mit dem großen Kriegsschuldigen, Lloyd Georges, und seinem Anhang von Kriegsgewinnlern ein- für allemal abgerechnet werden. — Nach Informationen sollen der Schatzkanzler Snvw- den, sowie Buxton und Lord Haldane gegen die Parlamentsauflösung sein.
Ein Deutscher kaufmännischer Leiter der türkischen Staatsbahn.
Rsgierungsvat Peter Dieckmann, früherer Beamter der anatolischen und Bagdadbahn, erhielt einen Ruf als kommerzieller Leiter der türkischen Staatsbahn nach Konstantinoyel. Französische und englische Bemühungen, diesen Posten durch einen Franzosen oder Engländer besetzen zu lassen, wurden von der Regierung in Angora mit dem Hinweis darauf abgewiesen, daß Dieckmann die Verhältnisse aus seiner früheren Tätigkeit kenne. Peter Dieckmann war während der letzten Zeit der deutschen Gesandtschaft in Wien als Eisenbahnreferent zugeteilt.
Aus Stadl, Bezirk und Umgebung.
Neuenbürg, 8. Okt. (Me Lage auf dem Arbeitsmarkt) Ter Geschäftsgang in der Edelmetall- und Schmuckwarenindustrie hat sich weiterhin verbessert. Lebhaft gesucht waren in der Hauptsache Spezialaribeiter (Goldschmiede, Stahlgraveur?, Jasser, Polisseusen). In der übrigen Metallindustrie ist die Lage uneinheitlich. Während verschiedene Firmen voll arbeiteten, sah sich eine größere Firma mit zirka 200 Arbeitern gezwungen, ihren Betrieb eine Woche lang vollständig zu schließen — Fm Baugewerbe ist es sehr ruhig. — In der Sägwerksindustrie war die Lage weiterhin unbefriedigend, was in der Hauptsache aus Kapitalmangel zurückzuführen sein dürfte. — Im Gast- und Schankwirtschastsgewerbe war die Nachfrage nach Arbeitskräften infolge Saisonschluß gering.
Neuenbürg, 7. Okt. (Herbstmalerei.) Der Maler Herbst hat seine Tätigkeit wieder ausgenommen. Gar stimmungsvolle Farben hat er auf seiner Palette. Nicht Blumen, sondern Blätter in den allerschönsten Farben sind es, die uns nun schier an Frühlings- und Sommerpracht erinnern. Die Buche praugt in Gold, sie sieht aus wie ein vergoldeter Baum aus einem Märchengarten. Auch unseres Kirschbaumes Blätter sind von wundervoller Färbung und das Laub des Weinstockes ist leuchtende Pracht. Die Eiche steht noch in ihrem tiefen glänzenden Grün; später erst kommt etwas Rot und mehr Gelb hinzu, das dann sachte ins winterliche Braun übergeht. Gar prächtig ist der Brombeerstrauch geschmückt. Seine Blätter zeigen die Mannigfaltigkeit der Zeichnung und der Farben, wie wir sie an tropischen Gewächsen bewundern. Wir sehen die Blätter geadert, gefleckt. Punktiert und gerändert, mit Gelb, Rot, Bronze und Braun. Alle Farben in einer Glut, die jedes Blatt zu einem Kunstwerk des Meisters Herbst machen. Die Glut der Farben verblaßt, aber bis in den tiefsten Winter hinein finden wir noch die buntbemalten Blätter am Brombeerstrauch.
Wildbad, 7. Okt. Die diesjährige Kurzeit, die einen Besuch von beinahe 17 000 Fremden gebracht hat, was angesichts der Geldknappheit und der ungünstigen Witterung immerhin als ein gutes Ergebnis betrachtet werden darf, geht nun zu Ende. Nur die Versorgungskuranstalt, das frühere Militärgenesuggsheim, sowie das Katharinenstift und das Kcankenheim der Versicherungsanstalt sind noch voll besetzt. Der seit l. Mai ds. Fs. an Stelle des aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Generals von Gemmingen als Badkommissär tätige Oberstleutnant von Breuning hat sich mit feinem Takt in seine Stellung eingearbeitet und sich sowohl bei Kurgästen wie auch bei Einheimischen beliebt gemacht. Um den Winterkurgästen entgegenzukommen, wird das Verkehrsbüro des Kurvereins auch den Winter über offen gehalten, und es wird in dessen Räumlichkeiten ein Leseraum eingerichtet, auch wird die Abhaltung von Konzerten usw. darin geplant. — Der Gemeinderat hat die Aufhebung der Fremdensteuer für die Zeit vom l. Oktober 1924 bis 30. April 1925 beschlossen. — Die Haftpflichtversicherung des Betriebs der städtischen Drahtseilbahn auf den Sommerberg ist von den verschiedenen Versicherungsgesellschaften deshalb abgelehnt worden, weil die Stadtqemeinde die Versicherung wegen etwaiger Folgen von größeren Betriebsunfällen, in unbegrenzter Höhe verlangt hatte. Es ist nun vom Gemeinderat der Beitritt zur Haftpflichtgemeinschaft deutscher Straßen- und Kleinbahnen beschlossen worden. Hierzu ist Regierungsgenehmigung nötig. Bis diese eintrifft, ist eine vorläufige Versicherung von zwei Millionen Goldmark bei der Aachen- und Münchner Feuerversicherungsgesellschaft abgeschlossen worden. Zur Bezahlung verschiedener Ausgaben (Turnhalleumbau, Herstellung der Waldstraße nach Aichelberg, sowie zu Wohnungsneubauten usw.l hat die Stadt ein Darlehen von 100000 Mark bei einer Stuttgarter Firma ausgenommen.
Was eine Mutter nicht tvn sollte.
Me in Gegenwart der Kinder mit jemand oder über jemand zanken; auch nicht mit dem Dienstmädchen. Me Kleinen lernen sonst Schadenfreude und ahmen das Kritisieren eifrig nach.
Niemals lügen, weder im eigenen Interesse, noch in soge- nannen Notfällen; die Autorität der Mutter, der Glaube an die Mutter geht dadurch verloren.
Den Befehl oder die Anordnung des Vaters nicht in Gegenwart der Kinder abschwächen oder abändern. Lieber einmal zu streng sein, als den Kindern eine Uneinigkeit der Eltern verraten.
Die Kinder nicht zu viel fragen, ob sie satt seien, ob sie müde seien, ob sie sich unterhalten usw. Die Mutter findet das Rechte schon von selber; die Kinder werden durch diese Fragen leicht anspruchsvoll und launenhaft.
Nie etwas versprechen, was man nicht halten kann; dazu gehört auch das Drohen, dem Vater die Unarten unterbreiten zu wollen. Man stellt sich dadurch selbst ein Zeugnis der Schwäche vor den Kindern aus.
Niemals etwas Gemeines, Häßliches und Schlechtes das Kind sehen lassen. Der Anblick solcher Laster des menschlichen Lebens vergiftet die Kinderseele.
Me Schule, den Lehrer nie als Schreckmittel gebrauchen. Warum dem Kinde Liebe und Verehrung zu seinen Jugcnd- erziehern rauben?
Nie die weibliche Würde verlieren, Zorn, Haß, Erregung darf keine Gewalt Wer die Mutter gewinnen in Gegenwart des Kindes.
Nichts in den Schmutz ziehen, keine Ideale und heiligen Gefühle durch Spott und Verachtung zertrümmern; dagegen alles Reine und Edle im Kinderherzen pflegen.
Aus der Beilage „zum Staatsanzeiger".
Würtresnberg.
Stuttgart, 7. Ott. (Heimatnothilfe.) In einer Sitzung des Landesausschusses der Württ. Heimatnothilfe wurde einstimmig beschlossen, das Hilfswerk trotz der in den letzten Monaten infolge der Geldknappheit, des Aufhörens der Auslandshilse, der Gebe- und Sammelmüdigkeit der Bevölkerung sich zeigenden Schwierigkeiten weiterzuführen. Nach wie vor soll es sich der Bedürftigen annehmen, die keinen Anspruch «auf die gehobene öffentliche Fürsorge haben und aus berechtigten Gründen die Armenpflege nicht um Hilfe angehen wollen. Vor allem aber soll das Hilfswerk sich der Personen annehmen, die durch widrige Schicksalsschläge vorübergehend in eine Not geraten sind, der sie ohne fremde Hilfe unterliegen. Auch den Hagelbeschädigten des Landes sollen Unterstützungen aus der Heimatnothilfe verwilligt werden können. Um dem Hilfswerk die für seine Weiterarbeit notwendigen Mittel zuzuführen, wurde beschlossen, in den Monaten Oktober und Noveniber im ganzen Lande eine Sammlung zu seinen Gunsten zu veranstalten.
Stuttgart, 8. Okt. (Geburtstag der Königin.) Am 10. Oktober vollendet Königin Charlotte das 60. Lebensjahr. Die Königin, die nach der Revolution den Namen Herzogin zu Württemberg angenommen hat, lebt in stiller und bescheidener Zurückgezogenheit im Schloß Bebenhausen, wo ihr verewigter Gatte mit besonderer Vorliebe weilte, um der Jagd obzuliegen. 27 Jahre wirkte sie an der Seite des Königs als Landesmutter und was sie in diesen vielen Jahren der segensreichen Regierung ihres Gatten namentlich im Dienste der Nächstenliebe getan hat, sichert ihr ein dauerndes und dankbares Andenken. Das württ. Volk, das an den schweren Schicksalsschlägen der Königin innigen Anteil genommen hat, be- gleilet ihren Eintritt in ein neues Lebensjahr mit den herzlichsten Glück- und Segenswünschen.
Hetlbronn, 8. Okt. (Tödlicher Unfall beim Spiel.) Dienstag vormittag spielten Kinder beim Durchlaß in der Paulinenstraße Fangerles um ein dort stehendes Fuhrwerk herum. Ein achtjähriges Mädchen sprang dabei auf die Straße heraus und wurde von einem Personenkraftwagen überfahren. Schwerverletzt wurde es ins Krankenhaus verbracht, wo es alsbald starb. Untersuchung ist eingeleitet.
Haberschlacht, OA. Brackenheim, 8. Okt. (Ein Gemeinderat als Obstdieb.) Am letzten Sonntag morgen hat Weinberghüter Zeyer den Gemeinderat Roth beim Obstdiebstahl auf dem Grundstück des Schultheißen a. D. Bracher auf frischer Tat ertappt. Der Dunkelheit wegen war es dem Weinberghllter erst nach längerem Ringen, zum Teil auf dem Erdboden, möglich, die Persönlichkeit festzustellen.
Vom Brenztal, 7. Okt. (Gemütliche Eisenbahn.) Als gestern nachmittag das Zügle anläßlich des Gundelfinger Marktes mit Reisenden voll gepfropft ins Bayrische der Station Böchingen zudampfte, machte es halbwegs zum nicht geringen Erstaunen der Mitreisenden plötzlich Halt und suhr wieder eine Strecke zurück. Und was war die Ursache? Dem Schaffner hatte der Wind die Dienstmütze vom Kopfe gerissen und nun mutzte der zurückgebliebene Ausreißer wieder eingeholt werden zum nicht geringen Ergötzen der Mitfahrenden. Nachdem dies geschehen, ging die Fahrt mit Volldampf der nächsten Station zu.
Langenburg, O.-A. Gerabronn, 8. Okt. (Abnormität.) Gutsbesitzer Popp von der Ziegelhütte mußte eine wertvolle Kuh notschlachten, die ein Kalb mit 2 Köpfen im Leibe hatte und es nicht zur Welt bringen konnte, trotzdem der Tierarzt den einen Kopf bereits schon im Mutterleib entfernte. Das Junge war vollständig ausgewachsen, hatte zwei normale Köpfe, zwei Hälse und zwei Rücken, die jedoch hinten zusammenliefen, die Brust hatte eine kolossale Breite.
Bon der Jagst, 8. Okt. (Fatale Verwechslung.) Eine Kriegerwitwe in der Filiale L., Gemeinde L., gebar unlängst ohne „fachmännischen Beistand" ein Zwillingspärchen. Als nun endlich die 75jährige Hebamme erschien, war schon alles fertig und sie mußte
^ Ich Hab dich lieb.
Roman von Erich Ebenstein.
Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzentrale E. Acker» manu, Stuttgart.
,Fluch du!" sagte er endlich schweratmend. »Auch du bist gegen mich!"
Und kalt wie aus Erz gegossen sahen seine Züge sie an.
In diesem Augenblick verdiente er wirklich den Spitznamen, den Flor Siebert ihm gegeben: roalier äs dronae.
Stumm sahen sie einander an und zum ersten Mal, seit sie sich kannten, fühlte Maja, daß etwas Fremdes zwischen ihnen emporstieg. Das brachte sie um alle Besinnung.
Sein „Auch du!" war ihr wie ein Messer durch die Brust gefahren. Aufschluchzend haschte sie nach seiner schlaff herabhängenden Rechten.
„Nein, Berndl Sage das nicht! Ich stehe zu dir, immer und immer, was du auch tun magst und wie du auch bist, denn ich liebe dich! Aber warnen mußte ich dich . . . und dich bitten aus der Tiefe meiner Liebe heraus: Kehre um! Ich könnte dich nicht elend sehen, verkannt und gemieden von all denen, deren Glück du auf falschem Wege suchst!"
Die steinerne Härte seiner Züge milderte sich. Der Ton der Liebe hatte den Weg zu seinem Herzen gefunden.
„Es ist nicht der falsche Weg, Maja", sagte er ruhiger. „Und auch dir zuliebe könnte ich ihn nicht verlassen, denn es ist der Weg meiner Ueberzeugung!"
„Auch Ueberzeugungen können falsch sein!"
„Diese nicht. Die Zukunft soll es dir beweise«. Und nun laß uns nie mehr über diese Dinge streiten. Zwischen dir und mir soll nur Liebe sein. Willst du mir das versprechen?"
.Ja."
Traurig und ergeben kam das Wort über ihre Lippen. Stumm legten sie die kurze Strecke bis zur Villa Rehmen zurück, wo Bernd sich hastig von Maja verabschiedete.
Als sie wenige Minuten später ihr Zimmer wieder betrat, sah sie eine Depesche am Tisch liegen, die inzwischen gekommen sein mußte.
Sie war von Majas Vater und kündigte seine Heimkehr an.
Still legte sie sie beiseite. Was sie vor zwei Stunden noch in Glücksjubel versetzt hatte, löste jetzt nur ein mattes Freudengefühl und manche bange Frage in ihr aus.
Wie würden die beiden, die sie liebte, sich verstehen? Ihr milder, herzenswarmer Vater und diese fanatische Natur, die alles Leben auf die schmale Straße einer blind und unbarmherzig waltenden Gerechtigkeit drängen wollte, während sie dem Gefühl nur einen armseligen Winkel im Herzen zugestand?
Und doch — obwohl alles in ihr sich auflehnte gegen seine Weltanschauung — ihr Herz drängte doch heißer zu ihm als je. Aus dem Heer der Mittelmäßigkeit, deren Gedanken sich nur um das Alltägliche drehten, ragte er empor wie ein Apostel, der unverrückbar an seinem Ideal festhielt.
Freilich — Apostel idealer Ideen scheiterten nur z« oft an der llnausführbarkeit ihrer Ideen und starben dann als Märtyrer. . .
Aber brauchte er dann nicht doppÄt Wcke, MitleL und Hingebung?
Und da war eine Stimme i« Maja, die finsterte immer deutlicher: Er ist ja in Wirklichkeit gar nicht ss! Das Unglück seiner Mern hat sein Herz nur ksnstlich ver^ härtet und läßt ihn im blinden Drang ei» Gegengewicht
nur mehr Sorge tragen, die beiden schwächlichen Ankömmlinge eilig zur Taufe zu bestellen. Mit gutem „Wissen und Gewissen", es wären zwei Knäblein, meldete die amtierende Frau im Pfarrhaus diese als solche an und es erfolgte alsbald der Taufakt. Aber, welche unliebsame Ueberraschung. Nach Hause gebracht, entpuppten sich dort die beiden Erdenbürger zum „Schrecken^ aller als zwei — Evas- töchterchen, die aber inzwischen das Zeitliche wieder gesegnet haben.
Vom Allgäu, 8. Okt. (Todesfall.) In Lindenberg stark nach kurzer schwerer Krankheit im 83. Lebensjahr Liberal Geßler, Gutsbesitzer daselbst. Geßler, der Vater des Reichswehrministers. war geboren in Ravensburg, diente als Wachtmeister bei der Artillerie in Ludwigsburg und war dann viele Jahre Gutsverwalter bei Graf Quadt aus Schloß Moos in Aeschach. Später erwarb er sich den Gutshof bei Lindenberg, auf dem er seinen Lebensabend verbrachte.
Baden.
Kandern, 8. Okt. Oberstraßenmeister Barth ernte«: an einem Baum in der Nähe Hollbachs an der Landstraße einen Apfel, eine sog. graue französische Reinette, der in Krawatten-Nadel- Größe ein eisernes Kreuz in sich birgt. Es ist rätselhaft, wie diese Zeichnung des Kreuzes in das Fleisch des Apfels hinein- kam, da doch nicht gut anzunehmen ist, daß jemand vor der Reifezeit des Apfels auf den hohen Baum kletterre und mit einem Messer das Kreuz einzeichnete, worauf die Wunde bis zur Erntezeit wieder verwuchs.
Triberg, 7. Okt. An dom zweiten Tunnel unterhalb der Station werden zur Zeit Sprengungen vorgenommen. Bei einer solchen Sprengung wurden in der Nacht auf Sonntag vermutlich durch Unvorsichtigkeit die Häuser an der Straße Schonachbach richtig bombardiert. Auf ein Haus fiel ein 3 Zentner schwerer Stein, durchschlug das Dach und richtete im Keller Verwüstungen und Sachschaden an. Auch andere Häuser wurden beschädigt.
Adelsheim, 8. Ott. Ein Lastauto kam mit Anhängewagen, auf dem 8000 Liter Wein nach Würzburg transportiert werden sollten, ins Rutschen und stürzte die Böschung hinab. Das Begleitpersonal vermochte noch rechtzeitig aözusp ringen. Eine Anzähl aus dem ersten Wagen herausgefallener Weinfässer wurde zertrümmert. Zirka 800 Liter Wein dürsten verloren gegangen sein.
Vermischtes
Ein Schwindler. Ein junger Bankbeamter in Kempten namens Barzjel übernahm in Ulm ein glänzend gehendes Butter- und Käsegeschäft und bezog seine umfangreichen Waren aus Kempten. Er bezahlte mit gefälschten Wechseln und bewilligte den Lieferanten bedeutende Ueberpreise, während >.r die schuldig gebliebene Ware in Ulm weit unter Tagespreis verschleuderte. Mit dem Erlös kaufte sich der Betrüger zwei Autos, verschaffte sich Auslandspapiere und verschwand mit rund 100 000 Goldmark angeblich nach Italien. Eine Reihe von Leuten büßten durch ihn ihr ganzes Vermögen ein.
Zuchthaus für Fürstengruftschiinder. Die berüchtigten Fürstengruftschänder, die in Weimar und auch an Moltkes Grab in Schlesien ihre schaurigen Einbrüche verübt hatten, standen dieser Tage vor der Berufungsinstanz in Berlin-Moabit. Das Schöffengericht batte schwere Zuchthausstrafen über sie verhängt. Sie versuchten nun ihr Glück vor der Strafkammer. Es blieb aber bei dom ersten Urteil.
Trauung. Im Schloß Sibhllenort fand die Vermählung der Prinzessin Anna von Sachsen, der jüngsten Tochter des Königs Friedrich August, mit dem Erzherzog Josef Franz statt. Me Trauung vollzog der frühere Kronprinz Georg von Sachsen. Den Trauungsfeierlichkeiten wohnte auch der ehemalige Kronprinz Wilhelm mit Gemahlin und ältestem sohne bei.
Der Deckeneinsturz im Berliner Mossehaus, bei dem 15 Personen getötet und 11 Personen schwer verletzt worden waren, beschäftigte gestern die Berustrngsstrafkammer des Landgerichts 1 Berlin. Die s. Zt. zu Gefängnisstrafen von 3—6 Monaten verurteilten Angeklagten, der Baumeister Lazarus und die Maurerpoliere Handschick und Putcke, wurden von dem Berufungsgericht freigesprochen, das aus dem (LrgZmrs der Beweisaufnahme, besonders aber ans dem Gutachten der Sachverständigen, die Ueberzeugung gewonnen hat, daß der Decken- einsturz nicht auf das Verschulden der Angeklagten zurückzuführen ist.
Unwetter auf Sizilien. Bei Trapani auf Sizilien sank im Sturm etwa 1 Meile vom Hafen entfernt ein Kutter, wobei 8 Menschen umkamen, lieber Palermo ging ein Wolken» brnch nieder, der den tieferliogenden Teil der «tadt überschwemmte, so daß das Wasser in die in .den Erdgeschossen liegenden Wohnungen eindrang. Feuerwehr und Pioniere befreiten die geängstigten Bewohner, die, um die Aufmerksamkeit auf ihre Lage zu lenken, Revolverschüsse in die Luft ab feuerten. In Bercelli durchbrach die Sesia den Schutzdamm uird überschwemmte einen Stadtteil!. Der dadurch entstand>me Schaden wird auf mehrere Millionen geschätzt.
Krankheiten als Folgen Ser Petersburger Urberschwem- mung. In Petersburg grassieren zur Zeit, wie der „Ost-
gegen Schwäche mrd Treulosigkeit suchen. So legte er sich all diese Träume zurecht, die er seine „Ueberzeugung" nennt. Aber eines Tages werden sie vor ihm zerflattern wie Spreu im Winde, und dann ...?
„Dann werde ich an seiner Seite stehen und sein armes, frierendes Herz in den warmen Mantel meiner Liebe hüllen!" gelobte sich Maja..
XIV. -
Bernd hatte eine schlechte Nacht hinter sich. Immer wieder sah er Majas blasses, niedergeschlagenes Gestcht- chen vor sich und hörte ihre Worte, die so beschwörend und eindringlich klangen, daß sie noch in der Erinnerung den Schlaf von seinem Lager scheuchten.
War er wirklich auf falschem Weg? Schuf er Unheil, wo er Gutes anstrebte? Nur flüchtig zuckten diese Fragen in chm auf, und er beantwortete sie mit einem entschiedenen „Nein!"
Aber die Sorge, daß durch diese Auseinandersetzung Majas Liebe zu chm erschüttert worden sein könnte, quälte ihn dafür desto ernstlicher.
Uno im Morgengrauen stand er auf und schrieb ihr einen langen Brief, worin er ihr noch einmal ausführlich seinen Standpunkt zn erklären verfrühte.
Das machte ihn ruhiger. Nun mußte sie ihn doch - verstehen.
Beim Frühstück fehlte seine Mutter. Es war nur für ihn allein gedeckt. Die gnädige Frciu wolle erst später frühstücken, berichtete die Magd.
Verstimmt trank er feine« Kaffee und blätterte in der Zeitung. Aber weder Politik noch Tagesneuigkeiten vermochten heute fein Interesse zu fesseln. Immer wieder huscht« das Bild der alten Frau, die er gestern ahne Gruß verlassen hatte, zwischen den Zeilen hin.
. ^ .. (Kortsetzuna folgt.)