8 Die«»taK
II. LenSre.
Neuenbürg.
ilttMlI,
en und dreiblättrigen, in nnt guter Qualität empfiehlt
«ilh. «. «laich.
sofortiger Abnahme Vorzugspreis.
Schwann.
Kuchen- und Innkn-Kttnnbch, hlen und Krikrltr
Haus empfiehlt
Carl Gentrrer.
tnerei, Holz- und Kohlen- Handlung, Telefon 12.*
in größeres Quantum un- gnetes
öergheu
u verkaufen.
So? sagt die „Enztäler"«- häftsstelle. .
Mnd-Sese«
wärmte Zimmer ssparnis erzielend,
i. Kich-Sese«. Mtschaftsöfeii, l. Kochherde
r Auswahl, befand, niedrigen Preise, «verpreife.
Iger, ssiorrlisim
oo«, --------
»88« 13.
tätigen
üchenwäschr ntnche ^leisedeck u j n nnd M stng
l-5)aus für
ÄlisstaitliWll
>
d Zerrennklftrah
Dezember
P« W« o ms N. tn Ne»«»- Strg 78 «okdpsg. Durch viePosttm Ort»« u.Oder- mntsverkrhr, sowie s« j»nst. inl. Berk. 75 S -W. «Postbestellged. Präs« sreibleid., Nacherbedun, »orbehalten. Pret» einer Rümmer w «»kdpf,.
In Fällen HSH. DewnU besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung ob. «uf Rückerstattung de» Bezugspreise».
Bestellungen nehmen alle Poststellen, sowie Agen« turen u. Austrägerinneo jederzrft entgegen.
kinzeiger wr Vas Lnztal nnv Umgebung.
Amtsblatt wr s«, OberamtsbLzirk Neuenbürg.
LrlLhet« rHgliLtz »1t Nnmiach«» chm- L» » » »«» OeberbchGL.
SN-»»K»»»« Nr. »« L.*.-k»or»»Ur Ne, «» »»,».
284.
v«»ek «M I*«e»«» der L Meetzstche» Sn chKeNelke et Onhl»»» v. S w e« » FS» »ie
u. sre»» »» n» »» » » k, »
Neuenbürg, Dienstag, den 2 Dezember 1924.
Me einst». Petttjeile ob« deren Raum im Bezirk IS, äußerst. 2V Dokdps»., Redl.-Zeile SV Eoidpfg. nuIns.-Steuer. Kollekt.- Anzeigen 10»,« Zuschlag. Offerte und Äuskunft- erteiiung 2V Goldpfg. Bet größeren Aufträge» Rabatt, der im Falle de« Mahnverfahrens hinfäl- ttg wird, ebenso wenn Zahlung nicht innerhalb Z Tagen nach Rechnung», datum erfolgt. Bei Tarif- Veränderungen trete» sofort alle früheren Ber- etnbarungen außer Kraft.
Fernsprecher Nr. 4. Für telefonische Aufträge »trb keinerlei Lewähr übernommen.
82. Jahrgang.
Deutschland«
Esse«, 30. Nov. Im städtischen Saalbau sprach Reichskanzler Dr. Marx gestern in einer Zentrumsversammlunz. Infolge Ueberfüllung des Saales mußte eine Parallelversammlung abgehalten werden, der die Ausführungen des Kanzlers durch Lautsprecher übermittelt wurden. Dr. Marx sagte, er wisse, daß wir in London im Verhältnis zu dem, was wir erreichen wollten, wenig erreicht hätten. Aber er verlange eine gerechte Kritik. Und diese müsse zugestehen. Laß die demschen Vertreter nicht mit leeren Händen aus London zurückgekommen icien. Das Dowesabkommen sei das Fundament, aus dem die deutsche Wirtschaft wieder aufgebaut werden und das dazu dienen solle, unserem Volke wieder die politische Freiheit zu erringen. Das gehe nicht von heute auf morgen. Dazu gehöre auch ein arbeitsfähiger Reichstag. Arbeitsfähig nenne er aber nur einen Reichstag, dessen große Mehrheit fest entschlossen, den bisher in der Außenpolitik verfolgten Wog weiterzugehen. Eine Abkehr von diesem Wege mache der Kanzler nicht mit.
Berlin, 1. Dez. Auf der Tagung der Eisenhüttenleute forderte Generaldirektor Vögler die Aufstellung eines handelspolitischen Dawesplans.
Dr. Marx will zurücktreten, wenn übertriebene Aufwertung gefordert Wird.
In einer Rode in Düsseldorf erklärte Marx: Die deutsche Währung sei die beste der ganzen Welt. Eine furchtbare Gefahr liege darin, daß man den an sich berechtigten Aufwertungswünschen ohne Berücksichtigung der Wirtschaftslage und unbekümmert darum entgegenkomme, ob der Staat sie ohne Gefährdung der eigenen Existenz erfüllen kann. Die zu einer solchen Maßnahme notwendigen Summen müßten zu einem großen Teil durch Steuern aufgebracht werden. Man könne dir Steuer- schraube aber nicht endlos anziehen. Die Erhaltung des Staats sei der maßgebende Grundsatz. Wenn der neue. Reichstag an den Redner in dieser Angelegenheit Forderungen stellen würde, die das wirtschaftliche Gedeihen des Landes gefährden, io möge das deutsche Volk selbst die Verantwortung für die Konsequenzen übernehmen. Er sei in diesem Falle zum Rücktritt fest entschlossen.
Thomas Mann für die deutsche Demokratie.
Thomas Mann, der augenblicklich in Dresden weilt, gewährte einem Vertreter des „B. T." eine Unterredung, in der er sich über die Stellungnahme des deutschen Bürgertums zu den bevorstehenden Re.chstagswahlen aussprach. Thomas Mann führte aus:
»Drei Probleme scheinen mir in diesen Tagen schwerwiegender Politischer Entscheidung von Wichtigkeit zu sein: Erstens die geistige Einstellung des deutschen Bürgertums zur Demokratie. In manchen Kreisen dieses Bürgertums ichrint die Furcht zu herrschen, man opfere mit dem Bekenntnis zur Demokratie das geistige Prinzip, auf dem die deutsche Weltanschauung beruht. Der teils Puritanische, teils umtaristische Geist einer demokratischen Dogmatik, der sich in dem höchst oberflächlichen Motiv „Gerechtigkeit und Profit" auszudrücken pflegt, scheint jenen Deutschen auf gleicher Basis zu beruhen mit der deutschen Demokratie. Das ist aber ein Grundirrtmn, Demokratie ist keine westliche Philosophie. Demokratie ist vielmehr etwas national durchaus Abwandelbares! Die Demokratie, die wir Deutsche Pflegen, hat ihren Ursprung durchaus in der deutschen Seele, die zu uns spricht, daß wir ohne das demokratische Prinzip heute überhaupt nicht mehr zu leben vermögen, denn eine Politik, die dieses demokratische Prinzip ablehnt, müsse unbedingt zur Katastrophe führen. Zwar könnte man sich denken, daß es Elemente gibt, welche eine solche Katastrophe herbeiwünschen, zum Beispiel die Kommunisten. Ter deutsche Bürger, der ein Mensch der Würde, des Ntaßes, der Gesittung und der Kultur ist, kann seine Ordnung auf eine derartige Entwicklung nimmermehr setzen. Er ist auf den Weg angewiesen, der die Katastrophe vermeidet, und daher ist die deutsche Demokratie der Wog für alle deutschen Bürger
Zweitens. Da die deutsche Demokratie für unsere ganze Politik der einzig mögliche Weg ist, so liegt für uns Deutsche in der Demokratie auch unsere nationale Ehre einbegriffen. Die Kreise des deutschen Bürgertums, welche meinen, ein Vertreter des deutschen demokratischen Prinzips könne lässig sein gegenüber seinen nationalen Pflichten, sind von einem großen Irrtum befangen. Gerade die Demokratie wird es sein, die Deutschland wieder zur Macht und Ehre empor sührt. Darum glaube der deutsche Bürger nicht, daß er sich fallen lasse, ivenn er sich zur Demokratie bekennt! Er bekennt sich als deutscher Demokrat vielmehr gerade zum nationalen Wiederaufstieg Deutschlands.
Drittens: Tiefen Schmerz empfinde ich beim Anblick weiter Kreise der deutschen Jugend. Daß diese jungen Leuts sich auf so falsche, für sie und das Vaterland so verderbliche Woge leiten lassen, ist um so mehr zu bedauern, als es biologisch sehr wertvolle Elemente sind, die den Problemen unserer nationalen Politik so verblendet gegenüberstehen. Dieser Jugend muß gesagt werden: Ihr spielt mit verkehrten historischen Parallelen! Ihr wollt das Jahr 1806 wieder aufziehen mit der Romantik seiner geheimen Rüstungen. Aber die Geschichte wiederholt sich nicht. Und mit eurem Tun >rrbsitet ihr nur dem auswärtigen Nationalismus in die Hände. Jede nationalistische Stimme in Deutschland ist eine Stimme für Poincare. Es gibt keinen gefährlicheren Feind für die deutsche Politik als den internattonalen Nationalismus. Diese Internationale ist für uns Deutsche viel verderblicher als der mit so viel Geschrei getadelte Internationalismus der Sozialdemokratie. Der internationale Nationalismus kann nur zu einem immer wieder erneuten, ewigen Weltkrieg führen, und somit zum Untergang aller Völker. Darum lasse sich die deutsche Jugend gesagt sein, daß Abkehr vom Nationalismus dem Gedeihen des deutschen
Vaterlandes dient und daß der Weg zu diesem Gedeihen die deutsche Demokratie ist."
Ausland.
Mailand, 1. Dez. Hier veranstalteten Vertreter der Oppositionspartei eine geschlossene Kundgebung gegen die faschistischen Regierungsmethoden.
Paris, 1. Dez. Die angebliche französische Geheimnote über die deutsche Entwaffnung wird von Herriot als Fälschung bezeichnet — Der französische Wahlfonds-Skandal stellt sich als ein geschickt inszenierter Feldzug Millerands gegen den Linksblock dar
Lille, 1. Dez. Gegen die Stadtverwaltung ist rin neues Strafverfahren eingeleitet worden, weil sie 110 Millionen Franken zu viel Kriegsschäden angemeldet und bezahlt erhalten hat. Auch gegen eine Anzahl Liller Industriellen ist aus Anweisung durch den Justizminister ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.
London, 1. Dez. Nach einer Meldung des „Daily Expreß" aus Khartum sind Lei der Revolte der dortigen sudanesischen Truppen sechs Offiziere und elf Mann der englischen und der europäischen Truppen getötet, ein Offizier und zwölf Mann verwundet worden. Die meuternden sudanesischen Truppen haben große Verluste gehabt. Eine beträchtliche Zahl der Truppen ist getötet worden.
Teuernngsmaßnahmen in Oesterreich.
Da eine neue Teuerungswelle in Wien und Oesterreich eingesetzt hat, die die Bevölkerung und insbesondere auch die Beamtenschaft hart trifft, hat die Regierung beschlossen, besondere Maßnahm engegen die Teuerung zu ergreifen, lieber die Art dieser Maßnahmen verlautet vorläufig noch nichts. Die Vertreter der Beamtenschaft, der sogenannte Füniundzwanziger- Ausschuß, und vor allem die sogen. Technische Union, »reiche die Post-, Telegraphen- und Telrphonbeamten und die Angestellten einiger technischer Staatsbetriebe umfaßt, stellten die Forderung einer allgemeinen Teuerungszulage in Form eines dreizehnten Monatsgehalts. Die Technische Union hat sogar ein befristetes Ultimatum beschlossen, in welchem sie die Aufbesserung der Bezüge und Pensionen durch Streikandrohung-verlangt. Wie Generalpostdirektor Hoheisl Pressevertretern erklärte, ist an die Bewilligung eines dreizehnten Monatsgehalts nicht zu denken, da hierdurch nach einer Mitteilung des Finanzministers eine Mehrbelastung von rund 445 Milliarden Kronen eintrelen würde. Dagegen scheint die Regierung zu Zugeständnissen in Form einer Weihnachtszulage bereit zu sein, die insgesamt den Betrag von 80 bis 100 Milliarden nicht überiteigen dürste. Vom 1. Dezember an wird in Wien der Straßenbahnrarif von 1700 auf 2000 Kronen erhöht, der Portosatz für gewöhnliche Briefe in Oefterre ch und nach Deutschland von 1000—1500 Kronen, für Ausländsbriefe nach den Nachfolgestaaten von 3000 auf 3000 Kronen, nach Frankreich, England und dem übrigen Ausland von 3000 auf 4000 Kronen, alles Erhöhungen, deren verteuernde Rückwirkung nicht ausbleiben kann Hierzu kommt, daß auch der Milchpreis vom 1. Dezember ab auf durchschnittlich 5800 Kronen für das Liter erhöht wird.
Nieder mit Herriot.
Herriot ist gestern in St. Die und auch -n Epinal ausgepfiffen worden. Als er gestern morgen in St. Die eintraf, nm cm einem demokratischen Bankett teilzunehmen, war die Stadt, wie dies sonst beim Empfang in Frankreich üblich ist. weder beflaggt noch geschmückt. Beim Verlassen des Bahnhofs wurden Rufe laut: „Nieder mit Herriot", „Nieder mit dem Scheckbezieher", wom-t die Demonstranten auf die Enthüllung in der Kammer anspielten. Von St. Die hat sich Herriot nach Epinal begeben, wo der Unzufriedenheit noch stärker Ausdruck gegeben wurde. Kaum erschien Herriot, als er mit Pfeifen und Schmährufen empfangen wurde. Er mußte sich schließlich in 'ein Auto mobil flüchten. Wie ernst die Lage des Kabinetts Herriot in linksgerichteten Kreisen aufgefaßt wird ergibt sich aus einem aufsehenerregenden Artikel der „Ere Rondelle", die den Rücktritt des Handelsministers für dringend geboten erachtet. Das Blatt schreibt: „Wir haben gleich nach der Bildung des Kabinetts Herriot zu verstehen gegeben, daß er in der Wahl seiner Mitarbeiter Fehlgriffe gemacht habe."
König Alfons über die indirekte spanische Hilfe für Frankreich.
In Spanien scheint man in der jetzigen Notlage hilfesuchend Blicke nach den Alliierten zu werfen. Diesen Eindruck macht ein von König Alfonso von Spanien einem Vertreter der „Sunday- Times" gewährtes Interview, in dem der Monarch über die Gründe der Neutralität Spaniens im letzten Kriege sorgendes bemerkte: Am Tage der Kriegserklärung, am 4. August 1914, habe Spanien Frankreich die Versicherung gegeben, daß es keine Besorgnisse wegen seines Nachbarn im Süden zu haben brauche. Auf diese Versicherung hin hätten die Franzosen sofort ihre drei Armeekorps, die nach der Mobilisationsordre der Pyrenäengrenze entlang aufgestellt werden sollten, nach der Schlachtzone im Norden überführt. Die drei Armeekorps, die sich den» ersten Ansturm der Deutschen entgegenstellten, seien in jenen Stunden fraglos viel mehr wert gewesen, als es das Mehrfache an Soldaten später hätte sein können. Der Ausfrager fugte hinzu, die Tatsache, daß das neutrale Spanien gleich am ersten Tage des Krieges Frankreich ein Geschenk von drei Armeekorvs gemacht habe, sei bisher noch nicht veröffentlicht worden. Spaniens Handlungsweise sei umso bedeutsamer mit Rücksicht darauf, daß Frankreich die Armeekorps, welche die italienische Grenze bewachten, nicht fortnahm. König Alfonso erklärte weiter, was Spaniens fortgesetzte Neutralität anbetreffe, besonders nachdem sein Nachbar, Portugal, in die Reihe der Alliierten getreten sei, so wolle er nur sagen, daß er wirklich ein großer Pazifist sei. Spanien habe von 1914 bis 1918 ungeheuer pro- speriert.
.7 Die englische« Forderungen angenommen.
Die ägyptische Regierung hat nunmehr auch den Rest der englischen Forderungen angenommen. Sie verpflichtet sich darnach, die Machtbefugnisse und Privilegien der finanziellen und juristischen Berater in ihren ständigen Stellungen zu gewähren, die Zuständigkeit der europäischen Abteilung des Departements der öffentlichen Sicherheit in seinem jetzigen Umfang zu respektieren. Der Abtransport der ägyptischen Truppen ans dem Sudan ist vollkommen beendet. Die Räumung des Zollgebäudes in Alexandrien soll so schnell als möglich erfolgen.
Aus Stadt» Bezirk and Umgevung
Neuenbürg, 1. Dez. (Zur Adventszeit.) Mit dem Andrcas- abend am 30. November nimmt die festererche Adventszeit ihren Anfang. Im Mittelpunkt dieser in mancher Hinsicht für Alt und Jung außerordentlichen Zeit steht das liebe, alte, deutsche Weihnachtsfest. Sie endigt mit dem Tag der Heiligen Dreikönige am 6. Januar. In diese Zeit fiel bei unirren germanischen Vorfahren das hohe Fest der Wintersonnenwende und so kann es nicht wunder nehmen, wenn sich in den Sitten und Gebräuchen der Adventszeit noch Reste alten deutschen Volksglaubens erhalten haben. Zu den auf heidnischer Ueberlieserung beruhenden Gebräuchen sind dann noch mit der Einführung des Christentums eine Reihe christlich-religiöser Gebräuche hip- zugekommen oder in späterer Zeit in Anlehnung an andeke Festbräuche geschaffen worden. Schon in der Andreasnacht am letzten Novembertag entfaltet sich die ewig junge Phantasie des Volkes. Tief im Volksglauben eingewurzelt ist die Blütenkraft der Andreasnacht, die ja auch in eine Zeit fällt, in der die Natur im Verborgenen bereits mit neuen Kräften zu arbeiten beginnt. Noch heute werden in vielen Gegenden des deutschen Vaterlandes in der Andreasnacht in tiefstem Schweigen Zweige von einem Baum, mit Vorliebe von einem Kir>chenbaum, gepflückt und ins Wasser gestelltll, damit sie bis Weihnachten Blüten treiben. Der geheimnisvolle Zauber der Andreasnacht erlaubt es ferner der Jugend beiderlei Geschlechtes, einen Blick in die Zukunft zu tun und das Bild des oder der Zukünftigen im Traume zu sehen, ein Glauben, der sich anderorts im Bleigießen am Silvesterabend wiederfindet. Das Bleigießen wird da und dort auch in der Andreasnacht geübt. Vielfach herrscht auch noch im Volke die Meinung, daß derjenige, der in der Thomasnacht am 21. Dezember in der Geisterstunde zwischen 12 und 1 1>hr nachts sich auf den Friedhof begibt, alle diejenigen Personen zu sehen bekommt, die im nächsten Jahre aus dem Leben scheiden müssen. Dieser Glaube vom Künden des Tod.'S hat unzählige Formen angenommen und ist tief in der deutschen Volksseele verwurzelt. Ueberaus zahlreich find aber auch die abergläubischen Gebräuche in den heiligen zwölf Nächten, die, unter kirchlichem Einfluß, abweichend von der Rechnungsweise einzelner Gegenden, gewöhnlich von Weihnachten bis Dreikönig gerechnet werden. Gerade in diesen letzteren Gebräuchen zeigen sich starke Spuren heidnischen Glaubens, die sich aus der Zeit der Germanen in unsere Adventszeit herübergerettet haben..
(Wetterbericht.) Der Hochdruck im Osten wird in seiner Wirkung durch Teilstörungen aus dem Westen beeinträchtigt. Für Mittwoch und Donnerstag ist vorwiegend naßkaltes Wetter zu erwarten.
x Birkenfeld, 29. Nov. Die Wahlversammlung der Württ. Bürgerpartei (Deutschnationale Partei), die am letzten Freitag im „Adler" stattfand, war sehr schwach besucht. Der Vorsitzende, Sägwerkbesitzer K e p p l e r - Talinbach, bedauerte dies und suchte die Ursache auf die Waylmüdigkeit unseres Volkes zurückzuführen. Nach der letzten Reichstagswahl am 4. Mai atmete man auf, man glaubte, es werde nun eine längere Wahlruhe eintreten. Diese Hoffnung hat sich leider niM erfüllt. Die Deutschnationalen zogen als stärkste Partei mit 106 Mandaten in den Reichstag ein. Wäre Deutschland ein richtig demokratisch regierter Staat, so hätte Reichspräsident Ebert diese stärkste Partei mit der Regierung betrauen müssen. Ebert tat das aber nicht, er wollte diese Partei nicht am Ruder haben, obwohl er, dem Geist der deutschen Verfassung zuwider, seinen Posten immer noch inne hat. Nun erteilte er dem Hauptredner Dr. Kaltenböck das Wort, der die Frage auswarf, warum das deutsche Volk schon wieder zur Wahlurne schreiten müsse. Er wies auf den englischen Parlamentarismus hin und meinte, daß bei einem guten Willen eine Auflösung des Reichstags hätte wohl vermieden werden können. Den Deutschnationalen werde die Schuld zugemessen, diese aber schieben die Schuld den Demokraten und den Sozialdemokraten zu. Die Deutschnationalen verlangten vier Ministerposten, wollten aber vorläufig das Dawesabkommen nicht stören. Am 29. August wurde Las Dawesgutachten vom Reichstag angenommen; die 50 Prozent der Deutschnationalen, welche dafür stimmte,:, sollen, wie die Gegner sagen, dazu abkommandiert worden lein, er stelle fest, daß diese 50 Prozent aus eigenem Antrieb für die Annahme des Gutachtens stimmten. Von llmfall kann also keine Rede sein. Zu der vom Reichskanzler Dr. Marx erstrebten Volsgemeinskchaft, in welcher auch die Sozialdemokratie vertreten sein sollte, bemerkte der Redner, daß man in der Regierung ganz gut wisse, daß die Deutschnationalen mit der Sozialdemokratie nie einig würden, die Gegensätze seien zu groß und so wurde der Gedanke der Gründung eines Bürgerblocks, bestehend aus Deutschnationalen, Deutscher Volkspartei, Zentrum und Demokratie in den Bereich der Möglichkeit gezogen. Dieser Bürgerblock scheiterte aber an dem Widerstand des Zentrums und der Demokratie, die ihrerseits erklärten. Laß sie dadurch in einen Gegensatz zur Arbeiterschaft geraten und einen solchen wollen sie nicht ins deutsche Volk hineintragen. Der Redner verdammte aus diesem Grund die Politik der ssiegie- rung, die eine Regierung der Mitte sei. Sie tauge nichts, weil sie stets in einem Abhängigkeitsverhäitnis der Linken stehe. Auch der Vorwurf, als ob die Deutschnationalen Len Kireg wollen, sei zurückzuweisen. Ein Krieg wäre Unsinn. Deutschland sei