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Neuenbürg, Dienstag, den 2 Dezember 1924.

Me einst». Petttjeile ob« deren Raum im Bezirk IS, äußerst. 2V Dokdps»., Redl.-Zeile SV Eoidpfg. nuIns.-Steuer. Kollekt.- Anzeigen 10»,« Zuschlag. Offerte und Äuskunft- erteiiung 2V Goldpfg. Bet größeren Aufträge» Rabatt, der im Falle de« Mahnverfahrens hinfäl- ttg wird, ebenso wenn Zahlung nicht innerhalb Z Tagen nach Rechnung», datum erfolgt. Bei Tarif- Veränderungen trete» so­fort alle früheren Ber- etnbarungen außer Kraft.

Fernsprecher Nr. 4. Für telefonische Aufträge »trb keinerlei Lewähr übernommen.

82. Jahrgang.

Deutschland«

Esse«, 30. Nov. Im städtischen Saalbau sprach Reichskanz­ler Dr. Marx gestern in einer Zentrumsversammlunz. Infolge Ueberfüllung des Saales mußte eine Parallelversammlung ab­gehalten werden, der die Ausführungen des Kanzlers durch Lautsprecher übermittelt wurden. Dr. Marx sagte, er wisse, daß wir in London im Verhältnis zu dem, was wir erreichen wollten, wenig erreicht hätten. Aber er verlange eine gerechte Kritik. Und diese müsse zugestehen. Laß die demschen Vertreter nicht mit leeren Händen aus London zurückgekommen icien. Das Dowesabkommen sei das Fundament, aus dem die deutsche Wirtschaft wieder aufgebaut werden und das dazu dienen solle, unserem Volke wieder die politische Freiheit zu erringen. Das gehe nicht von heute auf morgen. Dazu gehöre auch ein arbeits­fähiger Reichstag. Arbeitsfähig nenne er aber nur einen Reichstag, dessen große Mehrheit fest entschlossen, den bisher in der Außenpolitik verfolgten Wog weiterzugehen. Eine Abkehr von diesem Wege mache der Kanzler nicht mit.

Berlin, 1. Dez. Auf der Tagung der Eisenhüttenleute for­derte Generaldirektor Vögler die Aufstellung eines handels­politischen Dawesplans.

Dr. Marx will zurücktreten, wenn übertriebene Aufwertung gefordert Wird.

In einer Rode in Düsseldorf erklärte Marx: Die deutsche Währung sei die beste der ganzen Welt. Eine furchtbare Ge­fahr liege darin, daß man den an sich berechtigten Aufwertungs­wünschen ohne Berücksichtigung der Wirtschaftslage und unbe­kümmert darum entgegenkomme, ob der Staat sie ohne Gefähr­dung der eigenen Existenz erfüllen kann. Die zu einer solchen Maßnahme notwendigen Summen müßten zu einem großen Teil durch Steuern aufgebracht werden. Man könne dir Steuer- schraube aber nicht endlos anziehen. Die Erhaltung des Staats sei der maßgebende Grundsatz. Wenn der neue. Reichstag an den Redner in dieser Angelegenheit Forderungen stellen würde, die das wirtschaftliche Gedeihen des Landes gefährden, io möge das deutsche Volk selbst die Verantwortung für die Konsequen­zen übernehmen. Er sei in diesem Falle zum Rücktritt fest entschlossen.

Thomas Mann für die deutsche Demokratie.

Thomas Mann, der augenblicklich in Dresden weilt, ge­währte einem Vertreter desB. T." eine Unterredung, in der er sich über die Stellungnahme des deutschen Bürgertums zu den bevorstehenden Re.chstagswahlen aussprach. Thomas Mann führte aus:

»Drei Probleme scheinen mir in diesen Tagen schwerwie­gender Politischer Entscheidung von Wichtigkeit zu sein: Erstens die geistige Einstellung des deutschen Bürgertums zur Demo­kratie. In manchen Kreisen dieses Bürgertums ichrint die Furcht zu herrschen, man opfere mit dem Bekenntnis zur Demo­kratie das geistige Prinzip, auf dem die deutsche Weltanschau­ung beruht. Der teils Puritanische, teils umtaristische Geist einer demokratischen Dogmatik, der sich in dem höchst ober­flächlichen MotivGerechtigkeit und Profit" auszudrücken pflegt, scheint jenen Deutschen auf gleicher Basis zu beruhen mit der deutschen Demokratie. Das ist aber ein Grundirrtmn, Demokratie ist keine westliche Philosophie. Demokratie ist viel­mehr etwas national durchaus Abwandelbares! Die Demo­kratie, die wir Deutsche Pflegen, hat ihren Ursprung durchaus in der deutschen Seele, die zu uns spricht, daß wir ohne das demokratische Prinzip heute überhaupt nicht mehr zu leben ver­mögen, denn eine Politik, die dieses demokratische Prinzip ab­lehnt, müsse unbedingt zur Katastrophe führen. Zwar könnte man sich denken, daß es Elemente gibt, welche eine solche Kata­strophe herbeiwünschen, zum Beispiel die Kommunisten. Ter deutsche Bürger, der ein Mensch der Würde, des Ntaßes, der Gesittung und der Kultur ist, kann seine Ordnung auf eine derartige Entwicklung nimmermehr setzen. Er ist auf den Weg angewiesen, der die Katastrophe vermeidet, und daher ist die deutsche Demokratie der Wog für alle deutschen Bürger

Zweitens. Da die deutsche Demokratie für unsere ganze Politik der einzig mögliche Weg ist, so liegt für uns Deutsche in der Demokratie auch unsere nationale Ehre einbegriffen. Die Kreise des deutschen Bürgertums, welche meinen, ein Ver­treter des deutschen demokratischen Prinzips könne lässig sein gegenüber seinen nationalen Pflichten, sind von einem großen Irrtum befangen. Gerade die Demokratie wird es sein, die Deutschland wieder zur Macht und Ehre empor sührt. Darum glaube der deutsche Bürger nicht, daß er sich fallen lasse, ivenn er sich zur Demokratie bekennt! Er bekennt sich als deutscher Demokrat vielmehr gerade zum nationalen Wiederaufstieg Deutschlands.

Drittens: Tiefen Schmerz empfinde ich beim Anblick weiter Kreise der deutschen Jugend. Daß diese jungen Leuts sich auf so falsche, für sie und das Vaterland so verderbliche Woge leiten lassen, ist um so mehr zu bedauern, als es biologisch sehr wert­volle Elemente sind, die den Problemen unserer nationalen Politik so verblendet gegenüberstehen. Dieser Jugend muß gesagt werden: Ihr spielt mit verkehrten historischen Paral­lelen! Ihr wollt das Jahr 1806 wieder aufziehen mit der Romantik seiner geheimen Rüstungen. Aber die Geschichte wiederholt sich nicht. Und mit eurem Tun >rrbsitet ihr nur dem auswärtigen Nationalismus in die Hände. Jede nationa­listische Stimme in Deutschland ist eine Stimme für Poincare. Es gibt keinen gefährlicheren Feind für die deutsche Politik als den internattonalen Nationalismus. Diese Internationale ist für uns Deutsche viel verderblicher als der mit so viel Geschrei getadelte Internationalismus der Sozialdemokratie. Der inter­nationale Nationalismus kann nur zu einem immer wieder erneuten, ewigen Weltkrieg führen, und somit zum Untergang aller Völker. Darum lasse sich die deutsche Jugend gesagt sein, daß Abkehr vom Nationalismus dem Gedeihen des deutschen

Vaterlandes dient und daß der Weg zu diesem Gedeihen die deutsche Demokratie ist."

Ausland.

Mailand, 1. Dez. Hier veranstalteten Vertreter der Oppo­sitionspartei eine geschlossene Kundgebung gegen die faschisti­schen Regierungsmethoden.

Paris, 1. Dez. Die angebliche französische Geheimnote über die deutsche Entwaffnung wird von Herriot als Fälschung be­zeichnet Der französische Wahlfonds-Skandal stellt sich als ein geschickt inszenierter Feldzug Millerands gegen den Links­block dar

Lille, 1. Dez. Gegen die Stadtverwaltung ist rin neues Strafverfahren eingeleitet worden, weil sie 110 Millionen Franken zu viel Kriegsschäden angemeldet und bezahlt erhal­ten hat. Auch gegen eine Anzahl Liller Industriellen ist aus Anweisung durch den Justizminister ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.

London, 1. Dez. Nach einer Meldung desDaily Expreß" aus Khartum sind Lei der Revolte der dortigen sudanesischen Truppen sechs Offiziere und elf Mann der englischen und der europäischen Truppen getötet, ein Offizier und zwölf Mann verwundet worden. Die meuternden sudanesischen Truppen haben große Verluste gehabt. Eine beträchtliche Zahl der Trup­pen ist getötet worden.

Teuernngsmaßnahmen in Oesterreich.

Da eine neue Teuerungswelle in Wien und Oesterreich ein­gesetzt hat, die die Bevölkerung und insbesondere auch die Be­amtenschaft hart trifft, hat die Regierung beschlossen, besondere Maßnahm engegen die Teuerung zu ergreifen, lieber die Art dieser Maßnahmen verlautet vorläufig noch nichts. Die Ver­treter der Beamtenschaft, der sogenannte Füniundzwanziger- Ausschuß, und vor allem die sogen. Technische Union, »reiche die Post-, Telegraphen- und Telrphonbeamten und die Angestellten einiger technischer Staatsbetriebe umfaßt, stellten die Forderung einer allgemeinen Teuerungszulage in Form eines dreizehnten Monatsgehalts. Die Technische Union hat sogar ein befristetes Ultimatum beschlossen, in welchem sie die Aufbesserung der Bezüge und Pensionen durch Streikandrohung-verlangt. Wie Generalpostdirektor Hoheisl Pressevertretern erklärte, ist an die Bewilligung eines dreizehnten Monatsgehalts nicht zu denken, da hierdurch nach einer Mitteilung des Finanzministers eine Mehrbelastung von rund 445 Milliarden Kronen eintrelen würde. Dagegen scheint die Regierung zu Zugeständnissen in Form einer Weihnachtszulage bereit zu sein, die insgesamt den Betrag von 80 bis 100 Milliarden nicht überiteigen dürste. Vom 1. Dezember an wird in Wien der Straßenbahnrarif von 1700 auf 2000 Kronen erhöht, der Portosatz für gewöhnliche Briefe in Oefterre ch und nach Deutschland von 10001500 Kronen, für Ausländsbriefe nach den Nachfolgestaaten von 3000 auf 3000 Kronen, nach Frankreich, England und dem übrigen Ausland von 3000 auf 4000 Kronen, alles Erhöhungen, deren verteuernde Rückwirkung nicht ausbleiben kann Hierzu kommt, daß auch der Milchpreis vom 1. Dezember ab auf durch­schnittlich 5800 Kronen für das Liter erhöht wird.

Nieder mit Herriot.

Herriot ist gestern in St. Die und auch -n Epinal ausge­pfiffen worden. Als er gestern morgen in St. Die eintraf, nm cm einem demokratischen Bankett teilzunehmen, war die Stadt, wie dies sonst beim Empfang in Frankreich üblich ist. weder beflaggt noch geschmückt. Beim Verlassen des Bahnhofs wur­den Rufe laut:Nieder mit Herriot",Nieder mit dem Scheck­bezieher", wom-t die Demonstranten auf die Enthüllung in der Kammer anspielten. Von St. Die hat sich Herriot nach Epinal begeben, wo der Unzufriedenheit noch stärker Ausdruck gegeben wurde. Kaum erschien Herriot, als er mit Pfeifen und Schmäh­rufen empfangen wurde. Er mußte sich schließlich in 'ein Auto mobil flüchten. Wie ernst die Lage des Kabinetts Herriot in linksgerichteten Kreisen aufgefaßt wird ergibt sich aus einem aufsehenerregenden Artikel derEre Rondelle", die den Rück­tritt des Handelsministers für dringend geboten erachtet. Das Blatt schreibt:Wir haben gleich nach der Bildung des Kabi­netts Herriot zu verstehen gegeben, daß er in der Wahl seiner Mitarbeiter Fehlgriffe gemacht habe."

König Alfons über die indirekte spanische Hilfe für Frankreich.

In Spanien scheint man in der jetzigen Notlage hilfesuchend Blicke nach den Alliierten zu werfen. Diesen Eindruck macht ein von König Alfonso von Spanien einem Vertreter derSunday- Times" gewährtes Interview, in dem der Monarch über die Gründe der Neutralität Spaniens im letzten Kriege sorgendes bemerkte: Am Tage der Kriegserklärung, am 4. August 1914, habe Spanien Frankreich die Versicherung gegeben, daß es keine Besorgnisse wegen seines Nachbarn im Süden zu haben brauche. Auf diese Versicherung hin hätten die Franzosen sofort ihre drei Armeekorps, die nach der Mobilisationsordre der Pyrenäen­grenze entlang aufgestellt werden sollten, nach der Schlachtzone im Norden überführt. Die drei Armeekorps, die sich den» ersten Ansturm der Deutschen entgegenstellten, seien in jenen Stunden fraglos viel mehr wert gewesen, als es das Mehrfache an Sol­daten später hätte sein können. Der Ausfrager fugte hinzu, die Tatsache, daß das neutrale Spanien gleich am ersten Tage des Krieges Frankreich ein Geschenk von drei Armeekorvs ge­macht habe, sei bisher noch nicht veröffentlicht worden. Spa­niens Handlungsweise sei umso bedeutsamer mit Rücksicht dar­auf, daß Frankreich die Armeekorps, welche die italienische Grenze bewachten, nicht fortnahm. König Alfonso erklärte wei­ter, was Spaniens fortgesetzte Neutralität anbetreffe, besonders nachdem sein Nachbar, Portugal, in die Reihe der Alliierten getreten sei, so wolle er nur sagen, daß er wirklich ein großer Pazifist sei. Spanien habe von 1914 bis 1918 ungeheuer pro- speriert.

.7 Die englische« Forderungen angenommen.

Die ägyptische Regierung hat nunmehr auch den Rest der englischen Forderungen angenommen. Sie verpflichtet sich dar­nach, die Machtbefugnisse und Privilegien der finanziellen und juristischen Berater in ihren ständigen Stellungen zu gewäh­ren, die Zuständigkeit der europäischen Abteilung des Departe­ments der öffentlichen Sicherheit in seinem jetzigen Umfang zu respektieren. Der Abtransport der ägyptischen Truppen ans dem Sudan ist vollkommen beendet. Die Räumung des Zoll­gebäudes in Alexandrien soll so schnell als möglich erfolgen.

Aus Stadt» Bezirk and Umgevung

Neuenbürg, 1. Dez. (Zur Adventszeit.) Mit dem Andrcas- abend am 30. November nimmt die festererche Adventszeit ihren Anfang. Im Mittelpunkt dieser in mancher Hinsicht für Alt und Jung außerordentlichen Zeit steht das liebe, alte, deutsche Weihnachtsfest. Sie endigt mit dem Tag der Heiligen Drei­könige am 6. Januar. In diese Zeit fiel bei unirren germa­nischen Vorfahren das hohe Fest der Wintersonnenwende und so kann es nicht wunder nehmen, wenn sich in den Sitten und Gebräuchen der Adventszeit noch Reste alten deutschen Volks­glaubens erhalten haben. Zu den auf heidnischer Ueberlieserung beruhenden Gebräuchen sind dann noch mit der Einführung des Christentums eine Reihe christlich-religiöser Gebräuche hip- zugekommen oder in späterer Zeit in Anlehnung an andeke Festbräuche geschaffen worden. Schon in der Andreasnacht am letzten Novembertag entfaltet sich die ewig junge Phantasie des Volkes. Tief im Volksglauben eingewurzelt ist die Blütenkraft der Andreasnacht, die ja auch in eine Zeit fällt, in der die Natur im Verborgenen bereits mit neuen Kräften zu arbeiten beginnt. Noch heute werden in vielen Gegenden des deutschen Vaterlandes in der Andreasnacht in tiefstem Schweigen Zweige von einem Baum, mit Vorliebe von einem Kir>chenbaum, ge­pflückt und ins Wasser gestelltll, damit sie bis Weihnachten Blüten treiben. Der geheimnisvolle Zauber der Andreasnacht erlaubt es ferner der Jugend beiderlei Geschlechtes, einen Blick in die Zu­kunft zu tun und das Bild des oder der Zukünftigen im Traume zu sehen, ein Glauben, der sich anderorts im Bleigießen am Silvesterabend wiederfindet. Das Bleigießen wird da und dort auch in der Andreasnacht geübt. Vielfach herrscht auch noch im Volke die Meinung, daß derjenige, der in der Thomasnacht am 21. Dezember in der Geisterstunde zwischen 12 und 1 1>hr nachts sich auf den Friedhof begibt, alle diejenigen Personen zu sehen bekommt, die im nächsten Jahre aus dem Leben schei­den müssen. Dieser Glaube vom Künden des Tod.'S hat un­zählige Formen angenommen und ist tief in der deutschen Volks­seele verwurzelt. Ueberaus zahlreich find aber auch die aber­gläubischen Gebräuche in den heiligen zwölf Nächten, die, unter kirchlichem Einfluß, abweichend von der Rechnungsweise ein­zelner Gegenden, gewöhnlich von Weihnachten bis Dreikönig gerechnet werden. Gerade in diesen letzteren Gebräuchen zeigen sich starke Spuren heidnischen Glaubens, die sich aus der Zeit der Germanen in unsere Adventszeit herübergerettet haben..

(Wetterbericht.) Der Hochdruck im Osten wird in seiner Wirkung durch Teilstörungen aus dem Westen beeinträchtigt. Für Mittwoch und Donnerstag ist vorwiegend naßkaltes Wetter zu er­warten.

x Birkenfeld, 29. Nov. Die Wahlversammlung der Württ. Bürgerpartei (Deutschnationale Partei), die am letzten Freitag imAdler" stattfand, war sehr schwach besucht. Der Vorsitzende, Sägwerkbesitzer K e p p l e r - Talinbach, be­dauerte dies und suchte die Ursache auf die Waylmüdigkeit un­seres Volkes zurückzuführen. Nach der letzten Reichstagswahl am 4. Mai atmete man auf, man glaubte, es werde nun eine längere Wahlruhe eintreten. Diese Hoffnung hat sich leider niM erfüllt. Die Deutschnationalen zogen als stärkste Partei mit 106 Mandaten in den Reichstag ein. Wäre Deutschland ein richtig demokratisch regierter Staat, so hätte Reichspräsident Ebert diese stärkste Partei mit der Regierung betrauen müssen. Ebert tat das aber nicht, er wollte diese Partei nicht am Ruder haben, obwohl er, dem Geist der deutschen Verfassung zuwider, seinen Posten immer noch inne hat. Nun erteilte er dem Haupt­redner Dr. Kaltenböck das Wort, der die Frage auswarf, warum das deutsche Volk schon wieder zur Wahlurne schreiten müsse. Er wies auf den englischen Parlamentarismus hin und meinte, daß bei einem guten Willen eine Auflösung des Reichs­tags hätte wohl vermieden werden können. Den Deutschnatio­nalen werde die Schuld zugemessen, diese aber schieben die Schuld den Demokraten und den Sozialdemokraten zu. Die Deutschnationalen verlangten vier Ministerposten, wollten aber vorläufig das Dawesabkommen nicht stören. Am 29. August wurde Las Dawesgutachten vom Reichstag angenommen; die 50 Prozent der Deutschnationalen, welche dafür stimmte,:, sollen, wie die Gegner sagen, dazu abkommandiert worden lein, er stelle fest, daß diese 50 Prozent aus eigenem Antrieb für die An­nahme des Gutachtens stimmten. Von llmfall kann also keine Rede sein. Zu der vom Reichskanzler Dr. Marx erstrebten Volsgemeinskchaft, in welcher auch die Sozialdemokratie vertre­ten sein sollte, bemerkte der Redner, daß man in der Regie­rung ganz gut wisse, daß die Deutschnationalen mit der Sozial­demokratie nie einig würden, die Gegensätze seien zu groß und so wurde der Gedanke der Gründung eines Bürgerblocks, be­stehend aus Deutschnationalen, Deutscher Volkspartei, Zen­trum und Demokratie in den Bereich der Möglichkeit gezogen. Dieser Bürgerblock scheiterte aber an dem Widerstand des Zen­trums und der Demokratie, die ihrerseits erklärten. Laß sie da­durch in einen Gegensatz zur Arbeiterschaft geraten und einen solchen wollen sie nicht ins deutsche Volk hineintragen. Der Redner verdammte aus diesem Grund die Politik der ssiegie- rung, die eine Regierung der Mitte sei. Sie tauge nichts, weil sie stets in einem Abhängigkeitsverhäitnis der Linken stehe. Auch der Vorwurf, als ob die Deutschnationalen Len Kireg wollen, sei zurückzuweisen. Ein Krieg wäre Unsinn. Deutschland sei