesichert. In den Wahlkreisen sind außer den früher genannten Sozialdemokraten noch sicher gewählt der alte Eduard Bernstein in Potsdam, Breitscheid in Potsdam-Havelland, Wels in Frankfurt a. O., der frühere Reichstagspräsident Lobe in Schlesien, Henke in Bremen, Severing und der preußische Ministervräsidsnt Braun in Rheinland-Westfalen, der frühere Minister Süllmann in Köln, der frühere Reichskanzler Hermann Müller in Nürnberg, Frau Sonder in Dresden, Hildenbrand in Württemberg, Ull­rich, Dr. David und Dr. Quissel in Kassel, Gratzmann in Ham­burg. Von Len Deutschnationalen ist noch gewählt der Enkel Bismarcks im Wahlkreis Niederweser, Graf Tchulenburg, der Generalstabschef des Ex-Kronprinzen in Mecklenburg, Professor Spahn, der deutschnationale Sohn des alten Zentrumsführers Spahn in Köln. Vater und Sohn werden sich also im Reichs­tag als feindliche Parteiangehörige gegenüberstehen. Ein neuer Mann im Reichstag ist auch der Abgeordnete v. Lindeiner, der Generalsekretär der Deutschnationalen Partei. In West­falen ist noch als deutschnationaler Kandidat Dr. Hugenberg, der Besitzer des schwerindustriellen Zeitungskanzerns, gewählt. Bei den Deutschvölkischen scheint Wulle in Potsdam durchge­fallen zu sein. Auch die Wahl des Grafen Reventlow in Schles­wig-Holstein ist gefährdet. Von der Deutschen Volkspartei werden die Professoren Kahl und Rießer auf nie Reichsliste ge­wählt. Die Kommunisten erhalten auf der Reichsliste das Man­dat ihrer alten Führerin Klara Zetkin.

Ausland«

Budapest, 6. Dez. Nach einer Meldung desPester Lloyd" ist kurz vor der Urteilsverkündung im Bombenattentatsprozeß Martth eine sensationelle Wendung eingetreten. Der nach dem Auslande entflohene Angeklagte und Kronzeuge Franz Kiß richtete an die Verteidigung ein Schreiben, in dem er Martty und Genossen zur Widerrufung ihrer Aussagen, es sei von der Polizei durch Mißhandlungen das Geständnis von ihnen er­preßt worden, auffordert. Die Angeklagten hätten Lurch gegen­seitige Fußtritte die Spuren von Mißhandlungen vorgetäuichtz Kiß gibt an, unter dem Fußboden seiner Wohnung in Buda­pest eine Anzahl wichtiger Briefe verborgen zu haben. Die Verteidigung hat das Schreiben des Kiß dem Gerichtspräsiden­ten überreicht. Die Untersuchung der Fälle bis z. Zt. ergeb­nislos gewesen.

London, 8. Dez. Die Pariser Besprechung zwischen .Herriot und Chamberlain dürfte zu einem neuen englisch-französischen Kuhhandel auf Kosten Deutschlands führen.

Frankreich und der Wahlausfall.

Paris, 8. Dez. In den ersten Morgenstunden haben die Wahlresultate, soweit sie hier vorliegen, lebhafte Genugtuung hervorgerufen. Die Niederlage der deutschen Kommunisten fin­det in Anbetracht der augenblicklichen Vorgänge in Frankreich eine ganz besondere Würdigung, während die Wahlvcrluste der Völkischen mit großer Befriedigung ausgenommen »verden. In den aus Deutschland kommenden Berichten unterstreicht man besonders, daß diesmal weniger Wähler an die Urne geschritten sind, als am 4. Mai. Die Zeitungen widmen den Ergebnissen den größten Raum, sind aber noch vorsichtig mit Len Kommen­taren. Ministerpräsident Herriot, der sich gestern in Roubaix aufhielt, wurde bei der Rückkehr bereits über die ersten Wahl­resultate in Deutschland unterrichtet. Herriot, der in Roubaix nicht bloß Gegenstand großer Huldigungen, sondern, wie Lies

öfters vorkommt auch das Ziel heftiger Beschimpfungen ge­wesen war, sagte zu seiner Umgebung:Ich hoffe, daß uns die deutschen Wahlen recht geben. Die großen Boulevardblätter sind dank ihrer Berliner Berichterstatter und besonderen Vor­kehrungen in der Lage, die Ergebnisse der oeutschen Wahlen, soweit dies bis morgens drei Uhr möglich ist, mitzuteilen. In den linksrepublikanischen Blättern liest man nur Depeschen, die sich auf den Stand des Sonntagnachmittag beziehen. Das Echo de Paris" bringt aus Mainz eine sensationelle Depeiche, die im Hinblick ans die ultranationalistische Richtung dieses Blattes köstlich ist. Sie lautet:Die extremen Parteien in Mainz sind zusammengebrochen. Der Berichterstatter schreibt diese Niederlage der französischen Rheinlandpolitik zu."

Hinrichtung der spanischen Revolutionäre.

Aus Spanien wird gemeldet, daß die Revolutionäre, die vor dem Kriegsgericht in Vera freigesprochen und dann durch das Madrider Ausnahmegericht zum Tode verurteilt wurden, Sonntag morgen sieben Uhr hingerichtet worden sind. Einer der drei Verurteilten hat vor der Hinrichtung Selbstmord durch Sturz aus dem Fenster verübt. Die Pariser Linkspresse prorc- stiert gegen diese Hinrichtung und nennt es ein Seitenstück zur Erschießung des Anarchisten Ferer.

Bündnisplime der Randstaaten gegen Rußland.

R ga, 7. Dez. Wie hier verlautet, hat der Kommunisten­aufstand in Reval zu Verhandlungen über ein Schutz- und Trutzbündnis der baltischen Staaten gegen Rußland geführt.

Die gerichtliche Untersuchung ergab in Bestätigung der Teilnahme russischer Agitatoren an dem Revaler Putsch, daß in der letzten Zeit vor dem Aufstand in Reval einzelne Gruppen von drei bis vier Mann aus Sowjetrußland auf ungesetzlichem Wege nach Estland gekommen sind. Alle russischen Teilnehmer am Aufstande haben in Sowjetrußland die Agitatorenkurie be­sucht. Es ist festgestellt, daß die beschlagnahmten Sachen rus­sischen Ursprungs sind. Die Pläne waren in Rußland aus­gearbeitet und alle Verhafteten hatten falsche Pässe. Während des Ausstandes wurden die Befehle in russischer Sprache erteilt.

Der bewaffnete Friede.

London, 6. Dez. DerMaily Mail" meldet aus Tokio: Ein anscheinend inspirierter Artikel in den Blättern erkläre, daß in Marinekreisen die im Stillen Ozean geplanten ameri­kanischen Flottenmanöver als weit über die von Coolidge in seiner Botschaft angesetzten Grenzen hinausgehend «betrachtet werden. In dieser Botschaft hatte Coolidge diese Hebungen und Manöver als für nur die notwendigsten flir eine wirksame Verteidigung bezeichnet. Die imaginäre Mitwirkung der austra­lischen Flotte werde nach der Meldung desDaily Mail" für besonders bedeutsam betrachtet. Nach einer Meldung desDaily Telegraph" aus Tokio ist für heute eine Protsstvcrsammlung gegen die amerikanischen Flottenmanöver im Stillen Ozean ge­plant und anberanmt worden. Unter den Rednern befinden sich hervorragende Parlamentarier aller Parteien.

London, 6. Dez. Reuter berichtet aus Washington, daß der Plan für die amerikanischen Flottenmanöver, die im nächsten Sommer im Stillen Ozean stattfinden, die Entsendung der mächtigsten amerikanischen Armada, die je zu den Antipoden gesendet wurde, umfaßt. Die Schiffe werden nach Australien und Neuseeland gesandt werden.

Senator Borah gegen das Haager WeltschiedSgericht.

Senator Borah, der neue Vorsitzende des Senaisansschuises für auswärtige Angelegenheiten, erläßt eine Erklärung, die man gerabezu eine Kriegserklärung gegen den Plan eines Bei­tritts der Vereinigten Staaten zum Weltschiedsgrricht betrach­ten muß. Solange dieses Institut, erklärte Borah, mit dem Völkerbund in Beziehungen steht, könne von einem Beitritt Amerikas keine Rede sein. Borah erklärte sich jedoch selbst als Anhänger des Grundsatzes eines Weltschiedsgerichts. Seine Gegnerschaft gegen das Haager Schiedsgericht begründet er damit, daß der Völkerbund nicht unparteiisch sei. Dieser Stand­punkt des Senators ist nur eine logische Folge seiner bisherigen Aeußerungen über Liesen Gegenstand, da er seit langen: als der Führer der sogenanntenUnversöhnlichen" gegenüber dem Völkerbund bekannt ist.

Aus Stadt- Bezirk und Umgebung-

Neuenbürg, 6. Dez. Die Zahl der unterstützten Erwerbs­losen ist in der Zeit vom 16. bis 30. November 1924 weiter zurückgegangen. Am 1. Dezember waren im Bezirk Neuenbürg 56 männliche Erwerbslose mit 73 Zuschlagsempfängern vorhan­den. Gegenüber dem Stand vom 15. November ist eine Ab­nahme von 11 Erwerbslosen zu verzeichnen.

Neuenbürg, 6. Dez. (Unlieb verspätet.) Im Nebenzimmer desHirsch" fand sich am 4. Dezember eine stattliche Schar Schneeläufer und Freunde dieses Sports zusammen, darunter auch einige aus dem Winter 1912/13, dem Gründungsjatzr der Schneeschuh-Abteilung des hiesigen Schwarzwaldoereins, welch letztere unter dem Druck der letzten zehn Jahre leider auch nicht unbeeinflußt blieb. Der Schneelaufsport hat in neuerer Zeit verschiedene Wandelungen mit recht erfreulicher Zunahme der Schneeläufer durchgemacht. Auch hier zeigten sich in den letzten Jahren mehr und mehr wieder Schisportler, was zu dem Ent­schluß führte, einen Verein auf eigenen Füßen zu gründen unter Anschluß an den Schwäbischen Schneeschuhbund, der seinerseits wieder Verbindung mit dem deutschen Schiverband aufrecht hält. Die Gründung eines Vereins als Ortsgruppe Neuenbürg wurde freudigst von allen ausgenommen und gleich­zeitig 39 Beitrittserklärungen abgegeben. Die Führung des Vereins wurde Herrn Stadtpfleger Esstsch übertragen. Das Programm des neuen Vereins wurde bekannt gegeben und von dem alten Schimeister, Herrn Apotheker Bozenhardt, durch interessante Schilderungen seiner eigenen Erlebnisse und durch praktische Winke und Aufklärungen verlockend veran

Dabei sei auch der Herren Schöpfer, Knoblauch und Funk aus Dobel, die trotz des weiten Wegs es sich nicht nehmen ließen, unserer GrünÄrngsversammlung anzuwohnen und ihre Erfah­rungen mit uns auszutanschen, in lobenswerter Weise gedacht. Als Hauptaufgabe des Vereins wurde die Abhaltung von Un­terrichtskursen hier in Neuenbürg ins Äuge gefaßt, um den Anfängern auf möglichst billigem Wege die ersten Grundzüge im Schneelauf, ohne die ein korrektes Laufen und ein Aufstieg zu größeren Unternehmungen nicht ermöglicht werden kann, beizubringen. Zur Ausbildung als Schilehrer wurden die Herren Essich und Dr. Böpple vorgeschlagen, die zur Ablegung der Lehrerprüfung in der Zeit vom 27. bis 31. Dezember 1921 die Bundesschule in Großholzleute besuchen werden. Was in keinem Verein entbehrt werden kann, sind Stiftungen, zum mindesten aber Beiträge, zu denen von Mitgliedern und Freun­den des Schneelaufs das Herz von selbst sich öffnen möge. Der Pflichtbeitrag wurde auf drei Mark, für Jugendliche eine Mark festgesetzt. Von diesen drei Mark fallen zwei Mark dem Schwab. Schneeschuhbund zu, wofür 15 interessante Zeitschrif­ten frei durch die Post ins Haus kommen, jedes Mitglied in der Schi-Unfallversicherung ausgenommen ist und außerdem bei allen sportlichen Veranstaltungen und Unterkünsten! Preisermä­ßigung gewährt wird. Bei der Beschaffung von Ausrüstungen darf Umsicht und Vorsorge nicht unbeachtet bleiben. Die Sach­verständigen des Vereins, Herr Apotheker Bozenharüt und Herr Dr. Stadler, stehen allen bei Einkäufen nnt Rat und Tat zur Seite. Bedarfsanmeldungen sind zunächst an den Vorstand zu richten. Nach Erledigung der Vereinsangelegenheiten iaß die Schneeläuferschar, welcher eine recht erfreuliche Zahl Damen sich angegliedert hat, noch einige Zeit gemütlich beisammen. Das Ergebnis des Abends, die Gründung des Vereins, ist ge­lungen und darf mit der großen Teilnehmerzahl Wohl befrie­digen. Nun noch zu seiner Zeit -den Schnee und das weitere muß auch gelingen. Wer mit Schiern auf tiefem Schnee die Wälder und Höhen im Sonnenglcmz schon durchwandert hat, der kann wohl von einer neuen Welt reden, von Eindrücken der Natur, die leider noch zu vielen fremd bleiben. Schließt Euch an Ihr Sommerwanderer und suchet mit uns die eindrucks­vollen Winkel unseres eingeschneiten Heimatlandes auf, ein frohes Atmen durchzieht Eure Brust und hebt Euch empor zur Allmacht der Natur. Willkommen sei jeder mit gutem Sinn! Schiheil! ^

(Wetterbericht.) Ans dem Westen macht sich immer noch der Einfluß eines Hochdrucks in Süddeutschland bemerkbar, Loch kann mit beständiger Witterung nicht gerechnet werden. Es ist deshalb nur zeitweilig aufheiterndes, im übrigen mehr­fach bedecktes, wenn auch vorwiegend trockenes Wetter zu er­warten.

x Birkenfeld, 7. Dez. Die von der hiesigen Feuerwehr veranstaltete Abendunterhaltung brachte in den Srru- del der Wahlumtriebe wieder ein friedlicheres, gemütvolleres Stimmungsbild. Die Räume des Hotels zum Schwarzwald­rand hatten sich am Samstag abend anläßlich dieser Feier bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Vortragsfolge war ungemein reichhaltig und abwochslungsvoll. In bunter Folge zogen die verschiedenartigen Darbietungen an Auge und Ohr der An­wesenden vorüber. Dabei müssen die Vorträge unserer guten Feuerwehrkapelle in die erste Reihe gestellt werden. Es ist eine angenehme Ehrenpflicht, den in selbstloser Hingabe ausgezeich­nete, rührige Dirigenten, Herrn Heinz, zu dies.m Leistungen zu beglückwünschen. Besonders mögen hervorgehoben werden die Programmnummern: Der Tannenwald, Ouvertüre von Franke, Er weicht der Sonne nicht, Marsch von H. Kaiser, Prl- gerchor und Lied an den Abendstern aus Tannhäuser von R. Wagner, das Dreimäderlhaus, Potpourri von Schubert usw. Eingeflochten in die musikalische Reihenfolge waren die Thea­terstückeDie Wilderer", Schauspiel mit Gesang in fünf Akren, Marke Veilchenseife", Schwank in einem Aufzug undSchuster Lehmann"". Sämtliche Spieler haben ihre Rollen mit Ver­ständnis und Hingabe wiedergegeben, sodaß die Stücke gut zum Vortrag kamen. Der starke Beifall, der den Spielern nach jedem Akt zuteil wurde, war der beste Beweis für die hohe Be­friedigung der zahlreichen Zuhörerschaft.

Württemberg«

Calw, 8. Dez. (Verbrecherjagd.) Der Strafgefangene Gott­lob Aichele, gebürtig aus Merklingen OA. Leonberg, der nn August d. I. auf dem Transport zur Strafanstalt in Leonberg aus dem fahrenden Zug entsprungen war und seitdem von der Landjägermannschast gesucht wurde, ist nunmehr, nachdem er verschiedentlich, ohne daß es gelang, den bewaffneten Verbrecher festzunehmen, in den Oberamtsbezirken Calw und Nagold und in Stuttgart aufgespürt worden war, in Hirsau ergriffen wor­den. Nachdem man seine Anwesenheit in Calw festgestellt harte, wurden sogleich die Vorbereitungen zur Verhaftung getroffen, der sich der gewandte Verbrecher durch die Flucht entzog. Von den Landjägern verfolgt, wurde er in Hirsau durch den Schuß eines dort wohnenden Privatmanns, der sich ihm entgegenstellte, zur Strecke gebracht. Er befindet sich nunmehr schwer verletzt im hiesigen Bezirkskrankenhaus.

Stuttgart, 7. Dez. (DerBevollmächtigte" des Reichs­präsidenten.) Vor dem Augsburger Schöffengericht stand ein am 23. Juli festgenommener Hochstapler, der sich als Leutnant von Bellenberg und Bevollmächtigter des Reichspräsidenten ausgegeben und zahlreiche Betrügereien verübt hat. Der An­geklagte heißt mit seinem richtigen Namen Ernst Mirdel und ist 1901 in Bellenberg bei Jllertissen geboren. Kaum 14 Jahre alt, will er zur Armee und ins Feld gekommen und dort ver­schüttet worden sein, konnte jedoch keine Ausweise dafür bei- brin. Tatsache aber ist, daß er 1916 in einem Reserveregiment stand und durchgebrannt ist. Er verübte in Württemberg zahl­reiche Betrügereien und Diebstähle, wofür er eine mehrjährige

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