den Wortlaut: Japan wird während des gegenwärtigen Bürgerkrieges in China grundsätzlich eine Haltung strenger Neutralität einnehmen. Aber es muß zugleich seine Rechte und Interessen in der Mandschurei wahren. Dieser Gesichtspunkt wird sowohl von China als auch von den fremden Mächten berücksichtigt werden. Dieser Umstand, welcher besondere Beziehungen zwischen Japan und China bedingt, wird aber erst Praktische Bedeutung erlangen, wenn die Truppen der chinesischen Regierung unter Wu-Pei-Fu in die Mandschurei einrücken sollten. Aus diesem Grunde verfolgt Japan die Entwicklung der Lage im Bürgerkrieg mit lebhaftester Aufmerksamkeit. Sollten die mandschurischen Truppen eine Niederlage erleiden, und die Truppen der chinesischen Regierung bei der Verfolgung der geschlagenen mandschurischen Truppen in die Mandschurei einrücken, so wird zweifellos Japan auf die Wahrung der oben erwähnten besonderen Rechte und Interessen bedacht sein müssen.
Aus Stadl Sezrrv und Umgebung
Sonntagsgcdanken.
Freude.
Leid löscht die Kraft und den Verstand;
die Freud ist Gottes Feucrbrand. Arndt.
Es gibt doch viele Freuden in unseres lieben Herrgotts seiner Welt! Nur muß man sich aufs Suchen verstehen — sie finden sich gewiß — und das Kleine nicht verschmähen. Wie viele Freuden werden zertreten, weil die Menschen meist nur in die Höhe gucken und, was zu ihren Füßen liegt, nicht achten.
Goethes Mutter
Was mir gebricht an Gold und großen Schätzen, muß mein Gemüt und dessen goldne Ruh durch freies Tun und Fröhlichkeit ersetzen; die schleußt vor mir das Haus der Sorgen zu.
Simon Dach.
Neuenbürg, 3. Okt. Am 1. Oktober waren im Bezirk Neuenbürg 119 unterstützte Erwerbslose und zwar 118 männliche und 1 weibliche mit 151 Zuschlagsempfängern vorhanden. Gegenüber dem Stand vom 15. September ist eine Abnahme oon 2 Erwerbslosen zu verzeichnen.
Neuenbürg, 3. Okt. (Die verlorene Eisenbahnfahrkarte.) Daß man eine Eisenbahnfahrkarte verliert, kommt ziemlich oft vor. In der Regel findet sie sich allerdings bald wieder, und w stellen sich keine anderen Folgen ein als der Schreck über den Verlust. Manchmal aber findet sie sich nicht wieder. Dann muß man eine Art Strafe bezahlen. Es tritt tz 21 der Eisenbahnverkehrsordnung in Kraft, wonach derjenige, der ohne Fahrkarte im Zuge Platz nimmt oder während der Fahrt die Fahrkarte verliert und diesen Verlust nicht genügend glaubhaft machen kann, für die ganze von ihm zurückgelegte Strecke das Doppelte des gewöhnlichen Preises, mindestens aber 6 Mark zu zahlen hat. Ein Reisender fand bei der Kontrolle seine Fahrkarte nicht. Der Beamte erstattete Anzeige, der Reisende aber weigerte sich, die Strafe zu zahlen mit dem Hinweis, daß er bei der Bahnsteigsperre die Karte gehabt und ein anderer sie gesehen habe. Die Eisenbahn ließ es auf eine gerichtliche Entscheidung ankommen, die den Mann fveisprach. Denn es komme nicht darauf an, daß der Mann die Karte verloren habe, sondern ob er sie besehen habe. Dies sei durch Zeugen bewiesen.
Neuenbürg, 3. Okt. Der seit Jahrzehnten blühende spanische Schatzgräberschwindel scheint sich immer noch sehr zu rentieren, denn immer wieder ergießen sich neue Fluten verlockender Briefe über Deutschland. So wird u. a. der Inhalt eines Schreibens bekannt, in dem die bereits mehrfach bekannten schwindelhaften Angaben und Mitteilungen aufs neue angewandt werden. Der Brief kommt aus Madrid und trägt das Datum des 10. September, dem, der auf des alten Schwindel hereinfällt, werden vom Absender 8000 Pfund Sterling in Aussicht gestellt. Sollte es immer noch Dumme geben, die auf diesen Schwindel hereinfallen? Dasselbe gilt für den Unfug der Kettenbriefe. Wer einen dieser unsinnigen Briete erhält, tut am besten, ihn in den Papierkorb zu werfen und geruhig das „Unglück" abzuwarten, das aus dieser vernünftigen Handlung entstehen könnte.
Neuenbürg, 4. Okt. Die Oktobernummer der Heimatbeilage führt uns in die oberschwäbische Reichsstadt Biberach und zwar führt sie uns in erster Linie einen .Zenraum vor Augen, der für das schwäbische Oberland überhaupt bedeutsam war, die Zeit der Napoleonischen Kriege. Wohl kein Landstrich Württembergs war damals so vom Krieg durchgepslügt und aufgewühlt wie gerade Oberschwaben, wo sich Französin und Deutsche, Oesterreicher und Russen zu Zeiten nach Herzenslust tummelten, Feinde und Freunde, und zwar waren die Freunde manchmal recht zweifelhafter Art, wie damals, als die Russen die Franzosen verjagen sollten. Das schildert uns Matthäus Gerster in einer historischen Erzählung treffend — Seit Jahren sind die Leser unserer Heimatbeilage auch Leser des Schwäbischen Heimatkalenders, der schon vor beinahe zwei Monaten erschienen und dessen dieses Jahr erhöhte Auflage nahezu vergriffen ist. Wir bitten die Lefer der Heimatbeilage, sich rechtzeitig umzutun, um noch einen Kalender zu bekommen.
(Wetterbericht.) Die hei Island aufgetretene Depression hat auch Süddeutschland in ihren Bereich gezogen, so daß für Sonntag und Montag mehrfach bedecktes, zeitweise regnerisches Wetter zu erwarten ist.
x Birkenfeld, 3. Okt. Unsere Gegend wird gegenwärtig von frechen Dieben heimgesucht. Namentlich haben dieselben es auf das Obst abgesehen So wurden in den letzten Tagen dem Kaufmann Theodor Bester am Hellen Tag mehrere Zentner Aepfel vom Baum geschüttelt, in Säcke gefaßt, aufgeladen und abgeführt. Dem Feldschützen ist es gelungen, die Diebe, die aus Brötzingen stammen und die Beute dorthin gebracht hatten, ausfindig zu machen. So konnte das Obst wieder dem Eigentümer zugestellt werden.
Baden
Eisenthal (Amt Bühl), 3. Okt. Hier wurden gestern die Affentaler roten Beeren gelesen. Die Menge ist infolge des im August niedergegangenen Hagels gering, aber die Güte überraschend vortrefflich. Der Most wiegt durchweg 88 bis 90 Grad. Die Reben waren hier vollständig krankheitsfrei und haben in diesem Jahre sehr früh geblüht, was auf die Güte des „Neuen" vorteilhaft einwirkte. Mit dem Herbsten der weißen Trauben soll bis gegen Mitte Oktober gewartet werden.
!W Kehl, 3. Okt. Nach einer Mitteilung der Interalliierten Rheinlandskommission in Koblenz sind folgende Ausweisungen zurückgenommen worden: die des Eisenbahninspektors Friedrich Grampp aus Kehl, des Eisenbahninspektors Joseph Hübler aus Kehl, des Eisen- bahnobersekcetärs Fridolin Keller aus Kehl, des Oberbaurats Specht. Kehl, des Sekretärs bei der Reichsvermögensverwaltung Kurt Neugebauer aus Kehl und des Bürgermeisters Lehmel aus Marlen.
Mannheim, 3. Okt. In Ludwigshafen wurden der l 7 jährige Elektrotechnikerlehrling Wilhelm Anschütz und der gleichaltrige Lehrling Willi Münzer unter Mordverdacht verhaftet. Die beiden hatten längere Zeit mit der 17 jährigen Tochter der Werkmeistersfamilie Karr aus Friesenheim ein Liebesverhältnis unterhalten, das nicht ohne Folgen blieb. Die beiden jungen Leute beschlossen darauf, das Mädchen aus der Welt zu schaffen, und luden es am Montag abend zu einem Spaziergang in den Stadtpark ein. Bon dort gingen sie an den nahegelegenen Rhein und warfen das Mädchen gegen st,10
Pforzheim ... ab Brötzingen . . . „
Birkenfeld ...» Engelsbrand . . „
Neuenbürg Bahnhof „ „ Stadt. „
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Wildbad .... ab Calmbach. . . . „
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Rotenbach . . . „ Neuenbürg Stadt . „ Neuenbürg Bahnhof „ Engelsbrand...» Birkenfeld ...» Brötzingen ...» Pforzheim ... an
Zugs-Uerkehr ab 3. Oktober 1924.
Richtung Pforzheim—Wildbad.
Werktags
Werktags
Werkt.
Samstags Samstags
ausgen.
Samstags
ausgen.
Samstags
6.27
7.20
7.57
12.14
12.39 12.55
2.30
5.20
5.36
Z 7.25
8.03
12.22
12.45 1.01
2.36
5.27
Z 5.42
6.33
S 7.31
8.09
12.27
12.52 1.09
2.42
5.34
Z 5.49
6.39
co
8.16
12.34
1.02 —
2.49
—
n 5.59
6.48
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2.56
5.50
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6.53
5 —
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12.44
— 1.32
2.59
5.54
5
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^ 7.48
8.36
12.51
— 1.45
3.06
6.01
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7 03
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1.53
3.13
6.08
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7.10
Z 8.01
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1.05
— 1.59
3.20
645
N II
7.17
^ 8.07
8.56
1.12
— 2.07
3.27
6.23
7.24
Richtung Wildbad—Pforzheim.
Werktags
Eiizug
und am
Werktags
Sonntags Werktags
6. Januar
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Z 7.00
Z 7.05
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5-^2 SS
7.56
10.06
10.12
10.18
10.29
10.37
10.14
10.50
10.57
Sonntags
7.45
7.50
7.54
8.00
8.05
8.10
8.14
8.19
8.25
8,30
Uhr in den Fluß. Vorgestern stellten sich die beiden Mörder freiwillig der Polizei, da ihr Gewissen ihnen keine Ruhe lieh. Anfänglich stellten sie die Tat so dar, als wenn das Mädchen ausgerutscht und ins Wasser gefallen wäre. Später haben sie aber ihre furchtbare Tat uneingeschränkt zugegeben. Die Leiche des Mädchens ist noch nicht geländet. Die beiden jungen Leute gehören ordentlichen Fa- milien an.
Alte Grabinschriften.
Von Pfarrer K.-R.
Ein Beitrag zur Volkskunde.
Der Sterbliche hat Ehrfurcht, ja sogar Angst und Grauen vor des Todes Majestät. Und doch gibt es Menschen, die mit einem Lächeln ihm ins stierende Antlitz sehen. Von Thomas Morus wird erzählt: Als er das Schaffot bestieg, und sein Haupt auf den Block legte, tat er seinen Bart auf die Seite mit dem Worte: Du bist des Hochverrates nicht schuldig. Gerade Leute aus dem einfachen Volke reden oft vom Tode, als wäre das Sterben nur eine Alltäglichkeit.
Ich kannte ein altes, armes Ehepaar, die sagten oft zueinander: „Was liegt daran, wenn wir sterben. Es sind ja schon bessere gestorben, als wir zwei sind." Und ein anderes am gleichen Orte habe ich nach dem Namen nach gekannt, da war der Mann am Sterben; sie wohnten aber auf einer Einöde und da sagte die Frau: „Josefle, ich mutz jetzt geschwind ins Dorf hinein; hier stelle ich dir eine Kerze auf den Tisch und Zündholz dazu. Wenn du sterben solltest, so zünd doch vorher selber noch die Kerze an!" Und das Weiblein ging aber als es wieder kam, war's Josefle tot; die Kerze aber hatte er nicht angezündet. Und das war ihr arg, noch ärger last, als daß er gestorben war. „Ja", sagte sie, „vergeßlich ist mein Mann sein Lebtag g'si". Und anderswo — es war im oberen Neckartal, da war eine alte Frau am Sterben. In ihrer letzten Stunde aber sagte sie, daß sie gar zu gerne noch „ZibeLen" hätte. „Nix da", sagte der Mann darauf, „jetzt wird nicht zibebet; jetzt wird g'storba". In einem anderen Orte war ein Mann totkrank; er hatte noch einen Wunsch, er wünschte noch ein Gläslein Bier und zwar vom „oberen" Wirt; weil der das bessere hatte. Da aber der obere Wirt weit entfernt lag, und die Zeit drängte, holte man heimlich Bier beim unteren Wirt, weil man dachte, der Sterbende merke es doch nicht. Er trank, tat noch den Ausspruch: „Also doch nicht vom oberen Wirt", sank zurück und war tot.
Das Volk ist so unbefangen, daß es selbst vor dem Tode nicht den Humor verliert. Naturvölker nehmen das Sterben leichter als Kulturvölker. Wer vom Dasein nicht viel hat, der schenkt es eben leichter her, als die, welche den Grundsatz haben: „Mache dir das Leben schön". Wenn die Kultur alle Genüsse des Lebens bietet, dem ist das Leben teuerer, als je-' nem, der sein Lebtag nur des Glückes Stiefkind war.
Doch kommen wir wieder zum obigen Gedanken zurück, daß es Leute gibt, aus dem höchsten aber auch aus dem niedersten Stande, denen auch der Todesengel den Humor nicht zu erwürgen vermag. Einen Beweis dafür liefern die Grabinschriften, die man da und dort in Stadt und Land mitunter entdecken kann. Man könnte von solchen ein Buch füllen, es wäre ein Beitrag zur Volkskunde und zur Volks-Psychologie.
Da steht irgendwo ein Totentäfeloin mit folgende? Inschrift: Hier liegt N. -N. Im Leben rot wie Zinnober, im Tode kreidebleich. Gestorben am 7. Oktober, am neunten war die Leich".
Anderswo verunglückte einer mit seinem Fuhrwerk. Man schrieb ihm aufs Grab: „In die Ewigkeit ist der Weg nicht Weit. Um 8 Uhr fuhr er fort, um 9 Uhr war er tot".
Der verstorbene Stadtpfarrcr von Ludwigsburg. Gassen- nreier ließ sich folgenden Spruch auf den Leichenstein schreiben:
„Fischlein Christi war ich; er fing mich im Wasser der Taufe. Dann ward Christus der Herr Fisch mir und Speise zugleich. Priester wurd ich und trieb auf die Weide Böcke und Schafe. Nimm einst, göttlicher Hirt, unter die Schafe mich auf".
Der bekannte Volksschriftsteller Sebastian Bunner (gest. 1893) wählte sich folgenden Spruch: „Diesem Fleisch mitsamt den Knochen — Ist das Urteil schon gesprochen. Doch wer glauben kann und hoffen, wird darüber nicht betroffen."
Der franz. Dichter Regnier (gest. 1613) dichtete sich selber folgendes:
„Ich lebte ohne einige Gedanken. Mich gehend lassend ohne
Schranken,
Nach des Naturgesetzes Macht. Und sehr verwundere ich
mich deswegen,
Der Tod an mich hat denken mögen, da ich doch nie an ihn
gedacht."
Der Volksschullehrer Joh. Schweighofer in Kossen, Tirol (gest. 1899), wählte folgende Zeilen für seinen Grabstem:
„Die Erde sei ihm leicht wie sein Gehalt."
Ein anderer seines Standes wünschte sich folgende Inschrift:
„Hier in dieser Grabeskammer Bettet ihr zu langer Ruh Meinen Leib, der Geist war flügge. Schwebt der besseren Heimat zu. Schüler werd ich nicht mehr ziehen, Bäumlein nicht, des Dorfes Zier. Meine Noten sind geschrieben, Herr, schreib eine gute mir. Schollen heben sich zum Hügel, Fichtenschatten hüllt ihn ein, Möcht' am Auferstehungs-Morgen ich doch nicht der letzte sein!"
Den Aerzten als großen Wohltätern der Menschheit sind
alle dankbar, und doch hat ihnen der Bolkswitz auch manches angetan.
So schrieb man einem als Grabinschrift:
„Nach 30jähriger Wirksamkeit ging er zum Heile der Menschheit in ein besseres Jenseits hinüber." Ein anderer wählte folgende Worte:
„Hier liegen meine Gebeine; ich wollt, es wären deine."
Eine Grabschrift für eine Frau: „Wandere schnell weit fort von hier, sonst steht sie auf und zankt mit dir".
Auf einem Totengräber: „Der Mann hat 90 Jahre gelebt und scharrte manchen ein; Wer andern eine Grube gräbt fällt selbst hinein".
Sehr zweideutig ist folgendes: „Hier ruhet M. N.< Vater und Metzger von 6 Kindern".
Bekannt ist der auf einen alten Lehrer gedichtete Vers: „Hier ruhet nach langer Arbeit sanft genug, der Schüler, Kinder, Weib und Orgel schlug".
Ferner: „Hier ruhet das junge Oechselein, des Schreiners Ochsen Söhnelein. Der liebe Gott hat nicht gewollt, daß es ein Ochse werden sollt, der Meister Ochs hat mit Beilacht, Kind, Sarg und Grabschrift selbst gemacht".
Einem Schneider, der gerne Branntwein trank, schrieb man folgende Worte aufs Grab: „Hier ruhet der Schneider Brellner, zu früh trank er den Bitteren" — auf der Rückseite des Grabsteines stand: „Kelch des Lebens aus".
Ein Marterl trägt folgende Inschrift: „Durch eines Ochsen Stoß, Kam ich in Jesu Schoß. Mußte ich gleich erblassen, und Weib und Kind verlassen. Kam ich doch nur zur cw'gen Ruh, durch dich, du Rindvieh du."
Einem bösen Weib schrieb der trauernde Gatte folgendes aufs Grab: „Mein Weib deckt dieser Grabstein zu für ihre und für meine Ruh".
Neueit«- Nachrichten
Karlsruhe, 4. Oktbr. In den Erdölwerken bei Pechelbronn im Oberelsaff rissen freigeivordene Gase Erdmassen los, durch die 4 Arbeiter verschüttet wurden. Alle 4 sind tot.
München, 3. Okt. Unter zahlreicher Beteiligung hielt der bayer. Landesverband der Landwirtschaftlichen Genossenschaften gestern seine ordentliche Jahres- und Generalversammlung ab, der u a. Landwirtschaftsminister Fehr beiwohnte. Es wurde eine Entschließung angenommen, in der u. a. gefordert wird, daß das deutsche Steuerwesen im Reiche und in den Ländern durch eine Revision bald vereinfacht und die gegenwärtige Belastung der Landwirtschaft in steuerlicher Hinsicht unter allen Umständen ganz wesentlich ermäßigt wird. Ferner erhob die Versammlung Einspruch gegen die unvollständige und einseitige Durchführung der von der gesamten Reichsregierung in Aussicht gestellten Frachtermäßigung und verlangte eine gleichmäßige Anwendung des in Aussicht gestellten Frachtabschlages oon 10 Prozent auf alle Normal- und Ausnahmetarife für die Landwirtschaft.
Wilhelmshaven, 3. Okt. Wegen Mangels an Aufträgen wurden die Deutschen Werke in Wilhelmshafen und Rllstringen geschlossen. Ausrecht erhalten wird nur noch der Abwrackbetrieb, der auch Anfang November geschlossen werden dürfte.
Bergzabern, 3. Okt. In Auswirkung der Amnestie wurde der seit dem 4. Juni 1923 in verschiedenen Gefängnissen internierte cand. phil. P. M. Cambeis aus dem hiesigen Gefängnis entlassen.
Esten, 2. Okt. Im Giftmordprozeß Müller wurde heute nachmittag folgendes Urteil verkündet: Der Angeklagte wurde des Mordes in zwei Fällen schuldig erkannt. Er wird wegen jeden Falles zum Tode verurteilt und verliert die bürgerlichen Ehrenrechte dauernd Die Kosten des Verfahrens werden ihm auferlegt.
Berlin, 3 Okt. Das Reichskabinett stellte in seiner heutigen Sitzung mit Befriedigung das Zustandekommen der Einheitskurzschrift fest und ersuchte die Reichsressorts, der alsbaldigen Verwendung der Kurzschrift in ihrem Geschäftsbereich näherzutreten. Das Reichsministerium des Innern wurde ersucht, im Benehmen mit dem Sparkommissar, der die Einführung einer einheitlichen Kurzschrift vom Standpunkte der Verbilligung und Vereinfachung - der Verwaltung befürwortest hierfür das weitere zu veranlassen und zur Erleichterung der einheitlichen Durchführung Richtlinien aufzustellen.
Berlin, 3. Okt. Zu den Meldungen Berliner Blätter über seltsame Kreditgeschäfte der Reichspost teilt diese mit: Die deutsche Reichspost steht in keinerlei Geschäftsbeziehungen zu der Depositen- und Handelsbank A.-G, in Berlin und hat auch keine Kreditforderungen an die Gesellschaft. Sie ist also durch den Konkursantrag gegen die Depositen- und Handelsbank in keiner Weise berührt.
Berlin, 2. Okt. Von den drei wegen des Mordes an dem Nachtwächter der Mercedeswerke in der Iagowstraße Verhafteten wurde der eine namens Zschemisch von der Kriminalpolizei wieder auf freien Fuß gesetzt, da er entgegen den ursprünglichen Behauptungen des Haupttäters Dörstewitz an dem Mord nicht beteiligt zu sein scheint. Die beiden anderen, Dürstewitz und Müller, werden heute wegen Mordes, bezw. Mittäterschaft dem Untersuchungsrichter zu- qeführt.
Berlin, 4. Okt. Gestern haben im Reichswirtschaftsministerium Beratungen über die durch die Stillegung der südlichen Randzechen des Ruhrgebiets hervorgerufenen Lage stattgefunden. Es wird beabsichtigt, einen Teil der Bergarbeiter der südlichen Zechen den im Norden des Reviers noch im Ausbau befindlichen Zechen zuzuteilen, um deren Erschließung zu beschleunigen. Daneben sollen planmäßige Abhilfsmaßnahmen vorbereitet werden, um die Unterbringung der noch verbleibenden Bergarbeiter zu sichern.
Berlin, 3. Okt. Der Reichssinanzminister sund der Reichsbank- präsidcnt befinden sich auf der Rückreise von London. Dr. Schacht trifft heute abend wieder in Berlin ein und wird die morgige außer-