in den Kanal. Mit Hilfe eines Arbeiters gelang es ihm, das Kind vom Tode des Ertrinkens zu retten.

Kirchhrim u. T., 25. Sept. (10jährige Regimentsgründungsfeier mit Gedächtnistag des R.-I.-R. 248 am 4. und 5. Oktober.) Die Vorbereitungen zum großen Tag in Kirchheim u. T. sind abgeschlossen. Sie lassen einen wirklich guten und feierlichen Verlauf der Feier er­warten. Der erste Tag dient der Begrüßung und Unterhaltung der Kameraden, während der zweite Tag den Toten gewidmet ist. Für die Hinterbliebenen ehemaliger 248er und die Schwerkriegsbeschädigten sind am Denkmal Sitzplätze aufgestellt, um auch ihnen eine Teilnahme an der Gedächtnisfeier zu ermöglichen. Die Äuskunslsstelle über Bersorgungsangelcgenheite» wird ihre Sprechstunden am Samstag den 4 . Oktober von abends 6 bis 7 Uhr und am Sonntag morgen von halb 8 bis 9 Uhr abhalten.

Ulm, 26. Sept. (Württ. Handwerkerkrankenkasse und Württ. Handwerkererholungsheime, E. V.) Die Generalver­sammlung der Handwerkerkrankenkasse und des Handwerkerer­holungsheims hat beschlossen, die Spar- und Rentenversicherung der Krankenkasse anzugliedern. Ganz besonders kam zum Ausdruck, mit allen Mitteln dafür einzutreten, daß recht viele neue Mitglieder der Württ. Krankenkasse, die auf dem Verband der württ. Gewerbevereine beruht, zugeführt werden sollten und insbesondere die Werbetätigkeit der Regensburger Kasse, die an den verschiedenen Orten Württembergs Agenten eingesetzt hat, zurückzuweisen ist. Die Generalversammlung hat die be­stimmte Erwartung ausgesprochen, daß von den Angehörigen des gewerblichen Mittelstandes der bayerischen Kasse, mit dein Sitz in Regensburg und mit einer Bezirksverwaltung in ver­schiedenen Orten jegliche Unterstützung versagt wird. Je mehr die württ. offizielle Einrichtung des Verbandes unterstützt wird, desto leistungsfähiger wird sie, ganz abgesehen davon, daß die Reservemittel bei der Spar- und Rentenversicherung die ein­zuzahlenden Gelder der Handwerkswirtschaft wieder restlos zu­geführt werden. Hinsichtlich des .Handwerkererholungsheims wurden die Anträge des Finanzausschusses gut geheißen. Es wird dafür Sorge getragen, daß der Gedanke des Handwerker­erholungsheims sich immer mehr durchsetzt und werten Kreisen des gewerblichen Mittelstandes die Möglichkeit geboten wird, auch nach der finanziellen Seite hin die Vorzüge des eigenen Erholungsheims zu genießen.

Ulm, 27. Sept. (Bergung.) Die ziemlich schwierigen Hebungs­arbeiten an dem gesunkenen Kiesbagger der Firma G. und E. Käß­bohrer waren am Donnerstag von Erfolg gekrönt. Das beschädigte Baggerschiff wurde mit Ketten unterfangen und unter Zuhilfenahme der beiden großen Kieszillen von je etwa 300 Zentner Tragfähigkeit, sowie einiger weiterer Kähne mittelst Winden soweit gehoben, daß es, getragen von den Zillen, ans Ufer bugsiert werden konnte, wo der Bagger nun abmontiert wird. Der Rohrölmotor muß auseinander­genommen nnd von Sand und Schlamm gereinigt werden. Die Be­schädigungen des Baggerschiffs lassen sich noch nicht genau feststelien, doch hofft man, das Schiff wieder Herstellen zu können.

Aulendorf, 27. Sept. (Unglück im Stall.) Als der in Stadel, Gde. Reute, wohnhafte Arbeiter und Kleinbauer Schnell morgens in seine Stallung kam, mußte er feststellen, daß zwei Rinder sich in die Halsbänder verwickelt hatten und schon verendet am Boden lagen.

Unterweiler, OA. Saulgau, 27. Sept. «Billige Schuhe., Ein einfaches Mittel, um zu billigen Schuhen zu gelangen, ersann ei» bei Landwirt Lang bediensteter Knecht, indem er bei einem Gerber in Ostrach ein angeblich von seinem Dienstherr» unterzeichnetes Schrei­ben vorzeigte, wonach ihm ein Paar gute Schuhe und Stiefel aus­gehändigt werden sollten. Da der Gerber den Lang gut kannte und der Knecht nicht im geringsten zu Verdacht Anlaß gab, ließ er diesen sich das Gewünschte aussuchen. Einige Tage später kam der Gerber mit Lang zusammen Nun stellte sich heraus, daß der Knecht dos Schreiben selbst angefertigt hatte und spurlos verschwunden mar.

Friedrichshafen, 27. Septbr. .Amerikafahrt nächsten Sonntag.) Bei der großen Probefahrt haben sich das Schiff, die Motore, sowie die Steuerorgane und sonstigen Einrichtungen ausgezeichnet bewährt. Das Schiff wird jetzt, wie es nach einer so großen Fahrt üblich ist, überholt. Die Außenhaut wird nachgesehen und ein Motor wird als Stichprobe vollkommen zerlegt und untersucht, um eine vollständige Sicherheit für die große Ozeanfahrt z» haben, für die das Schiff nun hergerichtet wird. In etwa sieben Tagen kann es fahrbereit sein und kann dann am nächsten Sonntag bei günstiger Wetterlage seinen Flug über den Ozean antreten.

Landwirschaftliches Hauptfest.

Stuttgart, 27. Sept. Im Stuttgarter Bahnhof herrscht ein Riesenverkehr. Jeder Zug bringt Hunderte und AberhunLerte von Angehörigen der ländlichen Bevölkerung, die die Veran­staltung des landw. Hauptfestes nach Stuttgart gelockt hat. Die Straßenbahnen und Züge nach Cannstatt sind alle über­füllt. Auf dem eigentlichen Volksfestplatz entwickelt sich schon in den Vormittagsstunden reges Leben, das sich nachmittags zu einem beängstigenden Gedränge gestaltet. Das Volksfest übt eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. Daß cs in den Morgenstunden regnet, macht gar nichts. Um des Volksfcst- rummels willen nimmt man schließlich auch in Kauf, daß man gelegentlich im Morast -beinahe steckm bleibt. Der Humor hilft über vieles hinweg und man möchte wieder einmal recht ver­gnügt sein.

Der heutige Vormittag begann mit der offiziellen Eröff­nung des landw. Hauptfestes. Um )411 Uhr vormittags fuh­ren die Vertreter der Landwirtschaftskammer und der Stadt Stuttgart als Veranstalter mit der Württ. Staatsregierung vor der Tribüne im Vorführungsring in einem langen Wa­genzuge vor, dessen Bild Lurch die malerischen Uniformen der alten Stuttgarter Stadtgarde belebt wurden. Berittene Schutz­polizei sperrte den Raum ab, auf dem sich eine große Men­schenmenge angesammelt hatte, um dem Eröffnungsakte beizu­wohnen. Gleich nach dem Eröffnungsakt beistieg der Präsident der Württ. Landwirtschaftskammer, Adorno, die Rednertribüne, um in feierlicher Ansprache Las landw. Hauptfest zu eröffnen. Er betonte, daß nicht die Sucht zu Festen der -Antrieb zur Wiedereinführung des Volksfestes gewesen seien, sondern le­diglich der Gedanke, nach so langer Zeit die Landwirte selbst durch edlen Wettbewerb wieder zu neuen Taten anzuspornen und auch dem beteiligten Handel und der einschlägigen Indu­strie Gelegenheit zu bieten, zu zeigen, daß trotz aller wirt­schaftlichen Knebelung, die die ganzen lctztjährigen Zeitverhält­nisse mit sich brachten, der deutsche Anbests- und Erfindungs- geist weitere Fortschritte gemacht hat. Der Redner begrüßte dann die Vertreter der Staatsregierung, der verschiedenen landw. Behörden und Fachverbände sowie die Ehrengäste. Die Ausstellung sei ein treffliches Bild von den Leistungen unserer heimischen Landwirtschaft und der mit ihr in Verbindung ar­beitenden Industrie. Die städt. Bevölkerung werde hieraus er­kennen, in welch hervorragender Weise die Landwirtschaft ihre Pflicht erfülle und an dem Wiederaufbau des Vaterlandes mit- arbeitet. Unvergeßlich bleiben die Leistungen des deutschen Bauernstandes während des Krieges und nach demselben, -aber als Anerkennung für die von ihr geleistete harte Arbeit ver­tage die Landwirtschaft auch die Gewähr der Sicherhett des Eigentums, Gleichstellung mit anderen Berufsgruppen, Schutz gegen die Konkurrenz des Auslandes, eine gerechtere Besteue­rung und den Abbau der untragbaren Steuerlast. Nur eine gesunde, in sich gepflegte kaufkräftige Landwirtschaft könne uns Ms der gegenwärtigen großen Not erretten. Sie sei und bleibe die Grundlage einer wirklich blühenden Volkswirtschaft. Der Redner betonte weiter, die Notwendigkeit von Einigkett und er­klärte sodann mit einem Hoch auf das Vaterland das 77. Land­wirtschaftsfest offiziell für eröffnet. Im Anschluß an die Rede wurde das Deutschlandlied unter Begleitung einer Reichswehr.

kapelle gesungen. Hierauf hielt Staatspräsident Bazille eine Begrüßungsansprache, in der er zunächst der Stiftung des Volksfestes Lurch König Wilhelm I. gedachte. Zweck des Festes war -die Absicht, >die Viehzucht durch Gewährung von Preisen zu fördern. Später wurde die Landwirtschaft im ganzen ein­bezogen. Mit dem landw. Fest soll aber, wie es in der Be­kanntmachung im Regierungsblatt heißt,ein Volksfest in Verbindung gesetzt und dafür gesorgt werden, daß solches Lurch unterhaltende Abwechslungen diesem frohen Tage entsprechen." Weiterhin sollden zur Abhaltung ihres auf denselben Tag festgesetzten jährlichen Zunfttags versammelten Schiffern Ge­legenheit gegeben werden, durch ein Fischerstechen Proben ih­rer Kunst und Geschicklichkeit öffentlich zu zeigen". Endlich werden zugleich die geeigneten Anstalten zur Anstellung eines Pferderennens getroffen". Mehr als hundert Jahre hat Las Cannstatter Volksfest den ihm von seinem Stifter gegebenen Charakter bewahrt. Es ist ein Fest des ganzen schwäbischen Vol­kes geworden; selbst jenseits der Meere feiern Schwabenkolo­nien diesen Tag. Ein Volk ehrt sich s elbst wenn es an sei «een geschichtlichen Uoberlieferungen festhält. Denn die lebende Ge­neration ist so wenig das Volk, wie die Blätter und Blüten eines Sommers der Baum sind. Gerade in Zeiten der Um­wälzung dürfen wir die Ehrfurcht vor den Schöpfungen der Vergangenheit nicht verlieren. Der Staatspräsident zog dann Vergleiche mit der Zeit vor 100 Jahren: Wie damals der ohn­mächtige Deutsche Bund der Schmerz aller patriotischen Deut­schen war, so heute die Ohnmacht des Deutschen Reiches. Und damals hatten wir wenigstens unsere Souveränität noch, wäh­rend sie heute verloren gegangen ist. Aber glücklicherweise hat der Gedanke der Einheit des Deutschen Volkes bis jetzt alle Feuerproben bestanden. An den Gedanken der Volksgemeinschaft mahnt uns auch das Volksfest. Einig in der Arbeit, in Freud und Leid, im Verhältnis von Stadt und Land, das ist der Grundgedane dieses Volksfestes. Das muß auch der Grundge­danke unserer Politik sein. In seinen weiteren Ausführungen kam der Staatspräsident auf die in der Person des Veranstal­ters eingetretenen Veränderungen zu sprechen: Bis zum Kriege der Staat, heute Lanüwirtschaftskammer und Stadt. Erfreulich und unerfreulich zugleich. Unerfreulich durch das Zurücktreten des Staates, der allein die Volksgemeinschaft darstellt, erfreu­lich durch das Kraftgefühl der sich selbst verwaltenden Berufe und kommunalen Körperschaften. Der Staatspräsident dankte sodann der Landwirschastskammer und der Stadtgemcinde für die Uebernahme der Arbeit und die Einladung und mahnte zum gegenseitigen Verständnis von Stadt und Land. Nie dürfe ein Volk vergessen, daß der Wehrstand und der Nährstand nie ver­nachlässigt werden dürfe. In Staaten mit starker Industrie neige man leicht zu einer einseitigen Jndustriepolitik, aber das räche sich früher oder später am ganzen Volke. Der Staats­präsident schloß mit dem Wunsche, daß es dem württ. Volke in einer Zeit, die wir noch selbst erleben, vergönnt sein möge, in «voller Freiheit die Früchte seiner Arbeit selbst zu genießen, und mit einem Hoch auf Württemberg und sein Volk.

Nachdem sodann das WürttembergerlieÄ gesungen war, erfolgte die Preisverteilung und die Vorführung der Preis­gekrönten Tiere.

Einen Hauptanziehungspunkt bildete am Samstag nach­mittag das Fischerstechen im Neckar zwischen der König-Karls- Brücke und «der Eisenbahnbrücke. Das Fischerstechen ist ein Wasserturnier und den alten Ritterturnieren nachgeahmt. Die Kämpfer, mit Kostümen und Masken verkleidet, suchen sich mtt eingelegten Lanzen ins Wasser zu stoßen. Es erregte großen Beifall, wenn einer der Kämpfer oder gar beide zusammen kopfüber in das nicht eben warme Wasser fielen. Während des­sen fand im Vorführungsring der 1. Teil des Reit- und Fahr­turniers statt mit Wettkämpfen der ländlichen Rettervereine, Eignungsprüfungen für Gespanne und Jagdspringen. Auch wurde eine Batterie des Artillerieregiments ö vorgeführt, die auf dem Platze zum Erschrecken aller eine Salve über die Ah­nungslosen hinweg abgab.

Den Hauptfesttag bildete der Sonntag. Während am Vormittag es noch etwas regnete, brach bald darauf die Sonne am Himmel durch und konnte sich den ganzen Tag über be­haupten. Die warme Witterung lockte große 'Menschenmassen auf den Wasen, um die Ausstellungen und die Vorführungen zu besichtigen oder dem Festtrubel in den Vergnügungsstätten sich hinzugeben, die vor den eigentlichen Ausstellungsräumen auf­gebaut sind. In der Frühe hatten sich schon die Landwirte zum Kursaal nach Cannstatt begeben, wo die Mitgliederversamm­lung des landw. Hauptverbandes und der württ. Bauerntag stattfand. Der Präsiden des landw. Hauptverbandes, Dietlen, begrüßte die Versammlung und ermahnte sie, das Gesehene und Gehörte zum Wohl der heimischen Landwirrschaft auch in die Tat umzusetzen. Nach Vorträgen von Dr. schiele-Naum­burg Wer Steuerfragen und von Reichstagsabg. Vogt-Gochsen Wer landw. Tagesfragen wurden Entschließungen angenom­men, worin die württ. und Hohenz. Landwirtschaft die Absicht der Reirhsregierung, der Landwirtschaft gewissen Zollschutz zu gewähren, begrüßt, aber die dem Reichstag vorgelegte Zoll­vorlage als ungenügend bezeichnet. Die Landwirtschaft sei sich bewußt, daß Opfer gebracht werden müssen, um Schlimmeres zu verhüten, Loch müsse sie eine gerechtere Verteilung der Steuerlasten fordern. Der ungünstige Ausfall der diesjährigen Ernte müsse bei der Veranlagung der Einkommen- und Um­satzsteuer individuell berücksichtigt werden. Infolge des schlech­ten Ernteergebnisses sei es der Landwirtschaft auch unmöglich, die gewährten Erntekredite rechtzeitig zurückzuzahlen. Daher müsse Verlängerung der Kredite mit mäßigem Zinsfuß ver­langt werden. Das heutige System der Sozialversicherung verbittere nur die Landwirte. Ihre volkswirtschaftliche Be­deutung rechtfertige heute noch nicht Len Umfang Ser Bela­stung der landw. Betriebe. In einer weiteren Entschließung wird gegen den deutsch-spanischen Handelsvertrag Protest er­hoben. Noch in den Vormittagsstunden fand die Trachtenschau, an der sich etwa 40 Gruppen der verschiedensten Trachten aus allen Teilen des Landes mit Festwagen beteiligten, statt. Nach­mittags nahm das Reit- und Fahrturnier seinen Fortgang, dem eine ungezählte Menschenmenge als Zuschauer beiwohnte. Das Hindernisrennen war allerdings durch den noch feuchten Rasenboden beeinträchtigt und brachte manchen Reiter zu Fall. Das größte Interesse erregte eine Quadrille des Reiter­regiments 18 in historischen Uniformen aus der Anfangszeit des 19. Jahrhunderts. Es war ein seltenes farbenprächtiges Schauspiel, -das sich unter den Klängen einer Reichswehrkäpelle in «vollendeter Form darbot, wobei die Befehle wie in früherer Zeit nur durch Pfiffe gegeben wurden. Es war ein Reiter­kunstwerk, das besonders bei der Jugend große Begeisterung auslöste und allen in «steter Erinnerung bleiben wird. Das Reit- und Fahrurnier wird morgen zu Ende geführt. Damit hat das landw. Hauptfest seinen Höhepunkt überschritten und wird am Dienstag abgeschlossen.

Baden.

Pforzheim, 27. Sept. Heute früh spielte sich hier, im Hause Eutingerstraße 24, ein Familiendrama ab. Die dort wohnende Frau des Heizer« Karl Oberst beschloß wegen ehelicher Zwistigkeiten, mit ihren beiden 8 und 10jährigen Töchterchen in den Tod zu gehen. Sie schloß und verstopfte alle Oeffnungen der Wohnung und öffnete dann die Gashähnen. Allein, ehe ihr Vorhaben zum Ziele führte, wurde e» bemerkt. Man fand die Frau mit den Kindern zwar schon

bewußtlos, aber noch lebend, und brachte sie sofort nach dem Kran­kenhause, wo alle Maßnahmen getroffen wurden, um die Bewußtlosen am Leben zu erhalten. Man hofft, daß dies gelingen wird.

Rastatt, 24. Sept. Eine vortreffliche behördliche Maßnahme wurde hier getroffen, nach der das abendliche Herumstreifen schul­pflichtiger Kinder «einschließlich der Fortbildungsschüler) aus öffent­lichen Straßen, Plätzen und in öffentlichen Lokalen (Wirtschaften usw.) in den Monaten November, Dezember und Januar nach 7 Uhr abends, in den Monaten Februar, März, September und Ok­tober nach 8 Uhr abends und in den übrigen Monaten nach st,10 Uhr abends verboten wird. In der Anordnung wird weiter ausge­führt, daß Eltern und sonstige Personen, die es unterlaßen, die ihrer Gewalt und Aufsicht unterstehenden schulpflichtigen Kinder von sol­chem Herumstreifen abzuhalten, mit Geldstrafen bis zu 80 Mark be- legt oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft werden. Gleiche Strafen haben die im strafmiindigen Alter stehenden schulpflichtigen Kinder zu gewärtigen, soweit nicht gegen sie Schulstrafen erkannt werden.

Aus dem Oberland, 26. Sept. Entgegen allen Erwartungen war die Traubenreife bis Mitte September doch weiter vorgeschritten, als man nach der wenig günstigen Witterung des Spätsommers an­nehmen durfte. Sehr vorteilhaft sind für die Weinberge die Sonnen­tage der vorigen Woche gewesen, noch eine oder besser zwei Wochen solcher Sonnenbestrahlung wäre für die Reben ein wahrer Balsam gewesen. Leider hat man der Mahnung des Freiburger Weinbau­instituts nicht überall Gehör geschenkt. Am nördlichen und nordöst­lichen Kaiserstuhl ist gestern und vorgestern mit dem tzerbstgeschäst begonnen worden, Amoltern und Endingcn standen an der Spitze. In Känigschaffhausen und Kiechlinsbergen will man im Laufe der Woche ebenfalls noch herbsten. In den Orten Iechtingen und Bi- schoffingen soll zu Anfang nächster Woche die Traubenlese ihren Anfang nehmen. Im Markgräflerland will man mit der Weinlese noch etwas zuwarten.

Schopfheim, 27. Sept. Schneidermeister Dißlin in Echopfheim konnte dieser Tage seine 60jährige aktive Mitgliedschaft bei der Feuer­wehr feiern. Mit seinen 86 Jahren nimmt er noch an den Hebungen teil. Er darf die Bezeichnung als dienstältester Feuerwehrmann Deutschlands, sicherlich Süddeutschlands, in Anspruch nehmen.

Heidelberg, 27. Sept. Die Desertionen von Marokkanern aus dem besetzten Gebiet nehmen immer größeren Umfang an. Da unsere Gefängnisse überfüllt sind, hat man, wie das Heidelberger Tageblatt berichtet, in Heidelberg, wo elf Marokkaner in Frage kamen, die Regelung getroffen, diese Leute aus den städtischen Gütern ohne Ent­gelt z u beschäftigen. _

Bernnichtes.

Kein Spielzeug für die Kinder. Als der 12jährige Josef Bogenschütz in Zollern Lei Hechmgen seine 7 Millimeterpistole, die er in der Westentasche Lei sich trug, herauszichen wollte, entlud sich die Waffe und er erhielt einen Bauchschuß, der ihm durch Leber und durch Darm ging. Der Schwerverletzte wurde nach Tübingen überführt und in die Klinik eingeliefert, wo sofort die Operation stattfand. Sein Zustand ist ernst

Ein Bahnhofsvorsteher als Kohlenschieber. Der Bahn­hofsvorsteher Otto Weiße in Laucha wurde zu zwei Jahren sieben Monaten Gefängnis und fünf Jahren Ehrverlust ver­urteilt, weil er in der Zeit vom März 1920 bis November 1922 Kohle der Reichsbahn waggonweise an Jndustrisfirmen, in einem Falle gleich zehn Waggons, an eine Firma verkauft und das Geld für sich behalten hat.

Selbstmordversuche Haarmanns. Wie aus Göttingen ver­lautet, wo sich der Massenmörder Haarmann bis zu seiner letzt erfolgten Rücküberführung in das Gerichtsgefängms Hannover in der Irrenanstalt befand, versuchte Haarmann in den letzten Tagen wiederholt, sich das Leben zu nehmen. Doch wurden alle diese Versuche vereitelt.

Folgen der Untreue. In Wien hat sich ein sonderbares Familiendrama zugetragen. Eine 45jährige Drechslersfrau hat sich aus Kränkung darüber, daß ihr Mann Beziehungen zu einer Köchin unterhalten hatte, aus dem vierten Stockiverk in die Tiefe gestürzt, wo sie auf der Stelle tot liegen blieb. Die Frauen der Umgebung zogen darauf zu dem Hause, in dem die Köchin bedienstet ist und wollten diese lynchen. Die Polizei mußte die Köchin in Schutzhast nehmen, um sie vor der Wut der Frauen zu schützen. Jetzt hat sich nun der Ehemann aus demselben Fenster in die Tiefe gestürzt und blieb mit zerschmet­tertem Schädel tot liegen. _

Handel und DerkebrI

Göppingen, 28. Sept. (Schafmarkt.) Dem Schafmarkt waren zugeführt 836 Schafe, verkauft wurden 389. Die Preise betrugen pro Paar: Lämmer 44, Kilberjährlinge 52, Hämmel 6270, Gölt- schafe 5861, Brackschafe 40, Zuchtschafe 83, Mutterschafe 50 Mark.

«Fruchtpreise. In Leutkirch kostete Eaatweizen 14 M., Mahlroggen 15 18, Gerste 1214, Haber 1214, neuer Haber 10, Dinkel 1214 M., in Wangen i. A. Saatveesen 1416, Saat­roggen 1517, Gerste 15, Haber 13,5015, Weizen 17 M-, in Nürtingen Weizen 14,50, in Winnenden Weizen alte Ernte 14, neue Ernte 1112, Haber alt 14, neue Ernte 710, Dinkel 12, Gerste 12 M. pro Zentner.

Vieh- und Schweinepreise. In Rosenfeld galten Ochsen 525, Kühe 580, Kalbinnen bis 600 und Jungvieh 90280 M., Pferde von 350 M. ab, je das Stück, Milchschweine 4080 M. das Paar. In Welzheim kosteten Farren 2304M, Ochsen 4M bis 760. Stiere 2M-3M, Kühe 250 - 450, Rinder 200400, Kalbeln 450 - 650, Kälber 80-140, Milchschweine 20-35, Läufer 30-40 M., je das Stück. In Gaildorf kostete ein Milchschwein 1632 M., in Gerabronn 1527 M., in Nürtingen 2535, I Läufer 68 M., in Schömberg Milchschweine 1319 M., in Winnen­den Milchschweine 2025, Läufer 4080 M., je das Stück.

Schweinepreise. Es kosteten in Balingen ein Milchschwein 2030 Mark, in Besigheim 1525, Läufer 35 bis M Mark, in Crailsheim Läufer 4580, Milchschweine 18-30 Mk., in Güg­lingen Milchschweine 1419, Läufer 3050 Mk., in U l m Milch- schweine 25 32 Mk., je das Stück.

»Leueft«» NoArttsdte».

Mannheim, 28. Sept. Zu dem Süddeutschen Republikanertag, der mit der Enthüllung eines Denkinals für Ludwig Frank verbunden ist, sind schon gestern nachmittag nach Tausenden zählende Teil­nehmer eingetroffen, darunter der badische Staatspräsident Köhler, General von Deimling, der frühere Reichskanzler Dr. Wirth, die Rcichstagsabgeordneten Haas nnd Löbc u. a. Nach einem Fackelzug durch die Stadt, woran sich mehr als 10000 Personen beteiligten, be­gann in den Sälen des Rosengartens und in anderen Sälen der Be- grüßungsakt. Fm Rosengarten sprach nach der Begrüßungsansprache des badischen Staatspräsidenten Köhler Reichstagsabgeordneter Haas über das Reichsbanner schivarz-rot-gold. Weitere Ansprachen hielten u. a. Reichstagsabgeordneter Löbe, der frühere Reichskanzler Dr. Wirth und Chefredakteur Bernhard.

Mannheim, 28. Sept. Für den im Weltkrieg gefallenen Reichs­tagsabgeordneten Dr. Ludwig Frank wurde heute ein Denkmal ent­hüllt. Das Reichsbanner schwarz-rot-gold veranstaltete anläßlich der Denkmalsiveihe einen Republikanischen Tag, zu dem etwa 20000 Teilnehmer aus allen Gauen Deutschlands eingetroffen waren. Die Veranstaltungen, die gestern mit einem Festakt im Rosengarten be­gannen, wurden heute morgen eingeleitet durch einen Festzug, der iim Mittag den Denkmalsplatz erreichte. Den Akt der Einweihung des Denkmals für Frank vollzog Chefredakteur Stampfer vom Vorwärts" in Berlin. Darauf übernahm der erste Bürgermeister, Dr. Walli, das Denkmal in die Obhut der Stadt Mannheim.

Weimar, 27. Sept. Der frühere Staatsbankpräsidcnt Loeb ist nach Frankfurt a. M. abgereist. Er hält sich in Frankfurt weiterhin den Behörden zur Verfügung. Aus seinem Wege zum Bahnhof wurden ihin von seinen Parteigenossen Kundgebungen dargebracht.