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„Ich bestreite dar nicht,* sie lächelt«, immer in dem Bedürfnisse, ihn mit ihrem Wunsche zu versöhnen; „aber es hätte Ihnen genügen müssen, mir ein Freund zu sein.*
„Ich war wohl ein Narr, ich bekenne eS, als ich mein Auge zu der reichen und schönen Frau erhob; aber die Schuldige war sie, als sie mich hoffen ließ, sich den Schein gab, als empfange sie meine Huldigungen gern; ich war so blind, daß ich nicht sah, wie sie den armen Narren mit trugvollen Hoffnungen speiste.*
Entschlossen erhob sie sich aus ihrer trägen Haltung; sie trat an den Schrank, nahm ein emailliertes Portefeuille aus demselben und warf es auf das Tischchen.
„Man sagte mir, Herr von Wiedrnstein und Sie selbst gaben es zu, Sie feien in der mißlichsten Lage. Nehmen Eie und ersparen' Sie uns weitere peinliche Erörterungen, sich selbst aber den Vorwurf, daß Sie mich nicht längst verstanden l"
Ihm den Rücken wendend, schritt sie in stolzer Haltung zur Portiere, schob diese mit beiden Händen ungestüm zurück und verschwand.
Regungslos stand Leo noch minutenlang da. Dieser letzte Vorwurf hatte zerschmetternd auf ihn gewirkt. Bleich, mit glanzlosem, irrem Auge blickte er endlich auf und umher, als wolle er sich überzeugen, ob e» denn wahr sein könne- Er sah sich allein in dem mit aller Bizarrerie einer Weltdame ausgestatteten Gemach, in welchem er zu ihren Füßen hatte sitzen dürfen, wenn sie Langeweile .empfand, in welchem auch manch' intimes Wort, manches freundliche Lächeln ihn hatte glauben gemacht, daß sie etwas für ihn empfinde, und j-tzt . . .
Er sah sein Bild in dem kostbaren Barockspiegel sich gegenüber; die Scham vor sich selbst lähmte seine Hand, als er sie drohend in der Richtung ausstrecken wollte, in der sie verschwunden. DaS Schmochbewußtsein erstickte j-dL andere Gefühl in ihm; sein Blut schoß wild zur Stirn, ihm Schwindel verursachend, und nur getrieben von der Vorstellung, unversöhnlich beleidigt zu sein, erreichte er den Garten.
„Eie soll'S bereuen!* knirschte er, die Hände ballend und hinüberschauend auf die Villa, von deren Schwelle er verstoßen worden. „Kann eS ehrlos sein, sich an einem Weibe zu rächen? ... Sie soll'S bereuen, bei Gott, sie soll es!* Und mit haßflammendem Auge schaute er immer wieder hin, als könne er sich nicht trennen von der Stätte, als sammle er seine ganze Rachsucht, sich sättigend, an dem Gedanken an voll«, befriedigende Genugtuung.
Dann aber überkam ihn plötzlich auch die Vorstellung von seiner Lage. Aber hätte sie ihm eine Million so hingeworfen, wie dieses Portefeuille, er würde sie ihr zurück in's Antlitz geschleudert haben, obgleich seine Existenz eine rettungslose geworden war.
Niemand sah den Verzweifelten in der stillen Landhausstraße. Selbst das Geräusch der Jalousien, die hinter ihm in einer V lla heraufgezogen wurden, als die Sonne sich tiefer neigte, weckte ihn nicht aus seinem Brüten.
Nur einer beobachtete ihn endlich, wie er sich eben von dem Baumstamme aufrichtete und taumelnd davon schritt, ein einsamer Spaziergänger, ein junger Mann, der ihm kopfschüttelnd nachschaute, sich dann vor den Garten hinfiellte und, mit Interesse das kleine Paradies bewundernd, ausrief:
„Hier also wohnt die schöne, junge Frau!*
l3. Kapitel.
„Gott sei Dank, daß dies ein Ende genommen hat! Sahst du ihn fort, gehen, gute Jane?* Mit diesen Worten empfing Afra auf ihren Ruf di« Jc. länderin, vor dem großen Toilettenspiegel stehend und ganz in ihren Anblick versunken, das Haar über der Stirn ordnend, die schönen Augenbrauen glättend und dann mit Poudrequast der Haut neue Frische gebend. „Wie sah er auS? Hast du ihm angesehen, was vorgegangen ist? ES konnte nicht länger so sein!* Eie nagte mit de» Zähnen auf den blaffe» Lippe», um das Blut in dieselben zu saug»», und stand nach Beendigung ihres ToilettenwerkeL da, die großen feurigen Augen zufrieden auf ihr Spiegelbild gerichtet.
„Ich sah ihn; er war wie ein Betäubter oder ein Trunkener! Werden Sie wirklich den schönen Kavalier empfangen, den Sie hier wieder gesehen haben ? Er wird uns Unglück bringen, ich Hab «S aus den Karten gesehen.*
Jane mit ihrem indolenten Gesichte stand hinter ihr, die herabhängenden Hände gefaltet, die blöden Augen verdrossen auf die Schönheit der Herrin gerichtet.
„Wie du fragst, Jane!* Afra wandte sich erstaunt und unwillig um. „Hab ich irgend Jemanden Rechenschaft zu geben? Bin ich nicht unabhängig? . Eine Närrin war ich, daß ich bisher mich unter die lästige Freundschaft dieses Mannes beugte, der sich schließlich Rechte über mich anmaßte, die ich ihm nie gewähren konnte.*
„Ich hörte Herrn von Wiedenstein, al» er noch einmal am Fuße der Terasse stand und wahrscheinlich erwartete zurückgerufen zu werden; er stieß eine Drohung auS.*
Afra wechselte die Farbe, doch nur flüchtig. . . Sie wandt« sich zum Fenster und preßte die Stirn an daS Glas.
„Er ist ein unschädlicher Tor, Jane!* lachte sie, sich wieder ins Zimmer wendend. „So lange ich es vermochte. Hab' ich ihn geduldet; jetzt will ich leben, Jane! Ich Hab' eS fest beschlossen! Weißt du, was mir heute Morgen passiert ist? Ich entdeckte vor dem Spiegel ein weiße- Haar, das ich mit bleichem Entsetzen au-rupfte. Ich bin fünfundzwanzig Jahre alt!
„Da» schönste Alter einer jungen Witwe, das sie keinem Manne opfern
soll.*
(Fortsetzung folot.)
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