Neuenbürg. (Gemeinderatssitzung am 6. Oktober ) Vom Stadtbauamt wird die Abrechnung Mer einige kleinere Bau­arbeiten 'bekanntgegeben. Am Armenhaus soll der Schindel­schirm noch diesen Herbst neu angestrichen werden. In einer Beschwerdesache des Glasermeisters Beutel wegen Uebergehung bei Arbeitsbergebungen usw. brachte der Gemeinderat seine Auffassung sowohl dem Beschwerdeführer, als auch dem Stadt- bauamt zur Kenntnis, nachdem beit« Teile in der Sitzung ge­hört worden waren.

Wegen der Kontrolle der Schnur gerüste bei Bauten, in welcher Beziehung eine Aenderung des seitherigen Verfahrens vom Stadtbauamt beantragt ist, wünscht der Ge­meinderat die Belastung des seitherigen Zustandes; mit Rück­sicht auf die in der letzten Zeit teilweise hcrborgetretenen An­stände kommt zuni Ausdruck, daß es sehr wünschenswert wäre, wenn Lagepläne stets vom Oberamtsgeometer gefertigt würden.

Dem Antrag des Stadtbauamts, an Stelle des aus l. No­vember ausscheidenden Bauführers Marquardt einen geprüften Bauwerkmeister als Hilfskraft anzustellen, hat der Gemeinderat nicht entsprochen. Der Gemeinderat nimmt Kenntnis von ei­nem Erlaß des Württ. Mitzisteriums des Innern betr. das geplante Wasserwerk der Stadtgemeinde im oberen Tal. In diesem Erlaß wird von der Stadtgemeinde verlangt, Vor­rechte der Stadt gemeinde Stuttgart wegen ihrer späteren Wasserversorgung anzuerkennen. Der Gemeinderat lehnt ein solches Ansinnen als mit dem Rechtsgefühl unverein­bar ab und beauftragt den Vorsitzenden, entsprechende Erklä­rung auszuarbeiten.

Im abgelaufenen Jahr Michaelis 192324 stich 5 Bür­gergrund stücke zur Neuvergebung freigewordsn. Diese wurden den nächstberechtigten, nämlich Albert Nengart, Kauf­mann, Friedrich Bender, Goldarbeiter, August Weyer, Fabri­kant, Johann Seegers Wtw. und Gottlieb B laich, Ratsdiener, zugswiesen.

In Wohnungssachen wurden dem Hausbesitzer ftir eine freigewordene Wohnung die nächstdringlichen Wohnungs­suchenden vorgeschlagen und einige Aufnahmen in die Vor­merkungsliste für Wohnungssuchende verfügt.

Die Ministerialabteilung für die Fachschulen beabsichtigt, eine der zwei Hilfslehrerinnenstellen anderhiesigenFrau- enarbeitsschule in eine Planmäßige Stelle umzuwandeln. Der Gemeinderat äußert sich wie der Frauenortsschulrat dahin, daß Bedenken gegen dieses Vorhaben nicht bestehen, dasselbe vielmehr, als einem früher geäußerten Wunsch des Gemcinde- rats entsprechend, begrüßt wird.

Das durch den Waldbesitzerverband zum Verkauf gestellte Langholz wird der Firma Krauth u. Co. zugeschlagen. Nachdem noch eine Anzahl kleinerer Angelegenheiten in öffentlicher und eine Sache in nichtöffentlicher Sitzung erledigt waren, wurde die Sitzung um 1b-- Uhr geschlossen. K.

(Wetterbericht.) Eine Depression im Nordwesten bleibt vorerst ohne Einfluß auf die Wetterlage in Süddeutsch­land. Für Donnerstag und Freitag ist zeitweise bedecktes, aber vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten.

Witterung und Ernteergebnis. Die Wüterung im Sep­tember war wesentlich besser als im Vormonat. Zwar blieben die ersten fünf Tage noch regnerisch und mäßig kühl, dann aber trat eine bis zum 21. dauernde wärmere Periode mit meist übernormaler Temperatur ein, die nur am 8. und 9. sowie am 14. und 15. durch verbreitete Regensälle unterbrochen wurde. Am 22. setzte wieder regnerisches Wetter ein. Die zwei bis drei letzten Tage des Monats waren vorwiegend trocken. Im Monatsmittel lag die Temperatur um1 Grad über dem Normalwert. An den drei letzten Tagen sank in den höheren Lagen das Thermometer vielfach bis in nächste Nähe des Ge­frierpunktes, so daß es (auch im Unterland) öfters zu Reisbil­dung kam. Die Regenmengen waren im Landesdurchschnitt ungefähr normal. Auf wenigen Stationen betrug der Ueber- schuß bis zu 60 Prozent, auf anderen zeigte sich ein Fehlbetrag von 25 Prozent. Gewitter kamen öfters vor. Tie größte Verbreitung hatten sie am 3., 4., 9. und 22. Hagel fiel fast aus­schließlich am 9. Betroffen wurde die mittlere Alb, Schurwald mit angrenzendem Neckar- und Remstal, Welzheuner Wald und der Fuß der Ostalb. Trotz der günstiger und wärmer ge­wordenen Witterung im September hat sich die Hoffnung, daß dadurch noch manche Schäden im Stand der Feldgewächse aus­geglichen oder doch gemildert werden würden, nur wenig er­füllt. Vielfach zeigten diese gegenüber dem Vormonat noch eine Verschlechterung. Der Einheimsung der Halmfrüchte und des Oehmds, die im August und anfangs September in vie­len Landesteilen noch lange nicht beendet war, kam das eingetre­tene trockene Wetter gut zu statten. Da und dort ist die Herbstsaat bereits im vollen Gang, wird aber durch den festgeregten nassen Untergrund und durch Ungeziefer äußerst er­schwert. Die Kartoffeln liefern nach Menge und Güte einen recht unbefriedigenden Ertrag. Sie litten so ziemlich überall, namentlich auf den schweren Böden, ganz empfindlich unter der Nässe; sie hemmte das Wachstum, brachte das Kraut zum Ab­

" Ich Hab dich »eb.

Roman von Erich Ebenster».

Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzeotrake C. Acker, ma « n, Stuttgart.

Maja das ist alles, was du mir zu sagen hast? Wo ich dir die Wunde in meinem Leben gezeigt habe und . . . Trost erhoffte . . .?"

Sie schwieg. Tränen saßen ihr in Augen und Kehle. Wie hätte sie ihm sagen können, was in ihr tobte? Dieser Schreck über seine Härte, der schon einmal in ihr aufgezuckt war an jenem ersten Abend, als er Klaudy gegenüber seinen Standpunkt verteidigte, und der sie nun zehnfach stärker wieder gepackt hielt! Die Erkenntnis, daß er so anders sah und fühlte, wie sie. Die Todesangst, daß einer, der im Leben immer nur Schuld und Strafe sah, unfähig sei, wahrhaft zu lieben.

Das Wort des Evangelisten siel ihr ein:Wenn ich auch redete mit Engelszungen und hätte die Liebe nicht, meine Rede wäre wie tönendes Erz!"

Ja seine Rede, mit der er sich und andere zu über­zeugen trachtete sie war nur wie ein tönendes Erz.

Er liebte, und doch begriff er die Liebe an anderen nicht, wußte nicht, was wahre Liebe war!

Maja fühlte genau: Mein Herz bleibt ihm verfalle«, wie immer er auch ist! Nie könnte ich mehr von ihm las­sen! Aber es wird sich verbluten an seiner erbarmungs­losen Selbstgerechtigkeit, wen« es mir nicht gelingt, chn menschlicher denken zu machen. Während dumpfe Ver­zweiflung ihre Seele erfüllte, zerbrach Bernd neben ihr den Kopf über die Ursache ihres veränderten Besens.

Und mit einem Mal -stuckte er die Erklärung dafür gefunoen zu haben: Ihre «ine Seele schauderte zurück vor dem Sohne des Verbrechers, der Weib und Kinder verließ!

sterben und zeitigte erschreckend viele faule Knollen. Dazu ka­men ln den meisten Gegenden die Engerlinge. Sonstiges Feld- gemüse und Gartengewächs (Bohnen, Frühkraul, Kohlrüben usw.) wurden vom Schneckenfraß stark heimgesucht. Gedeihlicher halben sich die Kleeschläge entwickelt. Der Er­trag der Wiesen wurde durch die große Nässe des Unter­grunds gleichfalls beeinträchtigt; immerhin gibt es fast allent­halben eine >gute Nachweide. Das Obst, zumal Aepfel, bleckt klein, ist oft schorfig, fällt vorzeitig ab und versprüht wenig Haltbarkeit. Auch über Blattsallkrankheit und Raupenfraß wird häufig geklagt. Der Wein stock steht mit seltenen Aus­nahmen schlecht. Man muß im Landesdurchschnitt mit einem Fehlherbst rechnen. Der Ruf nach Sonnenschein und Wärme ist allgemein.

Jugend und Wiederaufbau.

Woran jemand in seiner Jugend gewöhnt wurde, das ver­bleibt ihm bis ins höchste Alter. Auch in bezug auf die Ein­fachheit und Sparsamkeit gilt diese alte Weisheit, deshalb muß gerade heute, wo nur durch Genügsamkeit der Einzelne sich und das Land vorwärts bringen kann, die Bedeutung des Sparens der Jugend wieder mit allem Nachdruck vor Augen gestellt werden.

So unwesentlich, wie manche Eltern obenhin denken mö­gen, ist die Frage, ob der Schuljunge oder Las kleine Mädchen ihre Paar Pfennige sparen oder nicht, keineswegs. Nehmen wir einmal an, daß die zehn Millionen schulpflichtigen Kinder in Deutschland wöchentlich nur je 5 Pfennig zurücklegen, so ergibt das in einem Vierteljahr schon Millionen Mark und in einem ganzen Jahr volle 26 Goldmillionen. Wieviel Kinder vermögen aber den doppelten oder dreifachen Betrag zu sparen, 10 oder 15 Pfennig pro Woche; das bringt dann, durchschnitt­lich gerechnet, schon 52 bis 78 Millionen Mark. Was kann mit dieser Summe geschaffen werden!

Rechnen wir die Kosten für ein Einfamilienhaus samt dem dazugehörigen Bodenpreis mit rund 10 000 Mark, so wür­den diese für das einzelne Kind geringfügigen Pfennige nn ganzen genommen schon im Lause eines Jahres 57000 deut­schen Familien Heim und Garten und Tausenden von deutschen Arbeitern Brot und Lohn geben. Den Kindern selbst wird die Spartätigkeit auch zum Segen gereichen, denn sie werden für Lehrzeit oder Aussteuer vorgesorgt haben; die ihnen anei- zogene Sparsamkeit wird stets die sicherste Gewähr dafür >ein, daß sie im späteren Alter mit den ihnen beschiedenen Mitteln auskommen werden.

Nagold, 7. Okt. (Eigenes Erholungsheim.) In einer hier statt­gefundenen Ausschußsitzung der Allg. Ortskrankenkasse Nagold wurde dem gemeinsam mit den Bezirkskrankenkassen Calw und Neuenbürg erfolgten Kauf des KurhausesKorbmattfelsenhof" in Baden-Baden zur Errichtung eines Erholungsheimes, das. durch die drei Kassen ge­meinsam geführt werden soll, einmütig zugestimmt. Das Hotel hat eine umfangreiche Gartenanlage und 33 Zimmer mit 50 Betten. Der Kaufpreis beträgt 120000 Mark. Die Uebernahme soll am 15. d. Mts. erfolgen.

BaierSbronn, 6. Okt. (Wohnungsbau.) Bon der Gemeinde sollen für dos kommende Baujahr 20 Wohnbauten finanziert werden. Der Preis für einen Bauplatz einschließlich aller Straßenbau- und Wasserleitungskosten soll l500 nicht übersteigen. Unter günstigen Bedingungen werden je 60 Festmeter Holz abgegeben. Bei der noch herrschenden Wohnungsnot muß die Bautätigkeit von der Gemeinde weitgehend unterstützt werden. Die Gemeinde hat im letzten Monat für 20 890 Mark Holz verkauft.

Stuttgart, 7. Okt. >Verständigung zwischen Robert Bosch und Eisemann.) Die Robert Bosch A.-G. wie die Eisemonnwerke A-G. haben sich zur Verbilligung ihrer Erzeugnisse verständigt über den gemeinsamen Bezug von Rohstoffen und vermehrte Lieferung von Halberzeugnissen. Diese Verständigung der zwei ältesten Wettbewerber ist außerordentlich bedeutungsvoll.

Stuttgart, 7. Okt. (Chemische Prüfung des neuen Weins.) Die bisher vom chem. Untersuchungsamt der Stadt untersuchten dies­jährigen Weine haben ausnahmslos die Luftprobe nicht bestanden, d. h. sie wurden, ander Luft stehend, nach kurzer Zeit braun (Ärauner Bruch). Es empfiehlt sich daher, jeden neuen Wein nach dieser Richtung hin zu prüfen. Hält er die Luftprobe nicht, so empfiehlt es sich, durch einen Chemiker die Höhe der in solchen Fällen erfor­derlichen Zugabe von Kaliumpyrosulfit ermitteln zu lassen.

Backnang, 6. Okt. (Obstlbautag.) Am nächsten Samstag und Sonntag findet hier der vom Bezirksobstbauverein veran­staltete 12. Obstbautag in Verbindung mit einer Obstausstel­lung im neuen Volks» chulgebäude statt. Am Sonntag sind Vorträge im Rahmen der Veranstaltung über Fragen des Obstbaus durch Obstbauinspektor Schaal und Oberamtsbaum­wart Bonz vorgesehen.

Heilbronn, 7. Okt. (Noch nicht gehoben.) Der Schlepper, der am Samstag leck wurde, konnte bis jetzt noch nicht gehoben werden. Man hat die Leckstelle mit Eandsäcken verdichtet. Da aber neues Wasser hereindringt, vermutet man, daß der Stein, der das Leck ver­ursachte und stecken blieb, sich dadurch gelockert hat. Deshalb wird nun wieder erneut das Wasser ausgepumpt. Kommt man aus diesem

Me er sÄbst kein Weck aus bemakelter Familie gewollt hätte, so lehnte sich sicher auch tu ihr etwas auf gegen das Blut seines Vaters» das tu seine» Ader» floß und sich nicht abtun ließ tvie ein Name.

Das lag so nah«, schien ihm so natürlich und berech­tigt. Nur das Bewußtsein seines eisenfesten Charakters, der, wie er immer mit Genugtuung konstatiert hatte, fo gar nichts Gemeinsames mit dem des Vaters besaß, konnte ihn bisher über diese Tatsache hinwegtäuschen.

Knapp ehe ihr-Weg ans der einsamen Villenstraße wieder in belebtere Gassen einbog, blieb er stehen und sagte, Maja traurig ansehend:

Ich begreife, was in dir vorgeht, Liebste, und was sich erkältend auf deine Liebe legen muß: du kannst das rechte Vertrauen nimmer finden zu dem Sohn eines sol­chen Vaters. Aber sieh, Maja, in mir ist kein Zug seines Wesens, das schwöre ich dir! Und eben weil dieses Furchtbare meine Jugend verdüsterte und heute noch wie eine dunle Wolke über mir und den Meinen steht, hat sich mein Charakter gehärtet wie Stahl im Feuer. Du kannst dein Schicksal beruhigt in meine Hände legen. Nie, was immer auch kommen mag, wirst du mich schwach oder schwankend, finden, wo Recht und Unrecht in Frage kom­men!"

Ein Zittern lief durch Majas Gestalt. Ei« seltsam scheuer Wck glitt aus ihren Augen über ihn . hin, und dann umklammerten ihre Hände beschwörend die seinen, während die Worte leidenschaftlich von ihre» Lippen strömte».

O wärst du doch lieber zuweilen schwach und schwan­kend, Bernd! Wärst du doch weniger harter Stahl! Dein i Vater! Was geht mich dein Vater anä Er tut mir leid, ! und ich fühle von ganzem Herzen mit deiner armen Mut-

Weg nicht zum Ziel, plant man, den Schlepper in die Schleuse zu ziehen, Balken oben drüber zu lege», Wasser hereinzulassen, um den Schlepper zu heben und nachher ivieder abzulassen, so daß der Schlep­per von den Balken dann gehalten würde. Es ist aber noch nicht sicher, ob das gelingt.

Tübingen,' 7. Okt. (Tödlicher Unfall.) Als der Farrenhalter Matthias Lude das Lampartersteigle heruntersuhr, geriet der mit zwei Pferden bespannte und mit Angerrüben beladene Pritschenwagen ins Rutschen, wodurch er mit seiner Last umkippte und Lude, der in gebückter Stellung zu micken versuchte, unter sich begrub. Dazu­kommende Leute fanden ihn rüclnvärts liegend unter dem Wagen eingeklemmt mit schweren Kopfverletzungen und einer Schädelzer­trümmerung. Der Arzt konnte nur noch den Tod festelien.

Metzingen, 7. Okt. l Abgelehnter komm. Antrag.) Am 6. und 7. September gab es hier bekanntlich kommunistische Ruhestörungen. Um weitere Ausschreitungen zu verhindern, sah sich der stellvertretende Stadtvorstand veranlaßt, eine Abteilung der Polizeibeceitschaft Tü­bingen herbeizurufen. Die Kommunisten haben nun im Gemeinderat den Antrag auf sofortige Dienstentlassung des Beamten wegen angeb­licher Ueberschreitung seiner Befugnis gestellt. Der Gemeinderat stellte sich jedoch mit alten gegen drei Stimmen auf den Standpunkt, daß der Beamte pflichtgemäß gehandelt hat und ging ohne weitere Be­ratung der Angelegenheit zur Tagesordnung über.

Mittelstadt, OA. Urach, 7. Okt. (Zur Mordtat.) Die Erregung über den Racheakt des Polizeidieners Theodor Oswald, dem am Sonntag abend der Farrenwärter Clemens Schenk zum Opfer fiel, hat sich noch nicht gelegt. Als die Tat im Ort bekannt wurde, zogen mehrere hundert Personen vor das Rathaus und verlangten die Herausgabe des festgenommencn und entwaffneten Polizeidieners. Der Reoolverschnß ging von der linken zur rechten Brustseite durch den Körper, streifte die Lunge und zerriß eine Schlagader, was inner­halb weniger Minuten den Tod zur Folge hatte. Das Opfer der Bluttat hinterläßt eine Familie mit fünf Kindern, während der Täter drei Kinder hat.

Ebingen, 7. Okt. (Genasführt!) Das Gerücht, der Zeppelin komme über die Mittagsstunden nach Ebingen, machte am Montag die ganze Stadt nervös. Hunderte wurden dckdurch veranlaßt, auf die höchsten Berggipfel zu steigen und die Rathaus- und Kirchtürme zu bevölkern. Mit gezücktem Sehglas suchte man den ganzen Hori­zont ab und das kleinste Motorgeräusch irgend eines Leichtmotor­rades ließ schon die Ahnung auskommen, das Amerika-Luftschiff nähere sich der Stadt. Nichts von alledem! Bis halb 12 Uhr war­teten die zahlreichen Glasgucker umsonjf und werden wohl noch lange warten, bis ihr Wunsch in Erfüllung geht.

Schwenningen, 7. Oktbr. (Ein guter Fang) Mit der Wieder- verhastung des aus dem Amtsgesängnis Triberg entwichenen angeb­lichen Hengstler, der in Wirklichkeit Jakob BUrkin heißt und von Bahlingen (Amt Emmendingen) stammt, ist der Gendarmerie ein guter Fang geglückt. Sein Geschick ereilte ihn in Rottweil, wo er bei einem Fahrraddiebstahl erwischt wurde. Der Einbrecher hat eine große Zahl von Einbruchsdiebstählen eingestanden, darunter auch alle diejenigen, die in letzter Zeit im Schwarzwald ausgesllhrt worden sind. Bei einer Haussuchung, die bei seinem hier wohnhaften Stief­vater oorgenommen wurde, wurden sehr viele Gegenstände zutage gefördert, die von diesen Diebstählen herrllhren.

Ulm, 7. Okt. (Wohnungsbau.) Der Gemeinderat beschloß die Ausführung eines weiteren Baublocks au der neuen Donaubrücke. Der Block erhält 49 Wohnungen zu 3 -7 Zimmern. Die Kosten sind auf 500000 Mark veranschlagt. Verfügbar sind einschließlich eines Staatszuschusses von 150 MO Mark und von Beiträgen der Wohnungs­suchenden in Höhe von IM OM Mark im ganzen 4MM0 Mark. Der Bau soll bis zum Eintritt des strengen Winters noch unter Dach kommen.

Waldenburg, 7. Oktober. (Todesfall). Fürst Friedrich Karl zu Hohenlohe-Waldenburg ist gestern früh 6 Uhr nach längerer Krank­heit, umgeben von seinen Angehörigen, infolge Altersschwäche im Alter von 78 Jahren entschlafen.

Vom Bodensee, 7. Okt. (Hilfsbereiter Flieger.) Ein Wasser- flugzeugführer der Firma Truckenbrondt und Co., Konstanz, sah bei der Landung in Friedrichshasen eine weinende Frau am User des Bodensees stehen. Auf Befragen teilte die Frau mit, daß sie von ihren Angehörigen in Konstanz dringend zu diesen gerufen wurde, daß ihr aber das Geld zur Uebersahrt fehle. Der Flugzeugführer nahm darauf die 70jährige Frau, die sich ohne langes Besinnen dem Flugzeug und seinem Führer anvertraute, in sein Flugzeug auf und brachte sie wohlbehalten auf dem kürzesten Wege nach Konstanz.

Baden-

Ettlingenweier, 7. Okt. Unsere Gegend wird zur Zeit von Hausierern und Wanderg ew erbet reibenden überschwemmr. Zwei solche Wandergewerbetreibende aus Karlsruhe wurden gestern abend bei einem Diebstahl erwischt und verhaftet. Sie hatten gerade einen Anzug eingepackt, als man sie bei ihrem unsaube­ren Handwerk entdeckte. Eine Taschenuhr war bereits ver­schwunden. Bei der Untersuchung fand man noch Taschentü­cher aus einem anderen Hause in Ettlingenweier im Besitze der Hausierer. Der Fall zeigt wieder, daß man gegen Hau­sierer nie vorsichtig genug sein kann.

Spielberg (A. Ettlingen). 7. Okt. Bezirksrat L. Rinkel, der im Alter von 41 Jahren steht, wurde auf der Straße zwi­schen Langensteinbach und Spielberg tot aufgefunden. Neben ihm lag das Fahrrad. Wahrscheinlich hatte er einen Herz-

ter, aber beider Schicksal hat nichts mit unserer Liebe zu schaffen. Nur du, du du Armer stehst um: vor Augen."

»Ich Armer??"

Ja! Arm, weil du ein Knecht deines Verstandes bist! Arm, weil du dein Herz in Ketten legst, die un­natürlich sind, well du eine Wüste schaffst zwischen dir und allen fühlenden Menschen, well du den falschen Weg gehst im Leben!" .

Ich? Maja! Ich?"

Sein Staunen grenzte an Fassungslosigkeit.

Du! Ja! O, glaube mir doch: ein einziger Stein, den du als Stützwerk unter ein schwaches Menschenschicksal legst, ist mehr wert als all' dein Bemühen, die Menschen zu formen nach deinem Sinn! Nicht niederreißen aus­bauen sollen wir im Leben, bauen mit liebenden Händen und liebender Seelel Fände ich doch Worte, um dich zu überzeugen, dir die Augen zu offnen über dein Tun! Fühlst du es denn nicht selbst, wie du dir alle entfremdest, die du so leicht beglücken könntest, nur well du nicht mit ihnen fühlst? Well du ihre Not nicht verstehst und ihre <Ähnsucht und ihren Jammer, sondern nur deine kalte, tote Gerechtigkeit üben willst? Deine Eltern, die sich ver­söhnen wollen, deine Schwester, die um ihre Liebe kämpft, selbst jenes arme Weib, das um ihr Restchen Lebensglück bringt alle stoßest du von dir, mit keinem fühlt dein Herz wahres Erbarmen! Und dann wunderst du dich, wenn es einsam wird um dich?"

Sie hatte es atemlos gesprochen, und heiße Tränen standen in ihren schöne Augen. Bernd aber war blaß geworden As an die Lippen und starrte sie finster an.

Er. war unwillkürlich einen Schritt zurückgetreten nnd machte seine Hände aus den ihren los.

(Fortsetzung folgt.»