Walt gewinnen: „Der Mächtigste ist nicht der Tod!" — Wie ein warmer Schimmer liest das Bttrmenblühen über der starren Todeskälte — wie ein stilles, nimnrermüdes Hoffen decken Sträuße und Kränze Sarg und Grab. Es ist ja, als lindere sich unser Schmerz, wenn wir noch eimnal unsere Liebe zeigen dürfen, und als sähe dann die Sehnsucht klarer ihr Ziel, das sie nun in so endloser Fern« suchen muß. —
Bis über das Grab hinaus unser Gedenken - bis in das Grab hinein unsre letzte Liebestat! Wer seine Toren nicht der Gewalt der Flammen zu übergeben vermag, sondern in die Erde bettet, und dem auch der Gedanke an das kalte, kahle Grab eine Pein bedeutet, der kleide es mit blühenden Zweigen oder mit Tannengrün aus - wie es die Jahreszeit eben gestattet — so bringt er dann sein Liebstes zur Ruhe mitten in Blumen - unter Blühen und frischem Grün! — V. K.
Wcrkstätte feiner Naturbindetunst. Inh. Karl Bacher.
Höfen a. d. Enz.
Mannheim, 23. Out Emen Dreiniillionenisterschuß hat die Stadt Mannheim aus dein Jahre !923 erzielt, wie aus einer Vorlage des Stadtrats an den Bürgerausschuß hervorgeht. In der Boi- lage des Stadtrats wird ausgesucht, daß dieses Ergebnis weder aus der Ausgabe von Notgeld, noch aus Gewinnen der städtischen Werke erzielt wurde, sondern oer Drosselung der Ausgaben entspringe, die iw Sommer 1923 verfügt wurde. Zu dem günstigen Abschluß trugen vor allem bei die lleberwcisungen des Reiches an Einkommen- und Körperschafissteuern an die Stadt, die ftinsagjteuer und die bei der Stabilisierung günstigeren Ertrage der Getränke- und Bergiiügungs- steuer. Bon dem fteoerschuß 'sind 32l 000 Mark zur Erweiterung des Krankenhauses und 110000 Mark zum Ankauf einer Sammlung verwendet. 400000 Mark sollen für ergänzende Fürsorge an die Familien Erwerbsloser, je 500000 Mark für Verbesserung der Neckarbrücken und für Erschließung von Industriegelünde, je 300 000 Mark für Förderungen des Wohnungsbaues und der Straßenpflasterung und 100 000 Mark für die Erstellung von Spielplätzen verwendet werden.
Mannheim, 24. Okt. Auf einer hiesigen Bank spielte sich gestern nachmittag ein tragischer Vorfall ab. Ein junger Mann präsentierte einen Wechsel über 4735 Mark. Der Wechsel wurde von dem Kassenbeamten beanstandet, weil er verschiedene Merkmale der Fälschung trug. Man verständigte, während der Vorzeiger in einem Zimmer weilte, die in Betracht kommende Großfirma in Rheinau, sowie die Kriminalpolizei durch den Fernsprecher. Noch ehe aber die Polizei bei der Bank eintraf, hatte der Lunge Mann sich mit Zyankali vergiftet. Der Tod trat sofort ein. Der junge Mann hatte einen Bahnausweis mit Lichtbild bei sich, aus dem zu ersehen war, daß es sich um einen 19jährigen Kaufmann handelt, der in Schwetzingen wohnhaft war und bei einem Geschäft in Rheinau in Stellung war. In seinem Besitz fand man noch eine Reihe von Blankowechselformularen.
Handel «nd Berkehe,
Stuttgart, 24. Okt. (Mostobslmarkt auf dem Nordbahnhof.) Seit 22. Oktober wurden 136 Wagen neu zugefllhrt, nämlich 5 aus Württemberg, l aus Bayern, je 2 aus Baden und der Pfalz, 4 aus dem Rheinland, 82 aus Oesterreich, 14 aus Böhmen, 10 aus der Schweiz, 10 aus Italien und 6 aus Frankreich. Nach auswärts gingen 77 Wagen. Preis waggonweise für IS OM Kilo 1040-dis 1180 Mir, im Kleinoerkaus 5,80 6,20 Mark für 50 Kilo. Marktlage lebhaft.
Wirtschaftliche Wocheurundsch»«.
Börse. Die Börse war auch in dieser Woche still und ohne Bewegung. Die Umsätze erreichten fast einen Rekordtiefstand. Schuld daran ist die unklare innen- und außenpolitische Lage. Der bevorstehende Wahlkampf veranlaßt« die Börsenkreise M äußerster Zurückhaltung und auch die beginnende Besserung der Wirtschaftslage infolge der schrittweisen Räumung des Ruhrgebiets konnte keine Aenderung herbeisühren. Auch die hohe Börsenumsatzsteuer, gegen die an der Berliner Börse erneut Protest erhoben wurde, trug zur Lahmlegung des Geschäftes an der Börse bei, da ihre Höhe fast jeden Umsatz unrentabel macht. Der Fondsmarkt lag schwach. Die Auflösung des Reichstags hatte auch das Erlöschen der Funktion des Auswertungsausschusses zur Folge und verlängerte dadurch die Unsicherheit in der Aufwertungsfrage für Monate. Man hofft aber, daß die Aufwertungsparole im Wahlkampfe wiederkehren werde. Der Aktienmarkt zeigte nur geringe Kurseinbußen.
Geldmarkt. Der bisherige Erfolg der Reparationsanleihe macht sich auf dem Geldmarkt ibereits bemerkbar. Das Geldangebot ist überwiegend. Namentlich kurzfristige Gelder sind überreichlich angeboten und nur schwer unterzubriugen. Die allgemeine schleppende Geschäftslage hatte nur wenig Bedarf. Die Großbanken hatten daher sogar vorübergehend die Annahme von Tagesgeld eingestellt. Me Zinssätze blieben unverändert. Man erwartet, daß das große Geldangebot zu einer Senkung der Sätze für gewerbliche Kredite führen werde. Auf dem Devisenmarkt war engl. Pfund und holländische Gulden gesteigert, Schweizer Franken behauptet, während der französische Franken schwach zurückgeht.
Produktenmarkt. Die Preise auf dem Getreidemarkt wurden nicht unerheblich herabgesetzt und beginnen sich den Weltmarktpreisen cmzupassen. Die Stimmung ist gedrückt. Die Preise für Roggen fielen unter den Weizenpreis zurück. Das Angebot ist nach wie vor stark. An der Stuttgarrer Landes- produktenbörse stieg Heu auf 9,5 (plus 1,5), während Stroh mit 5P M. pro Doppelzentner unverändert blieb. An der Berliner Produktenbörse notierte Weizen 223 (minus 14), Roggen 218 (minus 19), Sommergerste 270 (und.), Futtergerste 230 (uuv.), Hafer 190 (Plus 56) M. je pro Tonne und Mehl 34P (minus 1) pro Doppelzentner.
Warenmarkt. Die Besserung der wirtschaftlichen Lage geht nur langsam voran. Ein großzügiger Erfolg der Preissenkungsaktion der Regierung steht noch immer aus. Eine wesentliche Verbesserung ist vor den Neuwahlen und Bildung einer neuen Regierung nicht zu erwarten. Die Großhandelsindexziffer ist allerdings von 132,2 auf 131,1 zurückgegangen. Infolge der Minderbewertung von Getreide ist auch Mehl im Preise gesunken. Sehr hoch sind noch immer die Fettpreise. Ein Umschwung bereitet sich am Eisenmarkt vor, wo plötzlich eine außerordentliche Nachfrage eingesetzt hat. Auf dem Häutemarkt wurden für Großvieh 5—10 Prozent höhere Preise erzielt, während Preise für leichte Gewichte unverändert blieben.
Viehmarkt. Auf den Cchlachtviehmärkten sind die Preise erneut zurückgegangen, ohne aber ein Nachgeben der Ladenfleischpreise herbeizuführen. Der Zntrieü von Nutzvieh und Schlachtvieh zu den Märkten war befriedigend.
Holzmarkt. Die Lage am süddeutschen Holzmarkt bleibt.uneinheitlich. Das Holzangebot hat sich in Anbetracht des Winterbedarfs, ohne jedoch ein entsprechendes Nachlassen der Preise zur Folge zu haben, verstärkt. Die Erlöse bewegen sich zwischen 90 und 110 Proz. der Grundpreise.
Brerreftk Nachri Ästen
Stuttgart, 24. Okt. Der Staatspräsident hat die Stelle des Vorstands der Forstdirektion dem Oberforstrat Dr. König mit der Amtsbezeichnung Präsident übertragen.
Stuttgart, 24. Oktbr. Der Staatspräsident hat dem Kardinal Ehrle in Rom zur Feier seines 80. Geburtstags im Namen der württ. Vtaatsregierung aufrichtige Glück- und Segenswünsche gesandt und
dabei der Freude Ausdruck gegeben, i» dem Kardinal einen Sohn Württembergs im höchsten Rat der katholischen Kirche zu missen, der durch seine wiflenschastiiche Bedeutung und durch seine vielseitige literarische und bibliothekarische Tätigkeit a!s Präfekt einer der bedeutendsten Bibliotheken der Welt den Ruhm der schwäbischen Heimat gemehrt habe. Besonderer Dank der württ. Staatsregierung wurde dem Gefeierten gesagt für seine erfolgreichen Bemühungen, dein deutschen archäologischen Institut in Rom den Besitz seiner iverivvllen Bibliothek in der Nachkriegszeit zu erhalten.
Stuttgart, 24. Okt. Die Abgeordneten vom Bauernbund hoben folgende Große Anfrage gestellt. Ist dem württ. Etaatsininisterium bekannt, daß Preußen für das Jahr 1925 die Gebäudentschuldungs- steucr, die dort Hauszinssieuer genannt wird, nicht mehr von landwirtschaftlich genutzten Gebäuden erhebt? Ist dos württ. Staatsministerium bereist in gleicher Weise die Gebäude, die dem landwirtschaftlichen Betrieb dienen, von der Gebäude-Enkschuldungssteuer frei za lassen? «
Nürnberg, 24. Okl. Hier wurde der Bicibrenner Samuel Diirjch- ner, der im Sommer d. Is. seinen Sohn erwürgt und dann aufge- hängt hatte, am Mittwoch morgen vom Scharsrichter durch das Fallbeil hingerichtet. DUrschner lehnte den geistlichen Zuspruch ab und empfing noch kurz vor seiner Hinrichtung seine Frau und seinen Bruder.
München, 24. Okt. Die Korrespondenz Hoffmann meldet amtlich : Die Reichsregicrung hat aus Antrag der Bayrischen Staats- regiernng angeordnet, daß in Bayern die Reichstagswählerliste statt vom 16.—23. II erst in den Tagen vom 2l. 28. It. zur allgemeinen Einsichlsnnhme ausgeiegt wird. Diese Anordnung ist ergangen, damit in den bayrischen Gemeinden die Vorarbeiten für die Reichs- tagswahlen mit denen der beoorstehrnden Gemeindewahlen vereinigt werden können.
München, 24. Okt. Die sozialdemokralische Fraktion des bayrischen Landtags hat eine Reihe von Anträgen eingebracht, die u. a. die sofortige Neuwahl des Landtagsoorstands fordern. Ferner wird gefordert, den Ausnahmezustand im rechtsrheinischen Bayern aufzuheben, jedenfalls aber für die Dauer des Wahlkampfes zu den Reichstags- und Gemeindeivahten die verfassungsmäßige Bersammlungs-, Presse- und Vereinsfreiheit wiederherzustellen. Ein weiterer Antrag verlangt die Amnestie für politische Vergehen.
München, 24. Okt. Nach einer amtlichen Meldung der „Corr. Hofsmann" erließ das ganze Ministerium zum Schutze der Wahl- sreiheit bei den kommenden Reichstags- und Gemeindewahlen eine Verordnung, wodurch zum Zwecke der ungehinderten Durchführung dieser Wahlen bis zum Ablaufe des Wahltages die Versammlungsund Redefreiheit, sowie die Pressefreiheit in Bayern im wesentlichen wieder hergestelli wird. In der Verordnung wird u. a. mügeteilt, daß die Auflösungen und das Verbot von Vereinigungen der Betätigung früherer Angehöriger dieser Bereinigungen zum Zwecke der Wahlvorbereitungen und der Wahldurchführung nicht entgegenstehen.
Berlin, 24. Okt. In der „Deutschen Tageszeitung" wird heute der Wahlaufruf des Reichslandbundes veröffentlicht. Er ist kurz und verhältnismäßig zahm. Dafür ist er auch inhaltlos. Die Presse des Reichslandbundes fordert ihre Mitglieder auf, sich von Anfang an dafür einzusetzen, „daß nur solche Persönlichkeiten auf die Stimmen des im Reichslandbund organisierten Landvolkes zählen können, die rückhaltlos persönlich dafür eintreten, daß bei den kommenden Regierungsbildungen in Reich und Ländern Landvolk und Landwirtschaft ihrer Bedeutung und Stärke entsprechend in den Kabinetten selbst vertreten sind."
Berlin, 24. Okt. Mit Rücksicht daraus, daß ein Teil der aus dem besetzten Gebiet Ausgewiesenen wegen der dortigen Wohnungs- verhäitnissc an ihren Wohnsitz noch nicht haben zurllckkehren können, erließ der Reichsminister des Innern zur Sicherung ihres Wahlrechts folgende Verordnung: Stimmberechtigte, die aus dem besetzten Gebiet (alt- und neubesetztes Gebiet) ausgewiesen oder durch Maßnahmen der Besatzungsmächte verdrängt sind, insbesondere auch Personen dieser Art, die infolge der Wohnungsverhäitnisse dorthin noch nicht haben zurückkehren können, sind für die Neuwahlen zum Reichstag am 7. Dezember auf Antrag in die Stimmliste oder die Stimmkartei ihres Aufenthaltsortes eingetragen, auch wenn sie an diesem Ort keinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt haben.
Berlin, 24. Okt. Die Vertreter der Spitzenorganisationen der Beamtenschaft beschäftigten sich, dem „Vorwärts" zufolge, erneut mit der Frage einer Gehaltserhöhung. Allseitig wurde betont, daß angesichts der fortschreitenden Teuerung eine durchgreifende Gehaltserhöhung unaufschiebbar sei. Es wurde beschlossen, eine Deputation zum Reichsfinanzminister zu entsenden, die diesem die Forderung auf Anberaumung von Besoldungsverhandlungen unterbreiten soll. Gleichzeitig wurde beschlossen diese Aktion nach Möglichkeit in gemeinsamer Front mit der Arbeiterschaft durchzufllhren.
Berlin. 25. Oktober. Ein Wilhelm Ioersen hatte im „Berliner Lokalanzeiger" Schilderungen über grauenhafte Mißhandlungen, die an deutschen politischen Gefangenen im Ruhrgebiet verübt worden seien, veröffentlicht. Wie die „Vossische Zeitung" erfährt, hat das Reichsministerium des Innern in dieser Angelegenheit Ermittelungen angestellt und sich das Material unterbreiten lassen, um eine gerichtliche Untersuchung in die Wege zu leiten.
Berlin, 24. Okt. Auf den Straßen Berlins zeigten sich heute morgen die ersten Eis- und Reifbildungen. Das Thermometer war über nacht auf —2 Grad gesunken. Auch aus England und Polen liegen Meldungen über Frost vor. — In den letzten Tagen ist die schwedische Ostseeküste von schweren Schneestürmen heimgesucht worden. Der Motorschoner „Hilde" aus Bremen ist in Oeregrund gestrandet' Bei Oeresfair strandete ein brandenburgischer Dampfer der Holz geladen hatte. Die ganze Besatzung von 20 Mann ist umgekommen — Das Flugzeug des deutschen Aero-Lloyd, das die Flugverbindung zwischen Berlin und London herstellt, legte gestern die 1000 Klm. lange Flugstrecke Berlin—Hannover-London in 5»/, Stunden reiner Flugzeit zurück. Es ist dies die kürzeste Zeit, die ein deutsches Flugzeug auf der genannten Linie brauchte. — Einer Blättermeldung aus Strasburg in der Uckermark zufolge, wurde der Gutsinspektor Kulat von zwei Pferdedieben, die er überraschte, erschlagen. Die Täter entkamen unerkannt. — Ein weiterer Mord erfolgte in der Nähe von Hornhausen bei Halberstadt. Dort wurde Donnerstag nacht der Viehhändler Etangenbein aus Offleben niedergeschlagen, beraubt und von den Räubern in einer Rübenmiete verscharrt. Er wurde am Morgen von Arbeiterinnen noch lebend aufgefunden. An seinem Aufkommen wird jedoch gezweifelt.
Berlin, 24. Okt. Von den 62 bisherigen kommunistischen Reichstagsabgeordneten sind 8 in Haft, 5 sind immun als Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses. Die Behauptung, daß Massenverhastungen vorgekommen seien ist unrichtig. Haftbefehle sind vom Untersuchungsrichter des Etaatsgerichtshofes zum Schutze der Republik erlassen worden, gegen Ruth Fischer, Grülewiez, Schalem, Florin und Iwan Katz. Außerdem schweben noch einige Haftbefehle aus anderen Gründen.
Hamburg, 25. Okt. Gestern beschlagnahmte die Polizei die „Hamburger Volkszeitung" wegen dringenden Verdachts der Vorbereitung der Aufforderung zum Hochverrat. Außerdem ersuchte die Polizei die Staatsanwaltschaft, gegen das Blatt wegen seiner gestrigen Veröffentlichung einzuschreiten.
Bremen, 25. Okt. In der gestrigen Sitzung der Bremer Bürgerschaft wurde der sogenannte Fünfzehner-Ausschuß gewählt, der die Neuwahl des Senats vorbereiten soll. Ihm gehören acht Bürgerliche, fünf Sozialisten und zwei Kommunisten an. Die Neuwahl des Senats muh bis zum 5. November vollzogen sein. Daraufhin wurde die Einführung des sogenannten Hausknechtsparagraphen gegen die Linke angenommen.
Paris, 24. Oktober. Die englische Polizei sucht den deutschen Kommunisten Philipp Münzberg. Man glaubt, daß dieser an der kommunistischen Wahlpropaganda in England aktiv Anteil nahm. Er sei mit einem faschen Paß nach England gekommen. Bereits einmal sei ihm dies gelungen, damals habe er als „russischer Bankier" verkleidet an der kommunistischen Agitation teilgenommen.
Paris, 24. Oktbr. Der Ministerrat er eilte dem Iustizminister den Auftrag, gegen die Camelots du-roi Strafantrag zu stellen, die dieser Tage anläßlich der Liga für Menschenrechte, worin über die Propagandareise französischer Politiker in Deutschland berichtet wurde,
verschiedene Personen angegriffen hatten. — Heute nachmittag wurde im Handelsministerium das französisch-belgische Handelsabkommen durch den belgischen Botschafter in Paris und den französischen Handeis- minister Unterzeichner.
Madrid, 24. Okt Die Blätter kündigen die Auflösung des Sekretariats des Generals Rivera an. Die Zeitung „El Sol" legt dar. daß diese Maßnahme entsprechend dem Wunsche des Regierungschefs getroffen wurde, der vorerst bis zur vollständigen Wiederherstellung normaler Zustände in Spanisch-Marokka zu bleiben beabsichtige. In erster Linie soll Teinan geränmr werden.
Christiania, 24. Okt. Die Wahlen zum norwegischen Parlament endeten mit einem Knappen Sieg der beiden Rechtsparteien. — Der norwegische Posldampscr „Mansons" geriet am Donnerstag auf der j Höhe von Christiansnnd durch Explosion in Brand. Das Feuer wurde nach niebrstünd'g,- Arbeit gelöscht, doch sind sämtliche Past- ! suchen verbramtt. Man führt die Explosion ans einen kommunistischen ' Anschlag zurück.
Tokio, 24. Okt Die japanische Regierung beschloß die Abfindung zweier Zerstörer aus Tientsin »nd von 200 Mann Truppen »ach Schaahnikwan. Bon der weiteren Entwicklung in China wird es nbbängen, ob Japan es für nö'ig hält, seine Streitkrüfte in fteberein- stimmnng mit dem BoxcrproiokvII zu erhöhen. — Depeschen aus Mukden zufolge hat der Führer der Aiifuparicl, Ttschang-Tfo-Lin, die Herrschaft über China in Händen.
Württembrrgischer Landtag.
Stuttgart, 24. Ott. In der fortgesetzten Etatsberaiun» des Landtags kamen heute zunächst die Vertreter der Regierungsparteien zum Wort. Der Wg. Dr. Schott (BP.) verteidigte vor allem die Haltung der Deutschnationalen im Reichstag in der Frage des Sachverständigengutachtens und betonte, die verfluchte Novemberrevolution habe soviel zerschlagen, daß der Schaden in kurzer Zeit nicht wieder gut gemacht sei. Dazu brauche es Jahre strengster Arbeit. Das Verhalten des Gesandten HildenbranL sei ein regelrechter Skandal gewesen, das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gol-d gewähre Schutz den Feinden und Trutz den Volksgenossen und die Demokratie, die ein Schwänzchen der Sozialdemokratie geworden sei, trage die Verantwortung für die mit den Reichstagsneuwahlen verbundenen Kämpfe. Der Abg. Bock (Ztr.) erklärte, daß die Handhabung der demokratischen Staatssorm leider oft anwidern und abstoßen müsse. Die Reichstagsauflösung sei ein Unglück und eine Auflösung des württ. Landtags wäre unbegreiflich. Der Redner setzte sich dann für den Schutzzoll, für Landwirtschaft und Industrie ein, wandte sich gegen die finanzielle Abhängigkeit vom Reich und gegen den Beamtenabbau, mit dem Schluß gemacht werden müsse, verlangte die Erhaltung der konfessionellen Gestaltung der Oberschulbehörden, die Einführung eines mäßigen Zinsendienstes, die Abstellung der Wohnungsnot durch Aufhebung der Bewirtschaftung von Wohnraum und Mietzins, die Bekämpfung der Kartelle und Syndikate und bezeichnet« schließlich die Ausstellung „Neue deutsche Kunst" als einen Verstoß gegen das Sittengesetz. Finanzminister Dr. Dehlinger betonte nochmals, daß erst der Finanzausgleich zwischen dem Reich und den Ländern, sowie die Finanzreform kommen müsse, ehe eine Herabsetzung der Steuern vorgeschlagen werden könne. Welches Mittel das geeignetste zur Beseitigung des Defizits sei, Einschränkung der Ausgaben, Vermehrung der Einnahmen oder Anleihe, lasse sich erst später entscheiden. Württemberg müsse die Steuerverwaltung wieder in eigene Hände bekommen. Ministerialdirektor von Balz besprach mehr die Notlage der Junglehrer, die eine Folge des Krieges sei und die in normalen Zeiten bei Einführung des achten Schuljahres und Beschränkung der Klassenschülerzahl, die den Bau von SHulhäusern und Lehrerwohnungxn bedingt hätten, nicht eingetreten wäre. — Die Beratung wird heute nachmittag fortgesetzt.
In der Nachmittagssitznng des. Landtags eröffnere den Reigen der zweiten Rednergarnitnr der Abg. Keil (Soz.) mit einer zweistündigen Rede, in der er sich zunächst gegen die Bürgerpartei wandte, deren Regiernngspolitik nicht mit der früheren Agitationspolitik übereinstimme, dann gegen die Deutsche Volkspartei, die sich am deutschen Volke schwer versündigt habe, weil ihre Politik znm Londoner Ultimatum und zur Ruhrbesctzung führte, um hierauf festzustellen, daß wenn heute ein geschlossenes Deutsches Reich bestehe, dies eine historische Tat der Sozialdemokratie sei. Die Hochschutzzollpolitik bewirke nur Preissteigerung auf allen Gebieten. Weiter setzte sich der Redner für den Achtstundentag und die Beseitigung des Abtreibungsparagraphen ein, ferner für eine stärkere Belastung des Besitzes, während er die heutige Justiz eine Schande nannte. Der Fall Hildenbrand gab ihm Anlaß zu scharfen Angriffen auf den Staatspräsidenten, dem er eine unnoble Art von Polemik und eine falsche Darstellung der fünf Fälle sowie einen Mißbrauch der PersonalaLbauverordunng vorwarf. Im Men Regime wäre Bazille nie Ministerpräsident geworden. Der Abg. Dingler (BB.) bezeichnet« die Art, wie die Sozialdemokratie mit dem Staatspräsidenten umgehe, als einen Skandal, Das Streben müsse dahin gehen, das ganze deutsche Volk vollständig aus deutschem Grund und Boden zu ernähre». Das größte Uebel wäre, wenn die Sozialdemokratie wieder in führende Stellung einrücken würde. Die Landwirtschaft brauche notwendig Zölle, um nicht zu Grunde zu gehen, denn sie müsse jetzt die Steuern von der Substanz bezahlen. Man tollte da abbanen, wo man im November 1918 aufzubauen angefange« habe. Schließlich sprach noch der Abg. Roth (DV ), der di« baldige Vorlegung einer neuen Bezirks- und Gomeindeordnung sowie die Unterstützung der Gemeinden für ihre Schul-, Straßen- und Verwaltungsausgaben, die Erhöhung des Wahlalters, ein Pflichtarbeits-Dienstjahr für die Jugend, deren Aufklärung über die Schädlichkeit des Alkohols, Aufwertung, Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion, Revision der Gewerbekataster und die Rückgabe der Kolonien wünschte, sowie den Minister Stresemann in Schutz nahm. Morgen Wird die Etatsberatung zu Ende geführt werden.
Das Urteil im Leipziger Hochverrats-Prozeß.
Leipzig, 24. Okt. Im Hochverratsprozeß vor dem vierten Strafsenat des Reichsgerichts gegen Görke und Genoffen wurde nach 12stündiger Verhandlung folgendes Urteil gefällt: Wegen Vergehens nach Paragraph 7 des Republikschutzgesetzes und schweren Diebstahls wurden verurteilt: Görke zu t Jahren, 6 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust. 6 Monate Untersuchungshaft werden angerechnet. Lenkait zu 3 Jahren Zuchthaus, 200 Mark Geldstrafe und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust. 5 Monate Untersuchungshaft werden angerechnet. Döbelt zu 2 Jahren, 6 Monaten Zuchthaus und 5 Jahren Ehrenrechtsverlust sowie 200 Mark Geldstrafe. 6 Monate Untersuchungshaft werden angerechnet. Schluff zu 5 Monaten Gefängnis und 100 Mark Geldstrafe. 3 Monate Untersuchungshaft werden angerechnet. Geiß wegen unbefugten Waffenbesitzes zu 500 Mark Geldstrafe.
Heute Urteilsverkündung i« Prozeß „Konsul".
Leipzig, 24. Ott. Im Prozeß gegen die Organisation Con-
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