(Vater und Sohn) eingelegte Berufung hatte sich die Strafkammer des Landgerichts Hall mit der Sache zu beschäftigen. Hier wurde die Berufung vollständig verworfen und zu den gewaltigen Strafen kommen nun noch die Gerichtskasten in Höhe von 20 Prozent der genannten Summen.

Baden.

Pforzheim, 23. Okt. Aus Veranlassung der Stadtverwaltung, der Handelskammer und des Berkehrsoereins fand hier eine öffent­liche Versammlung statt, die von mehr als 100 Personen aus dem Gebiet von Konstanz besucht war. Die Versammlung nahm eine Entschließung betr. den Ausbau des Fern- und Nahverkehrs auf der Nagoldbahn an.

Vermischtes.

Zur Hebung des Sparsinns. Die städtische Sparkaffe in Hersfeld beteiligt, um den Spar sinn wieder zu wecken, die Sparer am Reingewinn. Am Jahresende wird der ganze Reingewinn verteilt. Die Sparer erhalten dann neben den Zinsen noch einen Gewinnanteil.

Die unleserliche Unterschrift. Me Strafkammer in Mün­chen-Gladbach (Rheinprovinz) hat kürzlich Ne gerichtliche Be­handlung einer polizeilichen Strafverfügung für ungültig er­klärt, weil die Namensunterschrift des betreffenden Polizei­beamten, wie bei amtlichen Aktenstücken leider vielfach üblich, unleserlich war. Das Gericht führte aus, der Bestrafte habe ein Recht, zu erfahren, nicht nur mit welcher Behörde, sondern auch mit welchem Beamten er es zu tun habe. Unzulässig sei auch ein Namensstempel irgend ivelcher Ausführung, denn unter Umständen könne ein solcher Stempel auch unbefugt auf einem Aktenstück angebracht werden.

Ein diplomatisch-kriminalistischer Zwischenfall. In Hazo- brouck in Frankreich wurde vor einigen Monaten ein Polni­scher Saisonarbeiter von dem Gutsbesitzer, bei dem er arbei­tete, getötet. Die Untersuchung gegen den Täter wurde ein­gestellt, La es sich erwies, daß 6er Gutsbesitzer in Notwehr ge­handelt hatte, in6em er seine von dem Polen überfallene Frau zu schützen suchte. Die polnische Gesandtschaft in Paris hat nunmehr Einsicht in die betreffenden Akten der französi­schen Staatsanwaltschaft verlangt.

Wacdonalds Einkommen. Amerikanische Blätter bespre­chen Ne Angelegenheit des Geschenks eines Automobils und von 30 000 Pfund Sterling durch einen schottischen Fabri­kanten an Macdonald und meinen. Ne Annahme des Geschenks und Ne darauf erfolgte Verleihung des Barontitels an den Fabrikanten sei ein schwerer politischer Fehler Macdonälds gewesen. Allerdings sei das Einkommen des englischen Erst­ministers gering; es betrage neben seiner Wohnung usw. nur 5000 Pfund Sterling (100 000 Mark).

Eigenartiges Urteil. Ein eigenartiges Urteil hat ein Newyorker Richter gegen Angeklagte gefällt. Ne Auio-Unfälle hervorgerufen hatten. Er verurteilte nämlich vierzehn unvor­sichtige Fahrer zu se einem zweistündigen Besuch des Krüppel- Heims.

Amerika im Kampf gegen den Alkoholschmuggrl. Ein

Küstenwächter beschlagnahmte einen britischen Segler und einen norwegischen Dampfer, Ne alkoholische Getränke an Bord hatten, und führte sie nach Newhork. Die Ladung des norwegischen Dampfers bestand aus 43 Kisten mit alkoholi­schen Getränken. Er wurde 64 Kilometer von der amerikani­schen Küste entfernt entdeckt. Der Küstenwächter sandte eine Abteilung Zollwächter an Bord des Schiffes. Die 32 Mann zählende Besatzung war bis auf den letzten Mann eingeschlafen. Allem Anschein nach hatte am Bord des Schiffes ein großes Zechgelage stattgefunden. Die Matrosen trugen alle zerrissene Kleider. Der Kapitän wurde eingesperrt; er erklärte, daß Ne Mannschaft seit der vor einem Monat erfolgten Abreise von Hamburg sich jeden Tag bettunken habe. Drei Matrosen hatten gebrochene Kiefer. Ein Mann hatte >bei einem Streit ein Bein gebrochen. Der Dampfer nahm in Sankt Pierre eine Ladung von 109 Kisten mit alkoholischen Getränken an Bord. Bei der Beschlagnahme waren es nur noch deren 43. Man fand an Bord eine Summe von 26 000 Dollar.

Handel und Verkehr.

Stuttgart, 23. Oktober. Dem Donnerstagmarkt am Vieh- und Echlachthof waren zugesührt: 57 Ochsen. 20 Bullen, 115 Iungbullen, 110 Iungrinder. 71 Kühe, 451 Kälber, 423 Schweine, 81 Schafe. Verkauft wurde alles. Erlös aus je 1 Pfund Lebendgewicht in Gold­pfennigen: Ochsen 1. 4043 (am letzten Dienstagmarkt 4044), 2. 30-38 (unv.). Bullen 1. 4144 (4245). 2.32-38 (3340). Iung­rinder 1. 4650 (4852), 2. 3842 (40-46). 3. 29-36 (30-37), Kühe 3037 (3238V 2. 1827 (19-29). 3. 12-17 (unv.). Kälber 1. 76-78 (76-79), 2. 70-74 > 7075 :. 3.60 - 68 (6468). Schweine 1. 8790 (86-88), 2.8286 (80 - 83,, 3. 7080 (69-77), Verlauf des Marktes: bei Schweinen belebt, sonst langsam.

Stuttgart, 23. Okt. (Landesproduktenbörse.) Die Lage aus dem Getreidemarkt ist unverändert. Die Geldkalamität macht sich wieder mehr fühlbar. Die zweite Hand offeriert deshalb billiger als die erste. Es notierten je lOO Kg.: Weizen 22-25 (am 20. Oktober 22,525,5), Sommergerste 23 26,5 (unv.), Roggen 2224 (2224,5), Hafer 1520 (15,520), Weizenmehl Nr. 0 3940,50 (39.541). Brotmehl 3536.5 35,537), Kleie 12,513 (unv.), Wiesenheu 6,5 bis 8 (unv.), Kleeheu 89,5 (unv.h drahtgepreßtes Stroh 45,5 (unv.) Mark.

Neueste Nachrichten.

Stuttgart, 23. Okt. Der Abg. Dingler (B. B.) weist in einer Kleinen Anfrage darauf hin, daß zurzeit der Geldentwertung Neu­bauten mit einem Gebäudesteuerkapital eingeschätzt wurden, das außerhalb des Verhältnisses zu den in Friedenszeiten angesetzten Kapitalien stand. Bei den Steuern wirkt sich eine solche Schätzung sehr ungerecht aus. Was gedenkt das Finanzministerium zur Be­seitigung dieses Mißstandes zu tun?

tS München, 23. Okt. Schriftleiter Martin Weger vomMies­bacher Anzeiger", der wegen Beleidigung des Reichsjustizministers Dr. Radbruch zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worden war, ist begnadigt und nach Verbüßung der halben Strafhaft entlassen worden.

München, 23. Oktober Im Landtag beantragte zur Geschäfts­ordnung der Abgeordnete Schlaffer (Komm ), auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung auch die zwei kommunistischen Anträge auf Gewährung von Redefreiheit der K.P.D. und Freilassung der Schutz­haftgefangenen zu setzen. Außerdem wolle der Präsident die 25 bis 30 Kriminalbeamte und Spitzel, die sich im Hause und auf den Tri­bünen befänden, aus dem Hause entfernen. Unter lebhafter Unruhe im Hause erklärte Präsident Königbauer, daß er dieser Anregung nicht Folge leisten könne, da er die Verantwortung für die Sicher­heit des Hauses dann nicht übernehmen könnte. Die beiden ersten Punkte wurden dann vom Hause gegen die Antragsteller unter leb­haften Zurufen der Kommunisten abgelehnt. Zur Aufwertungsfrage betonte Finanzminister Krausneck, daß sie mit einer größten Vorsicht behandelt werden müsse. Es bestehe in der Tat eine gewisse sittliche Pflicht des Staates und der sonstigen öffentlichen Körperschaften, die Papiermarkschulden nicht von vorneherein für alle Zukunst abzu- schiitteln. Man dürfe sich aber nicht der Täuschung hingebcn, daß es dem Staat und den übrigen öffentlichen Körperschaften in abseh­barer Zeit möglich wäre, die Hoffnungen der Gläubiger auch »ur in bescheidenem Maße zu erfüllen. Wer eine weitergehende Forderung vertrete, werde auch den Weg zeigen müssen, auf welchem die not­wendigen Deckungsmiitel beschafft werden sollen. In seiner Etats­

rede fordert der Finanzminister die alsbaldige Rückgabe der Steuer- hoheir an die Länder.

Darmstadt, 23 Okt. Heute verstarb an den Folgen eines Schlaganfalles das langjährige Mitglied des hessischen Landtages, der Führer der Deutschen Volkspartei, Iustizrat Dr. Osann. Der Verstorbene war Vorsitzender des Finanzausschusses des Hessische» Landtags und in politischen Kreisen wegen seines vornehmen und lauteren Charakters allseitig beliebt.

Essen, 23. Okt. Wie nun feststeht, iverden die ZechenViktor Kern" undKönig Ludwig" Montag, den 27. Oktober, nachts 12 Uhr, d. h. im letzten Augenblick von der französischen Verwaltung gemäß dem Londoner Abkommen ihren Eigentümern zurückgegeben.

Weimar, 24. Okt. Die Verhandlungen des Finanzministeriums mit dem Geh. Finanzrat Jost, der zum Nachfolger des bisherigen Präsidenten der thüringischen Staatsbank, Löb, ausersehen war, wurden abgeschloffen. Durch Beschluß des thüringischen Staatsmini­steriums wurde Jost mit Wirkung ab 1. November zum Präsidenten der thüringischen Staatsbank ernannt.

Leipzig, 23. Okt. Der Redakteur derLeipziger Bolkszeitung" Ernst August Franzel, wurde vom Leipziger Amtsgericht wegen Ver­gehen gegen Z 21 Absatz 7 und 8 des Pressegesetzes zu 2 Monaten Festungshaft verurteilt. Die Oeffentlichkeit war wegen Gefährdung der Staatssicherheit während der Verhandlung wie auch bei der Be­gründung des Urteils ausgeschlossen. Die unter Anklage gestellten Artikel bezogen sich auf Vorgänge im sächsischen Landtag.

Berlin. 23. Okt. Die Reichsregierung ist benachrichtigt worden, daß die belgische Besatzungsbehörde es abgelehnt hat, den Minister Dr. Iarres in seiner Eigenschaft als Oberbürgermeister der Stadt Duisburg in sein früheres Amt zurückkehren zu lassen. Man will in Berlin Schritte unternehmen, »m die Rückkehr von Dr. Iarres im Sinne der Londoner Abmachung doch noch zu erwirken,

Berlin, 24. Okt. Der Deutsche Landwirtschaftsrat hat auf seiner außerordentlichen Vollversammlung einstimmig beschlossen, zu fordern, daß die Errichtung einer lundw Kreditanstalt, wie sie in tz 9 des Gesetzes über die Goldnotenbank vorgesehen ist, unverzüglich und in engster Anlehnung an die erfolgte Umgestaltung der Deutschen Rentenbank oorgenommen wird.

Berlin, 23. Ott. Die Industrie- und Handelskammer Berlin beantragte in einer Eingabe an das Reichsjnstizmin:ster ium, daß eine Frist zur Vorlegung oder Aufstellung der Goldmarkeröff­nungsbilanz für Aktiengesellschaften, Kommanditgesellschaften auf Wien, Gesellschaften mit beschränkter Haftung, sowie alle Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, deren Geschäftsjahr mit dem Kalenderjahr zusammenfällt oder in der Zeit zwischen dem 1. Januar und dem 31. März beginnt, bis 31. Dezember verlängert werde.

Berlin, 23. Okt. In der Vollsitzung erteilte heute der Reichs­rat der Süddeutschen Festwertbank in Stuttgart die Erlaubnis, sich in eine Hypothekenbank umzuwandeln. In der Zeit vom 13. bis 18. Oktober hat die Interalliierte Militärkontrollkommission 24 deut­sche Truppeneinheiten kontrolliert, ferner 3l Militäranstalten und Verwaltungsstellen, 42 Polizeistellen und 30 Fabriken. Diese Besuche sind bis auf einen in Dessau vorher angesagt worden. Den Be­amten der Postüberwachungsstelle ist es gelungen drei Briefkasten­räuber sestzunehmen. Die Diebe sind in einer großen Anzahl west­deutscher Städte und außerdem in Berlin und Hamburg tätig ge­wesen. Es dürften etwa 20 000 Briefe in ihre Hände gefallen sein. In Groß-Aupa im Riesengebirge wurde die Häuslerin Tippelt in ihrer Wohnung von zwei jugendlichen Räubern überfallen, die sie und ihr kleines Töchterchen durch Dolchstiche lebensgefählich ver­letzten. Die Räuber entkamen mit 8500 Mark.

Elsterwerda, 23. Okt. Die städtische Sparkasse ist durch un­vorsichtige Bankgeschäfte in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Der Sparkassenrendant Palm wurde seines Amtes enthoben. Gegen Bür­germeister Stieler wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet.

Bremen, 23. Oktbr. Der bremische Senat hat der Bürgerschaft die Mitteilung zugehen lassen, daß er, nachdem die Bürgerschaft dem Senat das Vertrauen entzog, zurllcktrete. Er ersuchte die Bürger­schaft, innerhalb der gesetzlichen Frist die Neuwahlen oorzunehmen. Bis zur Wahl des neuen Senats wird der bisherige Senat die Geschäfte weiterfllhren.

Budapest, 23. Okt. Schulz-Förster befinvet sich noch immer IN Polizeihaft, obwohl es schon entschieden ist, daß er aus Ungarn aus­gewiesen und abgeschoben wird. Hiermit habe es jedoch seine Schwie­rigkeiten, da keines der Nachbarländer geneigt sei, Schulz-Förster zu übernehmen. Es werde nichts anderes übrig bleiben, als Schulz- Förster in dem Internierungslager Zaldeegerszeg unterzubringen.

Paris, 23. Dktober. Anläßlich der vom Kriegsminister Rollet verbotenen Offiziersversammlung wird folgende amtliche Erklärung verbreitet: Es ist richtig, daß eine anonyme Einladung an das Offizierkorps der Pariser Garnison gesandt wurde, um die Offiziere aufzufordern, im militärischen Klub an einer Versammlung teilzu­nehmen, die den Zweck verfolgte, die Erhöhung der Bezüge zu be­sprechen. Diese Versammlung konnte nicht stattfinden und hat nicht stattgefunden. Uebrigens hat kein Offizier auf die Einladung geant­wortet.

Paris, 23. Okt. Die französische Polizei hat einen Deutschen namens Max Unger, der nach Unterschlagung von 120000 Mark zum Schaden einer Berliner Großbank geflüchtet war, im Slldexpreß verhaftet.

London, 23. Okt. Die Zusammenstöße in den Wahloersamm- sammlungen nehmen im ganzen Lande an Heftigkeit zu. In einer konservativen Wahlversammlung im Londoner Stadtteil Lambeth kam es zu einer ernsten Schlägerei. Ein Mann erhielt dabei eine Schnittwunde. Robert tzorne war es unmöglich in Glasgow zu reden.

Newyork, 24. Oktober. Bei einer Probeabstimmung erhielt von 2 300484 Stimmen Coolidge 1293 378, La Follette 496006 und Davis 487 782 Stimmen.

New-Dork, 24. Okt. Um in Zukunft die Aufnahme deutscher Interessenten als passive Mitglieder zu ermöglichen, änderte die Handelskammer ihre Statuten, die bisher nur amerikanische Staats­angehörige als Mitglieder zuließen, entsprechend ab.

WSrttembergischer Landtag.

Stuttgart, 23. Ott. Bei der heute im Landtag fortge­setzten Etatsberatung wies zunächst Staatspräsident Bazille die gestern gegen Ne Regierung gerichteten Angriffe zurück, wobei es wiederholt zu großem Lärm und erregten Szenen kam, so- datz der- Präsident in zahlreichen Fällen teilweise mit Ord­nungsrufen eingreifen mußte. Der Staatspräsident wandte sich zunächst gegen den Vorwurf der Wandlungsfähigkeit und wies daraus hin, daß wenn der Londoner Vertrag abgelehnt worden wäre, ein zweiter wohl niemals zustandegekommen sein würde. Die Reichstagsauslösung bezeichnete er als ein Unglück. Man hätte nicht den Reichstag aufläsen, sondern den Reichspräsidenten neu wählen sollen. Das parlamentarische System werde am meisten von denen sabotiert. Ne es einge­führt haben. Weiterhin erläuterte der Staatspräsident die dem Berliner Gesandten in Bezug auf die Dawesgesetze, den deutsch- spanischen Handelsvertrag und den Schutzzoll gegebenen In­struktionen. Dem Eisenbahngosetz sollte unter einer Rechts­verwahrung hinsichtlich der Rechte Württembergs aus dem Staatsvertrag mit Kem Reiche zugestimmt werden, um unter der Voraussetzung, daß das Reich Entschädigungen für die württ. Eisenbahnen gewährt, Ne württ. Anleihe in vollem Wert anzuerkennen. Der Redner wies dann u. a. daraus hin, daß der frühere demokratische Finanzminister Schall eine Rüge des Reichssinanzministers eingesteckt habe, ohne sich zu wehren, sodaß man sich nicht wundern dürfe, wenn Württemberg im Rcichsrat nicht die ihm gebührende Achtung fand. Ferner rechtfertigte der Staatspräsident das Beflaggen der Staatsge- bände mit Schwarz-Rot, weil die württ. Regimenter nicht un­ter Schwarz-Rot-Gold in den Kampf zogen. Bei der Ver- fassnngsfeier war Schwarz-Rot-Gold geflaggt, das württ. Volk

sehe übrigens nicht ein, warum gerade die Weimarer Ver­fassung gefeiert werden solle, die ohne die Studentenbataillone und die Offiziere bald zusammengeb rochen wäre. Schließlich befaßte sich der Staatspräsident noch mit dem Fall Hildenbrand Die Abberufung des früheren Berliner Gesandten erfolgte in aller Form zu Recht, aber nicht aus politischen Gründen, son­dern weil Hildentbrand nicht imstande war, seine Pflichten zu erfüllen, beim er hatte nicht die notwendige sachliche Ausbil­dung. Die Schule der parlamentarischen Oberflächlichkeit sei nicht gleichbedeutend mit vieljährigem wissenschaftlichen Stu­dium und langer Praxis. In fünf aus den Akten ersichtliche» Fällen hatte sich Hildenbrand schwere disziplinäre Verfehlungen durch instruttionswidriges Handeln zu Schulden kommen lasten. So seien Ne Versammlungsbestimmungen im Gesetze zum Schutze der Republik nur dadurch Gesetz geworden, weil Hil­denbrand ordnungswidrig abstimmte. Der Fall Hildenbrand sei einer der größten Skandale in der Geschichte der württ. Be­amtenschaft. Der Wg. Schees (Dem.) sprach sodann als dritter Oppositionsredner und brachte eine Reihe von Wünschen vor, so Ne stärkere Belastung der größeren Landwirte, die Aufhe­bung des Befoldnngssperrgesetzes, die Durchführung de- Neckarkanals, die Erleichterung der Reisen ins Ausland, die Neuwahl des württ. Landtags, Vorschläge des Finanzminister» zur Deckung des Defizits, durchgreifende Verwaltungsreform. Förderung des Wohnungsbaus, Respektierung der Selbstverwal­tung der Gemeinden, Reform des Fideikommißwesens, Förde­rung der Sozialpolitik und des Schulwesens, gleiche Hand­habung des Versammlungsrechts, Vereinfachung des Neichs- steuerwesens, Lösung der Aufwertungsfrage und Erhaltung der jetzigen Staatsform. Der Abg. Dr. von Hieber nahm als früherer Staatspräsident den Gesandten Hildenbrand in Schutz, durch den kein Unheil angerichtet worden sei und der auch zu einem Disziplinarverfahren keinen Anlaß gegeben habe, worauf Staatspräsident Bazille erwiderte, daß auch das frühere Staats­ministerium die Abberufung Hildenbrands erwogen habe, was Justizminister Beyerle durch Kopfnicken bestätigte. Nur durch die unwahre Preßpolemik sei er gezwungen worden, Ne Ver­hältnisse klar zu legen, ohne 6em früheren Staatsministerium einen Vorwurf zu machen. Heute nachmittag wird die Etars- beratung fortgesetzt.

In Nr Nacknmttagssitzung des Landtags sprach bei der fortgesetzten Etatsberatung zunächst >der völkische Abgeordnete Dr. Sieger, der der Sozialdemokratie wegen iherr Zustimmung zu den Gutachtengesctzen Verrat an der Arbeiterschaft vorwarf, sich gegen Völkerbund, Bürgerblock und die Flagge Schwarz- Rot-Gold wandte, aber auch das Vorgehen gegen Ne Kommu­nisten lbemängelte, was ihm mehrfach' deren Beifall verschaffte. Dann kam der Minister des Innern, Bolz, zum Wort, der vor allem die Abberufung des Gesandten Hildenbrand als rechtlich möglich und sachlich begründet bezeichnete und mittoilte, daß das Verhalten Hildenbrands öfters zu Debatten im Staatsmini­sterium geführt und wiederholt ein Wechsel erwogen worden sei, der nur ans politischen Rücksichten unterblieb. Im übrigen nahm der Minister in allen Polizeifragen die volle Verant­wortung auf sich, wies den Vorwurf zurück, als ob Spitzel unterhalten würden, während tatsächlich nur ein Nachrichten­dienst bestehe und rechtfertigte weiterhin Las Verhalten gegen die Kommunisten, Ne es endlich lernen sollten, sich Zügel an­zulegen. Ein Verbot der Kommunistischen Partei hielt 6er Mi­nister für Politisch unzweckmäßig, obwohl cs rechtlich begründet und folgerichtig wäre. Zu den Vorgängen auf >dem Connstatier Volksfest konnte sich 6er Minister noch nicht äußern, da Ne sehr umfangreiche Untersuchung noch nicht abgeschlossen ist. Eine Aufhebung der Wohnungszwangswirtschaft hält Ne Regierung noch nicht für möglich, wohl aber eine Luckerung durch Frei­gabe der Einzelzimmer für ledige Personen ab 1. November. Bis jetzt wurden 2085 Wohnungen unterstützt. Die WohnungS- kreditanstalt hat sich gut eingesührt und ist geeignet, den Woh­nungsbau zu fördern. Der Abg. Dr. Egelhaaf, auf der Tri­büne schwer verständlich, bezeichnete als den schwersten Fehler der Republik Ne Aenderung 6er Flagge und verreidigte die Politik seiner Partei im Reichstag, insbesondere Stresemann, und setzte sich nachdrücklich für eine günstige Regelung der Aufwertungsfrage ein. Zum Schluß sprach sodann noch Ju­stizminister Beyerle, der mit Genugtuung Ne reibungslose Ein­führung der Justizreform in Württemberg sowie den Rückgang der Kriminalität feststellte, die Strafanstalten gegen unberech­tigte Vorwürfe in Schutz nahm, die Beschlagnahme derSüd­deutschen Arbeiterzeitung" rechtfertigte, ferner darauf hinwies, daß es Ne württ. Regierung in der Aufwertungsfrage an Be­mühungen beim Reich nicht fehlen ließ und endlich erklärte, daß der Kampf gegen Ne Kommunisten so lange geführt werden muffe, als der Staat von diesen gewaltsam bekämpft wird. Morgen findet wieder eine Doppelsitzung statt. In der Nach­mittagssitzung soll Ne zweite Rednergarnitur an die Reihe kommen und am Samstag das Plenum wieder in die Ferien gehen.

Mandatsverzicht Hamms.

München, 24. Ott. Reichsmimster Lamm hat der Wahl­kreisorganisation der Demokratischen Partei für Oüerbaycrn und Schwaben, die ihm erneut die SpitzenkanNdatur angetra­gen hat, mitgeteilt, daß er mit Rücksicht auf seine Lurch Ne aufreibende politische Tätigkeit der letzten 10 Jahre stark ange­griffene Gesundheit Ne Kandidatur ablehne. Er sei jedoch be- reft, der demokratischen Sache nach wie vor seine Kraft zu leihen.

Hochverratsprozetz.

Leipzig, 23. Ott. Vor dem 4. Strafsenat des Reichsgerichts hatten sich wegen Hochverrats und schwerer Waffendiebstähle die Arbeiter Paul Görke, Karl Lenkait, Franz Döbelt, Fried­rich Schluff und der Büchsenmacher Ludwig Geiß aus Tilsit zu verantworten. Bei letzterem wurden anläßlich einer Haus­suchung am 13. Februar im Keller eingemauert eine große An­zahl von Hand- und Schußwaffen, Munition und Ausrüstungs­gegenstände gefunden. Zum Teil stammen Ne Waffen aus einem Einbruch, den Görke und Lenkait in der Nacht zum 7. November 1923 mit Nachschlüsseln in das Gebäude des In­fanterie-Regiments Nr. 1 in Tilsit verübt hatten. Weitere Waf­fen wurden durch' Einbrüche in Ne Waffenmeisterei auf dem

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