glieder des obersten Gerichtshofs und des Bundesgerichts seit geraumer Zeit das Präsidium internationaler Schiedsgerichte übernehmen, die mit der Durchführung des Vertrags von Versailles in Zusammenhang stehen. Der Bundesrat wird weiter gefragt, ob er solche internationale Aemter mit der richtigen Erfüllung der Amtspflichten nicht als unvereinbar betrachte und welche Maßnahmen er zur Abhilfe plane.
Aufgedeckte Betrügereien bei einer Wiener Bank.
Wien, 29. Sept. Die Strafkammer des Landgerichts Wien hatte am Freitag den Beschluß gefaßt, Castiglione und die beiden Direktoren Neumann und Paul Goldstein von der Depositenbank zu verhaften. Hiervon wurden die drei Beteiligten von unbekannter Seite gleichzeitig in Kenntnis gesetzt, so daß Castiglione nach Belgrad und die beiden Direktoren nach Ungarn fliehen konnten. Die Verhaftungen stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Aktendisbstahl aus einer eisernen Kasse, in der der Untersuchungsrichter in der Depositenbank die Untersuchungsakten aufbewahrt hatte. Hierbei soll auch der Privatsekretär Castigliones, Leo Lederer, beteiligt gewesen sein, der vor seinem Uebertritt zu Castiglione Wiener Vertreter des „Berliner Tageblattes" gewesen war. Lederer war neben seiner offiziellen Tätigkeit auch ein begeisterter Anhänger der kommunistischen Partei. Er war der Gründer der Zeitschrift „Der Weg zum Osten", in Verbindung mit der Sowjetpartei, was ihn aber nicht abhielt, in die Dienste Castigliones zu treten und dessen Pressechef zu werden. Er beruft sich darauf, den Auftrag zu dem Einbruch in die Kasse von dem Direktor Neumann erhalten zu haben. Castiglione wird, soweit die Depositenbank in Betracht kommt, von der Staatsanwaltschaft neben der letzten Einbruchsaffäre noch zur Last gelegt, daß er mit den beiden Direktoren die Depositenbank dadurch geschädigt habe, daß er in der Inflationszeit ungeheuere Kredite aufnahm, die er dann in entwerteten Kronen zurückzahlte. Schließlich handelt es sich auch noch um die Betrügereien, die angeblich im Zusammenhang mit dem Spiritüs- Export-Syndikat betrieben worden sind, an deren Erträgnissen neben Castiglione auch Neumann und Goldstein terlgenommen haben, wo sie die Depositenbank durch ihre eigene Beteiligung und durch andere unregelmäßige Geschäfte geschädigt haben. Jene Blätter, welche Castiglione verteidigen, weisen darauf hin, daß durch seine ungehinderte Verfolgung der Zusammenbruch von etwa 5000 Existenzen die Folge wäre. Am schwersten scheint die Export- und Jndustriebank in Mitleidenschaft gezogen zu sein, die mit 100 bis 150 Millionen passiv sein soll. — Ein Direktor der Depositenbank, Oskar Pick, hat im Zusammenhang mit der Depositenbankaffäre in seiner Villa in Baden bei Wien ohne Hinterlassung von Aufklärungen sich erhängt. Das „Neue Wiener Journal" hatte heute Nacht ein Telephongespräch
mit Castiglione, der sich gegenwärtig in Triest aufhält. Er erklärt, daß er zur Durchführung einer größeren Finanztransaktion, um mit einer italienischen Gruppe in Fühlung zu treten, nach Italien abgereist sei. Wenn die Finanztränsaktton, welche unmittelbar vor der endgültigen Erledigung stehe, abgeschlossen sei, werde er sofort nach Wien zurückkehren.
Wien, 1. Oft. Nach der „Wiener Allgemeinen Zeitung" ließen der frühere Präsident der Depositenbank und Generaldirektor Neumann durch ihre Rechtsanwälte um freies Geleit nachsuchen. Nach weiteren Abendblättermeldungen wurden vorgestern und gestern in den Wohnungen von Goldstein und Neumann Haussuchungen vorgenommen. Dagegen blieb die Wohnung Castigliones von einer Durchsuchung verschont.
Ein Tscheche Mitglied der Saarregierung.
Genf, 30. Sept. Der VölkerbunLsrat ernannte zum ILach- folger des verstorbenen Mitglieds der Regierungskommission des Saargebiets, Espinosa de Los Monteros, den gegenwärtigen Richter im obersten Gerichtshof in Saarlouis, Dr. Franz Vezenski-Tschechoslovakei. Er wird das Departement für Unterricht, Kultur und Justiz übernehmen. Die Ernennung Ve- zenskis wurde von Benesch persönlich vorgeschlagen und einstimmig vom Rat genehmigt. Vezenski, der seit 1921 im obersten Gerichtshof des Saargsbiets tätig ist, war früher im obersten tschechoslowakischen Verwaltungsgericht in Prag tätig.
Verweigerte Auslieferung des Erzberger-Mörders.
Budapest, 30. Sept. Der Auslieferungssenat des Buda- pester Strafgerichtshofes hat heute in der Frage der Auslieferung des Heinrich Schultz seine Entscheidung gefällt. Der Senat hat sich gemäß dem Antrag des Staatsanwalts gegen die Auslieferung des Schultz ausgesprochen mit der Begründung, daß zwischen Deutschland und Ungarn kein Auslieserungsver- trag bestehe und es sich zweifellos um ein politisches Verbrechen handelt. Der Beschluß des Auslieferungssenats wird erst rechtskräftig, wenn auch der Justizminister seine Zustimmung erteilt haben wird. Da aber die Staatsanwaltschaft auf Weisung des Justizministers gegen die Auslieferung des Schultz Stellung genommen hat, kann kaum mehr daran gezweifelt werden, daß auch der Justizminister in seiner endgültigen Entscheidung die Auslieferung ablehnen wird.
Berlin, 1. Ott. Wie das „Berliner Tageblatt" aus Budapest berichtet, ist die Nachricht, daß der oberste Gerichtshof die Auslieferung der Mörder Erzbergers abgelehnt habe, unzutreffend. Bisher sei noch kein endgültiger Beschluß gefaßt worden.
Mehrleistung Deutschlands.
Paris, 3o. Sept. Der Bruder des General Dawes teilte dem Berliner Vertreter der „Chicago Tribüne" mit, daß im
Monat September von Deutschland mehr als die im Dawesplan vorgesehenen 83 Millionen bezahlt worden seien. Zu den Geldzahlungen Deutschlands kommen noch 4o Millionen aus den ! Erträgnissen der Eisenbahnregie. Sobald die Rechnungsstel- i lung fertiggestcllt ist, werde man erkennen, daß ein bedeutendes Plus vorhanden sei. Für den 1. Oktober seien weitere 11 Mil- I lionen Goldmark als Zahlung bereit gestellt. (Diese ALehr- zahluugen sind vom Standpunkt der Klugheit nicht zu billigen, weil die Gegenseite naturgemäß den Schluß zieht, als ob Deutschland Geld in Hülle und Fülle hat. Schristl.)
Schwere Kämpfe um Schanghai.
Schanghai, 30. Sept. Schwerste Gefechtstätigkert dauerte die ganze Nacht an. Der heftige Arttlleriekampf nahm zeit- ! weise die Form eines regelrechten Trommelfeuers an. Die Truppen Lu Dung Tschiang gehen nach zuverlässigen Nach- richten langsam in ihre zweite Verteidigungsstellung vor dem Feuer des Gegners zurück. Tschi Si Mang hat seine schwere Artillerie vorgezogen und die Frontlinie verläuft jetzt etwa wie i vor 14 Tagen, als Lu Jung Tschiang seine erfolgreiche Offen- ! sive begann, nur daß die Truppen Tschi Si Mang sich jetzt > unzweifelhaft im Vorteil befinden. Trotzdem ist der Widerstand, , der ihnen von den Truppen Lus entgegengesetzt wird, stau- ^ nenswert. Während der letzten Nacht sind Hunderte von Ver- . wundsten in Schanghai angekommen. Sie versuchten, sich in ! das Fremdenviertel zu begeben. Um einer Invasion durch , solche Verwundetentrupps oder von Marodeuren vorzubsugen, > ist das Fremdenviertel durch an allen Zugängen errichtete Bar- rikaden, die von -den fremden Truppen sowie der weißen frei- j willigen Schutztruppe besetzt sind, geschützt worden.
Rückkehr der Mandschu-Dhnastie?
London, 30. Sept. Von gut unterrichteter diplomatischer Seite erfahren wir heute, daß die meisten Großmächte bereits darüber informiert find, daß, wenn der Kampf Wu Pei Fus gegen Tschang Tso-lin, wie allgemein erwartet werde, zugunsten des Marschalls Wu Pei Fus ausgehe, dieser entschlossen sein soll, einen Prinzen aus der Mandschu-Dynastte zum Kaiser von China zu ernennen. Wu Pei Fu habe die Absicht, unter einem solchen Prinzen eine straffe Zentralverwaltung einzuführen, die in den einzelnen Provinzen durch Militärgouverneure vertreten sein würde, die aus den zuverlässigen Offizieren unter Wir Pei Fu auszusuchen seien. Wenn das Kaisertum wieder hergestellt wird, verlange Wu Pei Fu die Rolle eines Diktators -doch würden die im Auslande ausgebildeten chinesischen Intellektuellen wahrscheinlich ausgeschaltet werden, da Wu Pei Fu entschlossen sei, eine gegen ausländische Einflüsse gerichtete, aus- ^ gesprochen nationalistische Politik zu verfolgen. Der einzige - ausländische politische Einfluß, den er in China zulassen werde, solle der Einfluß Amerikas sein.
An die Mitglieder des landw. Bezirks-Vereins Neuenbürg.
Die landw. Winterschule in Calw wird am 4. November 1924 wieder eröffnet und es sind Anmeldungen zur Aufnahme spätestens bis 15. Oktober 1924 an den Schulvorstand Oekonomierat Boßler Calw zu richten.
Neu eintretende Schüler müssen das 17. Lebensjahr zurückgelegt haben, guten Leumund besitzen, und die für das Verständnis des Unterrichts notwendigen Fädigkeiten besitzen.
Mit der Anmeldung sind ein Geburtsschein, ein Leumundszeugnis, die Schulzeugnisse, sowie die Einwilligung des Erziehungsberechtigten zum Besuch der Schule vorzulegen und den Nachweis einer mindestens anderthalbjährigen Tätigkeit in einem landw. Betrieb zu erbringen.
Nähere Auskunft über den Lehrplan, die Kosten der Unterbringung der Schüler in Privathäusern u. s. w. erteilt der Schulvorstand, sowie der Unterzeichnete.
Es wird an alle Interessenten die dringende Aufforderung gerichtet, den Besuch der Winterschule durch Jünglinge im Interesse einer besseren Ausbildung möglich zu machen und von der Einrichtung recht zahlreichen Gebrauch zu machen.
Neuenbürg, den 26. September 1924.
Vorstand des landw. Bezirks-Vereins:
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Am Samstag, de» 4. Oktober, nachmittags 4-/- Uhr,
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des ganzen Korps. Der Feueralarm geschieht durch Horn- und Trommelsignal, sowie Glockengeläute, wovon die gesamte Einwohnerschaft Kenntnis nehmen wolle.
Die Mannschaften haben nicht am Brandobjekt, sondern am Gerätemagazin zu erscheinen, woselbst sie näheren Befehl erhalten.
Vollzähliges präzises Erscheinen ist unbedingt notwendig. Die Straßeustrecke Rathaus bis Schiff ist zur obigen Zeit für den freien Verkehr gesperrt.
Das Kommando.
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T8g-L4htIU)P zu verdienen.
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nimmt noch entgegen und trifft solches Ende dieser und Anfang nächster Woche ein.
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