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die rechte Schläfe und einen in die Brust beibrachte. Nach einiger Zeit erlangte er die Besinnung wieder und starb sich mit einem Messer in Bauch und Brust. Auch diese Stiche führten nicht zum Tode. Der Selbstmordkandidat begab sich vielmehr mit diesen schweren Ver­letzungen abends nach dem Polizeirevier, wo er um Aufnahme in ein Krankenhaus bat. Als Grund für seine Tat gibt er an, daß er ge- sellschastlich kompromittiert sei.

Berlin, 4. Dez. Heute morgen wurden in ein: Woh­nung in Tempelhof der 63jährige Wohnungsinhaber und sein 71jähriger Untermieter in einem mir Gas gefüllten Zim­mer tot aufgefunden. Stach den bisherigen Ermittlungen scheint der Wohnungsinhaber sich und seinen Untermieter gewaltsam ums Leben gebracht zu haben, doch find die Beweggründe zu der Tat noch nicht geklärt. Die Leichen wurden von der Polizei beschlagnahmt und nach dem Friedhof gebracht.

Breslau, 4. Dez. Gestern abend entgleiste bei der Einfahrt in den Bahnhof Kleinkottorz (Kreis Oppeln! der letzte Teil eines Per­sonenzuges. Hierbei wurde ein Reisender getötet und fünf schwer und sechs leicht verletzt. Die Verletzten haben bis auf zwei, die ihre Wohnung aufsuchen konnten, im Krankenhause Ausnahme gefunden.

Sarkau (Künsche Nehrung), 4. Dez. In der vergangenen Nacht wurden 8 Fischerboote, die zuni Fischfang ausgefahre» waren, zwi­schen zwei und drei Uhr von einem heftigen Nordaststurm überrascht. Von den acht Booten ist bisher nur eines mit den Insasien zurück­gekehrt. Von den anderen Booten sind Trümmer an den Strand geworfen worden. Zwei Fischer sind in RossiNen gerettet morden, 13 werden noch vermißt. Man nimmt an. daß sie alle ertrunken sind.

Paris, 4. Dez. Der neue Botschafter der Sowjetregierung in Paris, Krassin, ist heute vormittag hier eingetroffen. Er gab einem Havasoertreter Erklärungen ab, worin er betonte, daß sein Ziel die Wiederaufnahme der normalen Beziehungen zwischen den beiden Ländern und die Vorbereitung von Besprechungen über die sie in­teressierenden Fragen, sowie die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und Rußland sei.

Paris, 4. Dez. Der britische Staatssekretär des Aeußern, Chamberlain, ist heute abend in Paris eingetrorfrn und namens der französischen Regierung am Nordbahnhof von dem stellver­tretenden Chef des Protokollbüros begrüßt worden.

Paris, 4. Dez. Der französische Kapitän a. D. Sadoul, der in Abwesenheit wegen Hochverrat zum Tode verurteilt wor­den war und gestern aus Moskau nach Paris zurückkehrte, wurde um die Mittagsstunde verhaftet und in das Militär­gefängnis Cherchemidi übergeführt.

Chicago, 5. Dez. In einer Rede im Cornmercial Club in Chicago erklärte Coolidge u. a.: Wir sind ein besonders be­günstigtes Volk. Cs ist unser Wunsch, in einer Welt des Frie­dens zu leben- Wir wissen, daß der Weg zu einem sicheren und dauernden Frieden lang ist und daß kein Land diesen Weg allein wandern kann. Die anderen Nationen, die das gleiche Ziel verfolgen, müssen mitwandern. Coolidge drückte schließlich die Erwartung aus, daß die Befriedung Europas die ameri­kanische Industrie und den amerikanischen Ackerbau günstig be­einflussen werde.

Detroit (Michigan), 4. Dez. An einer Straßenkreuzung stieß ein Eisenbahnzug mit einem Lastwagenzug zusammen, der Terpentin geladen hatte. Das Terpentin sing Feuer. Vier- Frauen verbrannten, zehn Personen erlitten schwere Brand­wunden.

Newport, 5. Dez. Wie aus Rio de Janeiro gemeldet wird, gab das Auswärtige Amt in Aufklärung der Handlungsweise des brasilianischen Konsuls in Tokio, der die Ausstellung von Sichtvermerken abgelehnt hatte, bekannt, daß Brasilien die Ein­wanderung aus allen Ländern zeitweilig verboten hat, bis die Regierung sicher ist, daß auch alle Einwanderer ausreichend untergebracht werden können.

Zum Haiger Massenmord.

Haiger, 4. Dez. Nach seinem umfassenden Geständnis hat Angerstein in der Nacht zwischen 4 und 5 Uhr seine Frau er­mordet. Er erklärte, er und seine Frau >'eien schwer krank gewesen. Er habe deshalb den Entschluß gefaßt, mit seiner Frau aus dem Leben zu scheiden. Er habe befürchtet, inegen der von chm verübten Unterschlagungen seine Stellung und seine Wohnung zu verlieren. Nach der Tötung seiner Frau habe er, um die Tat zu verdecken, die übrigen Hausbewohner, jeden in einem anderen Zimmer, umgebracht. Er habe, als er nach begangener Tat aus der Stadt zurückgekehrt war und ge­sehen habe, daß das Haus noch nicht brannte, erneut Feuer' angelegt. Das Geständnis Angersteins ist hinsichtlich der Mo­tive der Tat noch höchst unklar. Cs steht jedenfalls fest, daß Angerstein mit voller Ueberlegung gehandelt hat.

Berlin, 4. Dez. Der Massenmörder Angerstein ist gestern nacht von Haiger nach Gießen gebracht worden, weil sich die Wut der Einwohnerschaft gegen den im Haiger Krankenhaus behandelten Mörder zu richten drohte. Angerste.n hat nach außen hin Jahre lang den Schein eines bescheidenen und from­men Mannes zu erwecken verstanden, der nicht nur für seine Familie, sondern auch für andere ein Herz hatte, während er insgeheim Fälschungen und Unterschlagungen beging. Sein Geständnis im Haiger Krankenhaus legte er in Gegenwart seines Bruders ab, der von Düsseldorf nach Haiger gekommen war. Der Mörder hat jede Einzelheit der Tat genau über­legt und bei der Ausführung keine Vorsichtsmaßregel außer Acht gelassen.

Köln, 4. Dez. In der Hauptversammlung der Vereinigten Stahlwerke van Zhpen und Wissener Eisenhütte gedachte dcr Vorsitzende der Haiger Bluttat mit Worten des riefften Be­dauerns. Angerstein, der nicht Direktor, sondern nur Buchhal­ter des der Gesellschaft seit 1918 gehörenden Kalkwerks in Hai- ger sei, habe sich bis vor zwei Wochen nichts zuschulden kom­men lassen. Erst seitdem habe man Unterschlagungen in der Gesamthöhe von nicht mehr als 44100 Mark -esdgestellt. Nach weiteren Mitteilungen bezog Angerstein ein Monatsgehalt von 390 Mark neben freier Wohnung, Licht, Brand und Garten­benutzung. Er besaß etwas Vermögen und lebte übrigens kehr bescheiden. Cr kaufte vor Jahren drei, vor zwei Wochen weitere Grundstücke, für deren Bezahlung er vermutlich Unterschlagun­gen machte. Der Gärtner und der Maurer, die ebenfalls Opfer der Bluttat wurden, waren von Angerstein Privatim zu Ar­beiten bestellt.

Erleichterungen im besetzten Gebiet.

Koblenz, 5. Dez. Die Rheinlandkommission beschloß, daß alle deutschen Gesetze und Verordnungen von letzt an grundsätz­lich zu der gleichen Zeit für das besetzte Gebiet Gesetzeskraft erlangen, wie für das unbesetzte Deutschland. Ferner wurde beschlossen, daß in Zukunft die Rheinlandkommission ihr Ein­spruchrecht gegen die Ernennung deutscher Beamten erst dann geltend machen kann, nachdem die Gründe für die Weigerung

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bekannt wurden, sodaß den Betroffenen das Einspruchrecht ge­sichert ist. Die gleiche Garantie wird allen denen gegeben, die auf Veranlassung der Rheinlandkommission ihres Amtes ent­hoben werden sollen.

Hochverratsprozetz.

Leipzig, 4. Dez. Der heutige Verhandlungstag in dem Prozeß geen die Mitglieder des Verbandes schlesischer Aufstän­dischen wurde mit der Vernehmung der 33 2lngeklagrcn aus- gefüllt, die in Deutsch-Oberschlesien wohnhaft, abec sämtlich in Polnisch-Oberschlesien und zwar zumeist in Knurow .Kreis Rhbnik) beschäftigt sind. Sie sind der Ortsgruppe des Ver­bandes in Knurow beigetrcten, da sie, wie sie übereinstimmend erklärten, sonst ihre Arbeitsstätte verloren hätten. Die meisten bekundeten, sie seien deutsch gesinnt, und hätten von den Zielen des Verbandes der Aufständischen nichts gewußt. Soweit sie in dcr Gründungsversammlung oder in einer in Jdaweiche bei Kattowitz abgehaltencn Versammlung davon elivas gehört hätten, hätten sie sich vom Verband zurückgezogen. In der Versammlung in Knurow hätte es sich zunächst nur um eine Protestversammlung gegen die Kündigungen von in Dentfch- Oberschlesien wohnenden Arbeitern gehandelt.

Prozeß Haarman«.

Hannwrer, 4. Dez. Vor dem Schwurgericht Hannover be­gann heute vormittag der Prozeß gegen den Massenmörder Fritz Haarmann und dessen Helfershelfer Hans Grans. Den Vorsitz führt Landgerichtsdirektor Böckelmann. Die Anklage wird durch Oberstaatsanwalt Dr. Wilde, Staatsanwalt ichasts- rat Dr. Wagenschieffer vertreten. Für den Prozeß sind c-tiva 190 Zeugen aufgeboten. Die Anklage beschuldig: Haarmann des Mordes in 27 Fällen und Grans der Anstiftung zum Mord in zwei Fällen. Außerdem hat sich Grans wegen Hehlerei zu verantworten. In einem Nebenraum des Sitzungssaales befin­den sich außerdem die Kleidungsstücke der 27 Opfer, das Feldbett aus der Wohnung Haarmanns, ein Totschläger, eine Fleisch­hackmaschine und eine blutbefleckte Diele. Von der Polizei sind umfangreiche Absperrungsmaßregeln getroffen. Besonders mäh­rend der Ueberführung der beiden Angeklagten vom Gerichts- gefängnis nach dem Schwurgerichtssaal sind die passierenden Straßen geräumt und vollständig abgesperrt. Die Verhandlun­gen werden in den nächsten Tagen früh um 9 Uhr beginnen und bis gegen 3 Uhr nachmittags dauern. Mit der Beweis­aufnahme wird voraussichtlich noch vor Montag angefangen. .Haarmann ist wegen Diebstahls, Körperverletzung und anderer Vergehen vorbestraft. Einmal ist Haarmann auch bereits mit Zuchthaus bestraft worden, einmal mit Gefängnis wegen homo­sexuellen Verkehrs mit Jugendlichen, deren Väter Strafantrag gestellt hatten. Auf eine Frage der Verteidigung erklärt der Staatsanwalt, daß in Zusammenhang mit der -Haarmann- Affaire 144 Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft eingcgangen sind. In 114 Fällen sei die Unschuld Haarmanns zweifelsfrei festgestellt worden, während in drei Fällen noch keine Bestimmt­heit besteht, sodaß mit Sicherheit bisher Haarmann nur 27 Fälle nachgewiesen sind. Dann berichtete .Haarmann über seine Familienverhältnisse.

Hannover, 4. Dez. Im Prozeß gegen den Massenmörder Haarmann wurde, nachdem die Oeffentlichkeit am Schluß der Bormittagssitzung ausgeschlossen war, nach der Miiragspause um 2 Uhr nachmittags nach Wiederherstellung der Oeffentlich­keit die Verhandlung wieder ausgenommen. Nachzutragen ist noch, daß auch der Generalstaatsanwalt und der Oberlandes­gerichtspräsident der heutigen Verhandlung beiwohnten. Haar­mann schilderte zunächst, wie er seinen .Helfershelfer Grans kennengelernt, ihn schließlich mit -in seine Wohnung genommen und dort mit ihm poussiert habe. Der Verkehr sei aber wieder eingeschlafen. Später sei Grans mit Haarmann nach Ham­burg gefahren, wo Haarmann auf Veranlassung von Grans betteln mußte. Auf eine Frage des Vorsitzenden, wieviel junge Menschen Haarmann in der Neuen Straße, in die er damals gezogen war, umgebracht habe, erwiderte Haarmann: Vier oder fünf. Im weiteren Verlauf der Vernehmung schildert Haarmann, wie Kriminalkommissar Muellhofer ihn daraus auf­merksam gemacht habe, daß er infolge seiner Beziehungen zur Verbrecherwelt der Polizei ab und zu Winke geben könnte. Das habe er auch wiederholt getan. Haarmann erwiderte dann auf eine Frage des Vorsitzenden, ob Grans gewußt l>abe, daß er junge Leute umbrachte, ausweichend. Die Zahl seiner Opfer gibt Haarmann dann auf 14 an, es könnten aber auch mehr sein. Entschieden bestreitet er, Fleischteile verkauft, evenrl selbst gegessen zu haben. Im weiteren Verlauf seiner Vernehmung schildert Haarmann die Art der Leichenzerstückelung. Er be­streitet, daß die in der Leine gefundenen Köpfe von seinen Opfern stammten. Darauf wird der Angeklagte Grans ver­nommen. Cr bestreitet, Haarmann znm Betteln sowie zum Wäschodiebstahl veranlaßt zu haben. Grans bestreitet auch ebenso, von den Morden gewußt zu haben. Er will auch keine Leiern bei Haarmann gesehen haben. Ebensowenig habe ec Haarmann junge Leute zugeführt. Die Verhandlung wurde dann auf Freitag vormittag 9 Uhr vertagt.

Unterschlagungen bei dcr Reichsbahn.

Berlin, 5. Dez. Die Kriminaldienststelle der Reichsbahn­direktion Berlin hat lautVossischer Zeitung" ermittele, daß in den Kassen des Bahnhofs Älexanderplatz seit einiger Zeit systematisch Unterschlagungen, Fälschungen und Diebstähle ver­übt worden sind. Fünf Beamte sind verhaftet worden, zwei der verhafteten Beamten haben bereits ein 'Geständnis abgelegt. Bereits im Juni ds. Js. ivar in den Kassen ein Fehlbetrag von 60 000 Mark festgestellt worden. Die seinerzeit angestell- ten Ermittlungen blieben jedoch erfolglos. Die ungetreuen Be­amten haben bis in die letzte Zeit hinein die Unterschlagungen fortgesetzt. Die Reichsbahndirektion wird sich vermutlich im großen und ganzen schadlos halten können, da die Täter die veruntreuten Gelder teilweise in Sachwerten angelegt, teil­weise ausgeliehen haben. Die fünf Beamten und ihre Geld­abnehmer werden heute dem Untersuchungsrichter vorgeführt.

4838 Reichstagskandidaten.

DasBerliner Tageblatt" meldet: Die Re'chstagswahl- listen verzeichnen in ihrer Gesamtheit nicht weniger als 4638 Kandidaten und zwar 4249 in den Kreiswahlvocichlägen und 389 Kandidaten in den Reichswahlvorschlägen. Die Kandidaten­liste für die preußische Landtagswähl enthalen die Namen von 2631 beziehungsweise 256 Kandidaten. Die Wahlvorschläge für die Reichstagswahl enthalten nicht weniger als 51 verschiedene Parteibezeichnungen und bieten das alte Vild von Deutschlands innerer Zerrissenheit.

Zusammentritt des neuen Reichstags am 7. Januar.

DerBerliner Lokalanzeiger" will wissen, daß der am 7. Dezember zu wählende neue Reichstag vor Weihnachten nicht mehr zusammentreten wird. Der Reichstag könnte nach Fest­stellung der endgültigen amtlichen Wahlresültate frühestens am 22. oder 23. Dezember seine erste Sitzung abhalten. Da diese Zeit jedoch praktisch nicht in Frage komme, ebenso nicht die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, werde der neue Reichs­tag voraussichtlich zu seiner konstituierenden Sitzung erst an­fangs Januar und zwar, wie das Blatt annimmt, am 7. Jan. zusammentreten. Die Einberufung des Preußischen Land­tags soll einige Tage später erfolgen.

Die Aussichten des Stahltrusts.

Berlin, 4. Dez. Wie bereits kurz gemeldet, sind die Ver­

handlungen zwischen den deutschen und französisch-:-: Sachver­ständigen der Schwerindustrie auf den 16. Dezember vertagt worden. In einer Havas-Notiz werden die Aussichten einer Einigung recht günstig eingeschätzt. An den Berliner unter­richteten Stellen hält man solchen Optimismus zunächst noch für verfrüht. Richtig ist allerdings, daß die anfangs sehr schrof­fen Gegensätze sich im Verlaufe der Besprechungen nicht un­wesentlich gemildert haben. Die weitere Cntwicklung wird nun in erster Linie von der Haltung der anderen Eisen produzieren­den Länder, England, Belgien, Polen und der Tschechoslovakei, abhängen, mit denen in der Zwischenzeit Fühlung genomme« werden soll.

Um die Räumung Kölus.

London, 4. Dez. Zu der vor einiger Zeit in englische» Zeitungen verbreiteten Nachricht, Köln würde, wie auch der Bericht der Kontrollkommission ausführt, nicht am 10. Januar 1925 geräumt werden, wird jetzt von amtlicher englischer Seite bemerkt, die Meldung englischer Blätter hätte deutsche Zeitun­gen zu dem Hinweis veranlaßt, man sehe ja jetzt. Wie nutzlos es sei, die Verträge zu erfüllen. Die Frage der Räumung Kölns liege aber so, daß es eine interalliierre Angelegenheft sei, über die bis jetzt noch keine Entscheidung getrosten wurde. Die in Betracht kommenden Mächte warteten immer noch auf den Bericht der interalliierten Kontrollkommission, der klar­stellen werde, bis zu welchem Grade Deutschland seine Ab- rüstungsverpslichtungen erfüllt habe. Dieser Bericht müsse in allernächster Zeit abgegeben werden. Sogleich danach werde die Frage der Räumung Kölns von den alliierten Mächten auf- geworfen und entschieden werden,

IM" Der heutigen Gesamt-Auflage liegt ie ein Wähl­flugblatt der Deutschen demokratischen Partei, dcr Dcutsch- nationalen Volkspartei (Württ. Bürgevpartei) und des Württ. Bauern- und Weingürtner-undes bei, worauf wir auch an die­ser Stelle Hinweisen.

Gegen die Wahlmüdigkeit.

Von Gouverneur z. D. Heinrich Schnee.

Wie bekämpfen wir die Wahlmüdigkeit, die überall in der Bevölkerung zutage tritt? Wir müssen uns erst fragen: Wa­rum sind die Menschen wahlmüde? Warum haben sie keine Lust, wieder an die Wahlurne zu gehen? Liegt es in der Natur des Deutschen, sich von der Politik fern zu halten, oder ist er nur im gegenwärtigen Zeitpunkt aus politischen und persön­lichen Gründen wählmüde?

Wir können in allzu vielen Fällen alle drei Fragen mit Ja" beantworten. Der Bürger hat im allgemeinen keine große Neigung zum Wählen. Zweitens ist er entrüstet über den Verlust seines Vermögens durch die Entwertung. Drittens ist er angesichts der nach so kurzer Zeit sich wiederholenden Wah­len unpolitisch genug, zu sagen:Ich habe keine Lust mehr". Nur die Sozialdemokraten, die politisch geschult und seit Jahren für ihre Ansprüche zu kämpfen gewöhnt sind, sehen wir noch als eine aktive, kämpfende Cinheit. Bei den bürgerlichen Par­teien kann man davon im allgemeinen nicht reden. Insbeson­dere die Intellektuellen waren ihrer überwiegenden Zahl nach nie politisch und zeigen auch jetzt vielfach die Tendenz, am 7. Dezember zu Hcmse zu bleiben-

Wie können wir diese Passivität überwinden? Wir müssen vor allem den Leuten zeigen, daß es in ihrem Interesse liegt, an die Wahlurne zu treten. Sie müssen ebenso für ihre Rechte­kämpfen, wie die Sozialdemokraten es tun. Niemals werde» sie eine Regierung nach ihren Wünschen haben, n-enn sie zu Hause bleiben. Niemals werden sie die Partei am Ruder sehen, die ihre Interessen vertritt, wenn sie nicht wählen. Es muß ihnen gezeigt werden, daß sie ihre Pflicht als Sraats- bürger nur dann erfüllen, wenn sie ausnahmslos ihren Stimm­zettel abgeben. Wie kann eine nationale Politik geführt wer­den, wenn die gebildeten Klassen kein Interesse daran nehmen? Wie kann man hoffen, eine verderbliche Politik zu verhindern, wenn man Passiv ist? Wie kann man sich gegen skrupellose Politiker wehren, wenn man nicht seine Wahlstimme gebraucht, um sie niederznstimmen?

Das alles muß sich ein jeder vor Augen halten. Bei den Wahlen handelt es sich um die Sache unseres Vaterlandes. Es steht aber auch das Wohl und Wehe jedes einzelnen auf der» Spiel. Die Wahlmiidigkeit muß überwunden werden. Alle bürgerlichen Frauen, Männer und Mädchen müssen sich ihrer Verantwortung bewußt sein, die das Wahlrecht ihnen auierlegt und am 7. Dezember ihre heilige Pflicht dem Vateclanoe gegen­über erfüllen.

Schwermut.

Fern am Himmel Wolken ziehen Purpurrot im Abendschein

Ob sie Wohl das Jenseits sehen?

Die Unendlichkeit erspähen?

Ach, ihr Wolken schwebt so weit

Könnte meine Seele fliehen

Jetzt mit euch zu lichten Höhn!

Nehmt sie mit, die Seele mein.

Hüllt sie ein in Abendrot,

Bringt sie nach der Ewigkeit,

Macht sie frei von aller Not!

Erna Wältze.

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Lesctiten 8ie meine Haslsgen!

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Lok« Lsrreonerstr»»»« »»d n»,«»tr»»»«.

Gemeinde Ottentzanse«.

Wegen Ausführung von Wasserleitungsarbeiten sind vom

Montag, de« 8. ds. Mts. an bis anf weiteres folgende Vtratze«, nämlich: 1. gegen Feldrennach, die sog. rote Gasse vom Schloß bis zur Linde; 2. gegen Gräfenhanse«, die Krltergasse für den Fuhrwerksverkehr

WM' gesperrt. -HW

Den 3. Dezember 1924.

Ständiges Inserieren Wrt znnl Erfolg!